Das Caroselli-Erbe (3-teilige Serie) - Michelle Celmer - E-Book

Das Caroselli-Erbe (3-teilige Serie) E-Book

Michelle Celmer

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Beschreibung

Der sterbende Patriarch einer Schokoladenfirma mit Sitz in Chicago verlangt, dass seine erwachsenen Enkel Frauen finden, um einen männlichen Erben zu zeugen, der den Familiennamen weiterführt. Ansonsten sind ihre Anteile am Familienvermögen in Gefahr…. IM BETT MIT DEM BESTEN FREUND Sie soll ihn heiraten? Terris bester Freund Nick Caroselli meint es wirklich ernst: Er muss eine Familie gründen, um sein Millionenerbe nicht zu verlieren. Und Terri wünscht sich schließlich sehnlichst ein Baby. Was passt da besser als eine Scheinehe, spätere Scheidung bereits inbegriffen? Sex wäre natürlich nur Mittel zum Zweck! Aber schon der erste Kuss weckt ungeahnte Gefühle in Terri - erregend und erschreckend zugleich. So sinnlich wurde sie noch nie geküsst! Und nach einer heißen Liebesnacht ist nicht nur die Freundschaft zu Nick in Gefahr, sondern auch Terris Herz … LIEB MICH JETZT - DIE GANZE NACHT! Das neue Jahr beginnt mit einem großen Knall! In der Silvesternacht hat sich Carrie einem atemberaubenden Fremden hingegeben - und staunt nicht schlecht, als derselbe Mann sich kurz darauf als ihr neuer Kollege Robert Caroselli entpuppt. Ausgerechnet seine Abteilung soll die Marketingexpertin unter die Lupe nehmen. Ob sich der impulsive Macho auf ein rein berufliches Verhältnis einlassen kann? Schließlich lässt Robert keine Situation verstreichen, um Carrie auf intimste Weise zu zeigen, wo sie tatsächlich hingehört: in seine starken Arme! DER MILLIONÄR, DER MICH VERFÜHRTE "Du heiratest mich!", bestimmt Tony Caroselli, "das ist das Beste für das Baby." Lucy ist schockiert. Zwar hat sie insgeheim auf einen Antrag gehofft, wenn sie dem vermögenden Geschäftsmann gesteht, dass sie als Folge ihrer leidenschaftlichen Nächte schwanger ist. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass er gar nichts für sie empfindet und nur des Babys wegen heiraten will. Zutiefst verletzt sagt sie Nein, als Tony sie plötzlich doch noch mit einem ungeahnt romantischen Liebesgeständnis überrascht. Oder ist er einfach nur ein besonders berechnender Verführer?

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Seitenzahl: 620

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Michelle Celmer

Das Caroselli-Erbe (3-teilige Serie)

Michelle Celmer

Im Bett mit dem besten Freund

IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Christel BorgesGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2012 by Michelle Celmer Originaltitel: „Caroselli’s Christmas Baby“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1798 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Ute Augstein

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733720148

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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PROLOG

„Giuseppe, als dein Anwalt und dein Freund muss ich dir sagen, dass ich es für keine sehr gute Idee halte.“

Giuseppe Caroselli saß in einem ledernen Lehnsessel. Er hatte ihn von seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau Angelica zum fünfundachtzigsten Geburtstag geschenkt bekommen. Marcus Russo hatte auf dem Sofa Platz genommen. Er wirkte aufgebracht – und das völlig zu Recht. Der Plan, den Giuseppe ersonnen hatte, konnte durchaus fehlschlagen und eine noch tiefere Kluft in die ohnehin zerstrittene Familie reißen. Doch Giuseppe war ein alter Mann, und die Zeit lief ihm davon. Natürlich könnte er sich zurücklehnen und nichts tun, aber das war nicht seine Art. Nein, er musste einfach etwas unternehmen.

„Es gibt keinen anderen Weg“, erklärte er. „Ich habe schon lang genug gewartet.“

„Ich weiß immer noch nicht, was schlimmer wäre“, entgegnete Marcus und stand auf, um zum Fenster zu gehen. „Wenn sie zusagen oder wenn sie ablehnen.“

„Sie lassen mir keine andere Wahl.“ Der Fortbestand des Caroselli-Erbes war für Giuseppe schon immer das Wichtigste gewesen. Aus diesem Grund war er mitten im Zweiten Weltkrieg aus seiner Heimat geflohen. Er hatte kaum ein Wort Englisch gesprochen und nur ein paar Dollars in der Tasche gehabt – sowie das Geheimrezept seiner Großeltern für Schokolade, das er damals wie heute auswendig kannte. Doch er war immer fest davon überzeugt gewesen, dass die Carosellis Großes leisten würden.

Er hatte hart gearbeitet und so lange gespart, bis er genügend Geld zusammenhatte, um den ersten Caroselli-Chocolate-Shop in der Innenstadt von Chicago zu eröffnen. In den darauffolgenden sechzig Jahren war der Name Caroselli weltberühmt geworden – doch jetzt stand er möglicherweise kurz vor dem Aussterben. Von seinen acht Enkeln und sechs Urenkeln gab es nicht einen einzigen Erben des Familiennamens. Obwohl seine drei Söhne alle jeweils selbst einen Sohn hatten, waren diese immer noch Singles. Seine Enkel schienen nicht im Geringsten daran interessiert zu sein, zu heiraten und Familien zu gründen.

Giuseppe blieb also keine andere Wahl, als die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und ihnen ein Angebot zu unterbreiten, das sie nicht ablehnen konnten.

Es klopfte leise an der Tür, und ein schlanker, hochgewachsener Butler, der beinahe so alt war wie sein Dienstherr, kam näher. „Sie sind hier, Sir.“

Genau zur rechten Zeit, dachte Giuseppe lächelnd. Eins musste man seinen Enkeln lassen: Pünktlich waren sie immer. Und sie waren genauso ehrgeizig wie Giuseppe in ihrem Alter, weswegen er davon überzeugt war, dass sein Plan funktionieren würde. „Vielen Dank, William. Schicken Sie sie herein.“

William nickte, und ein paar Sekunden später traten Giuseppes Enkel ein. Zuerst betrat Nicolas, der von allen Nick genannt wurde, den Raum. Er war charmant und daran gewöhnt, dass sein Lächeln ihm stets dabei half, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und Frauenherzen zu brechen. Gefolgt wurde er von seinem Cousin Robert „Rob“ Caroselli, der sich durch Ernsthaftigkeit und eine unbeirrbare Loyalität auszeichnete. Und schließlich war da noch Giuseppes ältester Enkel, der zuverlässige und anspruchsvolle Antonio Junior, den alle nur Tony nannten.

Bedächtig erhob Giuseppe sich aus seinem Sessel. „Danke, dass ihr gekommen seid, Jungs.“ Er deutete auf das Sofa. „Bitte setzt euch doch.“

Sie taten, worum er sie gebeten hatte. Giuseppe entging nicht, dass sie alle ein wenig besorgt wirkten. „Vermutlich fragt ihr euch, warum ich euch hierhergebeten habe“, sagte er und nahm wieder Platz.

„Ich würde gerne wissen, warum wir es niemandem erzählen durften.“ Nick runzelte die Stirn. „Und weswegen ist Marcus hier? Stimmt etwas nicht?“

„Bist du etwa krank?“, erkundigte sich Tony.

„Fit wie ein Turnschuh“, beruhigte Giuseppe ihn. So fit zumindest, wie man sich mit zweiundneunzig Jahren eben fühlte. „Wir haben eine wichtige Angelegenheit zu besprechen.“

„Ist das Unternehmen in Schwierigkeiten?“, fragte Rob, für den die Firma stets an erster Stelle kam, was Segen und Fluch zugleich war. Wäre er nicht so versessen auf seine Karriere, dann könnte er schon verheiratet sein und Kinder haben. Das galt übrigens für alle drei.

„Es geht nicht ums Geschäft“, sagte Giuseppe. „Zumindest nicht direkt. Es geht vielmehr um den Familiennamen der Carosellis, der unweigerlich aussterben wird, wenn ihr nicht heiratet und Kinder bekommt.“

Seine Enkel bedachten ihn alle gleichzeitig mit dem gleichen entnervten Blick.

„Nonno, wir haben doch schon darüber gesprochen“, erwiderte Nick. „Ich bin noch nicht bereit, eine Familie zu gründen. Und ich denke, dass ich für uns alle spreche, wenn ich behaupte, dass auch weitere Vorhaltungen von dir nicht dazu beitragen, unsere Meinung zu ändern.“

„Das weiß ich. Deswegen biete ich euch dieses Mal einen Anreiz an.“

Plötzlich wurde ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil. Tony beugte sich vor. „Was für einen Anreiz?“

„Ich habe einen Fonds gegründet, in dem sich dreißig Millionen Dollar befinden, die zu gleichen Teilen unter denen von euch aufgeteilt werden, die heiraten und einen männlichen Erben in die Welt setzen.“

Perplex starrten ihn seine Enkel an.

Nick erholte sich als Erster. „Du willst uns tatsächlich zehn Millionen Dollar dafür bezahlen, dass wir heiraten und ein Kind in die Welt setzen?“

„Einen Sohn. Und es gibt Bedingungen.“

„Falls du versuchen willst, uns mit hübschen Italienerinnen aus der alten Heimat zu verkuppeln, dann vergiss es“, sagte Rob.

