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Das Einsamkeits–Buch E-Book

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Beschreibung

An Einsamkeit leiden 6-10% der deutschen Bevölkerung vorübergehend oder dauerhaft. Einsamkeit ist genauso schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten täglich. Einsamkeit ist ebenso schädlich wie Alkoholkonsum. Einsamkeit ist schädlicher als fehlende Bewegung. Höchste Zeit, dass dieses Phänomen umfassend für Gesundheitsberufe dargestellt wird. - Das interdisziplinäre Buch des erfahrenen Herausgebers fächert das Thema Einsamkeit in all seinen Facetten auf. Das Autorenteam - liefert eine gesellschaftspolitische Analyse und beleuchtet das Thema aus medizinischer, psychologischer, pflege- und sozialwissenschaftlicher sowie theologischer Sicht - schafft einen Bezugsrahmen, um Einsamkeitserleben besser einschätzen, erkennen, verstehen und lindern zu können - stellt durchgängig Bezüge der Befunde mit den Arbeitsfeldern und Berufsrollen der verschiedenen Gesundheitsberufe her und zeigt Konsequenzen und Reaktionen auf - stellt multiprofessionelle Ansätze dar, wie Vereinsamung erkannt, gebannt und wie der Gefahr der Vereinsamung entgegengewirkt werden kann. - stellt betroffene und gefährdete Personengruppen in den Mittelpunkt - stellt Konzepte vor, die zeigen wie in einem verändernden/bewältigenden Sinne mit dem Phänomen "Einsamkeit" umgegangen werden kann. Somit erklärt dieses Praxishandbuch den Health Professionals und interessierten Laien umfassend ein bedeutendes Phänomen, sensibilisiert sie für nötige Reaktionen und zeigt ihnen Wege auf, damit umgehen zu können und auch einen persönlichen Gewinn aus der Beschäftigung mit dem Thema abzuleiten.

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Das Einsamkeits-Buch

Das Einsamkeits-Buch

Thomas Hax-Schoppenhorst (Hrsg.)

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Pflege:

Jürgen Osterbrink, Salzburg; Doris Schaeffer, Bielefeld; Christine Sowinski, Köln; Franz Wagner, Berlin; Angelika Zegelin, Dortmund

Thomas Hax-Schoppenhorst

(Hrsg.)

Das Einsamkeits-Buch

Wie Gesundheitsberufe einsame Menschen verstehen, unterstützen und integrieren können

unter Mitarbeit von

Michaela Abresch

Eleonore Arrer

Arnd Barocka

Anke Bebber

Gerhard Bliersbach

Caroline Bohn

Tina Brenneisen

Christine Bronner

Wilfried Burre

Hıdır Eren Çelik

Klaus Deuber

Jan Eckhard

Sabrina Fehn

Hartmut Fillhardt

Ursula Frede

Pierre E. Frevert

André Fringer

Friederike Gösweiner

Sr. Regina Grehl OSF

Martin Hafen

Juliane Hanisch-Berndt

Florian Hartleb

Annette Haußmann

Michael Herrmann

Ekkehard Höhl

Thomas Holtbernd

Christine Jahn

Klaus Junghanns

Joachim Kahl

Rainer Köchert

Helga Levend (†)

Sonia Lippke

Maike Luhmann

Sindy Meinhardt

Christoph Müller

Astrid Nettling

Jürgen Osterbrink

Dorothea Petrich

Helmut Remschmidt

Hartmut Rosa

Kurt Schalek

Stefan Schmidt

Gundula Schneidewind

Janosch Schobin

Urte Scholz

Ronja Schüttken

Franz Sitzmann

Marion Sonnenmoser

Harald Stefan

Michael Steil

Joachim Süss

Johanna Thoma

Raymond Unger

Andreas Wittrahm

Mit Illustrationen von Ulrike Farin

Thomas Hax-Schoppenhorst (Hrsg.), Lehrer, Düren

Am Hinzenbusch 17

DE-52355 Düren

E-Mail: [email protected]

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. dem Herausgeber große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Copyright-Hinweis:

Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.

Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

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Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Pflege

z. Hd.: Jürgen Georg

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel: +41 31 300 45 00

E-Mail: [email protected]

Internet: www.hogrefe.ch

Lektorat: Jürgen Georg, Martina Kasper

Bearbeitung: Michael Herrmann

Herstellung: Daniel Berger

Umschlagabbildung: © SanderStock, by istockphoto.com

Umschlag: Claude Borer, Riehen

Illustration/Fotos (Innenteil): Tina Brenneisen, Ulrike Farin, Thomas Hax-Schoppenhorst, Michael Herrmann, Marita Heßler, Christine Jahn, Matthias Jung, Dörte Lemmer, Malgruppe JVA Adelsheim, Tina Peißker, Jean-Claude Poffet, Gundula Schneidewind, Michael Steil, Raymond Unger, Eusebius Wirdeier

Satz: punktgenau GmbH, Bühl

Druck und buchbinderische Verarbeitung: Finidr s. r. o., Český Těšín

Printed in Czech Republic

1. Auflage 2018

© 2018 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95793-7)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75793-3)

ISBN 978-3-456-85793-0

http://doi.org/10.1024/85793-000

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Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audiodateien.

Anmerkung:

Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeitsblätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.

Inhaltsverzeichnis

Grußwort von Urte Scholz

Grußwort von Sonia Lippke

Grußwort von Jürgen Osterbrink

Grußwort von Raymond Unger

Vorwort

1Das Phänomen ­Einsamkeit

1.1 Soziale Isolation – ­Folgen, ­Ursachen und ­Handlungsansätze

1.1.1 Einleitung

1.1.2 Soziale Isolation – systemtheoretisch

1.1.3 Soziale Isolation und Gesundheit

1.1.4 Erklärungsansätze: Isolation und Gesundheit

1.1.5 Ansätze zur Reduktion von Isolation und Einsamkeit

1.1.6 Abschließende Bemerkungen

1.1.7 Literatur

1.2 Vereinsamung und Vertrauen – Aspekte eines ­gesellschaftlichen Problems

1.2.1 Einleitung

1.2.2 Prolegomena: Begriffliches

1.2.2.1 Einsamkeit, Alleinsein und ihre wissenschaftlichen Korrelate

1.2.2.2 Institutionenvertrauen und ­interpersonelles Vertrauen

1.2.3 Soziologische Theorien der ­Vereinsamung

1.2.3.1 Soziologische Mikrotheorien der ­Vereinsamung

1.2.3.2 Makrosoziologische ­Vereinsamungstheorien

1.2.4 Mikro-Makro-Theorie: ­Vereinsamung und Vertrauen

1.2.4.1 Erosion des Vertrauens in politische Institutionen

1.2.4.2 Durch interpersonelles Vertrauen ­vermittelte Erosion des ­Institutionenvertrauens

1.2.5 Zusammenfassung und Abschluss

1.2.6 Statistischer Anhang

1.2.6.1 Skalen und Erhebungsinstrumente

1.2.6.2 Statistische Modelle

1.2.7 Literatur

1.3 Einsamkeit – (Nicht nur) ein Problem des hohen Alters

1.3.1 Einführung

1.3.2 Was ist Einsamkeit?

1.3.3 Bisherige Forschung zu Einsamkeit über die Lebensspanne

1.3.3.1 Beschreibung von Altersunterschieden

1.3.3.2 Ursachen für Altersunterschiede

1.3.4 Altersunterschiede in der ­Einsamkeit in einer deutschen ­Stichprobe

1.3.4.1 Hintergrund und Methodik der Studie

1.3.4.2 Beschreibung der Altersunterschiede

1.3.4.3 Erklärung der Altersunterschiede

1.3.4.4 Universelle und altersspezifische ­Einflussfaktoren

1.3.5 Zusammenfassung

1.3.6 Literatur

1.4 „Du kannst dir nicht selber gute Nacht sagen“ – Über ­Einsamkeit und Alleinsein

