Cotton Reloaded - 46 - Oliver Buslau - E-Book

Cotton Reloaded - 46 E-Book

Oliver Buslau

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Beschreibung

Wer steckt hinter dem geheimnisvollen Drogenboss "El Doctor"? Und in welcher Beziehung steht die gefeierte Operndiva Ana Fernandez zu ihm? Die kolumbianische Sängerin kommt nach New York, um an der Metropolitan Opera die Hauptrolle in einer Verdi-Oper zu übernehmen. Jeremiah Cotton und Philippa Decker vom G-Team des FBI erhalten den Auftrag, den launischen Star zu überwachen. Doch als die Diva nur knapp einem Attentat entkommt, wird daraus schnell ein lebensgefährlicher Job. Und ausgerechnet kurz vor der Premiere verschwindet die Sängerin plötzlich spurlos -

COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie JERRY COTTON und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download.

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Inhalt

Cover

Was ist COTTON RELOADED?

Über diese Folge

Über den Autor

Titel

Impressum

1

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In der nächsten Folge

Was ist COTTON RELOADED?

Dein Name ist Jeremiah Cotton. Du bist ein kleiner Cop beim NYPD, ein Rookie, den niemand ernst nimmt. Aber du willst mehr. Denn du hast eine Rechnung mit der Welt offen. Und wehe, dich nennt jemand »Jerry«.

Eine neue Zeit. Ein neuer Held. Eine neue Mission. Erleben Sie die Geburt einer digitalen Kultserie: COTTON RELOADED ist das Remake von JERRY COTTON, der erfolgreichsten deutschen Romanserie, und erzählt als E-Book-Reihe eine völlig neue Geschichte.

COTTON RELOADED erscheint monatlich. Die einzelnen Folgen sind in sich abgeschlossen. COTTON RELOADED gibt es als E-Book und als Audio-Download (ungekürztes Hörbuch).

Über diese Folge

Folge 46.

Wer steckt hinter dem geheimnisvollen Drogenboss »El Doctor«? Und in welcher Beziehung steht die gefeierte Operndiva Ana Fernandez zu ihm? Die kolumbianische Sängerin kommt nach New York, um an der Metropolitan Opera die Hauptrolle in einer Verdi-Oper zu übernehmen. Jeremiah Cotton und Philippa Decker vom G-Team des FBI erhalten den Auftrag, den launischen Star zu überwachen. Doch als die Diva nur knapp einem Attentat entkommt, wird daraus schnell ein lebensgefährlicher Job. Und ausgerechnet kurz vor der Premiere verschwindet die Sängerin plötzlich spurlos …

COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie JERRY COTTON und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download.

Über den Autor

Oliver Buslau kam im Jahr 1962 zur Welt und wuchs in Koblenz auf. Er studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Bibliothekswissenschaft in Köln und Wien. Seine Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte er bereits als Schüler. Seit 1999 schreibt er Kriminalromane, u.a. die Serie um den Wuppertaler Privatdetektiv Remigius Rott. Er ist außerdem Chefredakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift »TextArt«, einem Magazin für Kreatives Schreiben, das er im Jahre 2000 gründete.

El Doctor

Oliver Buslau

BASTEI ENTERTAINMENT

Digitale Originalausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Uwe Voehl

Projektmanagement: Stephan Trinius

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven von © shutterstock: DmitryPrudnichenko|Pavel K|Slazdi|DW labs Incorporated

E-Book-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-2619-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

1

Der Mann stand im Dunkel neben einem der Lagerhäuser. Die kantigen Umrisse der Gebäude zeichneten sich scharf gegen den Nachthimmel ab.

Erst vor wenigen Minuten war er in diese verlassene Gegend in Newark, New Jersey, gekommen.

Neben ihm stand ein etwas angerosteter Pick-up mit einer Schutzplane über der Ladefläche. Etwa hundert Schritte entfernt verlief eine der kleinen Straßen, die durch das Industriegebiet unweit des Passaic River führten. Im rissigen Asphalt fast versunkene Bahngleise führten vorbei und verschwanden zwischen Unkraut und Büschen.

