Das Dominikanerkloster St. Maria-Magdalena in Schleswig - Jens Nielsen - E-Book

Das Dominikanerkloster St. Maria-Magdalena in Schleswig E-Book

Jens Nielsen

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Beschreibung

Durch Armut reich Auch und gerade alte Häuser haben ihre Geschichte(n) und hinterlassen nachhaltige Spuren in der Stadthistorie. Das gilt nicht nur für die Gebäude, die die Jahrhunderte überdauert haben, sondern in einem hohen Maße auch für die im Stadtbild nicht mehr erhaltenen Bauwerke mit historischer Bedeutung. Auch sie haben in den Erzählungen, in den Sagen und Legenden der Stadt längst ihren angestammten, nicht mehr streitig zu machenden Platz. Die ehrwürdige, alte Stadt Schleswig ist ein besonders gutes Beispiel dafür, wie die Geschichte auch nicht mehr erhaltener Gebäude der Stadt nachhaltig ihren Stempel aufgedrückt hat. Man denke nur an das als Hohe Tor oder auch Angelburger Tor bezeichnete und um 1564 erbaute Stadttor der alten Stadt, welches 1883/1884 abgerissen wurde, oder an die sagenumwobene, mittelalterliche Juriansburg auf der Möweninsel. Ganz besonders prägend für die Stadtgeschichte und für die Geschicke der Stadt scheint aber vor allem das nicht mehr erhaltene Schwarze Kloster der Dominikaner-Mönche in der Altstadt, nahe des St. Petri-Domes, gewesen zu sein. Auch wenn die Reste dieses alten Klostergebäudes der Bettelmönche lange abgetragen oder verfallen und heute zum Großteil nur noch unter den neuzeitlicheren Häusern auszumachen sind, sind zahlreiche spannende, aber auch mysteriöse Überlieferungen zu diesem, in seiner Blütezeit als prächtig bezeichneten, Gebäude auch auf unsere Zeit überkommen. Doch wer spätestens seit der Verfilmung des Buches Der Name der Rose von Umberto Eco bei dem Begriff Kloster die mächtigen Mauern eines riesigen Klosterareals in Einsamkeit und Abgelegenheit mit Mord und Totschlag vor dem inneren Auge hat, wird sich nach der Lektüre dieses Buches ein leicht neues Bild erdenken müssen, wird das reale Zusammenleben hinter den Klostermauern doch sehr viel weniger furchterregend und auch wesentlich gleichförmiger gewesen sein. Trotzdem bietet dieses Buch, neben tiefen Einblicken in die Architektur des Klostergebäudes eines Bettelordens und in das Zusammenleben der Mönche im Kontext mit der Entwicklung der alten Herzogstadt Schleswig, auch einen abschreckenden Königsmord mit großer geschichtlicher Bedeutung.

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Seitenzahl: 47

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Foto: Sönke Hansen

„…Da ihn die Fischer der Predigermönche fanden, soll die rechte Hand über das Wasser hervorgeragt haben, welches man so ausdeutete, daß die Hand Strafe vom Himmel begehrte. Gedachte Mönche unternahmen es zuerst, die Leiche in ihrer Kirche zu beerdigen. Daß der Leichnam so ganz unversehrt war, als ob an eben dem Tag der König ermordet wäre, brachte dem Entleibten bey manchen den Ruf der Heiligkeit zu Wege…“1

1 Huitfeld 1. c. p. 222fq Alb. Stad. ad ann. 1250. Ludewig Rel. Mfcpt. T. IX. p. 30 et. 210, Chron. Sialand. Ap. Langebek. Tom. II. p.630 fq…

Inhaltsangabe:

Ein einstmals bedeutendes Kloster in Schleswig – verschwunden in den Wirren der Geschichte

Eine Darstellung von König Erich Plogpennig als Granitplastik im Mauerwerk des Hauses Süderdomstraße („Hattenscher Hof“)?

Die Leiche König Erichs von Dänemark im Kloster der Schwarzmönche in Schleswig

Der Löwe mit dem Kinde im Rachen

Wer war der heilige Dominikus?

Von der Klostergründung in Schleswig

Die „domini canes“ – Die „Spürhunde des Herrn“

Das Klostergebäude der Dominikaner in Schleswig im archäologischen Nachweis

Was die Ordensregeln der Dominikaner über den Klosterbau besagen

Das Erscheinungsbild des Schleswiger Dominikanerklosters im historischen Stadtbild

Die Klosterkirche

Der Klosterfriedhof

Das Klausurgebäude des Klosterkomplexes in Schleswig

Die unmittelbare Nachbarschaft des Klosters

Schriftliche Spuren der Dominikaner in Schleswig

Von der Kleiderordnung der Mönche

Das Siegel

Das Patrozinium der Maria Magdalena im Kontext mit der Klostergründung im 13. Jh

Das Kapitel der Ordensprovinz Dacia in Schleswig

Eine nachweisbare Stiftung für das Kloster

Die Reformation und der Abbruch des Klosters

Vom „Ausfegen“ des Klosters

Der „tolle Friedrich“- Ein legendärer Predigermönch in Schleswig

Wahrheit oder Legende- Die Krokusblüte auf dem ehemaligen Klostergelände

Quellen

Literatur

Webseiten

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1. Ein einstmals bedeutendes Kloster in Schleswig – verschwunden in den Wirren der Geschichte

