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Er ist ein Spieler. Er ist eingebildet. Er ist KEIN Märchenprinz. Aber er ist ein Prinz!
Wenn du reich bist, stehen dir viele Türen offen. Aber wenn du reich und königlich bist, führen diese Türen jede Nacht in ein neues Schlafzimmer. Ich muss es wissen. Nicht umsonst nennt mich die Boulevardpresse »His Royal Hotness«. Ein Image, dem ich gerne nachkomme. Frauen auf der ganzen Welt wollen mit mir ein unanständiges Märchen erleben. .. Und als Zweitgeborener habe ich keinen Anspruch auf den Thron. Ich bin der Prinz ohne Macht ... mit allen Vorteilen.
Doch als mein älterer Bruder entführt wird, stehe ich in der Thronfolge ganz oben. Und mein Ruf bei den Frauen wird plötzlich zum Fluch. Es ist unmöglich, mir all die Thronprinzenjägerinnen vom Leib zu halten. Bei einer Gala schüttet mir dann diese Kellnerin Champagner über den Smoking - und rettet mich so vor einer aufdringlichen Heiratskandidatin.
Sie heißt Savannah. Und sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Aber Savannah ist nicht daran interessiert, meine Cinderella zu sein. Außerdem würde ein netter Kerl sie nicht in das ganze royale Drama hineinziehen. Glücklicherweise bin ich kein netter Kerl. Und wie sich herausstellt, bin ich vielleicht nicht einmal ihr erster Prinz ...
Romantisch, königlich, heiß: Eine Royal Romance von der Autorin der Katmere-Academy-Chroniken.
Weitere Bücher der SPIEGEL Bestseller-Autorin Tracy Wolff bei beHEARTBEAT:
Dark Royal - Unberührbar
Ruined - Verbotenes Verlangen
Addicted - Brennende Sehnsucht
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
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Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Epilog
Ruined – Verbotenes Verlangen
Addicted – Brennende Sehnsucht
Dark Royal – Unwiderstehlich
Royal, heiß und unberührbar.
Eigentlich ist Garrett Kronprinz von Wildemar. Doch nach einem traumatischen Erlebnis hat sein Vater, der König, Garrets Pflichten an seinen Zwillingsbruder Kian übergeben. Alles, wofür der pflichtbewusste Prinz von Kind auf gearbeitet hat, scheint in weite Ferne gerückt – die Krone, der Thron, der Dienst für sein Land. Verzweifelt stürzt er sich in das Leben des royalen Playboys. Doch Garrett kann die Ausschweifungen nicht so recht genießen …
Bis er Lola Barnes kennenlernt, eine attraktive Unternehmerin aus den USA. Eigentlich nur ein One-Night-Stand, aber als die Presse Wind von ihr bekommt, sind Garrett und Lola plötzlich der Liebling der Paparazzi. Und Garrett kommt ins Grübeln: Könnte diese unkonventionelle, wilde, sexy Frau der Schlüssel zum Thron – und zu seinem Herzen – sein? Dabei ist Lola überhaupt nicht das, was man sich unter einer Prinzessin vorstellt. Aber heißt das, dass sie es für Garrett nicht trotzdem sein könnte?
His Royal Hotness 2 – Genauso verführerisch wie Teil 1, aber auch allein romantisch royal!
New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin Tracy Wolff lebt in Texas und unterrichtet Kreatives Schreiben am örtlichen Community College. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Söhnen.
TRACY WOLFF
DARKROYAL
Unberührbar
Aus dem amerikanischen Englischvon Nina Bellem
beHEARTBEAT
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment | Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
This translation is published by arrangement with Loveswept, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2018 by Tracy Deebs-Elkenaney
Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Royal Treatment«
Originalverlag: Loveswept, Penguin Random House LLC, New York
Für die deutschsprachige Ausgabe
Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Übersetzung: Nina Bellem
Redaktion: Sofie Raff
Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de
Unter Verwendung eines Motives von © Viorel Sima /shutterstock
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-5769-1
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Für Emily McKay,
Garrett
Sie sagen, ich werde mich daran gewöhnen.
Und ganz ehrlich, so schwierig sollte das doch nicht sein, oder?
Immerhin soll ich nur herumhängen, machen, was ich will, wann ich es will, und ein Leben in absolutem Luxus ohne jede Verantwortung führen …
Es ist, als wäre ein Traum wahr geworden.
Zumindest ist es das, was mir alle sagen. Dass dieses neue Leben, das ich führe – das Leben als Zweitgeborener statt als Thronfolger –, das Beste ist, was mir passieren konnte.
Schade nur, dass sich dieser Traum eher wie ein Albtraum anfühlt.
Aber alles, was in den letzten neun Monaten geschehen ist, hat sich wie ein Albtraum angefühlt.
Ich wurde entführt.
Ich wurde monatelang gefoltert und habe Monate gebraucht, um mich davon zu erholen.
Meine Familie und mein Land haben mich aus meiner Position verdrängt.
Das ist eindeutig der Stoff, aus dem Albträume sind, auch wenn dieses Leben als Playboy auf den ersten Blick gar nicht danach aussieht.
Und es kann niemand behaupten, dass ich diesen Lebensstil nicht ausprobiert habe, denn … ich habe ihn ausprobiert. Mittlerweile seit mehr als einem Monat.
In den letzten Wochen habe ich mit einem halben Dutzend Frauen geschlafen.
Habe mein eigenes Körpergewicht in Bourbon und Champagner getrunken, und das so oft, dass ich es nicht mehr zählen kann.
Ich bin in den schnellsten Autos der Welt gefahren, auf den schnellsten Rennbahnen der Welt, und habe riesige Mengen Geld für absoluten Schwachsinn ausgegeben.
Ich bin sogar von einem trendigen Reiseziel zum anderen gejettet – von Rio auf die Azoren bis nach Patagonien und, oh mein Gott, das ist so ziemlich genau am Arsch der Welt. In den letzten sechs Wochen war ich, nachdem ich wieder endgültig für gesund erklärt worden war, auf mehr Partys als in den ganzen achtundzwanzig Jahren meines Lebens. Und das will etwas heißen, denn seit ich laufen kann, waren Galas ein Bestandteil meiner Existenz. Vielleicht sogar schon vorher.
Und jetzt bin ich hier, sonne mich auf einem Felsen neben einem abgeschiedenen See in dem kleinen Dorf Tournemire und heule mir selbst die Ohren damit voll, wie sehr ich mein neues Leben hasse. Könnte ich ein noch verwöhnterer Arsch sein?
Es ist widerlich und ich bin erbärmlich. Ganz zu schweigen davon, dass ich vollkommen nutzlos bin.
