Das Ego will nicht sterben I - Helma Schäfer - E-Book

Das Ego will nicht sterben I E-Book

Helma Schäfer

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Beschreibung

Helma Schäfer beschreibt, wie sie aus dem Ego-Mensch-Zustand zu ihrem wirklichen Selbst, einer dynamischen Bewusstseinsenergie, unendlich und ewig, erwacht. Kernthema ist die Auseinandersetzung mit den karmischen Schuldvorstellungen und die Selbstverzeihung, als Voraussetzung, in den Zustand des Ich-bin-Menschen zu gelangen, erfüllt von innerem Frieden und bar jeder Konflikte. Im Prinzip besteht spirituelles Erwachen in der Erinnerung an sich selbst, indem das ursprüngliche Selbst einerseits freigelegt wird, aber jetzt erst, nach dem Gang durch die Illusionen und den Verführungen des Maya, bewusst erlebt und gewusst werden kann.

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Inhaltsverzeichnis

Von der Liebe

Vorrede

Vorbereitung

Einführung

Einleitung in die Wegstrecken

Kurzbeschreibung der einzelnen Wegstrecken

Erste Wegstrecke

Zweite Wegstrecke

Dritte Wegstrecke

Vierte Wegstrecke

Fünfte Wegstrecke

Sechste Wegstrecke

Siebte Wegstrecke

Achte Wegstrecke

Neunte Wegstrecke

Zehnte Wegstrecke

Elfte Wegstrecke

Zwölfte Wegstrecke

Dreizehnte Wegstrecke

Vierzehnte Wegstrecke

Fünfzehnte Wegstrecke

Sechzehnte Wegstrecke

Siebzehnte Wegstrecke

Achtzehnte Wegstrecke

Neunzehnte Wegstrecke

Zwanzigste Wegstrecke

Einundzwanzigste Wegstrecke

Integration und Abrundung

Bildergalerie

Spirituelle Reiselektüre

Von der Liebe

„Winkt dir die Liebe, so folge ihr,

sind auch ihre Wege hart und steil.

Und umfängt sie dich mit ihren Flügeln, so ergib dich ihr,

mag auch das unter ihrem Gefieder verborgene Schwert dich verwunden.

Und redet sie mit dir, so trau ihrem Wort,

mag auch ihre Stimme deine Träume erschüttern,

so wie der Nordwind den Garten verwüstet.

Denn gleich wie die Liebe dich krönt, so wird sie dich kreuzigen.

Wie sie deinen Lebensbaum entfaltet, so wird sie ihn beschneiden.

Wie sie emporsteigt zu deiner Höhe und die zartesten

Zweige liebkost, die in der Sonne erbeben,

ebenso wird sie hinabsteigen zu deinen Wurzeln und

sie aufrütteln in ihrem Festklammern am Erdboden.

Gleich Garben von Korn rafft sie dich an sich,

sie drischt dich, um dich zu entblößen,

sie siebt dich, um dich von Spreu zu befreien,

sie zermalmt dich, bis du weiß bist,

sie knetet dich, bis du geschmeidig bist.

Und dann beruft sie dich an ihr heiliges Feuer, auf dass du

heiliges Brot werdest zu Gottes heiligem Festmahl.

All das soll Liebe dir antun, auf dass du kenntest das Geheime

deines Herzens und in diesem Wissen ein Bruchteil

werdest vom Herzen des Lebens.

Doch suchst du in deiner Angst nur der Liebe Ruh und der Liebe Lust,

dann tätst du besser, deine Nacktheit zu verhüllen

und der Liebe Tenne zu entfliehen,

in die schale Welt, wo du wirst lachen, doch nicht dein

ganzes Lachen und weinen, doch nicht all deine Tränen.

Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als aus sich selbst heraus.

Liebe besitzet nicht und läßt sich nicht besitzen.

Denn Liebe genügt der Liebe.

Wenn du liebst, so sage nicht: Gott ist in meinem Herzen,

- sage lieber: Ich bin in Gottes Herzen.

Und denke nicht, du könntest der Liebe Lauf lenken, denn Liebe,

so sie dich würdig schätzt, lenkt deinen Lauf.

Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen...“

Kahlil Gibran1

1 aus: Der Prophet

Vorrede

Das Buch beschreibt meinen seelischen Befreiungsprozess aus dem Gefängnis des mit der Form identifizierten und sich als von anderen getrennt erlebenden materiellen Bewusstseins.

Ohne dass es mir bewusst gewesen war, ging dem direkten Jahre dauernden Erlösungsprozess eine lebenslange Vorbereitungszeit voraus, die in mehrere Etappen untergliedert war. Speziell in den 20 Jahren davor stimmte ich mich auf geistige Vorstellungen ein, arbeitete an spirituellen Einstellungen und Haltungen, übte mich in positiven Gedankenprogrammierungen und heilte mich auf energetischer Ebene. Je älter ich wurde, desto wohler und gesünder fühlte ich mich.

Während der Katharsis und Erlösung schrieb ich meine inneren Prozesse auf. Ohne es zu beabsichtigen, ergab sich eine vollständige Dokumentation. 21 Befreiungs- und eine mehrjährige Integrationsphase kristallisierten sich heraus. Schicht für Schicht wurden die Krusten des materiellen Bewusstseins abgetragen. Mein wahres Sein kam zum Vorschein, unberührte und reine Heilheit. Die verlorene Tochter kehrte zu Fuß nach Hause zurück.

Durch den Erlösungsprozess wurde ich vom Inneren heraus geführt. In den Texten benutze ich für mein inneres „Gegenüber“ unterschiedliche Begriffe: innere Stimme, das Innere, das Geistige, der Eine, lebendiges Leben, Gott, Vater, das Göttliche. Christus, den ich auch als Meister bezeichne, ist der einzige, der in meinem Inneren eine Form hatte. Sie war notwendig, damit ich ihn erkennen konnte und verstehe sie als die Projektion der Christusenergie auf der Ätherebene. Laut Rudolf Steiner2 ist es die aktuelle Erlösungsebene. Jetzt brauche ich diese Formvorstellung nicht mehr. Das Christusbewusstsein ist das vollbewusste Sein. Das Wort Sein erscheint mir jetzt auch am geeignetesten dafür. Ich bin Teil dieses Seins. Es besteht in einem frei fließenden Kontakt, unterlegt von Friede und Freude, in Verbindung mit einem Gefühl ständiger Erfülltheit, von keinem Denkkonzept mehr überlagert.

Im Ergebnis bestand der Befreiungsprozess darin, mein Denken immer mehr mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen und zu erkennen, dass die Schwierigkeiten in der Welt auf falschen Annahmen über das Leben beruhen. Die Selbstbewusstwerdung besteht in dem Erkennen seines wahren Seins. Der Weg durch die Täuschung ist dafür die Bedingung.

Absichtslose Absicht ist, durch die Beschreibung der „schonungslosen Selbstkonfrontation“3 „anderen“ bei der Einordnung ihren Erlebens während des geistigen Erwachens behilflich zu sein und sie in ihrer eigenen Transformationsarbeit mit den dargestellten Mitteln zu unterstützen.

So „verrückt“ die beschriebenen Erfahrungen für Menschen im Bewusstsein der Trennung erscheinen mögen, so ist es doch das, was mir geschehen ist. Die eigene Wahrheit, die die Wahrheit aller ist, nämlich sich selbst zu sein und Teil des einen Lebens, ist allerdings kognitiv nicht vermittelbar. Andere können es nur glauben, solange sie nicht selbst im Prozess des direkten spirituellen Erwachens sind.

Die Wiederauferstehung im Geist, das Erwachen oder das Ostern, das jede Seele am Ende ihrer persönlichen Zeit erlebt, ist nicht das Ergebnis von „Verdiensten“, sondern findet statt, wenn die Seele vollkommen herausgearbeitet ist. So wie man im Herbst die Apfel pflückt, weil sie reif geworden sind, wird die voll entwickelte männlich-weibliche Seele aus dem Zustand des geistigen Abgetrenntseins herausgelöst. Der Transformationsprozess gleicht einem Paradigmenwechsel. Dasselbe bekommt eine völlig neue Bedeutung.

Sehr viele Seelen sind schon, werden gerade, oder stehen kurz davor, im Geist wiedergeboren zu werden, und benötigen dabei Beistand und Hilfe. Die während der Katharsis zu erlebenden Zustände sind extreme gedankliche, gefühlshafte und energetisch-körperliche Erfahrungen, bei denen jede Art von Hilfe genau der Strohhalm ist, den man braucht, um weiter durch die Befreiung gehen zu können. Sie erfolgt angepasst an die individuelle Seelenform und nicht mehr allein in Klöstern oder sonstiger Weltabgeschiedenheit, sondern immer mehr mitten im Alltag.

