Das Echternach Syndrom 1 - Robert Soisson - E-Book

Das Echternach Syndrom 1 E-Book

Robert Soisson

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Beschreibung

Der Begriff "Echternacher Springprozession" wird im Sinne der Form des "drei Schritte vor, zwei zurück für besonders mühsame Prozesse verwendet, bei denen viele Rückschritte zu verzeichnen sind" (Wikipedia).. Adorno bemerkte: "Die Echternacher Springprozession ist nicht der Gang des Weltgeistes" (Minima Moralia, S. 165). Dass es die Luxemburger Politik nicht so sehr mit dem Weltgeist hat und lieber (außer in Geldangelegenheiten) ihre eigenen Wege geht, zeigt sie in den Domänen, welche in dieser kleinen Buchreihe thematisiert werden. Die Artikel in diesen Büchern wurden in den Jahren 1980 - 2010 geschrieben und sind doch noch immer aktuell, eben weil die Fortschritte in den Bereichen Schule, Heimerziehung, Familie, Medienerziehung, Umsetzung der Kinderrechte so langsam sind.

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Vorwort: Das Echternach Syndrom

„Der Begriff „Echternacher Springprozession“ wird im Sinne der Form des „drei Schritte vor, zwei zurück“ für besonders mühsame Prozesse verwendet, bei denen viele Rückschritte zu verzeichnen sind.“1 Adorno bemerkte: Die Echternacher Springprozession ist nicht der Gang des Weltgeistes (Minima Moralia, S. 165). Dass es die Luxemburger Politik nicht so sehr mit dem Weltgeist hat und lieber (außer in Geldangelegenheiten) ihre eigenen Wege geht, zeigt sie in den Domänen, welche in dieser kleinen Buchreihe thematisiert werden. Der Begriff Syndrom stammt aus der Medizin: „Typisch für ein Syndrom ist ein wiederkehrendes Muster von Symptomen, das sich bei verschiedenen Patienten in ähnlicher Form zeigt und deren Ursachen sich auf eine einzige Krankheit zurückführen lassen und nicht auf eine Vielzahl verschiedener Krankheiten, die beim Patienten zufällig zusammen auftreten. … In der Soziologie wird eine Gruppe von Merkmalen oder Faktoren, deren gemeinsames Auftreten einen bestimmten Zusammenhang oder Zustand anzeigt, ebenfalls als Syndrom bezeichnet. 2“

Die Texte setzen sich zusammen aus Artikeln, die ich in den letzten Jahrzehnten geschrieben habe und die in verschiedenen Publikationen veröffentlicht wurden. Dazu kommen Zeichnungen, die ebenfalls von mir stammen und oft als Illustrationen für diese Artikel gedacht waren.

Im Laufe meiner beruflichen Laufbahn als Psychologe im Schulbetrieb und meinen ehrenamtlichen Aktivitäten in einigen nationalen und internationalen Vereinigungen während den letzten 40 Jahren habe ich zu verschiedenen Themen Artikel veröffentlicht und Konferenzen gehalten, die ich in 5 Bereiche aufgeteilt habe und zu denen jeweils ein Buch erscheinen wird:

Thematisch geht es um Angelegenheiten, welche die Kinder in diesem Lande – und darüber hinaus – betreffen. Es geht um ihre Rechte und um ihre Würde. Das was mit unseren Kindern geschieht würde ich ohne Übertreibung als ein Verbrechen an der Menschlichkeit betrachten. Nicht in dem Sinne wie der Ausdruck in letzter Zeit immer häufiger angesichts der schrecklichen kriegerischen Auseinandersetzungen und humanitären Katastrophen gebraucht wird, wo Kinder Tod, Folter, Hunger und Vertreibung erleben. Hier geht es vielmehr um die Zerstörung der Persönlichkeit des Kindes auf dem Altar der sogenannten Erziehung.

Trotz der Ratifizierung der Internationalen Konvention über die Rechte des Kindes durch den Luxemburger Staat ist die Konvention immer noch nicht zufriedenstellend umgesetzt. Besonders die politischen Rechte von Kindern und Jugendlichen sowie die der benachteiligten Gruppen unter ihnen werden vernachlässigt. (Band 1)

Die Schulpolitik berücksichtigt ausschließlich die Interessen der Lehrer. Eine kindorientierte, humane Schule wurde nie aufgebaut und die schwächsten Kinder erleben täglich einen entwürdigenden und frustrierenden Alltag. (Band 2)

Trotz vieler kurzlebiger Initiativen haben es die Maßnahmen der Fremdunterbringung nie zu einem kohärenten, zukunftsfähigen Modell gebracht. Auch hier verhindern widerstreitende Interessen wirklichen Fortschritt. Desolat ist in diesem Zusammenhang die Politik der geschlossenen Unterbringung (Band 3)

Jeder wundert sich darüber, dass Menschen Trump wählen, für den Brexit stimmen den Populisten auf den Leim gehen und sich wegen eines Fußballspieles den Schädel einschlagen. Eine vernünftige Medienerziehung gibt es aber in unseren Schulen nicht. Stattdessen bekommen private Trash-Sender Geld in den Hintern geblasen. (Band 4)

Der letzte Band dieser Reihe ist Fragen der allgemeinen Politik und der Familienpolitik gewidmet wo sich das Echternach-Syndrom auch voll auswirkt. (Band 5)

Aufgelockert werden die Texte durch Zeichnungen, die ebenfalls aus meiner Feder stammen.

Jedes Buch wird mit einem ein Vorwort eingeleitet, welches das Thema aus einer aktuellen Perspektive beschreibt und wird mit einem Sach- und Namenregister abgeschlossen.

Die einzelnen Artikel werden in der Regel im Original widergegeben, nur irrelevante Passagen werden gelegentlich weggelassen. Eine kurze Einleitung setzt den Artikel in seinen „historischen“ Kontext. Die meisten Texte sind in deutscher Sprache verfasst, einige aber auch in Französisch, Englisch und Luxemburgisch.

