Crown of Blood and Feathers 2: Vertrauen - Kira Borchers - E-Book

Crown of Blood and Feathers 2: Vertrauen E-Book

Kira Borchers

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Beschreibung

**Stelle dich dem Erbe der Feen** Nie hätte Freya es für möglich gehalten, dass sie einmal zur meist gejagten Person im Land Ilandmera werden würde. Doch als Skafi birgt die Fee eine tödliche Macht in sich, die über die Zukunft des gesamten Reichs entscheiden könnte. Und auch wenn Freya die dramatischen Ereignisse im königlichen Palast am liebsten tief in sich vergraben würde, muss sie sich ihrem Schicksal stellen. Begleitet von Kian, der sie einst töten wollte und nun immer mehr in seinen Bann zieht, begibt sie sich auf die Reise. Dabei wird ihr nicht nur offenbart, wem sie wirklich vertrauen kann, sondern auch, wo ihr Platz ist – in einer Welt, die die Magie in ihr mehr denn je fürchtet … Was, wenn deine Magie über das Schicksal der Welt entscheidet? //Dies ist der zweite Band der magisch-fantastischen Dilogie »Crown of Blood and Feathers«. Alle Bände der Fantasy-Liebesgeschichte bei Impress: -- Crown of Blood and Feathers 1: Verrat -- Crown of Blood and Feathers 2: Vertrauen -- Sammelband der magisch-fantastischen Dilogie Diese Reihe ist abgeschlossen. //

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Kira Borchers

Crown of Blood and Feathers 2

**Stelle dich dem Erbe der Feen**

Nie hätte Freya es für möglich gehalten, dass sie einmal zur meist gejagten Person im Land Ilandmera werden würde. Doch als Skafi birgt die Fee eine tödliche Macht in sich, die über die Zukunft des gesamten Reichs entscheiden könnte. Und auch wenn Freya die dramatischen Ereignisse im königlichen Palast am liebsten tief in sich vergraben würde, muss sie sich ihrem Schicksal stellen. Begleitet von Kian, der sie einst töten wollte und nun immer mehr in seinen Bann zieht, begibt sie sich auf die Reise. Dabei wird ihr nicht nur offenbart, wem sie wirklich vertrauen kann, sondern auch, wo ihr Platz ist – in einer Welt, die die Magie in ihr mehr denn je fürchtet …

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Vita

Glossar

Danksagung

© Holger Borggrefe

Kira Borchers ist ein Nordlicht aus Schleswig-Holstein. Nach ihrer abgeschlossenen Verlagsausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print studiert sie nun Buchwissenschaft an der LMU in München. Neben dem Schreiben eigener Geschichten arbeitet sie in einem Buchverlag. In ihrer Freizeit entwirft sie Illustrationen oder lässt sich von Ausflügen in die Berge inspirieren. Ihre Leidenschaft zu Büchern teilt sie auf ihrer Instagramseite @kiras.zeilen.

Für all jene, die auch manchmal zweifeln.Habt Vertrauen. Es ist euer Schlüssel zum Glück.

Für Florian.Danke, dass du da bist.

Danke. Meinen Eltern, meiner Familie,meinen engsten Freunden.

Eure Unterstützung bedeutet mir so viel.

Prolog

Carsadesh

Evander

Vor zwanzig Jahren

Als die Torflügel zum Saal aufschwangen und er die Gruppe Soldaten erblickte, wusste er, dass sie alle sterben würden. Die wenigen Fackeln, die noch im Thronsaal brannten, tanzten im Windzug, der durch die Halle ging. In dem spärlichen Licht standen die Soldaten im Schatten, doch er musste ihre Gesichter nicht sehen, um zu wissen, wer sie waren und dass sie nicht mit friedlichen Absichten kamen.

Auf ihren Brustpanzern bildeten sich die gekreuzten Schwerter ab, die in Flammen standen. Das Wappen der Lafrander. Von den Klingen, welche die Männer in der Hand hielten, tropfte rote Flüssigkeit auf den hellen Marmorboden.

»Soldaten«, erhob er die Stimme und die Männer zu seinen Seiten zogen ihre Schwerter aus den Scheiden. Das Zischen dieser Geste durchschnitt die Stille wie die Klingen die Luft. »Kämpft, als hätte eure letzte Stunde geschlagen. Haltet die Stellung. Keiner der Feinde darf diesen Saal verlassen.«

Das Gebrüll war ihm Bestätigung genug. Ihm blieb keine Zeit. Er musste das Königspaar warnen, bevor es zu spät war. Wer wusste, wie viele der lafrandischen Männer unbemerkt in den Palast vordringen konnten? Warum hatte niemand Alarm geschlagen?

Aber darüber konnte er sich nun nicht mehr den Kopf zerbrechen. Er musste handeln. Und obwohl es sich falsch anfühlte, seine Kameraden im Saal mit den Feinden zurückzulassen, so wusste er, dass es das einzig Richtige war. Er musste allein nach dem Königspaar schauen; es war am unauffälligsten und vor den Türen ihrer Gemächer würde ihn ohnehin Verstärkung erwarten.

Seine Schritte trugen ihn in den Schatten eines Ganges, der im Dunkeln hinter dem Thron versteckt lag. Einen schnelleren Weg würde es zum Königspaar nicht geben und trotzdem kam er sich viel zu langsam vor. Er durfte nicht zu spät sein.

Ihm brannte noch eine Entscheidung auf dem Gewissen. Niemals würde er beide retten können – und das Kind. Deshalb atmete er erleichtert auf, als ihm eine Gruppe eigener Soldaten entgegenkam.

»He«, rief er ihnen zu. »Ihr müsst zum König! Sichert zusätzlich seine Gemächer, sie stürmen den Palast. Die Soldaten vor den Türen des Königs brauchen Verstärkung. Ich kümmere mich um die Königin. Die Lafrander sind hier.« Seine dunkle Stimme zitterte, hallte von den Wänden wider.

Er wollte einfach an den Männern vorbeilaufen, als ihn einer davon an der Schulter packte und zurückhielt. In den schwarzen Augen seines Kameraden erkannte er eine Bestürzung und Angst, die ihm selbst die Kehle zuschnürte. Das leichte Kopfschütteln ließ seinen Atem stocken und machte ihm deutlich, wie ernst die Lage war.

»Was?«, hakte er tonlos nach und wandte sich zu dem Soldaten um. »Was ist passiert?«

»Wir waren zu spät.« Der junge Krieger stockte. »Die Hauptstadt hat keinen König mehr. Danyel ist gefallen.«

Ohne länger zu zögern, riss er sich los und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, den Gang hinunter. Die Königin. Ihre letzte Hoffnung.

Mit aller Kraft klammerte er sich an sein Schwert, sodass seine Finger schmerzten. Die Königin durfte er nicht im Stich lassen.

