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C.I. Rayk, Communicator des mirilanischen Volkes, hat einen irrwitzigen Plan. Um den drohenden Angriff der feindlichen Konvulianer abzuwenden, setzt er auf die Hilfe des unberechenbaren, aber verdammt attraktiven Captain Bill Jandor. Das Problem dabei: Jandor ist seit einem Jahr inhaftiert und kaum gewillt, als Rayks Sklave diese Mission zu begleiten. Doch er hat keine Wahl ...
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Seitenzahl: 288
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Vol. 1-5
© the author
© dead soft verlag, Mettingen 2013
http://www.deadsoft.de
Cover: Irene Repp
E-Mail: [email protected]
Web: http://daylinart.webnode.com/
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Mann: © 2kphoto – fotolia.com
Sterne: © nicky2342 – fotolia.com
1. Auflage
ISBN 978-3-943678-76-5 (print)
ISBN 978-3-943678-77-2 (epub)
1.
C.I. Rayk betrachtete den Gefangenen nun schon seit geraumer Zeit. Er kannte jeden Quadratzentimeter seiner Haut, jede Narbe – jede alte und neu hinzugekommene –, jede der außergewöhnlichen Tätowierungen, die Captain Bill Jandors Körper zierte. Und doch faszinierte der Mensch ihn immer wieder aufs Neue.
Es war nicht so, dass die Menschen grundsätzlich anders waren als seine eigene Rasse. Sie unterschieden sich nur in wenigen Details. Aber Rayk wusste sehr wohl, warum es ihn immer wieder zu Jandors Zelle zog. Und das war alles andere als gut, denn er hatte den Vorsitzenden des Komitees in der Krisensitzung an diesem Morgen einen absurden Vorschlag unterbreitet.
„Sie sind sicher, dass Sie dieses Wagnis eingehen wollen?“ Master Colgron sah ihn aufmerksam an. „Bill Jandor war Captain eines Piratenschiffes. Er ist bekannt für seine Unberechenbarkeit, seine Brutalität und selbst die Gefangenschaft hat ihn nicht verändert.“
Rayk nickte langsam. Er hatte lange darüber nachgedacht. Jandor war ein erfahrener Captain, er hatte ein kleines, wendiges Langstrecken-Shuttle, das den Schiffen seines eigenen Volkes in vielen Dingen überlegen war, und er war wagemutig genug, diese Mission zu begleiten – wenn auch nicht ganz freiwillig, wie Rayk sich eingestand.
„Die Konvulianer werden uns angreifen, wenn wir nicht auf ihren Vorschlag reagieren. Sie sind ein aggressives Volk ...“ Rayk zögerte. „Ich befürchte, niemand von uns kann diese Verhandlungen allein führen.“
„Sie sind unser bester Mann für so eine Verhandlung, C.I. Rayk. Sie besitzen, neben ihren Kenntnissen im militärischen Bereich, auch die Fähigkeit, innerhalb kürzester Zeit andere Sprachen zu erlernen.“
„Das kann fast jeder Communicator!“
Acht Augenpaare ruhten auf ihm.
„Ich kann nicht allein nach Konvul fliegen“, warf Rayk ein.
„Aber Bill Jandor hasst uns“, gab Master Colgron zu bedenken. „Immerhin waren wir es, die ihn gefangen genommen haben.“
„Das Kopfgeld der Interstellaren Jurika war immens – ebenso der Schaden, den Jandor verursacht hat“, sagte C.I. Lago ernst. „Jandor ist erst seit einem Erdenjahr in unserer Gewalt, eine viel zu kurze Zeit, um eine Verhaltensänderung bei ihm zu bewirken.“
„Die Umerziehungsmaßnahmen werden ihn niemals wirklich verändern“, brummte Rayk leise. „Er ist ein Mensch.“
Master Colgron nickte bedächtig. „Ich schätze Ihren Vorschlag, C.I. Rayk, aber das Risiko, dass er nicht Ihren Anweisungen folgt, ist zu hoch. Ich sehe nur eine Möglichkeit, auch vor dem Hintergrund, dass ich Bill Jandor nicht in die Freiheit entlassen werde … Er muss sich Ihnen vollkommen unterwerfen.“
Rayk spürte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. Er wusste, was das bedeutete, und doch erklärte Master Colgron: „Sein Körper wird Ihnen gehören, C.I. Rayk, sein Wille dem Ihren unterstellt sein, und er wird weiterhin die Fußfessel tragen, die es Ihnen ermöglicht, ihn zu kontrollieren.“
„Sind Sie damit einverstanden, C.I. Rayk?“
Rayk nickte, noch immer wie betäubt.
„Wir werden alles für die Übergabe vorbereiten. C.I. Rayk?“
Rayk wandte sich an O.T. Pal, der ihn neugierig ansah. In seinen Augen blitzte gutmütiger Spott. „Sind Sie in der Lage, ihn zu nehmen oder brauchen Sie etwas Unterstützung?“
Unterstützung – pah! Als wenn er es nötig hätte, Pillen einzuwerfen. Wenn er Jandor betrachtete, wurde er immer sofort hart. Aber hier ging es nicht um eine romantische Nacht, nicht um ein heißes Liebesabenteuer. Rayk begann zu zweifeln, und wahrscheinlich hatte Pal das geahnt.
Er musste Jandor besteigen, ihn in Besitz nehmen, vor den Augen seiner Vorgesetzten, und Jandor durfte nicht einen winzigen Augenblick der Gegenwehr zeigen. Erst dann würden sie der Übernahme zustimmen.