1https://de.wikipedia.org/wiki/Echternacher_Springprozession

2https://de.wikipedia.org/wiki/Syndrom

INDEX

Vorwort : Das Echternach Syndrom

Einleitung

L’UNICEF au Malawi

L’éducation

La nutrition

La santé

L’environnement

Children and War

Eugeen Verhellen : Éducation et droits des enfants

Eugeen Verhellen: OMBUDSWORK FOR CHILDREN

Teil 1: Motive und Strategien zur Verteidigung und zum Ausbau der Rechte des Kindes

Eugeen Verhellen: Ombudswork für Kinder: Strategien zur Absicherung der Selbstständigkeit des Kindes in unserer Gesellschaft. (S. 9 ff)

Lea Dasberg: Was ist ein Kind und welches sind seine Rechte? (S. 35 ff)

Leo Apostel: Kinderrechte und Bedürfnisse und/oder Menschenrechte und Bedürfnisse (S. 47 ff)

Einleitung

Kinderrechte und Menschenrechte

Der Stellenwert von Menschenrechtserklärungen

Rechte im Allgemeinen und Menschenrechte im Besonderen

Kinderrechte

Arlene Skolnick: Kinder in ihrem Recht: Der Standpunkt der Entwicklungspsychologie (S. 87 ff)

James D. Weill: Der “Children’s Defence Fund”: Ziele, Methoden und Ergebnisse (S. 107 ff)

Malfrid Flekkoy war von 1981 bis 1989 “Ombudsman” in Norwegen.

Frans Spiesschaert: Ein Konzept für die Schaffung einer Ombudsman-Funktion (S. 133 ff)

Teil 2: Child Advocacy

Sally Castell-McGregor: Das südaustralische Children’s Interests Bureau. Eine australische Initiative zur Förderung der Rechte des Kindes (S. 149 ff)

Menachem Horovitz: Pilotprojekt eines Ombudsman für Kinder und Jugendliche in Jerusalem (S. 159 ff)

Jean-Francois Boulais: Das “Youth Protection Committee”: Ombudsman für Kinder in Problemsituationen in Quebec: Ursprung und Arbeitsweise (S. 165 ff)

Jean-Pierre Rosenczveig: Haben die Jugendgerichte in Frankreich eine Vermittlerrolle? (S. 185 ff)

René Bertaux: Zur Einführung eines Kinderrechtskommissars (S. 193 ff)

Jean-Pierre Bartholmé: Zur Einführung eines Ombudsmans für Jugendliche in der französischsprachigen Gemeinschaft in Belgien (S. 197 ff)

Jenny Kuper: Child Advocacy (S. 209 ff)

Inger Wouters: Der Kinderrechtsladen in Amsterdam (S. 215 ff)

Jo Labens: Von der Arbeitsgruppe zum Ombudszentrum (S. 219 ff)

Manuela R. Eanes: Instituto de Apoia a Crianca (S. 235 ff)

Children’s Rights: Make them known to make them happen!

FICE and Cultural Policy for Children

FICE: preparing the 50

th

birthday

The development of its structures

The development of its membership

Co-operation and networking on an international level

Project development

The Right of the Child to a Cultural Policy for Children

European Cultural Policy for Children

FICE-Kongress Kopenhagen 1996: Die Pflege verschiedener Kulturen in einer unsteten Welt

Les Droits des Enfants et des Jeunes en Placement

Charte des droits des enfants en placement

Développement individuel

Participation

Une prise en charge de qualité

Education

Santé

Relations avec la famille d’origine

Un travail éducatif centré sur tes besoins

Un lieu sécurisant

Les comportements violents chez certains enfants et jeunes

Kinder haben Rechte

20 septembre 1999 : Journée mondiale de l’enfant

Wahlrecht für Kinder: Haben Kinder (uns) nichts zu sagen?

10 ans droits des enfants en France et en Europe : Les droits de l’enfant en Europe – Conférence à St. Étienne 21 octobre 2001

Les institutions européennes

Le Conseil de l’Europe

L’Union Européenne

Les ONG internationales

Le Groupe des NGO pour la Convention des droits de l’enfant

Les Coalitions Nationales pour les droits de l’enfant

EURONET

EFCW

UNICEF

CRIN (Child Rights Information Network)

Conclusions

La situation des droits de l’enfant à Luxembourg

Aider ou punir?

La comparaison au niveau Européen

Les prisons pour mineurs

Mesures de médiation entre agresseur et victime (réparation).

Le role des médias

Une approche Européenne

Jugend-Hilfe – Jugend-Strafe

Der europäische Vergleich

Geschlossene Unterbringung

2

Täter-Opfer-Ausgleich

Die Rolle der Medien

Gemeinsame Europäische Handlungsansätze

Neue Probleme - alte Lösungen. Was ist dran an geschlossener Unterbringung?

Über die Umsetzung der Kinderrechtskonvention in Luxemburg

Kinderpolitik

Schule

Justiz

Umwelt, Gesundheit

Elternhaus

Dienstleistungen

Umgang mit den Kindern

Behinderte Kinder

Kuschelpädagogik und Kinderrechte

La situation des droits de l’enfant au Luxembourg

Remarques générales

Remarques concernant le 2

e

rapport périodique

Powerpoint Präsentation zum Thema Kinderrechte für den Gebrauch in Schulen

Index

Einleitung

“Angesichts schlimmer Zustände für Kinder in Deutschland und Österreich in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg schuf die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb am 15. April 1919 den Savethe Children Fund. Jebb arbeitete 1923 ein Papier über Kinderrechte aus und mobilisierte für ihre Children’s Charter den Völkerbund. Ihre Idee wurde aufgegriffen und am 24. September 1924 von der Generalversammlung des Völkerbundes in Genf eine Charta verabschiedet. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen fügte 1948 in ihre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Aussagen zugunsten der Kinder ein, die auf einen Schutz abzielten. Am 20. November 1959 verabschiedete die Generalversammlung die „Deklaration über die Rechte der Kinder“, griff dabei auf Eckpunkte der früheren Genfer Deklaration zurück und ergänzte sie. In dem Jahr 1979, dem Jahr des Kindes, war Polen Motor für eine Weiterentwicklung und legte Entwürfe für eine Kinderrechtskonvention vor, die zur Ausgangsbasis für das Übereinkommen vom 20. November 1989 wurden.[19]

DasÜbereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz UN-Kinderrechtskonvention), wurde am 20. November 1989 von der UN-Generalversammlung angenommen und trat am 2. September 1990, dreißig Tage nach der 20. Ratifizierung durch ein Mitgliedsland, in Kraft. Beim Weltkindergipfel vom 29. bis 30. September 1990 in New Yorkverpflichteten sich Regierungsvertreter aus der ganzen Welt zurAnerkennung der Konvention.” (Wikipedia)

Luxemburg hat als Mitglied der Vereinten Nationen auch die Internationale Konvention über die Rechte des Kindes unterzeichnet (1989) und das Abkommen am 20. Dezember 1993 ratifiziert.