1.4.1 Einleitung

1.4.2 Leid im Verborgenen

1.4.3 Unterschiedliche Zustände

1.4.4 Schritte wagen

1.4.5 Literatur

1.5 „Das gelbe Pony“ – Einsamkeit und Überflussgesellschaft

1.5.1 Einleitung

1.5.2 Fehlende Teilhabe

1.5.3 Versäumnisse

1.5.4 Mangel als Baustein

1.5.5 Balanceakt

1.5.6 Einsamkeitsrisiko des Einzelnen

1.5.7 Fazit

1.5.8 Literatur

1.6 Einsamkeit und Gesundheit

1.6.1 Einleitung

1.6.2 Dysfunktionales ­Gesundheitsverhalten

1.6.3 Verschlechterung des ­Gesundheitszustands

1.6.4 Beeinträchtigung von ­Körperprozessen und -funktionen

1.6.5 Beeinträchtigung der ­psychischen Gesundheit

1.6.6 Beeinträchtigung mentaler ­Funktionen

1.6.7 Einsamkeit als Stressfaktor

1.6.8 Möglichkeiten und Grenzen von Selbsthilfe und Prävention

1.6.9 Ausblick und Schlussbemerkung

1.6.10 Literatur

2Deutungen

2.1 Einsamkeit – Eine philo­sophisch-phänomenologische ­Betrachtung

2.1.1 Einführung

2.1.2 Wissenschaftliche Erhebungen zur Einsamkeit

2.1.3 Die Überbetonung von Gemeinschaft

2.1.4 Einsamkeit als Befähigung

2.1.5 Einsamkeit als Begegnung mit der unbedingten Identität

2.1.6 Der Judas-Komplex

2.1.7 Verweigerung in der Einsamkeit

2.1.8 Orte der Einsamkeit

2.1.9 Fazit

2.1.10 Literatur

2.2 Einsamkeit – Versuch einer ­psychoanalytischen ­Annäherung

2.2.1 Einleitung

2.2.2 Was ist Einsamkeit?

2.2.3 Erkenntnisse der ­Einsamkeitsforschung

2.2.4 Einsamkeit gefährdet die Gesundheit und das Leben

2.2.5 Einsamkeit aus ­psychoanalytischer Sicht

2.2.6 Einsamkeit als Trennungsangst

2.2.7 Einsamkeit als narzisstisches Dilemma

2.2.8 Einsamkeit als Diagnose? Zwei Fallgeschichten

2.2.8.1 Fallgeschichte Herr P.

2.2.8.2 Fallgeschichte Frau C.

2.2.9 Abschließende Gedanken

2.2.10 Literatur

2.3 Einsamkeit aus der Sicht des Psychotherapeuten

2.3.1 Einführung

2.3.2 Einsamkeit und Bindung

2.3.3 Einsamkeit und soziale Isolation

2.3.4 Einsamkeit, Sinnverlust und Religion

2.3.5 Einsamkeit und Suizid

2.3.6 Einsamkeit und Depression

2.3.7 Einsamkeit des Wahnkranken

2.3.8 Einsamkeit und Persönlichkeit

2.3.9 Lob der Einsamkeit

2.3.10 Schluss

2.3.11 Literatur

2.4 Einsamkeit und Scham – Ein leidvolles Geschwisterpaar

2.4.1 Einleitung

2.4.2 Die zwei großen Tabuthemen

2.4.3 Annäherung an die Einsamkeit

2.4.4 Annäherung an das Schamgefühl

2.4.5 Wofür schämen wir uns?

2.4.6 Bezugsformen der Scham

2.4.6.1 Körperscham

2.4.6.2 Identitätsscham

2.4.6.3 Statusscham

2.4.7 Die Bedeutung der Macht

2.4.8 Literatur

2.5 Kleine Philosophie der ­Einsamkeit

2.5.1 Einleitung

2.5.2 Leben in der Einheit von Einsamkeit und Gemeinsamkeit

2.5.3 Die unaufhebbare existenzielle Grundeinsamkeit

2.5.4 Abschließende Überlegungen

2.5.5 Literatur

2.6 Einsamkeit und Stille

2.6.1 Einführung

2.6.2 Rückblick

2.6.3 Mein weiterer Weg zum Glauben

2.6.4 Sonnenseiten der Einsamkeit

2.6.5 Stille und Einsamkeit

2.6.6 Einsamkeit in Beziehungen und Freundschaften

2.6.7 Stille Zeiten

2.6.8 Schluss

2.6.9 Literatur

2.7 Einsamkeit und Spiritualität

2.7.1 Einführung

2.7.2 Bedrohliche Einsamkeit: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?

2.7.3 Die spirituelle Sehnsucht nach ­Einsamkeit: Begegnungen mit Gott

2.7.4 Spirituelle Balance zwischen ­Gemeinschaft und Einsamkeit

2.7.5 Literatur

2.8 Literatur als Medium der ­Ich-Stärkung

2.8.1 Voraussetzungen

2.8.2 Einsamkeit als gesellschaftliches Phänomen unserer Zeit

2.8.3 Literatur als Urform virtueller Realität

2.8.4 „Therapeutisches“ Potenzial von ­Literatur für die Einsamkeit

2.8.5 Literatur

2.8.6 Weiterführende Literatur

3Betroffene

3.1 Einsamkeit als Folge von Armut und Marginalisierung

3.1.1 Einführung

3.1.2 Theoretische Perspektiven

3.1.2.1 Persönliche Bindungen in modernen Gesellschaften

3.1.2.2 Einsamkeit und soziale Exklusion

3.1.3 Ergebnisse der Forschung

3.1.3.1 Niedriges Einkommen und ­Arbeitslosigkeit

3.1.3.2 Internationale Unterschiede

3.1.3.3 Selektion oder Kausalzusammenhang?

3.1.3.4 Fehlende Ressourcen oder sozialer Rückzug?

3.1.3.5 Einsamkeit als Faktor der Verfestigung

3.1.4 Fazit

3.1.5 Literatur

3.2 Einsamkeit und Freitod im Alter – Ein biopsychosoziales Erklärungsmodell

3.2.1 Einleitung

3.2.2 Risikofaktoren für Suizid im höheren Lebensalter

3.2.3 Das Biopsychosoziale Modell (BPS)

3.2.4 Soziale Desintegration und Suizid im Alter

3.2.5 Suizidrate – Indikator für Stabilität und Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft

3.2.6 Medizinethische Fragen: Würdevolles Leben und Sterben im Alter

3.2.7 Literatur

3.3 Was kann ich aufgeben? Über die Einsamkeit des Alterns

3.3.1 Die Fantasie vom Ruhestand

3.3.2 Symptome des Verfalls, der Prozess ihrer prekären Balancierung

3.3.2.1 Schlafen und Träumen

3.3.2.2 Schlingern

3.3.2.3 Das Puzzeln und Kramen

3.3.2.4 Sich-Abstützen und Prüfen

3.3.2.5 Kontinuitätsbrüche

3.3.2.6 Tests zur Selbstvergewisserung

3.3.2.7 Wer und wie wird man beim Altern? – Die Bitterkeit der Klagen

3.3.2.8 Aufforderung zum Training

3.3.2.9 Altern – die Suche nach einem anderen Lebensentwurf

3.3.2.10 Das Altern als Phase der Bilanz und ­Integration

3.3.2.11 Altern als Prozess des Sich-Trennens?

3.3.2.12 Altern als Lebensentwurf der Heimkehr

3.3.2.13 Der Tag fängt gut an

3.3.3 Literatur

3.4 Einsames Sterben

3.4.1 Ein Tabuthema

3.4.1.1 Einsamkeit und Sterben in der ­modernen Gesellschaft

3.4.1.2 Wer stirbt allein?

3.4.1.3 Ein seltenes Phänomen?

3.4.2 Ursachen

3.4.3 Interventionen

3.4.4 Schlussbemerkung

3.4.5 Literatur

3.5 Wider die Einsamkeit der ­Sterbenden und ihrer Begleiter

3.5.1 Einführung

3.5.2 Einsam im Sterben

3.5.3 Reaktionen wider Hilflosigkeit, Angst und Einsamkeit

3.5.4 Von der Hospizbewegung lernen

3.5.5 Eine Vision zum Schluss: ­Hospizliche Kultur ist überall möglich

3.5.6 Literatur

3.6 Die Einsamkeit pflegender Angehöriger

3.6.1 Einführung

3.6.2 Pflegende Angehörige

3.6.3 Einsamkeit

3.6.4 Die Einsamkeit pflegender ­Angehöriger

3.6.4.1 Die soziale Einsamkeit pflegender Angehöriger

3.6.4.2 Die emotionale Einsamkeit pflegender Angehöriger

3.6.4.3 Die existenzielle Einsamkeit pflegender Angehöriger

3.6.4.4 Die soziale Isolation pflegender ­Angehöriger

3.6.5 Der „soziale Schmerz“ pflegender Angehöriger

3.6.6 Die antizipatorische Trauer pflegender Angehöriger als einsamer Prozess

3.6.7 Diskussion

3.6.8 Literatur

3.7 Einsamkeit bei chronischem Schmerz

3.7.1 Einführung

3.7.2 Hintergründe der Einsamkeit

3.7.2.1 Wenn Schmerzen erschöpfen

3.7.2.2 Wenn der Schmerz nicht mehr aufhört

3.7.2.3 Wenn niemand mehr nachfragt

3.7.2.4 Wenn Menschen wegsehen

3.7.2.5 Wenn Schmerzfreiheit zur Pflicht wird

3.7.2.6 Wenn Schmerzkontrolle zum Dogma wird

3.7.2.7 Wenn Schmerzen zum Stigma werden

3.7.3 Möglichkeiten zur Linderung von Einsamkeit

3.7.3.1 Schmerz als Merkmal des Lebens

3.7.3.2 Den Erkrankten wahrnehmen – so, wie er ist

3.7.3.3 Nachfragen und zuhören

3.7.3.4 Den Erkrankten berühren

3.7.3.5 Etwas für den Erkrankten und mit ihm tun

3.7.3.6 Dableiben

3.7.4 Fazit

3.7.5 Literatur

3.8 Wenn der Körper zur Last der Seele wird

3.8.1 Einführung

3.8.2 Die Diagnose

3.8.3 Die unsichtbare Krankheit

3.8.4 Rückzug aus dem bisherigen Leben

3.8.5 Zwischen eigenem Expertenwissen und Patientendasein

3.8.6 Erwartungen an Angehörige von Gesundheitsberufen

3.8.7 Zwischen Alltagslast und Zukunftsangst

3.8.8 Schluss

3.8.9 Weiterführende Literatur

3.9 Jede Sucht macht einsam

3.9.1 Einleitung

3.9.2 Gewagter Titel

3.9.3 Ursachen von Sucht

3.9.4 Wie wird Konsum zur Sucht?

3.9.5 Zunehmende soziale Vereinsamung

3.9.6 Wege aus der Sucht

3.9.7 Schluss

3.9.8 Literatur

3.10 Vereinsamung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe

3.10.1 Einleitung

3.10.2 Das Bild vom einsamen Alten im Heim

3.10.3 Das Heim als formale Organisation

3.10.4 Einsamkeit im Altersheim – ­Ursachen, Zusammenhänge

3.10.4.1 Personenbedingte Faktoren als Ursachen von Einsamkeit

3.10.4.2 Heimstrukturell bedingte Faktoren als Ursachen

3.10.5 Interventionsmöglichkeiten

3.10.6 Literatur

3.11 Migration und Einsamkeit – Ein Bericht

3.11.1 Vorbemerkung

3.11.2 Der Eingriff

3.11.3 Etwas Alltag

3.11.4 Clans

3.11.5 Qualifizierte Einsamkeit vs. Illusion von Gemeinschaft

3.11.6 Fazit

3.11.7 Literaturtipps

3.12 Die Augenblicke der Einsamkeit

3.12.1 Prolog

3.12.2 Der Geflüchtete erzählt

3.12.3 Der Abschied

3.12.4 Treffen nach 18 Jahren in Istanbul

3.12.5 Die Abreise naht – Perspektivwechsel

3.12.6 Ankunft in Deutschland

3.12.7 Rückkehr

3.12.8 Hintergrundliteratur

3.13 Die Einsamkeit der Kriegsenkel

3.13.1 Einführung

3.13.2 Wer ist mit Kriegsenkel gemeint?

3.13.3 Generation unter dem Traumaschatten einer Jahrhundertkatastrophe

3.13.4 Typische Kriegsenkel-Erfahrungen: Variationen über Einsamkeit

3.13.4.1 Identität und Selbstwert: individual­bezogene Kriegsenkel-Erfahrungen