Jetzt, mitten in der Nacht, gab es hier kaum Verkehr. Ab und zu strich eine startende oder landende Maschine vom nahe gelegenen Newark Liberty Airport über die Gegend hinweg – verbunden mit dem dazugehörigen Lärm.

Der Mann wartete ruhig. Hin und wieder zog er an einer Zigarette. Jedes Mal glühte die Spitze rot auf. Nach einer Weile sah er auf seine Armbanduhr.

Schließlich näherte sich das Brummen eines Dieselmotors. Zwei Scheinwerfer wurden sichtbar, und ein kleiner Lkw bog langsam um die Ecke. Das Fahrzeug wirkte unauffällig und hatte keinen Schriftzug auf der Plane.

Der Mann tat einen Schritt zur Seite. Die Lichter trafen auf den Pick-up. Dann bremste der Lkw, der Motor erstarb, die Scheinwerfer blieben auf Standlicht, und der Fahrer stieg aus. Seine Gestalt war eine dunkle Silhouette, als er auf das Lagerhaus zuging. Er war groß und muskulös.

»Cliff?«, rief er in das Dunkel.

Der Wartende mit der Zigarette trat aus dem Schatten. Der gelbe Schein der Straßenlampe reichte gerade bis dorthin.

»Du bist Joe«, sagte er.

Jetzt war Cliffs grinsendes Gesicht zu sehen. »Genau der bin ich. Und du solltest nicht so viel rauchen. Hat dir das dein Arzt nicht gesagt?«

Cliff schwieg. Die Zigarette war nur noch ein Stummel. Er warf sie weg und zerkrümelte den Rest mit dem Absatz.

Beiden war klar, dass die Namen, die sie ausgetauscht hatten, nicht ihre echten waren. Es ging nur darum, sich gegenseitig zu erkennen.

»Wir sollten nicht so viel quatschen«, sagte Cliff. »Bringen wir’s hinter uns.«

»Wie du willst. Aber wenn ich mal was anmerken darf. Das hier ist der bescheuertste Platz für eine Übergabe, den ich mir vorstellen kann. Hier fahren doch sicher mal die Bullen Streife, oder?«

»Umso besser, wenn wir schneller machen.«

Joe nickte nur, ging zu seinem Lkw und öffnete die hintere Plane. Cliff folgte ihm. Der Ladebereich lag im Dunkeln. Joe hatte vorgesorgt. »Hier – eine Taschenlampe.«

Cliff nahm sie und schaltete sie ein. Der helle Strahl beleuchtete gestapelte Kartons mit dem Logo einer japanischen Elektronikfirma.

»Du hast nichts dagegen, wenn ich mir das erst mal genauer ansehe?«, fragte Cliff, wartete aber keine Antwort ab und stieg in das Dunkel.

»Nur zu«, meinte Joe.

Cliff riss drei Kartons auf. Was sich darin befand, war in Styropor und transparentes Plastik gehüllt. Wenn man es von der Verpackung befreite, sah es aus wie Computergehäuse. Mit ein paar Handgriffen enthüllte Cliff das Innere, und nun zeigte die Taschenlampe ordentlich geschichtete Päckchen. Sie enthielten weißes Pulver.

»Kannst gerne eine Probe nehmen«, sagte Joe von draußen. »Scheinbar stehst du ja auf Stoff. Oder war das eben nur eine normale Kippe?«

Cliff setzte seine Begutachtung fort. Er riss zwei zufällig ausgesuchte Tüten mit dem Fingernagel auf und tastete mit dem Finger nach dem Pulver. Er hütete sich jedoch, etwas davon an die Lippen zu führen. So was sah man hin und wieder im Fernsehen. Niemand, der wirklich mit Drogen zu tun hatte, nahm eine Geschmacksprobe. Man konnte sich auf die Art vergiften, wenn der Stoff nicht in Ordnung war. Oder sich zumindest eine Überdosis verpassen.

Cliff roch an seinen Fingern. Dann beendete er die Kontrolle. »Okay, packen wir um«, sagte er und kletterte aus dem Wagen.

Die Männer arbeiteten schweigend, schnell und effizient. Zehn Kartons wanderten in den Pick-up. Dann holte Cliff aus dem Handschuhfach einen Umschlag mit Geldscheinen.

