Das Abenteuerliche Herz. Zweite Fassung - Ernst Jünger - E-Book

Das Abenteuerliche Herz. Zweite Fassung E-Book

Ernst Jünger

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Beschreibung

Auf der Suche nach der »Harmonie der Dinge« – die zweite, stark überarbeitete Fassung des »Abenteuerlichen Herzens« Beinahe ein Jahrzehnt nach seiner Erstpublikation erschien 1938 »Das Abenteuerliche Herz« in einer stark überarbeiteten zweiten Fassung. Große Teile, insbesondere autobiographische und konkret politische Passagen wurden gestrichen, stattdessen wird Ernst Jüngers Wandel zum Literaten und Metaphysiker sichtbarer denn je zuvor. Die Urfassung des »Abenteuerlichen Herzens« datiert auf 1929 und markiert einen Wendepunkt im literarischen Schaffen Jüngers. Doch gab er sich mit dem Erreichten nicht zufrieden und überarbeitete im folgenden Jahrzehnt sein Werk so stark, dass schließlich rund zwei Drittel des ursprünglichen Textes gestrichen und erneuert wurden. Vor allem offene politische und autobiographische Bezüge fielen dem Rotstift zum Opfer, und in immer stärkerem Maße zog sich Jünger auf die Position eines objektiven Beobachters zurück, wovon etwa »Der stereoskopische Genuß« zeugt. In diesem Sinn ist »Das Abenteuerliche Herz« vor allem eine Schule des Sehens und Interpretierens: »Betrachte das Leben als einen Traum unter tausend Träumen und jeden Traum als einen besonderen Aufschluss der Wirklichkeit. Dies alles vermagst du, wenn du über den magischen Schlüssel verfügst.«

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Seitenzahl: 234

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ERNST JÜNGER

DAS ABENTEUERLICHE HERZ

TAGEBÜCHER IX

J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH

Impressum

Der Text dieser Ausgabe folgt Ernst Jüngers Fassung letzter Hand in den Sämtlichen Werken in 22 Bänden, erschienen bei Klett-Cotta.

 

 

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2021 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Reihengestaltung Ingo Offermanns, Hamburg, unter Verwendung von Illustrationen von Niklas Sagebiel, Berlin

Datenkonvertierung: pagina GmbH, Tübingen

 

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98360-9

E-Book: ISBN 978-3-608-12006-6

 

Dieses E-Book entspricht der aktuellen Auflage der Printausgabe

Inhalt

DAS ABENTEUERLICHE HERZ Zweite FassungDie TigerlilieFliegende FischeFlugträumeDie KiesgrubeZur KristallographieViolette EndivienIm BlindenviertelDas EntsetzenFremder Besuch»Tristram Shandy«Die einsamen WächterBlaue NatternDie KlosterkircheDie ÜberzeugungDer HauptschlüsselDer kombinatorische SchlußDer schwarze RitterDer stereoskopische GenußDie SchleifeIn den Kaufläden 1Rot und GrünAus den Strandstücken 1Aus dem GuckkastenDer OberförsterDer ErfinderDas BeschwerdebuchIn den TreibhäusernFrutti di MareDer StrandgangDas Lied der MaschinenGrausame BücherAus den Strandstücken 2Liebe und WiederkunftDie rote FarbeNotizen zur roten FarbeAn der AbzuchtFortunas UnkrautZum »Raskolnikow«In den WirtschaftsräumenDie PhosphorfliegeHistoria in Nuce: Die ErgänzungDie ZinniaNachtrag zur ZinniaAus den ZeitungenNachtragAnschaulicher SkeptizismusSkrupulanten und PosaunistenAus den Strandstücken 3Zur DésinvoltureNachtrag zur DésinvoltureHistoria in Nuce: Der Verlorene PostenDie VexierbilderDer GrünspechtMut und ÜbermutIn den MuseenAn der ZollstationDas RotschwänzchenNotizen zum RotschwänzchenBalearische GängeDer HippopotamusDie AprikoseErster NachtragZweiter NachtragDritter NachtragDer ÜberflußIn den Kaufläden 2Die blaue FarbeDer schwarze SeyHistoria in Nuce: Das GlücksradDas Echo der BilderDer FischhändlerAdnoten zu »Das Abenteuerliche Herz«
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DAS ABENTEUERLICHE HERZ Zweite Fassung

FIGUREN UND CAPRICCIOS

»Den Samen von allem, was ich im Sinn habe, finde ich allenthalben.«

Hamann

»Dies alles gibt es also.«

Das Abenteuerliche Herz. Erste Fassung

ERSTAUSGABE 1938

REVIDIERTE FASSUNG 1950

Die Tigerlilie

Steglitz

Lilium tigrinum. Sehr stark zurückgebogene Blütenblätter von einem geschminkten, wächsernen Rot, das zart, aber von hoher Leuchtkraft und mit zahlreichen ovalen, schwarzblauen Makeln gesprenkelt ist. Diese Makeln sind in einer Weise verteilt, die darauf schließen läßt, daß die lebendige Kraft, die sie erzeugt, allmählich schwächer wird. So fehlen sie an der Spitze ganz, während sie in der Nähe des Kelchgrundes so kräftig hervorgetrieben sind, daß sie wie auf Stelzen auf hohen, fleischigen Auswüchsen stehen. Staubgefäße von der narkotischen Farbe eines dunkelrotbraunen Sammets, der zu Puder zermahlen ist.