3.13.4.2 Familienbezogene ­Kriegsenkel-Erfahrungen

3.13.4.3 Kollektivbezogene ­Kriegsenkel-Erfahrungen

3.13.4.4 Das Transpersonale – Über sich selbst hinausgehen

3.13.5 Die transgenerationale Wirksamkeit von NS-Zeit und Krieg

3.13.6 Weg aus der Einsamkeit

3.13.7 Literatur

3.14 „Readiness“ bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen

3.14.1 Einführung

3.14.2 Stadien des „Readiness“-Prozesses

3.14.3 Einflussfaktoren der „Readiness“

3.14.3.1 Mit Angst konfrontiert sein

3.14.3.2 Hoffnung schöpfen

3.14.3.3 Verstehen ermöglichen

3.14.3.4 Informationen sichten

3.14.3.5 Einen Aushandlungsprozess beginnen

3.14.3.6 Interaktion mit anderen

3.14.3.7 Vertrauen aufbauen

3.14.4 Spannungsfeld zwischen ­Befindlichkeit, Verstehen und ­Interaktion

3.14.5 Implikationen für die Praxis

3.14.6 Implikationen für die weitere ­Forschung

3.14.7 Literatur

3.15 Zwischen Einsamkeit und Hoffnung – Seelisch kranke Kinder und Jugendliche

3.15.1 Einleitung

3.15.2 Anderes Erleben

3.15.3 Dramatische Selbstwertkrise

3.15.4 Schluss

3.15.5 Literatur

3.16 Wege in die Einsamkeit für betroffene Familien in der Kinderhospizarbeit

3.16.1 Einführung

3.16.2 Welche Familien sind von ­Einsamkeit betroffen?

3.16.3 Wie viele Menschen leben in ­pflegenden Familien?

3.16.4 Risiken für soziale Isolation und Einsamkeit im Krankheitsverlauf

3.16.5 Die traumatische Krise – Stress als Ursache

3.16.6 Bindung und traumatische Krise

3.16.7 Pflege und Alltag – Betroffene ­kommen an ihre Belastungsgrenzen

3.16.8 Wie misst man den Grad an sozialer Einsamkeit?

3.16.9 Die betroffenen Familien am Rand der Gesellschaft

3.16.10 Strukturprobleme, Personalmangel und Unterfinanzierung

3.16.11 Literatur

3.17 Social Media und Einsamkeit

3.17.1 Einführung

3.17.2 Warnungen vor Social Media sind populär

3.17.3 Online-Beziehungen haben ihre eigenen Qualitäten

3.17.4 Cybersozialität ermöglicht gelingende Online-Kommunikation

3.17.5 Algorithmen verändern die ­Wahrnehmung

3.17.6 Wo wird Einsamkeit in den Sozialen Medien thematisiert?

3.17.7 Das begriffliche Umfeld, in dem ­Einsamkeit zu finden ist

3.17.8 So sehen Social-Media-Inhalte aus

3.17.9 Einschätzungen müssen realistisch bleiben

3.17.10 Literatur

3.18 Emily – Einsamkeit im Bereich der ambulant ­betreuten ­Wohnform

3.18.1 Eine fiktive (?) Geschichte

3.18.2 Die Deutung der Geschichte

3.18.3 Literatur

3.19 Der Einsame-Wolf-Terrorist

3.19.1 Einführung

3.19.2 Der Fall Breivik

3.19.3 Literatur

3.20 Einsamkeit im klösterlichen Leben

3.20.1 Einführung

3.20.2 Historischer Rhythmus

3.20.3 „Gemeinsame Treffpunkte“

3.20.4 Einsamkeit als Preis für ­Individualismus

3.20.5 Ordensmenschen sind auch nur Menschen

3.20.6 Ausblick – Menschen, die den eigenen Lebensweg begleiten

3.20.7 Weiterführende Literatur

3.21 Einsam als Führungskraft

3.21.1 Einführung

3.21.2 Kompetenzen als Moderator

3.21.3 Jeder muss seinen Modus finden

3.21.4 Ambivalenzen

3.21.5 Exklusivität

3.21.6 Weiterführende Literatur

3.22 Einsamkeit im Rettungsdienst

3.22.1 Schichtbeginn im Rettungsdienst – Ein Erfahrungsbericht

3.22.2 Begegnung mit der Einsamkeit als Gesellschaftsphänomen

3.22.3 Die Einsamkeit von Entscheidungen im Einsatz

3.22.4 Das Gefühl des Alleingelassenseins im Einsatz

3.22.5 Das Berufsbild „Rettungsdienst“ und seine Rahmenbedingungen

3.22.6 Das Gefühl des Alleinseins nach dem Einsatz

3.22.7 Literatur

4Pflege, Sozialarbeit und Behandlung

4.1 Einsamkeit – Ein (un)bekanntes Phänomen in der Pflege

4.1.1 Einführung

4.1.1.1 Einsamkeit in der Bevölkerung

4.1.1.2 Ein Phänomen aller Altersstufen

4.1.1.3 Einsamkeit gefährdet die Gesundheit

4.1.2 Was ist Einsamkeit?

4.1.3 Entstehung von Einsamkeit

4.1.4 Dimensionen der Einsamkeit

4.1.4.1 Intime bzw. emotionale Einsamkeit

4.1.4.2 Relationale bzw. soziale Einsamkeit

4.1.5 Selbstverstärkung der Einsamkeit

4.1.6 Ursachen und Risikofaktoren für Einsamkeit

4.1.7 Symptome – Anzeichen und ­Auswirkungen von Einsamkeit

4.1.8 Ressourcen im Umgang mit ­Einsamkeit

4.1.9 Abgrenzung von benachbarten ­Begriffen

4.1.10 Literatur

4.2 Care und Case Management – Unterstützung von Menschen im Alter

4.2.2 Ausgangssituation

4.2.3 Fünf Phasen des Care und Case Managements

4.2.4 Hinweise aus Studien zum CCM

4.2.5 Konklusion

4.2.6 Literatur

4.3 Wegsperren!? Existieren Alternativen zur Patientenisolierung?

4.3.1 Einführung

4.3.2 Isolationsstrategien innerhalb von Kliniken

4.3.2.1 Verhinderung von Transmissionen

4.3.2.2 Geschichtliche Entwicklung

4.3.2.3 Rechtliche Anforderungen

4.3.2.4 Übertragungswege der Kolonisationen und Infektionen

4.3.2.5 Isolierungsmaßnahmen

4.3.2.6 Patientenindividuelles Konzept versus Routineisolierung

4.3.3 Risiken und Gefährdungen bei Isolierung im Einzelzimmer

4.3.3.1 Auswirkungen auf Patienten

4.3.3.2 Auswirkungen auf Besuchende und ­Angehörige

4.3.3.3 Ökonomische Nachteile

4.3.3.4 Auswirkungen auf Mitarbeitende

4.3.3.5 Fragwürdige Wirksamkeit der Isolierung

4.3.3.6 Positive Unterstützung während der Einzelzimmerisolierung

4.3.4 Prävention und Alternativen zur Isolierung bei MRE

4.3.4.1 Mikrobiologisches Screening

4.3.4.2 Joghurt und Antibiotika

4.3.4.3 Dekolonisierung

4.3.4.4 Intensivierung der Basishygiene

4.3.4.5 Mindeststandards der Stellenbesetzung für Basishygiene

4.3.4.6 Antibiotic Stewardship (ABS)

4.3.4.7 Architektur

4.3.5 Zusammenfassung

4.3.6 Literatur

4.4 Einsamkeit und ihre ­Bewältigung aus dem ­Blickwinkel Sozialer Arbeit

4.4.1 Einleitung

4.4.2 Erste Annäherungen aus der Sicht der Sozialen Arbeit

4.4.2.1 Was ist eigentlich Einsamkeit?

4.4.2.2 Entstehung und Aufrechterhaltung

4.4.3 Bewältigung von Einsamkeit im ­Kontext Sozialer Arbeit

4.4.3.1 Bislang bewährte Bewältigungsansätze

4.4.3.2 Netzwerkorientierte ­Interventionsstrategien

4.4.4 Bewältigung von Einsamkeit bei ­Menschen mit psychischer Erkrankung

4.4.4.1 Zielgruppe der Menschen mit psychischer Erkrankung

4.4.4.2 Einsamkeitsspezifische Netzwerkarbeit bei Menschen mit psychischer ­Erkrankung

4.4.5 Abschließende Bemerkungen

4.4.6 Literatur

4.5 Einsamkeit in der ­psychiatrischen Pflege

4.5.1 Einführung

4.5.2 Einsame Entscheidungen

4.5.3 Schutzraum

4.5.4 Unmittelbarer Ausdruck

4.5.5 Im Chaos versunkene Seele

4.5.6 Einsamkeit und Melancholie

4.5.7 Bewusst gesuchte Einsamkeit

4.5.8 Scham, sich mitzuteilen

4.5.9 Literatur

4.6 Die Einsamkeit von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen

4.6.1 Einführung

4.6.2 Schlaglichter

4.6.2.1 Claudia und Marion

4.6.2.2 Thomas und seine Eltern

4.6.3 Fazit

4.6.4 Weiterführende Literatur

4.7 Einsamkeit – Die Farben eines Lebensgefühls

4.7.1 Einführung

4.7.2 Sprache und Literatur

4.7.3 Kunst und Künstler

4.7.4 Der einsame Mensch

4.7.5 Spiritualität und Transzendenz

4.7.6 Zusammenfassende Fragen für einen Menschen in Einsamkeit

4.7.7 Konsequenzen für Pflegende, ­Erzieher, Therapeuten und Begleiter

4.7.8 Schlussgedanken

4.7.9 Literatur

5Wege aus der ­Einsamkeit

5.1 Was brauchen Menschen? – Von der Sehnsucht nach ­Resonanz

5.1.1 Einführung

5.1.2 Zufriedenheit – Weniger eine Sache des Schicksals als des Vergleichs

5.1.3 Vermehrung von Optionen – Ein Selbstzweck?

5.1.4 Was braucht die moderne ­Gesellschaft?

5.1.5 Zeitwachstum gibt es nicht – Wo die Steigerungslogik endet

5.1.6 Rasender Stillstand

5.1.7 Das gemalte Bild

5.1.8 Zwei Weisen der Welterfahrung: Anna und Hannah

5.1.9 Selbst und Welt in Resonanz

5.1.10 Resonanzachsen – Was weckt sie, was lässt sie verstummen?

5.1.11 Gelingendes Leben – Keine ­Privatsache

5.1.12 Bildschirm-Resonanz

5.1.13 Resonanz und Leiblichkeit

5.1.14 Resonanzversprechen der Religion

5.1.15 Schluss

5.1.16 Literatur

5.2 Moderierte Videokonferenzen – Teilhabe und soziale Kontakte

5.2.1 Einführung

5.2.2 Hintergrund

5.2.3 Studien zum Einsatz von Technik

5.2.4 Studie an der Hochschule ­Neubrandenburg

5.2.5 Diskussion und Schlussfolgerungen

5.2.6 Literatur

5.3 Aktivitäten gegen Einsamkeit

5.3.1 Einleitung

5.3.2 Einsamkeit im Alter

5.3.2.1 Ausgangslage

5.3.2.2 Das Projekt „NAHbarn“

5.3.2.3 Umsetzung

5.3.2.4 Erfolgsfaktoren

5.3.2.5 Grenzen

5.3.3 Einsamkeit in der Demenz

5.3.3.1 Ausgangslage

5.3.3.2 Sozialer Rückzug und Einsamkeit

5.3.3.3 Das Projekt „Paten für Demenz“

5.3.3.4 Erfolgsfaktoren

5.3.3.5 Grenzen

5.3.4 Schlussbemerkung

5.3.5 Literatur

5.4 Wege aus der Einsamkeit für betroffene Familien in der Kinderhospizarbeit

5.4.1 Einleitung

5.4.2 Was bedeutet in diesem Fall ­Lebensqualität?

5.4.3 Ressourcen nach Ottawa

5.4.4 Wie berät und betreut man eine ­Familie psychosozial und ­pädagogisch?

5.4.5 Wie funktioniert der völlig veränderte Alltag daheim?

5.4.6 Welche ambulanten Angebote ­entsprechen dem Bedarf der ­Familien?

5.4.7 Was benötigt eine betroffene Familie des Weiteren?