21861 - 1925, Begründer der Antroprosophie

3Sigmund Freud, 1856 - 1939, Begründer der Psychoanalyse

Vorbereitung

Mit vier Jahren, im Sommer durch den Garten schlendernd, hörte ich mich sagen „ich bin ich“. Im selben Jahr erlebte ich bewusst, dass ich meine Mutter, als sie mit einer Gehirnerschütterung im abgedunkelten Schlafzimmer lag, als fremd empfand. Mit 19 Jahren erkannte ich mich als innengeleitet. Und mit 21 Jahren entschied ich, nicht mehr die Welt verändern zu wollen, sondern mich selbst.

Damals studierte ich Politik und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Hauptsächlich beschäftigte ich mich jedoch, sowohl theoretisch als auch praktisch, mit Pädagogik, Gruppendynamik, Themenzentrierter Interaktion und Psychoanalyse. Als ich 24 Jahre alt war, begann mein Staatsexamen.

Nachdem die schriftliche Examensarbeit abgeliefert war, fuhr ich für drei Tage mit einer Kommilitonin ins Grüne. In der zweiten Nacht wachte ich zwischendurch auf und der ganz klare Gedanke war da, noch Psychologie zu studieren. In einem Schulaufsatz in der zwölften Klasse hatte ich als Berufsvorstellung Schulpsychologin angegeben. Mir war es logisch erschienen, zuerst für ein Lehramt zu studieren, um mich später in die Perspektive eines Lehrenden hineinversetzen zu können. Den Gedanken an ein Psychologiestudium hatte ich zwischenzeitlich „vergessen“.

Der für mich zuständige Studienberater wusste alles über die Zulassungskriterien, da er sich für sich selbst erkundigt hatte, und war deswegen in der Lage, mich optimal beraten zu können. Ein zweites Studium konnte damals nur noch als Doppelstudium absolviert werden. Das erste Studium wurde als Wartezeit anerkannt und meine Mutter war bereit, mir auch das zweite zu finanzieren.

Deswegen unterbrach ich das Examen und verschob die mündlichen Prüfungen um ein halbes Jahr. Diese Frist brauchte ich, um mich für einen Studienplatz zu bewerben. Im Februar 1979 kam der zustimmende Bescheid, auch für meinem Wunschort. Danach schloss ich das Staatsexamen ab und zog um.

Durch die völlige Veränderung der Lebensumstände, allein in einer großen Stadt, Familie, Freunde und Bekannte weit weg, war ich psychisch sehr durchlässig und spürte, wie innerhalb des ersten halben Jahres Energien in mich einzogen. Sie fühlten sich nicht als bedrohlich an und ich hatte den Eindruck, sensibler und empfindsamer zu werden.4 Weil ich mit 30 Jahren fertig sein wollte, studierte ich sehr schnell.

Mit 28 Jahren traf ich Hans, meinen langjährigen Lebenspartner. Kurz bevor wir uns kennenlernten, hatte ich den Eindruck, an eine mentale Grenze gestoßen zu sein. Da ich eine Bücherratte war, las ich viel, aber die Inhalte befriedigten mich nicht mehr und ich hatte angefangen, mich zu langweilen. Überraschend war, dass er der erste Mensch war, bei dem ich mich völlig zu Hause fühlte. Im Umkehrschluss bedeutete es, dass ich mich bisher nirgends geborgen und aufgehoben gefühlt hatte.

Neben seinem für mich ungewöhnlich spontanen und unkonventionellen Auftreten, hatte er Interessen und Fähigkeiten, durch die sich mir eine neue Welt eröffnete.

Beispielsweise konnte er anderen zutreffend aus der Hand lesen. Zwar noch unsicher, ob man sich als „seriöser“ Mensch mit solchen Themen beschäftigen darf, besorgte ich mir diesbezügliche Literatur und übte, Hände zu lesen. Die Beschäftigung damit erweiterte auch mein Bild von mir selbst. Mit der Zeit legte ich mir eine Systematik von Deutungen zu und fand über Hände schnell Zugang zur Persönlichkeit des Handeignenden. Erstaunt war ich, wie offen die meisten Menschen dafür waren und wie schnell sie vertrauten.

Ebenfalls durch ihn angeregt, begann ich, mich mit Astrologie zu beschäftigen. Wie auch das Handlesen, benutzte ich sie vor allem zur Erkenntnis meiner selbst, und erinnere mich noch, wie ich anfangs befürchtete, die Sterne könnten mir enthüllen, dass ich ein schlechter Mensch sei.

Außerdem kam ich durch Hans in Kontakt zu alternativen Heilmethoden wie zum Beispiel Homöopathie und Akupressur. Gleichzeitig war er ein kreativer Koch und ich lernte völlig neue Nahrungszubereitungsformen kennen. Besonders war, dass er kein Fleisch aß, und es fiel mir leicht, ebenfalls damit aufzuhören. Von jeher hatte ich Gemüse und Salate bevorzugt und war nur gewohnt, Fleisch zu essen. Mein Körper fing an, sich leichter und durchlässiger anzufühlen.

Auffällig war, dass Hans Wahrnehmungen hatte, die über das Normale hinausgingen. Schnell und klar erkannte er beispielsweise Handicaps einzelner Menschen und konnte sie treffend benennen. Auch schien er Gedanken von anderen lesen zu können. Außerdem verfügte er über ein inneres Sehen, mit dem er die Aura von Menschen wahrnehmen und deuten konnte. Meistens verzichtete er darauf, weil die damit verbundenen Eindrücke negativ anstrengend waren.

Durch ihn lernte ich die Bücher Bo Yin Ra’s5 kennen. Hans hatte sie mit einem Seil zusammengebunden. Verbunden mit dem Kommentar „das ist pure Energie“, legte er einmal mit machtvoller Geste seine Hand auf das Paket, und beeindruckte mich damit tief. Außerdem pflegte er mit der ihm eigenen Dramatik die ersten Zeilen aus Kahlil Gibrans „Von der Liebe“ zu zitieren.

Mich beglückte, dass die wahrgenommene mentale Schranke durchbrochen war und sich mir eine neue schillernde Welt offenbarte. Mit Hans begann aber auch die Zeit, ständig in materiellen Schwierigkeiten zu sein, wobei er jedoch so eine Stärke, Zuversicht und Lebendigkeit ausstrahlte, dass alles bewältigbar schien. Wir genossen es beide, mit unserem Kind ein intensives gemeinsames Leben zu führen. Da er nur Auftragsarbeiten hatte, und nicht fest in einen Acht-Stunden-Tag eingebunden war, verbrachten wir viel Zeit miteinander.

Nach meinem Diplom zogen wir auf’s Land. Der Tag meiner letzten Prüfung war auch der Tag, an dem uns das Haus gehörte, das wir kurz vorher gekauft hatten, ein völlig maroder, hässlicher Resthof mit einem halben Hektar Land. Bis unser Kind viereinhalb Jahre alt war, blieb ich zu Hause, entdeckte meine Liebe zur Gartenarbeit, sammelte Kräuter und war voller Hoffnung, dass sich auch das Finanzielle im Laufe der Zeit in regelmäßige Bahnen entwickeln würde.

Erst nach einiger Zeit dämmerte mir, dass Hans und Geld zwei Dinge waren, die sich gegenseitig ausschlossen. Hatte man mehr, gab man mehr aus, hatte man weniger, gab man trotzdem etwas mehr aus. Vor allem diente es dafür, anderen zu helfen. Geld sparen, Sicherheiten zurücklegen, regelmäßiges Einkommen und Ausgabenplanung waren für ihn Fremdworte. Seine Sorglosigkeit zog mich an und entsprach auch mir seelisch.

Nachdem ich erkannt hatte, dass Hans keine Talente zum Geldverdienen hatte, beschloss ich, aktiv zu werden, und führte erste Kurse an der örtlichen Volkshochschule durch. Außerdem fand ich über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme6 des Arbeitsamts für ein Jahr eine Stelle in der örtlichen Erziehungsberatung.

Durch die dortigen Kollegen erfuhr ich von einer neuen psychotherapeuthischen Methode, dem Neurolinguistischen Programmieren7. Schon seit Jahren war ich am Überlegen gewesen, in welcher Therapierichtung ich eine Ausbildung machen wollte. Die Information, dass im Rahmen von NLP bewusste therapeutische Tools vermittelt würden, zog mich an. 1989 besuchte ich das erste Grundlagenseminar.

Mit der ABM-Stelle begann eine Zeit, in der, gebündelt in fünf Jahren, sehr viel parallel lief. Neben der Ausbildung in NLP fing ich an, Seminare zu den Themen Selbstmanagement und Kommunikation zu entwickeln. Im Anschluß an die ABM-Maßnahme wurde ich Gleichstellungsbeauftragte in Teilzeit, arbeitete zusätzlich als Honorarkraft im Rahmen eines Arbeitssuchendenprojekts und führte bis zu sechzehn Wochenenden pro Jahr an Seminaren durch. Hans hielt mir den Rücken frei und sorgte vorbildlich für unser Kind. So konnte ich ungestört meiner Berufstätigkeit nachgehen.

