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Vom exotischen Reiseziel zur neuen Heimat: Eine Weltenbummlerin erzählt Sie wurde mit ihrem Film »Reiss aus« und dem gleichnamigen Buch bekannt – nun begibt sich Lena Wendt in »Danke, Afrika!« erneut auf eine erzählerische Reise. Ihre Faszination für den afrikanischen Kontinent ließ sie innerhalb von 12 Jahren 25 afrikanische Länder bereisen. Anfang 2020 strandete sie dank der weltweiten Pandemie in Marokko – und fand dort eine neue Heimat. Lebendig und mitreißend beschreibt Lena Wendt die täglichen Glücksmomente auf ihren Reisen durch Afrika. Sie beschönigt jedoch nicht die afrikanische Lebensrealität: Ihre Reiseberichte und Tagebucheinträge behandeln auch die verstörenden Erlebnisse und skurrilen Begegnungen, die Afrika bereithält. - Faszination Afrika: Abenteuerreisen quer über den Kontinent - Fremde Kultur, fremdes Land: Ankommen in der neuen Heimat Marokko - Authentischer Erfahrungsbericht: Erlebnisse zwischen Ruanda, Kenia, Äthiopien und der Elfenbeinküste - Humorvoll und unterhaltsam, ohne zu beschönigen: Eine Liebeserklärung an Afrika Begegnungen, die prägen: Was macht das Leben in Afrika so besonders? Schon als Jugendliche wollte Lena Wendt zu einem Schüleraustausch nach Südafrika – während des Studiums war es dann endlich so weit. Seitdem hat sie ihr Herz an Afrika verloren: »Auch wenn es manchmal nicht leicht ist und neben all den großartigen Dingen immer wieder etwas passiert, das mich zutiefst verstört: In den Ländern Afrikas bekomme ich, was ich nirgendwo anders finde. Eine Magie, von der ich einfach nicht genug kriegen kann.« »Danke, Afrika!« nimmt Sie mit auf eine ganz besondere Lesereise – voller Inspiration für eigene Reisepläne!
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Seitenzahl: 368
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LENA WENDT
Was ich zwischen Dschibuti und Marokkofürs Leben lernte
Covergestaltung: Birgit Kohlhaas, Egling
Lektorat: Swantje Steinbrink, Berlin
Layout und Satz: Danai Afrati
Gesamtherstellung: Stiebner Verlag, Grünwald
Fotos: Lena Wendt
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
eISBN 978-3-7679-2112-2
© 2022 Stiebner Verlag GmbH, Hirtenweg 8b, 82031 Grünwald
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»Wo kommst du her?«
»Von überall.«
»Nein, ich meine aus welchem Land?«
»Land? Ich komme von nah, ich komme von fern. Meine Mutter ist die Erde, mein Vater das Universum, meine Großmutter der Ozean. Meine Brüder und Schwestern sind die Tiere, meine Tanten und Onkel die Sterne, ihre Kinder alle Pflanzen, Blumen und Blätter sind meine Cousins und Cousinen.«
»Aber, wenn du von überall kommst, wie kann ich dich dann einordnen?«
»Als ein winziger Teil von allem, als ein winziger Teil auch von dir.«
Bonoua, Elfenbeinküste, am 28. Dezember 2018
Intro: AOURIR
1 Magisch: SÜDAFRIKA (2008)
2 AOURIR
3 Brüder: SÜDAFRIKA (2008)
4 AOURIR
5 Verantwortung: SÜDAFRIKA (2008)
6 AOURIR
7 Perspektiven: BOTSWANA (2008)
8 AOURIR
9 Frau sein: NAMIBIA UND SIMBABWE (2009)
10 AOURIR
11 Wurzeln: KENIA (2009)
12 AOURIR
13 Menschlichkeit: RUANDA (2010)
14 AOURIR
15 Always go with a friend: UGANDA (2010)
16 AOURIR
17 Freundschaft: ÄTHIOPIEN UND DSCHIBUTI (2011)
18 AOURIR
19 Wir sind eins: ELFENBEINKÜSTE (2017–2020)
20 AOURIR
21 Rhythmus: GAMBIA (2019)
22 AOURIR
DANKE!
Geduld ist nicht meine Stärke, aber am Meer zu sein hilft ungemein.
Jetzt sind es bereits 93 Tage. Die längste Zeit meines Lebens, in der ich nicht frei machen kann, was ich will. Draußen patrouillieren wechselweise Polizisten auf Pferden, der Spitzel des Kaids2 oder der Kaid selbst mitsamt seinen Soldaten. In den letzten Wochen habe ich ansatzweise ein Gefühl dafür bekommen, was es bedeuten muss, in einem Land zu leben, in dem dein Herz und dein Kopf etwas ganz anderes sagen als das Gesetz und die Regeln der Gesellschaft. Und was es heißt, heimlich Nischen finden zu müssen, in denen ich Freiheit ausleben kann. Und zwar ohne innerlich durchzudrehen, jemanden zu verletzen, in Schwierigkeiten zu bringen oder selbst im Gefängnis zu landen. Dabei habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass es nicht das gleiche Gefühl von Freiheit ist, wenn ich sie in dem Wissen auslebe, gerade etwas Verbotenes zu machen – und sei es auch nur die eine Stunde am Tag, die ich mir nehme, um skateboarden zu gehen, obwohl in Marokko gerade jeglicher Ausgang ohne triftigen Grund verboten ist.
Doch in diesem Moment höre ich nur die jubilierenden Vögel, die Palmenblätter, die knisternd vom Wind hin und her bewegt werden, die Straßenhunde, die jedes vorbeifahrende Mofa aufgeregt anbellen, sowie das ewige beruhigende Rauschen des Meeres. Schon krass, wie sehr alles eine Frage der Perspektive ist, eine Frage meines Fokus, und wie ich, ganz egal, woher ich komme und wo ich lebe, zu jeder Zeit selbst entscheide, was ich sehe und höre, was ich weiterverbreite, was ich erlebe, was ich denke und somit auch was ich fühle. Die Frage ist nur: Bin ich mir dessen in jedem Augenblick bewusst?
»Willst du nicht zurück nach Deutschland kommen?«, haben meine Familie und Freunde daheim zu Beginn des Lockdowns immer wieder gefragt. »Du hast ja keine Ahnung, was da in Marokko noch passieren wird. Es ist immerhin Afrika.« »Was, wenn die das nicht in den Griff kriegen?« »Das Gesundheitssystem dort kannst du völlig vergessen.« »Wer weiß, für wie lange du dann dableiben musst.«
Witzigerweise habe ich nie darüber nachgedacht, nach Europa zurückzugehen, mir stattdessen zig Gedanken gemacht, wie ich es anstellen kann zu bleiben. Und jeder, der mich kennt, wird meine Antwort bereits geahnt haben, weil ich diesem Teil der Erde nicht eine Sekunde länger fern sein kann als nötig. Auch wenn es manchmal nicht leicht ist und neben all den großartigen Dingen immer wieder etwas passiert, das mich zutiefst verstört: In den Ländern Afrikas bekomme ich, was ich nirgendwo anders finde. Eine Magie, von der ich einfach nicht genug kriegen kann.