»Scheint sich ja zu lohnen«, sagte er, während Joe in geübter Geschwindigkeit die Scheine zählte.

»Für dich doch bestimmt auch.«

Cliff zündete sich wieder eine Zigarette an.

»Dann mach’s mal gut«, sagte Joe und verstaute den Umschlag in der Innentasche seiner Jacke.

»Nicht so schnell.«

»Was ist noch? Ich hab’s eilig.«

»Ich will dich nur was fragen.«

Joes Gesichtsausdruck wurde misstrauisch. »Fragen haben wir nicht so gerne. Aber ich kann mir schon denken, was du wissen willst.«

»Tatsächlich?«

»Klar. Das fragen mich alle. Glaub mir.«

»Was will ich denn wissen? Oder besser: Was glaubst du, was ich wissen will?«

Joe machte einen Schritt zurück und sah Cliff abschätzig an. »Alle wollen einen Job bei El Doctor. Und ich bin sicher, dass es darum in deiner Frage geht.«

Cliff lächelte verlegen. »Ja, kann schon sein. Aber was ist daran schlecht? Ich würde mich gerne bei El Doctor bewerben, wenn das ginge.« Er druckste herum. »Hatte daran gedacht, mich zu verändern und so.«

Joe grinste über das ganze Gesicht. »Soso, verändern willst du dich … Was du nicht sagst. Vielleicht solltest du dann erst mal dafür sorgen, dass du bessere Übergabeplätze findest. Das hier ist ziemlicher Mist, weißt du das?«

Cliff seufzte. »Ist vielleicht nicht so optimal. Aber man lernt ja dazu.«

Nun kam Joe wieder dichter an ihn heran und beugte sich herunter. Cliff wich nicht zurück, wehrte sich auch nicht, als der andere ihn am Kragen packte. »El Doctor kann keine Leute gebrauchen, die noch dazulernen müssen«, zischte Joe. »Und bei El Doctor kann man sich nicht bewerben. Er findet dich. Nicht duihn. Ist das wenigstens bei dir angekommen?«

Er schubste Cliff nach hinten wie etwas Lästiges, das man loswerden wollte, wandte sich um, und stieg in seinen Lkw. Der Motor sprang an, und kurz darauf war Cliff wieder im Dunkel der Lagerhäuser allein.

Sofort wandte er sich dem Pick-up zu, holte ein Handy aus den Tiefen des Handschuhfachs und drückte eine Kurzwahltaste.

»Hi Steve, Zeery hier«, meldete sich Zeerookah – kurz Zeery genannt –, der für das G-Team des FBI für alles zuständig war, was mit Elektronik, Computern und den damit zusammenhängenden Überwachungen zu tun hatte. »Hat ja eine Weile gedauert. War’s ein schöner Einsatz?«

Special Agent Steve Dillagio alias Cliff warf die Zigarette weg und lachte. »Allerdings. Hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist. Ich denke, du hast ihn auf dem Schirm. Der Sender steckt tief unten zwischen den Kartons mit dem Drogendreck.«

»Yep«, rief Zeerookah. »Er fährt nach Norden. Wahrscheinlich kommt er rüber nach New York, wie wir vermutet haben. Kannst Dienstschluss machen.«

Dillagio lachte. »Dienstschluss? Du hast schon bessere Witze gemacht. Erst mal muss der ganze Mist hier in die Vernichtungsanlage. Und dann bleib ich natürlich am Draht.«

Der Agent trennte die Verbindung und stieg in den Wagen. Sekunden später bog er auf die Straße ab, und alles lag so verlassen da wie zuvor.

2

Das G-Team des FBI wusste, dass Joe in Wirklichkeit Hank Tabble hieß. Und natürlich wusste es schon lange, dass er für El Doctor arbeitete, einen Drogenboss, der in letzter Zeit immer mehr Einfluss gewann. Dass der sich auf seine Bedeutung einiges einbildete, zeigte sein Spitzname, den er sich verdeckten Ermittlungen zufolge angeblich selbst gegeben hatte.