So viel hatte Giuseppe gar nicht erst zu hoffen gewagt. Obwohl er entzückt gewesen wäre, wenn sie alle eine hübsche italienische Ehefrau gewählt hätten, durfte er nicht wählerisch sein. „Ihr dürft heiraten, wen ihr wollt.“

„Wo ist also der Haken an der Sache?“, erkundigte sich Tony.

„Zunächst einmal dürft ihr keiner Menschenseele von dieser Vereinbarung erzählen. Weder euren Eltern noch euren Schwestern und auch nicht euren zukünftigen Ehefrauen. Falls einer von euch es doch tut, erlischt sein Anspruch und seine zehn Millionen werden unter den Verbleibenden aufgeteilt.“

„Und?“, fragte Nick.

„Falls ich innerhalb der nächsten zwei Jahre eurer Nonni Gesellschaft leiste – Gott sei ihrer Seele gnädig –, bevor ihr alle einen männlichen Erben vorweisen könnt, dann gehen die dreißig Millionen wieder in mein Vermögen über.“

„Die Uhr hat also zu ticken begonnen“, stellte Nick fest.

„Möglicherweise. Natürlich kann ich gut und gerne auch hundert Jahre alt werden. Meine Ärzte haben mir versichert, dass ich mich bester Gesundheit erfreue. Aber ist einer von euch bereit, dieses Risiko einzugehen? Das heißt, falls ihr mit meinen Bedingungen einverstanden seid.“

„Was ist mit Jess?“, fragte Nick. „Sie hat vier Kinder. Soll sie denn gar nichts bekommen?“

„Ich liebe deine Schwester Jessica, Nick, und alle meine Enkelinnen, aber ihre Kinder werden leider niemals den Namen Caroselli tragen. Ich schulde es meinen Eltern und Großeltern und all denen, die vor ihnen waren, dass unser Familienname auch in Zukunft erhalten bleibt. Aber natürlich will ich nicht, dass meine Enkelinnen sich übergangen fühlen, weswegen unsere Vereinbarung auch unbedingt ein Geheimnis bleiben muss.“

„Sollen wir etwa eine Art Vertrag unterzeichnen?“ Tony wandte sich an Marcus.

„Das habe ich vorgeschlagen“, erwiderte der Rechtsanwalt. „Aber Ihr Großvater ist dagegen gewesen.“

„Niemand unterzeichnet irgendetwas“, sagte Giuseppe. „Ihr müsst schon mit meinem Wort vorliebnehmen.“

„Natürlich vertrauen wir deinem Wort, Nonno“, versicherte Nick und sah mahnend zu seinen Cousins. „Du hast uns nie einen Grund gegeben, daran zu zweifeln.“

„Mit euch geht es mir genauso, und deswegen vertraue ich auch darauf, dass ihr die Angelegenheit geheim haltet.“

Tony runzelte die Stirn. „Aber was ist, falls du stirbst? Erfährt die Familie es dann nicht doch?“

„Die anderen werden keinen Verdacht schöpfen. Das Geld ist bereits zur Seite gelegt worden, und als mein Anwalt und Bevollmächtigter hat allein Marcus Zugriff darauf. Er trägt dafür Sorge, dass es gerecht unter euch aufgeteilt wird.“

„Was, wenn wir nicht bereit sind, Familien zu gründen?“, wollte Rob wissen.

„Dann verlierst du deinen Anteil, und er wird unter deinen Cousins aufgeteilt“, erwiderte Giuseppe schulterzuckend.

Die jungen Männer sahen einander an. Da Giuseppe wusste, wie stolz und unabhängig sie sich normalerweise gaben, war es durchaus möglich, dass sie sein Angebot ausschlugen.

„Müssen wir dir heute schon eine Antwort darauf geben?“, wollte Nick wissen.

„Nein, aber ich möchte zumindest von jedem von euch sein Wort darauf, dass ihr ernsthaft über meinen Vorschlag nachdenkt.“

Sie tauschten einen weiteren Blick aus, dann nickten alle drei.

„Natürlich machen wir das, Nonno“, entgegnete Rob.

Große Erleichterung durchströmte Giuseppe, und er spürte, wie eine große Last von seinen Schultern abfiel. Zwar konnte er nicht sicher sein, dass sie seinen Vorschlag annahmen, aber zumindest hatten sie ihn nicht sofort abgelehnt. Und da sie alle über einen ausgeprägten Sportsgeist verfügten, war es mehr als wahrscheinlich, dass sich alle drei darauf einlassen würden, wenn nur einer den Anfang machte.

Nachdem sie ein paar weitere Minuten über das Geschäft und die Familie gesprochen hatten, verabschiedeten sich Nick, Rob und Tony wieder.

„So“, meinte Marcus, als sie weg waren. „Was werden sie wohl deiner Meinung nach dazu sagen, wenn sie erfahren, dass es gar keine dreißig Millionen Dollar gibt?“

Giuseppe zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, sie sind dann so glücklich und dankbar dafür, dass ich ihrem Liebesleben auf die Sprünge geholfen habe, dass Geld ihnen nichts mehr be­deutet.“

„Aber du bist reich genug, Giuseppe. Hast du eigentlich jemals ernsthaft darüber nachgedacht, ihnen das Geld zu geben, wenn sie sich auf deine Bedingungen einlassen?“

„Und damit meine anderen Enkel zutiefst zu verletzen?“, fragte Giuseppe empört. „Für was für einen Mann hältst du mich eigentlich?“

Verzweifelt schüttelte Marcus den Kopf. „Und wenn du dich täuschst? Wenn sie nur auf das Geld aus sind? Wenn sie dir böse sind, dass du sie belogen hast?“

„Das werden sie nicht.“ Für den Fortbestand der Familie war Giuseppe außerdem gerne bereit, dieses Risiko einzugehen.

1. KAPITEL

Schon wieder zu spät.

Verärgert und amüsiert zugleich beobachtete Terri Phillips ihren besten Freund Nick Caroselli dabei, wie er zielstrebig das Bistro durchquerte und auf ihren Lieblingstisch neben der Bar zuhielt, wo sie sich jeden Donnerstagabend zum Dinner trafen.

Mit seinem tiefschwarzen Haar, den dunkelbraunen Augen, dem sonnengebräunten Teint und seinem muskulösen, aber schlanken Körperbau war Nick genau die Art Mann, nach der sich alle umdrehten, wenn er an ihnen vorbeiging. Doch Nick schien es gar nicht zu bemerken. Das bedeutete allerdings nicht, dass er sich seiner Wirkung auf Frauen nicht bewusst war oder sich etwa scheute, seinen Charme einzusetzen, wenn es nötig war.

Nicht dass der bei ihr noch Wirkung zeigte.

„Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, sagte er und lächelte so, wie er immer lächelte, um andere zu beschwichtigen. Dicke Schneeflocken bedeckten die Schulterpartie seines Wollmantels sowie sein dunkles Haar. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte. Daraus schloss Terri, dass er die beiden Blöcke vom Caroselli-Chocolate-Hauptgeschäftssitz bis zur Bar zu Fuß gegangen war. „Ich hatte heute wahnsinnig viel zu tun.“

„Ich bin auch erst seit ein paar Minuten hier“, erwiderte Terri, obwohl sie schon seit mehr als zwanzig Minuten am Tisch saß. Damit hatte sie ausreichend Zeit gehabt, die beiden Gläser Champagner zu leeren, mit denen sie eigentlich hatten anstoßen sollen.

Nick beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. Terri spürte das leichte Kratzen seines Bartschattens auf ihrer Haut. Sie atmete den würzigen Duft des Duschgels ein, das sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Der Geruch vermengte sich mit dem süßen Schokoladenaroma, das Nick immer anhaftete, wenn er den Tag in der Testküche des Unternehmens verbracht hatte.

„Schneit es immer noch?“, erkundigte sie sich.

„Schneien ist gut, das ist schon beinahe ein Schneesturm.“ Nick schlüpfte aus seinem Mantel und hängte ihn an einen Haken an der Wand.

„Oh, wie schön.“ Da Terri ihre ersten neun Lebensjahre in New Mexico zugebracht hatte, hatte sie zum ersten Mal Schnee gesehen, als sie nach Chicago gezogen war – sie liebte ihn bis zum heutigen Tag. Und weil sie von zu Hause aus arbeitete, konnte sie sich dieses Vergnügen auch unbeschwert leisten, da sie sich nicht täglich mit den winterlichen Straßenverhältnissen herumplagen musste.

„Ich habe das Gleiche wie immer bestellt“, sagte sie, als Nick sich setzte.

Er lockerte seine Krawatte und deutete auf die Champagnerflasche. „Feiern wir etwas?“

„Das kann man wohl sagen.“

„Und was?“, fragte er und legte die Serviette über seinen Schoß.

„Zunächst einmal“, begann sie, „wird es dich freuen zu hören, dass ich mit Blake Schluss gemacht habe.“

„Ha!“, entgegnete er begeistert. „Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist.“

Terri wusste, dass Nick Blake nie hatte leiden können. Blake bildete augenblicklich den Abschluss einer deprimierenden Folge von gescheiterten Beziehungsversuchen. Wobei Nick sie von Anfang an gewarnt hatte, dass Blake seiner Meinung nach nicht das Zeug dazu hatte, sie glücklich zu machen. Es schien ganz so, als hätte Nick recht damit gehabt. Leider hatte Terri selbst vier Monate gebraucht, um es herauszufinden.