1Der Ort mit der gleichnamigen ländlichen Provinz liegt an der marokkanischen Atlantikküste, rund zwölf Kilometer von der Hafenstadt Agadir entfernt, und wird von den Einheimischen auch Banana Village genannt.
2Provinzvorsteher; er entscheidet unter anderem über regionale Projekte und kümmert sich bei Streitigkeiten.
Kartentricks lassen sich überall üben.
Heiß, heißer, Mawonga mit Wollmütze
Dreharbeiten mit den Jungs in Khayelitsha
Yanga tippt zweimal mit seinem Zauberstab auf den alten Zylinder, und zack – guckt ein weißes Kaninchen aus dem Hut. Ein Raunen geht durch die Menge. Erneut tippt er zweimal auf die schwarze Krempe, das Tier verschwindet. Er schnippt, und der Zylinder landet wie von Zauberhand wieder auf seinem Kopf. Applaus und Gejohle aus der ersten Reihe, Sprachlosigkeit und Lacher von rechts und links neben mir.
Ich bin völlig reizüberflutet und kann gerade überhaupt nicht fassen, dass ich hier sitze und weißen Kaninchen beim Verschwinden zuschaue. Es ist noch früh am Morgen, und ich bin fix und fertig, gleichzeitig jedoch wahnsinnig gespannt und aufgeregt. Erst gestern bin ich in Südafrika gelandet. Mein erstes Mal auf dem afrikanischen Kontinent, von dem ich von klein auf geträumt habe. Und jetzt sitze ich hier auf diesem schwarzen Klappstuhl, umgeben von Zauberstäben, Zauberhüten, kleinen Zauberern und Hexen. Ich kneife mich in den Arm. Autsch. Kein Traum. Und zum Glück ist der Plastikstuhl unbequem genug, um nicht wegzunicken und womöglich selbst weiß und wuschelig in irgendeinem Hut aufzuwachen. Vor mir wird gerade ein Schüler zersägt. Mit weiten Gesten schiebt Yanga zunächst die Beine seines Freundes beiseite, dann den Kopf. What the … Wie macht er das? Mein Mund steht offen. Hoffentlich kriegt er seinen Kumpel auch wieder zusammengebastelt, denke ich, als ich David Gores Blick auf mir spüre.
Der große schlanke Schulleiter, der im etwas zerknitterten Frack zwischen Vorhang und Bühne steht, könnte ebenso gut eine Eule auf der Schulter tragen und würde kaum skurriler aussehen. Aber hier in dieser knurrigen alten Villa, die Draculas Architekt vor mindestens zweihundert Jahren entworfen haben muss, wirkt er wie ein Teil der Inneneinrichtung. Stolz grinst er zu mir herüber, dann zuckt er mit der rechten Schulter und zwinkert mir zu. »You see«, sagt sein Blick, »unglaublich, diese Kinder.« Ich habe eine Gänsehaut, während meine Dankbarkeit mit meiner Ungläubigkeit um die Wette rennt. Bis vor sechs Monaten wusste ich noch nicht einmal, dass es diesen Ort gibt …
»Eine Zauberschule in einem Vorort von Kapstadt!«, rufe ich durch die dunklen Flure der Fachhochschule. Es ist fast zwei Uhr nachts, und meine Freundin Lilli und ich sind mal wieder die Letzten auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Hannover. Beide studieren wir Journalistik, weil wir Geschichten erzählen wollen, die etwas bewegen, sowohl im Leben der Menschen, die sie sehen, hören oder lesen, als auch im Leben der Menschen, um die es geht.
»Lenchen«, Lilli kommt angehastet, schaut erst über meine Schulter auf den grellen Computerbildschirm, dann auf mich. »Wahnsinn, genau das richtige Thema für deinen Abschlussfilm.«
Ihre dunkelbraunen Augen leuchten vor Aufregung. Sie selbst geht in den sechs Monaten Praxissemester nach Guinea, um dort einen Radiosender aufzubauen. Ich bin so stolz auf sie.
»Schreib die Schule sofort an!« Lilli legt mir eine Hand auf die Schulter.
»Auf jeden Fall.«
Bei meinem ersten Versuch, über einen Schüleraustausch nach Südafrika zu kommen, war ich 15 und schwer essgestört. Möglicherweise wäre eine solche Reise die beste Medizin gewesen. Oder genau das Gegenteil. Doch anstatt in Kapstadt landete ich für ein Dreivierteljahr im Krankenhaus. Jetzt, acht Jahre später, ist dies meine Chance.
»Und weißt du was, Lilli?«, sage ich. »Diesmal klappt’s! Diesmal gehe ich nach Südafrika, komme, was wolle!«
Ach, Lilli. Ich sehe ihr Gesicht vor mir und frage mich, wie es ihr wohl gerade in Guinea geht, während ich versuche, den gelben Plastikteller nicht fallen zu lassen. Die Meute feuert mich an. Bei all dem, was die Kinder fliegen lassen können, wäre es ziemlich peinlich, wenn ich es nicht einmal schaffte, einen Teller auf einem langen Stock in der Luft zu halten.
»Lena, come, come!« Mawonga zieht mich an der Hand. Der Teller, der eh nur halbherzig in der Luft herumeiert, rutscht endgültig zur Seite und fällt auf den Boden. Doch die Kids um mich herum freuen sich, dass ich alles mit ihnen ausprobiere. »Take this«, Mawonga drückt mir links und rechts eine Keule in die Hand. »It’s easy«, sagt er, als er meinen zweifelnden Blick sieht. »Look«, und schon wirft er selbst zwei dieser Dinger über sich in die Luft. Sein Zaubermantel weht imposant im Wind, als Yanga ihm drei weitere Keulen reicht, die er, als wäre es das Einfachste der Welt, in einem Kreis vor sich herjongliert.
»Was könnt ihr eigentlich nicht?«, frage ich schwer beeindruckt. Er lacht, und ich spüre, wie stolz er auf dieses Kompliment ist.
»Now you«, flüstert Yanga, der neben mir steht und mich erwartungsvoll anschaut. Er ist das komplette Gegenteil des extrovertierten, lustigen Mawonga. Ohne Bühne und Zylinder, wo er so selbstsicher war, kaum wiederzuerkennen. Ich werfe die beiden Keulen gleichzeitig in die Luft und erschlage damit beinahe zwei Hexen beim Gummitwist. Vor Lachen brechen wir fast zusammen. Nein, Jonglieren kommt definitiv nicht auf meine Talenteliste.