Die Mirilaner waren ein friedliches Volk, das gewalttätige Auseinandersetzungen weitestgehend vermied. Was passierte, wenn Jandor der Übergabe nicht zustimmte? Wenn er sich gar wehrte? Jandor war durch die Umerziehungsmaßnahmen nicht sanftmütiger geworden – wie sie insgeheim erhofft hatten. Und Rayk wusste, dass er Jandor körperlich unterlegen war, wenn es zu einem Kampf kam. Auch wenn Rayk einem alten Kriegergeschlecht entstammte und einer der wenigen Mirilaner war, die in ihrer Ausbildung Kampftechniken studiert hatte.
Was ihm fehlte, war die Aggression. Er erschauderte leicht. Wenn es zu einem Kampf kam …
2.
Bill Jandor spürte die Blicke des Mirilaners auf sich ruhen. Er wusste, dass C.I. Rayk ihn beobachtete. Bill streckte sich auf seiner Liege aus, damit Rayk ihn besser ansehen konnte. Er hatte bereits früh erkannt, dass er den Mirilaner reizen konnte. Rayk war der Einzige gewesen, der wenigstens versuchte, ihm keine ernsthaften Schmerzen zuzufügen. Stattdessen hatte Bill in seinen Augen oft Begehren erkennen können. In diesen schwarzen Augen, in denen kleine Lichtpunkte entstanden, wenn Rayk erregt war – das hatte Bill schon herausgefunden.
Er schlug die Augen auf und begann zu grinsen, als Rayk sich verlegen räusperte.
C.I. Rayk war, wie die anderen Männer seines Volkes, groß gewachsen und schmalschulterig. Das bläulich silbrige Haar trug er kaum länger als Jandor. Viele andere Mirilaner-Männer hatten langes Haar, das ihnen über die Schultern fiel. Bei den meisten war es leicht gewellt. Und es wirkte so weich, dass Bill es gern angefasst hätte. Auch die Frauen der Mirilaner waren ungewöhnlich hübsch und zartgliedrig. Als Bill das erste Mal in Kontakt mit diesem Volk gekommen war, waren ihm spontan die alten Sagen und Geschichten über das Elbenvolk eingefallen. Bill hatte ein wenig recherchiert, und seine Neugier hatte ihn weiter in die Nähe dieses Volkes getrieben. Er hatte mehr herausfinden wollen. Ein Fehler, wie sich bald herausstellte, denn dieses sanftmütige Volk hatte ihn gefangen genommen und offenbar nicht vor, ihn allzu bald freizulassen. Stattdessen hielten sie ihn in dieser Zelle wie ein Zootier, das man dressieren und begaffen konnte. Ärger mischte sich in seine Gedanken, und er stand auf.
„Sir?“
Rayk trat näher. „Ich muss mit dir reden, Jandor.“
Bill versank in Rayks schwarzen Augen, doch dann zog er überrascht die Augenbrauen nach oben. „Reden?“, fragte er ironisch. Redeten sie nicht immer? Versuchten sie nicht ständig, ihn dazu zu bringen, noch mehr zu offenbaren? Bill hasste diese zunächst meist einschmeichelnde Gehirnwäsche, er hasste es, stundenlang weich gekocht zu werden. Und er fürchtete die Schmerzen, die er aushalten musste, wenn er sich widersetzte. Wobei es nicht der Schmerz an sich war, sondern seine Unfähigkeit, diesem zu entkommen. Sollte er wirklich bis in alle Ewigkeit in dieser Zelle schmoren?
„Reden.“ Rayk nickte knapp. „Geh zurück und setz dich auf deine Liege. Ich schalte die Gitterstäbe aus. Und mach keine Dummheiten, ich werde sofort deine Fußfessel aktivieren, wenn du … mir zu nahe kommst.“
Bill sah das kleine unscheinbare Gerät, das an einem kurzen Band locker an Rayks Handgelenk hing. Ein einziger Knopfdruck und er würde zusammenbrechen. Der Schmerz, den dieses Ding erzeugen konnte, war unbeschreiblich. Das hatte er mehr als ein Mal erlebt, und sofort spürte er das Gewicht der Fußmanschette, die seinen Knöchel umschloss. Sie war das einzige „Kleidungsstück“, das er besaß. Sie hatten ihm gleich nach seiner Gefangennahme die Kleidung weggenommen, um ihn zu erniedrigen und zu demütigen. In ihren Augen war Bill wahrscheinlich nicht mehr als ein Tier.
Folgsam setzte er sich zurück auf seine Liege und wartete, bis Rayk die Lichtstäbe deaktivierte und seine Zelle betrat. Sie waren sich schon öfter so nah gewesen, denn Rayk war ein Communicator und damit für die Sicherheit seines Planeten zuständig. Und doch war er jedes Mal froh gewesen, wenn es nicht Rayk gewesen war, der ihn verhörte und sich dem widmete, was die Mirilaner „Umerziehung“ nannte.
„Gehorchst du meinen Befehlen?“, fragte Rayk jetzt.
Was sollte diese Frage? Erstaunt und ein wenig zögernd sagte Bill: „Ja. Das sollte ich wohl besser, was?“
Rayk seufzte hörbar. Offenbar gefiel ihm Bills Antwort nicht. Er spielte mit dem Gerät an seinem Handgelenk, was Bill nervös machte. Doch er zwang sich, seinen Blick davon abzuwenden und Rayk ins Gesicht zu sehen.
„Setz dich gerade hin und spreiz die Beine.“
Bill erstarrte. So etwas hatte er bisher nicht tun müssen. Nur langsam kam er Rayks Befehl nach. Dass nun ausgerechnet Rayk derjenige sein würde … Bill fühlte sich auf seltsame Weise betrogen.
„Begehrst du Frauen oder Männer?“
„Diese Frage habe ich bereits beantwortet“, knurrte Bill ungehalten.