Als er das Tor zu ihren Gemächern erreichte, schlug ihm sein Herz bereits bis zum Hals. Doch die Männer, die vor ihrem Zimmer Wache hielten, waren unversehrt, und auch aus dem Inneren war nichts zu hören. Das betätigte sich, als er in die Dunkelheit stürzte und die Tür hinter sich schloss. Auf dem Gang waren noch keine feindlichen Männer zu sehen gewesen.

Auch in dem Raum umhüllte ihn Finsternis, und es brauchte einige Atemzüge, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

»Hallo?«, fragte er verunsichert in die Stille, in der nur sein ungleichmäßiger Atem zu hören war.

Ein Schatten bewegte sich und er begab sich in Kampfposition, legte die Finger noch fester um den Griff seines Schwertes. »Königin?«

»Oh, dem Himmel sei Dank! Evander«, hauchte sie und damit fiel auch die Last von seinen Schultern. Sie lebte. Die Königin war am Leben, er war nicht zu spät gekommen.

Fast schon panisch erhob sie sich und entzündete einen kleinen Kerzenleuchter neben ihrem Bett. Sofort füllte sich das Zimmer mit einem warmen Licht, obgleich dunkle Schatten an den Wänden tanzten und die nahende Bedrohung unterstrichen.

»Was ist los?«, flüsterte sie und trat auf ihn zu.

Das dumpfe Trampeln der schweren Stiefel war das Einzige, das neben seinem wummernden Herzen in sein Bewusstsein durchdrang. »Wir haben keine Zeit, meine Königin.«

Auch wenn sich diese Schritte entfernten und an ihnen vorbeizogen, so blieb es eine Frage der Zeit, bis seine Männer in der Halle die Stellung nicht mehr würden halten können und die lafrandischen Soldaten auch bis zu diesem Raum vordrangen.

»Sie kommen«, krächzte er immer noch atemlos. »Die Lafrander haben die Hauptstadt eingenommen.«

»Wie schlimm ist es?«, hakte sie nach und Panik spiegelte sich in ihrem Blick wider. Eine Hand legte sie an ein kleines Bett, das zu ihrer Seite stand, und wiegte es hin und her, als könnte sie ihre Aufregung so unterdrücken. Dennoch erkannte Evander anhand ihrer dünnen Finger, wie sehr sie zitterte.

Alles in ihm widerstrebte es, die Worte auszusprechen, aber es führte kein Weg daran vorbei. »Der König ist gefallen, Majestät.«

Die Königin riss ihre zweite Hand in die Höhe und presste sie an ihr Herz. Der Schmerz stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und ihre Lippen begannen zu beben. Doch ihre Maske verrutschte nur kurz. Mit dem nächsten tiefen Atemzug richtete sie sich wieder auf, drückte den Rücken durch. Lediglich ihrer Stimme war anzumerken, was für ein Chaos tatsächlich in ihrer Seele tobte.

»Ich … dachte nicht, dass sie es tatsächlich wagen würden, unsere Position infrage zu stellen. Wir haben keine Kette mehr, oder? Keinen Mondstein?«

Zu allem Bedauern musste Evander den Kopf schütteln. »Nichts, meine Königin.«

»Schön. Es wird auch so gehen. Du musst mir nur eines versprechen«, holte sie aus und sah in die Wiege zu ihrer Seite. »Bring sie aus der Hauptstadt – egal, wohin. Bloß weg von diesem grausamen Ort.«

Evander riss die Augen auf. »Ich …«

»Versprich es mir!« Ihre Stimme brach. »Bitte bringe sie an einen sicheren Ort. Irgendwohin, wo es dieses …« Die Frau stockte und warf einen panischen Blick zur Tür. »… wo es nicht dieses Grauen gibt«, wiederholte sie ihre Bitte dieses Mal ruhiger.

»Meine Königin, ich habe Euch einen Eid geschworen«, setzte er an. »Ich habe mit meinem Leben geschworen, das Eure zu beschützen. Ich kann Euch nicht einfach hier zurücklassen.«

»Du musst. Wir werden nicht alle lebend aus diesem Palast hinauskommen. Wenn es stimmt, was du mir gesagt hast, dann gibt es kein Entkommen. Dann ist Carsadesh verloren und mit der Stadt auch die Magie in diesem Land.« Die Königin trat dichter an die Wiege. »Sie werden Magier jagen. Sie werden Skafi töten – jene wie mich und jene mit weniger Macht. Das haben die Lafrander seit Wochen angekündigt und nun werden sie ihre grauenhaften Versprechen in die Tat umsetzen. Unser Blut ist dem Tod geweiht, zusammen mit all jenen, in deren Adern Magie fließt.«

»Wir müssen aufbrechen, Majestät«, fiel er ihr ins Wort. Ein heißer Schauer lief ihm den Rücken hinunter, als ihr eisiger Blick ihn traf.

»Nicht wir. Du wirst mit meiner Tochter die Stadt verlassen. Allein. Diesen Kampf kann ich nicht gewinnen und ein einzelner Reiter fällt weniger auf als eine verschleierte Frau, die von einem Soldaten begleitet die Stadt durchquert.« Sie schüttelte den Kopf. »Für mich gibt es keine Hoffnung. Aber für sie. Für Freya.«

Evander glaubte, er hörte nicht richtig. Niemals würde er seine Königin in den Mauern dieser Stadt zurücklassen und schon gar nicht in die Hände dieser barbarischen Krieger übergeben. »Nein. Ich –«

»Nimm sie!« Die Königin schrie nun fast. »Niemand darf von ihr erfahren. Niemand darf wissen, dass es ein Kind gab. Wir haben ihre Geburt nicht ohne Grund noch vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Ich habe mich nicht umsonst wochenlang zurückgezogen und meinen Bauch versteckt. Es war abzusehen, dass früher oder später etwas geschehen würde. Ich … habe nur nicht damit gerechnet, dass sie den Palast … dass sie hier wirklich unvorbereitet eindringen und ohne ein Gespräch einen Krieg anzetteln. Für so hinterhältig habe ich selbst Thorn nicht gehalten. Lafrandern konnte man noch nie trauen. Aber das spielt nun wohl keine Rolle mehr. Niemand darf von meinem Kind erfahren.«

Der eindringliche Blick der besorgten Mutter traf ihn. Alles in ihm sträubte sich dagegen, das kleine Mädchen an sich zu nehmen und von seiner Mutter zu entfernen. Aber ihm blieb keine Wahl.

»Ich befehle es dir«, setzte sie mit Nachdruck hinzu. »Und wenn du mir noch einen letzten Wunsch erfüllen würdest, wäre ich dir auf ewig verbunden.«

Er nickte, während ihn ein seltsames Kribbeln wie eine Vorahnung durchfuhr. Das konnte sie nicht von ihm verlangen. Sein halbes Leben hatte er dieser Familie gedient, hatte ihre Leben verteidigt.

»Bevor du dieses Zimmer verlässt …« Sie stockte und strich sich durch ihr braunes, zerzaustes Haar. »Versprich mir, dass du mich tötest. Überlass mich nicht den feindlichen Soldaten.«

Er öffnete den Mund, wollte widersprechen. Doch sie kam ihm zuvor.