Doch als Blake letzte Woche überraschend verkündet hatte, dass er ebenso gut bei ihr einziehen könne, wenn er sowieso schon die meiste Zeit über bei ihr wohnte, war sie nachdenklich geworden. Trotz ihrer Bereitschaft, zu heiraten und endlich eine Familie zu gründen, hatte sie sich einfach nicht vorstellen können, es mit Blake zu tun. Im Grunde genommen war ihr in diesem Moment bewusst geworden, dass sie rein gar nichts für ihn empfand. Und das war nicht unbedingt vorteilhaft in Bezug auf einen zukünftigen Ehemann und Vater ihrer Kinder.

Nick schenkte sich ein Glas Champagner ein und trank einen Schluck. „Und was hat er gesagt, als du mit ihm Schluss gemacht hast?“

„Dass ich niemals wieder einen Mann wie ihn finden würde.“

„Tja.“ Nick lachte. „Darum geht es doch aber, oder etwa nicht? Blake ist so interessant wie eine Büroklammer, und er hat nur halb so viel Charisma …“

Zugegeben, Terri konnte nicht leugnen, dass Blake ein wenig … nun, fade gewesen war. Seine Vorstellung von einem tollen Abend hatte darin bestanden, vor dem Computer zu sitzen und stundenlang World of Warcraft zu spielen, während sie Fernsehen geschaut oder ein Buch gelesen hatte. Vermutlich würde Blake ihren Computer mehr vermissen als ihre Gesellschaft.

„Ach, er war schon ganz in Ordnung. Er war nur nicht der Richtige für mich“, gab sie zu.

Die Kellnerin servierte ihnen eine große, saftige Pizza mit hohem Rand nach einem original Chicagoer Rezept. Als die Bedienung wieder gegangen war, sagte Nick: „Er ist irgendwo da draußen, weißt du? Der Richtige für dich. Du findest ihn schon noch.“

Das hatte sie früher auch immer gedacht, aber jetzt war sie beinahe dreißig Jahre alt, und weit und breit war kein Lichtstreif am Horizont zu sehen. Ihrem Lebensplan zufolge hätte sie schon längst verheiratet und mehrfache Mutter sein sollen. Deswegen hatte sie beschlossen, die Angelegenheit endlich selbst in die Hand zu nehmen.

„Wir feiern noch etwas“, verriet sie Nick. „Ich werde ein Baby haben.“

Erschrocken hob er den Kopf und knallte dann das Glas so heftig auf die Tischplatte, dass Terri schon befürchtete, es könnte zerspringen. „Was? Wann? Ist es von Blake?“

Nick versucht immer, auf mich aufzupassen, dachte Terri liebevoll. Das hieß, wenn er nicht damit beschäftigt war, sie in Schwierigkeiten zu bringen. Obwohl es normalerweise andersherum war. Terri neigte dazu, übereilte Entscheidungen zu treffen, und Nick versuchte unermüdlich, sie zur Vernunft zu bringen. Doch dieses Mal wusste sie genau, was sie tat.

„Es gibt keinen Vater“, sagte sie und legte ihnen beiden ein Stück Pizza auf den Teller. „Eigentlich bin ich auch gar nicht schwanger. Noch nicht jedenfalls.“

Nick runzelte die Stirn. „Aber warum hast du dann gesagt, dass du ein Baby bekommst?“

„Weil ich das hoffentlich nächstes Jahr tue. Ich habe vor, alleinerziehende Mutter zu werden.“

Überrascht lehnte Nick sich zurück. „Wie denn? Ich meine, wer ist der Vater?“

„Ein Samenspender.“

„Ein Samenspender?“, fragte er verwirrt. „Das ist doch nicht dein Ernst?“

Seine Reaktion enttäuschte sie zutiefst. Sie hatte gehofft, dass Nick es verstehen und sich für sie freuen würde. Offensichtlich war das nicht der Fall. „Es ist mein völliger Ernst. Ich bin bereit. Finanziell geht es mir gut, und weil ich von zu Hause aus arbeite, würde ich das Kind auch nicht in die Krippe geben müssen. Das Timing ist perfekt.“

„Wäre es nicht besser, wenn du verheiratet wärst?“

„Ich habe mich ganz schön angestrengt, um Mr Right zu finden. Ich habe mein erstes Baby mit dreißig gewollt, und das bin ich beinahe. Du weißt doch, dass ich mir immer eine eigene Familie gewünscht habe. Seit dem Tod meiner Tante habe ich niemanden mehr.“

„Du hast mich“, erwiderte Nick so ernsthaft, dass Terri vor Rührung ganz warm ums Herz wurde.

Ja, sie hatte ihn – und seine ganze verrückte Familie dazu, aber das war einfach nicht dasselbe. Sie würde sich immer wie eine Außenseiterin vorkommen.

„Es bedeutet ja auch nicht, dass wir nicht weiterhin Freunde sein können“, sagte sie. „Um ehrlich zu sein, brauche ich dich dann mehr als je zuvor. Du sollst auch ein Teil der Familie sein … Onkel Nicky.“

Doch schien dieser Gedanke nicht dazu beizutragen, seine Enttäuschung zu mindern. Nick schob den Teller beiseite, als wäre ihm plötzlich der Appetit vergangen. „Du verdienst etwas Besseres als einen Samenspender.“

„Ich habe nicht unbedingt Glück bei Männern.“

„Aber was ist mit dem Baby?“ Nick klang zusehends bestürzter. „Hat es denn nicht Mutter und Vater verdient?“

„Du weißt doch ganz genau, dass Mutter und Vater kein Garant für eine glückliche Kindheit sind.“

Sein Stirnrunzeln verriet ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Obwohl er es nicht zugab, hatte seine Kindheit ihm tiefe Wunden zugefügt.

„Ich habe gehofft, dass du mich verstehst“, sagte sie und fühlte sich dummerweise mit einem Mal den Tränen nah, dabei weinte sie so gut wie nie. Zumindest nicht vor anderen.

„Das tue ich doch auch.“ Nick griff nach ihrer Hand. „Ich will doch nur, dass du glücklich bist.“

„Das werde ich ganz bestimmt sein.“

Er lächelte und drückte leicht ihre Hand. „Dann bin ich es auch.“

Sie hoffte, dass er wirklich meinte, was er sagte, und ihr nicht nur einfach so nachgab. Während sie Pizza aßen und sich dabei unterhielten, wirkte er nämlich leicht abgelenkt. Terri begann sich schon zu fragen, ob es eine gute Idee gewesen war, ihm von dem Baby zu erzählen. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, was Nick daran stören sollte.

Nach dem Dinner zogen sie die Mäntel an und gingen zur Tür. „Bist du mit dem Auto da oder mit dem Bus?“, fragte Nick.

„Mit dem Bus“, antwortete sie, denn sie entschied sich immer für die öffentlichen Verkehrsmittel, wenn sie vorhatte, etwas zu trinken. Wäre der Mann, der damals ins Auto ihres Vaters gekracht war, auch nur halb so verantwortungsvoll gewesen, dann wäre sie keine Waise geworden.

„Wenn du mit mir zum Büro gehst, dann fahre ich dich nach Hause.“

„Okay.“

Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Wind war schneidend kalt und der Gehsteig rutschig vor Glätte, sodass sich der Weg äußerst beschwerlich gestaltete. Nick war die ganze Zeit über ungewöhnlich still und nachdenklich.

Als sie bei der Hauptzentrale von Caroselli Chocolate ankamen, war die Eingangstür bereits verschlossen, sodass Nick seine Schlüsselkarte benutzte, um ins Gebäude zu gelangen.

Der größte Teil des Erdgeschosses wurde von einem Süßwarengeschäft eingenommen, und die Luft war erfüllt von dem köstlichen Duft der Schokoladen, die in den Verkaufsregalen lagen. Dort fand sich von der normalen Tafel Schokolade bis zum schokolierten Apfel einfach alles.

Nick griff in seine Tasche und fluchte leise. „Ich habe die Autoschlüssel im Büro gelassen.“

„Soll ich hier unten warten?“

„Nein, komm ruhig mit nach oben.“ Er lächelte. „Es sei denn, du bist unter die Industriespione gegangen und versuchst, das Geheimrezept für Carosellis Schokoladen zu stehlen.“

„Klar doch, vor allem, weil wir beide wissen, was für eine tolle Köchin ich bin.“ Sie ließ nahezu alles anbrennen, weswegen sie häufig auswärts aß oder sich mit Mikrowellengerichten zufriedengab.

Am Fahrstuhl zog Nick ein weiteres Mal die Schlüsselkarte durch ein Lesegerät. Lediglich autorisiertem Personal und ausgewählten Besuchern war es gestattet, das Erdgeschoss zu verlassen. Und nur den Carosellis und einigen wenigen Angestellten war es erlaubt, die Testküche zu betreten.

Während der Fahrt in die vierte Etage schwieg Nick. Daran änderte sich auch nichts, als sie den Flur entlang zu seinem Büro gingen. Unwillkürlich musste Terri lächeln, als er die Tür aufschloss, das Licht anschaltete und sie die zahlreichen Papierstapel auf seinem Schreibtisch bemerkte, die fast die ganze Fläche beanspruchten und jegliches Arbeiten dort eigentlich unmöglich machten. Das war vermutlich einer der Gründe dafür, dass Nick so viel Zeit in der Küche verbrachte.

Er öffnete die Schreibtischschublade und nahm die Autoschlüssel heraus, doch dann blieb er stehen. Irgendetwas beschäftigte ihn offensichtlich.

