Das Echternach-Syndrom Band 5 - Robert Soisson - E-Book

Das Echternach-Syndrom Band 5 E-Book

Robert Soisson

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Beschreibung

Der Begriff "Echternacher Springprozession" wird im Sinne des "drei Schritte vor, zwei zurück für besonders mühsame Prozesse verwendet, bei denen viele Rückschritte zu verzeichnen sind"(Wikipedia). Adorno bemerkte: "Die Echternacher Springprozession ist nicht der Gang des Weltgeistes." (Minima Moralia, S. 165) Dass es die Luxemburger Politik nicht so sehr mit dem Weltgeist hat und lieber (besonders in Geldangelegenheiten) ihre eigenen Wege geht, zeigt sie in den Bereichen, die in dieser kleinen Buchreihe thematisiert werden. Die Artikel in diesen Büchern wurden in den Jahren 1980-2010 geschrieben und sind noch immer aktuell, eben weil die Fortschritte in den Bereichen Schule, Heimerziehung, Familie, Medienerziehung und Umsetzung der Kinderrechte so langsam sind. In diesem - letzten- Band enthalten sind einige Artikel zum Thema Jugendpolitik, Familienpolitik, Globalisierung und Kinderarmut enthalten. Darüber hinaus ein Artikel über Bettnässen und der Bericht über eine ANCE-Studienreise nach Israel im Jahre 1989. Alle Artikel wurden im Laufe der Jahre im ANCE-Bulletin veröffentlicht.

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1

1 Zeichnung für : Jeunes, vos Droits et Devoirs ; 2002

Das Echternach Syndrom

Jeder kennt den Aphorismus von der Echternacher Springprozession: 3 Schritte vorwärts, 2 zurück. Allgemein steht er in der Literatur für ein zögerliches, halbherziges Vorgehen in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Adorno bemerkte: Die Echternacher Springprozession ist nicht der Gang des Weltgeistes (Minima Moralia, S. 165). Dass es die Luxemburger Politik nicht so sehr mit dem Weltgeist hat und lieber (außer in Geldangelegenheiten) ihre eigenen Wege geht, zeigt sie in den Domänen, welche in dieser kleinen Buchreihe thematisiert werden. Die Texte setzen sich zusammen aus Artikeln, die ich in den letzten Jahrzehnten geschrieben habe und die in verschiedenen Publikationen veröffentlicht wurden. Dazu kommen Zeichnungen, die ebenfalls von mir stammen und oft als Illustrationen für diese Artikel gedacht waren.

Thematisch geht es um Angelegenheiten, welche die Kinder in diesem Lande – und darüber hinaus – betreffen. Es geht um ihre Rechte und um ihre Würde. Das was mit unseren Kindern geschieht würde ich ohne Übertreibung als ein Verbrechen an der Menschlichkeit betrachten. Nicht in dem Sinne wie der Ausdruck in letzter Zeit immer häufiger angesichts der schrecklichen kriegerischen Auseinandersetzungen und humanitären Katastrophen gebraucht wird, wo Kinder Tod, Folter, Hunger und Vertreibung erleben. Hier geht es vielmehr um die Zerstörung der Persönlichkeit des Kindes auf dem Altar der sogenannten Erziehung.

Trotz der Ratifizierung der Internationalen Konvention über die Rechte des Kindes durch den Luxemburger Staat ist die Konvention immer noch nicht zufriedenstellend umgesetzt. Besonders die politischen Rechte von Kindern und Jugendlichen sowie die der benachteiligten Gruppen unter ihnen werden vernachlässigt. (Band 1)

Die Schulpolitik berücksichtigt ausschließlich die Interessen der Lehrer. Eine kindorientierte, humane Schule wurde nie aufgebaut und die schwächsten Kinder erleben täglich einen entwürdigenden und frustrierenden Alltag. (Band 2)

Jeder wundert sich darüber, dass Menschen Trump wählen, für den Brexit stimmen den Populisten auf den Leim gehen und sich wegen eines Fußballspieles den Schädel einschlagen. Eine vernünftige Medienerziehung gibt es aber in unseren Schulen nicht. Stattdessen bekommen private Trash-Sender Geld in den Hintern geblasen. (Band 3)

Trotz vieler kurzlebiger Initiativen haben es die Maßnahmen der Fremdunterbringung nie zu einem kohärenten, zukunftsfähigen Modell gebracht. Auch hier verhindern widerstreitende Interessen wirklichen Fortschritt. Desolat ist in diesem Zusammenhang die Politik der geschlossenen Unterbringung (Band 4)

Der letzte Band dieser Reihe ist Fragen der allgemeinen und der Familienpolitik gewidmet wo sich das Echternach-Syndrom auch voll auswirkt. (Band 5)

2

2 Zeichnung für den Cartoon-Wettbewerb „Kiischpelter Cartoonale“ 1994

Inhalt

Das Echternach Syndrom

Einleitung

JUGEND

Jugendhäuser in unserer Gesellschaft

Journée de réflexion du Réseau des Centres de Rencontre et d'Information pour Jeunes

Deuxième Journée de réflexion du Réseau des Centres de Rencontre et d’animation pour Jeunes

Autonomie : Rève ou réalité : Le pré-adulte face à sa citoyenneté

Les comportements violents chez certains enfants et jeunes

Editorial ANCE-bulletin N°62 juin 1988

FAMILIE

1994 – Internationalt Joer vun der Famill

Di oft erwäänte Kris vun der Famill gëtt et guer net.