„Dann beantworte sie noch einmal.“ Rayks Stimme klang gleichmütig, aber Bill hörte die Schärfe, die in ihr mitschwang. Und der Mirilaner hatte einfach die besseren Argumente.
„Ich hatte sexuelle Kontakte zu Frauen und Männern“, sagte Bill und fügte hinzu: „Und seit einem verdammten Jahr habe ich gar keine mehr.“
„Du hast gesagt, dass du mit Männern aus deiner Mannschaft verkehrt hast, wenn keine Frauen zur Verfügung waren.“ Rayk war näher gekommen, stand jetzt fast zwischen Bills gespreizten Beinen.
„Ja.“
„Knie dich auf die Liege!“
Irritiert folgte Bill dem Befehl. Was wollte Rayk bloß von ihm? Wollten sie ihn jetzt demoralisieren, indem sie ausgerechnet Rayk schickten, um ihn zu vergewaltigen? Das hatte er den Mirilanern nicht zugetraut.
Bill spürte Rayks Hand in seinem Nacken, und die ungewohnte Berührung ließ ihn zusammenzucken. Aber Rayk drückte ihn nur mit sanfter Gewalt nach vorn, sodass er sich auf den Händen abstützen musste. Er war dem Mirilaner vollkommen ausgeliefert. Selbst wenn er es schaffte, ihm das kleine Gerät abzuringen – die Fußfessel würde ihn daran hindern, diesen Raum zu verlassen. Er hatte gesehen, dass seine Bewacher sie deaktivieren mussten, wenn sie mit ihm den Zellen-Raum verlassen wollten.
Rayks Hand lag noch immer in seinem Nacken, warm und schwer. Und mit wachsendem Entsetzen bemerkte Bill, wie er auf die Berührung reagierte. Es war etwas anderes, mit Rayks Gefühlen zu spielen, ihn zu reizen, wenn er selbst die Kontrolle behielt. Doch nun war er es, der ausgeliefert war. Und er hatte keine Ahnung, was Rayks Auftrag war.
Langsam glitt die Hand über seinen Rücken, zog die Linien der Tätowierungen nach, die seinen Körper zierten. Eine Gänsehaut überzog seine Arme, und Bill unterdrückte nur mit Mühe ein Schaudern, als Rayks Hand über seinen angespannten Hintern wanderte.
Da war ein Zittern ganz dicht unter der Oberfläche seiner Haut, er spürte es, hoffte aber, dass Rayk es nicht wahrnahm.
„Warum haben sie dich geschickt ...“, murmelte er.
„Hast du etwas gesagt?“ In diesem Moment umschloss Rayk seine Hoden mit den Fingern.
„Nein, Sir!“, presste Bill hervor und hielt ganz still. Die ungewohnte Berührung hatte ihn hart werden lassen, und damit hatte er mehr von sich preisgegeben, als er wollte.
Außerdem machte ihm Rayks vorsichtig wissende Erkundungstour mehr Angst, als die schmerzhaften Erziehungsmaßnahmen der anderen C.I.s.
„Ich muss etwas wissen“, sagte Rayk plötzlich leise.
„Was?“
„Wirst du dich mir vollkommen unterwerfen, wenn ich es einfordere?“
Bill verharrte wie versteinert. Hatte er sich verhört?
„Ich … glaube, ich verstehe nicht ganz ...“
„Ich habe die Übergabe beantragt. Weißt du, was das bedeutet?“
Bill schüttelte den Kopf.
„Ich brauche deine Unterstützung, aber der Rat hält dich für gefährlich ...“
Diese Aussage entlockte Bill ein ungläubiges Lachen.
„Meine Unterstützung …?“
„Willst du für immer in dieser Zelle bleiben?“, fragte Rayk unbarmherzig.
Die liebkosende Hand verschwand und hinterließ ein sehnsüchtiges Ziehen zwischen seinen Beinen.
„Was ist die Alternative?“, wollte Bill wissen.
„Du begleitest mich auf meiner Mission zu den Konvulianern … als mein Sklave.“
Bill glaubte im ersten Augenblick nicht, was er gehört hatte. Als Sklave?
„Und danach?“, fragte er rau.
„Du wirst mein Sklave bleiben.“
Bill schnaubte ungläubig. Er war Captain Bill Jandor! Hatte dieser Mirilaner den Verstand verloren? Wie konnte er glauben, dass er das Schicksal als Sklave vorzog!
Bill wagte es, sich auf seine Fersen zu setzen, um der demütigen Haltung zu entkommen, und Rayk hinderte ihn nicht daran. Mittlerweile war seine Erregung gänzlich abgeflaut.
Bill starrte Rayk an. „Wenn Sie mich als Sklave haben wollen, dann ist die Sache doch schon entschieden! Oder wollen Sie mir erzählen, ich hätte eine Wahl?“
Rayk seufzte und strich gedankenverloren über Bills muskelbepackten Oberarm, als wäre Bill bereits sein Besitz. „Du müsstest dich freiwillig unterwerfen“, sagte Rayk. „Sonst wird keine Übergabe stattfinden. Dein Status lässt es nicht zu. Der Rat hat dich als ‚sehr gefährlich‘ eingestuft. Wenn du meine Mission gefährdest, indem du mich verletzt oder tötest, dann ...“
„Was für eine verdammte Mission?“, unterbrach Bill ihn heftig.
Rayk wich ein Stück zurück und betrachtete ihn misstrauisch. Das kleine Höllengerät lag nun wieder locker in seiner Hand.