»Du weißt genauso gut wie ich, was sie mit einer verwitweten Königin machen werden, die schutzlos in ihrem Schlafgemach vorgefunden wird.«

Wie gern er sie vom Gegenteil überzeugt hätte. Zu gern hätte er ihr versichert, dass alles gut werden würde, aber er hatte diese Männer gesehen. Die Übergriffe in den letzten Wochen hatten ihren Durst nach Blut gezeigt.

»Ich verspreche es«, hörte er sich sagen, als spräche jemand anderes.

Sie nickte zufrieden und trat zurück zu ihrem Bett, warf einen letzten Blick auf ihr kleines Mädchen. »Pass auf meine Freya auf.«

Nach diesen Worten legte sie sich in ihre weißen Kissen nieder, zog die Decke über ihren Körper und schloss die Augen. »Tu es rasch.«

Und das tat er. Weil ihm bewusst war, dass ihn nur jede weitere Minute, jeder weitere Gedanke, daran hindern würden, ihrer Bitte nachzukommen.

Er starrte auf das dunkle Rot, das sich über das weiße Bettlaken verteilte. Starrte auf die Flecken an seinen Fingern und die Schlieren auf seinem Schwert. Die Augen der Königin würden für immer verschlossen bleiben und es war seine Schuld.

Doch als er vor die Wiege trat und das kleine Kind die langen Wimpern aufschlug, starrte er in zwei so vertraute Augen, und sein Herz brach. In dem Moment schwor er sich, alles für das Mädchen zu tun – für Freya. Es würde seine letzte Aufgabe sein, bevor er für immer sein Schwert niederlegte.

In den tiefschwarzen Pupillen der Prinzessin erkannte er die Königin. Vielleicht würde das Mädchen ja eines Tages tatsächlich die Krone dieses Landes tragen. Und all das Unrecht und Blut, das daran klebte, würde mit dem Gewicht der Macht auf ihren Schultern lasten. Vielleicht war sie die Hoffnung des Landes, das dem Untergang geweiht war. Vielleicht war sie die Hoffnung, die Ilandmera wieder Gerechtigkeit bringen würde.

Kapitel 1

Carsadesh

Freya

Jetzt

Blut. Überall. Männer, die zu Boden gegangen waren und deren dunkle Körper auf dem hellen Marmor lagen, als würden sie schlafen. In einem Meer aus roter Farbe.

Und mitten unter diesen Soldaten hatten der König und ein kleines Mädchen ihre Augen für immer verschlossen.

Wie gelähmt stand ich da, konnte nur dem unregelmäßigen Schlagen meines Herzens lauschen. Wagte es kaum zu atmen. Die Stille brannte sich in mich wie weitere Waffen, die meine Haut zerschnitten. Mein Körper war zu leer, um noch eine einzige Träne zu weinen. Zu grausam war das Bild, das sich vor mir ergab. Was hatte er nur getan? Was für einem Monster hatte ich das Leben von mir und meiner Schwester in die Hände gegeben?

»Ich hoffe, du hast einen Plan«, zischte Kian mir zu, der unmittelbar neben mir stand. »Denn wenn nicht, dann mache ich mir doch allmählich Sorgen.« Er versteifte sich augenblicklich wieder. Das Schwert hielt er noch immer schützend vor uns, als könnte es uns vor Luans Kräften bewahren.

Ich wollte ihm versichern, dass mir schon etwas einfallen würde, aber meinen Mund verließ kein Wort. Weil ich keine Ahnung hatte, was wir tun konnten. Weil der Blick aus Luans dunklen Augen viel zu schwer auf mir lag.

Das Blut klebte wie Schmutz auf seiner blassen Haut. In seine schwarzen Pupillen blickte ich wie in einen niemals endenden Abgrund. Da war nichts mehr von dem Luan, den ich kennengelernt hatte. Nichts von dem Beschützer, der mich in Midre aufgegriffen und mir einen Weg gezeigt hatte, als ich keinen mehr gesehen hatte.

»Ich habe dir vertraut«, presste ich hervor.

Etwas flackerte in seinem Blick auf. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. »Ich habe dir dieses Vertrauen niemals entrissen. Du hast dich nur gegen die richtige Seite entschieden, entgegen deiner Bestimmung.«

Unwillkürlich musste ich die Hände zu Fäusten ballen. »Was meine Bestimmung ist oder welche Seite ich für die richtige halte, entscheidest nicht du. Das liegt immer noch ganz bei mir.«

»Wie du meinst. Aber deine Seite wird dich dann nicht nur dein Vertrauen kosten.« Er legte seine Flügel wie eine zweite Haut um seinen Körper, um sie mit dem nächsten Atemzug mit solch einer Wucht zu entfalten, dass Kian und ich einige Schritte auseinanderstolperten. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. »Dafür wirst du mit deinem Leben bezahlen.«

Ich schrie auf, konnte mich nicht länger zurückhalten oder Luans Worten zuhören. Stattdessen riss ich einen Dolch aus einem meiner Armschoner und stürzte mich auf ihn.

Kian ergriff die Chance, und aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er auf Derek zulief und mir damit den Rücken freihielt.

Mit aller Kraft versuchte ich, das Kribbeln in mir zu bündeln. Doch meine Umgebung verschwamm und Tränen verschleierten meine Sicht. Meine Glieder wurden von Hitze durchflutet, aber es war nicht das vertraute Kribbeln, das einsetzte. Es wollte mich nicht einnehmen, ich konnte meine Flügel nicht mehr entfalten, seit sie sich nach Aylins Tod aufgelöst hatten. Es kam mir vor, als säße ich in einem Gefängnis aus meinen eigenen Gefühlen, als wären es meine Emotionen, mit denen ich mir nun mein eigenes Grab schaufelte.

Wie hatte Luan mir das antun können? Mir alles nehmen, mein Vertrauen missbrauchen können? Mein Brustkorb schmerzte, als hätte er mir mein Herz herausgerissen.

»Du bist so töricht«, spuckte er förmlich aus, parierte meine Schläge, als wären sie nichts.

Einer seiner Hiebe jagte mir die Luft aus der Lunge und ich taumelte rückwärts. Kraftlos stolperte ich über meine eigenen Füße. Das erste Mal konnte ich einen Sturz noch verhindern, doch der nächste seiner Angriffe ließ mich das Gleichgewicht verlieren, sodass ich auf dem kalten Marmor landete.

Luan trat vor mich und sein verachtender Blick zerschnitt meine letzte Kraft und Hoffnung. Der Druck, der sich schlagartig über mich senkte, raubte mir all die Kontrolle, die ich noch über mich gehabt hatte. Meine Kräfte verließen mich wie Bienen, die fluchtartig aus ihrem Nest schwärmten. Es war ein lautes Rauschen in meinem Schädel, wie das Sirren abertausender Flügelschläge, und die Sicht verschwamm vor meinen Augen. Benommen blinzelte ich einige Male. Was tat Luan mit mir?