D ‘Bedeitung vun "der" Famill fir eng gesond psychesch Entwécklung vum Kand

D ‘Rechter vum Kand schützen heescht d ‘Famille schützen

GESELLSCHAFT

Globalisation et exclusion sociale :

La globalisation et l’économie mondiale

La globalisation et le développement technologique

La globalisation et l’environnement

La globalisation et le marché de l’emploi

La globalisation et la criminalité internationale

La globalisation et les valeurs culturelles

La globalisation et l’exclusion

La globalisation et la politique

La globalisation et la société civile

Das Geschäft mit der Angst

Kinderarmut in den Nachbarländern

Einleitung

Methodische Probleme bei der Beschreibung der Kinderarmut

Die CEPS-Studie und ihre Schlussfolgerungen

Armut in den verschiedenen Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen

Studien zum Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen

Schlussfolgerung

SOZIALE ARBEIT IN LUXEMBURG

Länderbericht Luxemburg

Das Fehlen einer Universität mit dem Fachbereich Sozialpädagogik

Mangelnde Initiativen von Seiten der Einrichtungen und ihrer Organisationen

Mangelnde Unterstützung der NGO’s

Mangel an Initiativen der Ministerien

Schlechte Gesetzgebung

Schlussfolgerung

« Theoriefeindlicher Pragmatismus »

Über die Schwierigkeiten einer Theoriediskussion in Luxemburg

Ansätze zu einer Theoriediskussion in Luxemburg

ANHANG

Enuresis, einige Überlegungen zum Thema Einnässen

Voyage d'études en Israël

Jeudi, 28 septembre 1989

Vendredi, 29 septembre 1989

Samedi, 30 septembre 1989

Dimanche, 1

er

octobre 1989

Lundi, 2 octobre 1989

Mardi, 3 octobre 1989

Mercredi, 4 octobre 1989

Jeudi, 5 octobre 1989

Vendredi, 6 octobre 1989

Samedi, 7 octobre 1989

INDEX

Publikationen von Robert Soisson

In eigener Sache :

3

3 Kongress des European Forum for Child Welfare in Faro 18/19. Februar 1994

Einleitung

In diesem letzten Band der 5-teiligen Serie zum Echternach-Syndrom geht es um die Themen Jugend, Familie und Gesellschaft.

Jugend

10 Jahre lang war ich in verschiedenen Organisationen aktiv, die sich für die Verbesserung der Lage der Jugend in unserem Lande einsetzten. In Esch-sur-Alzette gab es einige Jugendliche, vor allem aus den Jugendorganisationen der Parteien, die ein selbstverwaltetes Jugendzentrum eröffnen wollten. Nach langem Zögern gaben die Verantwortlichen in der Gemeinde nach und stellten ein Haus in der Nähe der Brillschule zur Verfügung. Das Haus gehörte früher einem Bauunternehmer und hatte wunderschöne Intarsienparketts. Als jedoch die Jugendlichen mit Gipsplatten eine Mauer in der Mitte des großen Wohnzimmers aufzurichten und andere den alten Holzschreibtisch des Verantwortlichen mit einer Motorsäge durchschnitten, wurde das Projekt gestoppt. Die Idee wurde jedoch nicht aufgegeben. In der Zwischenzeit wurde eine abgespeckte Version von einem Jugendhaus in einem Appartement in der Nähe des Lycée Hubert Clement eingerichtet, das Centre de Rencontre et d‘Informations pour Jeunes Esch (CRIJE). Hier wurden vor allem stinklangweilige Broschüren aus nationaler und europäischer Produktion verteilt und preiswerter Schiurlaub für bessergestellte Jugendliche vermittelt. Das konnte nicht so bleiben und bald darauf nahm ich teil an einer Arbeitsgruppe, die bereits bestehende Jugendhäuser besuchen sollte um eine Idee für Esch zu entwickeln. Wir sahen uns Einrichtungen in Bettemburg und Audun-le-Tiche auf der anderen Seite der Grenze an und diskutierten dann mit Vertretern der Gemeinde und dem Jugendministerium, das sich vorgenommen hatte, sich finanziell an dem Aufbau von Jugendhäusern zu beteiligen. Einigkeit bestand darin, dass das Jugendhaus in einem Viertel sozialem Sprengstoff, wie das Brillviertel angesiedelt werden sollte. Bettemburg und Audun gefielen uns gut, weil das JH in stillgelegten Werkstätten eingerichtet wurde: große Räume mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten für kreative Jugendarbeit. Weil in Esch aber ein leestehendes Haus, gleich neben dem ersten, schiffbrüchigen Jugendhauses zur Verfügung stand, wurde beschlossen das JH hier einzurichten. Bei dem „Haus“ handelte es sich jedoch um die einzigartige Jugenstilvilla des Herrn Meder, die jahrelang der Gemeinde gehörte und dem Verfall überlassen wurde. Um das „historische Erbe“ zu bewahren wurde auch „Sites et Monuments“ eingeschaltet und damit war der Traum von einem den Bedürfnissen der Jugendlichen angepasstem Zentrum ausgeträumt. Die Gemeinde gewann auf zwei Ebenen: Einmal wurde ein historisch wertvolles Gebäude auf Staatskosten saniert und die Betriebskosten wurden zur Hälfte vom Staat übernommen.