Yanga und Mawonga zeigen mir die unzähligen Räume der Schule, die aus etlichen Zimmern mit kleinen und großen Bühnen sowie simplen Übungsräumen besteht. Hinter der einen Tür entdecke ich Zauber-equipment wie Kartenspiele, Zerstückelungsboxen und Zauberstäbe, hinter der nächsten Glaskugeln, Zylinder und vieles mehr. Unterwegs werde ich jedem vorgestellt, der uns begegnet. Die kleinen Zauberer und Hexen finden mich und meine Kameraausrüstung offenbar ziemlich spannend. Und ich freue mich, als ich merke, dass ich dazu beitrage, den Coolness-Faktor meiner beiden Begleiter zu steigern. Yanga und Mawonga sind beste Freunde und zu Hause Nachbarn. Zu Hause heißt in dem Fall Khayelitsha, eines der größten Townships in Südafrika. Kaum hatte ich David Gore geschrieben, dass ich neben dem Praktikum bei einem Reisemagazin in Kapstadt gerne meinen Abschlussfilm über seine Schule machen will, da hatte ich auch schon die Zusage im Posteingang. »Wir freuen uns auf dich, du kommst genau richtig zu den Vorbereitungen unseres jährlichen Zauberwettbewerbs. Und ich habe auch schon zwei Kids im Kopf, die du begleiten könntest.« Eine bessere Wahl hätte er nicht treffen können.
Mawonga ist 15 und hat den Wettbewerb der Schule im vergangenen Jahr gewonnen. Ein buntes Spektakel in der Aula, auf dem vor Hunderten Zuschauern und einer Jury vorgezaubert wird. Der Gewinner darf nach Las Vegas fliegen und dort einmal auftreten. In meinem Kopf erzeugt allein die Vorstellung, dass ein Kind, das zwischen Armut und Gewalt aufwächst, plötzlich im glitzernden Las Vegas auf der Bühne steht, einen Kurzschluss. Was wird das dann wohl mit dem Kind machen? Hat nicht ebendiese Erfahrung Mawonga sein selbstbewusstes Auftreten gegeben, so hat sie bestimmt einiges dazu beigetragen.
Das von Siegfried und Roy3 geförderte College of Magic wirkt so unwirklich. Der urige Baum vor der Tür, das schmiedeeiserne Tor. Ich frage mich, ob andere die Schule auch sehen können, und halte permanent Ausschau nach Fledermäusen, die hier ein und aus fliegen, um sich dann in Zauberer zu verwandeln. Diese Schule könnte überall auf der Welt sein. Und überall wäre sie genau richtig. Neben Kindern aus armen Familien lernen auch Kinder aus den höheren sozialen Schichten hier zaubern. Weiß, Coloured, Schwarz … Das scheint hier kein Thema zu sein. Es werden keine Unterschiede gemacht. Außer dass die Eltern der einen Schüler Geld dafür bezahlen und den anderen Schülern dadurch die Ausbildung ermöglichen.
»Egal, ob du mal Straßenfeger wirst oder Arzt«, sagt David Gore, der plötzlich – Hokuspokus – neben mir auftaucht, »was du hier lernst, das prägt dich fürs Leben. Gibt dir Selbstbewusstsein, einen Selbstwert, ein Standing, das du nie wieder vergisst.«
Ich nicke und beobachte dabei den noch etwas tapsigen Yanga beim Üben. Höchst konzentriert trainiert er mit Profi Mawonga für seinen Auftritt: Er steht hinter einem Tresen mit schwarzem Samtüberwurf und versucht, mit seinem Zauberstab Wasser in einem Glas zu halten, während er es auf den Kopf dreht. Prompt läuft ihm der Inhalt über die Füße. Yanga lächelt beschämt und schaut auf die Pfütze. Mawonga grinst, klopft ihm auf die Schulter, gemeinsam wischen sie das Wasser auf und beginnen von vorn.
»Yanga ist erst elf und doch unser großer Favorit für den diesjährigen Wettbewerb«, murmelt Gore, um die beiden nicht zu stören. »Seine Eltern sind tot. Er wohnt mit seinem großen Bruder Sunny zusammen, der ebenfalls bei uns zur Schule gegangen ist. Die Nachbarin schaut nach den beiden und kocht ab und zu für sie. Sie hat jedoch selbst sechs Kinder und deshalb auch nur begrenzt Möglichkeiten, sich noch um diese zwei zu kümmern. Sunny ist nach dem Schulabschluss leider auf die schiefe Bahn geraten und handelt jetzt mit Drogen.«
Die Stimmung zwischen den Kindern ist so voller Freude und Leichtigkeit, dass es mir schwerfällt, mir vorzustellen, in welcher Welt die meisten von ihnen außerhalb des Schulgebäudes leben. In einer Welt, die wenig mit Zauberei und stattdessen sehr viel mit Überlebenskunst zu tun hat.
»Wirst du uns auch zu Hause besuchen?«, fragt Mawonga lachend. Ich habe gar nicht bemerkt, dass die beiden fertig sind und uns nun erwartungsvoll ansehen. So sehr berührt mich Yangas Geschichte. Und es ist nur eine von vielen Geschichten der angehenden Zauberer. Nur eine von vielen Geschichten südafrikanischer Kinder und aller Kinder auf der Welt.
Ich beobachte, wie Yanga den Zauberkoffer mit den Utensilien für seine Show sorgsam einräumt, und frage mich, was dieses enge Gefühl in meinem Bauch bedeutet. Mitleid? Nein, Mitleid habe ich nicht mit ihm. Es ist eine Mischung aus Mitgefühl und tiefem Respekt. Respekt davor, so ein Schicksal zu haben und so ein toller Mensch mit so einem schönen Herzen zu sein.
»Was ist denn nun, kommst du uns zu Hause besuchen oder nicht?« Mawonga schaut mich breit grinsend an.
»Klar. Super gern!«
»Jetzt solltest du aber lieber gehen, Lena«, mahnt David Gore, »damit du zu Hause bist, bevor es dunkel wird.« Ein Satz, den meine Oma hätte sagen können und der bei mir daheim zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausgeht. Aber wir sind hier nicht in Deutschland … Die untergehende Sonne lässt das Zugabteil, in dem alle dicht an dicht stehen, orange leuchten. Als der Zug in die Kurve geht, versuche ich krampfhaft, niemanden mit meinem Stativ umzuhauen. Es riecht nach Schweiß und Staub. Und es ist neu für mich, die einzige Weiße zu sein. Ich fühle mich nicht unwohl, und doch wäre ich, hätte ich gerade die Wahl, lieber Schwarz. Einfach, um nicht so herauszustechen, um dazuzugehören. Aber würde eine andere Hautfarbe allein ausreichen? Ist das nicht nur in meinem Kopf? Die Apartheid in Südafrika ist seit 1994 offiziell vorbei. Seit nicht einmal 15 Jahren. Aber ist sie inoffiziell auch vorbei? Fraglos liegt ein Stempel auf meiner Hautfarbe. Und der wird nicht morgen weg sein, nur, weil ich mir das wünsche. Aber ich bin ja hier, um dazuzulernen. Und wodurch könnte das schneller gehen als dadurch, »die andere« und manchmal eben auch »die Einzige« zu sein? Vielleicht kann ich zumindest eine sein, die ein wenig dazu beiträgt, bei den Menschen, die mir begegnen, das eine oder andere Vorurteil abzubauen.