Dass es mit der Ratifikation jedoch nicht getan ist zeigt folgender Artikel aus dem Tageblatt vom Juni 2016.

“Die Rechte der Kinder werden nach einer Studie der internationalen Organisation „Kidsrights“ am besten in Norwegen geschützt. Gleich dahinter kommt Portugal. Luxemburg erreichte auf der am Montag in Amsterdam veröffentlichten Rangliste der Kinderrechte Platz 56 von 163 Ländern. Bereits im Bericht 2015 wurde Luxemburg wegen seiner unzureichenden finanziellen Aufstellung für den Bereich Kinderrechte kritisiert.

Luxemburg wurde ermahnt, mehr für Kinderrechte zu tun. Dieses wohlhabende Land müsse das Umfeld für diese Rechte verbessern, wird in dem Bericht kritisiert. In der Kritik werden wir in einem Atemzug mit Italien (Platz 81) und Canada (72) genannt.” (Tageblatt 13. Juni 2016)

In Sachen Umsetzung der Kinderrechtskonvention kommt das Echternach-Syndrom voll zum Tragen: Jahrelanges Zögern, endlose Diskussionen in Arbeitsgruppen und halbherzige Lippenbekenntnisse führten von Anfang an in eine Sackgasse. Besonders die CSV versuchte, die IRK in ihrem Sinne zurechtzubiegen und die mitregierende LSAP übte sich in Gleichgültigkeit, war die IRK doch nicht ihr “Ressort”.

Das fundamentale Missverständnis, das heute noch die Kinderrechtspolitik hierzulande bestimmt, ist die Unterordnung der Kinderrechte unter die Familienpolitik. Die CSV, überrumpelt von der gesellschaftlichen Entwicklung im Bereich der Familie (Zunahme der Scheidungen, Zunahme der Ein-Eltern-Familien mit immer mehr alleinerziehenden Müttern, Verarmung der unteren Bevölkerungsschichten, Kinderarmut, Zwang zum Doppelverdienen, Wildwuchs de Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder ...) versuchte verzweifelt –und versucht es noch immer – das Modell der kleinbürgerlichen Idealfamilie als erstrebenswert darzustellen.

So hieß es im Bericht des „Conseil Supérieur de la Famille et de l’Enfance“ vom 11. November 1991 : « Le conseil estime que l’interprétation des droits et de l’intérêt de l’enfant doit être faite à la lumière de ce principe (protection de la famille) parce que les droits de l’enfant sont en principe le mieux garantis par le respect et le renforcement des droits de la famille. » Sowieso war der CSF der Meinung, dass die Kinder in Luxemburg bereits die meisten der in der IKRK verbrieften Rechte besäßen, dass unsere Gesetzgebung sogar weit über die Ziele der Konvention hinausgehe3.

Ich war Ende der 70er Jahre Mitbegründer der ANCE (Association Nationale des Communautés Éducatives), die Luxemburger Sektion der FICE (Fédération Internationale des Communautés Éducatives). Beide Organisationen strebten Verbesserungen im Bereich der Fremderziehung und der Integration behinderter Kinder in Schule und Gesellschaft an. In dieser Zeit begannen die Diskussionen um eine Neufassung der Genfer Deklaration über die Rechte des Kindes von 1959. Verschiedene NGO’s nahmen daran teil und trotz manchmal chaotischer Diskussionen wurde der Beschluss gefasst, 1979 zum „Internationalen Jahr des Kindes“ zu deklarieren.

Das IJK erlebte einen großen Erfolg und 1979 begann – unter dem Impuls Polens – die Ausarbeitung der heutigen Kinderrechtskonvention. In vielen Ländern fanden Kongresse und Veranstaltungen zum Thema Kinderrechte statt und auch die FICE organisierte im Juli 1979 einen Kongress zum Thema Kinderrechte in Dublin.

10 Jahre dauerten die Diskussionen in Genf und New York zur Vorbereitung der IKRK, wobei immer mehr Organisationen sich einmischten, weil sie einsahen, welche Bedeutung diese Konvention einmal haben könnte. Der negative Einfluss religiöser Gruppen machte sich bemerkbar und der Text der Konvention wurde zusehends verwässert und mit allgemeinen Formulierungen durchsetzt, was später dazu führte, dass die Umsetzung schwierig wurde.

Als die Konvention dann schließlich von der UN-Vollversammlung verabschiedet wurde, dauerte es noch 4 Jahre, bis Luxemburg sie ratifizierte. Im Gegensatz zu Frankreich, das die Konvention sofort und ohne Reserven ratifizierte, fand Luxemburg wieder ein paar Haare in der Suppe und meldete 6 Reserven an. Das Genfer Kinderrechts-Komitee ermahnt Luxemburg immer wieder in ihren Stellungnahmen zu den Fünfjahresberichten der Luxemburgischen Regierung, diese Reserven endlich aufzugeben aber hierzulande denkt niemand daran und es wird auch nicht überprüft ob diese Reserven noch zeitgemäß sind.

Im April 1988 wurde im Familienministerium eine Arbeitsgruppe aus ONG-Vertretern zusammengesetzt, der ich auch angehörte und die den Text der Konvention auf seine Durchführbarkeit hin untersuchen sollte: „Groupe de travail pour la défense et la promotion du projet de convention des Nations Unies relative aux droits de l’enfant.“ Noch im November legte die AG ihren Abschlussbericht vor, der grundsätzlich die Ratifizierung unterstützte und auf eine Reihe von kleineren Problemen hinwies.

Am 4. März 1992 präsentierte das Außenministerium einen Gesetzesvorschlag zur Ratifizierung der Konvention, in dem auch die 6 Reserven formuliert waren. Nach den üblichen Stellungnahmen der Berufskammern und des Staatsrates wurde der Gesetzesentwurf von Lydie Err (LSAP) im Parlament vorgestellt. Nur ein Drittel der Abgeordneten war anwesend und die Diskussion war überflüssig und uninteressant.4 Am 7. März 1994 wurde das Gesetz dann vom Parlament angenommen.