Rückblickend nach über 20 Jahren, kann ich nicht behaupten, das Escher JH sei ein Misserfolg gewesen. Dank der engagierten Erzieher und vor allem ihre freiwilligen jugendlichen Helfer konnten alle zusammen das Beste aus der Situation herausschlagen. Im Verwaltungsrat mussten wir zu Beginn alle Aufgaben – selbstverständlich in unserer Freizeit – übernehmen. Wie in allen asbl. musste die Arbeit von ein paar Leuten erledigt werden, die meisten Vorstandsmitglieder glänzten regelmäßig durch Abwesenheit und Desinteresse. Bald musste ein Leiter des JH eingestellt werden und die daraus resultierenden buchhalterischen Aufgaben konnten nicht mehr von einer Person erledigt werden, die zudem keine entsprechende Ausbildung hatte.

Parallel dazu versuchte das Jugendministerium – ja so etwas gab es einmal – unter Minister Bodry neue Initiativen im Bereich der Jugendpolitik zu entwickeln. Die Erweiterung der Zahl von JH im ganzen Land, neue Formen der Beteiligung von Jugendlichen im öffentlichen Leben und die Organisation eines Netzwerkes der JH wurden geplant. So stieg die Zahl der JH ständig, ein Netzwerk mit Sekretariat und einer Halbtagskraft für die Buchhaltung wurde eingerichtet. Eine Delegation von Jugendlichen und Jugendpolitikern fuhr nach Schiltigheim ins Elsass, wo der erste Jugendgemeinderat Europas gegründet wurde. Projekte für die Schaffung ähnlicher Strukturen hierzulande wurden heftig diskutiert bis nach der Regierungsumbildung nach den nächsten Wahlen, das Jugendministerium in das CSV-Familienministerium überführt wurde. Das führte zu dem Debakel, das ich bereits im ersten Buch dieser Serie kritisiert habe: Die Subsumierung von Kinder- und Jugendpolitik unter die Ziele einer konservativen Familienpolitik, welche das Kind nicht als eigenständiges Rechtssubjekt wahrnehmen will, führt dazu, dass es nur als willenloses Anhängsel seiner Eltern betrachtet.

Inzwischen war ich dann als Präsident des JH Esch vorgeschlagen worden die Präsidentschaft des neuen Netzwerkes zu übernehmen. Was ich dann auch annahm. Die ersten 3 Artikel dieses Bandes stammen aus dieser Zeit und verdeutlichen die Überlegungen, die 1995/96 angestellt wurden. Ein Artikel in „Forum“ und zwei Reden auf den Jahresversammlungen der JH, bei denen es uns auch immer darum ging, Erfahrungen aus dem Ausland mit in unsere Überlegungen einzubinden.

In meiner Rolle als Präsident der FICE (Fédération Internationale des Communautés Éducatives) machte ich auch das Einleitungsreferat zu einer Fachtagung der belgischen Sektion zum Thema „Autonomie: Rève ou réalité: Le pré-adulte face à sa citoyenneté“. In den französischsprachigen Ländern ist der Begriff der „Citoyenneté“, d.h. des Bürgersinns kein Fremdwort. Es geht hier nicht bloß um Rechte von Kindern und Jugendlichen, aber auch um ihre Verantwortung als angehende Erwachsene und Bürger.

Familie

1994 war des Internationale Jahr der Familie. Wie schon beim Internationalen Jahr des Kindes 1979, der Behinderten 1982 und der Jugend 1985 wurde die ANCE eingeladen, an diversen Arbeitsgruppen teilzunehmen und Aktivitäten mitzuorganisieren. Anlässlich einer „akademischen“ Sitzung in Echternach versuchte ich die „Krise der Familie“ von der damals viel geredet und geschrieben wurde etwas zu relativisieren: Es gab nämlich eine Krise der kleinbürgerlichen Kernfamilie, sehr zum Leidwesen der konservativkatholischen Wachmannschaften à la AFP4. Der Maxime: „Die Familie schützen heißt, die Rechte des Kindes schützen“ hielt ich entgegen: „Die Rechte des Kindes schützen heißt, die Familie schützen“. Dieser Paradigma-Wechsel wurde hierzulande jedoch bis heute nicht vollzogen, trotz Ombudskomitee und anderer Gremien.

Gesellschaft

Der Ausgang der Präsidentschaftswahlen 1988 in Frankreich war der Anlass, für ein Editorial im ANCE-Bulletin, der gut in den Kontext dieses Buches passt: Der Wahlerfolg des Front National stand am Anfang einer Entwicklung, die heute beängstigende Ausmaße angenommen hat. Europaweit haben die rechtsradikalen Parteien an Boden gewonnen, verstärkt durch die Parteien, die nur auf dem schwarzbraunen Morast der Europäischen „Volks“-Partei gedeihen konnten. Reaktionäre, rassistische Volksparteien überall wo man hinschaut, eng verbunden mit den Lobbys aus Industrie und Politik, denen nur eines heilig ist: Die Vermehrung ihres Profits auf Kosten der Menschen und der Natur. Die Skandale um Umweltverschandelung und Korruption reißen nicht ab. 1% der Weltbevölkerung verfügt über 50% des Reichtums und diese Entwicklung wird von Schmarotzerstaaten und Steuerparadiesen – darunter auch und besonders Luxemburg – aktiv unterstützt. Diese und andere Überlegungen inspirierten mich zu dem Referat über Globalisierung, das in diesem Buch veröffentlicht wird. Seit den Pseudo-Attentaten vom 11. September 2001 war der einzige Nutznießer die amerikanische und europäische Rüstungsindustrie. In Ermangelung eines – uns schon liebgewordenen Feindbildes – wurden nach Glasnost und Mauerfall neue Kriege angezettelt, die unsägliches Elend über die armen Leute im Nahen und Fernen Osten brachten: Millionen Tote, Sogenannte „Stellvertreterkriege“ überall orchestriert von Pentagon, CIA, BND und wie sie noch alle heißen. Schade, dass Russland und China auch an dem ganzen Rummel mitverdienen. Weltweit wurden noch nie so viel Waffen produziert und verkauft wie in den letzten Jahren. Trump ist die Kirsche auf dem Sahnekuchen. Wenn man beobachtet, wie die fanatischen vollgefressenen Rednecks Trump zujubeln so sehe ich keinen Unterschied mehr zwischen ihnen und den bärtigen Trottel mit ihren verschleierten Frauen, die hinter irgendeinem Ayatollah herlaufen.