Ohne mich zu berühren, entriss er mir den Dolch, der mit einem hässlichen Klirren einige Meter neben mir zum Erliegen kam.

Die unsichtbare Kraft hielt mich auf dem hellen Marmor, sodass ich mich nicht wieder aufrichten, mich ihm nicht entgegenstellen oder widersetzen konnte. Davon abgesehen, fühlte ich mich, als wäre ich meilenweit und doch auf der Stelle gelaufen. Als befände ich mich in einem Glaskasten, der mich von der Außenwelt trennte und vom Fortlaufen oder vom Widerstand abhielt. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert und das trieb mir endgültig die Panik in die Glieder.

Luans Mundwinkel hob sich nochmals an, aber seine Augen lachten nicht mit. Darin lag die Kälte der Nacht, all der Hass und nichts als Dunkelheit. »Sieh dich an. Du hast doch überhaupt keine Kontrolle über dich selbst oder deine Kräfte. Und das nennt sich Prinzessin …«

Luan hatte seine Worte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als ein Knall ertönte und auch das Geräusch der tanzenden Schwerter von Derek und Kian damit verstummte. Sofort richtete Luan seine ganze Aufmerksamkeit zu den Türen der Halle und was er sah, ließ ihn sichtlich fassungslos die Flügel senken. Der Blick, den er daraufhin mit Derek wechselte, war genug, um mich darin zu bestätigen, dass es tatsächlich Angst war, die da in seinen Augen aufflammte.

Der Druck, der auf mir gelastet hatte, war mit Luans abgelenkter Aufmerksamkeit verschwunden – zerplatzte, als wäre die Glasbarriere in unsichtbare Splitter zerfallen –, und ich nutzte die Chance, um vom Boden aufzuspringen.

Nun erkannte auch ich, was oder wer für die schockierten Ausdrücke auf den Gesichtern von Derek und Luan verantwortlich war.

Ein Mann stand zwischen den Türflügeln, die rechte Hand am Schwert. Ein Krieger.

Er verharrte am Eingang zur Halle, als wollte er sich einen Überblick über das Gemetzel verschaffen. Seine Beine hatte er schulterbreit geöffnet, auf seinem Gesicht ruhte ein nichtssagender Ausdruck.

Ich sah zu Kian, der den Mund aufmachte, aber keinen Ton hervorbrachte. Doch Luan kam ihm zuvor. Er riss die Arme in die Luft und schlug seine Flügel erneut auseinander. Ein Windzug ging durch den Saal und ließ den dunklen Mantel des Fremden flattern.

Ohne zu zögern, stürzte ich zu Kian und stellte mich vor ihn, breitete meine Arme ebenfalls aus, als könnte ich ihn so vor Luans wütenden Kräften schützen. Wo ich es doch nicht einmal geschafft hatte, mich selbst zu verteidigen. Oder Aylin. Ich horchte auf das Rauschen in mir, die Magie. Mein Rücken brannte, aber es geschah nichts. Während mir das Blut in den Adern gefror, wirkte der fremde Krieger entschlossen und ganz so, als hätte er nichts zu verlieren. Von Angst fehlte in seiner Mimik jede Spur, stattdessen zuckte sein grauer Bart. Wer war dieser Mann?

Schlagartig wurde die Luft im Raum dünner und ich hatte das Gefühl, mir würde erneut jegliche Kraft aus den Gliedern gesogen werden. Als zerrte etwas an mir, wollte mich auseinanderreißen.

Auch Kian fasste sich instinktiv an die Brust und verzog das Gesicht. Zu meiner Verwunderung stand nur noch Derek unbeirrt neben Luan.

Nein, das stimmte nicht. Der Mann mittleren Alters mit den grauen Haaren zuckte nicht einmal mit der Wimper und anstatt wegzulaufen, ging er mit zielstrebigen Schritten auf Luan zu. Als er sein Schwert aus der Scheide zog, blitzte die Klinge im Licht der Kerzenleuchter auf.

Mir stockte der Atem. Luan brachte seine unmittelbare Umgebung zum Flimmern. Es fühlte sich an, als würde er nicht nur die Luft vor sich kontrollieren, sondern seine Hände um meinen Brustkorb schlingen. Und ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte die Magie in mir nicht herausbrechen lassen. Als trüge ich die Magie in meinem Herzen, wo sie von meinen Rippen wie von Gitterstäben am Ausbrechen gehindert wurde. Panik flackerte in mir auf und Zweifel krochen in mir hervor, ob Kian nicht doch recht behalten würde. Vielleicht war nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu verschwinden – solange noch eine Möglichkeit dazu blieb. Zugleich hielt mich etwas in dieser Halle zurück. Ich konnte meine kleine Schwester nicht zurücklassen, wollte zumindest ihren Körper begraben. Sie hier zwischen all den gefallenen Leuten liegen zu lassen, fühlte sich verkehrt an. Zudem konnte ich Luan nicht am Leben lassen. Nicht nach allem, was er getan hatte.

Außerdem wollte etwas tief in mir wissen, wer der Fremde war.

Mit jedem Schritt, den der Krieger unbeeindruckt auf den jungen Skafi zu machte, desto mehr Unsicherheit flackerte in Luans Blick auf. Als der ältere Mann nur noch wenige Meter von Luan entfernt stehen blieb, stieß Luan seine Hände nach vorne.

Ich japste auf. Meine Beine gaben unter mir nach und ich stürzte zu Boden. Vor meinen Lidern blitzte es hell auf, als der Schmerz durch meine Glieder schoss.

Sobald ich die Augen wieder öffnete, stand der Mann fast direkt vor Luan, aber er stand aufrecht und hielt sein Schwert fest umklammert.

»Ich habe sie schon einmal heil aus diesem Palast gebracht. Das werde ich immer wieder, bis dieses Land endlich erkennt, was Frieden bedeutet und dass Herrscher nicht dazu da sind, sich gegenseitig zu ermorden.« Gegen das Licht, das vom Altar aus die Halle erhellte, konnte ich nur noch seine Silhouette erkennen. »Mit Gewalt erzwungener Frieden ist nur ein Scheinfrieden. Ein errichtetes Gerüst, das früher oder später in sich zusammenfallen wird.«

Kian kniete neben mir und legte eine zittrige Hand auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und drehte mich zu ihm herum. In seinen braunen Augen sah ich meine eigene Angst. Wir müssen hier weg, formten seine Lippen. Jetzt. Das ist unsere Chance.

Ich wollte ihm zustimmen. Ein erneuter Blick in die Richtung des Fremden fesselte jedoch meine gesamte Aufmerksamkeit an ihn. Ich habe sie schon einmal heil aus diesem Palast gebracht. Gänsehaut jagte über meinen Körper.

»Wer ist das?« Zittrig erhob ich mich vom Boden, spürte Kians Blick auf mir ruhen. Sonst schien uns niemand der Anwesenden mehr Beachtung zu schenken.