„Du sollst mich nach Konvul begleiten. Wenn alles gut läuft, dann können wir ein Abkommen schließen. Wenn nicht, muss uns etwas anderes einfallen. Die Konvulianer sind uns offenbar feindlich gesonnen und warten nur auf den passenden Moment, um uns anzugreifen.“
„Was passiert, wenn ich mich weigere, Sie zu begleiten?“
„Nichts.“
Bill spürte, dass sein Ärger wieder hochkochte. „Ihr habt mich seit einem Jahr hier eingesperrt, mit nicht mal einem Quadratmeter Privatsphäre – warum sollte ich euch helfen?“
Rayk zuckte mit den Schultern. „Die Konvulianer werden uns sonst früher oder später pulverisieren – bestenfalls“, sagte er nüchtern. „Und dich ebenfalls.“
Ein kleines akustisches Signal ließ Rayk aufhorchen.
„Wir hätten die Zeit besser genutzt ...“, sagte er missmutig. Er warf Bill einen langen, vollkommen undeutbaren Blick zu.
„Wenn ich wiederkomme, solltest du dich entschieden haben.“ Jetzt schwang so etwas wie eine Bitte in seiner Stimme mit.
Bill schnaubte. Er sah Rayk nach, wie der die Zelle verließ und die Lichtstäbe aktivierte. Vermutlich blieb ihm nicht allzu lange Zeit, um sich zu entscheiden.
Es war nicht so, dass er Rayk nicht attraktiv fand. Aber er sollte sich freiwillig unterwerfen! Jetzt! In einem öffentlichen Akt … nach einem Jahr der Abstinenz. Wut und Abscheu mischten sich in seine Überlegungen. Natürlich, es war verlockend, diese Zelle verlassen zu können. Und vielleicht würde es sogar eine Möglichkeit geben, Rayk zu überwältigen und sein Schiff wieder in seine Gewalt zu bringen. Diese Aussicht zauberte ein kaltes, berechnendes Lächeln auf sein Gesicht, von dem er genau wusste, wie es aussah.
„Jandor? – Jandor?“ Gorks zischende Stimme drang aus der Nachbarzelle.
„Hm?“
„Jandor, du hast einen 32er, oder?“
„Ja.“ Einen 32er – ein Todesurteil. Aber warum wusste Gork davon?
„Du wirst nie wieder ein besseres Angebot bekommen. Wenn du nicht mit Rayk gehst, wirst du hier verrecken!“
„Danke für den Hinweis“, sagte Bill trocken.
„Wenn die Mirilaner dich nicht eingefangen hätten, dann wärst du längst nicht mehr am Leben! Jedes andere Volk hätte kurzen Prozess mit dir gemacht!“
„Wer hat dich eigentlich nach deiner Meinung gefragt?“, knurrte Bill in die geisterhafte Schwärze, die alle Zellen umgab.
Hohles Lachen schallte als Antwort zurück. „Wenn die Konvulianer diesen Planeten zerstören, dann bin ich auch dran. Aber ich habe nur eine zeitlich begrenzte Strafe abzusitzen. Ich will hier nicht krepieren und schon gar nicht den Konvulianern in die Hände fallen. Und du mit Sicherheit auch nicht. Kapiert? Also tu gefälligst, was Rayk von dir verlangt.“
Bill setzte sich auf die Liege und presste seine Handflächen gegen seine Stirn.
Dieser beschissene Gork hatte recht. Rayks Angebot war das Beste, das er bekommen würde. Und vielleicht seine einzige Möglichkeit zur Flucht.
3.
„O.T. Pal“, kündigte der Computer den Besucher an.
Rayk öffnete die Tür per Knopfdruck und sie teilte sich mit einem fast unhörbaren Summen in der Mitte.
„Kommst du schon, um mich abzuholen?“
Pal bestätigte dies, aber ein kleines Grinsen umspielte seine Lippen. „Es ist mein Auftrag, dich zur Übergabe abzuholen, aber wir haben noch ein bisschen Zeit.“
Die Tür schloss sich lautlos hinter seinem Kollegen. „Du warst bei Jandor?“
Rayk nickte und sah dann, wie Pal etwas unter seinem Umhang hervorzog. Es war eine kleine Ampulle mit einer blau schimmernden Substanz. Pal war ihr Giftmischer.
Abwehrend hob er die Hände. „Verschon mich bloß mit deinem Zeug!“
Pal lachte leise. „Zier dich doch nicht so – ein Schluck und das Ganze macht dir gleich doppelt Spaß.“
Rayk wandte sich ab. „Ich brauche das ohnehin nicht … Jandor wird ablehnen.“
Pal fasste ihn an der Schulter, drehte ihn zu sich um. „Was hast du gesagt?“
„Er wird ablehnen“, wiederholte Rayk. „Es wird keine Übergabe geben.“
„Und was wird aus der Mission? Das Überleben unseres Volkes steht auf dem Spiel!“
Rayk betrachtete seinen Freund nachdenklich. „Wir müssen uns etwas Neues überlegen. Jandors Kreuzer steht uns zur Verfügung – dann muss ich mir eben einen neuen Mitstreiter suchen …“
Pals Augen weiteten sich erschrocken. „Aber nicht mich …!“
Als Rayk nichts darauf erwiderte, fragte er zögernd: „Hat Jandor gesagt, dass er ablehnt?“
„So ähnlich …“
„Du wirst niemand anderen finden, Rayk. Unter uns Mirilanern gibt es nur wenige, die in den Kampftechniken ausgebildet sind. Diplomat Aruien …“ Pal schaffte es tatsächlich, es auszusprechen, als sei Aruien eine Krankheit, „… ist zu wenig diplomatisch, was eine derartige Mission betrifft. Abgesehen davon traut ihm der Rat nicht über den Weg. Wenn du es nicht schaffst, mit den Konvulianern ein Abkommen auszuhandeln, wird es unweigerlich zu einem Kampf kommen. Vielleicht wirst du dich aus ihrer Gefangenschaft befreien müssen!“
Pal kaute auf seiner Unterlippe. „Dieser verfluchte Pirat! Warum lehnt er es ab, dich zu begleiten?“
„Er sieht nicht ein, uns zu helfen, weil wir ihn gefangen genommen haben! Das mag verständlich sein, aber ich hatte gehofft, dass er sich anders entscheidet.“
Seufzend ließ Pal sich auf einen Stuhl fallen. „Du bedauerst es, weil du ihn gern für dich gehabt hättest, oder?“, vermutete Pal mit der Treffsicherheit eines computergesteuerten Phaser A600.