Im Anblick erwächst die Vorstellung eines indischen Gauklerzeltes, in dessen Inneren eine leise, vorbereitende Musik erklingt.

Fliegende Fische

Steglitz

Vergeblich, doch nicht ohne Vergnügen, suchte ich kleine, sehr bewegliche perlmutterblaue Fische zu erhaschen, indem ich mit den Händen in ein Becken griff. Wenn sie mir gar nicht mehr entschlüpfen konnten, hoben sie sich über den Wasserspiegel empor und schwirrten, indem sie ihre winzigen Flossen wie Flügel bewegten, zierlich im Zimmer umher. Nachdem sie in der Luft mannigfaltige Bogen beschrieben hatten, tauchten sie wieder in das Wasser ein. Dieser Wechsel der Mittel hatte etwas ungemein Erheiterndes.

Flugträume

Stralau

Die Flugträume gleichen Erinnerungen an den Besitz einer besonderen, geistigen Kraft. Es sind eigentlich mehr Schwebeträume, bei denen ein Gefühl der Schwere immer erhalten bleibt. Man gleitet im Zwielicht dicht über dem Boden dahin, und der Traum reißt ab, wenn man ihn berührt. Man schwebt über die Treppenstufen aus dem Haus und hebt sich zuweilen über niedrige Hindernisse, wie über Zäune und Hecken, hinweg. Hierbei drückt man sich durch eine Anstrengung hoch, die in den angewinkelten Ellenbogen und in der geballten Faust empfunden wird. Der Körper ist halb ausgestreckt, als ob man bequem im Sessel läge; man schwebt mit den Beinen voran. Diese Träume sind angenehm; es gibt aber auch andere, bösartige, bei denen der Träumer in steifer Haltung, vornübergeneigt, mit dem Gesicht zur Erde über den Boden fliegt. Er erhebt sich in einer Art von Starrkrampf vom Lager, indem der Körper über die Fußspitzen einen Zirkel schlägt. So gleitet er über nächtliche Straßen und Plätze dahin und taucht zuweilen wie ein Fisch vor einsamen Passanten auf, denen er in die entsetzten Gesichter starrt.

Wie mühelos erscheint demgegenüber der hohe Flug, den man auf alten Schwebebildern sieht. Pompeji ist auch dafür einer der Fundorte. Hier ist es ein heiterer und wunderbarer Wirbel, der die Gestalten trägt, obwohl er ihre Haare und Gewänder kaum zu kräuseln scheint.

Die Kiesgrube

Goslar

Die eigenen Bücher nimmt man deshalb so ungern zur Hand, weil man sich ihnen gegenüber als Falschmünzer erscheint. Man ist in der Höhle des Ali Baba gewesen und hat nur eine lumpige Handvoll Silber zutage gebracht. Auch hat man das Gefühl, zu Zuständen zurückzukehren, die man abstreifte wie eine vergilbte Schlangenhaut.

So ergeht es mir auch mit diesen Aufzeichnungen, die ich nach fast zehn Jahren zum ersten Male wieder aufschlage. Wie ich höre, finden sie seit langem mit erstaunlicher Regelmäßigkeit ihre fünfzehn Leser im Vierteljahr. Ein solcher Zuspruch erinnert an gewisse Blumen, wie an Silene noctiflora, deren während einer einzigen Nachtstunde geöffnete Kelche eine winzige Gesellschaft beflügelter Gäste umkreist.

Dennoch ist für den Autor gerade die Wiederaufnahme des bereits Abgeschlossenen von besonderem Wert – als seltene Gelegenheit, die Sprache im Stück, gewissermaßen mit dem Auge des Bildhauers, zu erfassen und an ihr als an einem Körper zu arbeiten. Auf diese Weise hoffe ich noch ein wenig schärfer zu treffen, was den Leser vielleicht fesselte. Zunächst soll an Abstrichen nicht gespart und sodann das so Gewonnene aus dem Vorrat ergänzt werden. Auch sind einige verbotene Stücke nachzutragen, die ich damals zurücklegte – denn was die Gewürze betrifft, so gewinnt man erst im Laufe der Zeit die sichere Hand.