„Was ist los, Nick? Mit dir stimmt was nicht, das sehe ich doch.“

„Ich denke nach.“

„Darüber, dass ich ein Baby bekomme?“

Er nickte.

„Ich wünsche mir wirklich ein Kind.“

„Dann müssen wir über etwas reden.“

„Okay“, sagte sie enttäuscht, als ihr auffiel, dass Nick es vermied, sie anzusehen. Offenbar erwartete er, dass ihr Gespräch länger dauern würde, denn er zog den Mantel aus und warf ihn über die Sessellehne. Sie folgte seinem Beispiel und schob einen Stapel Papiere zur Seite, um sich neben Nick an die Schreibtischkante zu lehnen.

Eine Weile schwieg er nachdenklich, bevor er endlich zu sprechen begann. „Du willst es also wirklich tun? Ein Baby bekommen, meine ich?“

„Ja, wirklich.“

„Was würdest du sagen, wenn ich einen besseren Weg wüsste?“

„Einen besseren Weg?“

Er nickte. „Für uns beide.“

Für sie beide? Sie konnte sich nicht vorstellen, was für einen Vorteil er sich von ihrem Baby versprach. „Ich weiß nicht, was du mir damit sagen willst.“

„Ich kenne den perfekten Vater für dein Kind. Jemand, der immer für euch da wäre. Ein Mann, der auch finanziell ein ganzes Leben lang für dein Kind sorgen kann.“

Das klang viel zu schön, um wahr zu sein. „Oh, wirklich?“, fragte sie. „Wer ist es?“

Er beugte sich zu ihr herüber und sah sie ernst an. „Ich.“

Einen Augenblick lang war sie zu verdutzt, um etwas erwidern zu können. Nick wollte ein Baby mit ihr? „Warum? Du hast doch bisher immer betont, dass du keine Kinder willst.“

„Vertrau mir, wenn ich dir verspreche, dass diese Übereinkunft für uns beide sehr vorteilhaft sein würde.“

„Wie vorteilhaft?“

„Was ich dir gleich erzähle, darfst du niemals jemandem verraten. Niemandem.“

„Okay.“

„Sag: Ich verspreche es.“

Sie rollte die Augen. Wie alt waren sie? Zwölf? „Ich verspreche es.“

„Letzte Woche hat Grandpa mich, Rob und Tony für eine heimliche Unterredung zu sich gebeten. Er hat jedem von uns zehn Millionen Dollar angeboten, wenn wir einen männlichen Erben zeugen, der den Namen Caroselli erhält.“

„Du liebe Güte.“

„Das habe ich zunächst auch gedacht. Ich wusste nicht, ob ich auf das Angebot eingehen soll. Ich bin eigentlich noch gar nicht bereit dazu, eine Familie zu gründen, aber als du eben von deinem Plan gesprochen hast …“ Er zuckte mit den Schultern. „Hey, das wäre doch perfekt. Du bekommst das Baby und ich das Geld.“

Auf eine verrückte Art und Weise ergab es durchaus einen Sinn, aber sie und Nick?

„Natürlich müssten wir vorher heiraten“, fügte er hinzu.

„Heiraten? Hast du mir nicht immer erzählt, dass du auf keinen Fall heiraten möchtest?“

„Du weißt doch, wie altmodisch Nonno ist. Mir bleibt keine Wahl. Aber sobald ich das Geld habe, können wir die Scheidung einreichen. Und sicherheitshalber setzen wir einen hieb- und stichfesten Ehevertrag auf, um Komplikationen zu vermeiden. Obwohl ich nicht glaube, dass es welche gibt.“

„Das klingt irgendwie zu einfach.“

„Na ja, wir müssen dafür sorgen, dass wir überzeugend wirken.“

Warum hatte sie nur auf einmal das Gefühl, dass ihr nicht gefallen würde, was jetzt kam? „Was genau meinst du denn mit überzeugend?“

„Du musst bei mir einziehen.“

Eine Scheinehe war eine Sache, aber zusammenwohnen? „Ich halte das für keine besonders gute Idee.“

„Ich habe viel Platz. Du kannst das Gästeschlafzimmer haben und aus dem Arbeitszimmer dein Büro machen.“

Das war ihre geringste Sorge. Gleich nach dem College hatten Nick und sie schon einmal versucht, sich ein Apartment zu teilen. Doch zu den unmöglichsten Zeiten waren Nicks weibliche Bekanntschaften aufgetaucht, und außerdem war er fast zwanghaft unordentlich, sodass Terri nach zwei Monaten genug gehabt hatte. Wäre sie noch einen Tag länger geblieben, hätte es das Ende ihrer Freundschaft bedeutet.

„Nick, du weißt, dass ich dich schrecklich gernhab und mir unsere Freundschaft sehr am Herzen liegt, aber wir haben das schon einmal versucht … Und es hat nicht geklappt.“

„Das war vor acht Jahren. Ich bin sicher, dass wir beide mittlerweile erwachsener geworden sind.“

„Soll das heißen, dass du kein Chaot mehr bist? Ich habe nämlich keine Lust, die nächsten neun Monate hinter dir herzuräumen.“

„Das musst du auch nicht. Drei Mal die Woche kommt ein Reinigungsdienst. Und um ehrlich zu sein … Mir gefällt die Vorstellung auch nicht besonders, dass du die ganze Zeit an mir herumnörgelst.“

„Ich nörgele nicht“, widersprach sie und erntete dafür einen strafenden Blick. „Okay, vielleicht ein bisschen, aber nur, wenn es unbedingt nötig ist.“

„Dann müssen wir beide eben an uns arbeiten. Ich verspreche, nicht so unordentlich zu sein, und du versprichst, nicht herumzunörgeln.“

Das war leichter gesagt als getan.

„Stell dir doch nur einmal vor, was für ein Glück das Kind hat“, sagte Nick. „Die meisten geschiedenen Eltern können sich nicht ausstehen. Meine haben sich jahrelang nur angeschrien, wenn sie sich gesehen haben. Wir aber sind die besten Freunde.“

Da hatte er recht. „Du willst also regelmäßig am Leben des Kindes teilhaben?“

„Natürlich. Und er wird eine Menge Cousins, Tanten und Onkel haben.“

War ein Teilzeitvater nicht besser als gar kein Vater? Und sie würde sich nie wieder wegen des Geldes sorgen müssen, denn sie wusste, dass Nick sich um das Kind kümmern würde. Obwohl sie dazu auch selbst in der Lage war. Wenn sie vorausschauend wirtschaftete, würde sie vom Erbe ihrer Tante und ihrem Einkommen als Webdesignerin lange Zeit sorgenfrei leben können. Doch mit Nicks Hilfe würde ihr Kind die besten Schulen besuchen können und auch weitere Vorteile genießen, die Terri ihm nicht ermöglichen könnte. Außerdem wäre es Teil einer großen, glücklichen Familie – was mehr war, als sie von ihrer eigenen Kindheit behaupten konnte. Vielleicht würde ihr Kind sogar eines Tages in das Familiengeschäft der Carosellis einsteigen können.

„Und falls dir – was Gott verhüten möge – jemals etwas zustoßen sollte, wohin sollte das Kind gehen, wenn sein Vater ein unbekannter Samenspender ist?“, fragte Nick.

Da sie selbst ihre Eltern so früh verloren hatte, war diese Überlegung nur vernünftig. Jetzt, da ihre Tante verstorben war, hatte Terri gar keine Familie mehr, die für das Kind sorgen würde, wenn sie zum Beispiel bei einem Unfall ums Leben kommen sollte. Allerdings wäre das Kind mit liebenden Adoptiveltern vermutlich besser dran als mit jemandem wie ihrer Tante, die nicht einen Funken Mitgefühl besessen hatte.

„Mit mir als Vater hätte das Kind immer eine Familie“, sagte Nick.

So verrückt das alles auch klang, es ergab einen Sinn. „Es könnte tatsächlich funktionieren.“

Nick wirkte plötzlich beinahe aufgeregt … Aber wer wäre das nicht angesichts von zehn Millionen Dollar? Weswegen danach streben, ein Millionär zu sein, wenn er doch ein Multimillionär sein konnte?

„Also“, sagte er schließlich. „Bedeutet das jetzt so viel wie: Ich denke noch darüber nach? Oder ist es ein Ja?“

Häufig genug hatte sie sich schon in Situationen gestürzt, ohne sich vorher ausreichend Gedanken gemacht zu haben. Doch vielleicht war es gerade in dieser Lage nicht das Schlaueste, zu viel darüber nachzudenken. Es bestand die Gefahr, dass sie sich die Sache selbst ausredete. Dabei würden sie beide doch bekommen können, was sie wollten. Mehr oder weniger jedenfalls.

„Eine Frage hätte ich noch. Was ist mit Frauen?“

„Was soll mit ihnen sein?“

„Gibt es wieder jede Nacht eine andere? Muss ich mir euer Gestöhne und das quietschende Bett anhören? Sie am nächsten Morgen sehen, wie sie in Unterwäsche und deinem T-Shirt durch die Wohnung schleichen?“

„Selbstverständlich nicht. Solange wir verheiratet sind, treffe ich keine andere Frau.“

„Nick, wir sprechen hier von wenigstens neun Monaten. Hältst du es so lange ohne eine Frau aus?“

„Meinst du jetzt Dates oder sprichst du von Sex?“

„Beides.“

„Kannst du es denn?“

Durchaus. Die Frage war eher, ob sie es wollte. Allerdings wäre es ein verhältnismäßig geringes Opfer für ein Baby, oder nicht?