5.4.8 Welche Bedeutung hat das Ehrenamt für betroffene Familien?

5.4.9 Literatur

5.5 Die „freche Alte“ und der ­Pfarrer

5.5.1 Einleitung

5.5.2 Das Körbchen mit den Adressen

5.5.3 Schluss

5.5.4 Weiterführende Literatur

5.6 Effekte psychosozialer ­Betreuung durch Wohlfühl­anrufe auf alte Menschen

5.6.1 Einleitung

5.6.2 Gesprächsbedarf

5.6.3 Ein schmaler Grad

5.6.4 Soziale Kontakte

5.6.5 Erlebter Mangel

5.6.6 Wohlfühlanrufe

5.6.7 Ausblick

5.6.8 Literatur

5.7 Alleinsein

5.7.1 Einführung

5.7.2 Grenzfragen der Medizin

5.7.3 Die Kunst, zu sterben

5.7.4 Literatur

Autorenverzeichnis

Sachwortverzeichnis

Mit finanzieller Unterstützung der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung

Für Georg

Grußwort von Urte Scholz

Einsamkeit wird von vielen Menschen als ein trauriger Zustand angesehen, aber Einsamkeit ist mehr als das, sie ist gefährlich. Das schreibt sinngemäß John Cacioppo in einem Überblicksartikel zu den „toxischen Effekten“ von Einsamkeit (Cacioppo & Cacioppo, 2014). Diese Aussage verdeutlicht die große Relevanz des Themas auf gleich mehreren Ebenen. Zum einen hat Einsamkeit zahlreiche und in Teilen dramatische negative Auswirkungen auf die psychische, soziale und körperliche Gesundheit. Dank umfassender interdisziplinärer Forschung wissen wir beispielsweise, dass Einsamkeit mit einem erhöhten Sterberisiko einhergeht, das vergleichbar ist mit dem etablierter Risikofaktoren wie Substanzmissbrauch oder Fettleibigkeit (Holt-Lunstad, Smith, Baker, Harris & Stephenson, 2015). Zum anderen zeigt die eingangs genannte Aussage aber auch die Diskrepanz zwischen öffentlicher Wahrnehmung von Einsamkeit als unangenehmer Zustand und der tatsächlichen Bedeutung von Einsamkeit auf. Weiterhin schwingt in dieser Aussage eine gewisse Dringlichkeit mit. Einsamkeit ist gefährlich. Entsprechend sollte Einsamkeit vermieden oder – wenn bereits vorhanden – verringert oder möglichst sogar ganz beseitigt werden. Einsamkeit ist also anders als die immer noch gängige Meinung kein rein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. Dies wird durch aktuelle Zahlen zu Einsamkeit in Deutschland noch betont: Gemäß einer repräsentativen Befragung aus dem Jahr 2017 sind immerhin 12 % der Deutschen häufig oder ständig einsam (myMarktforschung.de). Wie aber sollte der Einsamkeit begegnet werden? Reicht es, einsamen Personen zu raten, sich mehr um soziale Kontakte zu bemühen, wie das teilweise in sozialen Medien anhand von erfolgreichen Fallbeispielen dargestellt wird? Selbst wenn dies in Einzelfällen hilfreich ist, trägt es sicher nicht der Tatsache Rechnung, dass Einsamkeit selbst bei sozial gut integrierten Menschen auftritt. Was also ist zu tun?

Der vorliegende Herausgeberband von Thomas Hax-Schoppenhorst gibt zu diesen und vielen anderen Fragen zum Thema „Einsamkeit“ Antworten. Dem Herausgeber ist es mit seiner reflektierten Auswahl an Expertinnen und Experten und deren Themengebieten gelungen, das Thema umfassend, vielseitig und fächerübergreifend zu beleuchten. Neben Grundlagentexten und Kapiteln, die sich dem Thema aus der Perspektive verschiedener Disziplinen (z. B. Philosophie, Theologie) widmen, finden sich Beiträge, die Bedingungen und Konsequenzen (z. B. Gesundheit, Scham) von Einsamkeit thematisieren und für ein interessiertes (Fach-)Publikum aufarbeiten. Weitere Kapitel behandeln wichtige und zeitgemäße Anwendungsfelder zu Einsamkeit in verschiedenen Kontexten (z. B. Alter, Migration, Pflege). Besonders bemerkenswert ist, dass das Buch nicht bei diesen bedeutsamen Beiträgen aus wissenschaftlicher Perspektive stehen bleibt, sondern diese anhand von Erfahrungsberichten und der Beschreibung existierender Praxisprojekte komplettiert. So kommt mit diesem Buch ein umfassendes Werk über Einsamkeit auf den deutschsprachigen Markt, das neben der Vermittlung interdisziplinären Grundlagen- und Anwendungswissens auch Interventionsmöglichkeiten und Beispiele aus der Praxis aufzeigt.

Ich wünsche dem vorliegenden Herausgeberband, dass er große Verbreitung findet und somit die von Einsamkeit ausgehende Gefahr etwas zu entschärfen vermag.

Zürich im Februar 2018

Prof. Dr. phil. Urte Scholz

Universität Zürich, Psychologisches Institut – Angewandte Sozial- und Gesundheitspsychologie

Literatur

Cacioppo, J. T. & Cacioppo, S. (2014). Social relationships and health: The toxic effects of perceived social isolation. Social and Personality Psychology Compass, 8(2), 58–72.

Holt-Lunstad, J., Smith, T. B., Baker, M., Harris, T. & Stephenson, D. (2015). Loneliness and Social Isolation as Risk Factors for Mortality: A Meta-Analytic Review. Perspectives on Psychological Science, 10(2), 227–237.

Grußwort von Sonia Lippke

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich (be-)grüße Sie herzlich zu diesem Werk Einsamkeit im Hogrefe Verlag. Warum haben Sie es gewählt? Fühlen Sie sich einsam und wollen mehr über dieses Thema erfahren? Befürchten Sie, selbst einsam zu sein oder beobachten Sie andere und nehmen an, dass diese einsam sind? Wollen Sie einfach mehr über diese dunklen Seiten des Lebens erfahren? Einsamkeit ist kein fröhliches, kein erfreuliches Thema. Es lässt sich nicht so gut „verkaufen“ wie Glück und Glücklichsein. Trotzdem ist das Interesse groß – wie beispielsweise in regelmäßigen Presseanfragen zu diesem Thema und die Anzahl der Teilnehmenden an meinem Zeit Online Wissenstest zu Einsamkeit zeigen. Auch Sie haben dieses Buch gewählt und dazu möchte ich Sie beglückwünschen: Dieses Buch ist besonders. Es gibt einen umfangreichen Überblick, stellt aktuelle, traditionelle und innovative Perspektiven dar und es sind zum Teil gewagte Thesen zu finden. Aber es ermöglich auch sehr persönliche Zugänge und Emotionen und genau da möchte ich mit meiner Begrüßung nun anknüpfen. Denn ich selbst bin sehr dankbar, dieses Grußwort an Sie schreiben zu dürfen und in der Vorbereitung „verpflichtet“ gewesen zu sein, die verschiedenen Kapitel zu lesen, obwohl ich eigentlich keine Zeit hatte und zum Teil auch Unbehagen empfand, weil das Thema eben nicht „schön“ ist.

Mir kommt das Schreiben dieses Grußwortes mit der vorangehenden Lektüre der Kapitel vor wie eine Busreise: Das Buch ist der Bus und man kann aus dem Fenster schauen und alle möglichen Aspekte sehen, das heißt in den Kapiteln etwas über die Aspekte lernen. Es gibt Reiseleitende, die Autoreninnen und Autoren, die einem mehr zu dem Thema erzählen, zum Teil über Zusammenhänge, über die man vielleicht noch nicht explizit nachgedacht hat, wie zum Beispiel: Was haben Grenzen, familiäres und kulturelles Erbe, gesellschaftlicher Zerfall oder Terrorismus mit Einsamkeit zu tun? Ob Sie aus diesem Bus aussteigen oder nicht, also das Wissen mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen verknüpfen und konkret in Verhalten übersetzen, hängt von Ihnen selbst ab. Da möchte ich wiederum ansetzen und Sie zu einem Gedanken- und eventuell Verhaltensexperiment einladen.

Machen Sie sich einsam! Schalten Sie Ihr Smartphone/Telefon und ihren Computer aus, halten Sie – auch wenn es schwierig ist – aus, nicht erreichbar und möglicherweise im „Kontakt“ mit anderen Menschen zu sein. Konzen­trieren Sie sich ganz auf das Alleinsein mit diesem Buch – für eine gewisse Zeit. Und danach, gehen Sie bewusst hinaus, treffen Sie auf andere Menschen und versuchen Sie bewusst, mit ihnen in Kontakt zu kommen: Grüßen Sie den Bauarbeiter auf der Straße – und nehmen Sie wahr, wie er reagiert… ja vielleicht nicht nur irritiert, sondern erstaunt und erfreut. Schauen Sie Menschen im Café oder Restaurant in der Kantine oder Mensa in die Augen und erwidern Sie ein Lächeln – und achten Sie darauf, was das neben der Unsicherheit mit Ihnen selbst macht. Rufen Sie in der nächsten Woche jeden Tag einen anderen Verwandten oder eine andere Bekannte an: Menschen, die Sie seit einiger Zeit nicht mehr gesprochen haben. Erzählen Sie ihnen von dem, was Sie aus diesem Buch „mitgenommen“ haben – eine Geschichte wie die von Henry oder Anna und Hanna, vielleicht etwas in Zusammenhang mit der Berufsgruppe desjenigen, den Sie anrufen und die in diesem Buch erwähnt wurde oder etwas zu Ihren Gedanken über Beziehung, Respekt, Achtung und Wertschätzung. Begrüßen Sie Bekannte und Kollegen, indem Sie ihnen die Hand geben oder vorsichtig deren Schulter oder Arm berühren. Achten Sie bei der nächsten Besprechung mit Kollegen, Kundeninnen, Schülern oder Studentinnen auf das Verhalten, das Ihnen entgegengebracht wird und überlegen Sie, was es mit Ihrem Verhalten zu tun haben könnte. Haben Sie vielleicht etwas gesagt, was Ihr Gegenüber nicht so gut fand und sich deswegen zurückzieht? Geht es Ihrem Gegenüber nicht gut und Sie sollten vielleicht fragen, was los ist? Schenken Sie Ihrem Gegenüber ein wenig Zeit! Was bekommen Sie zurück?