Luan und Derek starrten den Mann an, als wäre er ein Geist. »Das kann nicht sein«, brachte Luan nur hervor.

»O doch. Nicht nur er«, der ältere Mann nickte zu Derek hinüber, »scheint gegen deine Magie immun zu sein.«

Doch Luan dachte gar nicht daran, dass seine Kräfte dem Mann nichts anhaben könnten. Während Derek, bereit zum Angriff, mit seinem Schwert hinter Luan auf dessen Befehl wartete, den Mann selbst aus dem Weg zu räumen, gab Luan nicht nach. Abermals hob er die Arme an und ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Wie viel Energie konnte ich noch verlieren, bevor ich ein letztes Mal zu Boden fiel und nicht allein wieder aufstand?

»Du wagst es, deine Kräfte gegen einen Freund zu richten? Einst haben die Skafi sich untereinander als Verbündete – als ein Volk – gesehen!« Die drohende Stimme des älteren Mannes dröhnte durch den Thronsaal. »Ich mag zwar selbst kein Skafi sein, aber ich gehöre zu jenen besonderen Menschen, denen eure Kräfte nichts anhaben können, und ich habe stets auf eurer Seite und für euren Willen gekämpft.«

»Du bist niemand von uns!«, schrie Luan zurück und ein helles Klirren erklang. Der ältere Mann hatte sein Schwert keine Sekunde zu spät erhoben, als Luans Klinge sich mit seiner kreuzte.

Er stieß ein tiefes Lachen aus. »Aber der da? Ich kann bis hierher riechen, dass ihr euer Blut miteinander verbunden habt.« Der ältere Herr spuckte Luan vor die Stiefelspitzen. »Wer auch immer dein Begleiter ist, wieso ist er der Einzige in diesem Raum, der noch aufrecht steht, wo du deine Kräfte so unkontrolliert wüten lässt? Allein wegen Liebe? Das hier sieht mir eher nach einem ausgearbeiteten Plan aus, einem Pakt, und du hast seine Immunität zu deinen Gunsten ausgenutzt. Könnte sich ein Skafi-König einen geeigneteren Leibwächter vorstellen?«

Fassungslos lauschte ich seinen Worten. Woher wusste er all das? Der Mann schnaubte und die Verachtung, die in seinem Blick lag, mit dem er auf Luan hinunterblickte, jagte selbst mir einen Schauer über den Rücken.

Kian schlang einen Arm wie eine Stütze um meinen Oberkörper. Für einige Wimpernschläge wandte ich meine Aufmerksamkeit von dem Schwertkampf der Krieger ab und Kian zu. In seinen dunklen Augen lag eine Ruhe, die den Sturm um uns herum verstummen ließ.

»Das ist ein Mann der alten Königsgarde – ganz sicher. Er muss einer der Leibwächter gewesen sein, wenn …« Er stockte. »… wenn das stimmt, was er gesagt hat. Wenn er es war, der dich damals gerettet hat. Er muss ein enger Vertrauter deiner Eltern gewesen sein.«

»Was?« Ich riss die Augen auf, aber mir blieb keine Gelegenheit, um den Strudel in meinem Kopf zu etwas Greifbaren zu formen. Um zu realisieren, was das bedeutete und auch für die Zukunft heißen konnte.

Sofort wandte ich mich von Kian ab. Er sollte nicht sehen, wie tief mich seine Vermutung bewegte. Denn wenn es so war, dann stand ich das erste Mal einem Menschen gegenüber, der meine Eltern gekannt hatte. Mir blieb jedoch kaum Zeit, um in der Vergangenheit zu schwelgen.

Luans Wangenknochen traten hervor und ein Beben durchlief ihn bis zu seinen Flügelspitzen. »Du hast kein Recht dazu! Du hast ihren Namen verraten! Du hättest damals kämpfen müssen. Du hast sie nicht verteidigt! Du hast sie einfach von den Lafrandern umbringen lassen. Wo warst du nur?!«

»An dem einzig richtigen Ort, den es zu diesem Zeitpunkt gegeben hat«, erwiderte der Mann und lächelte, bevor er sein Schwert wegriss und damit Luan das Gleichgewicht nahm. Der junge Skafi stürzte auf die Knie, doch als Derek vorschoss, um Luan zu Hilfe zu eilen, zog der Krieger einen Dolch und warf ihn auf Luans Freund.

Sofort hielt Derek in der Bewegung inne und fasste sich ans Ohr. Der Dolch fiel hinter ihm klirrend zu Boden, aber er hatte Derek dennoch getroffen.

Mit sichtlich schockiertem Blick musterte der zwei Meter große Karde zunächst seine rot gefärbten Fingerspitzen, mit denen er sein Ohr zuvor berührt hatte, dann den fremden Krieger, den anscheinend nichts von alldem aus der Ruhe bringen konnte.

Anschließend wandte sich der Fremde an mich, nutzte die kurze Pause, in der Luan und Derek einen erstaunten Blick wechselten, und seine Augen bohrten sich bis tief in mein Innerstes. »Flieht. Ihr müsst von hier verschwinden. Du bist die letzte Chance auf Frieden und Gerechtigkeit, die diesem Land bleibt.«

Luan fing sich jedoch rasch wieder, griff nach seinem Schwert, richtete sich auf und schlug es dem älteren Mann entgegen. Erneut keine Sekunde zu spät parierte dieser den Angriff. Ich sog scharf die Luft ein, als Derek Anstalten machte, sich ebenfalls auf den fremden Krieger zu stürzen. Allerdings eilte Kian ihm zu Hilfe, wie ich überrascht feststellte. Die vier Männer vertieften sich in ihr Gefecht, sodass ich bald das Gefühl hatte, sie würden mich gar nicht mehr beachten. Als hätten sie vergessen, dass sie um mein Leben kämpften und ich neben ihnen stand – einen Steinwurf oder eben einen Schwerthieb entfernt vom Tod.

Als mein Blick auf Luan und die schwarzen Striemen fiel, die sich seine Arme hinaufzogen, mit den pechschwarzen Flügeln, keimte neuer Hass in mir auf.

Ich wandte den Blick ab und horchte in mich hinein. Wenn mir schon der Rücken freigehalten wurde, musste ich die Chance nutzen, musste versuchen, wieder Kontrolle über mich und meine Kräfte zu erlangen. Auf keinen Fall würde ich einfach allein weglaufen und sie ihrem Schicksal überlassen. Unmöglich konnte ich noch mehr Gefährten verlieren, die ihren Kopf für mich riskierten.

Der Dank, den ich ihnen schenken konnte, waren meine Gabe und der Versuch, damit ihren Mut und ihren Einsatz zu würdigen. Ich konnte sie retten und das würde ich.

Ich schloss die Augen, um das Chaos, das Blut und die Trümmer auszublenden. Nur das Geräusch von aufeinanderprallenden Schwertern und das Stöhnen der Männer unter der Anstrengung der kriegerischen Auseinandersetzung drangen dumpf zu mir durch. Viel zu laut rauschte das Blut durch meine Adern, und mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich glaubte, es müsste den ganzen Saal mit seinen Schlägen ausfüllen.