In denselben Kontext gehört der Artikel über das „Geschäft mit der Angst“, der beschreibt wie die Kriegsgewinnler die Menschheit in Atem halten um den nächsten Krieg vorzubereiten, sowie der Artikel über Kinderarmut in Luxemburg, den ich für das Buch von Jörg Fischer und Roland Merten: ”Armut und soziale Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen” geschrieben habe. Hier wird wiederum deutlich, wie die Schere zwischen Arm und Reich nicht nur hierzulande auseinandergeht und die Kinder der Armen den Preis für den Wohlstand der Reichen bezahlen.

Soziale Arbeit

Die beiden Artikel in diesem Abschnitt gehen zurück auf eine Initiative von Hans G. Homfeldt und Katrin Brandhorst von der Uni Trier, einen Vergleich der Systeme sozialer Arbeit in der Groβregion in zwei Seminaren zu wagen. Ich wurde gebeten, die Lage in Luxemburg zu beschreiben. Ich stellte fest, dass es hier keine Theoriediskussion und keine Auseinandersetzung mit der Praxis im Alltag gibt und darüber hinaus eine Art “splendid Isolation”-Mentalität die ich als “theoriefeindlichen Pragmatismus” bezeichnete, eine Haltung, die typisch ist für die Arroganz und Selbstgefälligkeit des gehobenen Managements im Sozialbereich.

Das Thema der geschlossenen Unterbringung führt immer wieder zu Diskussionen in der Branche. Ich habe es bereits im vierten. und im ersten Band angesprochen und es scheint als wäre in all den Jahren überhaupt nicht geschehen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass trotz der Fertigstellung der “Unité de Sécurité” immer noch Jugendliche im Erwachsenengefängnis von Schrassig “untergebracht” werden. An wem liegt das? Es müssen ja Jugendrichter ihre Unterschrift unter ein Einweisungsbescheid setzen. Die müssten ja die internationale und nationale Gesetzgebung kennen. Es ist der Beweis dafür, dass diese Leute sich einen Dreck um die Kinderrechte scheren. In alle den Jahren, in denen ich mich für ihre Umsetzung eingesetzt habe kam es immer wieder vor, dass sich die Richter querlegten: In Einzelfällen (bei Vorschlägen für Alternativen zur Heimeinweisung), bei Gesetzesvorschlägen (z.B. beim ORK), bei öffentlichen Diskussionen und thematischen Versanstaltungen, wo sie immer mit dem Hinweis auf ihren Status als 3. Gewalt die Teilnahme verweigerten. Mit diesen arroganten und reaktionären Leuten wird es keinen Fortschritt in Sachen Kinderrechte geben.Das ORK ist überhaupt nicht in der Lage sich dagegen zu wehren und der konsensualistische Trend wird unter Schlechter kaum besser.

Anhang

Zum Schluss noch zwei Artikel, die ich ihnen nicht vorenthalten wollte. Der Artikel über Enuresis beschreibt eine Behandlungsmethode, die auf der Lerntheorie beruht und mit der ich gute Resultate bei Kindern hatte, die wegen dieser Problematik in Esch in die schulpsychologische Beratungsstelle kamen. Noch immer geistern psychoanalytische Theorien als Erklärungsparadigma um das Thema Bettnässen, die abgesehen von ihrer totalen Wirkungslosigkeit nur dazu dienen Kindern und vor allem ihren Mütter Schuldgefühle einzuimpfen.

Ein erfreulicheres Thema ist der Bericht über eine Studienreise der ANCE nach Israel im Jahre 1989 im Anschluss an einen Besuch einer Gruppe von israelischen Erziehern in Luxemburg das Jahr vorher. Trotz vieler positiver Kontakte mit den israelischen Kollegen war die Spannung, die überall herrschte deutlich zu spüren. Fast 30 Jahre danach hat sich kaum etwas geändert in Israel. Der religiöse Fanatismus gewinnt an Boden und die liberale und weltoffene Minderheit in diesem Land kann sich kaum ausdrücken, die Friedensbewegung wird unterdrückt.

5

4 Action Familiale et Populaire

5 Heute würde ich schreiben: „Ich habe mit Kreide auf den Bürgersteig gemalt!“

JUGEND

Jugendhäuser in unserer Gesellschaft

„Forum“ Dezember 1995

Selbstverständnis des « Réseau des Centres d’Information, de Rencontre et d’Animation pour Jeunes »

Wir leben in einer Zeit, in der vieles den Bach runtergeht. Ich meine damit die sozialen Errungenschaften der aktiven Bevölkerung und die sozialen Netzwerke, in denen die Kinder bislang aufgewachsen sind: die Familie, das Viertel, das Dorf und die Stadt. Zahlreiche Familien zerfallen, durch Migration werden Kinder von ihren Großeltern und anderen Mitgliedern der erweiterten Familie getrennt. Soziologen aller europäischen Länder stellen fest, dass wir uns immer mehr auf eine Zwei-Drittel-Gesellschaft zu bewegen. Einerseits leben zwei Drittel der Menschen in unseren Ländern mit einem relativ hohen Lebensstandard und auf der anderen Seite entwickelt sich eine Klasse von Menschen, die immer mehr ins Elend und ins gesellschaftliche Abseits gedrängt werden. Auch wenn in unserem Land die Auswirkungen dieser Entwicklung noch nicht so deutlich spürbar sind, so sind doch Anzeichen erkennbar.