Unser Sohn ging in der Grundschule auf eine neugegründete Waldorfschule. Parallel zu allen Aktivitäten las ich weiterhin spirituelle Literatur, jetzt Rudolf Steiners Gesammelte Werke, und gewöhnte mich an den Gedanken, dass in unserem Inneren eine riesiger Raum sei, der wirklicher wäre, als das, was ich gelernt hatte, als Wirklichkeit zu betrachten. Besonders interessierte mich seine Beschreibung, innere Augen und Ohren zu entwickeln, um im Inneren sehen und hören zu können.

Außerdem las ich in dieser Zeit Bücher von Markides8. In dreien von ihnen steht Daskalos, ein spiritueller Heiler aus Zypern, im Mittelpunkt. Speziell beschäftigte mich der Hinweis von Daskalos, dass man durch seine Gedanken Energieformen, sogenannte Elementale, bildet. Deshalb sei es von besonderer Bedeutung, auf seine Gedanken zu achten, um nicht negative Gedankenformen zu schaffen.

1992 kam ich in Kontakt mit Büchern Thich Nath Hanh’s 9 . In ihnen variiert er auf immer neue Weise das Thema Achtsamkeit, der Kern der buddhistischen Lehre. Zwischenzeitlich hatte ich nämlich angefangen, im Rahmen der Gesundheitsprävention einer großen Krankenkasse Entspannungskurse zu geben und suchte nach Methoden, die innere Ruhe erzeugen. Im Laufe der Zeit wurden die Vermittlung von und Übungen zur Achtsamkeit zu einem zentralen Element meiner Entspannungs- und Stressmanagementkurse.

1993 begann ein kurzfristiger finanzieller Hype. Von meiner Mutter vorzeitig übertragenes Ackerland war in Bauland verwandelt worden und der Verkauf bescherte uns unerwarteten Wohlstand. Endlich konnten wir beginnen, das Haus zu renovieren. Weil er ein begabter Handwerker und Künstler war, wollte Hans viel selbst machen, beschaffte sich eine vollständige Holzwerkstatt und sanierte den Kern des Hauses.

Ab 1995 spürte und „sah“10 ich, wie die Geldenergien von mir wegzogen. Hans gab das Geld mit vollen Händen aus und ich hatte das Gefühl, mich nicht dagegen wehren zu können. Außerdem wäre ich mir kleinkariert vorgekommen, ihm die Freude daran zu vermiesen.

Ende 1995 begann die Katastrophe. Der Verkauf des letzten Grundstücks zog sich hin. Als wir schließlich Käufer gefunden hatten, und der Vertrag unterschrieben war, wurde noch in der Vier-Wochen-Übergangs-frist11 für die beiden Käuferparteien sichtbar, dass es Uneinigkeiten wegen der Vermessung gab. Da mir das Grundstück formal noch gehörte, forderte mich die sich benachteiligt fühlende Partei auf, dafür zu sorgen, dass anders zu vermessen wäre. Außerdem wurde die Eintragung in das Grundbuch durch ihren Einspruch gestoppt.

In den nachfolgenden Jahren war ich mit den sich jeweils gegenseitig ausschließenden Einzelwillen beider Käuferparteien konfrontiert, die über mich die eigenen Interessen durchsetzen wollten. Egal was ich tat, es war falsch.

Die Auszahlung des Geldes war gestoppt, und es drohten Prozesse. Wir brauchten das Geld aber dringend. Denn in der Hoffnung, dass sich bald alles klären würde, hatten wir weiter das Haus renoviert und uns bei unserem Geldinstitut verschuldet. Der auf einem Anderkonto geparkte Kaufpreis diente dafür als Sicherheit. Außerdem hatte ich in der Absicht, mich selbstständig zu machen, meine Stelle gekündigt, und wir hatten keine regelmäßigen Einnahmen.

Damals verbrachten wir viel Zeit mit Bankenvertröstungsgesprächen und verloren alle Prozesse. Letztlich war ich immer nur froh, wenn etwas zu Ende war. Unmengen von Zinsen waren fällig, endlose Rechtsanwaltsund Gerichtskosten mussten beglichen werden, unbezahlte Rechnungen stapelten sich, der Weiterbau des Hauses stand still.

Wir versilberten alles, was nur möglich war. Ohne Ausnahme ergab sich auf den gefühlt „letzten Metern“12 immer, dass das Schlimmste abgewendet werden konnte. Daneben bemühte ich mich um Aufträge. Sie kamen unregelmäßig, und meistens wusste ich vorher nicht, ob ein Seminar stattfinden würde oder nicht. Fiel es wegen mangelnder Teilnehmerzahlen aus, bedeutete es den kompletten Honorarausfall. Diesbezüglich gab es keine „Sicherheiten“. Aus diesem Grund waren die Einnahmen schwankend und nicht berechenbar.

Da wir uns aus Geldmangel äußerlich kaum bewegen konnten, blieben wir zu Hause. In diesen Jahren verspürte ich einen intensivierten seelischen Hunger nach spiritueller Literatur und las Unmengen davon. Dabei war ich für alle Richtungen offen. Ob Buddhismus, Sufismus, christlich geprägte Esoterik, gechannelte Literatur, an keine religiöse Richtung gebundene Texte, alles saugte ich auf, „Reiseberichte“ in ein „Land“, worauf ich mich, ohne es damals zu wissen, vorbereitete, selbst zu „reisen“. Die Unterschiedlichkeit aller Ansätze verstand ich als gegenseitige Ergänzung, um die Vielfalt des neuen „Landes“ zu erspüren. Auf diese Weise war ich auf nichts festgelegt und konnte meinen eigenen Weg gehen.

Für die Themen Reinkarnation und Karma war ich von Anfang an offen, weil es mir logisch erschien, dass man viele Verkörperungen braucht, um sich seelisch weiterzuentwickeln. Dadurch lassen sich auch die Unterschiede zwischen Menschen erklären. Ein guter Mensch hat schon viele Inkarnationen hinter sich und konnte Tugenden und Fähigkeiten erwerben, während eine noch wenig inkarnierte Seele kaum Gelegenheit zum Lernen hatte. Das „Böse“ ist das Unbewusste und Unerfahrene.

Damit in Verbindung steht das Karmagesetz. Vor allem durch die Bücher White Eagle’s13 verankerte sich für mich der Lernaspekt des Karmas. Indem man unbewusst „Böses“ anrichtet und es später als Leid, das einem widerfährt, erlebt, entwickelt sich die Seele. Die Bücher über die Readings von Edgar Cayce14 bewiesen auf praktischer Ebene die Existenz von Reinkarnation und Karma als geistige Entwicklungsbedingungen.

Im Rahmen eines NLP-Seminars erlebte ich mit Hilfe der Time-Line Technik15, dass ich ein Problem aus einer anderen Inkarnation mitgebracht hatte. Auf meiner eigenen Zeitlinie „ging“ ich dorthin zurück und bearbeitete mein Problem, nämlich „damals“ nicht ausgedrückter Wut.

In einer direkt vorangegangenen Time-Line-Übung, die bis ins Vorgeburtliche zurückreichte, wurde mir bewusst, dass der frühe Tod meines Vaters die Bedingung war, mich zu inkarnieren. Kurz nach meiner Geburt erkrankte er schwer und verstarb eineinhalb Jahre später.16

Zusätzlich machte ich die Erfahrung, dass ich als Bewusstsein meinen Körper benutze. In einem extrem nach innen gerichteten Zustand am Tiefpunkt unserer materiellen Probleme rückte auf einmal für einen Moment mein Bewusstsein mehrere Zentimeter aus dem Körper und ich hatte deutlich den Eindruck, ihn zu besiedeln.

Ebenfalls in diese Zeit fiel ein inneres Ereignis, dass ich erst später in seiner Bedeutung würdigen konnte. Im Rahmen einer geführten Trance während einer NLP- und Healthfortbildung entstand in mir ein inneres Bild für Gesundheit. Ich „sah“ eine riesige planetare Ebene, rechts gleißendes Licht und linkseitig eine steile Bergkette. Auf deren Schattenseite kämpften sich unendlich viele Wesen die Steigung nach oben, dem lichten Bergkamm entgegen. Ebenso unendlich viele hatten den Gipfel schon erreicht, und bewegten sich ins Tal dem Licht entgegen.

Später erst wurde mir bewusst, dass es eine Vision war. Aus dem Schatten heraus strebt alles nach dem Licht.

Durch einen Rutengänger kam die Radiästhesie17 in unser Leben. Wir beschäftigten uns mit Pyramidenenergien und Farbtherapie, und ich entdeckte meine Fähigkeiten zum Pendeln.

Durch das Pendeln wurde mir ganz basal bewusst, wie stark das eigene Denken auf Wünschen, Hoffnungen sowie Gut- und Bösebewertungen beruht. Um das Pendelergebnis nicht zu verfälschen, übt man, darauf zu achten, keinerlei eigene Vorstellungen aufrechtzuerhalten, sondern völlig neutral zu sein. Ein langjähriges Training in Wunschlosigkeit und Selbstbewusstheit.