Dem Mann, dem man früher einmal die Regierung des Landes anvertrauen wollte, wird jetzt nicht einmal mehr zugetraut, dass er sich selbst unter Kontrolle hat – zumindest glaube ich, das ist der Grund, warum der Therapeut, den der König mir zugewiesen hat, darauf besteht, dass ich Medikamente gegen Angstzustände nehme. Na ja, das und die Tatsache, dass ich mich nicht einmal im königlichen Palast aufhalten darf – zumindest nicht, wenn man sich dort auf wichtige Geschäfte vorbereitet.
Das ist der verdammte Befehl des Königs.
Oh, nicht, dass er oder mein Bruder Kian mir das ins Gesicht sagen würden. Aber ich bin mir bewusst, wie oft sie mich in letzter Zeit weggeschickt haben. Und ich bin mir ebenso bewusst, welche Art von Meetings stattfinden, sobald sie mich weggeschickt haben. Möglicherweise hatte ich in den drei Monaten meines Verschwindens zu viele Aussetzer, aber mein Gehirn funktioniert besser als bei so manch anderem. Auf jeden Fall funktioniert es gut genug, um mitzubekommen, was meine Familie vorhat … selbst wenn sie es mir nicht sagen.
Ich bin zu einer Belastung geworden, jemand, dem man nicht einmal den Palastklatsch anvertrauen kann, ganz zu schweigen von Staatsgeheimnissen.
Verdammt.
Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt.
Verdaaammt.
Selbst der Tod ist besser als das hier. Aber eigentlich ist alles besser als das hier. Denn das Misstrauen meiner Familie, die erzwungene Untätigkeit und meine Nutzlosigkeit – das alles, was mein Leben jetzt ausmacht, ist eine ebenso schlimme Folter wie die Monate, die ich in dem Versteck erleiden musste, umgeben von diesen irren Gegnern der Monarchie.
Vielleicht ist es hier sogar schlimmer, denn diese Verrückten waren mir scheißegal und ich ihnen ebenfalls.
Aber meine Familie … Meine Familie, mein Land, alle halten mich für einen Verräter. Sie glauben, dass sie mir nicht mehr vertrauen können, und es gibt nichts, womit ich ihnen das Gegenteil beweisen kann.
Der Wecker in meinem Handy springt an und unterbricht mich in meinem Selbstmitleid. Ich hatte ihn mir gestellt, bevor ich mich hingelegt habe, für den Fall, dass ich einschlafe und in einem Albtraum gefangen bin, von dem ich mich allein nicht mehr befreien kann. Aber ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, mir die ganzen Was–wäre–wenn auszumalen, um einzuschlafen. Viel zu beschäftigt, mich regelmäßig umzudrehen, damit ich keinen Sonnenbrand bekomme. Denn das ist es, worauf mein Leben reduziert wurde. Keine Meetings, keine öffentlichen Auftritte, keine wohltätige Arbeit mehr. Nur ich, eine Flasche Sonnencreme und dieser sehr, sehr unbequeme Felsen.
Vielleicht hat mich der Wecker doch noch nicht aus meinem Selbstmitleid geweckt.
Ich fange an, mir selbst mit all dem Gejammer in meinem Kopf auf die Nerven zu gehen, also schiebe ich mich von dem Felsen, anstatt mich einfach auf den Bauch zu drehen, und springe mit einem Hechtsprung in den kleinen See.
Immer wieder schwimme ich hin und her, bin entschlossen, die Dämonen in mir bis zur Erschöpfung zu treiben, wenn ich sie schon nicht besiegen kann. Um die vierunddreißigste Runde bemerke ich Aufruhr auf der anderen Seite des Sees. Und da die Verursacherin dieses Aufruhrs eine winzige rothaarige Frau mit einer kämpferischen Ausstrahlung ist, die sich mit einem Drittel meiner Wachen angelegt hat, lehne ich mich einfach zurück und genieße die Show.
Und was für eine Show das ist.
Sie ist ein echter Hitzkopf – mag sein, dass ich mehrere hundert Meter von dem Tumult entfernt bin, aber ihre Körpersprache, die laut »Verpiss dich« ruft, ist schwer zu übersehen. Ebenso wenig wie ihre obszönen Gesten. Ganz zu schweigen von dem atemberaubenden Körper und den langen roten Korkenzieherlocken. Ich kann ihr Gesicht kaum erkennen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es zu dem Rest von ihr passt, und das fasziniert mich mehr, als ich zugeben will.
Sie fasziniert mich mehr, als ich zugeben will.
Und da das schon lange nicht mehr vorgekommen ist, schwimme ich zum Ufer des Sees und wate aus dem Wasser. Gerade in dem Moment, in dem sie zu Samuel sagt: »Verpiss dich! Das hier ist ein öffentlicher Park.«
Er bleibt ruhig und erklärt, dass in den nächsten Stunden kein Zugang zum Park besteht, aber sie will davon nichts hören. Sie wirft ihm noch ein paar weitere Beleidigungen an den Kopf, während er einfach nur dasteht und unangenehm berührt das Gesicht verzieht. Anschließend sagt sie noch einmal ihren Spruch über öffentliche Parks auf, die für die Öffentlichkeit gedacht sind und daher nicht nur einer einzigen Person gehören können.
Technisch gesehen ist das nicht ganz richtig, denn alle Parks in Wildemar gehören dem Staat und meine Familie ist der Staat. Aber angesichts des amerikanischen Akzents dieser heißen kleinen Schnitte bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mit dieser Information nicht bei ihr punkten werde. Also behalte ich es für mich und gehe gelassen auf die beiden zu.
Das macht den Rest meiner Leibwächter ziemlich nervös – ich kann sehen, wie Bryce, der in der Nähe der Bäume steht, sein Gewicht unruhig von einem Fuß auf den anderen verlagert. Bastian kann ich nicht sehen, aber ich weiß, das muss ich auch gar nicht. In den sechs Wochen, seit er an meiner Seite ist, hat er seine Waffe kaum losgelassen. Ich bin mir sicher, dieser Zusammenstoß lässt seinen Finger noch näher an den Abzug wandern …
»Schon okay, Samuel«, sage ich, als ich näher komme, und hebe meine Hände, um den anderen beiden Sicherheitsleuten zu bedeuten, zurückzubleiben. Bryce wirft mir einen wütenden Blick zu, folgt aber meinem Befehl.
Samuel nicht. Er sieht nicht einmal wirklich zu mir, bewegt sich aber ein wenig nach rechts, damit er mir Rückendeckung geben kann. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, wovor, denn der Rotschopf trägt nur einen lila Bikini und Flip–Flops – darunter lässt sich keine Waffe verstecken. Oder etwas anderes … Gott sei Dank.