Das Mädchen vor mir mustert mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Offen lächele ich sie an.
»Hast du dir bewusst ein Ticket für die dritte Klasse gekauft?«, fragt sie.
»Klar, das war das billigste!«
»Na ja, normalerweise fahren Weiße nicht dritte Klasse … Aber schön, dass dir das egal ist.« Sie zuckt mit den Schultern, gefolgt von einem charmanten Lächeln. »Ich bin übrigens Maria.«
»Und ich bin Lena.« Was für eine wunderbare Begegnung, denke ich.
Der Zug bremst. Die Masse Mensch wird weiter komprimiert und schwingt dann beim Anfahren wieder auseinander. Luft zum Atmen hat niemand so richtig.
»Die paar Leute in der ersten Klasse hätten jetzt bestimmt gerne einen weichen Sitznachbarn, gegen den sie fliegen können«, sage ich.
Bei der Vorstellung müssen Maria und ich lachen.
Kapstadt Hauptbahnhof. Endstation. Ich winke Maria zum Abschied, so gut das eben geht mit zusammengedrückten Ellenbogen. Sie winkt zurück, während wir mit dem sich in Bewegung setzenden Menschenfluss in verschiedene Richtungen getrieben werden.
Weiße fahren normalerweise nicht dritte Klasse, hallt es in meinem Kopf nach. Ich sollte doch zaubern lernen. Dann mache ich uns einfach alle farbenblind. Aber wie arm wären wir, wenn wir all die Schönheit dieser Vielfalt, die unsere Welt ausmacht, nicht mehr sehen könnten?
3Siegfried Fischbach (1939–2021) und Roy Horn (1944–2020) waren Zauberkünstler und Dompteure, deren Las-Vegas-Show Siegfried & Roy legendär wurde.
Gekommen, um zu bleiben
Zuhause
Medial geht Corona komplett an mir vorbei. Nicht aus Ignoranz, sondern weil ich gern in meinem eigenen Gefühl bleiben will. Ich habe schon vor Jahren aufgehört, Nachrichten zu konsumieren. Vielleicht bin ich die einzige ehemalige TV-Journalistin ohne Fernseher. Hätte mir einer der Dozenten im Studium erzählt, dass es bei den meisten Medien weniger um die Inhalte als ums Geldmachen geht, hätte ich wahrscheinlich ernüchtert abgebrochen und doch Tiermedizin studiert. Corona macht mir noch einmal mehr deutlich: Warum soll ich mir eine subjektive Auswahl an Weltelend quotengerecht aufbereitet servieren lassen, um danach nichts weiter damit zu machen, als traurig, wütend oder ängstlich zu werden. Meine Idee von »mich informieren«: Dort, wo ich gerade bin, viele Fragen stellen. Versuchen, einen möglichst umfassenden Eindruck von dem zu bekommen, was die Menschen vor Ort beschäftigt. Zuhören, beobachten und nachspüren, was das mit mir macht. Und wenn ich dann dazu beitragen kann, etwas zum Besseren zu verändern, frage ich, ob es gewünscht ist, und lege gegebenenfalls los.
Große Themen erreichen mittlerweile Menschen in der abgelegensten Hütte in den Bergen von Lesotho4. Insofern mache ich mir wahrlich keine Sorgen, etwas wirklich Relevantes zu verpassen. Heute ist es Mehdi, der mir aufgeregt von dem Mord an einem Schwarzen US-Amerikaner erzählt und von der weltweiten Bewegung, die sich daraus zu entwickeln scheint. Seit Wochen treffen wir uns heimlich. Mehdi, sein Bruder Youssef und ich. Mehdi und Youssef haben Muscheln getaucht, die wir, frisch gekocht, verputzen. Sie riskieren jedes Mal Ärger. Denn niemand darf ins, aufs oder auch nur ans Meer.
»Die Polizei hat uns schon wieder rauspfeifen wollen«, erzählt Mehdi wütend. »Die spinnen! Wovon sollen wir uns denn ernähren, wenn hier alles stillsteht und keiner mehr Arbeit hat?«
Die meisten Marokkaner sind selbstständig. Viele leben mehr oder weniger von der Hand in den Mund. Von meinen Freunden rund um Agadir arbeitet die Mehrzahl im Surftourismus. Doch damit ist es jetzt auf unbestimmte Zeit vorbei. Keiner von ihnen verdient noch Geld. Kaum ein Arbeitgeber kommt für seine Angestellten auf, nur wenige sind offiziell angemeldet und können auf staatliche Unterstützung hoffen. Ersparnisse hat so gut wie keiner, wie auch, wenn es immer jemanden in der Familie gibt, der gerade finanzielle Unterstützung braucht. Obwohl ich Respekt davor habe, wie schnell und radikal die marokkanische Regierung handelt, begreife ich nicht, weshalb Fischen nicht möglich sein soll, um sich in einer so schwierigen Zeit zumindest selbst zu versorgen. Doch die Einheimischen bleiben weitestgehend ruhig. Wenn in Marokko eines gilt, dann »Inschallah«5.
»Wir haben doch alles, was wir brauchen«, sagt Youssef zufrieden. Er ist 23 und damit acht Jahre jünger als Mehdi, aber so ausgeglichen, als wäre er fünfzig Jahre älter. »Das Meer gibt es uns. Notfalls fischen wir halt nachts. Und unser Garten versorgt uns mit dem Rest. Ich muss nie einkaufen.«
»Außer Zigaretten«, stichele ich.
»Im Zweifel verkaufe ich mein Auto«, womit er den jahrzehntealten Renault mit den platten Reifen meint, der langsam aus allen rostigen Nähten bricht. Ein verschmitztes Lächeln erscheint auf Youssefs hübschem Gesicht und entblößt dabei einen gammeligen schwarzen Zahn. Rauchen und Zucker, denke ich unwillkürlich und frage mich, was ich tun würde, wenn meine Zähne anfingen zu gammeln und ich mir den Zahnarzt nicht leisten könnte. »Wenn wir den Schmerz nicht mit Heilkräutern in den Griff kriegen, gehen wir zu einem Zahntechniker«, hat mir Mehdi erklärt. »Der behandelt dich je nach Problem für 120 bis 400 DH6. Nicht immer gut, aber ein richtiger Zahnarzt kostet fast dreimal so viel.«
»Iss noch!« Mehdi zeigt auf den Teller mit den leckeren Muscheln.