Als Form dieses Mannigfaltigen schwebt mir eine jener Vertiefungen vor, wie man sie auf Alpengängen zuweilen in ausgetrockneten Bachbetten erblickt. Wir finden da grobe Stücke, geschliffene Kiesel, blinkende Splitter und Sand – ein buntes Geröll, wie es der Strudel im Frühling und Herbst aus den oberen Schichten zu Tale trug. Hin und wieder greifen wir ein Fundstück mit der Hand und wenden es vor den Augen hin und her – vielleicht einen Bergkristall, vielleicht ein zerbrochenes Schneckenhaus, an dem uns der Bau der inneren Spindel überrascht, oder einen mondblassen Tropfsteinzacken aus den unbekannten Höhlen, in denen die Fledermaus ihre lautlosen Kreise beschreibt. Hier ist die Heimat der Capriccios, nächtlicher Scherze, die der Geist ohne Regung wie in einer einsamen Loge und nicht ohne Gefährdung genießt. Doch gibt es auch runde Granite, die in den Gletschermühlen geschliffen sind, an Punkten weiter Aussicht, an denen die Welt ein wenig kleiner, aber auch klarer und regelmäßiger, wie auf gestochenen Landkarten, erscheint, denn die hohe Ordnung ist im Mannigfaltigen wie in einem Vexierbild versteckt. Das sind erstaunliche Rätsel – mit wachsender Entfernung nähern wir uns der Auflösung. Am äußersten Punkt, im Unendlichen, wird sie erfaßt.

An Stoff ist also kein Mangel, doch soll ihm die Sprache noch etwas hinzufügen. Sie hat das Wasser wieder herbeizuzaubern, das mit und über diesen Gebilden spielt – ein Wasser, das zugleich bewegt und durchsichtig ist.

Zur Kristallographie

Überlingen

Es scheint mir, daß ich während der letzten Jahre gerade in bezug auf jenen Kunstgriff der Sprache, der das Wort erhellt und durchsichtig macht, manches gelernt habe. Ihn vor allem halte ich für geeignet, einen Zwiespalt zu lösen, der uns oft heftig ergreift – den Zwiespalt, der zwischen der Oberfläche und der Tiefe des Lebens besteht. Oft scheint uns der Sinn der Tiefe darin zu liegen, die Oberfläche zu erzeugen, die regenbogenfarbige Haut der Welt, deren Anblick uns brennend bewegt. Dann wiederum scheint dieses bunte Muster uns nur aus Zeichen und Buchstaben gefügt, durch welche die Tiefe zu uns von ihren Geheimnissen spricht. So packt uns, ob wir draußen oder drinnen leben, der Schmerz dessen an, der, wohin er sich wende, sich von herrlichen Gütern abwendet. Unruhe befällt uns während der strengen Genüsse der Einsamkeit wie an den festlich gedeckten Tafeln der Welt.

Die durchsichtige Bildung ist die, an der unserem Blick Tiefe und Oberfläche zugleich einleuchten. Sie ist am Kristall zu studieren, den man als ein Wesen bezeichnen könnte, das sowohl innere Oberfläche zu bilden als seine Tiefe nach außen zu kehren vermag. Ich möchte nun die Frage stellen, ob nicht die Welt im großen und kleinen überhaupt nach dem Muster der Kristalle gebildet sei – doch so, daß unser Auge sie nur selten in dieser Eigenschaft durchdringt? Es gibt Zeichen, die darauf hinweisen: wohl jeder hat einmal gespürt, wie in bedeutenden Augenblicken Menschen und Dinge sich aufhellten, und das vielleicht in einem Maße, daß ihn ein Gefühl des Schwindels, ja des Schauderns ergriff. Das ist in der Gegenwart des Todes der Fall, aber auch jede andere bedeutende Macht, wie etwa die Schönheit, bringt solche Wirkung hervor – im besonderen schreibt man sie der Wahrheit zu. So ist, um ein beliebiges Beispiel zu nennen, die Erfassung der Urpflanze nichts anderes als die Wahrnehmung des eigentlich kristallischen Charakters im günstigen Augenblick. Ebenso werden in einem Gespräch über Dinge, die uns im Innersten berühren, die Stimmen durchsichtig; wir begreifen unseren Partner durch die Übereinkunft der Worte hindurch in einem anderen, entscheidenden Sinn. Darüber hinaus dürfen wir Punkte vermuten, an denen diese Art der Einsicht nicht durch Zustände der ungewöhnlichen Erhebung vermittelt wird, sondern zum Bestand eines herrlichen Lebens gehört.