Denn sie ist heiß. Wirklich heiß, nein, sie ist HEISS. Sie ist zwar klein – höchstens etwas über einssechzig, wenn sie aufrecht steht –, aber sie hat an genau den richtigen Stellen ein paar üppige Kurven. Sogar so pralle Kurven, dass ich mich unwillkürlich frage, wie lange es wohl noch dauert, bis ihr entrüstetes Schnauben die beiden Kugeln aus ihrem knappen Bikini–Oberteil hüpfen lässt.
Diese Vorstellung ist der einzige Lichtblick an diesem ansonsten beschissenen Tag, und ich wünsche mir sehnlichst herauszufinden, ob ihre Nippel die gleiche zartrosa Farbe haben wie ihr voller Schmollmund.
Hinter mir kann ich Bastians Schuhe auf dem steinigen Boden hören, er kommt näher, und ein rascher Seitenblick zu Bryce zeigt mir, dass auch er sich nähert. So viel also dazu, dass meine Befehle befolgt werden. Ich hebe wieder die Hand, um ihnen zu bedeuten, dass sie stehenbleiben sollen, aber sie ignorieren mich. Mag sein, dass ich ein Prinz bin, aber wenn es um meine Sicherheit geht, machen meine Leibwächter alles, was sie für nötig halten, selbst wenn das meinen eigenen Wünschen widerspricht.
Vor allem, wenn es meinen Wünschen widerspricht … die drei sind wirklich ein verdammt eigensinniger Haufen. Aber ich bin mir sicher, dass genau das der Grund ist, warum sie mir unterstellt wurden.
»Schon okay«, sage ich wieder, lauter diesmal, damit es auch alle drei mitbekommen. Zum ersten Mal sieht der hitzköpfige kleine Rotschopf mich an.
»Nein, das ist es nicht!«, widerspricht sie mir und schiebt ihre Sonnenbrille die Nase hinab, was mir einen Blick auf ihre vor Zorn blitzenden leuchtend blauen Augen gewährt. »Ich will schwimmen gehen.«
»Du kannst schwimmen gehen«, erwidere ich und deute mit einer großzügigen Geste auf den See. »Lass die Lady durch, Samuel.«
Er zögert, gibt aber schließlich auf, als sie mit ihrer Hand auf seine Brust schlägt und ihn ein wenig zurückdrängt. »Du hast den Mann gehört. ›Lass die Lady durch‹.« Die letzten Worte sagt sie so abfällig, dass ich mich schon angegriffen fühle. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur angepisst, weil sie mich keines Blickes würdigt, als sie an mir vorbeigeht.
Was auch immer der Grund sein mag, ich kann mir nicht verkneifen zu sagen: »Kein ›Dankeschön‹?«
Sie bleibt stehen, dreht sich um, starrt mich an und nimmt dabei die Sonnenbrille ab zum Zeichen, dass sie es ernst meint. »Wie bitte?«
Ihr Verhalten macht mich schärfer, als es sollte – sie macht mich schärfer, als sie sollte. »Willst du dich nicht bei mir bedanken?«
»Wofür?«
»Dafür, dass ich die Wachhunde zurückgepfiffen und dich hereingelassen habe.«
Hinter mir gibt Samuel ein abfälliges Geräusch von sich. Es gefällt ihm nicht, als Hund bezeichnet zu werden, auch wenn es nur bildlich gemeint war, und ich ermahne mich selbst, es nachher wiedergutzumachen. Später. Nachdem ich diese verdammt scharfe Frau in das nächstgelegene Bett bekommen habe – oder, was wahrscheinlicher ist, auf den nächsten mit einem Handtuch bedeckten Felsen, denn mein Schwanz sagt mir, das nächstgelegene Bett ist viiiiel zu weit weg. Schön zu sehen, dass die Medikamente gegen Angstzustände meine Libido noch nicht abgetötet haben.
»Machst du Witze?«
»Keine Spur.« Ich trete vor sie und versperre ihr damit ganz bewusst den Weg.
»Man kann einen öffentlichen Park nicht besitzen!«, sagt sie wieder, und ihre Stimme wird vor Verärgerung sogar noch lauter. »Welchen Teil davon hast du nicht verstanden?«
»Offensichtlich hast du vergessen, dass es in Wildemar einen kaum bekannten Paragraphen gibt, nachdem ein Mann tun muss, was immer nötig ist, um sein Land zu beschützen. Natürlich in einem vernünftigen Rahmen.«
»Aber das ist nicht dein Land«, erwidert sie. »Es ist ein öffentlicher Park.«
»Nicht, wenn ich mich auf das Besatzungsrecht berufe.«
»Das Besatzungsrecht?« Sie sieht mich ungläubig an. Und sie wirkt genervt. Und ein kleines bisschen fasziniert, aber das könnte auch nur meiner Wunschvorstellung entsprungen sein. »Das kannst du nicht machen!«
»Aber sicher kann ich das. Es gibt einen weiteren Paragraphen, der drei oder mehr Leuten das Recht einräumt, einen Ort für sich zu beanspruchen, wenn sie als Erste dort ankommen.«
»Nein.«
Ich hebe die Augenbraue. »Nein?«
»Nein, nein, nein. Das ist doch Schwachsinn. So ein Gesetz wäre vollkommen lächerlich …«
»Das ist es auch«, stimme ich ihr zu, entsperre mein Handy und halte es ihr hin. »Und antiquiert. Aber du kannst es ja mal googlen. Es sind zwei Gesetze, einmal der Zivilcode siebenunddreißig A, die Bestimmungen sechs bis neun und das zweite Gesetz …«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein!«, erwidert sie, schnappt sich aber trotzdem das Handy aus meiner Hand. Etwa eine Minute später sieht sie mich wieder an und hat die Augen dabei zusammengekniffen. »Es ist dein Ernst.«
»Ja, das ist es.«
»Besatzungsrecht?«, wiederholt sie, als wäre es das Bizarrste, das sie jemals gehört hat. »Was hält die Menschen dann davon ab, einfach das ganze öffentliche Parkland hier in Wildemar zu besetzen? Vor allem die Strände? Die müssen doch ein Vermögen wert sein?«
»Es ist ein ziemlich obskurer Gesetzestext. Es weiß kaum jemand, dass er existiert.«
»Und du gehörst zu den wenigen Glücklichen, die es wissen?«
»Was soll ich sagen, ich bin ziemlich gut im Recherchieren.«
»Klingt eher so, als wärst du ein guter Betrüger«, erwidert sie mit einem Schnauben. »Aber ich werde natürlich kein Privatgelände betreten.«
Sie dreht sich um und geht dorthin zurück, von wo sie hergekommen ist, was absolut und vollkommen inakzeptabel ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es mich von dem Rest meines beschissenen Lebens ablenkt, wenn ich mich mit ihr streite. Aber da ich über ihren Kopf hinweg springen müsste, wenn ich wieder vor ihr stehen will – etwas, wogegen meine noch immer angeschlagenen Rippen lauthals protestieren –, nicke ich Bryce zu, damit er ihr den Weg blockiert. Was er auch so schnell und so lautlos tut, dass sie ihn erst bemerkt, als er vor ihr steht.