Um auch etwas beizusteuern, habe ich Salat und Chilisoße gemacht. Der Salat besteht vor allem aus lokalen Kräutern, die mir meine neue Freundin Anke gezeigt hat. Sie wohnt in der Wohnung nebenan und hat eine Philosophie: »Wenn wir wieder das essen würden, was um uns herum wächst, aufhören würden, alle den gleichen Kram zu kultivieren, zu spritzen und Monokultur zu betreiben, gäbe es keinen Hunger mehr auf der Welt.« Youssef findet es sichtlich seltsam, seine Hecke zu essen. Trotz der herzlichen Einladung fühle ich mich unwohl, weil ich weiß, wie hart die Jungs für ihr Essen gearbeitet haben, und keinem von ihnen etwas wegessen will. »Hast du schon mal irgendwo in Marokko jemanden aufessen sehen?«, geht mir Felix’ Frage durch den Kopf. Felix, noch so ein wunderbarer Mensch, der ohne Corona sicher nie Teil meines Lebens geworden wäre. Ich habe ihn auf einem Festival in Deutschland kennengelernt und dann zufällig hier wiedergetroffen. Als der Lockdown kam, war er gerade in der Nähe von Marrakesch, genoss sein Leben und das Wasserskifahren. Innerhalb von Stunden kippte die Situation, und es war klar, dass die Regierung in Kürze jeglichen Verkehr zwischen den Städten untersagen wird. Rasch zog Felix mit seinem Bulli auf den nächsten Strandparkplatz bei mir um die Ecke, und wir beschlossen, die Zeit des Lockdowns gemeinsam durchzustehen. Einer für alle, alle für einen. »Bei mir um die Ecke« heißt übrigens fünf Minuten vom Haus meiner englischen Freunde Karen und Graham entfernt.
Ich beobachte die beiden Brüder, die entspannt auf ihren weißen Plastikstühlen sitzen. Sie sind fertig mit dem Essen. Dabei ist der Teller mit Muscheln in der Tischmitte noch halb voll. Nein, ich habe in ganz Marokko tatsächlich noch nie jemanden etwas aufessen sehen und auch noch nie erlebt, dass jemand sein Essen nicht teilt.
»Ich bringe einfach Felix den Rest«, schlage ich spontan vor und ernte ein doppeltes Kopfnicken.
»Auf jeden Fall, das muss er probieren«, sagt Mehdi und fügt voller Stolz auf seinen kleinen Bruder hinzu: »Youssef ist der beste Koch weit und breit!«
Plötzlich ist der Abendhimmel voller Flamingos, sicher fünfzig dieser Paradiesvögel fliegen übers Meer in Richtung untergehende Sonne. Manchmal weiß ich nicht, ob ich träume, so schön kann es hier sein. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmt mich. Ich sehe meine Freunde an. Den dünnen Mehdi mit seinen fast schwarzen Augen und dem strengen Gesicht, der hinter all seiner Freundlichkeit einen schmerzhaften Schatten auf dem Herzen zu haben scheint. Youssef mit dem schüchternen Grinsen und seiner verspielten Art. Eine blonde Locke fällt ihm ins Gesicht. Hell und lang. Er hat den gleichen Friseur wie die meisten Surfer hier: Salon Sonne und Salzwasser.
Diese herzliche, ehrliche Selbstverständlichkeit, mit der wir hier gemeinsam sitzen. Momente, die ich in dieser Form in meiner Heimat, seit ich »erwachsen« bin, nur selten erlebt habe. Natürlich esse ich in Deutschland auch zusammen mit Freunden. Aber das ist anders. Gut geplant und von vornherein zeitlich begrenzt, um überhaupt mal zueinanderzufinden bei all den verschiedenen Leben und Verpflichtungen, die jeder so hat. Obwohl ich hier die Fremde bin, fühle ich mich in diesem Augenblick zugehörig. Vielleicht weil es erwartungsfrei und unbefristet ist. Inschallah halt.
Youssef schenkt mir Tee nach. Ausnahmsweise ohne Zucker, er weiß, dass ich ihn so lieber mag. Zucker und Tee gehören in Marokko zusammen wie für meine Großeltern Brot und Butter … Ich stelle meine Füße auf mein Skateboard unter dem Stuhl und muss schmunzeln, sehe mich bei meiner Schwester in Hannover (Ist das wirklich schon sieben Monate her?), wie ich das Skateboard herauskrame, das mir ein Freund geschenkt hat und das ich aus Mangel an einem Zuhause bei ihr gelagert habe. Ich habe es bereits seit acht Jahren, aber so gut wie nie benutzt; dabei wollte ich es damals unbedingt haben. »Wie alt willst du noch werden, bis du endlich anfängst zu skaten?«, hat mein bester Freund Martin am Telefon gestichelt. »Keine Sekunde älter«, habe ich geantwortet und bin im Nu auf der Straße. Es ist ein kalter deutscher Herbstabend und niemand da, der den Spaß mit mir teilt. Hier in Marokko werde ich ständig von Leuten auf der Straße gefragt, ob sie mein Board, das ich seitdem immer dabeihabe, kurz mal ausprobieren könnten. Sei es der Gemüseverkäufer vor seinem Stand, der heimliche Angler auf dem Weg zum Meer oder die Nachbarin mit den Einkaufstüten in der Hand. Auch Youssef habe ich im wahrsten Sinne des Wortes spielend kennengelernt. Wir sind uns am Strand begegnet. Ohne lange nachzudenken, hat er einen Handstand gemacht, ich dann etwas Handstandähnliches, wir haben gelacht, Räder geschlagen, mit den Strandhunden getollt und sind hinterher zusammen ins Meer gesprungen, um die letzten Wellen der Saison mit dem Körper zu reiten. Dass wir im nächsten Moment verhaftet werden könnten, war uns egal.
Ich rolle mein Board mit den Füßen von rechts nach links und weiß: Da, wo ich bin, bin ich genau richtig. Die Berge hinter Youssefs Hütte leuchten ockerfarben. Darauf verstreut dunkelgrüne Büsche. Die Schattierungen Marokkos.