Was nun die Verwendung des Wortes in diesem Sinne betrifft, so kommt ihr zustatten, daß auch die Sprache Tiefe und Oberfläche besitzt. Wir verfügen über zahllose Wendungen, denen sowohl eine handgreifliche als auch eine sehr verborgene Bedeutung innewohnt, und was in der Welt des Auges die Durchsichtigkeit, das ist hier die geheime Konsonanz. Auch in den Figuren, vor allem im Vergleich, liegt viel, was den Trug der Gegensätze überbrückt. Doch muß das Verfahren beweglich sein – wenn man hier ein geschliffenes Glas verwendet, um die Schönheit der niederen Tiere zu erspähen, so darf man sich dort nicht scheuen, einen Wurm auf den Haken zu ziehen, wenn man dem wunderbaren Leben nachzustellen gedenkt, das die dunkleren Gewässer bewohnt. Aber immer ist vom Autor zu verlangen, daß ihm die Dinge nicht vereinzelt erscheinen, nicht treibend und zufällig – ihm ist das Wort verliehen, damit es an das Ein und Alles gerichtet wird.

Violette Endivien

Steglitz

Ich trat in ein üppiges Schlemmergeschäft ein, weil eine im Schaufenster ausgestellte, ganz besondere, violette Art von Endivien mir aufgefallen war. Es überraschte mich nicht, daß der Verkäufer mir erklärte, die einzige Sorte Fleisch, für die dieses Gericht als Zukost in Frage komme, sei Menschenfleisch – ich hatte das vielmehr schon dunkel vorausgeahnt.

Es entspann sich eine lange Unterhaltung über die Art der Zubereitung, dann stiegen wir in die Kühlräume hinab, in denen ich die Menschen, wie Hasen vor dem Laden eines Wildbrethändlers, an den Wänden hängen sah. Der Verkäufer hob besonders hervor, daß ich hier durchweg auf der Jagd erbeutete und nicht etwa in den Zuchtanstalten reihenweise gemästete Stücke betrachtete: »Magerer, aber – ich sage das nicht, um Reklame zu machen – weit aromatischer.« Die Hände, Füße und Köpfe waren in besonderen Schüsseln ausgestellt und mit kleinen Preistäfelchen besteckt.

Als wir die Treppe wieder hinaufstiegen, machte ich die Bemerkung: »Ich wußte nicht, daß die Zivilisation in dieser Stadt schon so weit fortgeschritten ist« – worauf der Verkäufer einen Augenblick zu stutzen schien, um dann mit einem sehr verbindlichen Lächeln zu quittieren.

Im Blindenviertel

Überlingen

Die ganze Nacht hatte ich mich im Vergnügungsviertel einer Großstadt bewegt, ohne zu wissen, in welchem Lande der Welt ich mich befand. Manche Einzelheiten erinnerten an marokkanische Bazare, andere an Rummelplätze, wie man sie in den Berliner Vorstädten sieht. Gegen Morgen geriet ich in einen Winkel, der mir, obwohl starkes Leben in ihm herrschte, noch nicht aufgefallen war. In seinen Gassen waren Tanzzelte aufgeschlagen; vor jedem waren zehn, zwanzig oder noch mehr Tänzerinnen zur Schau gestellt. Ich sah, wie manche der Vorübergehenden sich eine von ihnen auswählten und sie zum Tanz in ihr Zelt führten. Auch ich schloß mich ihnen an, obwohl mir die Mädchen nicht zusagten, denn sie waren nachlässig gekleidet und hatten alle das gleiche ausdruckslose Gesicht. Sowie man sie indessen berührte, wurden sie lebhafter und tauten auf. Auch im Zelt gefiel es mir nicht; die Musik war zu laut, und die Farben waren achtlos verteilt. Das Ganze kam mir wie ein Rätsel vor, und als mein Auge den Teppich streifte, auf dem wir tanzten, erriet ich die Auflösung. Dieser Teppich war mit runden Ornamenten gesäumt, die indessen nicht eingewebt waren, sondern etwa wie schmale Korkscheiben über den geschorenen Stoff hervorragten. Ich begriff sogleich, daß dies eine unauffällige Maßnahme war, um zu verhindern, daß die Mädchen über die Fläche des Teppichs hinaustanzten. Denn alle diese Tänzerinnen waren blind.

Als ich das Zelt verließ, spürte ich, daß ich hungrig war. Gleich gegenüber lag eine Frühstücksstube; in ihr empfing mich ein Weißbierwirt mit aufgekrempelten Hemdsärmeln. Ich bestellte ein Frühstück bei ihm, und während er den Kaffee brühte und Brote belegte, ordnete er einen jungen Mann zu meiner Unterhaltung ab. Jetzt erst erkannte ich, daß ich in das Blindenviertel geraten war, denn auch dieser Unterhalter war des Lichtes beraubt. Der Wirt hielt ihn als eine Art von philosophischem Lockvogel, um Gäste an seine Tische zu ziehen. Man durfte ihm ein Thema stellen, zu dem er dann infolge seiner Blindheit in einer unerwarteten und absonderlichen Weise Stellung nahm. Da ihm jedoch die Anschauung fehlte, verliehen seine Ausführungen den Gästen zugleich ein angenehmes Gefühl der Überlegenheit, das sie noch zu steigern versuchten, indem sie ihn über die Farbenlehre und ähnliche Gebiete zu sprechen nötigten.