Das sich langsam neu entwickelnde Proletariat ist Opfer von Arbeitslosigkeit, zunehmender Armut, Überverschuldung und sozialer Ausgrenzung. Einerseits das Wissen, dass trotz eigener Anstrengungen aus diesem Elend kaum herauszukommen ist, und andererseits die gelebte Erfahrung von gesellschaftlicher und ökonomischer Ausgrenzung liefern den idealen Nährboden für eine “no-future”-Mentalität und fördern das Aufkommen von reaktionären und rassistischen Ideologien.

Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist ein Großteil unserer Jugendlichen, für die es praktisch unmöglich ist, aus dem Teufelskreis von Armut und sozialer Ausgrenzung herauszukommen. Bei einigen von ihnen scheint ein Unheil das andere heraufzubeschwören: Ein Elternhaus, das oft durch Streit und Trennung gekennzeichnet ist, mit wenigen materiellen Ressourcen, Ablehnung durch die Nachbarschaft und die Spielkameraden, Versagen in der Schule, Schwierigkeiten, bei außerschulischen Aktivitäten bei der Stange zu bleiben, Erfahrungen mit Pflegefamilien und Heimplanierung, keine Berufsausbildung usw.

Unsere Gesellschaft verhält sich wie die drei Affen: Sie hört nichts, sie sieht nichts und sie sagt nichts. Jugendliche sind noch immer kaum ein Thema für die Politik, in der Familie und in der Schule werden sie sich selbst überlassen. Pass dich an oder du fliegst!

Draußen sind sie dem Konsumterror der Unterhaltungsindustrie ausgesetzt, die als einzige dem Jugendlichen eine gewisse Bedeutung beimisst: als Konsument. Die Schule, die für viele Kinder die einzige Möglichkeit darstellt eine gewisse Aufstiegschance zu ergattern, unterstützt auf ihre Art die soziale Ausgrenzung: Kinder mit Leistungsschwächen werden mit überalterten Unterrichtsmethoden erniedrigt, zurückgesetzt und lächerlich gemacht. Die Medien sind unfähig, den Jugendlichen kritische Informationen zu vermitteln sowie Ratschläge bei der Lebensbewältigung zu erteilen: Auch sie vermitteln nur das Bild vom hirnlosen Konsumenten. Die Parteien, die Gewerkschaften und andere Vereine beklagen sich über den Mangel an Interesse bei der Jugend für ihre Aktivitäten. Dabei sollten sie mal einen kritischen Blick auf ihr eigenes Angebot werfen.

Das Bild des Jugendlichen wird noch immer durch eine erwachsenenzentrierte Betrachtungsweise bestimmt, die sowohl das Kind als auch den Jugendlichen in Psychologie und Pädagogik als noch nicht “fertiges” Wesen, als noch unbeschriebenes Blatt auffasst, auf dein der Erwachsene seine Prägungen hinterlässt, im guten wie im schlechten Sinne. Erziehung wird damit definiert als ein Machtverhältnis von einem Überlegenen zu einem Unterlegenen, einem Starken zu einem Schwachen. Beispiele für wissenschaftliche Studien, die versuchen herauszufinden, was Kinder und Jugendliche wirklich denken, fühlen und wollen, sind selten. Die Rolle des Kindes soll am Anfang des dritten Jahrtausends neu bestimmt werden; das Kind (und damit meine ich natürlich auch den Jugendlichen) soll als Rechtssubjekt aufgefasst werden. Auch wenn Kinder scheinbar viele Rechte haben, besonders in unseren postmodernen Gesellschaften, so gibt es doch noch viele Bereiche, wo die Stellung des Kindes noch drastisch verbessert werden muss. Das ist jedenfalls der Grundtenor der UN-Konvention über die Rechte der Kinder, die inzwischen von fast allen Ländern ratifiziert wurde.

Claude Lapointe in: Le Monde

Professor Verhellen, Experte dieser Konvention, unterscheidet drei Anwendungsbereiche: Schutz (Protection), Dienstleistungen (Provision) und Beteiligung (Participation). Auch wenn die beiden ersten Bereiche in unseren westlichen Ländern in hohem Maße abgedeckt sind, so gibt es doch einen hohen Nachholbedarf im letzten Bereich, dem der Beteiligung.

Nach Auffassung des Netzwerks der Jugendhausbetreiber können unsere Einrichtungen hier eine wichtige Rolle spielen.

Die Jugendhäuser sind eine relativ neue Erscheinung in unserer Gesellschaft. Nach ein paar erfolglosen Experimenten mit selbstverwalteten Jugendhäusern in den 70erJahren sind Mitte der 80erJahre, teilweise mit europäischen Geldern, die sog. “Centres Informations Jeunes” entstanden, die sich bei Neugründungen aber schnell weitere Attribute zugelegten, nämlich “Rencontres” und “Animation”.