Rayk schwieg, aber sein Schweigen schien Pal Bestätigung genug.
„Du hättest ihn längst haben können.“
„Es ist einem C.I. nicht gestattet, die Gefangenen sexuell gefügig zu machen“, zitierte Rayk stoisch den Gesetzestext.
Pal schnaubte belustigt. „Du kennst ihn seit einem Jahr, du bist immer wieder bei ihm gewesen – und ich habe von Anfang an gesehen, wie sehr du ihn begehrst. Willst du mir erzählen, dass du ihn nicht angefasst hast? Komm schon, er kennt deine Hand ...“
Hitze flutete Rayks Gesicht und lief in einer Welle über seinen Nacken an seinem Rückgrat entlang.
„Ich bin ein C.I. – kein Aufseher! Ich habe ihn nicht zu meinem Vergnügen gequält … aber ja, er kennt meine Hand“, fügte er widerwillig hinzu. Sie waren so lange befreundet, er wollte Pal nicht belügen.
„Mag er dich?“
Rayk lachte. „Glaubst du, ein Captain Bill Jandor hätte jemals so etwas gesagt? Er akzeptiert mich, ich habe nicht ein Mal seine Fußfessel aktivieren müssen.“
Pal starrte ihn an, dann sprang er überraschend auf. „Warte! Ich habe noch etwas Wichtiges vergessen!“
Erstaunt sah Rayk ihm nach, als er wie ein geölter Blitz aus seiner Wohneinheit verschwand.
Rayk spürte ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend, als die Tür sich öffnete und Bill Jandor in den großen Ratssaal geführt wurde. Sein Gang war seltsam schleppend. Vielleicht fiel das sonst niemandem auf, aber Rayk hatte immer die kraftvolle Eleganz von Jandors Bewegungen bewundert, die nun gänzlich fehlte.
Ein bodenlanger, dunkelgrauer Umhang bedeckte seine Blöße – und er trug einen Knebel. Rayk biss die Zähne zusammen.
Erst als Jandor und sein Aufseher in einigem Abstand stehen blieben, fragte Rayk laut: „Warum trägt er einen Knebel?“
Master Colgron, der auf einer etwas erhöhten Empore saß, hob verwundert die Augenbrauen.
„Wir sind nicht an seiner Meinung interessiert und möchten uns auch ungern irgendwelchen Beschimpfungen aussetzen. Wenn er mit der Übergabe nicht einverstanden ist, werden wir das sehen. Falls Sie in Gefahr sind, C.I. Rayk, werden wir nicht zögern, den Gefangenen zu töten.“
Jandor hob den Kopf und sah Rayk direkt in die Augen. Rayk konnte das Flackern in Jandors Blick nicht deuten – aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas Gutes zu bedeuten hatte.
Die Türen schlossen sich, zwei Aufseher postierten sich dort. Sie waren bewaffnet, wie Rayk überrascht feststellte. Weder Colgron, noch die übrigen Mitglieder des Rates, trauten Bill Jandor. Und vielleicht trauten sie auch ihm, Rayk, nicht, weil er anders war als die meisten Mirilaner. Sie gingen offenbar davon aus, dass diese Übergabe in einem Fiasko endete. Aber auf der anderen Seite hatten sie keine Wahl – sie mussten auf die Konvulianer reagieren. Und Rayks Idee schien die Beste gewesen zu sein.
„Bringen Sie ihn näher“, befahl Master Colgron nun dem Aufseher. Der schob Jandor mit Nachdruck an die Empore heran.
„Bill Jandor, ich nehme an, du weißt, warum du hier bist.“
Jandor hob den Kopf, um Colgron ansehen zu können. Und Rayk war sicher, dass nicht nur er den Hass in Jandors Blick erkennen konnte.
„C.I. Rayk hat sich bereit erklärt, dich in seinen Besitz aufzunehmen. Damit würdest du zu seinem Eigentum. Um diese Übergabe zu besiegeln, musst du ihm deinen Körper überlassen. Solltest du dich weigern oder wehren, wirst du wieder zu einem Gefangenen des mirilanischen Volkes.“
„C.I. Rayk – sobald er Ihren Samen trägt, gehört er Ihnen“, erklärte Master Colgron sachlich. „Kommen Sie weiter nach vorn. Sie müssen bestimmen, wie Jandor sich positionieren soll. Sie können Ihre Kleidung anlassen, wenn Sie das wünschen.“
Der Aufseher nahm Jandor den Umhang von den Schultern, und Rayk sah, dass Jandors Schwanz stand wie eine Eins. Erregte ihn diese Situation etwa? Rayk konnte sich das nicht vorstellen – nicht einmal vor dem Hintergrund, dass Jandor seit einem Jahr keinen Sex mehr gehabt hatte. Es passte einfach nicht zu ihm, dass Unterwerfung ihn erregte.
Als Rayk nähertrat, übergab der Aufseher ihm das Bediengerät der Fußfessel, und Rayk legte es auf den Tisch vor sich.
Er stand so dicht an Jandor, dass er dessen Körpertemperatur spüren konnte.
„Stütz dich dort ab“, sagte er leise und berührte Jandors muskulöse Arme. Jeder Muskel in Jandors Körper schien angespannt, dabei war seine Haut mit einem kalten Schweißfilm bedeckt. Rayk stutzte erneut.