Nun entsann ich mich auch, daß ich von dieser Stube bereits als von dem Lieblingslokal der Berliner Metaphysiker gehört hatte. Das Schicksal des jungen Mannes in diesem Ausschank dauerte mich um so mehr, als ich bald erkannte, daß er wirklich tiefer und kühner Gedanken fähig war und daß ihm nichts fehlte als ein wenig Empirie. Um ihn zu erheitern, dachte ich über ein Thema nach, das so beschaffen sein sollte, daß sowohl er mir als Blinder wie ich ihm als Sehender überlegen war – denn ich wollte ihn weder durch eine Niederlage noch durch einen billigen Sieg demütigen. Und so führten wir während des Frühstücks ein herrliches Gespräch über »das Unvorhergesehene«.

Das Entsetzen

Berlin

Es gibt eine Art von dünnem und großflächigem Blech, mittels dessen man an kleinen Theatern den Donner vorzutäuschen pflegt. Sehr viele solcher Bleche, noch dünner und klangfähiger, denke ich mir in regelmäßigen Abständen übereinander angebracht, gleich Blättern eines Buches, die jedoch nicht gepreßt liegen, sondern durch eine sperrige Vorrichtung voneinander entfernt gehalten sind.

Auf das oberste Blatt dieses gewaltigen Stoßes hebe ich dich empor, und sowie das Gewicht deines Körpers es berührt, reißt es krachend entzwei. Du stürzt, und stürzest auf das zweite Blatt, das ebenfalls und mit heftigerem Knalle zerbirst. Der Sturz trifft auf das dritte, vierte und fünfte Blatt und so fort, und die Steigerung des Falles läßt die Schläge in einer Beschleunigung aufeinanderfolgen, die einem an Tempo und Heftigkeit anwachsenden Trommelwirbel gleicht. Immer noch rasender werden Fall und Wirbel, in einen mächtig rollenden Donner sich verwandelnd, der endlich die Grenzen des Bewußtseins sprengt.

So pflegt das Entsetzen den Menschen zu vergewaltigen – das Entsetzen, das etwas ganz anderes ist als das Grauen, die Angst oder die Furcht. Eher ist es schon dem Grausen verwandt, das das Gesicht der Gorgo mit gesträubtem Haar und zum Schrei geöffnetem Munde erkennt, während das Grauen das Unheimliche mehr ahnt als sieht, aber gerade deshalb von ihm mit mächtigerem Griff gefesselt wird. Die Furcht ist noch von der Grenze entfernt und darf mit der Hoffnung Zwiesprach halten, und der Schreck – ja, der Schreck ist das, was empfunden wird, wenn das oberste Blatt zerreißt. Und dann, im tödlichen Sturze, steigern sich die grellen Paukenschläge und roten Glühlichter, nicht mehr als Warnungen, sondern als schreckliche Bestätigungen, bis zum Entsetzlichen.

Ahnst du, was vorgeht in jenem Raume, den wir vielleicht eines Tages durchstürzen werden und der sich zwischen der Erkenntnis des Unterganges und dem Untergang erstreckt?

Fremder Besuch

Leipzig

Ich schlief in einem altertümlichen Hause und erwachte durch eine Reihe seltsamer Töne, die wie ein nasales »dang, dang, dang« summend erklangen und mich sofort auf das höchste beunruhigten. Ich sprang auf und lief mit gelähmtem Kopfe um einen Tisch. Als ich an der Tischdecke zog, bewegte sie sich. Da wußte ich: es ist kein Traum, du bist wach. Meine Angst steigerte sich, während das »dang, dang« immer schneller und drohender klang. Es wurde durch eine schwingende, in der Mauer verborgene Warnungsplatte hervorgebracht. Ich lief an das Fenster, aus dem ich auf eine alte, ganz schmale Gasse blickte, die im tiefen Schacht der Häuser lag, während über ihr der gezackte Schweif eines Kometen funkelte. Unten stand eine Gruppe von Menschen, Männer mit hohen, spitzen Hüten, Frauen und Mädchen, altertümlich und unordentlich angetan. Sie schienen soeben aus den Häusern auf die Gasse gelaufen zu sein; ihre Stimmen schollen zu mir herauf. Ich hörte den Satz: »Der Fremde ist wieder in der Stadt.«