Wer mit offenen Augen durch die Stadt Schleswig geht, wird sehr schnell feststellen, dass die alte Herzogstadt immer noch reich an unterschiedlichen Baudenkmalen aus verschiedenen Jahrhunderten ist. Natürlich kann Schleswig in Sachen Vielfältigkeit an historischer Bausubstanz nicht mit Städten wie beispielsweise der ehemaligen Hauptstadt der Hanse Lübeck mithalten, aber verstecken muss sich die historische Stadt als einstiger Sitz der Herzöge und als Bischofsstadt aber auch keineswegs. Mit ihrem eindrucksvollem St. Petri-Dom, mit ihrem repräsentativen Schloss Gottorf, mit der idyllisch anmutenden Fischersiedlung dem „Holm“ und mit diversen anderen zum großen Teil gut erhaltenen historischen Gebäuden, strahlt sie noch immer einen Teil ihrer alten Würde aus. Selbst wenn man in der historischen Altstadt Schleswigs speziell nach spätmittelalterlichen Spuren der Klöster der Bettelorden suchen würde, wie sie es in vielen europäischen Städten dereinst gegeben hat, wird man auch hier noch immer schnell fündig werden, denn Teile des heutigen Rathauses in Schleswig sind auch noch in unseren Tagen dem im späten Mittelalter errichteten Kloster der Franziskaner zuzuordnen.

Die Zeugnisse der Anwesenheit eines weiteren großen, bedeutenden und einflussreichen Bettelordens in der Stadt scheinen jedoch in unserer Zeit gänzlich verschwunden zu sein. Sie sind nur noch zu erahnen, wenn man genau weiß, wo man nach ihnen zu suchen hat.

Dieses kleine Büchlein dient dem Zweck, sowohl Einheimische als auch interessierte Besucher und Besucherinnen der Stadt Schleswig auf Zusammenhänge und Spuren hinsichtlich des schon lange aus dem Stadtbild verschwundenen Dominikanerklosters nahe des St. Petri-Domes hinzuweisen, welches sonst für immer in Vergessenheit geraten wäre. Sagen und Legenden ranken sich auch heute noch um dieses alte ehrwürdige Gebäude, das, so sagen es die Quellen, „hinter dem alten Bischofssitz jenseits des Grabens“3 lag. Das Gebäude hat in der Schleswiger Stadtgeschichte einst eine bedeutsame Rolle gespielt. Eine in diesem Zusammenhang überregional bekannt gewordene und stadt- und landesgeschichtlich bedeutsame Sage, in der auch das Kloster seine Erwähnung gefunden hat, ist die Erzählung zum Tode des dänischen Königs Erich Plogpennig (1216–1250). Dieser wurde hier im Kloster der sogenannten „Schwarzmönche“ kurzzeitig beigesetzt, bevor die Leiche erst in das St. Johannis-Kloster und dann in den St. Petri-Dom in Schleswig überführt worden war. Später wurde der Leichnam in das königliche Grabgelege nach Ringsted gebracht, wo er noch heute begraben liegt. Der ergänzende Zuname des Königs „Plogpennig“ bedeutet sinngemäß Pflugpfennig und ist als ein Schimpfname seiner dänischen Untertanen zu sehen. König Erich soll jeden Pflug der Bauern seines Königreiches besteuert haben, um Geldmittel auszuheben. Eine der vielen überlieferten Sagen über Erichs Tod geht folgendermaßen:

Erichs Leiche

„…Nachdem Herzog Abel seinen unschuldigen Bruder den König Erich hatte ermorden lassen und die Leiche mit Steinen und Ketten beschwert bei Missunde in die Schlei gesenkt war, so stieg sie doch bald empor und trieb ans Ufer. Als man sie in feierlichem Zuge in die Stadt führte, fingen alle Glocken von selbst an zu läuten. Man begrub sie in der Kirche St. Peter und zeigt heute noch, nachdem sie längst anderswo hingeführt ist, dort des Königs Mütze, Rippe und die Ketten.

An dem Orte, wo die Leiche antrieb, errichtete man ein hölzernes Kreuz und nannte ihn Zum finstern Stern. Oft haben später Fischer blaue Lichter da gesehen, wobei sie immer ein Grausen angekommen ist.

Der König soll jetzt unter einem Steine zwischen Loitmark und Arnis an der Schlei begraben sein. Jede Nacht, wenigstens in der Nacht, in der er ermordet ward, kehrt der Stein sich um, wenn die Uhr zwölf schlägt.

Die Leiche Erichs soll die rechte Hand über dem Wasser gehalten haben, gleich als riefe sie den Himmel um Rache an.“ 4

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