In dieser Nacht kann ich nicht schlafen, so viel geht mir durch den Kopf. So viele Realitäten und alle in einer Welt. Wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich oft, als wären wir es, die in großer Armut geboren wurden. In einer Art Gesellschaftsarmut, in der jeder für sich manchmal ziemlich allein ist. In der Teilen am besten vorher angekündigt wird, damit auch ja genug für den Teilenden bleibt. In der viel geträumt und wenig gelebt wird. Wegen all der »Abers«, die in unserem Kopf existieren und uns blockieren. Trotz, womöglich aber auch wegen all der Freiheiten und Möglichkeiten, die wir unserer Herkunft zu verdanken haben. »Ich möchte frei sein, aber …«
Weiß sein. Privilegiert sein. Deutsche sein. Erst fernab von Deutschland habe ich zum ersten Mal gespürt, was das überhaupt heißt. Und immer wieder lerne ich es aufs Neue zu sehen und zu schätzen. Wie jetzt. Daheim nehme ich vieles als ganz selbstverständlich hin, weil es nie nicht da war. Dinge wie zum Zahnarzt zu gehen und dort bestmöglich behandelt zu werden. Als Kind habe ich Armut an Krieg und Krisen festgemacht. Daran, nicht genug zu essen zu haben und nicht zur Schule gehen zu können. Meine Oma hat in Armut gelebt. Meine Mama schon nicht mehr wirklich. Ich nie. Ich hatte mehr als genug, weil meine Familie hart dafür gearbeitet hat. Ich erinnere mich an TV-Kampagnen für »arme Schwarze Kinder«, deren Eltern sicher auch hart arbeiteten, bei denen es jedoch nicht mal für das Nötigste reichte. Ich war voller Schuld und Scham und entwickelte das dringende Bedürfnis zu helfen. Aus meiner kindlichen Perspektive heraus war völlig klar: Jedes afrikanische Land braucht Hilfe. Ich muss helfen. Zum Glück habe ich dieses naive, ja fast schon übergriffige Denken im Laufe der Jahre gegen Neugier, Offenheit und Nachfragen getauscht. Hoffe ich zumindest. Was für ein uferloses Thema. Privilegien, Gleichheit, Macht, Rechte, Freiheit … Das Thema der Menschheit? Habe ich es mir deshalb bislang immer nur kurz angeschaut? Weil es mich erschlägt, wenn ich diese Tür aufmache? Nicht hinzugucken ist aber auch keine Lösung. Ich will wissen, was gerade in den USA los ist, und beginne zu recherchieren. Das Erste, was mir begegnet: #blacklivesmatter. Diverse Storys und Posts von weißen Influencer*innen, die Posts von farbigen Influencer*innen teilen. Ich komme schon mit dem Hashtagtitel nicht klar. Wie kann es sein, dass wir in einer Welt leben, in der es offenbar immer noch Menschen gibt, die das anders sehen? Eine Welle fremder Emotionen überrollt mich. Das Internet brennt. Herzen brennen. Ich bin erschrocken, verwirrt, gelähmt, überfordert und mutlos, als der Muezzin zum Morgengebet ruft:
Allah ist der Allergrößte. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt. Ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Allahs ist. Kommt her zum Gebet. Kommt her zum Heil. Allah ist der Allergrößte. Es gibt keinen Gott außer Allah.
Die Straßenhunde stimmen wie üblich in seinen Gesang ein. Und ich bin traurig. Wie sehr wünschte ich, dass wir weiter wären. Ich spüre sowohl den Schmerz und Zorn der einen als auch die Schuldgefühle der anderen. Dass diese Sintflut der Emotionen immer wieder die gleichen Themen bedient, ohne dass wir spürbar daran wachsen, macht mir Angst. Und wenn ich den Fokus wieder und wieder auf den Unterschied von Hautfarben lege, betone ich diesen doch nur umso mehr, statt ihn einzuschmelzen und endlich aus unseren Köpfen auszuradieren, oder? Eine Frage, die mich einfach nicht loslässt.
4Von Südafrika umschlossener Binnenstaat
5Arabische Redewendung, die »So Gott will« bedeutet
Definitiv eine der schönst-gelegenen Städte der Welt
Kapstadt am Morgen
»›Genozid in Südafrika‹ … Die Medien übertreiben mal wieder«, sagt Peter und schließt die Online-Meldung auf seinem Computer. Der Deutsche und seine österreichische Freundin Doris betreiben ein Reisemagazin in Kapstadt, bei dem ich sechs Monate lang mein Praktikum machen darf. Die beiden sind unglaublich herzlich und lustig. Vor allem Peter ist herrlich unbeschwert. Mit Mitte zwanzig ist er nach Südafrika gekommen und hier hängen geblieben. Das dürfte vor etwa dreißig Jahren gewesen sein.
»Ja und nein«, sage ich. »Bei mir im Hostel wohnt auch eine Familie aus Simbabwe. Ein Mann, eine Frau und ihre vier Kinder. Die gehen nicht mehr vor die Tür. Der Vater nur nachts, um Geld zu verdienen. Sie haben Angst, zusammengeschlagen zu werden oder noch Schlimmeres.«
»Wirklich?« Peter ist sichtlich betroffen.
»Ja, das Hostel lässt sie vorerst kostenlos wohnen und hat ihnen Kleidung geschenkt, weil ihre Wohnung angezündet wurde.« Jetzt, da ich darüber rede, merke ich erst, wie sehr mich das Schicksal der Familie schockiert und berührt. »Vor meiner Abreise aus Deutschland habe ich gehört, dass der Hass in Südafrika gegen Arbeiter aus Sambia und Simbabwe gerade zunimmt. Jetzt mit Menschen unter einem Dach zu schlafen, die diesen Hass am eigenen Leib erfahren und voller Angst sind, ist heftig. Sie trauen sich nur noch nachts auf die Straße, während andere um sie herum ihr ganz normales Leben führen. Und was macht so etwas mit den Kindern?«
»Hier kriegen wir davon gar nichts mit«, sagt Doris.
Das glaube ich sofort. Der Radius, in dem ich mich bewege, formt mein Bild. Wenn ich in der City von Kapstadt lebe oder direkt am Tafelberg, ist meine Welt eine andere als fünf Kilometer weiter und erst recht anders als im Township. Und wenn ich kaum oder nie mit Menschen aus einem anderen Kreis zu tun habe, woher soll ich von ihren Sorgen und Nöten, von ihren Freuden und Träumen wissen? Wie oft vergesse ich, dass da mehr ist als das, was ich denke und sehe. Jeder von uns lebt in seiner persönlichen Blase, die für ihn die »Wahrheit« und »Realität« ist. In Südafrika sind diese Lebenskreise, so mein erster Eindruck, sehr oft von der Hautfarbe geprägt. Und in Deutschland? Als Kinder trennte uns irgendwann das Schulsystem. Und später umgeben wir uns meist mit den Menschen, die uns ähnlich sind, die ähnliche Interessen und Einstellungen haben.
Mittags bin ich mit Yanga und Mawonga verabredet. Sie sind schon ein bisschen wie kleine Brüder für mich, denn aufgrund des Filmprojekts verbringen wir viel Zeit miteinander. Ich bin so dankbar, dass ich mehr über ihr Leben erfahren darf. Heute sogar, wo sie zu Hause sind.
Die beiden holen mich in der Redaktion ab, um mich nach Khayelitsha zu begleiten. Allein soll ich nicht fahren. »Zu gefährlich«, sagt Mawonga. Na, wenn er meint, denke ich mit einer Mischung aus enttäuschtem Abenteuerdrang und leichtem Unglauben angesichts der vielen großartigen Begegnungen, die ich in dieser Stadt bisher hatte. Aber eine goldene Regel habe ich für meine ziemlich planlose Art zu reisen: Frag immer die Locals! Die wissen am besten, was geht und was nicht. (Manchmal frage ich auch drei, vier Leute mehr, wenn mir die erste Antwort nicht gefällt. Sicher ist sicher.)