Im November 1993 setzte Minister Fernand Boden eine Kommission ein, die sich Gedanken machen sollte wie die Konvention umgesetzt werden könnte. Die Kommission arbeitete zügig und legte im Mai 1994 ihren Abschlussbericht vor5. Durch meine Arbeit in internationalen NGO‘s hatte ich bereits Kontakt mit Prof. Eugeen Verhellen von der Universität von Gent, ein herausragender Spezialist in Sachen Kinderrechte. Ich hatte von seinem Buch „Ombudswork for Children“ eine deutsche Zusammenfassung im Auftrag der Arbeitsgruppe geschrieben, an die Kommissionsmitglieder verteilt, und es gelang uns, Eugeen Verhellen für eine Konferenz und ein Arbeitsseminar über die Vorschläge der Kommission nach Luxemburg einzuladen. Die Zusammenfassung wurde im ANCE-bulletin veröffentlicht. Verhellen war begeistert von unserem Projekt und bemerkte, dass falls wir das so umsetzen könnten, es sicherlich eines der besten, wenn nicht das beste Modell in Europa werden könnte.

Unter anderemwar vorgesehen, dass das Ombudskomitee aus 9 Mitgliedern bestehen sollte, davon 6 vom Parlament und drei von der Regierung genannt. Das Komitee sollte

Unabhängige Studien in Auftrag geben, um die Situation der Kinderechte zu analysieren und Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten

Eine „nationale Konferenz der Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe“ einrichten, um deren Zusammenarbeit im Interesse des Kindes zu verbessern

Ein Kinder- und Jugendparlament einrichten und betreuen

Eine „Quality-Audit-Group“ ins Leben rufen um die Rechte der Kinder in geschlossenen Anstalten von Justiz und Psychiatrie zu überwachen

Kommunale Kinderkommissionen einrichten und betreuen

Die Zusammenarbeit mit allen öffentlichen und privaten Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe im Rahmen des „Centre National des Droits de l’Enfant“, dessen Mission u.a. die Verbreitung der Kinderrechtskonvention auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens beinhalten sollte.

Ich zitiere diesen Bericht deshalb so ausführlich um klar zu machen, was den Unterschied zu dem aktuellen ORK ausmacht.

Dann war erst einmal Ruhe. Mill Majerus, der Leiter der Kommission pendelte zwischen Familien-, Justiz- und Finanzministerium hin und her und nach jedem Gespräch war die Enttäuschung groß. Insgesamt 8 Jahre dauerte dieses Trauerspiel, bis dann 2001 das aktuelle Gesetz über das ORK vorlag, im Parlament durchgewinkt wurde und 2002 dann das ORK vom Familienministerium zusammengebastelt wurde.

Vom ursprünglichen Konzept blieb außer dem Namen so gut wie gar nichts übrig.

Dia ganze politische Dimension war vom Tisch: Kinderparlament, kommunale Kommissionen, Centre National usw.

Die Mitglieder wurden ausschließlich vom Familienministerium nach obskuren Kriterien ausgewählt

Das Budget des ORK war lächerlich klein und wurde im Rahmen allgemeiner „Sparmaßnahmen“ dann auch noch gekürzt.

Das ORK wurde zunächst in einer dunklen, schmutzigen Wohnung in der Glesener-Straße untergebracht und als das unhaltbar wurde in einem Appartement in der Rue Wallis, wo sich im Untergeschoss ein Sex-Shop befand.

Ich wurde auch gefragt Mitglied des ORK zu werden und trotz großer Bedenken nahm ich das Mandat an, in der Hoffnung, etwas aus der Situation machen zu können.

Das sollte sich jedoch als ebenso großer Irrtum herausstellen.

Die Arbeitsaufteilung im ORK war ausschliesslich auf die Präsidentin ausgerichtet, das Initiativrecht der anderen Mitglieder wurde durch ein internes Reglement verhindert. (Mein Vorschlag, „Ressorts“ je nach den Kompetenzen der einzelnen Mitglieder zu schaffen, wurde abgelehnt.)

Die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit des ORK wurde zusehends problematischer. Obschon viele etablierte Ombudsmänner und – frauen im Ausland vor der Gefahr warnten, sich allzu viel mit Einzelfällen abzugeben anstatt sich politisch für die Kinderrechte einzusetzen, waren in all den 10 Jahren unseres Mandats durchgehend 2 Drittel aller Fälle Scheidungsfälle und Familienprobleme, die ebenso gut, wenn nicht besser, von den bestehenden Sozialdiensten oder Mediationsdiensten hätten betreut werden können.

Die Abhängigkeit vom Familienministerium und die Intransparenz in finanziellen Angelegenheiten wurde zusehends zu einem Hemmschuh für die Aktivitäten des ORK: Für wichtige Aktivitäten wie z.B. die Öffentlichkeitsarbeit bestand kein Budget. In einer Sitzung der Familienkommission, zu der wir jedes Jahr einmal eingeladen wurden machte ich den Vorschlag, das ORK dem Parlament unterszustellen, wie es auch der Fall war beim Ombudsmann für Bürgerechte. In der Kommission waren alle Parteien einverstanden und einige Mitglieder hielten dies sogar schriftlich fest. Das war vor 9 Jahren und bis heute ist überhaupt nichts geschehen.

Das völlige Versagen in wichtigen Kinderrechtsfragen: So konnten wir nicht verhindern, dass in der „halbgeschlossenen“ Einrichtung für jugendliche Schulschwänzer und Gelegenheitsdiebe ein Kinderknast mit allen Schikanen gebaut wurde, der bis heute noch nicht funktioniert und für den es noch kein Konzept gibt, wer überhaupt darin „betreut“ werden soll. Der einzige Fall, wo ein manifester Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention vorlag ereignete sich im Juli 2005 in der Privatschule Ste. Sophie. Die Elternvereinigung dieser streng katholischen Bildungsanstalt war im Konflikt mit der klerikalen Schulleitung. Als die Eltern mit einem offenen Brief in die Presse gingen erhielten sie eine Mitteilung, dass ihre Kinder von der Schule verwiesen seien. Die Eltern wandten sich an das ORK, aber ohne Erfolg. Daraufhin wandten sie sich an die sozialistische Erziehungsministerin, Maddy Delvaux, aber die wimmelte sie auch ab. Die Schule erhalte zwar Millionen an öffentlichen Geldern, aber der Staat kontrolliere nur die Finanzen, die Schulprogramme und die Einhaltung der Promotionskriterien. Ansonsten könnte die Direktion in ihrer Schule machen, was sie für gut hielte

6

. Und wo blieb Artikel 2 der Kinderrechtskonvention (Nicht-Diskriminierung)?