Zur Beruhigung meiner inneren Panik wegen ständig drohender Pfändungen und Vollstreckungen fand ich heraus, dass ein körperlicher Energieausgleich18 dazu führte, dass ich mich entspannen und wieder zur Ruhe kommen konnte. Umgekehrt brachte ein Panikgedanke sofort meine Energien zum „Kippen“.

Diese Erfahrung motivierte mich, mich mit Positivem Denken zu beschäftigen. Die bewussten positiven Gedankenausrichtungen beruhigten und glichen mich aus. Im Laufe der Zeit verbrachte ich immer mehr Zeit mit positiven Gedanken, und spürte, wie es mich seelisch stabilisierte. Am absoluten materiellen Nullpunkt begann ich konsequenterweise, Seminare in Positivem Denken zu geben.

Daneben atmete ich jahrelang fast täglich visualisierte Regenbogenfarben in meinen gesamten Organismus ein. Mich hungerte förmlich nach diesen Farben. Danach fühlte ich mich jedes Mal ausgeglichen und entspannt. Irgendwann war ich „satt“ und brauchte sie nicht mehr.

So oft ich konnte, gewöhnte ich mich daran, nach innen gerichtet zu sein. Im Laufe der Zeit entwickelte ich ein immer präziseres Gefühl für Stimmungen und Energien, und fing an, mich in meinem Handeln nur noch davon leiten zu lassen.

Immer mehr stellte sich auch die Gewohnheit ein, mich selbst hinsichtlich meines aktuellen Verhaltens und Tuns zu beobachten, ohne es bewerten oder steuern zu wollen.

Mit Mitte vierzig bemerkte ich, dass meine Stimme frei wurde und mir auf einmal der volle melodische Ausdruck zur Verfügung stand. Trotzdem sistierte nach wie vor das seit meiner Kindheit bestehende „Holpern“, allerdings abnehmend.19 Aber jedes Mal, wenn es emotionell wurde, war ich in meinem sprachlichen Selbstausdruck gehemmt.20

Eine weitere Hemmung löste sich in diesem Zeitraum ebenfalls auf. Mein ganzes Leben hatte ich mich meiner Schwester gegenüber defensiv gefühlt. Eines Morgens, in einer Wachtrance, erschien ein Bild, wie ich, in einem Kinderwagen liegend, ein Kindergesicht sah, mit schwarzen Locken umrahmt, das sich vorbeugte und mich erschreckte.21 Nach dieser Bewusstwerdung waren die bisherigen Hemmungen ihr gegenüber komplett aufgelöst.

Im Sommer 2003 spürte ich, dass die allgemeinen Energien sich wandelten. Optimismus lag in der Luft, meine Träume wurden wohlhabend und ich spürte Aufwind. Unser Sohn begann zu studieren. Obwohl wir kein Geld hatten, war ich sicher, dass es auf jeden Fall klappen würde. Auf den „letzten Drücker“ bekam er ein Zimmer im Wohnheim. Dadurch wurden die Wohnkosten berechen- und finanzierbar. Seinen Lebensunterhalt organisierten wir Woche für Woche. Da er seit jeher daran gewöhnt war, kam er mit wenig Geld aus.

Ab Mitte Oktober stellten sich bei Hans undefinierbare Schmerzen im rechten Arm ein. Immer häufiger legte er sich ins Bett und war zunehmend weniger in der Lage, etwas zu tun. Innerhalb von zwei Monaten nahm er stark ab, und seine muskulösen Arme wurden dünn und schmächtig. An Weihnachten kam ein Angstschub und er konnte nicht mehr im Bett liegen. Ab da saß er nur noch auf Stühlen und Sesseln. Kurz darauf bekam er schweres Wasser und war auf ständige Hilfe angewiesen. Innerhalb kürzester Zeit lag alles auf meinen Schultern. Ich musste Geld verdienen, den Haushalt besorgen, unseren Sohn im Studium begleiten, Schulden regulieren, Hans’ Pflege und Therapie übernehmen.

Durch die Beschäftigung mit Radiästhesie, Farbtherapie und Pyramidenenergie hatte ich eine Methode entwickelt, mit der Einhandrute Farb-und Pyramidenenergie einzuschwingen. Jeden Tag half sie effektiv, seine Schmerzen zu reduzieren und jeweils für einige Zeit ganz zu beseitigen.

Ab jetzt schlief ich keine Nacht mehr durch. Hans litt ungeheure Schmerzen, die ihm insofern halfen, als sie seinen Krieg im Kopf abschalteten. In den letzten Jahren hatte er, für mich unmerklich, mental abgebaut und konnte seine Gedanken nicht mehr kontrollieren. Seine Aufmerksamkeit lag jetzt auf dem Schmerz, und nicht mehr bei dem Leid in der Welt.

In den letzten Wochen hatte sich völliger Friede und eine heilige Stille um ihn gelegt. Hans hatte sich ergeben, ein schneller bewusst erlebter Kundaliniprozess. Deswegen so hochgradig schmerzhaft. Das ist der Preis. Sein Weg.22

In seiner Sterbenszeit lebte ich in zwei Gedankenwelten. Einerseits hielt ich an dem Wunsch fest, er möge nicht sterben, andererseits wusste ich, er würde sterben. Dennoch leugnete ich die Möglichkeit des Todes. Solange Hans lebte, egal in welcher Verfassung, war ich mir sicher, konnte ich auch das Schwierigste bewältigen.

Der 15. Juli 2004 war das Ende meines bisherigen Lebens. Als Hans starb, kam auch der Gedanke, jetzt wieder Zeit für mich zu haben. In welcher Weise das der Fall war, davon erzählt das Buch.

4erst 2015, d.h. 36 Jahre später, wurde mir die Bedeutung des Vorgangs bewusst. Die einziehenden Energien waren der letzte Rest meiner Geistsubstanz, der noch nicht inkarniert gewesen und demzufolge noch nicht bearbeitet worden war, als Voraussetzung für das 25 Jahre später beginnende spirituelle Erwachen

5bürgerlich: Joseph Anton Schneider franken, schweizer Mystiker, 1876 - 1943

6 abgekürzt: ABM

7 abgekürzt: NLP. Wurde in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts von Richard Bandler, Psychologe, und John Grinder, Linguist, begonnen zu entwickeln und verändert sich stetig weiter. NLP ist kein in sich geschlossenes wissenschaftliches System, sondern beruht auf Annahmen bzw. Axiomen, auf deren Basis die sog. „Veränderungsarbeit“ mit Hilfe vieler Methoden und sog. „Prozessformate“ geleistet wird. Die Vorgehensweise ist ganzheitlich ausgerichtet und bezieht Gedanken, Gefühle sowie Körperreaktionen und -empfindungen mit ein, weil wirkliche psychische Veränderungen nur dann stattgefunden haben, wenn Änderungen auf allen Ebenen sichtbar beobachtet und empfunden werden können. In Wikipedia findet sich eine hinreichend ausführliche Beschreibung von NLP

8Kyriacos C. Markides wurde auf der Insel Zypern geboren, wanderte 1960 in die USA aus und lehrte ab 1972 als Professor an der University of Maine. Schwerpunkteseiner Forschung sind Soziologie und Religion. In diesem Zusammenhang studierte er das Leben und die Lehren von christlichen Mystikern, Wunderheilern und Mönchen auf der ganzen Welt und verfasste dazu zahlreiche Bücher

91926-2023, war ein in Vietnam geborener buddhistischer Mönch, Schriftsteller und Lyriker, Begründer von Meditationszentren weltweit, genannt Plum Villages

10schon damals war es ein inneres Sehen, dessen ich mir jedoch nicht gänzlich bewusst war

11in dieser Zeitspanne erfolgt die Eintragung neuer Eigentümer ins Grundbuch

12erst während des Erwachensprozesses selbst wurde mir bewusst, dass das in Fortsetzungsserien eingesetzte Tool des „cliffhangers“, mit dem Zweck, die Zuschauer bei der Stange zu halten, eine im „wirklichen“ Leben universell eingesetzte Technik der geistigen Welt ist, Situationen möglichst bis zum Zerreißen gespannt auszureizen, um maximale Spannungsenergien, d.h. Ängste und Aggressionen, loszueisen und aufzulösen

13durch das britische Medium Grace Cook wurden seine Bücher ab den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gechannelt. Parallel wurde die White Eagle Lodge gegründet, die mittlerweile weltweit verbreitet ist und spirituellen Suchern hilft, einen Weg zur persönlichen spirituellen Entfaltung, vor allem durch Meditation, in Verbindung mit spirituellem Dienen, speziell Heilungsarbeit, zu finden

14Edgar Cayce, 1877-1945, war ein US-amerikanisches Medium, bekannt auch als „schlafender Prophet“

15unterbewusst sind Erlebnisse auf einer spezifischen persönlichen inneren Zeitlinie gespeichert

16erst während des Erwachens dämmerte mir der Grund dafür: psychisch hätte ich diesen Vater nicht verkraftet und wäre, anstelle Psychologin zu werden, psychisch krank geworden