Doch Jandor kam seiner Aufforderung nach und präsentierte ihm sein strammes Hinterteil. Rayk fühlte, wie das Blut in seine Körpermitte floss und ihn selbst hart machte. In diesem Augenblick trat alles andere in den Hintergrund. Es war ihm egal, wo sie sich befanden, dass sie nicht allein waren und auch, dass mit Jandor irgendetwas nicht stimmte. Mit einer Hand öffnete er die beiden Knopfleisten an seiner Hose. Colgron hatte gesagt, dass er sich nicht auszuziehen brauchte – dann würde er es auch nicht tun.
Aus der Tasche seines Hemdes zog er ein kleines Fläschchen mit Körperöl, das Pal ihm eben zugesteckt hatte. Es war legitim, dass er seinem zukünftigen Sklaven keine unnötigen Schmerzen bereiten wollte.
Doch als er einen öligen Finger vorsichtig in Jandors Spalt gleiten ließ, fühlte er, dass der ganz entspannt war. Obwohl seine Pobacken fast zitterten vor Anspannung, war sein Anus einladend weich. Und nicht nur das – Jandor drückte sich ihm entgegen, als könne er es gar nicht erwarten, dass Rayk sich endlich in ihm versenkte.
Rayk zog seine Hand zurück und ersetzte seine Finger umgehend durch seinen harten Schwanz. Er glitt so leicht in Jandors Körper hinein, dass ihm ein überraschter Seufzer entfuhr. Jandor blieb vollkommen still, aber er stemmte sich mit Kraft gegen Rayks Bewegungen, spreizte sogar die Beine noch ein wenig, als könne er gar nicht genug von Rayk bekommen.
Unbehagen breitete sich in Rayk aus, und ein übler Verdacht beschlich ihn. Er fasste mit einer Hand an Jandors Hals, um seinen Puls zu fühlen – Jandors Herzschlag war so langsam, als würde er schlafen.
„Warte, ich helfe dir“, flüsterte er ihm ins Ohr.
Er spuckte sich in die Hand und umschloss dann mit festem Griff Jandors Schwanz. Jandor verharrte kurz, offenbar unschlüssig, ob er sich in die eine oder andere Richtung bewegen sollte. Doch Rayk nahm ihm die Entscheidung ab. Er stieß sich tief in ihn hinein und besorgte es ihm gleichzeitig mit der Hand. So kam Jandor nur Momente später mit einem gequälten Aufstöhnen. Heiß lief sein Sperma über Rayks Hand und das hätte ihn selbst fast über die Schwelle getragen, doch er hielt sich zurück. Wie gern hätte er Jandors Knebel entfernt, als er die mühsamen Atemzüge hörte. Allerdings befürchtete er, wie Master Colgron, dass Jandor sich nicht unter Kontrolle hatte.
Rayk gönnte ihm nur einen kurzen Augenblick Ruhe, dann begann er erneut, sich in ihn zu stoßen. Und, wie er vermutet hatte, Jandor stemmte sich wieder gegen ihn. Nichts in seinem Verhalten zeigte, dass er bereits ein Mal gekommen war. Und als Rayk ihm zwischen die Beine fasste, fühlte er die festen Hoden und den Schwanz, der sich ihm erneut entgegenreckte.
‚Diese verdammten Bastarde!‘, schoss es Rayk durch den Kopf.
Schweiß lief ihm bereits an den Schläfen hinunter und bedeckte seinen Rücken. Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte, um sich weiterhin zurückzuhalten. Aber er wollte Jandor noch ein weiteres Mal Erleichterung verschaffen. Was der Rat wohl dazu sagen würde, wenn er sich noch Stunden mit Jandor vor ihren Augen vergnügte? Der Gedanke jagte ein irres Grinsen über sein Gesicht.
Er veränderte seinen Griff, liebkoste die zarte, glatte Haut, wünschte sich, seine Zunge darüber gleiten zu lassen. Aber jetzt war das nicht angebracht – und vielleicht würde sich die Gelegenheit nie ergeben.
Mit kurzen, festen Stößen trieb er sich selbst zum Höhepunkt und spürte, dass auch Jandor ein weiteres Mal kam.
Er lehnte seine Stirn an Jandors kühlen, schweißnassen Rücken, bevor er sich zurückzog.
Rayks Oberschenkel zitterten leicht, aber er wusste, dass Jandor sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Und er wusste, dass Captain Bill Jandor versuchen würde, ihn umzubringen, sobald sie allein waren.
Bereits als Rayk die Hose schloss, hörte er die Stimme von Master Colgron. Sie schien sehr weit entfernt zu sein.
„Damit ist die Übergabe vollzogen. Der Gefangene befindet sich nur noch eine Nacht in der Gewalt des mirilanischen Volkes. Er wird morgen mit seinem persönlichen Besitz an Sie übergeben, C.I. Rayk. Bitte bestimmen Sie, wohin er gebracht werden soll.“
Rayk räusperte sich, versuchte seine Gedanken zu ordnen – was ihm direkt nach einem Orgasmus ein wenig Schwierigkeiten bereitete. „Er soll direkt morgen früh zu seinem Schiff gebracht werden. Ich erwarte ihn dort.“
Als Rayk die Dusche verließ, wusste er bereits, dass er nicht mehr allein war. Pal hatte seine Wohneinheit betreten. Rayk hatte ihm über den Computer den Zutritt gestattet.
Er sah seinen Freund abwartend an, während er sich abtrocknete.
Pal hatte ein selbstzufriedenes Grinsen aufgesetzt. „Da hast du aber allen was geboten“, sagte er.
Rayk erwiderte das Lächeln nicht.