All diese Fragen kamen mir, während ich die Kapitel in einer fast fertigen Fassung auf meiner Dienstreise durch China gelesen und durchlebt habe. Ich war schwer beeindruckt von der Ehrlichkeit der Betroffenen als Kranke, Patienten, Dienstleistende (z. B. Rettungssanitäter, Seelsorgende, Therapeuten) und Forschenden (die zugaben, wie wenig wir von diesem Phänomen in der Realität wissen) und wie umfangreich das Thema aufgearbeitet wurde. Gleichzeitig blieb bei vielen Aufarbeitungen für mich das konkrete Wie offen: Was sollte nun konkret getan werden? Welche Maßnahmen funktionieren? Wie sollten wir dabei effektiv vorgehen? Was genau funktioniert und macht die Wirksamkeit von bestimmten Bedingungen und Hilfen aus? Und wie sollten Veränderungen ablaufen, damit wir von diesem traurigen Thema weg und zu einer erfüllenden Entwicklung jeder einzelnen Person und zur Resonanz mit anderen Menschen kommen?

Ich bin überzeugt, dieses Buch kann dabei mit seinen Erkenntnissen und viel Wissen einen grundlegenden Anfang machen. Aber dies wirklich umzusetzen erfordert Menschen wie Sie! Nur Menschen, also Sie können mit anderen in Kontakt treten, Erkenntnisse weitertragen, konkrete Projekte initiieren und die Berichterstattung ändern. Finden Sie Antworten auf den Sinn des Lebens und die neuen Herausforderungen in Zeiten des demografischen Wandels und der Digitalisierung einschließlich Work 4.0. Tragen Sie die Bedeutung in die Welt und vernetzen Sie sich mit anderen. Fordern Sie andere zu Resonanz heraus und gehen Sie dabei, auch was förderliches Alleinsein, aber auch die Überwindung von Marginalisierung angeht, als Beispiel voraus. Bereiten Sie den Nährboden für mehr Resonanz und Alternativen zu Einsamkeit. Das Lesen dieses Buches kann dabei Erkenntnisse geben, die Umsetzung liegt bei Ihnen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten. Und wenn Sie sich mit den Autoren dieses Buches oder anderen Lesern und Leserinnen vernetzen wollen, dann finden Sie vielleicht auch dafür Wege? Wichtig ist, dass Sie Resonanz suchen und erleben – also sich, egal wie viel Sie schon über das Thema Einsamkeit wissen, auf diese Reise einlassen.

Reisen macht Freude, fordert zu Neugierde und zum Auszuprobieren neuer Wege heraus –ein wichtiges Mittel gegen Einsamkeit. Gleichzeitig ermöglicht Reisen neue Perspektiven, insbesondere, wenn man sich in einer anderen Kultur wie der asiatischen, kollektivistischen Kultur bewegt, einem anderen Klima ausgesetzt ist und zum Teil mit verbaler Sprache nur schwer mit anderen Menschen in Kontakt kommen kann. Dann kann die Busreise zu einem Erlebnis werden, das dem Fernsehen ähnlich wird: Die Interaktion ist nicht resonant. Aber mit der Erkenntnis, dass es vielleicht gar nicht auf Sprache ankommt, um verstanden zu werden, sondern auf das Gefühl, …

… gemeinsam zu sein (z. B. beim Aushalten der Massen in öffentlichen Verkehrsmitteln), …… etwas zu teilen (z. B. Essen) und …… zusammen Glücksgefühl zu erleben (z. B. beim Erklimmen eines Berges oder Turmes), …

… kann wiederum ganz neue Zugänge zur Überwindung von Einsamkeit bieten oder dieses Gefühl sowie Leiden gar nicht erst aufkommen lassen.

Wenn Sie den „Bus“ dieses Buches besteigen, lassen Sie Ihre Gefühle nicht zurück. Nehmen Sie Ihr ganzes Ich mit oder nutzen Sie die „Haltestellen“, um neben den Kognitionen auch die Emotionen mit an Bord zu holen. Und wenn Sie an einer Haltestelle ankommen, suchen Sie nach den „Hinweisschildern“, um Ihre neuen Erkenntnisse und Kompetenzen anzuwenden. Vielleicht sind diese Hinweisschilder nicht gleich sichtbar oder gut lesbar – für Sie oder andere; aber ich bin mir sicher, Ihr Herz wird Ihnen den Weg weisen können, wenn Sie es nur lassen.

Viel Spaß beim Lesen dieses Buches und auf der „Kopf- und Herzreise“!

Prof. Dr. phil. Sonia Lippke

Jacobs University Bremen, ­Health ­Psychology & Behavioral Medicine

Grußwort von Jürgen Osterbrink

Seltsam, im Nebel zu wandern!

Einsam ist jeder Busch und Stein,

Kein Baum sieht den anderen,

Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,

Als noch mein Leben licht war;

Nun, da der Nebel fällt,

Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,

Der nicht das Dunkel kennt,

Das unentrinnbar und leise

Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!

Leben ist Einsamsein.

Kein Mensch kennt den andern,

Jeder ist allein.

Hermann Hesse

In Europa ist seit den 1980er-Jahren eine Tendenz festzustellen, dass Familienbande und -verbünde sich auflösen oder nicht mehr in einer historisch gewachsenen Kontinuität und Konsistenz zu finden sind. Beginnend in größeren Städten und folgend in kleineren liegt die Single-Haushaltsrate bei 50 % und darüber. Betagte – zurzeit insbesondere Frauen – leben allein und verfügen über ein geringes Einkommen bzw. eine geringe Rente, die sich am Existenzminimum orientiert. Die städtischen Strukturen verschieben sich vom nachbarschaftsgelenkten Miteinander zu anonymen Strukturen.

Durch die Veränderung der Arbeitsabläufe und -inhalte ist es normal, dass auch Arbeitszeiten trotz gesetzlicher Regelungen verschwimmen. Dem gegensteuernd hat etwa der Betriebsratsvorsitzende von VW verlauten lassen, dass E-Mails, die am Wochenende oder nach der geschuldeten Arbeitszeit versendet werden, automatisch gesperrt werden und erst zu Beginn der Dienstzeit gesendet werden können.

In Lebensmittelläden greift der Self-Check­out um sich, ebenso an Flughäfen und Bahnhöfen. Die Zunahme an festen Abonnenten von Parship und vergleichbaren Portalen hat sich in den vergangenen zehn Jahren vervierhundertfacht.

Auf der anderen Seite ist ein Trend bei den Millenniums erkennbarer, dass konservative Werte, die in den 1970er-Jahren verpönt waren, wieder vehement eingefordert werden.

Was ist bei uns los? Folgen wir asiatischen Trends, wo nicht mehr unbedingt der Einzelne, sondern mehr die Erfüllung gesellschaftlicher Aufgaben im Fokus steht? Ich glaube, liebe Leserin, lieber Leser, dass wir sehr auf uns achten müssen. Damit meine ich nicht den überfüllten Briefkasten der 85-jährigen Nachbarin oder vergessene Meals-on-Wheels-Container vorm Haus. Sondern Achten bedeutet Selbstachtung, sich selber spüren lernen, das Bewahren von Werten, die für mich als Person, als Mensch, wichtig sind. Dies bedeutet auch, in zweifelsohne hektischen Zeiten Beziehungen zu bewahren und neue zu knüpfen. Es bedeutet, auf die Nächsten am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft zu achten, um Einsamkeitsspiralen zu durchbrechen, dahingehend, dass die Gesellschaft im Mikro- und Mesokosmos des Einzelnen tatsächlich eine tragfähige Fläche bleibt. Es wird uns, und dies ist eine gemeinsame Aufgabe, gelingen müssen, an den Orten, wo Versorgung stattfindet, nicht nur kurativ, sondern primär präventiv einzugreifen, um frühzeitig Menschen, die von Einsamkeit bedroht sind, zu erkennen und wirksame Strategien zu entwickeln.

Salzburg, im Februar 2018

Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Osterbrink

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis

Grußwort von Raymond Unger

Als mir Dr. Joachim Süss vorschlug, mein Gemälde „Paradise Lost“ zur assoziativen und visuellen Unterstützung seines Beitrags zu verwenden, habe ich mich sehr gefreut. In anderem Zusammenhang hatte sich Dr. Süss bereits zum Werk geäußert, wobei mir seine kluge Interpretation aufgefallen war. In Bezug auf mein Werkschaffen lässt sich aus dem Artikel von Dr. Süss zu Recht schließen, dass ich aus Notwendigkeit und Selbstkonfrontation heraus male – und weniger, um zeitgenössisch-populäre Kunstpositionen zu bedienen. Meine figurativen Sujets drehen sich um Gewalt, Krieg, Religion und Sexualität. Relativ spät fand ich heraus, dass die Beweggründe für „meine“ Themen gar nicht so sehr individualpsychologisch, sondern vielmehr kollektiv begründet sind. Seit über zehn Jahren beschäftige ich mich deshalb mit dem Thema der transgenerationalen Weitergabe von Kriegstraumata, eine Materie, die mich mit Dr. Süss verbindet.