17ist die Lehre von sogenannten Strahlenwirkungen auf Organismen und deren Sichtbarmachung durch Rute oder Pendel

18elektrische Plus- und Minusladungen im Körper sind ausgeglichen, erkennbar daran, dass das Pendel aufhört, sich zu bewegen

19 ganz hörte es erst während der Integrations- und Abrundungsphase auf

20erst sehr viel später wurde mir bewusst, dass die Sprechhemmung mich viele Male davor bewahrt hatte, negative Gedanken verbunden mit den entsprechenden Energien in die Welt zu entäußern. Ein Teil des spirituellen Wegs besteht u.a. darin, nichts mehr auszuagieren und zu lernen, mit Wut und Ängsten in sich selbst umzugehen, vgl. auch Achte Wegstrecke, S. 155

21rückblickend betrachtet hatte sich damals ein Angstelemental von ihr in meine Sphäre eingenistet, das bis Ende meiner Vierziger mein Verhalten ihr gegenüber einschränkte. Allerdings wusste ich damals noch nichts von der verhaltenssteuernden Wirkung von Fremdelementalen

22 allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es die Katharsis war, der er auf diese Weise unterzogen worden war. Erst im Februar 2007 erkannte ich die Bedeutung. vgl. Elfte Wegstrecke

Einführung

Weil ich unbewusst gedacht hatte, ich könnte ohne ihn nicht leben, löste der Tod von Hans einen Schock aus. Bedingt durch den maximalen Widerspruch zwischen Gedanke und Realität, ließ etwas in mir los. Die Zeit meiner Eigentherapie begann. Einerseits bestand ich aus völlig klarer Bewusstheit von mir selbst, sah und hörte mir zu, nahm mich wahr. Gleichzeitig fühlte ich die jeweiligen schrecklichen Gefühle und konzentrierte mich darauf, die gedanklichen Gründe zu identifizieren.

Bald begann ich das, was in mir vorging, mit Hilfe von Schreiben und Malen zu bearbeiten. Das Schreiben war Teil der Therapie. Indem ich Gedanken und Gefühle aufschrieb, wurden sie mir bewusst. Die intuitiv entstehenden Bilder waren Informationen aus meinem Unterbewussten. Dadurch stiegen sie ins Bewusstsein, und halfen mir zu verstehen. Das Blatt Papier diente als „Dialogpartner“. Indem ich meine Gefühle und die mit ihnen verwickelten mentalen Vorstellungen aufschrieb, klärte ich mich.

Durch das Schreiben wurde der innere Prozess auch wahr, weil es mir bewies, dass das, was mir widerfuhr, wirklich war und keine illusionäre Einbildung. Denn darüber sprechen konnte ich anfänglich nur mit meiner Freundin, und später nur noch mit meinem Sohn.

Außerdem wollte ich den inneren Prozess festhalten, weil ich wusste, dass ich mich danach nicht mehr an die verschiedenen geistigen, körperlichen und gefühlshaften Zustände erinnern würde. Sie bestanden aus einer Mischung scheußlicher bis schrecklicher Gefühle und so anstrengenden Energiebewegungen, dass ich alles nur bis zum Ende eines Schubs aushalten konnte.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich meistens zu Hause allein sein konnte. Nur wenige Telefonate kamen und fast kein Besuch. Ungeplant verbrachte ich meine Tage, nur unterbrochen von beruflichen Einzelterminen, dem Haushalt, Haus- und Grundstückspflege sowie einigen privaten Treffen und Besuchen. Nach außen hin konnte niemand den dramatisch verlaufenden inneren Prozess bemerken.

In den letzten Monaten vor Hans’ Tod hatte sich ein inneres „Sehen“ in Form von durchsichtigen bewegten „Bildern“ eingestellt, die mir in symbolischer Form die Bedeutung eines seelischen Vorgangs verständlich machten. Diese psychische Fähigkeit erweiterte sich während des Reinigungsprozesses. Neben dem Verstehen hatte es die Funktion, mir sowohl bei meiner eigenen Reinigung als auch der meines Seelenzwillings23 und meines Seelenfreundes24 zu helfen. Außerdem konnte ich dadurch später meinen inneren Aufstieg verfolgen und mich schrittweise in der für mich verträglichen Dosierung entgrenzen und verschmelzen.

Oft spreche ich vom „inneren Prozess“. Ein solcher Prozess dauerte meistens mehrere Stunden. Dabei saß ich in der Küche, trank Unmengen an Tee, lauschte in mich hinein und nahm die jeweiligen Gedanken, Gefühle und körperlich-energetischen Empfindungen wahr.

Ströme von Tränen flossen bei diesen Klarwerdungen, gefrorene, unterdrückte, nie zugelassene Gefühle und Gedanken, die auf diese Weise hoch- und wegflossen. Jedes Mal war ich komplett absorbiert und es war grenzwertig anstrengend. Tage-, wochen- und monatelang verbrachte ich ausschließlich mit Introspektionen, und war zu nichts anderem fähig.

Von der inneren Einstellung her ließ ich letztlich alle Gefühle, Gedanken sowie Energie- und Körperempfindungen zu, egal wie schmerzlich und schrecklich sie jeweils waren. Mir war bewusst geworden, dass ich nur so von ihnen befreit werden konnte. Die Wirkung der Reinigungen und spirituellen Transformationen erkannte ich daran, dass sich meine innere und äußere Reaktion auf dieselbe Person oder Situation änderte und ich immer gelassener und offener wurde.

Schicht um Schicht wurden die energetischen Panzer, gefrorenen Gefühle und illusionären Gedanken von Äonen losgeschüttelt, weggeweint, umgewandelt und losgelassen. Wurde etwas im Gefühlshaften frei, löste sich auch der damit verknüpft gewesene Gedanke. Und umgekehrt befreiten Gedanken Gefühle und lösten sie damit. Auf der energetischen Ebene wurden harte Strukturen zertrümmert, die wiederum darin gefrorene Gedanken und Gefühle freisetzten. Schon gelöste Gedanken und Gefühle bewirkten, dass noch tiefere harte Energiestrukturen zerbröselten. Dadurch konnten weitere Gedanken und Gefühle zum Vorschein kommen. Ein Komplex nach dem anderen löste sich und deckte den darunter liegenden Komplex auf. Auf der energetischen Ebene lockerte, vibrierte, schüttelte, wirbelte, pulsierte, massierte, drückte und fräste die Kundalinienergie Schicht um Schicht los.

Zu keinem Zeitpunkt erlebte ich sie als bedrohlich. Die dynamisch auftretenden Schmerzen im rechten Fuß während des dritten Jahr’s der Katharsis und spirituellen Transformation waren der einzige „körperlich“ spürbare Schmerz. Der Schmerz des Kundaliniprozesses lag für mich auf der seelischen Ebene. Alle Abwehrstrukturen lösten sich auf und ich wurde gefühlsmäßig immer durchlässiger und weicher.

Jede „Schlacke“, die abgeführt wurde, legte eine weitere Schicht an spirituellem Wissen und Erkenntnissen frei. Gleichzeitig dehnte sich der innere Frieden aus. Das Denken hörte auf. Die Eigenschaften meines Seins wurden sichtbar. Ein grundlegender Entangstungsprozess und die bewusste Rückkehr zur eigenen Essenz, die heil und ganz ist.

Begleitend zu den inneren Prozessen las ich spirituelle Literatur. Ohne Ausnahme „fand“ ich jeweils genau das Buch, das ich brauchte, um zu verstehen. Die spirituellen Einsichten münzte ich in Tools um, um mich millimeterweise von den mentalen Illusionen zu befreien.

Im Herbst 2004 kamen die Bücher Phyllis Krystals25 in mein Leben. Die ihr vom Geistigen übermittelte Methode der Acht erwies sich als universelles Transformationsmittel. Mit ihr konnte ich sehr schnell die mit starken Ängsten aufgeladenen Gedanken in Gestalt von Glaubenssätzen auflösen. Sie eignete sich ebenso als Mittel für Beziehungsklärungen und half mir, bei mir zu bleiben. Ohne diese Methode hätte ich die Beziehung zu meinen Seelenzwilling nicht bereinigen und alles Unklare auflösen können.

Ihre Formulierung „... durch den anderen zu mir selbst... “ unterstützte mich, konsequent jede Reibung mit einem anderen Menschen auf die eigene Beteiligheit zu untersuchen. Leiden an Beziehungen entlarvte sich als Folge des Mangeldenkens. Durch Hans hatte ich seelische Fülle erfahren, weil er mich geliebt hatte, und war dadurch zufrieden und genährt gewesen. Erst durch die „Nichtbereitschaft“ meines Seelenzwillings, in seine Fußstapfen zu treten, wurden meine unterbewusst gespeichert gewesenen Mangelgedanken zum Vorschein gebracht.