In der europäischen Politik ist es leider noch immer so, dass der Mensch erst einen Wert hat, wenn er arbeitet. Bis Maastricht interessierte sich die europäische Politik für die Menschen ausschließlich in ihrer Rolle als Arbeitskraft und alle auf den Sozialsektor bezogenen Programme, die mit europäischen Geldern finanziert wurden, mussten in irgendeiner Weise etwas mit der Vermarktung der Arbeitskraft zu tun haben. (Die Bestimmungen von Maastricht, z.B. die uneingeschränkte Mobilität der Arbeitskräfte und Waren, haben natürlich auch starke Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Kindern und jungen Leuten. Zurzeit wird von europäischen NGO’s ein “Action Programme for Children” vorbereitet, das sich mit den Auswirkungen des Maastrichter Vertrags auf die Kinder befasst.) Auch die luxemburgischen “Centres Informations Jeunes” waren zunächst gedacht, um die Qualifikation unserer Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern durch bessere Information über Aus-und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass diese Aufgabe nicht die Hauptaktivität unserer Zentren sein kann. Die Jugendlichen, die unsere Zentren aufsuchen, wollen mehr: Sie wollen einen Platz, wo sie sich treffen und unterhalten können, wo sie gemeinsame Unternehmungen starten können, etwas trinken, spielen oder einfach nur ausspannen.

Wie jeder Bereich unserer Gesellschaft, der sich entwickelt, entstehen auch hier neue Strukturen. Die Animateure der Zentren hatten schon die Gewohnheit ausgebildet, sich untereinander zu treffen, um ihre Probleme zu besprechen, als ein ähnliches Bedürfnis bei den Trägergesellschaften entstand. Die Jugendhäuser werden fast alle getragen von einer ASBL, die die Funktion des “gestionnaire” erfüllt. Der Verwaltungsrat der ASBL ist zuständig für die Organisation und den tagtäglichen Betrieb der Häuser. Der Staat und die Gemeinde teilen sich die Betriebskosten. Eine Prüfkommission aus Vertretern des Staats, der Gemeinde sowie der ASBL überwacht die Verwendung der zur Verfügung gestellten Gelder. Das klingt so als wäre alles in Butter, in der Praxis stellen sich jedoch zahlreiche Probleme, die nicht auf der Ebene dieser Gremien zu lösen sind.

Als 1993 das “Réseau” der Betreiber gegründet wurde, war seine vornehmliche Sorge die kollektivvertragliche Absicherung der Animateure. Diese wurde realisiert durch den Beitritt zur “Entente des Gestionnaires des Centres d ‘Accueil” (EGCA), die mit den zuständigen Ministerien Kollektivverträge abgeschlossen bat. Hierdurch wird es den Animateuren ermöglicht, den Arbeitsplatz innerhalb des sozialpädagogischen Sektors zu wechseln ohne Verlust ihrer Rechte. Es ist nämlich schlecht vorstellbar, dass ein Animateur bis zum Rentenalter von 65 Jahren in einem Jugendzentrum arbeitet. Es müssen also sinnvolle Übergänge bestehen, dies uni so mehr, wo die Arbeit in den Jungendzentren ziemlich nervenaufreibend ist.

Neben dieser wichtigen arbeitsrechtlichen Frage hat das Netzwerk aber auch versucht eine Reihe von praktischen Fragen zu lösen, so z.B. erfolgte der Abschluss einer Casco-Versicherung für unsere Animateure, wenn sie ihren Wagen dienstlich nutzen; die rückwirkende Anrechnung der “allocation repas” für die Jahre 92 und 93 ist über unser Netzwerk erledigt worden. Vor den letzten Parlamentswahlen hatten wir Gespräche mit den großen Parteien angefragt und sind von LSAP, CSV und DP empfangen worden, um unsere Ideen vorzutragen. Auch die Entschädigungen für die jungen ehrenamtlichen Helfer der Animateure wurden endgültig festgelegt. Worauf wir besonders stolz sind, ist die Tatsache, dass das Netzwerk als Herausgeber der zweiten Auflage des Kompendiums “Jeunes, vos droits et devoirs” fungiert. Dieses Nachschlagwerk ist unter der Leitung von Jos Bewer entstanden und stellt eine wertvolle Hilfe dar für alle Jugendlichen sowie für all diejenigen, die sich mit Jugendlichen befassen.

Als Netzwerk unterstützen wir auch eine Reihe von Forderungen unserer Animateure, ohne damit aber unsere Rollen vermischen zu wollen. Es geht uns dabei um die Sache. Obwohl wir bisher auf einer Wellenlänge gelegen haben, könnte ich mir vorstellen, dass wir nicht immer und zu jeder Frage mit unseren Animateuren einer Meinung sein werden. Das wird sich aber noch zeigen. Dem Jugendministerium haben wir uns als Gesprächspartner angeboten und hatten auch schon angenehme und aufschlussreiche Gespräche mit Madame Delvaux und ihrem Nachfolger, Herrn Bodry.

In diesen Gesprächen haben wir die Hauptforderungen des Netzwerks dargelegt:

Eine Jugendpolitik, die den Bedürfnissen der Jugend und besonders der benachteiligten Jugendlichen entspricht.

Die Aufstellung eines Fünfjahresplanes, der die Entwicklung im Bereich der Jugendhäuser finanziell absichert.

Die Einführung von Kriterien bei der Eröffnung von neuen Häusern.

Der Personalausbau in den Häusern (zwei Erzieher pro Haus).

Die Ausarbeitung eines neuen Finanzierungsmodus usw.