Entschlossenheit entzündete sich in mir und ich krallte mich wie eine Erfrierende an dieses Flämmchen. Doch mit jedem weiteren Herzschlag erwärmte mich das Kribbeln mehr, Funken stoben durch meinen Körper. Und dann loderte ein Feuer in mir. Stärker als zuvor.

Ich schlug die Wimpern auf, breitete die Arme aus, und plötzlich konnte ich anstelle der Männer ihre Energie wie Schemen vor meinen Augen erkennen. Es waren Schatten, Schlieren, die wie Nebel im Saal hingen und nur darauf warteten, dass ich sie bündelte.

Es gelang mir, die dunklen Schemen zu ordnen. Doch ich hielt in der Bewegung inne, als ich merkte, wie meine Flügel zurückkehrten und hinter mir Gestalt annahmen.

Meine Kraft war da. Ich war wieder Herrin meiner Emotionen, und all die Trauer, all die Wut, die Luan in mir zum Wachsen gebracht hatte, die mich zu zerreißen drohten, konnte ich nun nicht länger zurückhalten. Ich explodierte, und mit dem Licht gerieten Luan und Derek ins Stolpern. Die Luft flimmerte, und sprachlos sah ich dabei zu, wie sich etwas bläulich Schimmerndes um ihre Körper legte.

Es brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass es meine Magie war, die Luan und Derek am Boden hielt. Auf Luans Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. Als sich unsere Blicke trafen, wechselte der Ausdruck jedoch. Noch nie hatte ich mehr Hass in seinen Augen gesehen. Er musste gar nichts sagen. Auch so konnte ich an ihnen die Worte ablesen, die er mir am liebsten an den Kopf geworfen hätte: Ich werde dich immer finden. Und dann werde ich dich töten.

»Lauft!«

Als ich den Fremden schreien hörte, löste sich das Rauschen in meinem Kopf und holte mich in die Realität zurück.

Bevor ich schalten konnte, packte mich eine Hand grob am Oberarm und riss mich mit sich. Mir bleib nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Denn die Wucht, mit welcher der Krieger mich zum Rand der Halle zerrte, ließ keinen Widerstand zu.

Mir dämmerte allmählich, was sein Plan war. Und obwohl sich mein Magen zusammenzog, wenn ich auch nur daran dachte, aus dem Fenster zu springen, so war mir klar, dass mir kaum eine andere Möglichkeit bleiben würde. Denn wie sollten wir durch einen ganzen Palast hindurchkommen, ohne entdeckt zu werden?

Eine Welle erfasste mich und riss mich von den Beinen, kurz bevor ich den Sims erreicht hatte. Ich brauchte nicht zurückzusehen, um zu wissen, dass Luan seine Kräfte abermals hervorgerufen hatte und mir meine Energie raubte. Dass er meine Barriere gebrochen hatte. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie viel Energie mich das Vorhaben gekostet hatte.

Ich fühlte mich zu schwach, um mich zu wehren. Schlagartig verließ mich jegliche Hoffnung, und die letzten Stunden legten sich wie Mehlsäcke auf meinen Körper, drückten mich auf den kalten Marmor. Ich konnte nicht mehr. Und mit dem zunehmenden Druck auf mir schwand mein Kampfgeist. Es war so schwer, die Augen offen zu halten. Alles war so viel, tat so weh …

Wir hätten fliehen sollen, als wir noch die Gelegenheit dazu hatten. Kian hatte recht behalten. Heiße Flüsse entstanden auf meinen Wangen und mir wurde klar, dass wir tatsächlich keine Chance gegen Luan haben würden. Dass es unser Todesurteil war, noch immer mit den beiden Männern in diesem Saal zu stehen.

Die Luft um mich hatte sich verändert, war dünner, und das Gewicht, das auf meinem Brustkorb lag, nahm zu. Mein Herzschlag wurde langsamer. Es war alles so schwer. Als würde sich erneut eine unsichtbare Hülle um meinen Körper schlingen. Und dann setzte wieder ein Kribbeln ein.

Es durchfuhr mich, jagte durch meine Beine und brachte mich zum Zittern. Das Rauschen in meinem Kopf wurde lauter, die Geräusche der Umgebung leiser und mein Rücken entzündete sich. Doch meine Flügel verblassten, anstatt sich zu entfalten. Als verlöre mein Körper seine eigene Kontrolle, als würden mich meine eigenen Kräfte vernichten.

Dumpfes Gemurmel drang zu mir durch, bis ich realisierte, dass es sich um Stimmen handelte. Um Worte. Von Kian.

»Freya. Ich hab dich.«

Alles in mir zog sich erneut zusammen und ich krümmte mich. Dann verließ mein Körper den Boden und wurde durchgeschüttelt.

Ich blinzelte, versuchte, etwas zu erkennen. Doch das Einzige, was ich mehr als deutlich wahrnahm, war, dass es Kian war, der mich in seine Arme genommen haben musste. Und dass er mit mir zu rennen schien.

»Hör gut zu, du darfst auf keinen Fall versuchen, deine Kräfte hervorzurufen. Wehre nur das Notwendigste ab. Wenn du noch mehr Energie verlierst, wirst du sterben.« Die eindringlichen Worte des Fremden drangen zu mir durch und sorgten nur dafür, dass mein Herz die Aufregung noch schneller durch meinen Körper pumpte. Ich werde sterben.

Dass Kian noch auf zwei Beinen stand, obwohl Luan dem Anschein nach versuchte, uns alle Kräfte zu entziehen, stellte mich vor ein neues Rätsel. Aber ich schob diese Unstimmigkeit auf meinen dröhnenden Kopf.

»Ihr könnt nicht ewig weglaufen.« Luans Stimme bebte vor Zorn, und doch war auch er inzwischen außer Atem.

Vielleicht hatte er selbst nicht mehr genug Kraft, um seine Magie auf uns alle drei zu verteilen, und beschränkte sich deshalb darauf, nur mich lahmzulegen …

Verzweiflung keimte in mir auf, obwohl ich wusste, dass uns keine Wahl blieb und wir diesen Ort verlassen mussten. Es war mein innigster Wunsch, etwas tun zu können – mehr zu machen, als vor diesem Lafrander davonzulaufen – und mich ihm stattdessen in den Weg zu stellen.

Aber ein winziger Gedanke schenkte mir Hoffnung. Vielleicht mussten wir nun fliehen, um gestärkt zurückzukehren. Vorbereitet auf das, was uns erwarten würde. Niemals durften wir zulassen, dass ganz Ilandmera tatsächlich in die Gewalt dieses Mannes fiel.