Im Sommer 2005 „entdeckte“ ich die Bücher Eckhart Tolle’s26. Sie unterstützten mich bei meinen eigenen Auseinandersetzungen mit dem Thema Trennung und Einheit. Seine Unterscheidung von Leben und Lebenssituation und dem „Wahnsinn“ des Nichtannehmens löste in mir die forscherische Neugier heraus, Mittel und Wege zu sammeln, wie ich vom Ablehnen zum Annehmen kommen könnte.

Eines der wenigen Bücher in der von ihm genannten Bezugsliteratur war “Ein Kurs in Wundern”27. Obwohl ich anfänglich kaum etwas verstand, sprach mich vor allem die Sprache auf tiefer Ebene an. Durch EKIW begriff ich die Todlosigkeit des Lebens. Nichts stirbt. Lediglich Formen entstehen und lösen sich wieder auf. Leben fließt in die Form und wieder aus der Form, wenn sie ihre Funktion erfüllt hat.

Am tiefsten traf mich die Aussage, Angst vor der Liebe zu haben, Angst davor, mich seelisch hinzugeben, zu verschmelzen und mich als eins mit allem zu empfinden. Von daher programmierte ich mich darauf, dass nur Geist mit Geist sich verbinden kann und niemals Körper. Offne ich mich dem anderen seelisch, komme ich in den Genuss, mich mit ihm verbunden zu fühlen und zu verstehen. Mir ist jetzt möglich, diese Verbindung zu allen Menschen zu empfinden.

Durch EKIW wurde meine Tendenz, keine Alltagsroutinen zu leben, gestärkt. Mein ganzes bisheriges Leben war ich schlecht dazu in der Lage, meistens von dem Konfliktgedanken begleitet „...eigentlich müsste ich doch... “. Stück für Stück gewöhnte ich mir die noch verbliebenen Gewohnheiten ab und übte, ausschließlich aus dem Moment heraus zu denken und zu handeln. Die eigene Färbung jeden Augenblicks wurde in sich ständig verändernden geistigen Stimmungen sicht- und fühlbar.

Ebenso trainierte ich, immer weniger zukünftige Ereignisabläufe gedanklich vorwegzunehmen, und ersetzte es zunehmend durch das Vertrauen in den Moment.28

In der Übergangszeit achtete ich auf die täglichen Wunder. Jetzt weiß ich, dass es keine Wunder gibt. Lediglich das Leben in seiner Gefügtheit zeigt sich.29

Die Umdeutung von Schuld in Fehler, die wieder gutgemacht werden können, unterstützte meinen quälenden Selbstverzeihungsprozess. Alle Situationen wurden zu Lerngelegenheiten. Ging etwas „schief“, wertete ich es sofort aus und wandelte es in eine mich bereichernde Erfahrung um. Indem ich erkenne, wie es nicht geht, weiß ich genauer, wie etwas geht. Der Gedanke, dass Scheitern gescheiter macht, half mir dabei. Indem ich es auch auf meine karmischen „Irrtümer“ anwandte, unterstützte es mich, meine Schuldgedanken loszulassen, weil ich alles in „berichtigbare Fehler“30 umdeuten konnte.

Ohne es zu wissen, bereitete ich mich durch EKIW auch auf meine eigene Begegnung mit Christus vor. Er erwies sich als Erlöser, der „Luzifers Heerscharen“ am Ende meiner persönlichen Zeit abschnitt. Er löste mich und ist seitdem als bewusstes Bewusstsein immer da.

Das Christusbewusstsein ist die spirituelle Welt, die durch die Manifestation hindurchgegangen ist. Sie ist bewusst gewordene Liebe, Weisheit und Kraft. Sie ist der Sohn, der erschaffen wird, indem der Geistesfunke sich durch die Welt der Formen hindurcharbeitet und zu einer voll entwickelten männlich-weiblichen Seele heranreift, die in sich vollständig ist. Unzählige Bewusstseine existieren in dieser Sphäre. Jedes Bewusstsein ist gleichzeitig sich selbst als auch Teil des Ganzen.

Obwohl ich mich schon viele Jahre mit buddhistischen Gedanken beschäftigt hatte, verstand ich erst während der Reinigung wirklich. Die Erlangung von Wunschlosigkeit wurde durch die Formulierung „frei von Anhaftung und Abneigung“ unterstützt. Meistens variierte ich sie in „weder will ich noch will ich nicht“.

Wünsche zu haben erwies sich als Teil des Mangeldenkens. Indem ich gedanklich mit etwas Äußerem einen erwünschten seelischen Zustand verknüpfe, erzeuge ich seelische Sehnsucht danach und bin abhängig davon. Schmerzlich spürte ich es bei der Auseinandersetzung mit meinem Seelenzwilling.

Konsequent „bewachte ich meinen Geist“ und übte, nichts mehr gedanklich zu „greifen“31. Die fast permanente Bewusstheit stellte sicher, dass ich noch den kleinsten Egoangstgedanken aufspüren und auflösen konnte. Erwartungs- und bewertungslos zu sein eröffnet den Blick auf den aktuellen Augenblick, in dem alles enthalten ist.

Im dritten Jahr des Erwachensprozesses erkannte ich das in allen Lebewesen und Formen wohnende selbe Licht. Der buddhistische Begriff der „Grundlichtheit“ half mir, meine innere Wahrnehmung einzuordnen.

Voraussetzung dafür war die Erfahrung, selbst das Licht zu sein, das in mir ist, und zu wissen, das bin ich. Die Empfindung des Einssein mit allem vertieft und intensiviert sich seitdem. Die letzten Reste der jahrtausendelang geübten Angriffs- und Abwehrmuster lösten sich auf. Egal wo ich bin und wen ich treffe, ich bin mit mir selbst zusammen.

Meher Babas Bücher ließen mich erkennen, dass alles Leben Entwicklung ist. Durch die Auseinandersetzung mit der Form entwickelt sich der selbstbewusste Geist und weiß sich als mit sich selbst identisch. „Atman erkennt sich als Paramatman“32

Die von ihm als spirituelle Paradoxien bezeichnete Gleichzeitigkeit der Gegensätze, brachte mich dazu anzuerkennen, dass Gegenteile sich gegenseitig bedingen. Dadurch entsteht Bewegung, Entwicklung und Bewusst-werdung. Nur durch die Erfahrung des Gegenteils werde ich mir einer Qualität bewusst. Indem ich das Nichts überwinde, erkenne ich das Alles. Mangel, Tod und Trennung sind vorübergehende Gegenteilszustände, um der eigenen Fülle gewahr werden zu können.

In der Phase, in der ich nach einer Antwort für den Grund der Urtrennung suchte, „entdeckte“ ich auf einem Büchertisch innerhalb des Universitätsgeländes meiner Studienstadt Bücher von Jacob Böhme33.

Tief im Inneren akzeptierte ich die Trennung nicht und wollte den Grund wissen, warum ich mich von mir selbst getrennt hatte. Insgeheim warf ich Gott vor, dass er so viel Leid zulässt.

Irgendwann hatte ich verstanden und konnte die Leidgedanken loslassen, weil ich akzeptieren konnte, dass ich durch die Erfahrung von Leid gehen musste, um mir meines eigentlichen Seinszustands gewahr werden zu können. Im Ergebnis ist er ein virtueller Gegenteilszustand, der überwunden wird durch die Entwicklung von Mitgefühl und Nächstenliebe, indem ich mich selbst wieder annehme.

Böhme beschrieb aus seinem inneren „Sehen“, dass im Sein alles „minniglich umeinander wallet“. Erst durch die „Überhebung“ Luzifers trennten sich die dem Sein innewohnenden Qualitäten voneinander und wurden in ihren jeweiligen Eigenschaften sichtbar. Seine Beschreibungen ermöglichten mir auch die Identifikation eigener Gefühle und Empfindungen.

Der „materielle Druck“ hatte bis zum Schluss die Funktion, meinen Widerstand gegen die Ereignisse des aktuellen Moments aufzulösen und mit dem Leben zu fließen. „Dein Wille geschehe“ wurde zu meinem bevorzugten Mantra, um mich immer wieder daran zu erinnern, dass es nur einen Willen gibt und nichts passiert, was gegen mich gerichtet ist oder mir schaden will. Jeden Tag übte ich das Annehmen von Situationen und von mir selbst. „Deute noch einmal... “ 34 Nur die richtige Interpretation entspannte. Jede Situation hat ihren Platz im Netz der Bedingtheiten, und ist für jeden der daran Beteiligten da.

Sämtliche Vorstellungen, selbst planen zu können, vorzusorgen, sich abzusichern und verantwortlich für die eigene materielle Lage zu sein, entlarvten sich als angstvolle Einbildungen des Ego’s, das glaubt, es gäbe getrennte Selbste, separate Willen, Zufälle und Willkür. Nur jahrelange „Beweise“ überzeugten mich, dass die tief verankerten Egokontrollgedanken Illusionen sind, die nur Stress auslösen und überdecken, dass für alles gut gesorgt ist.