El Doctor – so hatte man auch den legendären Drogenfürsten Pablo Escobar genannt, den skrupellosesten und reichsten aller Drogenhändler. Bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahre 1993 hatte er wahrscheinlich mehr Geld in seinen Besitz gebracht als je ein Mensch vor ihm. Niemand hatte rücksichtloser gemordet, gefoltert und erpresst als Escobar und das von ihm geführte Medellín-Kartell, das den Kampf um Anteile im Drogengeschäft in einen wahren Terror-Krieg verwandelt hatte. Escobar hatte in seinem Heimatland Kolumbien Ländereien besessen, die so riesig wie kleine Staaten waren. Nach wie vor wusste man nicht genau, was aus seinem unermesslichen Vermögen geworden war. Erst kürzlich hatte jemand in Miami für knapp zehn Millionen Dollar eine Villa gekauft, die einst Escobar gehört hatte – nur um sie abreißen zu lassen und auf dem Grundstück nach einem Versteck mit Geld zu suchen.

Und nun war ein neuer El Doctor aufgetaucht. Nach den Ermittlungen von Special Agent Dillagio hatte er einigen Einfluss gewonnen. Seine Identität lag allerdings vollkommen im Dunkeln.

Für das G-Team des FBI bedeuteten die Ermittlungen mühsame Kleinarbeit.

Die Special Agents Jeremiah Cotton und Philippa Decker hatten nur ein paar Hundert Meter südlich des Treffpunkts von Dillagio und Tabble in einem unauffälligen Kombi gewartet. Von Zeerookahs Angaben aus dem Hauptquartier geführt, übernahmen sie die Verfolgung.

»Wenn wir Pech haben, klappert er erst noch weitere Kunden ab«, sagte Cotton, der am Steuer saß und den Wagen durch die nächtliche Stadtlandschaft rollen ließ.

»Was dachten Sie denn, wozu er sonst die ganze Ladung dabei hat?«, meinte Decker. »Es wird eine lange Nacht. Oder sind Sie vielleicht schon müde?« Sie grinste. »Irgendwie habe ich Sie immer so eingeschätzt, dass Sie mit mir ganz gerne die Nächte verbringen. Oder ist das nicht so?«

»So viele Nächte, wie es waren, beantwortet sich die Frage wohl von selbst.«

»Ich meine freiwillig, Cotton. Nicht aus dienstlichen Gründen.«

»Wenn Sie mir da mal eine Chance geben, sehen wir weiter.«

Hin und wieder gab es kleine Momente, in denen es zwischen ihnen ein bisschen prickelte. Zumindest auf Cottons Seite. Doch wenn es mal dazu kam, zeigte sich seine Kollegin, die länger als er beim G-Team war und damit Weisungsbefugnis besaß, doch wieder eher kühl. Meistens dann, wenn es gerade mal für eine Sekunde zu so was wie einem Flirt gekommen war. Wahrscheinlich waren die kleinen Neckereien ihre spezielle Art, mit Stress umzugehen. Und die Ermittlungen im Fall El Doctor hatten schon für ziemlich viel Stress gesorgt.

»Ich frage mich, woher Steve die Geduld nimmt und auch noch so tut, als würde er mit dem Pack Geschäfte machen«, sagte Cotton. »Man sollte die alle einfach hochnehmen und fertig.«

»Und damit neue Arbeitsplätze bei El Doctor schaffen? Tolle Idee. Ich hatte eigentlich gedacht, wir sind hier, um den Sumpf auszutrocknen.«

»Wenn man sich die Berichte unserer Kollegen ansieht, reicht der Sumpf bis auf die andere Seite der Erdkugel. Eigentlich braucht man auch nur die Nachrichten zu verfolgen, um das zu wissen.«

Sie befanden sich jetzt auf der Interstate 95. Cotton drückte aufs Gas. »Da hinten ist er«, sagte Decker.

Cotton fuhr noch etwas schneller – wie getrieben von der Wut, die ihn plötzlich angeflogen hatte. Wenn er sich vorstellte, dass in dem unscheinbaren Lkw einer der Verantwortlichen für unzählige im Drogenelend lebende und auf Raten sterbende Menschen saß …

Aber Decker hatte ja recht. Ungeduld brachte nichts. Es war wie beim Angeln. Man musste einfach warten können, damit einem der ganz große Fisch ins Netz ging.