Es ist schön, wenn Gemeinde und Staat zusammenarbeiten, wie in unserem Fall. Was geschieht aber, wenn beispielsweise einer der Partner die bestehende Struktur ausbauen will und der andere zieht nicht mit? Es ist eine Tatsache, dass die Personal kosten den Löwenanteil der Betriebskosten darstellen und ich finde, die müsste der Staat übernehmen. Was sind schon 24 Animateure im Vergleich zu 2400 Lehrern und Profs? Das ist meine persönliche Meinung und in den Verhandlungen mit dem Ministerium muss ausgelotet werden, was möglich ist.

Ich will jetzt nicht die allgemeinen Ziele der Jugendpolitik definieren, aber ich möchte doch ein paar Ideen einbringen, die der Arbeit unserer Jugendhäuser förderlich wären. Es wäre gut, wenn die Jugendlichen in den Gemeinden schon mit 16 Jahren mitwählen dürften; wenn es ständige Vertretungen von Jugendlichen gäbe wie die Jugendkommission, die mit mehr Macht ausgestattet würden, um ihren Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungsprozesse geltend zu machen. So könnte man sich auch kommunale Jungenddienststellen vorstellen, die ihre Aufgabe nicht nur im Organisieren von Discos sehen würden.

6

Journée de réflexion du Réseau des Centres de Rencontre et d'Information pour Jeunes

Larochette 30 janvier 1995

Här Minister Bodry,

Léif Éieregäscht, léif Kollegen an Frënn

Wa mer haut mat esou enger onerwaart grousser Bedeelegung di éischt "Journée de réflexion" vum Réseau vun de Jugendhaiser erëffne kënnen, dann ass dat ee Beweis fir d’Aktualitéit an d ‘Drénglechkeet vun deenen Problemer, di haut ugeschwat ginn.

Mier liewen an enger Zäit wou villes an d'Waasser fält wat eis léif an erhalenswäert war. Domat mengen ech net déi Saachen déi a muenchem Keller en Affer vum Héichwaasser gi sinn. Si kann een ersetzen. Mä domat mengen ech déi sozial Errongenschaften vun eiser aktiver Bevëlkerung di méi wie jee a Gefor sinn an di sozial Netzwierker, an deenen d ‘Kanner bis ewell grouss gi sinn: D ‘Famill, de Quartier, d ‘Duerf an d’ Stad. Vill Famillen zerfalen, duerch d'Migratioun ginn Kanner getrennt vun hiren Grousselteren an den aneren Memberen vun der erweiderter Famill. Soziologen aus allen europäesche Länner stellen ausserdeem fest, dass mer eis ëmmer méi a Richtung vun enger 2/3 Gesellschaft entwéckelen. 2/3 vun de Leit an eise Länner hunn e relativ héijen Liewensstandard, ma op der anerer Säit entwéckelt sech eng Klass vu Leit, déi ëmmer méi an de Misär eragedréckt ginn. Och wann hei zu Lëtzebuerg d‘Auswierkungen vun dëser Entwécklung nach net esou spierbar sinn ewéi an eisen Nopeschlänner, da geet et dach däitlech Unzeechen dofir.

Dat neit Proletariat, wat sech lues a lues entwéckelt, ass Affer vun Aarbechtslosegkeet, zouhuelender Aarmut, Iwwerverschëldung a sozialer Ausgrenzung. D ‘Wëssen op der enger Säit, dass een aus eegener Ustrengung souzesoen ni aus sengem Misär erauskomme kann an di gelieften Realitéit vu sozialer an ekonomescher Marginaliséierung op der anerer Säit sinn de idealen Nährbuedem fir eng "no-future" Mentalitéit an förderen d ‘Opkommen vun reaktionären a rassisteschen Ideologien.

Besonnesch betraff vun dëser Entwécklung ass e groussen Deel vun eise Jugendlechen, fir déi et praktesch onméiglech ass, aus dem Däiwelskrees vun Aarmut an sozialer Ausgrenzung erauszekommen. Bei hinnen kënnt eent bei d ‘anert: En Elterenhaus, wat oft duerch Streit an Trennung gezeechent ass, mat ganz wéinegen materiellen Ressourcen, Ofleenung duerch d ‘Noperschaft an d'Spillkomeroden, Versoen an der Schoul, Problemer, fir bei ausserschouleschen Aktivitéiten bei der Staang ze bleiwen, Erfarongen mat Fleegefamillen an Heim-Placementer, keng Beruffsausbildung asw.

Eis Gesellschaft setzt do wéi di dräi Afen: Si héiert näischt, si gesäit näischt, an si seet näischt. Jugendlecher sinn praktesch nach ëmmer keen Thema fir d ‘Politik, an der Famill an och an der Schoul ginn se sech selwer iwwerlooss: Pass dech un oder du flitts! Dobaussen sinn se dem Konsumterror vun der Ënnerhalungsindustrie ausgesat, di als eenzeg dem Jugendlechen eng gewëssen Bedeitung bäimoosst: als Konsument. D ‘Schoul, fir vill Kanner di eenzeg Méiglechkeet, eng kleng Chance fir e sozialen Opstig ze kréien, ënnerstëtzt op hir Manéier d ‘sozial Ausgrenzung: Kanner mat Leeschtungsproblemer ginn mat Unterrechtsmethoden vun Anno Tubak ernidderegt, duergeheit a lächerlech gemaach. D ‘Medien bréngen et net fäerdeg, de Jugendlechen kritesch Informatiounen ze vermëttelen an hinnen Rotschléi bei hirer Liewensbewältegung ze ginn: Och hei d ‘Bild vum bedéngungslosen, hiramputéierten Konsument. D ‘Parteien, d ‘Gewerkschaften an aner Veräiner bekloen sech iwwert de Mangel un Interesse bei der Jugend fir hir Aktivitéiten. Dobäi wier et awer gutt, wann se emol e kritesche Bléck op hiert eegent Ugebuert géifen geheien.