»Ich bin Evander, ich habe die Prinzessin vor all den Jahren aus den Armen ihrer Mutter gerettet, und das habe ich nicht getan, um nun zuzusehen, wie du sie einfach umbringst, weil sie sich gegen einen Tyrannen entschieden hat.« Als die dunkle Stimme des Mannes durch den Thronsaal hallte, lauschte ihm gefühlt ganz Ilandmera. »Dieser Platz stand dir nicht zu. Gerechtigkeit wird siegen. Der Frieden wird kommen, und all jene, die das Blut Unschuldiger vergossen haben, werden mit ihrem eigenen dafür zahlen.«

Kaum war das letzte Wort gesprochen, hob er sein Schwert und durchtrennte dabei ein Seil über unseren Köpfen, das mir zuvor gar nicht aufgefallen war.

Und dann stürzten wir in die Tiefe.

Kapitel 2

Carsadesh

Freya

Die kühle Nachtluft umhüllte mich, während ich Kians feste Arme um mich spürte. Ich klammerte mich an ihn, presste meinen Kopf an seine Brust, und allein mit seiner Anwesenheit gab er mir das Gefühl, nicht ganz verloren zu sein. Er war der Einzige, der mir noch vertraut war.

Die Situation erinnerte mich daran, wie Kian mich auf der Insel der Wächter vom Turm gerissen hatte, um zu entkommen. Wieso mussten wir denn ständig aus schwindelerregenden Höhen stürzen, um am Leben zu bleiben? Das letzte Mal waren wir ins Meer gefallen. Dieses Mal würde uns wohl kein Wasser den Aufprall erleichtern.

Das bestätigte sich, als ein dumpfer Schlag meinen gesamten Körper erschütterte und Kian mit mir auf dem Arm zur Seite stolperte. Dabei wurde mir bewusst, dass das seltsame Gefühl aus meinem Magen verschwunden war und wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

»Du kannst mich absetzen«, wandte ich mich an ihn und ärgerte mich, dass meine Wangen dabei brannten. »Ich glaub, ich kann jetzt wieder auf eigenen Beinen stehen.«

»Wie schön, dass deine Kräfte so schnell zurückkehren«, meldete sich Evander zu Wort. »Ich hatte dort oben kurz Sorge um dich. Erst mal keine Magie, hörst du? Nicht, dass du uns doch noch hopsgehst.« Er hob mahnend den Finger, aber sein Bart zuckte, als würde er darunter lächeln. »Und jetzt kommt. Es ist zwar dunkel, aber um den Palast herum gibt es Patrouillen – dabei dürfte egal sein, ob die zu Thorn gehören oder zu deinem Freund da oben. Wenn sie herausfinden, dass der König tot ist, werden sie wohl kurzen Prozess mit uns machen. Und abgesehen davon, traue ich dem neuen König durchaus zu, dass er die Verfolgung aufnimmt.«

Doch noch während wir die Mauern des Palastes zurückließen, zerriss mich eine Frage förmlich. Wie oft konnten wir diesen Männern noch entkommen, bevor sie nicht einen von uns erwischten? Bis Luan uns einen nach dem anderen tötete?

Meine Beine zitterten und ich befürchtete, sie würden mir jeden Augenblick den Dienst versagen. Aber weiter von Kian getragen zu werden, kam nicht infrage, und Evander hatte wohl oder übel recht. Wir mussten hier weg.

Also versuchte ich, meine mangelnde Kraft zu ignorieren und einen Schritt vor den anderen zu setzen, ohne dass den Männern auffiel, wie sehr ich auf sie angewiesen war. In dem Moment hasste ich mich noch mehr. Ich hatte es nicht geschafft, sie im Thronsaal zu verteidigen, nicht einmal mich selbst, und dennoch fühlte ich mich nun beinahe zu schwach, um mich aufrecht zu halten.

Nicht nur ich schien in meinen Gedanken versunken, denn auch Kian hielt den Mund, während wir Evander in den Schatten einiger Häuser folgten.

Dort fuhr Evander mit gedämpfter Stimme fort: »Auf der Hinterseite des Palastes hat Thorn alles für Sanierungsarbeiten am Thronsaal vorbereitet. Die Lastenzüge sind gut verborgen, sodass Neuankömmlinge sie wohl kaum bemerken würden.« Der Fremde lachte. »Aber ich bin hier kein Neuankömmling und der neue König ist ein Narr. Wir hatten Glück und das sollten wir nicht weiter auf die Probe stellen. Also lasst uns erst einmal den Mund halten. Ich bringe euch an einen sicheren Ort. Auch wenn es dunkel ist, sollten wir uns beeilen, wie gesagt, nachts gibt es in Carsadesh ebenfalls überall Augen und Ohren, die wir nicht gebrauchen können.«

»Ach ja?« Kian trat vor und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was ist denn das für ein Ort? Wieso sollten wir dir trauen? Weil du uns dort oben gerettet hast? Ich stelle mir eher die Frage, wie es möglich ist, zufällig genau dann aufzutauchen, wenn wir in Lebensgefahr stecken. Dass du noch dazu ausgerechnet der vermeintliche Retter von damals bist, setzt dem allem die Krone auf. Wer bist du wirklich und was für Ziele verfolgst du mit ihr?« Kian deutete auf mich.

»Ich werde euch schon nicht den Kopf abreißen oder versuchen, euch anderweitig aus dem Weg zu räumen. Dafür habe ich nicht mein Leben riskiert und auf deine Fragen werde ich später noch Antworten geben. Vorerst müsst ihr mir wohl einfach vertrauen.« Er verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.

»Ich möchte mit Freya unter vier Augen sprechen. Immerhin geht es um unsere Zukunft«, konterte Kian, ohne den Blick von Evander abzuwenden.

Seine Worte brachten mein Herz erneut zum Rasen und ich konnte ihn nur ungläubig anstarren. Seit wir Inesa verlassen hatten und mit den isandonischen Kriegern nach Carsadesh gezogen waren, hatte ich mir kaum etwas mehr gewünscht, als mit Kian unter vier Augen reden zu können. Neben der Aufregung vor dem Gespräch mit Thorn …

Evander schien klar zu sein, dass Kian nicht nachgeben würde, weshalb er sich mit grimmigem Gesicht geschlagen gab. »Schön«, grummelte er. »Aber beeilt euch. Wir haben nicht ewig Zeit und sollten uns wirklich beeilen, von den Straßen zu verschwinden, bevor die Leute von dem Königsmord erfahren.«

Ohne länger zu zögern, zog mich Kian mit sich die Gasse hinunter, in die wir abgebogen waren. Im Schatten einer Nische in einer Hausmauer hielt er inne. Über unseren Köpfen verdeckte der Rest eines Strohdaches den Nachthimmel. Obwohl wir uns noch so nah neben dem Palast aufhielten, befanden wir uns in einer Gasse mit Häusern, die nicht so groß waren wie die, die ich bei der Ankunft in Carsadesh gesehen hatte. Vielmehr erinnerten sie mich an die Häuser am Stadtrand von Karden.