„Vielleicht müssen wir das auch gar nicht“, gab Nick zu bedenken.

„Schlägst du etwa vor, dass wir uns betrügen?“ Selbst eine Scheinehe dürfte auf potenzielle Liebhaber eher abschreckend wirken. Wobei Nick vermutlich keine großen Probleme damit haben dürfte, willige Bettgespielinnen zu finden. Die Männer würden sich jedoch nicht gerade darum schlagen, einer hochschwangeren Frau mit geschwollenen Knöcheln dabei behilflich zu sein, ihre Umstandsjeans auszuziehen.

„Ich gehe davon aus, dass du eine künstliche Befruchtung geplant hast“, sagte Nick.

Es fühlte sich zwar ein wenig seltsam an, mit ihm über diese pikanten Details zu sprechen, aber er war ja jetzt schließlich daran beteiligt, da es auch sein Baby sein würde. „Entweder so oder in vitro. Auf jeden Fall wird es ein paar Monate dauern, bis es klappt. Und es ist furchtbar teuer.“

„Oder wir zahlen überhaupt nichts dafür“, erwiderte er.

Sie musste ihn wohl völlig verdutzt angesehen haben, denn er lachte. „Du hast nicht die geringste Ahnung, wovon ich spreche, oder?“

„Nein, ich glaube nicht.“

„Dann denk mal drüber nach.“ Er zog eine Augenbraue hoch und lächelte sie an.

Moment mal. Er meinte doch nicht etwa …

„Warum einem Arzt Geld dafür geben, um schwanger zu werden“, erklärte Nick, „wenn wir es auf die herkömmliche Weise machen können? Und noch dazu gratis …“

2. KAPITEL

Verblüfft starrte Terri Nick an. In ihren Augen, die – je nach Lichteinfall – manchmal blau und manchmal grün wirkten, spiegelte sich das blanke Entsetzen wider. Sie brauchte einige Sekunden, um etwas auf seinen Vorschlag zu erwidern, und als sie endlich sprach, klang ihre Stimme irgendwie höher als sonst. „Das ist doch ein Scherz, oder?“

„Um ehrlich zu sein, ist es mir nie ernster gewesen“, erwiderte Nick. Er fand die Vorstellung zwar auch ein wenig radikal, aber die ganze Situation war ja nicht gerade normal.

Er hatte gründlich über das Angebot seines Großvaters nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er einfach noch nicht bereit dafür war, eine Familie zu gründen. Nicht dass er Kinder nicht liebte, aber die Sache mit der Ehe fand er ziemlich beängstigend. Die Ehe seiner Eltern war die reinste Hölle gewesen, in der auch Nick und seine beiden älteren Schwestern geschmort hatten. Jetzt bekam auch Jessica Probleme in ihrer eigenen Ehe, weswegen Nick allmählich glaubte, dass die vermeintlichen Wonnen des Ehelebens dem Reich der Fantasie angehörten – und keineswegs den Schmerz einer Scheidung wert waren, auch nicht für zehn Millionen Dollar.

Er war nicht auf den Gedanken gekommen, dass eine Scheinehe die Lösung dieses Problems darstellen könnte, zumal sie für alle Beteiligten nur Vorteile bot. Außerdem würde niemand in seiner Familie die Aufrichtigkeit seiner Gefühle bezweifeln, wenn Terri und er nach zwanzig Jahren hingebungsvoller Freundschaft den nächsten Schritt wagten. Seine weiblichen Verwandten würden total abfahren auf diese romantische Vorstellung.

Terri strich sich eine Strähne ihres langen dunklen Haars hinter ein Ohr. Das tat sie nur, wenn sie nervös war oder sich unbehaglich fühlte – und das kam nicht sehr häufig vor. Sie war einer der ruhigsten und selbstbewusstesten Menschen, die er kannte.

„Je früher das Kind geboren wird, umso besser“, sagte er. „Warum sollten wir also Geld und Zeit vergeuden?“

Unsicher zupfte sie am Ärmelbündchen ihres Pullovers. „Machst du dir denn gar keine Sorgen, dass es unsere Freundschaft belasten könnte?“

„Vielleicht ein wenig“, gab er zu. „Aber bist du denn nie neugierig gewesen?“

„Neugierig?“

Freundschaftlich stieß er sie mit dem Ellenbogen an. „Na, hast du dich denn nie gefragt, wie es wohl wäre, wenn du und ich …“

Es brauchte schon eine Menge, um Terri aus der Fassung zu bringen, doch jetzt bemerkte Nick tatsächlich, wie sie vor Verlegenheit errötete. Das war ein eindeutiges Ja auf seine Frage, auch wenn sie es nicht zugab. Er selbst hatte schon ein oder zwei Mal darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde. Sie war lustig und amüsant, wer konnte ihm da einen Vorwurf machen?

„Ich habe dir nie was davon gesagt“, gestand er. „Aber es hat mal eine Zeit gegeben, da war ich völlig verschossen in dich.“

Überrascht blinzelte sie. „Ach, wirklich?“

Er nickte. „Ja, wirklich.“

„Wann denn?“

„Im ersten Jahr an der Highschool.“

Jetzt wirkte sie völlig verblüfft. „Ich … ich hatte keine Ahnung.“

Das lag daran, dass er nie ein Wort darüber verloren hatte. Bis dahin hatte er Terri nie als sexuelles Wesen betrachtet – und die anderen Jungs hatten es auch nicht getan. Sie war eine Spätzünderin gewesen, ein richtiger Wildfang, schlaksig und groß – größer als die meisten Mädchen und ein Teil der Jungs. Sie hatte überhaupt nicht weiblich gewirkt. Doch dann hatte sie nach der zehnten Klasse einen Sommer mit ihrer Tante in Europa verbracht, und dabei war etwas Faszinierendes geschehen: Sie hatte Chicago als Mädchen verlassen und war als Frau zurückgekehrt.

Die Jungs in der Schule begannen, sich für sie zu interessieren und über sie im Umkleideraum zu sprechen. Auch Nick konnte nicht leugnen, dass sie zum Objekt seiner Teenagerfantasien geworden war. Allerdings hatte er sich seine Gefühle niemals anmerken lassen. Schließlich waren sie beide nur Freunde, auch wenn er immer ein wenig eifersüchtig war, wenn er sie mit anderen Jungs sah – oder Gerüchte darüber hörte, was sie mit ihnen angestellt haben sollte. Einerseits gefiel es ihm zwar, dass sie sich verändert hatte, doch andererseits verübelte er es ihr auch. Er wollte seine alte Terri zurück. Mit der Zeit war er dann darüber hinweggekommen. Natürlich. Was für eine Wahl war ihm auch geblieben?

„Warum hast du nie was gesagt?“, fragte sie.

„Mal abgesehen von der Tatsache, dass du vermutlich ausgeflippt wärst?“, erwiderte er achselzuckend. „Es war nur eine Schwärmerei. Unsere Freundschaft war mir zu wichtig, als sie ein paar wild gewordenen Hormonen zu opfern.“

„Aber jetzt bist du bereit, sie zu opfern?“

„Das könnte vielleicht passieren, wenn wir nur so aus Spaß miteinander schlafen würden. Aber das hier ist anders. Jetzt haben wir einen Grund für Sex.“

Aus Erfahrung wusste er, dass Freundschaft und romantische Liebe zwei völlig gegensätzliche Konzepte waren, und er würde niemals zulassen, dass sich eines mit dem anderen vermischte. Genau diese Einstellung machte ihn so sicher, dass ihr Plan Erfolg haben würde, wenn sie nur vernünftig an die Sache herangingen. „Sex wäre einfach nur Mittel zum Zweck“, erklärte er. „Es würde nichts bedeuten.“

„Genau das wünscht sich eine Frau zu hören, bevor sie mit einem Mann ins Bett geht“, entgegnete Terri ironisch.

„Sag ich doch. Und ja, sicher würde es unsere Beziehung verändern, aber es muss ja nicht zum Schlechten sein. Vielleicht kommen wir uns so sogar noch näher.“

Das schien sie immer noch nicht zu überzeugen.

„Hast du etwa moralische Bedenken?“, fragte er. „Oder findest du die Vorstellung so furchtbar, mit mir zu schlafen?“

„Du bist nicht furchtbar“, erwiderte sie genervt. „Es ist mir zwar peinlich, es zuzugeben, aber ich war auch mal in dich verschossen.“

Wenn das stimmte, dann hatte sie verdammt gute Arbeit geleistet, es vor ihm zu verbergen. „Wann?“

„Am ersten Tag, als ich in die vierte Klasse der Thomas Academy gekommen bin.“

Nur zu genau erinnerte er sich an diesen Tag, als sie verbittert und wütend den Klassenraum betreten hatte. Sie war auf den ersten Blick als Außenseiterin zu erkennen gewesen. Sie hatte diesen Eindruck unmissverständlich bestätigt, als sie Nick an jenem ersten Tag in der Pause von der Schaukel geschubst hatte, sodass er mit dem Gesicht im Dreck gelandet war. Am liebsten hätte er sie zurückgeschubst, aber seine Mutter hatte ihm eingeschärft, Mädchen Respekt zu erweisen – weswegen er einfach wortlos weggegangen war. Das allerdings schien ihre Wut nur noch mehr gesteigert zu haben.