Die Begegnung und Auseinandersetzung mit meinem Seelenzwilling half mir bei der Auflösung der meisten Projektionen. Durch ihn erkannte ich, was wirkliche Liebe ist. Arthur’s „Weigerung“, sich mir zu öffnen, war der Spiegel für meine eigene Nichtliebe. Die Sehnsucht nach ihm brachte mich dazu, meine wahre Natur zu erkennen. Die Auseinandersetzung mit ihm war meine Auseinandersetzung mit der Angst vor der Einheit, und führte mich zum Loslassen der Gedankenelemente in mir, die mich als getrennte Identität definierten.

Das gedanklich-energetische Loslassen verlief extrem angstauslösend. Deshalb musste es Stück für Stück gehen, um mir die Erfahrung zu vermitteln, dass ich nur gewinne und nichts verliere. Der Kämpfer, der seine Rüstung auszieht und jetzt ungeschützt Schritt für Schritt über die Brücke geht, ist dafür die Metapher.35 Meine seelische Befreiung bedeutete auch Arthurs energetische Erlösung. Seine Reinigung wurde über mich organisiert, da ich über die nötigen Tools verfügte.

Während ich die gesamte Transformation nahezu völlig bewusst erlebte, bemerkte Arthur fast nichts davon. Bis auf meine anfängliche Selbstoffenbarung, dass ich durch ihn tief berührt würde, einen Brief anderthalb Jahre später, in dem ich ihm meine Liebe gestand und im vierten Jahr in Form einer Andeutung über meinen seelischen Befreiungsprozess, thematisierte ich ihm gegenüber nicht den mir und uns geschehenden Prozess.

Der einzige spirituelle Begleiter aus „Fleisch und Blut“ war mein Sohn Hans-Peter36. Er entpuppte sich als mein ewiger Seelenfreund. Von Anfang an hatten wir eine ungetrübte Mutter-Sohn-Beziehung. Die Erkenntnis unserer seelischen Beziehung trat zeitlich parallel am Beginn seiner Reinigung in unser Bewusstsein. Letzte Reste weltlicher Eltern-Kind-Beziehungsvorstellungen lösten sich auf. Wir sind genau aufeinander abgestimmt, und ergänzen uns in unseren jeweiligen Eigenschaften perfekt.

Während der Katharsis und spirituellen Klarwerdungen halfen wir uns gegenseitig. Wenn mir mal wieder ein Licht aufging, hatten wir viel zu lachen. Sein gelassener Humor passte gut zu meinen temperamentvoll vorgetragenen Interpretationen. Gegenseitig inspirierten wir uns, spirituelle Einstellungen im Alltag zu verankern. Trafen wir beispielsweise einen Bettler und legten ihm Geld in seine Blechbüchse, erinnerten wir uns daran, dass wir gerade uns selbst etwas gespendet hätten.

Gemeinsam übten wir, die Vorstellung zu verinnerlichen, dass alle Ereignisse und Entscheidungen längst auf der Ebene der Gleichzeitigkeit getroffen sind, und so wie es geschieht, richtig ist. Immer noch bin ich erstaunt, über welche gelassene Klarheit er verfügt. Sie drückt sich häufig in der Form einer „trockenen“ Bemerkung aus. Oft sagte er „sieh’s mal so... “ Als ich beispielsweise wegen des leidvollen Sterbeprozesses meines Lebenspartners und seines Vaters mit Gott haderte, sagte er, vor der Ewigkeit sei es nicht einmal eine Sekunde gewesen. Die Perspektiverweiterung verblüffte und versöhnte mich.

Für meine Prozesse brauchte ich ihn vor allem als „Auge“, weil ich das dringende Bedürfnis hatte, über alles mir Geschehende informiert und orientiert zu sein. Damit ich schneller verstehen konnte, erlaubte er mir mehrfach, mit seinem Bewusstsein zu „reisen“. Wie ferngelenkt war er in meiner Nähe, wenn ich ihn brauchte. Seine Klarheit unterstützte mich viele Male, wieder einen weiteren meiner vielen illusionären Vorstellungen loszulassen.

Für ihn fühlte und drückte ich seine frei gewordenen Gefühle aus. Die meisten Reinigungprozesse liefen bei ihm unbewusst und über körperlichenergetische Symptome ab. Nur dort, wo es notwendig war, half ich ihm bei der Bewusstwerdung. Wenn er verstanden hatte, löste es sich.

Die Auflösung von Projektionen entwickelte sich zur zentralen Befreiungsmethode. Alle zwischenmenschliche Konflikte basieren darauf. Wenn mich am anderen etwas störte, fahndete ich nach den Gründen in mir selbst.

Die Ebene von projizierten aktuellen blinden Flecken musste ich durch die Vorstellung erweitern, dass es auch karmischen Projektionen gibt. Störte mich am anderen etwas, von dem ich genau wusste, dass es keine aktuelle Verhaltensweise von mir spiegelte, wurde mir früher, häufig erst später, bewusst, dass es mein ehemaliges Sosein wiedergab. Ein anderer konnte nur etwas in mir aktivieren, wenn er in Resonanz zu meinen unbewussten Mustern ging. Dadurch erkannte ich schneller meine gedanklichen Verhaftungen und konnte sie auflösen.

Zum Erkennen der karmischen Projektionen gehörte die Bewusstwerdung der damit verknüpften Schuldgefühle. Ich fühlte mich schuldig, so gewesen zu sein und hatte mir dieses Verhalten nicht verziehen. Deshalb reagierte ich auch ungehalten auf den anderen, weil er etwas war oder tat, was man aus meiner Sicht nicht sein oder tun durfte.

Die aus den Schuldgefühlen heraus gebildeten Glaubenssätze erwiesen sich allesamt als Zwangsvorstellungen, die im Rahmen der Seelenentwicklung eine wichtige Erziehungsfunktion hatten. Sie bestanden aus hammerfesten Geboten und Verboten, auf der Basis riesiger unbewusster Schuldgefühle. Mein großer Eigenwille konnte im Laufe der Inkarnationen nur durch rigideste Maßnahmen gebändigt und durchgearbeitet werden. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt und konnten deshalb aufgelöst werden.

In meiner Arbeit als Supervisorin, Coach und Trainerin hatte ich während der ganzen Zeit die Gelegenheit, meine neuen Erkenntnisse in die Veränderungsarbeit meiner „Kunden“ einfließen zu lassen. Durch die Langsamkeit meiner inneren Prozesse hatte ich die Möglichkeit, immer passendere Gedankengänge und Umdeutungen für Lösungen von Problemgedanken zu entwickeln und in eine geeignete Sprache zu hüllen. Seither arbeite ich effektiver und präziser. Alle Tools, die ich für mich verwandte, reichte ich unmittelbar an meine „Geschwister“ weiter. In meinen Seminaren halfen sie mir durch ihre Fragen zu weiterer Genauigkeit und Präzision. Alle Probleme erweisen sich als Ergebnis des materiellen Egodenkens, das in Mangelvorstellungen und gedanklichen Angstabwehr-und Angriffsmustern feststeckt.

Jahrelanges nach innen Lauschen hatte mich darin trainiert, meiner Intuition zu vertrauen und der „leisen Stimme“37 zu folgen. Sie erweiterte sich während der Reinigung zu einer ausgebauten gedanklichen Kommunikation. Das bewusste Sein, das durch die vielen Bücher zu mir sprach und als immer deutlichere innere Stimme vernehmbar wurde, tröstete mich zu den richtigen Zeitpunkten, bestärkte mich, ließ mich verstehen und erkennen. Zusätzlich merkte ich, wie schlafwandlerisch leicht sich eine hilfreiche Lösungsidee einstellte, sich mir eine weitere Umgangsmöglichkeit mit etwas offenbarte, sich passende innere Bilder einstellten und äußere Gelegenheiten ergaben.

Es leitete den Loslösungsprozess in zwar grenzwertigen, dennoch verträglichen Dosierungen und ermöglichte mir eine Erlösung, bei der ich „dabei“ sein konnte. Die Trennung zwischen dem inneren Sein und mir löst sich weiter auf. Wir sind eins. Jeglicher Stress ist gegangen und ich lebe in Zuständen lebendigen Friedens und glücklicher Erfülltheit.

Als Kern der Erlösung schälte sich die Selbstverzeihung für vermeintlich begangene Schuld heraus. Schuldvorstellungen gab es in allen psychischen Schichten und sind „Theorien“ über die Ursachen eines geschehenden Ereignisses. Das Urschuldgefühl „Am Anfang steht ein kleiner seltsamer Gedanke... “38 ist die Erklärung des ausgeschütteten Geistfunkens für seinen „Sturz aus dem Paradies“.

Er findet sich in Zuständen wieder, die seiner Grundnatur entgegengesetzt sind. Da ich den „Sturz“ in die Materie von Anfang an sehr bewusst durchlebt hatte, während mein Seelenzwilling „schlief“, bauten sich früh starre energetische Strukturen auf. Die Reinigung diente auch dem Zweck, die gigantischen Ängste, Trauer- und Verlorenheitsgefühle sowie die ungeheure Wut, die in den erstarrten Energien, die ich als seelische Härte fühlte, gebunden waren, aufzulösen.