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Obschon das ORK laut Gesetz Zugang zu allen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe hat, wurde mir von einem selbstgefälligen Jugendrichter der Eintritt in das Gefängnis in Schrassig verboten, wo wir ein Mädchen besuchen wollten, das dort eingesperrt war. Trotz aller Bemühungen seitens vieler NGO’s, die Jugendlichen aus dem Schrassiger Gefängnis fernzuhalten (in Artikeln, Konferenzen, Gesprächen, Stellungnahmen usw.) werden auch heute immer noch Kinder dort festgehalten. Eine Kommission des Europarats, die regelmäßig die Situation der Menschenrechte in Luxemburg untersucht, macht die Regierung immer wieder auf die Unrechtmäßigkeit dieser Praxis aufmerksam, was dieser und den verantwortlichen Jugendrichtern aber ziemlich egal zu sein scheint.

Positiv an der Arbeit im ORK war der Kontakt zu anderen Ombudspersonen in Europa, die in der ENOC (European Network of Ombudspersons for Children) organisiert sind (www.enoc.eu). Hier gab es charismatische und engagierte Leute, aber leider auch totale Nieten, wie die polnische Ombudsfrau, die die „Teletubbies“ verbieten wollte, weil sie angeblich homosexuelle Neigungen zur Schau stellten. Das wirft natürlich ein schlechtes Licht auf die Nominierungspraxis in diesen Ländern und wie sich die politische Situation in den letzten Jahren entwickelt hat, wird sich das so bald nicht ändern. Vor allem Polen und Ungarn werden von Parteien regiert, Mitglieder der „Europäischen Volkspartei“, welche munter die Anstrengungen der Europäischen Union in Sachen Flüchtlingspolitik, Medienpluralismus, Freiheit der Forschung und Lehre sowie den demokratischen Grundrechten sabotieren.

Ein Blick auf die exzellente Webseite von ENOC zeigt auch wie schäbig die unsere ist. Seit Jahren geschieht auf der Webseite des ORK so gut wie gar nichts. Der Jahresbericht und ein paar Zeitungsartikel sind alles was unter dem neuen Ombudsmann hinzugefügt wurde. Die Seite wird äußerst selten besucht, von Kindern schon gar nicht. Auch in der Presse tritt das ORK fast gar nicht auf, die Öffentlichkeitsarbeit ist gleich null. Dabei ist die Bekanntmachung der Konvention eine der wichtigsten Aufgaben des ORK. Ein Flyer und ein „Daumenkino“, das uralt und vergriffen sind die einzigen Zeugen einer nicht existenten „Promotion des droits de l’enfant“. Ebenso dürftig sind die spärlichen Pressemitteilungen: 2 von 6 - innerhalb von 5 Jahren - betreffen die Veröffentlichung des Jahresberichtes.

Die Jahresberichte zeigen, dass alte Themen immer wieder aufgewärmt werden, was angesichts des Stillstands im Bereich Kinderrechte nicht verwunderlich ist. Von einem Paradigmawechsel ist hier nichts zu spüren.

1996 regte ich die Gründung einer Nationalen Koalition für die Rechte des Kindes an. Das Familienministerium unterstützte die Initiative, verlangte aber, dass alle Organisationen, die mehr oder weniger mit Kindern zu tun hatten, eingeladen wurden. Rund 20 Organnisationen machten mit und die ersten jahre der Koalition waren gekennzeichnet durch Stellungnahmen zu aktuellen Kinderrechtsfragen und der Organisation von Konferenzen. Als Präsident der Koaltion wurde ich als deren Vertreter in den Nationalen Programmrat (Conseil National des Programmes) aufgenommen. Hier setzte ich mich für die Interessen von Kindern und Jugendlichen in der Medienlandschaft sowie für Medienerziehung ein.

In Deutschland und auch in anderen, vor allem östlichen Ländern wurde seit den 50er Jahren der 20., resp. 21. September als Tag des Kindes begangen. Dazu Wikipedia: „Der Kindertag, auch Weltkindertag, internationaler Kindertag oder internationaler Tag des Kindes ist ein in über 145 Staaten der Welt begangener Tag, um auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und speziell auf die Kinderrechte aufmerksam zu machen. ... Als die Geburtsstunde des UN-Weltkindertages gilt der 21. September 1954. An diesem Tag empfahl die 9. Vollversammlung der UNO ihren Mitgliedsstaaten die Einrichtung eines weltweiten Kindertages. ... 1989, wurde das „Übereinkommen über die Rechte des Kindes“ völkerrechtsverbindlich von der UN-Vollversammlung verabschiedet. Das Datum, der 20. November, wird seitdem von der UN als Internationaler Tag der Kinderrechte gefeiert.” Nach einem Besuch in Berlin im Jahre 2002 wurde ich zeuge einer äusserst gelungenen Veranstaltung zum Weltkindertag: Auf dem Potsdamer Platz fand ein regelrechtes Volksfest mit Spielen, Informationsständen, Musik und anderen Attraktionen statt, organisiert vom “Aktionsbündnis Kinderrechte”. Ich beschloss daraufhin, ein ähnliches Fest in Luxemburg zu organisieren. Bei der Gemeindeverwaltung der Stadt Esch-sur-Alzette fand ich Gehör und 2003 wurde zu ersten Mal der Tag des Kindes organisiert (siehe Titelbild). 43 Organnisationen machten mit und waren mit Ständen und Aktivitäten vom Stadthausplatz über die Alzettestrasse bis zum Brillplatz vertreten. Das Kinderfest kannte einen sehr grossen Publikumserfolg und wurde 2004 und 2005 (zusammen mir der Gemeinde Berg-Betzdorf) organisiert. Es war ungeheuer viel Arbeit damit verbunden und da sich meine Gesundheit verschlechterte und das ORK sich nicht mehr beteiligen wollte, gab ich schweren Herzens auf.

(Foto: Lucien Wolff)

Robert Soisson, Juni 2017

3 Avis du Conseil Supérieur de l’Enfance et de la Famille concernant la ratification de la Convention Internationale des Droits de l’Enfant, S. 3; hektographiertes Manuskript, 11. November 1991.

4 Kammerbericht : 3e séance mardi 19 octobre 1993

5 Rapport du groupe de travail “Promotion des droits de l’enfant” adressé au Ministre de la Famille et de la solidarité le 1er avril 1994

6 Lëtzeburger Land, 15. Juli 2005

7 Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen, um sicherzustellen, dass das Kind vor allen Formen der. Diskriminierung oder Bestrafung wegen des Status, der Tätigkeiten, der Meinungsäußerungen oder der Weltanschauung seiner Eltern, seines Vormunds oder seiner Familienangehörigen geschützt wird.