Wir stehen an der Straße, als der nächste pickepackevolle Minibus angerauscht kommt. Mawonga hält eine Hand raus. Prompt klopft der aus der halb geöffneten Schiebetür hängende Beifahrer aufs Dach der Blechkarosse, der Fahrer geht in die Eisen, und der Minibus kommt direkt neben uns zum Stehen. Punktlandung. Doch wo darin noch drei Plätze für uns sein sollen, kann ich nicht erkennen. Wir zwängen uns trotzdem durch die Tür und finden irgendwo eine Ritze. Ich zwischen einem spindeldürren, etwa achtzigjährigen Mann und einer Mama, die ungefähr dreimal meinen Umfang hat und nun zwei ihrer Kinder netterweise zwischen ihren Bauch und den Vordersitz schiebt, damit ich »Platz« habe. Ihr Baby drückt sie mir kurzerhand auf den Schoß.
»Hi«, ruft sie mit einem breiten Grinsen über die laute Musik hinweg, die durch den Bus dröhnt. Die beiden Kids mustern mich schüchtern.
»Hi«, rufe ich fröhlich zurück und dann noch einmal in die Runde der Mitinsassen, die flüchtig von dem Musikvideo auf dem Bildschirm aufschauen, der eine oder die andere kurz lächelnd. Sanft streichele ich dem süßen Baby auf meinen Knien über den Lockenkopf, was die Geschwister offenbar vertrauenserweckend finden, zumindest fangen sie an, mir lustig zuzuzwinkern. Yanga sitzt direkt hinter mir. Ich spüre seine Knie durch den durchgesessenen Sitz in meinem Rücken. Um nicht komplett von dem breitschultrigen Mann neben ihm zerquetscht zu werden oder das bunte, prachtvoll gewickelte Kopftuch seiner Sitznachbarin zu verrücken, hat er sich so weit wie möglich zu mir nach vorne gebeugt. In einer Hühnermastanlage ist mehr Raum, denke ich. Und gleichzeitig feiere ich es, mit allen um mich herum in Kontakt zu sein. Auch wenn wir nachher bestimmt allesamt gleich riechen.
»Super, oder?«, brüllt Yanga mir ins Ohr. »Wenn wir Südafrikaner irgendwohin wollen, dann wollen wir da jetzt hin und nicht irgendwann. Wir haben keine Lust zu warten, und die Minibusse fahren den ganzen Tag die Straße rauf und runter. Du kannst ein- und aussteigen, wo du willst. Der Betrag für jede Strecke ist immer derselbe.«
Ich bin begeistert. Ob sich dieses System auch in Deutschland durchsetzen könnte? In dem Musikvideo zerfällt das Bild gerade in drei Teile, bevor es sich im Schambereich der Sängerin, die in einem parkähnlichen Garten steht, wieder vereint. Wir fahren an Villen und Pools vorbei, an Restaurants, Bars, Kirchen, einem Theater und an Zeitungsverkäufern, die an jeder Kreuzung versuchen, im stockenden Verkehr noch ein paar Pennys zu verdienen. Ich habe den Gedanken, wie wir dem Fahrer über gut zwanzig Personen und den Lärm hinweg Bescheid geben sollen, wo wir aussteigen wollen, noch nicht zu Ende gedacht, da kümmert sich Mawonga auch schon. Er pfeift einmal laut, worauf der wieder aus dem Bus hängende Beifahrer von dem ihm am nächsten Sitzenden angetippt wird. Der Beifahrer haut aufs Blechdach, der Fahrer lenkt ein und legt eine Vollbremsung hin. Was für eine grandiose Kettenreaktion. Während ich mein Leihbaby zurückgebe, mich aus dem Auto schiebe und dabei von allen verabschiede, gleichzeitig dafür entschuldigend, dass ich ihnen gerade auf die Füße oder ihre Einkäufe getreten bin, drücke ich Mawonga ein paar Münzen in die Hand, die er dem Beifahrer reicht.
Mehrmals müssen wir ein- und aussteigen. Mit zunehmender Entfernung zur Stadt werden die Häuser zu Hütten, die Hütten zu zusammengehämmertem Wellblech, das Leben staubiger, trubeliger und noch bunter.
Dann sind wir da. Khayelitsha.
»Bleib am besten immer bei einem von uns«, sagt Mawonga nachdrücklich. »Ich werde bei jeder Kreuzung vorgehen und die Lage checken. Wenn eine Gang aufkreuzt und die Typen schlechte Laune haben, kann ich aber eh nichts machen …«, und schon läuft er vor, um hinter den ersten Wohnblock zu blicken. Yanga und ich warten neben einem Laden, von dem nur noch die Wand und ein halb abgerissenes Waschbecken übrig sind.
»Vorgestern hat eine Bande hier alles ausgeräumt und kaputt geschlagen«, murmelt Yanga. »Der Ladenbesitzer war echt nett, wir durften sogar anschreiben lassen. Jetzt ist seine Existenz futsch, und alle müssen zum Einkaufen ziemlich weit fahren.«
»Etwas kaputt schlagen, worunter hinterher alle inklusive mir selbst leiden … Wie bescheuert ist das denn?«, wundere ich mich laut.
Yanga zuckt traurig mit den Schultern. »Das ist das Problem mit den Drogen und der Perspektivlosigkeit. Viele Jugendliche sind einfach frustriert und wissen mit ihrer Wut und Enttäuschung nicht wohin. Und im Rausch ist dann alles scheißegal. Deshalb sind die auch so gefährlich«, erklärt er. »Du glaubst nicht, wie viele meiner ehemaligen Freunde ich mittlerweile zwischen den Gangmitgliedern wiedersehe.«
Ich beobachte Yanga von der Seite. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet. Auf den Stein, den er mit seiner Fußspitze weiter in den rötlichen staubigen Boden dreht. Mein kleiner Bruder klärt mich über die knallharte Realität seiner Umgebung auf. Und ich habe nichts anzubieten, was es besser machen könnte. Ich komme mir vor wie vom Planeten Seifenblase.
»Die Luft ist rein«, Mawonga kommt angejoggt. »Let’s go!«
Wir gehen um ein paar Ecken. Zwischen eng an eng stehenden Häusern hindurch, Innenhöfe kreuzend, lange Leinen passierend, an denen farbenfrohe Kleider und Tücher in der heißen Luft trocknen. Die Häuser in dieser Gegend sehen alle ähnlich aus. Braun und schlicht. Pflanzen suche ich vergeblich. Dafür sind einige Tore und Fensterläden bunt angemalt. Aus jedem Hof grüßen die Mamas freundlich, winken die Kinder fröhlich, nicken die alten Männer etwas verdutzt, als wir zu dritt an ihnen vorbeiziehen.
»Da sind wir!«, ruft Mawonga und zieht ein großes rotes Tor auf. Schweiß strömt unter seiner Norwegermütze hervor und wird von den Ohrenklappen wieder aufgesogen. Offenbar geht Style vor Hitzekoller. Beim Eintreten in den etwa drei mal drei Meter großen kahlen Innenhof wird mir klar: Ich hatte keine Vorstellung davon, was mich erwartet, wenn ich die beiden zu Hause besuche. »Hier wohnen meine Schwester, ihre Familie und ich«, erzählt Mawonga stolz. »Komm rein.« Im Entenmarsch betreten wir das Haus. Mit zwei Zimmern ist es sehr übersichtlich. Das eine ist das Schlafzimmer, das andere das Wohnzimmer, in dem offensichtlich ebenfalls geschlafen wird. In einer winzigen Küche stehen ein weißer Plastiktisch, ein Stuhl, ein klappriger Kühlschrank, eine Spüle, ein Herd mit zwei Kochplatten und ein Toaster. Um dort wieder herauszukommen, müssen Yanga und Mawonga rückwärtsgehen. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, Fußball, davor auf dem Sofa ein Teenager in einem FC-Barcelona-Trikot mit UNICEF-Logo am Kragen.