»Ist das wirklich dein Ernst?«, schnaubt sie, dreht sich zu mir um und starrt mich finster an. »Zwei Leibwächter? Denkst du nicht, das ist ein wenig zu viel des Guten?«
Ihr Tonfall sagt mir, dass sie es für mehr als nur zu viel hält, aber ich mache mir nicht die Mühe, sie zu korrigieren. Wie sollte ich auch, wenn ihr Tonfall eindeutig sagt »Für wen zum Teufel hältst du dich?«. Diese Erfahrung ist so neu für mich, dass ich sie nicht enden lassen will.
Schon vor meiner Entführung kam es selten vor, dass ich jemandem begegnet bin, der mich nicht sofort erkannt hat. Seit mein Gesicht aber jede Zeitung und jedes Magazin der westlichen Welt geziert hat, ist es nahezu unmöglich, so jemanden zu finden. Aber sie steht vor mir, die Augenbrauen gehoben, die Hände auf ihren kurvigen kleinen Hüften abgestützt, und ich kann einfach nicht anders als zu genießen, dass sie mich nicht kennt. Das und die Tatsache, dass ich einige Minuten lang ein Gespräch mit jemandem führen kann, der nicht daran denkt, dass ich entführt worden bin. Oder an die Fotos meiner Verletzungen, die an die Öffentlichkeit gekommen sind, nachdem man mich gerettet hatte. Oder die Tatsache, dass mein Vater mich quasi für dienstuntauglich erklärt hat.
Nein, sie denkt nur, dass ich ein Arschloch auf einem Egotrip bin und das … das ist etwas, womit ich umgehen kann. Vor allem, wenn mir als Preis ein Nachmittag im Bett mit einer der heißesten Frauen, die ich jemals gesehen habe, winkt …
Ich antworte ihr nicht auf ihre Frage nach meinen Leibwächtern – ich habe mir selbst ziemlich strenge Regeln aufgestellt, wenn es um das Lügen geht, und die würde ich brechen, wenn ich mir jetzt irgendeine Erklärung ausdenke – und sie wartet nicht, bis ich noch irgendetwas anderes sage. Stattdessen schiebt sie sich an mir vorbei, wie sie es schon bei Samuel gemacht hat, mit blitzenden Augen und der Hand auf meiner Brust. Aber anders als Samuel lasse ich mich nicht einfach so beiseiteschieben.
Stattdessen hebe ich meine Hand, lege sie auf ihre und drücke sie auf meine Brust. Sie hat die Sonnenbrille wieder aufgesetzt, aber ich kann praktisch sehen, wie sich ihre wunderschönen Augen hinter den Gläsern verengen.
»Geh mir aus dem Weg!«, fordert sie mich auf und entreißt mir ihre Hand.
»Sonst was?«
»Sonst trete ich dir in die Eier, egal ob du Bodyguards hast oder nicht.«
Hinter mir gibt Samuel wieder einen Laut von sich, aber dieses Mal bin ich mir ziemlich sicher, dass es ein unterdrücktes Lachen ist, auch wenn ich spüren kann, wie er noch etwas näher kommt. Nur für den Fall, dass sie es ernst meint.
Ein Teil von mir will stehenbleiben, einfach um zu testen, wie weit sie gehen würde. Um zu sehen, ob sie wirklich taff genug ist, um ihren Worten Taten folgen zu lassen. Aber da ich mir ziemlich sicher bin, dass sie es ist, und ich ungern möchte, dass meine Leibwächter mir zu Hilfe eilen müssen – außerdem will ich keinen Tritt in die Eier kassieren –, trete ich schließlich beiseite. Aber ich warte so lange, bis sie die Augenbrauen hebt und sich ihre Hände zu Fäusten geballt haben.
Sie rauscht an mir vorbei, die weiche Haut ihrer Schulter streift dabei meine Brust, und läuft mit kerzengeradem Rücken einfach weiter bis zu meinem Felsen. Als sie dort angekommen ist, rümpft sie die Nase ein wenig, weil er so nass ist, sagt aber nichts und breitet einfach ihr Handtuch über die Stelle aus.
Dann legt sie ihre Sonnenbrille und ihre Sporttasche auf den Boden, wirft die Flip–Flops beiseite und rennt direkt auf den See zu. Als sie den Rand des Felsens erreicht, springt sie in einem wunderschönen Bogen in die Höhe und landet schnell und sauber in dem klaren türkisfarbenen Wasser.
Ich folge ihr – natürlich – und tauche nur wenige Meter von der Stelle ein, wo sie gerade Wasser tritt. Ich tauche auf, will sie in ein Gespräch verwickeln, aber als ich mir mit der Hand über die Augen fahre, ist sie bereits verschwunden. Für ein paar lange Sekunden sehe ich ihr einfach dabei zu, wie sie mit ruhigen, kräftigen Zügen durch den See schwimmt.
Ich folge ihr, obwohl ich weiß, wie idiotisch ich mich verhalte. Sie ist eine gute Schwimmerin – wirklich gut –, aber ich habe als Teenager im olympischen Schwimmteam von Wildemar trainiert. Bevor mein Vater mir deutlich machte, dass, egal wie sehr ich den Sport auch lieben mag, es für mich wichtigere Wege geben würde, mein Land zu ehren, als bei der Olympiade 2004 anzutreten.
Kurz bevor sie das Ufer des Sees erreicht, hole ich sie ein. Und dann geht es los. Anstatt mich anzusehen dreht sie sich um und schwimmt rasend schnell wieder durch den ganzen See zurück bis zu dem Punkt, an dem wir gestartet sind. Ich ziehe mit ihr mit, halte ihr Tempo und konzentriere mich drauf, sie nur manchmal zu überholen, aber nie wirklich schneller zu schwimmen als sie.
Wir ziehen unsere Bahnen im See, fünfundzwanzig Mal, bis sie endlich aufhört zu schwimmen, um Luft zu holen. Und wie sie Luft holt – durch ihre tiefen Atemzüge werden ihre Brüste wieder gegen ihr winziges Bikinioberteil gepresst. Ein Teil von mir fühlt sich schlecht, weil ich sie so angetrieben habe, aber ein kleinerer Teil von mir – der, der nicht mehr an die Pflicht und die Verantwortung und den Anstand gefesselt ist – ist einfach nur froh, diesen Anblick genießen zu können.