Tagelang hatte er ihre kleinen Schubsereien, Tritte und die Sticheleien seiner Freunde erduldet, weil er sich nicht gegen Terri zur Wehr gesetzt hatte. Doch als sie ihm dann eine Woche später in der Cafeteria ein Bein gestellt hatte, war sein Geduldsfaden schließlich doch gerissen, und er hatte ihr eine Ohrfeige versetzt.

Erschrocken hatte er darauf gewartet, dass sie in Tränen ausbrechen würde. Doch weit gefehlt. Stattdessen hatte sie sich nach dem ersten Schock auf ihn gestürzt und sich wie ein waschechter Junge mit ihm geprügelt. Es waren letztendlich drei Lehrer nötig gewesen, um sie beide voneinander zu trennen.

Die nächsten zwei Wochen hatte er zur Strafe allein mit Terri in einem Klassenraum nachsitzen müssen, und während ihre blauen Flecken und Schrammen langsam verheilten, geschah etwas Seltsames: Sie wurden Freunde, und sie waren es bis zum heutigen Tag geblieben.

„Du hast mich also windelweich geprügelt, weil du mich gemocht hast?“, fragte er.

„Ich habe es gar nicht richtig bemerkt, erst später, als ich mich immer wieder gefragt habe, warum ich so gemein zu dir gewesen bin. Aber seitdem wir Freunde geworden sind, habe ich nie wieder romantische Gefühle für dich gehabt.“

„Nie?“

„Warum sollte ich?“, fragte sie und errötete noch mehr, bevor sie zum Fenster ging und in die Dunkelheit hinaussah.

Wenn es stimmte, was sie sagte, weshalb war sie dann so verlegen? Warum suchte sie Abstand von ihm, fragte er sich. Vermutlich war es besser, wenn er das Ganze auf sich beruhen ließ, aber er konnte es einfach nicht. „Du hast dir also nie vorgestellt, wie es wohl sein würde, wenn ich dich küsse?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Du küsst mich doch die ganze Zeit“, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen.

„Aber das sind doch keine richtigen Küsse“, widersprach er. Plötzlich verspürte er eine unbändige Lust darauf, herauszufinden, wie es sich anfühlte, sie zu küssen.

Also ging er zu ihr und stellte sich hinter sie, bevor er die Hände auf ihre Schultern legte.

Erstaunt holte sie Luft. „Nick …“

Er drehte sie zu sich um, sodass sie ihn ansehen musste. Sie war beinahe so groß wie er. „Sag schon, bist du nicht wenigstens ein bisschen neugierig?“

„Es ist nur … Es ist bestimmt komisch.“

Mit einer Hand stützte er sich an der Fensterscheibe hinter ihr ab, auf der anderen Seite hindert die Wand sie daran, ihm auszuweichen. „Wie willst du das wissen, wenn wir es nie probieren?“

Er strich über ihre Wange, die zu glühen schien.

„Nein“, sagte sie, aber es klang leise und atemlos. Diese Seite kannte er gar nicht von ihr: die weiche, verwundbare Terri. Doch sie gefiel ihm. Möglicherweise, überlegte er, als er sich ein Stück vorbeugte, empfand er im Moment ein wenig mehr als nur reine Neugierde. Erregung durchflutete ihn. Jetzt beschäftigten ihn nicht länger die nebulösen Fantasien eines Teenagers, der nicht genau wusste, wonach er sich eigentlich sehnte. Dieses Mal wusste Nick ganz genau, was er wollte.

„Ein Kuss“, sagte er und beugte sich noch dichter an sie heran, bis seine Lippen ihre beinahe berührten. „Und wenn es wirklich so schrecklich ist, machen wir es nie wieder.“

Er spürte förmlich die Wärme, die von ihr ausging, und er bemerkte, dass ihr Pulsschlag sich erhöhte, als sie zögernd die Hand auf seine Brust legte. Sie zitterte, und er fragte sich, ob es daran lag, dass sie so erregt war wie er. Oder fürchtete sie sich einfach nur? Oder war es vielleicht beides auf einmal? Entweder schob sie ihn gleich von sich weg, oder sie zog ihn dichter an sich heran. Was würde sie tun?

Ganz langsam beugte er sich weiter vor und kostete den spannungsgeladenen Moment aus. Ihr Atem streifte seine Lippen, und sie packte den Kragen seines Jacketts … als von draußen auf dem Flur ein lautes Geräusch erklang, das sie beide erschrocken zusammenfahren ließ.

Verdammt!

Rasch ging Nick zur Tür und sah auf den Flur. Eine Reinigungskraft schob einen Putzwagen zum Konferenzraum.

Er drehte sich um und hoffte, dass sie da weitermachen konnten, wo sie gerade aufgehört hatten, doch Terri war schon dabei, ihren Mantel anzuziehen. „Was machst du da?“

„Ich muss jetzt wirklich nach Hause.“

„Terri …“

„Das war ein Fehler, Nick. Ich finde, wir sollten es künstlich machen, wie ich es ursprünglich geplant habe.“

„Wenn du das wirklich willst“, erwiderte er und versuchte, sich seine Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen.

„Ich bezahle die Behandlung auch.“

Als ob er das zulassen würde. „Ich übernehme wenigstens die Hälfte.“

Sie sah so aus, als wollte sie protestieren, doch dann änderte sie ihre Meinung und nickte. „Klingt nur fair.“

Er griff nach seinem Mantel und streifte ihn über. „Ich fahre dich nach Hause.“

Zwar sprachen sie auf dem Weg in die Garage kein Wort miteinander, aber Nick meinte, förmlich hören zu können, wie es in ihr arbeitete. Zu gerne hätte er gewusst, was in ihr vorging, aber er war schlau genug, nicht danach zu fragen. Falls sie wollte, dass er es erfuhr, würde sie es ihm erzählen. Wenn er Druck auf sie ausübte, würde er gar nichts erfahren. Das hatte er schon oft genug bei ihr erlebt. Obwohl sie einander so nahestanden, schien es einen Teil von ihr zu geben, den sie sorgfältig vor allen anderen Menschen – auch vor ihm – verbarg. Dafür machte er ihr bestimmt keinen Vorwurf. Wie sollte er auch? Die Ehe seiner Eltern war zwar eine Katastrophe gewesen, aber wenigstens hatte er Eltern gehabt. Terri hingegen war nur eine Tante geblieben, die nicht besonders liebevoll gewesen war. Falls sie Terri geliebt hatte, war sie zumindest unfähig gewesen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Obwohl er wusste, dass sie sich darüber ärgern würde, öffnete er die Beifahrertür für sie und wartete auf ihren Protest. Doch dieses Mal sagte sie kein Wort. Auch während der Heimfahrt blieb sie ungewöhnlich still … Dabei hatte Terri eigentlich immer etwas zu sagen. Nick hielt auf dem Parkplatz ihrer Apartmentanlage und drehte sich zu ihr um. Bewegungslos saß sie da und starrte auf die Windschutzscheibe.

„Ist alles okay?“, fragte er.

Sie nickte zwar, rührte sich aber nicht vom Fleck.

„Bist du sicher? Du kannst mit mir über alles sprechen.“

„Ich weiß. Es ist nur …“ Sie zuckte mit den Schultern.

Was auch immer es war, sie war offenbar noch nicht bereit, darüber zu reden.

„Also, du weißt ja, wo du mich findest, wenn du mich brauchst“, sagte Nick, obwohl ihm bewusst war, dass Terri, seitdem sie sich kannten, noch nie jemanden gebraucht hatte. Sie hätte ein Handbuch darüber schreiben können, wie man sich selbst genügte, um glücklich zu sein.

Er beugte sich zu ihr hinüber, um ihr wie gewohnt einen Kuss auf die Wange zu geben, doch sie riss hastig die Autotür auf und stieg aus. Als er sie dabei beobachtete, wie sie ins Gebäude ging, ohne sich noch einmal zu ihm umzusehen, beschlich ihn ein furchtbarer Verdacht: Obwohl sie fest entschlossen waren, ihre Freundschaft nicht zu gefährden, schienen sich die Dinge zwischen ihnen bereits zu verändern.

3. KAPITEL

Obwohl Terri gehofft hatte, die Dinge etwas klarer zu sehen, wenn sie erst einmal darüber geschlafen hatte, wälzte sie sich die ganze Nacht unruhig hin und her. Am nächsten Morgen fühlte sie sich immer noch genauso verwirrt wie am Abend zuvor, nachdem Nick sie zu Hause abgesetzt hatte.

Sie wollte nicht, dass ihre Beziehung sich änderte. Doch dann war ihr aufgefallen, dass das bereits geschehen war. Es war zu spät, um es rückgängig zu machen. Nick und sie hatten eine Tür aufgestoßen und würden sie erst wieder schließen können, wenn sie beide hindurchgegangen waren. Leider hatte sie nicht die geringste Ahnung, was sie auf der anderen Seite erwartete.

Nach einem langen und unproduktiven Arbeitstag, den sie damit zugebracht hatte, sich zu fragen, was sie als Nächstes tun sollte, um ihre Freundschaft mit Nick nicht zu gefährden, wurde ihr plötzlich klar, dass sie bereits am Abend zuvor im Büro ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie hatte sich nur nicht getraut, es sich einzugestehen. Aus diesem Grund machte sie sich am Abend auf zu Nicks Apartment. Er hatte nicht versucht, sie anzurufen oder ihr eine E-Mail zu schreiben, was wiederum bedeutete, dass er klug genug war, ihr ausreichend Bedenkzeit einzuräumen. Er war immer da, wenn sie ihn brauchte, doch er wusste auch genau, wann sie ungestört sein wollte. Ihr wurde wieder einmal bewusst, was für ein großartiger Freund er doch war.