»Das ist mein großer Bruder«, sagt Yanga. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele das Zuhause ihrer Freunde und Nachbarn zu nutzen scheinen, als wäre es ihr eigenes.
»Hi, welcome, ich heiße Sunny«, sagt der Barca-Fan und steht auf, um mir die Hand zu drücken. Ich mag ihn sofort. Sunny ist höchstens 16, doch sein Gesichtsausdruck ist der eines Vaters, der sich sorgt, wie er seinen Sohn durchbringen soll.
Der Tag vergeht wie im Flug. Ich führe Interviews mit den dreien, lasse mir von ihrem Leben erzählen, von der Zauberschule, ihren Träumen, sie zeigen mir ihre Nachbarschaft, ich drehe Bilder.
Sunny scheint in Bezug auf sein eigenes Leben bereits resigniert zu haben. Dabei geht es in dem Alter doch erst so richtig los, oder nicht? »Weißt du«, sagt er, »ich freue mich, dass Yanga die Zauberschule so ein Spaß macht, und ich sehe, wie viel Selbstvertrauen er dadurch bekommt. Und natürlich wünsche ich mir, dass er den Wettbewerb gewinnt. Aber ich will auch, dass er sich nichts vormacht. Ich war ebenfalls auf dieser Schule, und was hat es mir gebracht? Ich bin trotzdem arbeitslos. Wie so viele in Khayelitsha.« Sunny schaut Yanga und Mawonga hinterher, die schon zur Nachbarin laufen. »Kartentricks helfen mir da auch nicht weiter … Hier«, er lässt mich in den nächsten Innenhof vorgehen, »hier können wir seit dem Tod unserer Eltern immer wieder auftauchen.«
Eine kräftige Frau in rosafarbenem Top und mit einem wild gemusterten Tuch um die Hüfte füttert gerade zwei Hühner. Als sie mich sieht, kommt sie mit einem Lächeln auf mich zu und nimmt mich in ihre kräftigen Arme. Es fühlt sich schön an, so herzlich umarmt zu werden, und ich merke, wie sehr ich die Selbstverständlichkeit genieße, mit der ich hier berührt werde.
»Hi, my daughter, Yanga hat mir schon von dir erzählt«, sagt sie mit angenehm tiefer Stimme. »Ich war die beste Freundin von Sunnys und Yangas Mutter. Ich würde wirklich gern mehr für die beiden machen, aber wie soll ich? Ich bin ja froh, wenn ich alle meine Kinder durch das Gröbste kriege.« Plötzlich ist da eine sorgenvolle Schwere hinter dem Lächeln dieser auffallend aufrecht stehenden Frau. Ich habe einen ungeheuren Respekt vor dem Leben hier. Vor der Härte, mit der die Menschen von klein auf konfrontiert sind. Und vor ihrer Liebe zum Leben und zum Lachen.
Als die Jungs und ich gegen Abend wieder auf der Straße stehen, sagt Sunny: »Ich bete jeden Tag, dass Yanga es besser macht als ich.«
Wie gerne würde ich noch den ganzen Abend mit den Jungs verbringen. Aber im Dunkeln, so lautet die ungeschriebene Regel, sei lieber zu Hause. Die drei setzen mich in den nächsten Minibus.
»Du hast doch noch alle Chancen, Sunny«, sage ich zum Abschied.
Er lacht. Es ist ein bitteres Lachen.
Aus dem Busfenster beobachte ich den näher kommenden Tafelberg, um dessen flachen Gipfel sich dunkle Nebelschwaden wie Fäden winden. »Es heißt, dass dort eine Hexe lebt, die abends ihre Suppe kocht«, hat Peter erzählt. Während ich in die Nebelschwadensuppe starre, wünsche ich mir ganz fest, dass die Hexe eine gute Zukunftssuppe für meine neuen Brüder und all die Kinder und Jugendlichen aus Khayelitsha kocht.
In Stille beobachten
»Du isst seit einer Woche nur Kokosnüsse?« Ich bin sprachlos, und alle Energie scheint aus mir heraus in den Boden zu sacken. »Warum sagst du das erst jetzt?«, frage ich Tomar. Wir haben schon länger nicht miteinander telefoniert. Mal war Stromausfall und sein Handyakku leer, mal der Empfang so schlecht, dass Telefonieren einfach nur genervt hat.
»Du hast gesagt, dass du nicht für mein Leben verantwortlich bist«, antwortet er leise.
»Stimmt, das habe ich gesagt, aber gerade ist Ausnahmezustand. Die ganze Welt steht kopf. Und da ist doch mehr denn je klar, dass jeder jedem hilft, wie er eben kann, oder nicht?« Schockiert stelle ich fest, wie viel Macht meine Worte offenbar auf ihn ausüben. Gleich zu Anfang unserer Beziehung haben wir uns darüber ausgetauscht, wie wir trotz unserer unterschiedlichen Welten auf Augenhöhe miteinander umgehen können. Für mich einer der wichtigsten Punkte, wenn nicht sogar der wichtigste: Jeder ist selbst für sein Leben verantwortlich. Tomars wichtigster Punkt: sich darauf verlassen zu können, dass ich immer zu ihm zurückkomme, egal, wie oft und wie lange ich weggehe. Wenn ich darüber nachdenke, waren er und ich aber nie wirklich auf Augenhöhe, weil ich allein durch meine Herkunft am längeren Hebel sitze. Und weil immer ich es sein werde, die entscheidet, wann ich zurückkomme und wie lange ich bleibe. Oder ob ich überhaupt zurückkomme.
Jetzt würde ich gern bei ihm sein und kann es nicht. Aber stimmt das überhaupt? Will ich denn wirklich bei ihm sein? Als die Welt sich auf den Kopf gestellt hat, habe ich mich entschieden, in Marokko zu bleiben. Warum habe ich nicht eine Sekunde lang darüber nachgedacht, noch schnell in die Elfenbeinküste zurückzufliegen? Wäre es nicht gerade während des weltweiten Lockdowns wichtig, zusammen zu sein? Oder ist es womöglich noch wichtiger, dass jeder von uns in dieser Zeit auf sich allein gestellt ist? Ich atme tief durch. Meine Intuition hat mich nicht zu Tomar gehen lassen. Und nun hat er sich nicht getraut, mir zu sagen, wie es ihm wirklich geht. Er hat sich nicht getraut, mir zu sagen, dass er, zum ersten Mal in den vier Jahren, Geld braucht. Das macht