Die längste Zeit meines Lebens litt ich unter einer gefühlten Besonderung. Ich ging davon aus, dass speziell mit mir etwas nicht stimmt. Anders zu sein oder zu glauben, man sei anders, erzeugt fast immer Scham. Und Scham führt regelmäßig zu Einsamkeit. Es ist mir daher eine große Freude, mit meinem Werk an diesem wichtigen Buchprojekt teilhaben zu dürfen. Allein mit der Präsenz eines Kunstwerks in diesem Buch verweisen Herausgeber Thomas Hax-Schoppenhorst und Dr. Joachim Süss auf den engen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Kunst – dafür bin ich beiden sehr dankbar. Zum Thema gehört natürlich auch das klassische Narrativ des besonderten, einsamen Künstlers. Viele Menschen glauben, ein Künstler, sofern er der klassischen Rolle des Außenseiters entspricht, hätte seine Einsamkeit freiwillig gewählt. Insofern wirkt das Motiv an dieser Stelle möglicherweise elitär, deplatziert oder gar larmoyant. Ich glaube allerdings, dass sich hinter der traditionellen Künstlerrolle ein Muster verbirgt, das universellere Gültigkeit hat. Löst man den Künstler aus der auf ihn projizierten Rolle der Exklusivität, erkennt man schnell, dass Kreativität zum Wesen eines jeden Menschen gehört. Dabei ist Kreativität weder exklusiv noch die alleinige Eigenschaft des Intellekts. Es gibt überaus kluge Menschen, die nur wenig kreativ sind. Andererseits gibt es geistig behinderte Menschen mit geradezu genialer Kreativität. Gesteht man zu, dass echte Kreativität mit der Integration des Unbewussten oder wie Analytiker sagen würden, dem „Schatten“ zu tun hat, kommt man dem Mysterium näher. Wirklich kreativ zu sein, erfordert nämlich Hingabe und Mut. Gedachte oder allzu akademische Kunst ist für die Psyche zwar wesentlich komfortabler, wirkt aber schnell fad bzw. verkommt oft zu intellektuell-elitären Insiderwitzen. Gute Kunst war und ist deshalb von jeher das Ergebnis eines Kampfes zwischen Kontrolle und Hingabe, Intellekt und Unbewusstem, Ich und Selbst, Ratio und Gefühl. Eine derartige Kunst ist glücklicherweise nur selten langweilig, da sie sich oftmals spontan und aus dem Bauch heraus erschließen lässt. „Kunst ist das Mikro­skop, das der Künstler auf die Geheimnisse seiner Seele einstellt, um diese allen Menschen gemeinsamen Geheimnisse allen zu zeigen,“ schrieb Leo Tolstoi einst. Für Tolstoi war große Kunst grundsätzlich selbstkonfrontativ, anders ergibt seine Aussage nur wenig Sinn. Ich glaube, dass er Recht hat. Sein Satz bringt auf den Punkt, worum es bei guter Kunst geht: Der Künstler steigt in den Keller seiner Psyche, dort sucht er nach den Geheimnissen, die ihn beschämen und von denen er glaubt, sie verbergen zu müssen. Er überwindet seine Angst und erkennt die Notwenigkeit, seine Monster unter dem Bett hervorzuziehen. Er kämpft mit seinen „Drachen und Dämonen“ und bringt sie schließlich ans Licht der Öffentlichkeit. Nur um schlussendlich festzustellen, dass viele Menschen ganz ähnliche Monster unter ihrem Bett verbergen. Ein derartiger „Coming-­out“-Prozess ist das Antidot zur Scham. Öffentlich präsentierte Kunst ist damit eines der besten Mittel gegen Einsamkeit – für Produzenten wie Rezipienten gleichermaßen. Leider erwächst der Mut, in den Keller zu steigen, nur in allergrößter Not, den Kampf mit dem Drachen geht niemand beizeiten ein. Nur eine Krise, oftmals die große Lebenskrise, schafft die Wende. Die Krise ist zugleich aber sowohl Gipfel als auch Wendepunkt der Einsamkeit, denn schließlich tritt der individuierte Mensch aus dem Dunkel hervor und beteiligt sich umso mehr am gesellschaftlichen Diskurs.

In meiner persönlichen Geschichte von Einsamkeit, Krise und Wandlung erkannte ich den Archetyp der Heldenreise wieder. Die Choreografie des Mythos kennt jeder Kinobesucher und Romanleser: Der Held hat ein Problem, er verweigert sich der Lösung, das Problem verschärft sich, der Held muss seine Angst überwinden, er verlässt seine Heimat, kämpft allein für die Lösung, wird für seinen Mut belohnt und ist fortan eine Ressource für seine Gemeinschaft. Im Mythos geht es dabei nur scheinbar um ein im Außen erlebtes Abenteuer auf Leben und Tod. In Wirklichkeit geht es um einen innerpsychischen Prozess zur Reife, die Individuation. Jeder Mensch, der schon einmal eine Therapie gemacht hat, und natürlich jeder Therapeut erkennt im Beschriebenen zudem das klassische Muster einer gelungenen Therapie. Im Gegensatz zu einer persönlichen Therapie stellt der Individuationsprozess des Künstlers jedoch ein zusätzliches Angebot für die Gemeinschaft dar. Denn der persönlich dokumentierte Befreiungsakt, übertragen und konserviert im Werk, kann Rezipienten als Modell dienen, ebenfalls den Kampf gegen den Drachen zu wagen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut: In Deutschland ist man entweder ein guter Therapeut oderein guter Künstler – beides gleichermaßen klingt für die jeweils andere Seite allzu unglaubwürdig. Wirklich große Künstler, wie Joseph Beuys, haben jedoch von jeher erkannt, dass der heilende Künstler und der ­kreative Therapeut nur die Kehrseiten einer Medaille sind. Gute Kunst ist idealerweise heilsam. Und gute Therapie ist idealerweise kreativ. Es würde mich daher nicht wundern, wenn neben Dr. Joachim Süss auch andere Autoren dieses Buches das Thema „Einsamkeit“ sowohl kreativ wie therapeutisch angehen – ich freue mich schon sehr darauf.

Berlin, im Februar 2018

Raymond Unger

Bildender Künstler und Autor, Berlin

Preisträger des internationalen ­„Lucas-Cranach-Preises für Malerei“ 2011

Vorwort

Einsamkeit bedeutet oft stilles, verborgenes Leid. Sie ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, die Wenigsten teilen sich bezüglich des erlebten Mangels mit. Einsamkeit ist keine Diagnose, der man einen Code verleihen kann, um im Anschluss daran eine Behandlung einzuleiten, die sich möglichst noch an erprobten Leitlinien orientiert.

Dennoch gibt es Millionen Betroffene …

Sehr, im Grunde zu lange wurde das Thema bislang eher passiv zur Kenntnis genommen, recht wenige Publikationen im deutschsprachigen Raum rückten es in den Fokus.

Die freundliche Einladung, gleich ein ganzes Buch zur Einsamkeit als Herausgeber zu betreuen, machte mich neugierig und ließ mich zugleich zögern. Zunächst allein und mit bangem Blick auf ein weißes Blatt, das möglichst bald die Gestalt eines Konzeptpapiers annehmen sollte, begab ich mich auf die Suche nach Mitstreitern, las eine Vielzahl von Texten und recherchierte in alle Richtungen. Sehr schnell entstand dabei der Eindruck, es mit einem „Fass ohne Boden“ zu tun zu haben, denn Einsamkeit offenbart sich in unzähligen Kontexten.

In vergleichsweise kurzer Zeit konnte ich eine stattliche Zahl von Autorinnen und Autoren gewinnen, die sich bereit erklärten, einen Beitrag aus ihrer fachlichen oder persönlichen Sicht zu leisten. Ihnen allen danke ich von Herzen für die gute, lebendige, intensive Zusammenarbeit, die schließlich dazu führte, dass wir gemeinsam (und nicht einsam) ein Werk vorlegen, das hoffentlich Impulse für eine Auseinandersetzung mit der Problematik auf breiter Ebene setzt – nicht nur im Gesundheitswesen. Die Tatsache, dass mit Blick auf den Seitenumfang sehr schnell die Höchstzahl der zu berücksichtigenden Texte erreicht wurde, lässt deutlich werden, wie groß der Klärungsbedarf ist.

In fünf Kapiteln bietet dieses Buch die Möglichkeit zu einer intensiven Beschäftigung, wobei die Struktur der Texte so angelegt ist, dass ein selektives Lesen möglich ist. Mit der Lektüre werden Leserinnen und Leser immer wieder neuen Facetten von Einsamkeit und sozialer Isolation begegnen, wobei es nicht bei der Beschreibung eines beklagenswerten Zustands bleibt, sondern auch konkrete Handlungsansätze vorgestellt werden. Zudem setzen sich gleich mehrere Texte mit den positiven Aspekten des Alleinseins auseinander.

Mein Dank gilt auch Jürgen Georg vom Verlagslektorat für die stetigen Impulse und umfassende Unterstützung sowie Michael Herrmann, der dieses Projekt mit seinem großen Wissen und hellwachen Augen begleitete. Frau Dr. med. Dipl. Psych. Ulrike Beginn-Göbel, Ärztliche Direktorin der LVR-Klinik Düren, danke ich herzlich für Wohlwollen und Unterstützung in den zurückliegenden Jahren! Lea Quilitz und Lena Platz danke ich für die redaktionelle Mitarbeit.

Es würde mich freuen, würde unser Buch zu einer lebendigen, durchaus auch kontroversen Diskussion führen, die dann in eine Vielzahl von Umdenkungs- und Veränderungsprozessen mündet!

Düren, im Februar 2018

Thomas Hax-Schoppenhorst

1Das Phänomen ­Einsamkeit

1.1Soziale Isolation – ­Folgen, ­Ursachen und ­Handlungsansätze

Martin Hafen

1.1.1 Einleitung

Im Vergleich zu allen bisherigen Gesellschaftsformen leben die Menschen in den wohlhabenden Ländern der heutigen Zeit zunehmend isoliert. Das hat Auswirkungen. Nicht nur, dass sich soziale Isolation negativ auf das Wohl­befinden auswirkt; fehlende soziale Beziehungen machen das Auftreten unterschiedlicher Krankheiten wahrscheinlicher und verkürzen statistisch gesehen die Lebenszeit. So zeigen Holt-Lunstad, J., Smith, T. B. & Layton, J. B. (2010) in ihrer umfassenden Übersichtsarbeit, dass soziale Isolation ein ebenso relevanter Risikofaktor für die Gesundheit ist wie Rauchen oder massives Übergewicht (Adipositas). Nun gibt es aber auch Menschen, die generell lieber allein sind und auf soziale Kontakte freiwillig verzichten. Weiter gibt es solche, die wohl ­gerne mehr sozialen Kontakt hätten, aber gut damit umgehen können, wenn sich diese Kontakte nicht ergeben. Die Wirkung sozialer ­Isolation als Risikofaktor für die psychische und körperliche Gesundheit eines Menschen scheint entsprechend von psychischen Einflussfaktoren abhängig. Im Vordergrund steht dabei das Gefühl der Einsamkeit, das in vielen Forschungsarbeiten in engen Zusammenhang mit sozialer Isolation gestellt und dem ein ungünstiger Einfluss auf die Gesundheit zugeschrieben wird (Elovainio et al., 2017).