Angesichts der Not vieler Kinder, verursacht durch Krieg, Elend und Vertreibung, möchte ich 2 Artikel zu dieser Thematik an den Anfang dieses Buches stellen.

Von 1990 bis 2003 war ich Mitglied des Verwaltungsrats von UNICEF. Im Juni 1991 nahm ich als Vetreter unserer Sektion an einem Treffen der nationalen Kommittees in Kenia und Malawi teil. Die Banque Générale gab damals ein Magazin heraus und ich wurde gebeten, einen Artikel über unseren Besuch in Malawi zu schreiben.

L’UNICEF au Malawi

Cette phrase de Bernard O’Brien, sous-directeur d’UNICEF-Malawi, décrit bien la situation du peuple de ce pays, dont beaucoup n’ont jamais entendu parler.

Le Malawi, un pays de l’Afrique du Sud-Est se situe entre la Zambie à l’ouest, la Tanzanie au nord et à l’est et le Mozambique au sud. L’histoire de ce pays commence, comme beaucoup d’autres de cette partie du monde, avec l’arrivée de David Livingstone, qui atteignit le lac Malawi le 16 septembre 1859. La plus importante ville du sud, Blantyre, a le même nom que la ville natale de Livingstone en Ecosse. Avant l’arrivée de ce grand explorateur, il y avait quelques tentatives de colonisation pacifique de la part des Portugais qui venaient du Mozambique. Faisant partie de l’Empire Britannique pendant plus d’un siècle, le Malawi retrouve son indépendance en 1964. Après des émeutes en 1965 au sud, il est gouverné par le parti du Congrès du Malawi, unique parti légal du pays et par son Excellence, le président à vie Ngwazi Dr. H. Kamuzu Banda.

Le Malawi est un des pays les plus pauvres du monde. Dépourvu de richesses naturelles, ses habitants vivent essentiellement de l’agriculture. 11% seulement de la population habite dans les villes. Elle est très jeune : 3,1 des 1,9 millions d’habitants ont moins de 15 ans ; 1,4 millions ont moins de 4 ans. Le taux de fertilité des femmes est très élevé : En moyenne chaque femme au Malawi donne la vie à sept enfants (1,5 au Luxembourg). Le taux de mortalité enfantine est très élevé avec 151 décès pour mille enfants. Pour les enfants de moins de 5 ans, ce taux est de 320 pour mille, un des taux les plus élevés du monde. Dans les pays de la Communauté Européenne, ce taux varie entre 8 et 18 décès pour 1000! Ceci explique que la moyenne d’âge atteint par les Malawiens n’est que de 46 ans.

Le produit national brut par tête d’habitant est de 110 $ par an! Au Luxembourg, pour comparer, ce même PNB est de l’ordre de 20.000 $! Le salaire moyen d’un garçon d’hôtel p.ex. est de l’ordre de 1500 Francs luxembourgeois par mois. Mais les prix sont très élevés : Pour un vélo, il faut dépenser 6.000 francs, c.à.d. 4 mois de salaire. Une voiture est inaccessible pour le commun des mortels au Malawi ; les prix sont même plus élevés que chez nous. Pour une bière ou un coca, il faut dépenser un Kwacha, l’équivalent de 10 francs luxembourgeois. Un repas dans un restaurant coûte entre 100 et 500 Francs, avec un bon vin sud-africain on peut dépenser jusqu’à 1.000 francs. Mais ce n’est qu’une très petite minorité de privilégiés qui peuvent se payer ce luxe.

Les grands problèmes du Malawi sont donc - d’ailleurs la situation dans les autres pays de l’Afrique du Sud-Est n’est pas meilleure - la pauvreté, la famine, la mortalité infantile, la santé et l’analphabétisme.

L’UNICEF est une organisation, que je n’ai pas besoin de présenter longuement dans le cadre de cet article. Tous les deux ans a lieu une grande réunion des Comités Nationaux dont le rôle essentiel est de collecter l’argent nécessaire au fonctionnement de l’organisation et d’informer le publié sur ses activités. Comme les représentants des comités nationaux n’ont que très rarement l’occasion de rencontrer les gens qui travaillent sur le terrain, le bureau régional de l’UNICEF pour l’Afrique de l’Est et du Sud a pris l’initiative de réunir cette année les représentants des « Natcoms » et les agents des « field offices » à Nairobi au Kenya. Avant d’arriver au Kenya, les délégués des comités nationaux avaient l’occasion de participer à une visite des pays de l’Afrique du Sud-Est comme le Mozambique, la Namibie, l’Angola etc.

Personnellement, j’avais le privilège de visiter le Malawi pour me rendre compte des activités de l’UNICEF dans ce pays. Il est vrai que l’UNICEF - non seulement au Malawi - a considérablement élargi son champ d’action. Il y a à peine quelques années, l’UNICEF s’occupait essentiellement des problèmes concernant la santé et la survie des enfants. Face à la misère croissante dans le Tiers Monde, il est apparu que seulement une approche globale de cette situation peut efficacement secourir les populations en détresse. Ceci s’exprime sur le terrain par les « area-based projects » ayant pour but d’apporter des améliorations dans quatre domaines importants et étroitement liés l’un à l’autre : La santé, la nutrition, l’alphabétisation ainsi que l’eau et l’assainissement.

L’accueil par le représentant de l’UNICEF au Malawi, M. Ken Williams était très chaleureux. La délégation des comités nationaux se composait de Nora Godwin, Senior Officer du bureau de New York, Andres Guerrero du bureau de Genève, Robert Lussier du comité Canadien et de moi-même. Le soir de notre arrivée, Ken avait réuni tous ses collaborateurs et notre groupe autour d’un gigantesque rôti de porc, délicatesse très appréciée dans le coin où cet animal figure parmi les curiosités.