Als er die Tür öffnete, trug er Jeans und T-Shirt sowie eine Küchenschürze, die mit Schokolade beschmiert zu sein schien. An ihm vorbei drang ein köstlicher Duft in den Flur hinaus.

„Hey“, sagte Nick. Er wirkte nicht sonderlich überrascht, sie zu sehen.

„Können wir reden?“

„Klar doch.“ Er trat einen Schritt zur Seite, um sie hereinzu­lassen, und sie sah sich in dem Apartment um, das möglicherweise für die nächsten neun Monate ihr neues Zuhause werden würde. Das Innendesign wies eindeutig eine maskuline Note auf, wirkte jedoch trotzdem warm und anheimelnd, was vermutlich an den gemütlichen Möbeln und den unzähligen gerahmten Familienfotos an den Wänden lag.

Nick mochte zwar eine Abneigung gegen das Heiraten haben, aber die Familie war sein Ein und Alles. Erfreut stellte Terri fest, dass das Durcheinander, das noch letzte Woche hier geherrscht hatte, zum größten Teil aufgeräumt worden war.

„Komm in die Küche“, sagte er. „Ich probiere gerade ein neues Kuchenrezept aus.“

Da er ein kulinarisches Genie war, verbrachte er den größten Teil seiner Freizeit mit Kochen und Backen. Er hatte schon oft gesagt, dass er sein eigenes Restaurant eröffnet hätte, wenn es nicht Caroselli Chocolate gegeben hätte. Doch würde er nie das Familiengeschäft im Stich lassen.

Auf dem Weg durchs Wohnzimmer legte Terri ihre Tasche und den Mantel auf dem Sofa ab und folgte Nick in die ultramodern eingerichtete Küche. Von vielen Dingen darin hatte Terri nicht den blassesten Schimmer, wofür man sie benötigte. Allerdings verspürte sie auch überhaupt kein Bedürfnis, es herauszufinden.

„Was immer es auch ist, es duftet köstlich“, sagte sie, als sie sich auf einen der drei Barhocker vor der Küchentheke setzte.

„Dreifacher Schokoladen-Buttertoffee“, erklärte er. „Jess hat mich gebeten, etwas Besonderes für Angies Geburtstag am kommenden Samstag zu backen.“

„Sie wird elf, oder?“

„Zwölf.“

„Schon? Wow. Wie die Zeit vergeht.“

„Tja, kann man wohl sagen“, erwiderte er und sah in einen seiner drei hochmodernen Backöfen. Dann band er sich die Schürze ab und hängte sie über den Türgriff des Ofens – wo sie vermutlich hängen bleiben würde, bis jemand sie in den Besenschrank legte, in den sie eigentlich gehörte. Nick lehnte sich gegen die Granitarbeitsplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. „So, genug Small Talk. Was ist los?“

Das war typisch Nick – immer geradeheraus. „Erstens möchte ich mich für mein Verhalten gestern Abend entschuldigen. Du hast mich einfach nur … überrascht.“

„Ist schon okay. Du bist ein wenig überwältigt gewesen, das verstehe ich.“

„Aber ich habe darüber nachgedacht. Um ehrlich zu sein, habe ich heute eigentlich an nichts anderes denken können, und eine Frage hätte ich noch.“

„Und die wäre?“

„Wenn wir … Also wenn wir unser Baby auf die altmodische Art und Weise zeugen, versprichst du mir dann, dass hinterher alles wieder so wird, wie es jetzt ist? Dass sich nichts ändert?“

„Nein. Das kann ich nicht versprechen.“

Sie seufzte. Warum musste er auch immer so verdammt ehrlich sein und konnte sie nicht einfach in dem Glauben lassen, die richtige Entscheidung zu treffen? Doch das war nun einmal Nick. Er war ein aufrechter Kerl, und Süßholz raspelte er höchstens in der Küche.

„Ich kann dir nur versprechen, dass ich immer für dich da sein werde“, sagte er. „Wir werden immer Freunde sein. Und ob nun mit medizinischer Hilfe oder ohne: Wir werden ein Kind haben. Das wird auf jeden Fall einige Dinge ändern.“

Natürlich hatte er recht. Sie hatte sich so viele Gedanken darüber gemacht, ob Sex ihre Freundschaft belasten würde … Dabei war ihr überhaupt nicht bewusst geworden, welche Veränderungen ein gemeinsames Kind zur Folge hätte. Sie wünschte sich so sehr ein Baby, doch die Konsequenzen hatte sie noch gar nicht bedacht. Alles würde sich ändern. Die Frage war nur: zum Guten?

„Daran habe ich noch nicht gedacht“, gestand sie.

„Und hat es jetzt deine Einstellung geändert?“

Sie machte sich furchtbare Sorgen, um ehrlich zu sein. Nick war einer ihrer ältesten Freunde. Sie kannte ihn länger, als sie ihren eigenen Vater gekannt hatte. „Ich bin hoffnungslos verwirrt.“

„Dann machen wir es nicht. Du bleibst bei deinem ursprünglichen Plan und gehst zur Samenbank.“

„Und was machst du?“ Der Gedanke, dass er mit einer anderen Frau eine Scheinehe einging und ein Baby mit ihr hatte, verursachte ihr Magenschmerzen.

„Nichts“, erwiderte er.

„Wie meinst du das?“

„Ich gebe zu, dass mir der Gedanke gefallen hat, ein Baby zu haben … Aber nur mit dir.“

„Was ist mit dem Geld?“

„Terri, unsere Freundschaft bedeutet mir mehr als alles Geld der Welt.“

Seine Antwort verschlug ihr die Sprache.

Nick lachte. „Warum bist du so überrascht?“

„Es ist nur … So etwas Nettes hat noch nie jemand zu mir gesagt.“

„Ich habe es nicht gesagt, um nett zu dir zu sein, sondern weil es die Wahrheit ist.“

Mit einem Mal schämte sie sich dafür, ihm nicht vertraut zu haben, dass ihm ihre Freundschaft ebenfalls so viel bedeutete wie ihr. „Lass es uns tun“, sagte sie. „Lass uns ein Kind haben.“

Jetzt war er an der Reihe, geschockt auszusehen. „Vielleicht solltest du noch ein wenig darüber nachdenken.“

„Das brauche ich nicht.“

„Bestimmt nicht?“

Sie wusste nicht, wann sie sich in ihrem Leben jemals einer Sache so sicher gewesen war. Dabei hatte sie keine Ahnung, weswegen sie so fühlte. Doch mit einem Mal sah sie völlig klar. „Ich möchte es so.“

„Die Heirat, das Baby, zu mir ziehen, all das?“

„All das.“

„Dann müssen wir uns jetzt wohl nur noch fragen, wann wir anfangen können“, erwiderte er.

„Also, in ungefähr zwei Wochen wäre ein guter Zeitpunkt, dann müsste ich meinen Eisprung haben. Ich möchte auf keinen Fall mehr Zeit vergeuden. Je früher ich schwanger werde, desto besser.“

„Können wir innerhalb von vierzehn Tagen eine Hochzeit planen?“

„Kommt ganz darauf an, was für eine Hochzeit dir vorschwebt.“

„Mir würde eine standesamtliche Trauung mit ein paar Zeugen schon vollauf genügen.“

„Mir auch“, sagte sie, denn sie hatte nie sonderlich viel Zeit darauf verwandt, sich in Gedanken ihre eigene Hochzeit auszumalen. Und weswegen sollte man viel Geld auf die Hochzeitsfeier für eine Ehe verwenden, die sowieso wieder geschieden werden würde?

„Da gibt es nur ein Problem“, gab Nick zu bedenken.

Sie ahnte, worauf er hinauswollte. „Es wird deiner Familie nicht gefallen.“ Wenn die Carosellis etwas liebten, dann waren es rauschende Feste. Niemals würden sie sich eine Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen, um sich zu treffen, zu viel zu essen und viel zu viel zu trinken.

„Genau“, antwortete er.

„Also, wie groß müsste es sein, was meinst du?“

„Nur die engste Familie und möglicherweise ein paar Leute von der Arbeit.“

„In zwei Wochen wäre der Samstag vor Thanksgiving. Da sind die meisten Restaurants bestimmt schon ausgebucht.“

Darüber dachte Nick einen Augenblick nach, bevor er eine Idee hatte. „Hey, was ist mit Nonnos Haus? Das ist ganz bestimmt groß genug. Wir könnten die Zeremonie im großen Kaminzimmer direkt vor dem Feuer abhalten.“

„Meinst du, das wäre deinem Großvater recht?“

„Machst du Witze? Er wäre begeistert. Schließlich ist er es ja, der uns so schnell wie möglich unter die Haube bringen will und der ungeduldig auf Nachkommen wartet.“

So betrachtet ergab Nicks Vorschlag Sinn. „Dann ruf ihn an und frag ihn, ob er auch wirklich nichts dagegen hat. Weil wir nicht so viel Zeit haben, sollten wir alles so schlicht wie möglich halten. Vielleicht mit Drinks und kleinen Häppchen.“

„Mach eine Liste von den Sachen, die wir vermutlich benötigen, und dann bestell das Doppelte, es handelt sich schließlich um meine Familie, vergiss das nicht. Wir sollten den Caterer nehmen, den wir auch für geschäftliche Feiern immer engagieren. Das Essen ist toll und der Preis akzeptabel.“

„Mail mir die Nummer, dann rufe ich ihn an.“ Es gab noch so viel zu tun, und ihnen blieb nur so wenig Zeit. Doch Terri war sich sicher, dass sie es schaffen würden. Sobald Nicks Mutter und seine Schwestern von ihrer Hochzeit erfahren würden, würden sie sich förmlich darum reißen, ihnen zu helfen.