»Wie heißt du?«, frage ich sie, als sie aussieht, als wäre sie endlich wieder in der Lage, mir zu antworten.
Sie legt den Kopf schief und mustert mich von Kopf bis Fuß. »Meine Mutter hat mir beigebracht, fremden Männern nicht meinen Namen zu verraten.«
»Das mag ja stimmen«, erwidere ich mit erhobener Augenbraue, »aber du siehst nicht aus, als würdest du auf deine Mutter hören.«
Und es stimmt – so sieht sie wirklich nicht aus. Mit dem Strasspiercing in der Nase, dem verschnörkelten Tattoo auf ihrem Rücken, das ich noch nicht genauer unter die Lupe nehmen konnte, und ihrem großspurigen Gehabe wirkt sie wie das genaue Gegenteil eines anständigen Mädchens. Und ganz sicher ist sie eine Frau, die Kronprinz Garrett, Erbe des Throns von Wildemar, nicht einmal ansehen sollte.
Aber ich bin nicht mehr der Kronprinz und die Wahrheit ist, dass ich mit dieser Frau viel mehr machen will, als sie nur anzusehen. Ich will sie berühren, meine Finger in diesen wilden Locken vergraben, meinen Mund über jeden Zentimeter ihrer Haut fahren lassen, bis sie ganz schwach ist, bis sie zittert und nicht anders kann, als meinen Namen zu schreien.
Diese Frau hat Feuer, und ich kann es kaum erwarten zu sehen, ob es im Bett genau so sein wird.
Aber im Moment lässt sie ihren Blick über mich wandern, langsam und gründlich, so wie ich es eben bei ihr gemacht habe. Und zum ersten Mal verspüre ich einen Anflug von Unbehagen. Denn von dem Augenblick an, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich nur daran denken, wie ich sie unter mich bekomme – und an nichts anderes. Aber jetzt, wo sie mich mustert, fällt mir wieder ein, wie kaputt ich bin. Und wie viele Narben mir diese drei Monate in Gefangenschaft eingebracht haben … Gut, das Kompressionsshirt und meine Surf Shorts verdecken viel von den Spuren, aber nur, weil man sie nicht sehen kann, heißt das nicht, dass sie nicht da sind. Innerlich wie äußerlich.
Mein Vater bestand darauf, dass ich sie bei einem Schönheitschirurgen entfernen lasse, aber ich habe abgelehnt, denn es scheint sinnlos zu sein, sich über Teile meines Körpers Gedanken zu machen, die die Menschen ohnehin kaum zu sehen bekommen. Aber jetzt, wo die Augen dieser wunderschönen Frau auf der gezackten Narbe auf meinem linken Arm und der langen gebogenen auf meinem Bein liegen, fühle ich mich unwohl. Und ich frage mich zum ersten Mal, ob mein Vater nicht recht gehabt hat.
Ich warte, dass sie etwas zu den Narben sagt – sie sehen noch recht frisch aus, und sie ist nicht der Typ Frau, der um den heißen Brei redet. Aber schließlich deutet sie nur mit der Hand in einer wedelnden Bewegung auf meinen Körper und sagt: »Gut zu wissen, dass dein Körper nicht nur dazu da ist, hübsch auszusehen.«
Ich bin mir nicht sicher, was sie damit sagen will. »Und das bedeutet?«, frage ich mit gehobener Augenbraue.
Sie grinst. »Ist das nicht offensichtlich? Mir gefällt es, wie du dich bewegst.«
Ich erwidere ihr Lächeln, und die Anspannung verschwindet ebenso plötzlich aus meinen Muskeln, wie sie gekommen ist. »Das freut mich zu hören. Deine Art, dich zu bewegen, finde ich nämlich auch ziemlich beeindruckend.«
Es ist ein flacher Spruch, einer, von dem der alte Prinz Garrett niemals auch nur in Betracht gezogen hätte, ihn laut auszusprechen. Ich will mich entschuldigen – will das Gesagte zurücknehmen –, aber die Art, wie ihr Lachen ihre Augen leuchten lässt, lässt die Worte auf meiner Zunge gefrieren. Und zum ersten Mal weiß ich meine neue Freiheit wirklich zu schätzen.
»Vielleicht sollten wir uns zusammen bewegen …«
Dieses Mal wandern meine beiden Augenbrauen hoch bis zu meinem Haaransatz, aber sie lacht einfach nur und deutet mit einem Nicken auf den Felsen, auf dem ich mich vorhin noch gesonnt habe. »Ich meinte, wir sollten uns beide in den Schatten bewegen. Mir ist heiß.« Sie fächert sich selbst mit der Hand Luft zu.
Mir gehen eine Million Antworten durch den Kopf, aber ich habe genug Selbstbeherrschung, um keine von ihnen laut auszusprechen. Stattdessen strecke ich nur den Arm aus – ein Angebot, sie zurück zum Felsen zu geleiten.
Aber sie rollt mit den Augen – natürlich – und rauscht einfach an mir vorbei.
Für so eine kleine Frau bewegt sie sich verdammt schnell, und ich muss mich anstrengen, um mit ihr Schritt halten zu können. Als sie den Felsen erreicht, legt sie sich nicht hin und streckt sich aus, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Stattdessen macht sie es sich am Rand bequem und sieht mich erwartungsvoll an.
Ich erwidere ihren Blick einfach nur – ich kenne sie erst seit einer halben Stunde, aber ich weiß bereits, dass sie verdammt bissig sein kann –, und sie rollt wieder mit den Augen. Dann klopft sie mit der Hand auf den Platz neben sich.
»Wie heißt du?«, frage ich sie, als ich es mir neben ihr gemütlich gemacht habe.
»Lola.«
»Lola? Ernsthaft?«
Sie kneift die Augen zusammen. »Hast du ein Problem mit meinem Namen?«
»Nein! Natürlich nicht. Mir ist nur noch keine Lola begegnet …«
»Du meinst außerhalb eines Stripclubs?«
»Ich wollte sagen ›bisher‹, aber ich schätze, das passt auch.«
»Als meine Mutter mit mir schwanger wurde, arbeitete sie als Tänzerin in Las Vegas. Das erklärt alles.«
»Über deinen Namen? Oder über dich?«
Sie grinst. »Vielleicht über beides?«
Es gibt kein Vielleicht. Ihre Geschichte sagt alles.
Sie ist Amerikanerin und die Tochter eines Las–Vegas–Showgirls mit einem wilden Herzen und einer »Fick dich«-Attitüde, die auf einen Typen wie mich eigentlich nicht so anziehend wirken sollte.
Aber ich finde all das wahnsinnig anziehend, ich finde sie anziehend.