Lors d’un premier entretien dans les bureaux de l’UNICEF à Lilongwe, la capitale du Malawi, Ken nous a exposé les grandes lignes du travail de son organisation et les difficultés qu’il a rencontrées. Le fait que le Malawi est le seul pays « noir » africain qui entretient des relations diplomatiques avec l’Afrique du Sud a contribué à son isolement sur le plan international. Seul le Canada et l’Italie ont financé des projets d’aide au développement à caractère humanitaire. Même les grandes organisations de secours internationales ont boudé le Malawi. Les agents de l’UNICEF sur le terrain doivent faire preuve de patience et de tact diplomatique pour préparer et réaliser leurs programmes. Ce n’est que très récemment que le gouvernement a reconnu officiellement que la pauvreté et la famine existent au Malawi. Un résultat concret du travail de l’UNICEF et des autres organisations humanitaires a été la création en 1988 de la « Grande Alliance for the Children of Malawi », un organe qui regroupe toutes les associations, institutions et services ayant affaire aux problèmes touchant l’enfance. La stratégie adoptée récemment par l’UNICEF Malawi peut se résumer en trois mots: Agir pour convaincre! En effet, ce petit groupe d’une douzaine de personnes, le personnel administratif inclus, avec un budget limité ne peut que contribuer dans une très modeste mesure à la lutte contre la misère. En encourageant des projets à petite envergure, il est néanmoins capable de démontrer au gouvernement qu’il est facile d’améliorer sensiblement les conditions de vie de la population avec des moyens financiers très limités.

Un bel exemple pour cette approche est les « area-based projects » (ABP), c.à.d. des projets limités à une région délimitée. Lors de la conférence de Nairobi, Mme Fay Chung, ministre de l’Education et de la Culture du Zimbabwe a cité une étude de la Banque Mondiale sur l’éducation dans les pays du Tiers Monde: « ... dans les pays en voie de développement, les adultes ayant un niveau de formation plus élevé gagnent plus d’argent, ont plus de chances sur les marchés de l’emploi urbains, sont plus productifs dans le secteur agricole, ont moins d’enfants, une meilleure santé, une nourriture d’une meilleure qualité, des attitudes plus « modernes » et ils sont plus motivés pour envoyer leurs enfants à l’école à leur tour... ici se retrouvent toutes les dimensions du développement. »

Cette citation montre l’interdépendance entre les divers aspects du développement. Conçus dans cet esprit, les projets du Malawi attaquent la misère sur quatre fronts : l’éducation, la nutrition, la santé et l’environnement.

L’éducation

Au Malawi, les enfants ne vont pas tous à l’école. Officiellement, on parle d’un taux de scolarisation des filles de 41%. Le taux d’alphabétisation des hommes de plus de 15 ans est de 51%. Compte tenu de ce qu’on nous a dit au Malawi, ces chiffres semblent encore exagérés. En effet, beaucoup d’enfants, surtout les filles, quittent l’école après quelques semaines pour aider leur mère dans le ménage ou dans les champs. Les conditions de travail des instituteurs et des élèves sont catastrophiques : 70-100 élèves par classe et par enseignant, un banc et un livre de cours pour 5-10 élèves. L’école se tient dans des cabanes désertées, souvent sans toit, toujours sans fenêtres, parfois simplement sous un arbre. Les enfants sont assis sur le sol et répètent à haute voix les textes que le maitre leur récite tout en feuilletant dans des manuels délabrés. Pour écrire, ils utilisent des ardoises et de la craie. Les enfants sont habillés en haillons, surtout les garçons. Souvent on ne reconnaît plus la forme originale du vêtement. Les écoles essayent de populariser les uniformes ; une raison de plus pour les parents très pauvres (dans un pays où tout le monde est pauvre) de ne pas envoyer leurs enfants à l’école.

Lors des réunions avec les responsables et chefs de village, une grande partie du temps était consacrée aux lamentations des instituteurs qui faisaient un inventaire méticuleux des salles de classe, élèves, bancs et livres dans leur secteur. L’UNICEF intervient en achetant du matériel scolaire là où il est absolument indispensable, mais surtout en mobilisant les parents pour envoyer leurs enfants à l’école.

En effet la philosophie des ABP n’est pas de faire des cadeaux aux gens mais de les informer et de les éduquer à mieux maîtriser leur situation. Cette philosophie est très évidente dans l’aide apportée par l’UNICEF dans le domaine de la nutrition.

La nutrition

Au Malawi, 3 enfants sur 10 meurent avant l’âge de 5 ans. Plus haut, j’ai cité les taux élevés de mortalité infantile.

« L’importance de ces taux s’explique par une malnutrition endémique et une morbidité généralisée. L’enquête agricole nationale de 1981/1982 a montré que 55% de la population des moins de 5 ans présentaient dans les campagnes des symptômes de malnutrition chronique, la proportion passant de 65% dans certaines régions. La morbidité est générale et elle ne fait que stimuler et renforcer la malnutrition. Les carences nutritionnelles sont la principale cause des décès d’enfants de moins de cinq ans, sans compter qu’elles accroissent la vulnérabilité à des infections comme la pneumonie, le paludisme, la variole et les diarrhées, qui sont les maladies les plus meurtrières pour les enfants. »

Au Malawi, la terre est peu féconde. Une seule récolte par an est possible. L’aliment de base est le maïs. Les mois avant la prochaine récolte sont les mois les plus durs pour le peuple. Souvent, les réserves sont épuisées et il n’y a plus rien à manger. On mange deux fois par jour dans les cabanes en terre cuite ; les adultes mangent avant les enfants. Pour les plus petits, souvent il ne reste plus rien. C’est à cette situation que se rapporte la phrase citée au début de ce récit. En effet, les agents du bureau de l’UNICEF n’ont que très peu d’occasions pour assurer le suivi de leurs projets sur le terrain. Les mois pendant lesquels sévit la famine sont en plus en pleine période de pluie où les pistes - car il n’y a que très peu de routes macadamisées au Malawi - sont impraticables.

L’aide apportée par l’UNICEF consiste à améliorer la productivité du sol, à diversifier la production et à lutter contre l’érosion et le déboisement. Dans le district de Ntchisi, où nous avons pu visiter un premier ABP, la productivité du sol a pu être augmentée spectaculairement en utilisant des engrais. Certaines femmes nous ont dit qu’elles obtiendraient jusqu’à 15 fois plus de mais sur leur champ qu’avant. Il faut savoir qu’au Malawi, il existe encore une société du type matriarcal. La terre appartient à la collectivité. Les chefs de village (tous des hommes) distribuent la terre aux femmes qui travaillent dans les champs, souvent avec l’aide des enfants. Les hommes n’ont souvent pas de domicile fixe, mais se déplacent entre leurs différents foyers. En effet, la polygamie est un autre grand problème au Malawi, surtout en ces temps-ci, où le SIDA se répand avec une vitesse fulgurante. Les hommes qui ont jusqu’à quatre femmes ne sont pas rares au Malawi.