Nun drückte ich mich gegen die Hauswand und lehnte meine Finger gegen den kühlen Lehm, um nicht mehr so sehr zu zittern. Kian stand dicht neben mir und warf einen unsicheren Blick die Gasse hinauf und hinunter, als könnte er im Halbdunkeln etwas erkennen. Nur vereinzelt waren an den Wänden Fackeln angebracht, vermutlich an den Eingängen zu den Häusern. In dieser Gasse war niemand zu hören und zu sehen. Zu meiner Verwunderung konnte ich durch einen weiteren Pfad, der von unserer Nebengasse abzweigte, einen Weg erkennen, auf dem noch mehr los zu sein schien. Denn dort waren Schatten zu sehen, die an der Öffnung vorbeihuschten, und neben Stimmen war das Klackern von Schuhen auf dem Steinboden zu hören.

Auch Kian legte den Kopf schief, als würde er darauf lauschen, ob die Menschen näherkamen und uns bemerkten. Doch dann schüttelte er sich und wandte sich mir zu.

»Sag mir nicht, dass du diesem Mann auch nur ein Stück weit vertraust«, hauchte Kian so leise, als stünde Evander direkt neben uns.

»Ganz und gar nicht«, erwiderte ich. »Aber wenn das stimmt, was er sagt, dann kennt er meine Eltern.«

»Glaubst du ihm wirklich?« Kian zog die Augenbrauen hoch und trat näher an mich heran.

»Du warst es doch, der vorhin noch behauptet hat, er sei Teil der Leibgarde meiner Eltern gewesen«, entgegnete ich irritiert.

»Ja, schon«, gab sich Kian geschlagen. »Aber wir wissen nichts von seinen tatsächlichen Absichten und was ihn nun antreibt, oder welche Ansichten er damals schon hatte.«

Einen Moment lang wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich war schon einmal so naiv gewesen, einfach zwei fremden Kriegern mein Leben anzuvertrauen, und hatte einen hohen Preis dafür gezahlt. Ich wollte nicht noch mal denselben Fehler machen. Und dennoch hatte ich bei Evander ein ganz anderes Gefühl als bei Luan und Derek.

Vielleicht lag es tatsächlich daran, dass er vorgab, meine Eltern gekannt zu haben. Allein der Gedanke trieb meinen Puls abermals in die Höhe. Die Vorstellung genügte, um mich um den Verstand zu bringen.

»Ich glaube es nicht«, krächzte Kian. »Wir kennen ihn überhaupt nicht. Er taucht urplötzlich auf, als hätte er genau auf den Augenblick gewartet, und du glaubst ihm ohne einen Beweis?«

»Nein!«, widersprach ich und meine Stimme klang lauter und energischer, als ich beabsichtigt hatte. »Nein«, wiederholte ich deshalb leiser. »So ist es nicht. Aber hast du eine Ahnung, wie es sich für mich anfühlt, seit wir bei den Heiligen Stätten waren? Als wäre mein ganzes Leben eine Lüge gewesen. Ich kenne Ada und Danyel – meine Eltern – lediglich aus Erzählungen, und du weißt selbst, wie solche Geschichten sind. Ausgeschmückt und willkürlich ergänzt und gleichzeitig lückenhaft. Sie erzählen einfach nicht die Wahrheit. Und jetzt ist da jemand, der mir die Chance eröffnet, etwas von meinen Eltern zu erfahren, von jemandem, der sie tatsächlich gekannt hat – nicht nur aus Erzählungen.

Es ist, als würde er ein Puzzlestück bei sich tragen, das mich wieder ein Stück mehr zusammensetzt. Als hätten die Wächter ein unpassendes Teil entfernt und eine Lücke hinterlassen, die Evander füllen könnte.« Ich zuckte mit den Schultern, während Kian den Mund öffnete, als wollte er Widerspruch einlegen. Doch ich kam ihm zuvor. »Das heißt nicht, dass ich diesem Fremden vertraue. Ich befürchte nur, uns wird nichts anderes übrigbleiben, als ihm zunächst an diesen sicheren Ort zu folgen.«

In diesem Moment wünschte ich mir, Gedankenlesen wäre ein Teil meiner Gabe, denn Kian wirkte, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen.

»Das habe ich auch schon gedacht. Spontan fällt mir nämlich kein besonders grandioser Ausweg ein. Das Vorhaben deiner Gefährten hätte uns klar sein müssen, als sie dir keinen Plan für nach dem Gespräch mit dem König offenbart haben. Es gab keinen Fluchtplan. Wieso ist nur keiner misstrauisch geworden?« Leise fluchend trat Kian von einem Bein auf das andere und starrte seine Fußspitzen an. »Sollten wir Evander folgen, dann müssen wir so schnell wie möglich möglichst viel aus ihm herausbekommen. Ich will wissen, wer er wirklich ist und warum er deine Eltern kannte. Nur weil er ein Schwert trägt, das überwiegend hochrangigen Soldaten vorbehalten ist, heißt das nicht, dass seine Absichten rein sind. Das hat uns ja jüngst dein ach so großartiger Freund gezeigt.«

Ich biss die Zähne fest aufeinander, um meine Wut unter Kontrolle zu bekommen. »Luan ist nicht mein Freund. Er war ein Weggefährte, und wenn du in meiner Lage gewesen wärst, hättest du ihm vielleicht auch dein Leben anvertraut. Also urteile nicht über meine Vergangenheit oder meine Entscheidungen – du warst nicht in derselben Situation.«

Kian hob abwehrend die Hände. »Schon gut. Ich wollte dich nicht verletzen, tut mir leid.« Er richtete seinen Blick fest auf mein Gesicht. »Wir können Carsadesh ohnehin nicht ohne Pferde verlassen oder ohne uns ein wenig auf eine längere Reise vorbereitet zu haben. Hier finden wir zumindest genügend Proviant und vermutlich auch Schutzmöglichkeiten. Nicht wie außerhalb dieser Mauern in der gottverdammten Wüste, die Carsadesh umgibt.«

»Ich denke auch, dass es am sinnvollsten ist, abzuwarten und Evander zunächst einmal anzuhören – zu erfahren, was genau seine Pläne sind. Dann können wir ihn immer noch zurücklassen und nach eigenen Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten«, stimmte ich zu. »Außerdem brauchen wir für die restliche Nacht ein Dach über dem Kopf, und ich wüsste nicht, wie wir leichter an eines kommen könnten. Zumindest würden andere Einwohner sicher Fragen stellen, wenn wir mitten in der Nacht vor ihrer Tür auftauchen, nach einer Unterkunft bitten und sie am nächsten Tag von einem toten König erfahren.«

»Abgemacht«, willigte er ein. »Aber unter einer Voraussetzung: Wir lassen uns von ihm nicht einlullen. Er wird alles möglichst verlockend klingen lassen, um dich auch ja auf seiner Seite zu wissen. Das wird jetzt jeder versuchen, der erfährt, wer du bist: Die Leute werden sich darum bemühen, auf deiner Seite zu kämpfen und dich für sich zu gewinnen …«