Ja, sie entspricht so wenig meinem üblichen Frauentyp, wie ich gerade dem Bild des perfekten Kronprinzen entspreche. Um ehrlich zu sein, hätte der Mann, der ich noch vor neun Monaten war, nichts an ihr passend gefunden – abgesehen von ihrem unglaublich scharfen Körper und ihrem cleveren Sinn für Humor.
Aber dieser Mann bin ich nicht mehr, und alles an dieser Frau lässt bei mir die Glocken klingeln. Von ihren in allen Farben des Regenbogens lackierten Nägeln zu den zahlreichen Armbändern, die ihre Handgelenke bedecken, und den langen, langen künstlichen Wimpern, die ihre ohnehin schon faszinierenden blauen Augen strahlen lassen.
»Ich heiße Garrett«, sage ich zu ihr.
»Ich weiß«, erwidert sie.
Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte – oder die Antwort, die ich hören wollte. Ich rutsche ein wenig zurück, aus Überraschung, aus Enttäuschung oder einer Mischung aus beidem, aber bevor ich mich weiter als ein paar Zentimeter von ihr wegbewegen kann, schlägt sie mit der Hand auf meinen Oberschenkel.
»Entspann dich«, sagt sie und greift mit der anderen Hand nach ihre Sporttasche. »Wenn du wirklich willst, dass die Menschen so tun, als wüssten sie nicht, wer du bist, solltest du wahrscheinlich die Bodyguards loswerden. Und dein königliches Gehabe.«
Ich hebe die Augenbraue. »Wirklich? Ich bin derjenige mit dem königlichen Gehabe?«
Sie lacht einfach nur – das macht sie offenbar sehr häufig, trotz ihrer zupackenden und kämpferischen Ausstrahlung, die sie wie einen Schutzmantel um sich gelegt hat. »Willst du damit sagen, dass ich eine Zicke bin?«
»Ich will damit sagen, dass du so einiges bist.«
»Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß.« Sie greift in ihre Tasche, und auf einmal stehen Bastian und Bryce keine drei Meter entfernt von uns, die Augen zusammengekniffen, die Gesichter steinern. Ich nenne das den Bodyguard–Blick.
Gegen meinen Willen spannen sich meine Muskeln an, aber ich zwinge mich dazu, mich wieder zu entspannen. Lola kippt die Tasche zur Seite, um uns zu zeigen, dass sie nur eine Flasche Chardonnay herauszieht, an der Tropfen von Kondenswasser herablaufen. »Keine Sorge, Jungs. Wenn ich vorhätte, ihn umzubringen, hätte ich das längst getan.«
Bastian grinst und legt den Kopf zur Seite als Zeichen, dass er verstanden hat. Dann verschwindet er wieder zwischen den Bäumen.
»Das ist kein schlechter Trick, den sie da drauf haben«, sagt sie und schraubt den Deckel auf. »Ich wünschte, ich könnte einfach so mit dem Hintergrund verschmelzen.«
Ich muss lachen. Ich kann nicht anders. »Nein, das willst du nicht.«
Jetzt ist sie diejenige, die die Augenbraue hebt. »Und was genau soll das bedeuten?«
»Es bedeutet, wenn du mit der Umgebung verschmelzen willst, stellst du es ganz falsch an. Alles an dir schreit: ›Seht mich an, seht mich an.‹«
»Verdammt richtig«, antwortet sie mir mit einem Grinsen. »Und genau so will ich es haben. Das Leben ist zu kurz, um jemand zu sein, der man nicht wirklich ist.« Sie hält mir die Flasche entgegen. »Willst du einen Schluck?«
Chardonnay ist nicht gerade mein Lieblingsgetränk, aber ich nehme dennoch einen großen Schluck. Er schmeckt besser, als ich erwartet hatte. Aber es könnte auch einfach daran liegen, dass Lola mich anlächelt, als wäre ich der einzige Mann auf diesem Planeten. Natürlich abgesehen von meinen drei Leibwächtern, die das Gespräch mit lebhaftem Interesse verfolgen, egal wie unauffällig sie sich auch verhalten mögen …
Ich gebe ihr die Flasche zurück, und sie nimmt einen tiefen Schluck daraus und wischt sich dann mit dem Handrücken über diesen unfassbar rosafarbenen Mund. Lange Zeit kann ich an nichts anderes denken als daran, wie der Wein wohl schmecken würde, wenn ich ihn von diesen Lippen trinken würde.
Sie ertappt mich dabei, wie ich sie anstarre, zwinkert mir zu und leckt sich dann ganz langsam mit der Zunge über ihre Oberlippe. Ich beuge mich vor – bin gefesselt von jeder noch so kleinen, unbekümmerten Bewegung von ihr –, aber sie legt ihre Hand auf meine Brust und hält mich auf. Dann reicht sie mir wieder die Flasche und bedeutet mir mit einem Nicken, noch einen Schluck daraus zu nehmen.
»Was treibt ein Mädchen wie dich nach Aubertin?«, frage ich sie und folge ihrem stummen Befehl.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich das Gleiche fragen könnte. Dieses Dorf ist nicht gerade bekannt für seine luxuriösen Unterkünfte. Probierst du mal das rustikale Leben aus, Prinz Garrett?«
Ich muss an das hübsche Chalet im Wald denken, in dem ich wohne, und das einem amerikanischen Geschäftsmann und technischem Genie namens Ethan Frost gehört – der zufällig auch einer meiner engsten Freunde ist. »Ich bin mir nicht sicher, was genau du als rustikal bezeichnest …«
»Hast du siebenunddreißig Bedienstete, die dir das Frühstück ans Bett bringen?«
»Nein.« Ich nehme noch einen Schluck Wein. »Aber um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie siebenunddreißig Bedienstete, die irgendetwas für mich machen. Nicht einmal im Palast.«
»Oh Mann.« Sie schüttelt in gespielter Enttäuschung den Kopf. »Du hast wirklich keine Ahnung, wie man diese Prinzen–Sache richtig angeht, was?«
Dieses Mal klingt mein Lachen eher bitter als amüsiert. »Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.«
In ihren Augen blitzt etwas auf – Sympathie, Mitgefühl, Mitleid – was es genau ist, kann ich nicht sagen, aber was auch immer es sein mag, es gefällt mir nicht. Ich will sie schon darauf ansprechen, stehe kurz davor, diesen angenehm trägen Flirt am Nachmittag einfach abzubrechen, aber der Funke ist so schnell verschwunden, wie er gekommen ist. Und dann ist sie wieder nur Lola, mit ihrem vorlauten Mundwerk und den verrückten Haaren.