L’aide de L’UNICEF n’est pas gratuite. Les paysannes reçoivent deux sacs de semences et l’engrais nécessaire. Les semences sont rendues après la récolte et l’engrais est payé avec la recette de la vente des surplus. L’UNICEF encourage la diversification de la production, surtout par le soja. La lutte contre l’érosion et le déboisement à leur tour contribuent à l’accroissement de la productivité. En marge de l’ABP de Malindi, une pépinière installée par l’UNICEF fournit aux habitants de la région les plantes nécessaires au reboisement.

Dans le district de Ntchisi, la famine a pu être éliminée grâce aux mesures introduites par le projet. La malnutrition des enfants, qui menait au « stunting », c.à.d. un ralentissement de la croissance avait pour résultat, que les enfants du district de Ntchisi étaient en moyenne de 10 cm plus petits que les enfants de Lilongwe, la capitale. Il parait que ceci est le cas partout au dehors des quelques villes. Dans un des villages, on nous faisait visiter avec fierté un genre de « centre ménager » où on montrait aux femmes, comment elles pouvaient diversifier leur alimentation et améliorer l’hygiène dans leurs foyers.

La santé

Les vaccinations en bas âge et la lutte contre la mortalité infantile étaient les traditionnels domaines d’activité de l’UNICEF. Bien sûr, dans les ABP, ces aspects ne sont pas négligés et on peut dire qu’au Malawi et dans tous les autres pays d’Afrique le taux de vaccination est supérieur à 95%. Il est évident que si par-là, on augmente les chances de survie des enfants de moins de un an, il faut veiller, à ce qu’ils ne meurent pas de faim après. C’est une des raisons qui a fait naître les ABP. Nous avons pu assister souvent à des « séances » de vaccination dans les différents villages, et il faut dire que c’est très pittoresque.

Les femmes viennent au rendez-vous mensuel avec leurs bébés sur le dos et les petits derrières. Après l’arrivée des infirmiers et infirmières, les femmes se mettent à chanter des chansons à contenu éducatif (éducation sexuelle et sanitaire). Après cette introduction, les enfants sont pesés, vaccinés et le carnet médical est mis à jour. Vu que tout ceci se passe dans la brousse au sens literal du terme, nous étions étonnés d’apprendre que les femmes ne manquent presque jamais aux rendez-vous et que les carnets médicaux ne sont pour ainsi dire jamais perdus ou égarés. Après les vaccinations, les femmes ont l’occasion de s’informer sur les diverses méthodes contraceptives et reçoivent sur place les produits courants. Un des objectifs de l’UNICEF est l’espacement des naissances (« child spacing ») pour amener les femmes à avoir moins d’enfants et attendre au moins la majorité avant d’avoir leur premier bébé.

L’environnement

Cette partie du programme des ABP comprend surtout la lutte contre les conditions hygiéniques malsaines et l’approvisionnement en eau potable. Mais la lutte contre l’érosion et le déboisement s’intègrent également dans cet aspect des programmes. Dû à l’arrivée de 800.000 réfugiés du Mozambique, le sud du pays a été transformé en désert. Le bois, nécessaire à la construction de cabanes pour ces malheureux, fait l’objet d’un véritable marché noir dont profitent surtout les propriétaires d’une voiture. Sur le terrain, l’UNICEF encourage la construction de latrines et de puits. Nous avons pu admirer certains de ces endroits et c’est à ces moments qu’on prend de nouveau conscience du fossé qui sépare nos pays un peu trop développés de ces pays du Tiers Monde.

Plusieurs députés ont récemment adressé un appel pressant au gouvernement luxembourgeois d’investir entre 2 et 5 % des plus-values prévues pour le budget de l’exercice 1992 dans l’aide au développement. Ceci représenterait une somme entre 135 et 340 millions de francs luxembourgeois.

Le coût d’un ABP, qui touche une population de plus ou moins 20.000 personnes est chiffré à 40.000 dollars par an ; deux dollars par personne! On ne peut que féliciter le petit groupe autour de Ken Williams pour le travail qu’il fait au Malawi sous des conditions parfois très difficiles et il mérite notre soutien.

Texte et photos: Robert Soisson

Children and War

Der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien hatte einen Höhepunkt erreicht. In Slowenien war es verhältnismässig ruhig. Zahlreiche Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten drängelten sich in Ljubljana, darunter besonders viele Kinder. Auch Im Kinderdorf Pestalozzi in der Schweiz waren einige angekommen. Für die FICE stellten sich einige Fragen: Ist es sinnvoll und ethisch korrekt, einer kleinen Gruppe von Kindern zu helfen und die andren ihrem Schicksal zu überlassen? Und wenn ja, wie soll die Betreuung im sicheren Milieu aussehen? Wie können diese Kinder nach dem Konflikt wieder in ihrer Heimat eingegliedert werden? Grund genug, ein Expertenseminar zu organisieren, das im Mai in Ljubljana und in Nova Goricia an der italienisch-slowenischen Grenze stattfand.

Dieser Artikel gewinnt angesichts der dramatischen Lage der Flüchtlinge im Jahre 2016 ungewollt an Bedeutung: 500 Jahre nach der Eroberung, Kolonisierung und Ausbeutung der Länder der 3. Welt und der Ermordung und Verskalvung Millionen Einheimischer haben die Nachkommen dieser Verbrecher nichts anderes zu tun, als Mauern und Stacheldrahtzäune zu errichten um den Nachkommen der Opfer jede Hilfe zu verweigern...

I am glad to have the opportunity this morning, to explain to you briefly why and how FICE organised this seminar and to make some comments on the issues of it.

During the last FICE-Congress in Luxembourg in May 1992, the delegates were surprised by the news that some gunmen shot down nearly 20 people lined up in front of a bakery in Sarajevo, waiting for the shop to open. Many others were hurt and among the dead were also some children. The congress participants reacted immediately and voted unanimously a resolution condemning the violence in this part of former Yugoslavia, and particularly the violence against children. The cruel pictures shown on TV are now forgotten. Others, sometimes more cruel ones have taken their place. Not only in former Yugoslavia, but all over the world, violence against children is on the agenda every day. In many cases, the children get some help like blankets and food, but the trauma due to war and natural cataclysms remain unhealed.

Some time after this event, some countries of Western Europe decided to accept refugee children who had been evacuated from war zones and offered them shelter for a non-limited period, waiting for the end of the war. When the trains arrived in Germany, journalists immediately found out, that some parents had to pay for their children in order to get a place on the train. Once more, the children of poor parents or children who had lost their parents were the victims in this tragic situation. Fortunately enough, the German government decided to evacuate also the children left behind by the first operation.