Der Konfrontation mit meinen „Schandtaten“ war die notwendige Bedingung, um die Schuldvorstellungen überwinden zu können. Ich musste mir verzeihen, unbewusst gewesen zu sein und es noch nicht besser gewusst zu haben.

Ab dem dritten Jahr vertiefte sich der Eindruck, meine eigene Schöpfung rückwärts zu erleben. Schicht um Schicht wurde abgetragen. Meine inneren „Wahrnehmungen“ gestatteten mir zu erkennen, dass es eine bewusste Entscheidung von mir selbst am Anfang der Zeit war, den Weg durch die Finsternis zu gehen, um Selbstbewusstheit zu erlangen. Um mich selbst zu erkennen, musste ich durch wechselnde Zustände des Nichtselbsts. Das war das Leid.

Während der Niederschrift des Buchs erschien mir im Traum ein Bild, das zeigte, wie sich durch den OM Punkt das Leben in die Form manifestiert. Dabei verästelt und verzweigt es sich in unendlichfacher Weise, um sich danach wieder zu vereinigen.

Die Menschwerdung dient am Ende des Schöpfungsprozesses der Rückbesinnung des Lebens auf sich selbst. Sie besteht aus der energetischen Vereinigung mit dem Sein und dem Loslassen jeglicher Getrenntheitsvorstellungen. Die Identifikation mit der Form ist überwunden. Von Anfang an geht es um das Ziel, die volle Selbstbewusstheit. Vgl. Bild 1, Seite →

23ab der sechsten Wegstrecke, ergründe ich die Bedeutung der Seelenzwillingschaft

24jede Seele bekommt auf der Ebene der Dreiheit (Weisheit, Kraft und Liebe) drei Seelenbegleiter zugeordnet, die ihr, neben anderem und anderen, auf dem Weg durch die Formen helfen: den Seelenzwilling oder Dualseele (Beziehung der Liebe und des Annehmens), den Seelengefährten (Beziehung der Kraft und Kreativität) und den Seelenfreund (Beziehung der Weisheit und des Verstehens)

251914 - 2016, Jungianische Psychoanalytikerin

26geb. 1948, spiritueller Lehrer und Autor

27abgekürzt EKIW, geschrieben durch Helen Schucman, 1909-1981. Sie war eine US-amerikanische Psychologin, die das spirituelle Werk eigenen Angaben zufolge nach der Durchgabe einer inneren Stimme niederschrieb

28das tief eingewurzelte Kontrollbedürfnis nach Vorhersagen, Prophezeiungen und generell zukunftsbezogenen Vorstellungen ebbte erst gegen Ende der Integrationsphase völlig ab

29sogenannte „Wunder“, d.h. im bisherigen Weltbild nicht erklärbare Ereignisse, werden seitens der geistigen Welt immer dann inszeniert, um Menschen geistig und seelisch voranzubringen

30ekiw

31beides Begriffe aus dem buddhistischen Schulungsweg

32Meher Baba, Darlegungen über das Leben in Liebe und Wahrheit

331575 - 1624, Mystiker und Theosoph, von Schlesien aus wirkend, Grundberuf Schuhmacher. Der Mystiker erlebt die Gotteserfahrung in seinem Inneren unmittelbar, ohne äußere vermittelnde Instanzen

34ekiw

35vgl. achte Wegstrecke

36abgekürzt: HP

37White Eagle

38ekiw

Einleitung in die Wegstrecken

Die Wegstrecken schildern meinen Kampf um die Selbstvergebung. Die einzelnen Strecken ergaben sich aus dem Empfinden, jeweils zu einer noch tieferen psychischen Schicht vorgedrungen zu sein. Nur unter der Bedingung vollständiger Bewusstheit konnte ich meine mentalen Fehlverknüpfungen, die in Projektionen eingepackten Schuldgefühle und die Zwangsgedanken in Form von Glaubenssätzen und Überzeugungen loslassen.

Die immer wieder an- und abschwellende materielle Druckkulisse und die Auseinandersetzung mit der ambivalenten Beziehung zu meinem Seelenzwilling rangen meinen riesigen Widerstand gegenüber dem Erleben schrecklichster Gefühle von Einsamkeit, Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit Stück für Stück nieder. Das Erleben dieser Gefühle war notwendig, damit sie abfließen und ich von ihnen befreit werden konnte.

Alle Rache- und Strafgedanken wurden von meinem seelisch tief verankerten Ego, einer wahnhaften Denk- und Energieformation, aufrechterhalten. Da meine Essenz in dem doppelten Willen besteht, der in der Welt des getrennten Bewusstseins als doppelter Eigenwille agierte, hatte ich zwangsläufig ein riesiges Ego aufgebaut und konnte im Rahmen der materiellen Bewusstseinswelt entsprechend gut funktionieren.

Allerdings war es schon ausgehöhlt gewesen und ich hatte die von Meher Baba als Hilfs-Ich bezeichneten Haltungen entwickelt. Er meint damit, um sich vom total mit Materiellem identifizierten Ego lösen zu können, baut man als vorübergehende Maßnahme im Verlauf mehrerer Inkarnationen ein Ersatz-Ich auf, das aus der Motivation besteht, anderen zu helfen. Dabei entwickelt man zunehmend Selbstlosigkeit, Uneigennützigkeit und Mitgefühl.

Die inneren Gründe, etwas zu tun, nähren sich nicht mehr aus Bedürfnisbefriedigungen und Selbstwertsteigerungen zur Kompensation von Mangelgefühlen, sondern sind dadurch motiviert, anderen Gutes zu tun. Unterbewusst wird es von dem Drang nach Wiedergutmachung für vergangenes „Fehlverhalten“ in den verschiedenen Inkarnationen gespeist.

Rückblickend erkannte ich, dass ich fast nur noch aus diesem HilfsIch bestanden hatte und die Erlösung dem Auflösen dieses Ichs diente. Dennoch konnte nur riesiger seelischer und materieller Druck mich zum Loslassen bewegen.

Innere Durchsagen hatten ergeben, dass ich tausende von Jahren als Geistesfunke immer mehr und dann wieder immer weniger in das materielle Bewusstsein verstrickt gewesen war. Da ich bei der Rollenaufteilung den aktiven Part übernommen hatte, war ich fast ständig eingekörpert, im Gegensatz zu Arthur, der dafür selten inkarniert war. Durch mein ständiges „Hier Sein“ hatte sich so über die Jahrtausende eine geformte seelische Kraft aufgebaut, die es mir ermöglichte, allen Schrecknissen der „Finsternis“ am Ende meiner persönlichen Zeit bei vollem Bewusstsein angstfrei ins Auge blicken zu können.

Mit der extremen Bewusstheit war verbunden, dass ich nur milimeterweise einschränkende Vorstellungen loslassen konnte. Der Kontrollaspekt des doppelten Eigenwillens war gigantisch ausgebildet, als Reaktion auf die unermesslichen Ängste des kleinen Lichtfunkens bei den Begegnungen mit den vielen Schatten- und Finsternisschichten.

Während des Prozesses musste ich mich förmlich daran gewöhnen, mich immer mehr als immer weniger getrennt von allem zu empfinden. Nur Stück für Stück konnte ich mich dem Fluss des Lebens überlassen. Meine innere Alarm- und Reaktionsbereitschaft war tief verankert und reichte bis an den Anfang. Damit verbunden war ein enormes Misstrauen in den Verlauf der Ereignisse des Lebens.

Aus diesem Grund bestand ein Teil meiner spirituellen Transformation in der mentalen Umprogrammierung. Jeden Tag verinnerlichte ich die Gedanken der Einheit, Heilheit und Fülle des Seins. Indem ich mich bei diesen Gedanken spür- und fühlbar entspannte, wusste ich, dass es die „richtigen“ Gedanken waren. Dabei übte ich, in den jeweiligen Moment zu vertrauen, und sowohl jede Situation als auch mich selbst immer mehr anzunehmen.

Generell waren das körperliche Spüren und das innere „Sehen“ notwendig, um für meinen ausgebauten Kontrollanteil sicherzustellen, alles im „Blick“ zu haben. Orientiert zu sein war ein immenses Bedürfnis. Nur dadurch „erklärte“ ich mich bereit, den nächsten Schritt über mich ergehen zu lassen.

Mein Sohn als mein Seelenfreund hatte dabei u.a. die Funktion, mir bei diesen Orientierungen zu helfen. Eine Zeitlang war er fast nur damit beschäftigt, mir dabei zu helfen zu verstehen, für mich zu „sehen“ und sein Bewusstsein zu entgrenzen sowie geistigen Rat einzuholen. Damit ich verstand, überließ er mir sogar sein eigenes Bewusstsein. Im Dunkeln zu tappen und nicht zu wissen, was gerade geschah, war bis zum Schluss für mich nicht annehmbar. Nur Stück für Stück gab ich den getrennten Willen auf und vereinigte mich mit dem Fluss des Lebens.