„Wer hat ihm das Prävo gegeben?“
Pals Augen blitzten belustigt auf. „Eine gute Idee, nicht wahr? Direkt in den Hintereingang, damit er nichts so sehr herbeisehnt wie die Erlösung.“
Rayk erinnerte sich an seine Erfahrung mit der Rauschdroge. Er hatte sich von drei Männern seiner Einheit durchnehmen lassen, um diese schmerzhafte Geilheit endlich loszuwerden. Sein ganzer Körper hatte in Flammen gestanden, die Gier war unerträglich gewesen.
„Du Sadist! Wie konntest du das tun?“ Rayk fuhr sich nervös durch die nassen Haare. Jandor würde die Nacht über Höllenqualen leiden. Und morgen mussten sie zusammen aufs Schiff.
„Er wird mich umbringen, das sollte dir klar sein.“
„Durch das Prävo und die Vorbereitung ist es für ihn kein bisschen schmerzhaft gewesen. Er könnte dir höchstens dankbar sein“, behauptete Pal. „Du hast es ihm zwei Mal ziemlich geil besorgt.“
Vorbereitung … das Wort klingelte in Rayks Ohren. Dann hatte er sich also nicht getäuscht. Jandor war so weich gewesen, als er in ihn eingedrungen war.
„Oh scheiße …“ Er ließ sich neben Pal auf den Stuhl sinken. Am liebsten hätte er ihn erwürgt, auch wenn er wusste, warum sein Freund das getan hatte.
„Wie … was habt ihr mit ihm gemacht? Auf was muss ich mich morgen einstellen?“
„Kofluoi, der Aufseher, hat ihn kurz langgemacht und ich habe ihm das Prävo reingedrückt. Als er dann aufgewacht ist, war er schon so heiß, dass ich ihn problemlos davon überzeugen konnte, sich mit dem Vibrostab etwas dehnen zu lassen. Wir hatten ja nicht mehr viel Zeit.“ Pal lachte anzüglich. „Du weißt, ich stehe nicht auf Männer – und schon gar nicht auf Männer der menschlichen Rasse wie Jandor, aber es war schon geil, wie ihm gleich in der Zelle einer abgegangen ist. Es war eine gute Mischung.“
Pal stand auf und klopfte Rayk auf die Schulter. „Ich wünsch dir viel Glück morgen.“
„Ha ha“, machte Rayk unwillig. Da kam ihm plötzlich eine Idee. „Ach, warte mal, Pal …“
4.
Als Bill am Morgen die Augen aufschlug, dachte er für einen Moment, alles wäre nur ein sehr schlechter – wenn auch verdammt realistischer – Traum gewesen. Er versuchte sich aufzusetzen und wusste sofort, dass er nicht geträumt hatte. Sein gesamter Körper schmerzte, jeder Muskel rebellierte bei der kleinsten Bewegung.
Diese Nacht war die reinste Hölle gewesen. Er hatte gebrannt, jede Faser seines Körpers hatte in Flammen gestanden. Er hatte Kofluoi angefleht, Rayk zu holen. Rayk hätte das Feuer vielleicht löschen können, so wie er das bei der Übergabe getan hatte.
Später hatte ihn der Zorn überrollt, ihn toben lassen! Zwei Mal hatte er sich den Arm an den verfluchten Lichtstäben verbrannt – und am Ende hatte Kofluoi ihn abgeschossen. Zum Glück mit der vollen Dröhnung und nicht nur, um ihn zu quälen. Bill wagte nicht, sich auszumalen, wie die Nacht verlaufen wäre, hätte er das alles bei vollem Verstand, aber komplett bewegungsunfähig, ertragen müssen. Das Ergebnis war allerdings, dass er sich jetzt kaum bewegen konnte.
Wenigstens war die Geilheit weg. Nur noch ganz schwach im Nachhall konnte er sich an das Gefühl erinnern … an Rayks Berührungen … Rayks feste Hände … Der bildhübsche Hurensohn hatte es gewusst! Er hatte es vielleicht sogar angeordnet, dass seine Leute vor der Übergabe noch einmal bei ihm vorbeisahen.
Bei allen verfluchten Göttern, Bill hatte sich aufgeführt, wie eine notgeile Hure. Selbst der verdammte Vibrostab, den O.T. Pal ihm verpasst hatte, war ihm willkommen gewesen! Was für ein Höllenzeug mussten sie ihm eingeflößt haben!
Oh, dafür würde er sich an Rayk rächen! Bill konnte seinen Zorn kaum bändigen, alles in ihm schrie nach Vergeltung. Er würde Rayk umbringen und mit seinem Schiff verschwinden. Die Mirilaner konnten ihm den Buckel runterrutschen! Sollten sie doch mit ihrem ganzen Planeten untergehen!
Schweigend nahm Jandor seine Kleidung entgegen und zog sich an. Es war ein seltsames Gefühl, wieder Kleidung zu tragen. Er bewegte sich langsam, seine Muskeln schmerzten heftig. Die Hose saß locker, offenbar hatte er während seiner Gefangenschaft abgenommen, aber der breite Ledergürtel ließ sich eng genug schnallen. Die Fußfessel drückte unter den hohen Stiefeln, aber der Aufseher machte keine Anstalten sie ihm abzunehmen. Egal, was passiert war, egal, wie er sich aufgeführt hatte – die Mirilaner fürchteten ihn noch immer.
Als er die Jacke schloss, atmete er einmal tief durch. Er musste jetzt ruhig bleiben, seine Gefühle so lange kontrollieren, bis er die Spaceangel wieder betreten konnte. Sein Schiff. Wenn die Mirilaner daran herumgepfuscht hatten, würde er ausrasten. Und dann würde er sich Rayk vornehmen. Bill spürte das kalte Lächeln, das sich auf seinen Lippen festsetzte – und es fühlte sich gut an.