In diesem Abschnitt geht es darum, sich aus einer interdisziplinären Perspektive mit unterschiedlichen Aspekten von sozialer Isolation und Einsamkeit zu befassen. Zuerst wird die Form der sozialen Isolation aus systemtheoretischer Perspektive näher bestimmt. Danach wird der Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Gesundheit im Detail ausgeführt. In der Folge wird nach Erklärungen für den engen Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Gesundheit gesucht. Und im letzten Abschnitt rücken Handlungsansätze zur Reduktion von sozialer Isolation und Einsamkeit in den Fokus.

1.1.2 Soziale Isolation – systemtheoretisch

Die soziologische Systemtheorie (Luhmann, 1994) wurde primär als Theorie sozialer Systeme konzipiert, etabliert sich aber sich immer mehr auch als Theorie psychischer und körperlicher Systeme (Fuchs, 2003, 2005). Sie bietet damit eine gute Grundlage für eine theoretische Analyse der sozialen Isolation und ihrer Folgen für die Psyche und den Körper eines Menschen. Die soziologische Systemtheorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Ebenen des Sozialen, des Psychischen und des Körperlichen analytisch strikt auseinanderhält. Auf jeder Ebene gibt es selbsterzeugende, selbstorganisierende (autopoietische) Systeme, die sich anhand ihrer spezifischen Operativität unterscheiden lassen. Die Operationen sozialer Systeme sind ausschließlich die Kommunikationen. Mit anderen Worten: Soziale Systeme reproduzieren sich dadurch, dass sie systemspezifische Kommunikationen aneinanderreihen und sich so von anderen Systemen unterscheiden. Die psychischen Systeme wiederum grenzen sich durch ihre spezifische Operativität – die Wahrnehmungen, Gedanken und Vorstellungen – von ihrer Umwelt ab. Die Operativität der körperlichen Systeme schließlich ergibt sich aus biologischen Prozessen. So bestehen die Operationen des Gehirns aus Verschaltungen von Nervenzellen und der Übertragung elektrischer Reize zwischen den verschalteten Zellen, wobei die Reize an den Schaltstellen (Synapsen) biochemisch umgewandelt werden.

Die Trennung der Systemebenen resultiert in der Vorstellung, dass die Psyche und der Körper eines Menschen nicht in der Kommunikation vorkommen, sondern die relevante Umwelt der Kommunikation und damit der sozialen Systeme ausmachen. Etwas anders formuliert: Die Kommunikation operiert mit einer hohen Eigenständigkeit, ist aber zu jedem Zeitpunkt auf die Operativität in der relevanten psychischen und körperlichen Umwelt angewiesen. Das Gleiche bei der Psyche: Aus der Perspektive des psychischen Systems sind die sozialen Systeme eine hochrelevante Umwelt, denn es wäre nicht in der Lage, sich mit anderen Psychen auszutauschen, wenn es ­keine Kommunikation gäbe. Trotzdem un­terscheidet sich das psychische Geschehen grundsätzlich von der sozialen Operativität. Das lässt sich am Beispiel eines Seminars einfach illustrieren: Der Input einer Professorin und die nachfolgende Diskussion der Studierenden entspricht einer Abfolge von Kom­munikationen, welche nicht ganz, aber weitgehend unabhängig von Gedanken und Wahrnehmungen ist, die – vollkommen im Stillen – während der ganzen Veranstaltung gleichzeitig reproduziert werden. Relevant für die Kommunikation sind nur die Gedanken, die in Form von Äußerungen oder Verlautbarungen in die Kommunikation einfließen, aber dann keine Gedanken mehr sind, sondern Kommunikationen, die durch das soziale System verarbeitet werden. Diese Verarbeitung kann im Sinne der beteiligten Psyche geschehen; das ist aber keineswegs zwingend der Fall. Die Psyche ihrerseits ist genauso wenig in der Lage, in die Kommunikation hineinzudenken, wie die Kommunikation in die Psyche hinein kommunizieren kann. Jedes psychische System bestimmt – bewusst oder unbewusst – selbst, welche Informationen es der Unterrichtskommunikation abgewinnt. Faktoren wie Aufmerksamkeit, Interesse und Vorwissen prägen diese Informationsverarbeitung in entscheidendem Ausmaß und unterstützen die systemtheoretische These, dass Information immer systemintern generiert und nicht eins zu eins von außen übertragen werden kann.

Da der Mensch mit seinem Körper und seiner Psyche nicht Teil des Sozialen, sondern relevante Umwelt ist, stellt sich die Frage, wie die Systemtheorie den Einbezug des Menschen in die Kommunikation beschreibt. ­Hierfür stehen die Begriffe „Person“, „soziale Adresse“ und „Inklusion“. Ausformuliert bedeutet dies, dass ein Mensch als Person in ein soziales System inkludiert und mit einer sozialen Adresse versehen wird. Die Konsequenz dieser Überlegung ist, dass jeder Mensch in jedem sozialen System eine andere Person ist und mit einer systemspezifischen sozialen Adresse versehen wird. Person und soziale Adresse stehen für die Erwartungen, die an den Menschen im jeweiligen System gerichtet werden. So wird von der Professorin etwas Anderes erwartet als von den Studierenden. Das deutet darauf hin, dass die Rolle ein wichtiger Aspekt der sozialen Adresse ist. Andere Aspekte, die eine mehr oder weniger große Bedeutung spielen, sind der Name, das Aussehen, das Geschlecht, das Alter und weitere Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob und wie ein Mensch als Person in ein bestimmtes soziales System inkludiert wird.

Der Begriff „soziale Isolation“ legt nun nahe, dass es sich um kommunikatives Geschehen bzw. Nichtgeschehen handelt. Soziale Isolation verweist aus der Perspektive der Systemtheorie auf eingeschränkte Inklusionsfähigkeit oder, um es anders zu fassen, auf eine erhöhte Betroffenheit von Exklusion (Hafen, 2015). Exklusion wird dabei nicht als soziale Operation (z. B. in Form einer Kündigung oder von Mobbing) verstanden, sondern einfach als Nichtinklusion. Die Kündigung selbst ist eine Form von Inklusion, weil die betroffene Person ja für die Kommunikation als relevant erachtet wird; aber natürlich verfolgt sie das Ziel, die Inklusionsfähigkeit dieses Menschen in Hinblick auf die im Fokus stehende Arbeitsstelle zu eliminieren. Das wiederum kann weitere Exklusionen nach sich ziehen, zum Beispiel aus dem Wirtschaftssystem, weil nach einer Kündigung das Geld knapp wird. Die eingeschränkte Inklusionsfähigkeit bedeutet entsprechend, dass es den Betroffenen trotz ihrer Bemühungen nicht gelingt, in sozialen Systemen Anschluss zu finden, weil ihre soziale Adresse (aus der Sicht der jeweiligen Kommunikationssysteme) beschädigt ist. Erwerbslosigkeit ist dabei nur eine Form von Exklusion. Es gibt auch eingeschränkte Inklusionsfähigkeit im Privatbereich – etwa, wenn man keine Freunde oder keinen Kontakt zur Kernfamilie hat. Erwerbs­lose und ältere Menschen sind darum überdurchschnittlich stark von sozialer Isolation betroffen, weil der wichtige Inklusionsbereich „Erwerbsarbeit“ weggefällt und es im privaten Bereich nicht immer einfach ist, neue Inklusionsmöglichkeiten zu schaffen (Abb. 1.1-1).

Abbildung 1.1-1: Einsamkeit in der Großstadt (Foto: © J. P. Poffet)

1.1.3 Soziale Isolation und Gesundheit

Körperliche und psychische Krankheiten entstehen in der Regel aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren, die einerseits im sozialen Umfeld der Individuen, andererseits aber auch im Körper und in der Psyche eines Menschen angesiedelt sind. Aus diesem Grund wird Gesundheit schon länger als biopsychosoziales Phänomen bezeichnet (Engel, 1977). So entfaltet auch soziale Isolation ihre ungünstige Wirkung auf die Gesundheit nicht alleine, sondern im Zusammenspiel mit anderen Einflussfaktoren. Im Vordergrund stehen dabei die psychischen Faktoren. Soziale Isolation wirkt als wahrgenommene Isolation und dann vor allem, wenn diese Wahrnehmung des Exkludiertseins oder der Qualität der Inklusion mit einer negativen Bewertung verbunden ist, was sich oft in Form des Gefühls der Einsamkeit manifestiert (Perlan & Peplau, 1981). Wir haben es bei sozialer Isolation entsprechend mit einem sozialen Risikofaktor zu tun, der im psychischen System eines Menschen einen weiteren Risikofaktor für die Gesundheit, nämlich die Einsamkeit, entstehen lassen kann. Einsamkeit entspricht in diesem Sinne der psychischen Beobachtung eingeschränkter Inklusionsfähigkeit mit Blick auf den Wunsch und die Möglichkeit einer verbesserten Anschlussfähigkeit. Diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit löst nach Wenger, Davies, Shahtahmasebi und Scott (1996) negativen Stress aus, der in der Folge die körperliche und psychische Gesundheit beeinträchtigt. Zu beachten ist, dass die Einsamkeit auch wieder nur ein stressauslösender Faktor neben anderen ist. So kann sich die soziale Isolation auch negativ auf psychische Schutzfaktoren wie den Selbstwert, die Selbstwirksamkeit oder das Wohlbefinden auswirken, was das Aufkommen von Stress ebenfalls begünstigt. Im Gegensatz dazu ist eine gute soziale Einbettung ein Schutzfaktor gegen Stress, nicht zuletzt, weil er die psychische Erwartung stärkt, bei Schwierigkeiten auf Unterstützung durch Freunde und Familie zählen zu können. Diese Schutzfaktoren begünstigen die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) eines Menschen und sind entsprechend für das Entstehen von Gesundheit und Krankheit ebenso bedeutend wie die Risikofaktoren (Bengel & Lyssenko, 2012; Hafen, 2014).