»Ich hätte als Junge in Iowa meinen Vater öfter beim Angeln begleiten sollen«, sagte er vor sich hin.

Decker runzelte verständnislos die Stirn. »Was meinen Sie?«

»Verstehen Sie eh nicht …«

Jetzt hatten sie Augenkontakt zu dem Lkw, der nun den Highway verließ. Es ging wieder ein Stück durch die unübersichtlichen Vorstädte.

Das Handy, das auf dem Armaturenbrett befestigt und laut gestellt war, meldete sich. Es war Dillagio.

»Na, Leute, wie steht’s? Habt ihr schon eine Idee, wo er hinfährt?«

»Nicht so schnell, Steve«, antwortete Decker. »Wir sind ja dran.«

Dillagio lachte, aber es war kein Humor darin. Es klang eher wie Spott. »Da liefere ich so eine schöne Vorarbeit, und ihr kommt nicht in die Gänge. Braucht ihr vielleicht Hilfe?«

Cotton antwortete. »Damit er dich am Ende noch sieht? Bleib, wo du bist. Oder geh schlafen. Falls du nicht ohnehin schon im Bett liegst.«

»Seid ihr sicher, dass ihr mich heute nicht mehr braucht?«

»Natürlich sind wir sicher. Das heißt, eine Frage hätte ich noch.«

»Ich wusste es. Schieß los.«

»Wie viel Ware ist noch in dem Wagen?«

»Gute Frage, Jeremiah. Du denkst dir messerscharf, dass er euch zum großen Unbekannten führt, wenn alles vertickt ist?«

»Exakt. Er wird ja an irgendwen die Kohle abgeben müssen, wenn er alles verkauft hat.«

»Drei Kartons sind noch drin. Das heißt, er kriegt noch mal dreißig Riesen. Wahrscheinlich hat er jetzt schon über zweihundert dabei.«

***

Seinen nächsten Kunden traf Hank Tabble alias Joe am Hudson River – auf der Seite von New Jersey, an einer abgelegenen Stelle zwischen Hafenkränen und ausgemusterten, vor sich hinrostenden Containern.

Cotton und Decker hielten den abgedunkelten Kombi an der einzigen Zufahrt zu dem Gelände verborgen. Decker stieg aus, kletterte auf einen der Container und beobachtete, wie der Deal vonstattenging.

»Er hat alles übergeben«, sagte sie, nachdem sie wieder zum Wagen zurückgekehrt war. »Jetzt wird es spannend. Mal sehen, ob er das Geld irgendwo hinbringt.«

»Oder sich einfach schlafen legt, mit den über zweihunderttausend unter dem Kopfkissen.«

Der Laster brummte an ihrem Versteck vorbei. Cotton wartete, bis auch der Kunde, der einen dunklen Lieferwagen fuhr, weggefahren war.

Danach gab er die Daten des Lieferwagens an Zeerookah im HQ weiter. Sämtliche Streifenpolizisten in der Umgebung würden Ausschau nach ihm halten, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Lieferwagen gestellt werden würde.

Es war ein beruhigender Gedanke, dass zumindest diese Ladung Gift nicht in den Handel floss.

Der Lkw war jetzt weit vorne. Zeerookah meldete sich und gab durch, wohin er fuhr. »Richtung New York City«, kam es aus dem Handylautsprecher. »Die Sache scheint sich zuzuspitzen.«

Wieder die Interstate 95. Bei Fort Lee ging es über den Hudson. Am südlichen Horizont, wo die breite Wasserfläche ins Meer mündete, leuchteten die Millionen Fenster der Wolkenkratzer von Manhattan – unterbrochen von bunten Lichtern der Neonreklamen, die von hier aus wie eine psychedelische Lightshow wirkten.

Tabble fuhr nicht in die Metropole hinein, sondern hielt sich Richtung Osten. Er durchquerte die Bronx und verlor sich dann in dem Straßengewirr von Soundview, einer Gegend mit Mietshäusern, die sich wie riesige Bauklötze unterschiedlicher Größe in den Himmel erhoben.