»Armes kleines Prinzchen«, sagt sie, streckt die Hand aus und klopft mir mütterlich mit der Hand auf die Wange. »Ganz nackt und kann nirgendwohin.«
»Ich … ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll.«
Sie lacht, ein lautes, ansteckendes Geräusch, das meinen Schwanz ganz heiß werden lässt. »Ja, ich auch nicht. Aber du hättest einfach so tun können, als wüsstest du es. Du weißt schon, wie der Gentleman, zu dem man dich erzogen hat, der niemals zulassen würde, dass eine Lady sich schämen muss.«
»Süße, das funktioniert vielleicht bei jemand anderem, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn ich dir nur einen Zentimeter nachgebe …«
»Will ich gleich zwanzig?« Sie blickt betont lasziv auf den Schritt meiner Surfershorts. »Vielleicht sogar zweiundzwanzig?«
Verdammt, dieses freche Mundwerk! Sie ist sexy, vorlaut, direkt – es macht mich so scharf wie bisher kaum etwas. Denn bei dieser Frau weiß man, woran man ist, man muss nicht zwischen den Zeilen lesen, um zu wissen, was gerade vor sich geht oder wie man sich weiter verhalten soll. Nach dem ganzen Scheiß und den vagen Andeutungen, die ich die letzten Monate ertragen musste – ach was, eigentlich schon mein ganzes Leben –, ist Lolas Art, einfach zu sagen, was ihr durch den Kopf geht, verdammt erfrischend.
Und ich brauche auch keine weitere Einladung, um ihr die Weinflasche aus den Händen zu nehmen und sie zu unseren Füßen auf den Boden zu stellen. Um näher zu ihr zu rücken. Um meine Hand in ihre atemberaubende Mähne zu schieben. Um ihr Gesicht nach oben zu lenken, bis unsere Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt sind.
Ihre Augen weiten sich, als hätte sie das nicht erwartet. Gut. Auch wenn mir noch nie eine Frau wie Lola begegnet ist, sagt mir mein Instinkt, dass ich nicht vorhersehbar sein darf, wenn ich auch nur den Hauch einer Chance bei ihr haben will.
Aber gerade, als ich meine Lippen auf ihre senken will, klingelt mein Handy, und der Klingelton sagt mir, dass es Kian ist.
Ich würde nichts lieber tun, als ihn zu ignorieren – schließlich war er derjenige, der mir befohlen hat, mich zu entspannen und mich die nächsten drei Tage nicht zu melden. Aber das bedeutet auch, dass es wirklich wichtig sein muss, wenn er mich anruft.
Ich ziehe mich zurück und lasse meine Hände aus Lolas Locken gleiten. »Entschuldige, ich …«
»Kein Grund sich zu entschuldigen«, erwidert sie mit einem verschmitzten Grinsen. »Die Pflicht ruft.«
Das Handy liegt auf dem Boden neben mir. Ich hebe es auf und entsperre den Bildschirm mit einem kurzen Wischen. »Einen Moment«, knurre ich in den Hörer und wende mich dann wieder Lola zu. »Ich bin sofort zurück. Geh nicht weg.«
»Wo soll ich schon hingehen?« Sie sieht mich mit ihrem unschuldigsten Gesichtsausdruck an, zu dem sie fähig ist, was nicht viel heißt.
»Ich bin sofort zurück«, wiederhole ich, drücke das Handy dann wieder an mein Ohr und belle: »Was?«
»Wow. Schlechte Laune?«, fragt mein Bruder, und es ist offensichtlich, dass er gut gelaunt ist.
»Verdammt ja, ich habe schlechte Laune«, erwidere ich, nachdem ich mich etwa fünfzig Meter von Lola entfernt habe. »Du schaffst es aus über zweihundert Kilometer Entfernung mir mein Date zu versauen. Also sag mir, was du von mir willst, oder mach verdammt noch mal die Leitung frei.«
»Nett. Wie heißt sie?«
»Das geht dich nichts an.«
»Heißt das, du weißt es nicht oder …«
»Natürlich kenne ich ihren Namen. Ich bin ja nicht du.«
»Nur dass du es weißt, wann immer ich in den letzten acht Monaten ins Bett gegangen bin, kannte ich den Namen der Frau, die dort auf mich gewartet hat.«
»Das ist keine so große Errungenschaft, wie du es darstellst, denn das ganze Land kennt Savvys Namen. Immerhin wird sie schon als die sichere Königin an deiner Seite gehandelt.«
»Nichts ist sicher«, informiert mich Kian. »Bis darauf, dass Savvy meine Frau werden wird – diese Tatsache habe ich festgelegt, und sie ist unumstößlich. Aber der Rest ist noch komplett in der Schwebe. Dad hat wegen deiner Entführung den Verstand verloren. Sobald er sich davon erholt hat, werden die Dinge hier wieder ihren normalen Verlauf nehmen.«
»Hast du unseren Vater kennengelernt?«
»Habe ich. Und auch wenn ich zugeben muss, dass er ein dickköpfiger Arsch ist, ist er doch ziemlich gut in dem, was er tut. Es wird nicht lange dauern, bis er einsieht, dass er dem Land mit seiner bizarren Entschlossenheit, dich vom Thron fernzuhalten, nur schadet.«
»Ja, na ja, wenn ich du wäre, würde ich mir keine so großen Hoffnungen machen.«
»Oh Kumpel, meine Hoffnungen sind verdammt groß. Denn ich kann diesen Scheiß auf keinen Fall für den Rest meines Lebens durchziehen.« Er seufzt tief. »Heute Morgen habe ich fast einen internationalen Zwischenfall verursacht.«
Mir rieselt ein besorgter Schauer das Rückgrat hinab. »Mit wem?«
»Dem Präsidenten von Südafrika.«
»Was? Wie? Das kannst du nicht machen! Wir brauchen ihn für …«
»Ich weiß, ich weiß. Glaub mir, die Standpauke habe ich schon bekommen. Das ist auch der Grund, warum ich anrufe.«
»Damit ich dir einen Rat gebe, wie du die Sache mit Südafrikawieder ausbügeln kannst?« Ich sehe über die Schulter zurück zu Lola, nur um sicherzugehen, dass sie noch immer dort ist, wo ich sie zurückgelassen habe. Und dort ist sie auch, sie hat sich auf dem Felsen ausgestreckt und sonnt sich. »Das kommt darauf an, was genau passiert …«
»Nein, darum habe ich mich bereits gekümmert. Aber morgen steht ein Telefonat mit Russland an, um …«
»Die Grundlagen für eine Aufhebung der Sanktionen zu legen, im Austausch für die Garantie der Durchsetzung einiger Menschenrechte in Russland«, beende ich den Satz für ihn. Mit diesem Thema bin ich persönlich bestens vertraut, denn ich liege meinen Vater seit über fünf Jahren damit in den Ohren.