Als ich mich umwandte, saß jemand auf meinem Bett. Ich wollte aus dem Fenster springen, aber ich war an den Boden gebannt. Die Gestalt erhob sich langsam und starrte mich an. Ihre Augen waren glühend und nahmen mit der Schärfe des Anstarrens an Umfang zu, was ihnen etwas grauenhaft Drohendes verlieh. In dem Augenblick, in dem ihre Größe und ihr roter Glanz unerträglich wurden, zersprangen sie und rieselten, als ob glühende Kohlenbrocken einen Rost durchglitten, in Funken herab. Nur die schwarzen, ausgebrannten Augenhöhlen blieben zurück, als das absolute Nichts, das sich hinter dem letzten Schleier des Grauens verbirgt.

»Tristram Shandy«

Berlin

Den »Tristram Shandy« trug ich während der Gefechte bei Bapaume in einer handlichen Ausgabe in der Kartentasche herum und hatte ihn auch bei mir, als wir vor Favreuil bereitstanden. Da man uns in Höhe der Artilleriestellungen vom Morgen bis zum späten Nachmittag warten ließ, wurde es bald recht langweilig, obwohl die Lage nicht ungefährlich war. Ich begann also zu blättern, und die verquickte, von mannigfachen Lichtern durchbrochene Weise setzte sich bald wie eine geheime Begleitstimme in eine helldunkle Harmonie zu den äußeren Umständen. Nach vielen Unterbrechungen und nachdem ich einige Kapitel gelesen hatte, erhielten wir endlich den Befehl zum Angriff; ich steckte das Buch wieder ein und lag bereits bei Sonnenuntergang mit einer Verwundung da.

Im Lazarett nahm ich den Faden wieder auf, als ob alles Dazwischenliegende nur ein Traum gewesen wäre oder zum Inhalt des Buches selbst gehörte, als eine Einschaltung von besonderer geistiger Kraft. Ich bekam Morphium und las bald wach, bald in halber Dämmerung fort, so daß mannigfache seelische Zustände die tausend Schachtelungen des Textes noch einmal zerstückelten und einschachtelten. Fieberanfälle, die mit Burgunder und Kodein bekämpft wurden, Beschießungen und Bombenabwürfe auf den Ort, durch den schon der Rückzug zu fluten begann und in dem man uns zuweilen ganz vergaß, steigerten die Verwirrung noch, so daß ich heute von jenen Tagen nur noch die unklare Erinnerung an eine halb empfindsame, halb wilde Erregung zurückbehalten habe, in der man selbst durch einen Vulkanausbruch nicht mehr in Erstaunen geraten wäre und in welcher der arme Yorick und der biedere Onkel Toby noch die vertrautesten der Gestalten waren, die sich vorstellten.

So trat ich unter würdigen Umständen in den geheimen Orden der Shandysten ein, dem ich bis heute treu geblieben bin.

Die einsamen Wächter

Berlin

Swedenborg verurteilt den »geistigen Geiz«, der seine Träume und Erkenntnisse verschließt.

Wie aber ist es mit der Verachtung des Geistes davor, sich auszumünzen und in Kurs zu bringen – mit seiner aristokratischen Abgeschlossenheit in den Zauberschlössern Ariosts? Das Unaussprechliche entwürdigt sich, indem es sich ausspricht und mitteilbar macht; es gleicht dem Golde, das man mit Kupfer versetzen muß, wenn man es kursfähig machen will. Wer im Morgenlicht seine Träume zu fassen sucht, sieht sie dem Gedankennetz entschlüpfen wie der Fischer von Neapel die flüchtige Silberbrut, die sich zuweilen in die oberen Schichten des Golfes verirrt.

In den Sammlungen des Leipziger Mineralogischen Instituts sah ich einen fußhohen Bergkristall, der bei der Tunnelbohrung aus dem innersten Stock des Sankt Gotthard gebrochen war – einen sehr einsamen und exklusiven Traum der Materie.

Zu den Dingen, die Nigromontanus mich lehrte, gehört die Gewißheit, daß unter uns eine erlesene Schar, die sich längst aus den Bibliotheken und dem Staub der Arenen zurückgezogen hat, im innersten Raume, in einem dunkelsten Tibet an der Arbeit ist. Er sprach von Menschen, die einsam in nächtlichen Zimmern sitzen, unbeweglich wie Felsen, durch deren Höhlen die Strömung funkelt, die draußen jedes Mühlrad dreht und das Heer der Maschinen im Schwunge hält – hier aber jedem Zweck entfremdet und von Herzen aufgefangen, die als die heißen, zitternden Wiegen aller Kräfte und Gewalten jedem äußeren Lichte für immer entzogen sind.