„Du weißt schon, dass meine Familie denken soll, dass wir aus Liebe heiraten? Wir müssen also total verliebt wirken.“

„Ich weiß.“

„Es darf nicht so aussehen, als wäre es uns unangenehm, wenn wir uns berühren und küssen.“

Die Vorstellung, Nick vor den Augen seiner Familie zu berühren und zu küssen, war ein wenig erschreckend.

„Kannst du das?“, fragte er.

Hatte sie eine Wahl? „Ja.“

„Sicher? Als ich dich gestern Abend angefasst habe, wärst du am liebsten davongelaufen.“

„Weil ich nervös war. Und verwirrt.“

„Und das bist du jetzt nicht mehr?“

„Ich versuche, es von der logischen Seite aus zu betrachten. So, als würden wir beide ein … Experiment durchführen.“

Nick lachte. „Na, das klingt ja spaßig. Korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage, aber hast du nicht in der Mittelstufe beinahe das Chemielabor in die Luft gesprengt?“

Dieses Erlebnis hatte sie eindrucksvoll gelehrt, niemals gegen den ausdrücklichen Wunsch der Lehrerin Chemikalien miteinander zu vermischen. Allerdings hatte Nick offenbar vergessen, dass er sie damals dazu herausgefordert hatte. „Ich habe damit nicht gemeint, dass das mit uns … Dass es spaßig wird“, erwiderte sie.

Er runzelte die Stirn. „Meinst du denn nicht, dass Sex Spaß machen sollte?“

„Bestimmt nicht jeder Sex. Ich habe nur gedacht, weil wir doch Freunde sind, dass wir es schnell hinter uns bringen.“

„Es spricht nichts dagegen, wenn wir dabei auch Spaß haben“, entgegnete Nick.

„Was ist, wenn wir nicht kompatibel sind?“

„Soweit ich weiß, besitzen wir beide die dazu erforderlichen Körperteile“, sagte er lächelnd. „Es sei denn, du hast mir etwas verschwiegen.“

Entnervt sah sie zur Decke. „Ich habe auch nicht biologisch kompatibel gemeint. Was ist, wenn wir einfach nicht, du weißt schon, erregt sind?“

„Willst du damit sagen, dass du mich nicht attraktiv findest?“

„Das nicht, aber in den letzten zwanzig Jahren habe ich nie das Bedürfnis verspürt, dir die Sachen vom Leib zu reißen.“

„Komm her“, sagte er.

„Warum?“

„Weil ich dich küssen will.“

„Jetzt?“, fragte sie entsetzt.

„Warum denn nicht? Sollten wir uns nicht besser sicher sein, bevor wir uns die Mühe machen zu heiraten? Was wäre, wenn wir bis zu unserem Hochzeitstag warten und alles schiefläuft? Stell dir vor, wir stoßen mit den Nasen aneinander? Und was ist mit den Flitterwochen? Wie sollen wir zusammen ins Bett springen, ohne uns vorher berührt zu haben? Macht es nicht Sinn, wenn wir uns langsam an die Sache herantasten?“

Was er sagte, ergab durchaus Sinn. „Klingt vernünftig.“

„Also, worauf wartest du dann noch?“ Auffordernd tippte er mit dem Zeigefinger auf seine Lippen. „Küss mich.“

Die Vorstellung, ihn richtig zu küssen und nicht nur freundschaftlich auf die Wange, bewirkte, dass sich Terri ganz schwindelig fühlte. Ihre Hände waren plötzlich warm und zittrig, und ihr Herzschlag schien sich zu beschleunigen, als sie um den Küchentisch herumging.

Dabei war es doch nur Nick. Es gab gar keinen Grund, nervös oder verschreckt zu sein.

„Bereit?“, fragte er, und sie nickte.

Nick beugte sich vor, doch bevor ihre Lippen sich berührten, musste Terri plötzlich kichern. Er zog den Kopf wieder zurück und sah sie leicht verärgert an.

„Entschuldige bitte, aber ich bin so nervös.“ Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu konzentrieren. „Es geht schon wieder. Ich verspreche auch, nicht zu lachen.“

„Gut, denn ich weiß nicht, ob mein empfindliches Ego es verträgt, wenn du über mich lachst.“

Irgendwie bezweifelte sie das, denn sie war noch nie einem Mann begegnet, der sich seiner Wirkung auf Frauen sicherer gewesen wäre.

„Okay“, wiederholte er. „Bist du jetzt bereit?“

„Ja.“

„Wirklich?“

Sie nickte. „Wirklich.“

Nick beugte sich vor, sie kam ihm ein Stück entgegen, und ihre Lippen berührten sich flüchtig.

Sie konnte nicht anders und musste wieder kichern.

„So geht das nicht“, stellte Nick fest und seufzte.

„Es tut mir so leid“, gestand sie. „Ich strenge mich wirklich an.“

Vielleicht klappte es einfach nicht zwischen ihnen beiden. Wenn sie ihn noch nicht einmal küssen konnte, wie sollten sie dann Sex miteinander haben?

„Mach die Augen zu“, forderte er sie auf.

„Warum?“, fragte sie misstrauisch.

„Mach sie einfach zu. Und lass sie zu.“

Obwohl sie sich ein wenig lächerlich dabei vorkam, tat sie, worum er sie gebeten hatte, doch als nach einer Minute immer noch nichts geschehen war, wurde sie allmählich ungeduldig. „Wird’s heute noch was?“

„Pst.“

Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit spürte sie endlich, wie er sich wieder zu ihr herüberbeugte, bevor sein Atem ihre Wange streifte und seine Lippen ihre berührten. Dieses Mal musste sie nicht kichern, und sie war auch längst nicht mehr so nervös. Seine Lippen fühlten sich weich an, und sein Bartschatten kratzte leicht an ihrer Haut, aber es war ein prickelndes Gefühl – zwar nicht unbedingt leidenschaftlich, aber auch nicht nur rein freundschaftlich.

Das ist nett, dachte sie, und gespannt wartete sie auf das, was als Nächstes kommen mochte. Doch als sie spürte, dass Nick sich wieder zurückziehen wollte, packte sie sein T-Shirt und zog ihn stattdessen dichter an sich heran.

Damit musste sie ihn wohl völlig überrascht haben, aber er fing sich schnell und vergaß offensichtlich, dass sie sich ja ganz allmählich annähern wollten. Denn innerhalb von zwei Sekunden änderte Terri ihre Meinung. Aus nett wurde Teufel, küsst dieser Kerl aber gut! Vor ihrem Eintreffen musste er von dem Kuchen probiert haben, denn er schmeckte köstlich nach Schokolade.

Du liebe Güte, sie küsste Nick, ihren besten Freund! Und Nick umarmte sie, umfasste ihre Wange, schob die Hand unter ihren Zopf im Nacken und zog sie eng an sich, um sie noch inniger küssen zu können.

Auf einmal wurde ihr wahnsinnig heiß, und sie hatte das Gefühl, wie Eis in der Sonne zu schmelzen. Erst als sie Nick leise stöhnen hörte, wurde ihr bewusst, dass sie die Finger in seinem seidigen Haar vergraben und die Arme um seinen Nacken geschlungen hatte … Dass sie sich voller Leidenschaft an ihn schmiegte und ihre Brüste an seinen muskulösen Brustkorb presste. Es war unheimlich erregend und erschreckend zugleich, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Allerdings fühlte es sich richtig an … So, wie noch kein Kuss zuvor sich richtig angefühlt hatte. Mehr, war alles, was sie im Augenblick denken konnte.

Als Nick sich von ihr löste, widerstand sie nur mühsam der Versuchung, ihn wieder an sich zu ziehen. Er griff in die Gürtelschlaufen ihrer Jeans.

„Wow“, stieß er hervor und betrachtete ihr Gesicht, als würde er sie zum ersten Mal sehen. „Das ist …“

„Wow“, stimmte sie zu. Wenn sie gewusst hätte, dass es so toll war, Nick zu küssen, dann hätte sie es schon längst einmal ausprobiert.

„Machst du dir immer noch Sorgen darüber, dass wir nicht kompatibel sein könnten?“, fragte er.

„Ich vermute, das sollte kein Problem sein.“

„Und fühlst du dich jetzt eigenartig?“

„Eigenartig?“

„Du hast gestern gesagt, dass du befürchtest, es könnte eigenartig zwischen uns werden.“

Sie fühlte sich einzig und allein erregt – und bereit, ihn wieder zu küssen. „Nach einem Kuss lässt sich das schwer beurteilen.“

„Ach, wirklich?“, sagte er und zog sie wieder dichter an sich. „Dann sollten wir es gleich noch einmal probieren.“

4. KAPITEL

Der zweite Kuss war sogar noch besser als der erste. Als Nick dieses Mal aufhörte und fragte: „Und? Eigenartig oder nicht?“, zog Terri ihn wortlos für Kuss Nummer drei wieder an sich heran. Sie war so überwältigt von dem Gefühl, das sie bei Nicks Berührungen durchströmte, dass sie nicht wirklich darüber nachdachte, wo er sie berührte. Jedenfalls nicht, bis er durch den Stoff ihrer Jeans ihren Po zu streicheln begann.