»Genau! Und da mein freundliches Gespräch mit Südafrika heute aus Versehen eine nicht ganz so freundliche Wendung genommen hat, habe ich Angst, dass ich dieses nicht ganz freundliche Gespräch so richtig versaue, wenn ich nicht vorsichtig bin.«
Meine Sorge wird größer. »Das solltest du auf keinen Fall tun.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst«, knurrt er. »Das ist auch der Grund, warum ich dich anrufe. Hast du ein paar Minuten, um das Gespräch mit mir durchzugehen?«
Verdammt. Ich kann dem Verlangen, meinen Kopf gegen den nächsten Baumstamm zu hämmern, kaum widerstehen. Ein paar Minuten? Im Augenblick sind die Beziehungen zwischen Russland und unserem Land auf einem bisher nie da gewesenen Tiefpunkt angekommen. Und auch wenn es gewisse Sanktionen gibt, die ich auf keinen Fall aufgeben werde, gibt es doch andere, die wir aufheben könnten – zum Teil, weil das der Wirtschaft beider Länder helfen würde, und zum Teil, weil ihr Wegfallen wichtig für Russland wäre und uns mehr Druck in die Hand gäbe, um Menschenrechte durchzusetzen. Die russischen Bürger können, angesichts der andauernden Verhaftungen und Unterdrückung politischer Gegner und Demonstranten, ein wenig Rückendeckung gut gebrauchen.
Wir können dafür sorgen, dass sie sie bekommen, vorausgesetzt, mein Bruder und mein Vater spielen ihre Karten richtig aus.
Seufzend gehe ich tiefer in den Wald hinein – einiges von dem, was wir gleich besprechen werden, ist hart an der Grenze zum Staatsgeheimnis, und das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass eine Frau mithört, die ich kaum kenne. Nachdem ich sicher bin, dass wirklich niemand lauschen kann, erzähle ich Kian alles, was er zu dem Thema wissen muss, dem Thema, an dem ich jahrelang gearbeitet habe.
Fünfundvierzig Minuten später habe ich das Gefühl, genug Grundlagenwissen weitergegeben zu haben, um das Gespräch beenden zu können. Es gibt noch mehr, was ich ihm erzählen könnte, aber das kann ich ihm auch heute Abend schreiben, nachdem ich noch ein wenig darüber nachdenken konnte. Der russische Botschafter, mit dem Kian es zu tun bekommen wird, ist ziemlich empfindlich, um es harmlos auszudrücken, und er muss ihn gleich richtig anpacken, sonst fliegt ihm die ganze Sache um die Ohren, bevor wir überhaupt eine Chance hatten, sie richtig in Gang zu setzen.
»Okay, also, ich muss los«, sage ich zu Kian, nachdem wir die letzten Punkte besprochen haben.
»Oh, stimmt ja! Da wartet noch jemand auf dich …«
»Vielleicht.« Ich gehe zurück zum See. »Vielleicht wartet noch jemand auf mich.« Aber das bezweifle ich. Lola ist nicht unbedingt die Art von Frau, die auf jemanden wartet, nicht einmal auf einen Prinzen. Vor allem nicht auf einen zweitklassigen Prinzen, der an einem Dienstagnachmittag nichts Besseres zu tun hat, als sich zu sonnen.
»Du hast mir noch immer nicht ihren Namen verraten.«
»Weil dich das noch immer nichts angeht.« Ich springe über einen Baumstumpf und werde immer schneller, bis ich fast renne.
»Oh Mann, du wirst auf deine alten Tage wirklich empfindlich.«
»Meinst du nicht deine alten Tage?«
»Ähm, nein. Weißt du noch? Ich bin der jüngere Zwilling. Diese sieben Minuten machen den Unterschied.«
»Meinst du? Denn in letzter Zeit merke ich nicht mehr viel von diesem Unterschied.«
Kaum, dass ich die Worte ausgesprochen habe, will ich sie auch schon wieder zurücknehmen. Es ist nicht Kians Schuld, dass unser Vater und die nationalen Sicherheitsberater denken, dass ich durch meine Entführung kompromittiert wurde. Genauso wenig wie es seine Schuld ist, dass der König darüber nachdenkt, dem Parlament einen Vorschlag über die geränderte Erbfolge vorzulegen und es darüber abstimmen zu lassen, ob die Änderung durchgesetzt wird oder nicht.
»Verdammt. Garrett es tut mir so leid, was gerade alles passiert …«
»Nicht. Das hat nichts mit uns zu tun. Außerdem hat der König vielleicht recht. Möglicherweise bin ich durch das, was ich durchgemacht habe, wirklich nicht mehr in der Lage zu herrschen.« Das ist einer der Gedanken, die mich nachts wach halten, wenn ich zu gestresst, zu überwältigt bin, um schlafen zu können.
»Schwachsinn. Niemand war je besser geeignet, Wildemar zu regieren als du. Dad wird es sich überlegen…«
»Vielleicht auch nicht«, erinnere ich ihn und mache mich auf dem schnellsten Weg auf zu den Bäumen, die den Rand des Sees säumen. »Und das ist auch okay so. Du wirst einen ziemlich guten König abgeben.«
Kians Lachen hat nicht einen Funken Humor. »Ich werde einen passablen König abgeben. Du würdest einen spitzenmäßigen König abgeben. Wir müssen nur dafür sorgen, dass unser Vater sich wieder daran erinnert.«
»Nein, wir müssen für gar nichts sorgen. Du musst dein Bestes geben, damit nicht noch mehr internationale Zwischenfälle geschehen, und ich muss …«
»Jemanden flachlegen. Ja, ich versteh schon.« Dieses Mal klingt Kians Lachen sehr viel echter. »Aber ich sollte das wahrscheinlich auch tun. Damit ich vor dem großen Meeting morgen schön locker bin.«
»Oh, absolut. Ich hatte immer das Gefühl, dass eine heiße Nummer sehr hilfreich ist, um mich auf meine Aufgaben als Kronprinz zu konzentrieren.«
»Wirklich?«
»Nein! Aber grüß Savvy von mir, ja?«
»Das mache ich. Weißt du, sie macht sich Sorgen um dich.« Er schweigt für einen Augenblick und räuspert sich. »Und ich mir auch.«
»Machst du Witze? Was für einen Grund gibt es, sich Sorgen zu machen? Mir geht es so gut wie noch nie zuvor in meinem Leben.« Die Lüge geht mir – wie ich hoffe – leicht und überzeugend von meinen Lippen, gerade in dem Augenblick als ich zwischen den Bäumen hervortrete. Und ich sehe, mein Bauchgefühl hat mich nicht betrogen. Keine Spur von Lola, weder von ihren glitzernden Flip–Flops noch von ihrer leuchtend pinkfarbenen Sporttasche.