An der Arbeit? Sind es die entscheidenden Adern, in denen das Blut unter der Haut sichtbar wird? Die schwersten Träume werden in namenlosen Fruchtböden geträumt, in Zonen, von denen aus gesehen das Werk etwas Zufälliges, einen minderen Grad der Notwendigkeit besitzt. Michelangelo, der zuletzt die Gesichte nur noch in Umrissen in den Marmor wirft und die rohen Blöcke in Höhlen schlummern läßt wie Schmetterlingspuppen, deren eingefaltetes Leben er der Ewigkeit anvertraut. Die Prosa des »Willens zur Macht« – ein unaufgeräumtes Schlachtfeld des Denkens, das Relikt einer einsamen, schrecklichen Verantwortung, Werksäle voller Schlüssel, fortgeworfen von einem, der keine Zeit mehr, aufzuschließen, besaß. Selbst ein im Zenit Schaffender wie der Cavaliere Bernini spricht vom Widerwillen gegen das abgeschlossene Werk, Huysmans im späteren Vorwort zu »A Rebours« von der Unmöglichkeit, die eigenen Bücher zu lesen. Das ist auch ein paradoxes Bild – wie das eines Menschen, der das Original besitzt und schlechte Kommentare studiert. Die großen Romane, die nicht vollendet wurden, nicht vollendet werden konnten, weil die eigene Konzeption sie erdrückt. Sie gleichen den Dombauten.

An der Arbeit? Wo sind jene Klöster der Heiligen, in denen die Seele in ihren mitternächtlichen und herrlichen Triumphen den Schatz der Gnade erstritt? die Säulen der Einsiedler als Monumente einer höheren Sozietät? Wo ist das Bewußtsein geblieben, daß Gedanken und Gefühle ganz unvergänglich sind, daß etwas wie eine geheime doppelte Buchführung besteht, bei der jede Ausgabe an einer sehr entfernten Stelle als Einnahme wieder in Erscheinung tritt? Die einzig tröstliche Erinnerung knüpft sich an Augenblicke aus dem Kriege, in denen plötzlich der Feuerschein einer Explosion die einsame Gestalt eines Postens, der dort schon lange gestanden haben mußte, aus dem Dunkel riß. Durch diese unzähligen und schrecklichen Nachtwachen in der Finsternis wurde ein Schatz gesammelt, der spät verzehrt werden wird.

Der Glaube an die Einsamen entspringt der Sehnsucht nach einer namenlosen Brüderlichkeit, nach einem tieferen geistigen Verhältnis, als es unter Menschen möglich ist.

Blaue Nattern

Berlin, Osthafen

Ich schritt eine staubige, langweilige Straße entlang, die sich durch eine hügelige Wiesenlandschaft zog. Plötzlich glitt eine herrliche, stahlgrau und distelblau gemusterte Natter an mir vorbei, und obwohl ich das Gefühl hatte, sie aufnehmen zu müssen, ließ ich es zu, daß sie im dichten Grase verschwand. Dieser Vorgang wiederholte sich, nur wurden die Schlangen immer matter, unansehnlicher und farbloser; die letzten lagen sogar tot und schon ganz von Staub überzogen auf dem Weg. Bald danach fand ich einen Haufen von Geldscheinen in einer Pfütze verstreut. Ich las sorgfältig jeden einzelnen auf, säuberte ihn vom Schmutz und steckte ihn ein.

Die Klosterkirche

Leipzig

Wir standen in einer alten Klosterkirche beisammen, in prächtige rot- und goldgestickte Gewänder gehüllt. Unter den versammelten Mönchen waren einige, darunter auch ich, die sich nachts in den Grabgewölben verabredeten. Wir gehörten zu jenen, die abirren, weil sie die Güte des Mächtigen wie Wein berauscht. Unser Führer war ein noch junger Mensch, der kostbarer als alle anderen gekleidet war. Der hohe Raum, unter dessen Wölbungen sich bunte Lichtbalken kreuzten und von dessen Altären Steine und Metalle schimmerten, hielt einen schwingenden Ton, wie ihn das Springen eines herrlichen, noch unbenutzten Glases hinterläßt. Es war sehr kalt.

Plötzlich wurde unser Führer ergriffen und auf eine Chorbank gezerrt. Wir sahen, wie vor sein Gesicht zwei vergoldete Wachskerzen gehalten wurden, die sprühend brannten und einen betäubenden Rauch verbreiteten. Dann wurde er bewußtlos auf einen der Altäre geschleppt. Eine Gruppe von niederen Mönchen mit Gesichtern von verknöcherter Bosheit umringte die liegende Gestalt; aber kälter noch als ihre blanken Messer erschienen mir die Blicke der Hierarchen, die am Hochaltar, am Tor der Sakristei und am Reliquiarium aus dem Claustrum heraustraten und die Gruppe in feierlicher Haltung betrachteten. Es war nicht zu sehen, was geschah; ich nahm nur mit Entsetzen wahr, daß die Mönche Kelche zum Munde führten, mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllt, auf der sich ein blutiger Schaum kräuselte.