Eine ganze Zeitlang hatte Rayk mit schweißnassen Händen auf dem Sessel hinter dem großen Schreibtisch gesessen. Mittlerweile waren seine Hände wieder trocken, doch die Nervosität hatte ihn noch fest im Griff.
Er konnte sich nicht vorstellen, in welcher Stimmung Jandor hier eintreffen würde. Aber er machte sich auf alles gefasst.
Ein Geräusch am Einstieg ließ ihn aufschauen. Und plötzlich stand Jandor mitten im Raum. Er füllte ihn mit seiner Präsenz, und Rayk hatte den Eindruck, als sei das Raumschiff viel zu klein für sie beide.
„Du verdammter Hundesohn!“, sagte Jandor kalt lächelnd und trat näher.
„Ich habe es nicht gewusst.“ Langsam stand Rayk auf.
Jandor versprühte so eine Aggressivität, dass Rayks erster Impuls war, zurückzuweichen.
„Glaub nicht, dass ich Angst vor dir habe, Bill Jandor.“
„Das solltest du besser, C.I. Rayk“, sagte Jandor gedehnt. „Denn ich habe vor, dich umzubringen.“
„Warte.“ Rayk stand auf und legte den schwarzen kleinen Kasten direkt vor Jandor auf den Tisch. Der starrte ungläubig darauf.
„Du musst die Bedieneinheit direkt an die Fessel halten und den blauen Knopf gedrückt halten. Ich habe sie entsprechend programmiert“, sagte Rayk und räusperte sich.
„Ist das ein Trick, um mich auszuschalten?“, fragte Jandor misstrauisch, als er nach dem Gerät griff.
„Nein, kein Trick. Ich hatte niemals vor ...“ Er brach ab, versank in Jandors ungewöhnlichen hellgrauen Augen.
„Soll ich dir helfen mit der Fußfessel?“
Jandor zögerte, wollte offensichtlich die Bedieneinheit nicht mehr aus der Hand geben. Doch schließlich setzte er sich, zog den rechten Stiefel aus und schob das Hosenbein nach oben.
„Wenn du mich verarschst, dann wird dein Tod ein Fest werden ...“
Rayk glitt vor ihm auf die Knie und deaktivierte die Fußfessel. Jetzt würde er erfahren, ob er sich in Bill Jandor getäuscht hatte.
„Vielleicht hättest du schon früher vor mir knien sollen ...“
Die schwarze Manschette sprang mit einem Klicken auf und Rayk hielt sie in den Händen. Im nächsten Augenblick wurde er gepackt und auf den großen Schreibtisch geworfen. Er wunderte sich kurz, wie viel Kraft Jandor besaß – immerhin war er selbst kein kleiner Mann.
Jandor lag auf ihm, sein Gewicht pinnte ihn auf die Tischplatte.
„Hast du wirklich keine Angst, Rayk? Oder bist du so naiv?“
„Ich habe keine Angst vor dir! Ich entstamme einem alten … Kriegergeschlecht. Ich bin anders als die meisten Mirilaner.“
Jandor stutzte, dann grinste er breit. „Ah, du hast gut zugehört, was? Habe ich das irgendwann einmal ausgeplappert, dass mich euer Volk interessiert? So, dann lag ich also mit meiner Vermutung richtig ...“ Seine Hand legte sich um Rayks Hals. „Bist ein ein Elb?“
Der schluckte, wehrte sich aber noch nicht. „Wenn du mehr darüber erfahren willst, musst du mich schon am Leben lassen.“
„Warum sollte ich dich leben lassen? Du hast mich bestiegen wie eine läufige Hündin!“
„Du hast es hingenommen“, erwiderte Rayk ruhig, auch wenn ihm das Atmen mittlerweile schwerfiel. „War dein Drang nach Freiheit oder der Wunsch bestiegen zu werden so groß?“
Jandor holte aus und verpasste Rayk eine unangenehme Ohrfeige. Immerhin hatte er nicht mit der Faust zugeschlagen.
„Ich habe eine der schlimmsten Nächte meines Lebens hinter mir“, knurrte er mit zusammen gebissenen Zähnen. „Ich war kurz davor, den Aufseher anzuflehen, mich zu ficken!“
Rayk nickte. „Ich weiß.“
„Du weißt nichts!“, fauchte Jandor aufgebracht.
„Doch, ich habe bereits am eigenen Leib erfahren, wie es ist …“
„... in Flammen zu stehen“, ergänzte Jandor leise. „Zu brennen, bis man glaubt, nur noch aus Geilheit zu bestehen.“
„Es tut mir leid“, presste Rayk hervor. „Ich wusste wirklich nichts davon.“
„Doch, du wusstest es“, widersprach Jandor. Seine Hand wanderte an Rayks Hals hinunter und schob sich oben in sein Hemd. „Du hast mir ins Ohr geflüstert, dass du mir helfen wirst.“
„Ich habe es nur geahnt, du warst so angespannt und dein Herzschlag so langsam … das ist typisch für Prävo.“ Rayk hielt den Atem an, als Jandor mit einer Hand begann, die Knöpfe von seinem Hemd zu öffnen.
„Es tut mir wirklich leid, aber ich konnte es auch nicht mehr ändern …“
„Ich habe dich noch nie nackt gesehen“, unterbrach Jandor Rayks Entschuldigung. „Du kennst meinen Körper in- und auswendig. Ich schätze, du könntest meine Tätowierungen blind nachzeichnen … so, wie du mich betrachtet hast.“
„Ich fand dich immer attraktiv“, gab Rayk zu. Er versuchte erneut, sich unter Jandor herauszuwinden, aber er hatte keine Chance.
„Sag mir eins, Jandor – willst du dich an mir rächen? Oder willst du mich töten?“