D ‘Bild vum Jugendlechen gëtt nach ëmmer bestëmmt duerch eng erwuessenenzentréiert Betruechtungsweis, di souwuel d ‘Kand wéi och den Jugendlechen an Psychologie an Pädagogik als eppes gesäit, wat nach net "fäerdeg" ass, als en onbeschriwwent Blat, wou den Erwuessenen seng Marken hannerléisst, am gudde wéi am schlechte Sënn. Erzéiung ass domat definéiert als eng Muechtbezéiung vum Iwwerleeënen zum Ënnerleeënen, vum Staarken zum Schwaachen. D ‘Beispiller aus der Wëssenschaft si rar wou probéiert ginn ass, erauszefannen, wat d ‘Kand an de Jugendlechen wierklech denken, fillen a wëllen. Dem Kand seng Roll soll um Ufank vum drëtten Joerdausend nei definéiert ginn; d ‘Kand (an domat mengen ech natierlech och de Jugendlechen) soll als Rechtssubjekt begraff ginn. Och wann d ‘Kanner scheinbar vill Rechter hunn, besonnesch an eisen postmodernen Gesellschaften, sou gëtt et ganz vill Beräicher, wou d ‘Stellung vum Kand nach drastesch verbessert ka ginn. Dat ass op alle Fall de Grondtoun vun der UN-Konventioun iwwert d ‘Rechter vun de Kanner, déi an tëschent vun bal allen Länner ratifizéiert ginn ass.

De Professer Verhellen, Spezialist vun der Konventioun, gesäit dräi Beräicher, wou si soll ugewannt ginn: Schutz (Protection), Déngschtleeschtungen (Provisioun) an Bedeelegung (Participatioun). Wann di zwee éischt Beräicher an eise westleche Länner an engem zimlech héije Moss ofgedeckt sinn, dann hunn mer an deem leschten Beräich, nämlech der Participatioun, nach villes opzehuelen.

No der Opfaassung vum Réseau vun de Jugendhaiser kënnen eis Zentren hei eng wichteg Roll spillen.

D ‘Jugendhaiser sinn eng relativ rezent Erscheinung an eiser Gesellschaft. No e puer erfolleglosen Experimenter an den 70er Joren mat selbstverwalteten Jugendhaiser sinn Mëtt der 80er Joren, deelweis mat europäeschen Gelder, di sougenannten "Centres Informations Jeunes" entstanen, déi sech bei Neigrënnungen awer séier nach aner Attributer ginn hunn, nämlech "Rencontres" an "Animatioun".

An der europäescher Politik ass et leider nach ëmmer esou, dass de Mënsch eréischt eppes wäert ass wann e schafft. Bis Maastricht huet sech europäesch Politik dofir och ausschliisslech um Mënsch a senger Roll als Aarbechtskraaft interesséiert an all Programmer am Sozialsektor, di mat europäeschen Gelder subventionéiert gi sinn haten vun no oder vu weit ëmmer eppes mat der Vermaartung vun der Aarbechtskraaft ze dinn. (D ‘Bestëmmungen vun Maastricht selwer, z.B. di onageschränkten Mobilitéit vu Aarbechtskräften an Wueren, hunn natierlech och grouss Auswierkungen op d'Existenzbedingungen vu Kanner a jonke Leit; zur Zäit gëtt vun europäeschen NGO´s en "Action Programme for Children" virbereet, dat sech mat den Auswierkungen vum Vertrag op Kanner befaasst). Och eis CIJ waren am Ufank geduecht fir d ‘Qualifikatioun vun eise Jugendlechen um Aarbechtsmaart ze verbesseren duerch eng besser Informatioun iwwer Aus- a Weiderbildungsméiglechkeeten.

D ‘Entwécklung an deenen leschten Joren huet awer gewisen, dass des Missioun net Haaptaktivitéit vun eise Zentren si kann. Di Jugendlech, di an eis Zentren kommen, wëlle méi: Si wëllen eng Plaz, wou si sech kennen treffen, mateneen diskutéieren, Saachen kennen zesummen ënnerhuelen, eppes drénken, spillen, oder och einfach ausspanen.

Wéi an all Beräich vun eiser Gesellschaft, den sech entwéckelt, entstinn nei Strukturen. D ‘Animateuren aus de Zentren haten schonn d ‘Gewunnecht, sech ze treffen, fir hir Problemer ënnereneen ze diskutéieren wéi datselwecht Bedierfnis sech och bei den Trägergesellschaften bemierkbar gemaach huet.

Wéi der wësst, huet praktesch all Jugendhaus seng a.s.b.l., di d ‘Funktioun vum "gestionnaire" erfëllt. De conseil d'administration vun der asbl ass verantwortlech fir d ‘Organisatioun an den deeglechen Fonctionnement vun den Haiser. De Staat an d ‘Gemengen deelen sech d ‘Käschten vum Fonctionnement. Eng "Commission de Surveillance", zesummegesat aus Vertrieder vun Staat, Gemeng an asbl iwwerwaacht d'Verwendung vun den investéierten Gelder. Dat klengt ewéi wann alles am Botter wär, mä an der Praxis stellen sech vill Problemer, di net op dem doten Niveau geléist kenne ginn.