Alles vollzog sich sehr schnell. Die furchtbaren Gesellen traten zurück, und der Gemarterte stand langsam auf. Wir lasen aus seinem Gesicht, daß er nicht wußte, was mit ihm vorgegangen war. Es war alt geworden, eingefallen, blutleer und weiß wie gebrannter Kalk. Mit dem ersten Schritt, den er vorwärts tat, kam er leblos zu Fall.

Dieses Exempel, das die alte Ordnung unwiderruflich wiederherstellte, erfüllte uns mit ungeheurer Angst. Aber seltsam mischte sich noch ein anderes Gefühl in den niedermähenden Schmerz, den ich empfand und dessen Erinnerung mich fortan wie ein zweites Bewußtsein begleitete. Ich fühlte es wie einen Aufschlag, mit dem man aus dem Schlaf erwacht. Wie ein jäher Schreck zuweilen dem Stummen die Sprache verleiht, so berührte mich von Stund an der theologische Sinn.

Die Überzeugung

Berlin

Wir müssen unterscheiden, ob wir etwas bloß wissen oder ob wir auch überzeugt davon sind. Zwischen dem Gewußten und dem durch Überzeugung Erworbenen besteht ein Unterschied wie zwischen dem adoptierten und dem leiblichen Kind. Die Überzeugung ist ein geistiger Akt, der sich im Dunkel vollzieht – eine geheime Einflüsterung und eine innerste Zustimmung, die dem Willen nicht untersteht.

So führt uns auch das sorgfältigste Studium nicht über eine bestimmte geistige Annäherung hinaus. Oft, ohne es zu merken, setzen wir indessen unsere Bemühungen fort, wenn die Lampe erlischt. Wir lernen nicht nur im Schlaf; wir werden auch im Schlafe belehrt. Nun aber begreifen wir nicht mehr Worte, Sätze und Schlüsse, sondern ein wunderliches Mosaik, das sich aus Figuren zusammensetzt. Die Gedanken erscheinen uns als rhythmische Wirbel und die Systeme als Architektur. Wir erwachen mit dem Gefühl, daß ein neues Stromsystem sich in unserer inneren Landschaft seine Bahnen gegraben hat oder daß wir uns in fremden Waffen geübt haben.

Auf diese Weise erfassen wir die Geheimlehre, die sich in jeder Sprache von Rang verbirgt und sich hinter Worten verhüllt. Nur solche Mitteilungen besitzen überzeugende Kraft; aber die Berührung wächst uns nur zu, wenn sich ihr auch in uns selbst der Fruchtboden entgegenwölbt.

Der Hauptschlüssel

Berlin

Jede sinnvolle Erscheinung gleicht einem Kreise, dessen Peripherie sich bei Tage in aller Schärfe abschreiten läßt. Nachts jedoch verschwindet sie, und der phosphorische Mittelpunkt tritt leuchtend hervor, wie die Blüte des Pflänzleins Lunaria, von dem Wierus in seinem Buche »De Praestigiis Daemonum« erzählt. Im Lichte erscheint die Form, im Dunkel die zeugende Kraft.

Mit unserem Verständnis verhält es sich nun so, daß es sowohl vom Umkreis her als auch am Mittelpunkt anzugreifen vermag. Für den ersten Fall verfügt der Mensch über den Ameisenfleiß, für den anderen über die Gabe der Intuition.

Für den Geist, der im Mittelpunkte begreift, tritt die Kenntnis der Umkreise in den zweiten Rang zurück – ähnlich wie für den, der über den Hauptschlüssel eines Hauses verfügt, die Schlüssel zu den einzelnen Räumen von geringerer Bedeutung sind.

Es ist das Kennzeichen der Geister erster Ordnung, daß sie im Besitze des Hauptschlüssels sind. Sie dringen, wie Paracelsus mit der Springwurzel begabt, mühelos in die einzelnen Kammern ein; sehr zum Ärger der Leute vom Fach, die ihre Registraturen mit einem Schlage außer Kraft gesetzt sehen.

So erinnern unsere Bibliotheken an das geologische Weltbild Cuviers: Lagerstätten von Fossilien, an ein geschäftiges Treiben gemahnend, das der katastrophale Einbruch des Genius Schicht um Schicht niederschlug. Daher kommt es denn auch, daß das frische Leben in diesen Ossuarien des menschlichen Geistes jene Beängstigung empfindet, welche die Nähe des Todes erweckt.

Der kombinatorische Schluß

Berlin