Der Einfluss von sozialer Isolation und Einsamkeit auf die Gesundheit ist empirisch umfassend belegt. Seit den späten 1940er-Jahren liegen entsprechende Studien vor (Wenger et al., 1996) und jährlich kommen neue hinzu. Nachfolgend werden kurz einige der neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse vorgestellt. Dabei wird der Blick nicht nur auf die soziale Isolation gelegt, sondern auch auf ihr Gegenstück, eine gut gelingende soziale Einbettung und damit verbundene Schutzfaktoren:

Soziale Unterstützung stärkt das Immunsystem und reduziert dadurch das Auftreten von Entzündungen im Organismus. Weiter reduziert sie das Auftreten von Herz-Kreislauf-Problemen und stärkt insgesamt die körperliche Widerstandskraft gegen Belastungen (Uchino, 2006).Die individuelle Wahrnehmung, über genügend Geld zu verfügen, erhöht den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit und reduziert die Abhängigkeit von Sozialkontakten. Das verringert negative Effekte sozialer Isolation wie Einsamkeit, kann die Isolation aber gleichzeitig fördern, weil die finanzielle Unabhängigkeit die Notwendigkeit der Unterstützung durch andere reduziert (Spitzer, 2009).Eine Übersichtsarbeit zu sozialer Isolation und Einsamkeit (Holt-Lunstad, Smith, Baker, Tyler & Stephenson, 2015) zeigt, dass zwischen objektiver sozialer Isolation (durch Erhebung der Sozialkontakte sowie Analyse der sozialen Netzwerke einer Person) und der subjektiven Wahrnehmung der Isolation als Einsamkeit kein statistisch relevanter Unterschied festgestellt werden konnte.Soziale Isolation entfaltet ihre Wirkung als Risikofaktor für die Gesundheit nicht nur bei älteren Menschen, sondern in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern. Maßnahmen zur Förderung sozialer Beziehungen sollten sich entsprechend nicht auf die ältere Bevölkerung beschränken und in allen professionellen Kontexten (Medizin, Sozialarbeit, Pädagogik etc.) ergriffen werden (Holt-Lunstad et al., 2010).Prospektive Studien zeigen, dass Einsamkeit ein Prädiktor für depressive Symptome, Schlafstörungen, Probleme bei der Bewältigung des Alltags, die Reduktion körperlicher Aktivität, Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit und der kognitiven Leistungsfähigkeit, erhöhten Blutdruck, Probleme mit den Blutgefäßen, erhöhte Adrenalinausschüttung, gehäufte Entzündungen und ein geschwächtes Immunsystem ist (Ye, Hawkley, Waite & Cacioppo, 2012).Einsamkeit im Alter von fünf Jahren ist verbunden mit einem Mangel an Vertrauen, geringer Akzeptanz durch Gleichaltrige, häufigen negativen Reaktionen der Eltern, einer Tendenz zu Schuldgefühlen, geringem Selbstwertgefühl und Passivität beim Spielen mit anderen. Fünfjährige mit einem hohen Einsamkeitswert zeigen im Alter von 17 gehäuft depressive Symptome, sie gehen öfters zum Arzt und sie verfügen über eine durchschnittlich schlechtere Gesundheit als die 17-Jährigen, die im Alter von fünf nicht einsam waren (Qualter et al., 2013).Schwerhörigkeit bei Kindern erhöht die Wahrscheinlichkeit für spätere Isolation und Einsamkeit signifikant (WHO, 2016).In einer weiteren Übersichtsarbeit (Steptoe, Shankar, Demakakos & Wardle, 2013) wurde der Einfluss von sozialer Isolation und Einsamkeit auf die Gesundheit untersucht. Dabei zeigte sich, dass sich die gesundheitliche Entwicklung und Mortalität von einsamen, sozial isolierten Menschen im Vergleich zu sozial isolierten Menschen, die sich nicht einsam fühlten, nicht unterschieden. Das Forschungsteam schließt daraus, dass Maßnahmen zur Verringerung frühzeitiger Sterblichkeit eher auf die Reduktion sozialer Isolation als auf die Bekämpfung von Einsamkeit ausgerichtet sein sollten.Dieser Schlussfolgerung widersprechen die Autorinnen einer Studie zur sozialen Iso­lation und Einsamkeit bei Jugendlichen (Matthews et al., 2016). Sozial isolierte Jugendliche fühlten sich nicht zwingend einsam; ist dies jedoch der Fall, steigt die Anfälligkeit für Depressionen stark, was auch damit zusammenhänge, dass die genetische Prägung für Einsamkeit und Depression identisch sei. Entsprechend solle bei Jugendlichen nicht nur in Verringerung sozialer Isolation, sondern auch in die Bekämpfung von Einsamkeit investiert werden.Einsamkeit hat einen engen Bezug zum Auftreten von Depressionen bei älteren Menschen. Weiter trägt sie zu einem erhöhten Blutdruck bei, führt zu Schlafproblemen, schwächt die Immunabwehr von Stress, beeinträchtigt die kognitive Leistungsfähigkeit und verringert das allgemeine Wohlbefinden (O’Luanaigh & Lawlorz, 2008).Einsamkeit wirkt sich maßgeblich auf die kog­nitive Leistungsfähigkeit älterer Menschen aus, wenngleich sich die Unterschiede in Folgeuntersuchungen abschwächen (McHugh, Kenny, Lawlorz, Steptoe & Kee, 2016).Soziale Isolation und Einsamkeit wirken sich auf die körperliche Funktionalität von älteren Menschen sowie auf ihre Fähigkeit aus, alltägliche Aufgaben zu übernehmen (Shankar, McMunn, Demakakos, Hamer & Steptoe, 2017).Menschen mit einer diagnostizierten Alzheimer-Krankheit sind überdurchschnittlich oft von sozialer Isolation, Einsamkeit und Halluzinationen betroffen, wobei soziale Isolation ein präziser Prädiktor für das Auftreten von Halluzinationen bei dieser Gruppe ist. Die Halluzinationen scheinen diesen Menschen einen Ausweg aus der Einsamkeit und der damit verbundenen Langeweile zu ermöglichen (El Haj, Jardri, Larøi & Antoine, 2016).In der Schweiz sind vor allem betagte Menschen, insbesondere allein wohnende betagte Frauen, Personen mit geringer Schulbildung und geringen finanziellen Mitteln, Migrantinnen und Migranten mit niedrigem sozioökonomischem Status (Bildung, Wohlstand), Alleinerziehende, Personen nach ­einer psychischen Erkrankung, junge Männer sowie allein wohnende Personen (insbesondere Männer ohne Lebenspartnerin) überdurchschnittlich von sozialer Isolation betroffen. Im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz in Hinblick auf die vorhandenen sozialen Ressourcen der Durchschnittsbevölkerung gut ab (Bachmann, 2014).

Diese empirischen Befunde geben keinen umfassenden Überblick über den Stand der Forschung rund um soziale Isolation und Einsamkeit. Trotzdem liefern sie einige wichtige Erkenntnisse: Soziale Isolation und Einsamkeit haben beträchtlichen Einfluss auf das Entstehen von unterschiedlichen Krankheiten und die Sterblichkeit. Es handelt sich entsprechend um hochgradig relevante Risikofaktoren für die Gesundheit, wenngleich noch nicht ganz klar ist, welchen Einfluss die beiden Faktoren unabhängig voneinander haben. Weiter zeigen die Daten, dass das Gegenteil von sozialer Isolation – eine gut gelingende soziale Einbettung – eine schützende Wirkung auf die Gesundheit hat, was auch für die folgenden Überlegungen bedeutsam ist.

1.1.4 Erklärungsansätze: Isolation und Gesundheit

Im Folgenden geht es darum, aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven nach Erklärungen für den großen Einfluss zu suchen, den soziale Isolation als Risikofaktor und gelingende soziale Einbettung als Schutzfaktor für die Gesundheit von Menschen ­haben. Einen ersten Ansatz bietet die Evolutionstheorie (Harari, 2013). Seit der Weiter­entwicklung der Gattung Mensch von den Menschenaffen vor etwa sieben Millionen Jahren und der Entwicklung des Homo sapiens vor etwa 300 000 Jahren war der Mensch lange Zeit nur in der Gruppe überlebensfähig. Aus der Gemeinschaft eines Clans ausgeschlossen zu werden, kam in der Regel einem Todesurteil gleich. Durch die Erfindung der Sprache vor rund 70 000 Jahren vergrößerten sich die Kommunikations- und damit auch die Handlungsmöglichkeiten der Menschen drastisch. Die Einzelmenschen waren aber nach wie vor darauf angewiesen, in einer größeren Gemeinschaft (Familie, Haushalt, Religionsgemeinschaft etc.) Aufnahme zu finden, wenn sie überleben wollten. Eine zunehmend individualistische Lebensweise war für die große Mehrheit bis vor kurzem undenkbar. Sie wurde erst mit dem steigenden Wohlstand in den industrialisierten Ländern möglich, die den Menschen durch den Sozialstaat unabhängiger von seiner Herkunftsfamilie oder anderen Gemeinschaften machte.

Es ist naheliegend, dass sich beim Einzelmenschen im Zuge der evolutionären Entwicklung stets Eigenschaften durchgesetzt haben, die seine soziale Einbettung begünstigt haben. So bestätigt die neurobiologische Forschung, dass der Mensch ein von Grund auf soziales Wesen ist und sich sein Gehirn im Zuge der Evolution entsprechend entwickelt hat. Ein Anzeichen dafür ist, dass eine positive soziale Resonanz (z. B. ein Lob oder eine Liebesbekundung) im Zentrum des Gehirns, dem lim­bischen System, durch die Ausschüttung entsprechender Neurotransmitter (Dopamin, Serotonin etc.) ein Wohlgefühl bis hin zur Euphorie bewirkt (Bauer, 2006a). Bei sozialer Ausgrenzung und verletzenden Sozialkontakten, wie im Fall von Mobbing, wiederum werden die gleichen Hirnareale aktiviert, die uns auch körperlichen Schmerz wahrnehmen lassen (Bauer, 2011). Der damit verbundene Stress führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Depression und Suizidalität oder aber zu übermäßiger Aggressivität. Wie grundsätzlich die Gattung Mensch auf Inklusion im Allgemeinen und positive emotionale Zuwendung im Besonderen angewiesen ist, zeigt sich am deutlichsten an kleinen Kindern: Kinder, die in den ersten Lebensjahren systematische emotio­nale Vernachlässigung oder Gewalt erleben, leiden im späteren Leben aufgrund dieser „adverse childhood experiences“ mit stark er­höhter Wahrscheinlichkeit an diversen psychischen und körperlichen Krankheiten und werden öfters negativ sozial auffällig (Felitti et al., 1998).

Die neurobiologischen Erkenntnisse zu den Auswirkungen frühkindlicher Stressbelastung durch unzureichende oder sehr ungünstige soziale Einbettung werden durch den zunehmend wichtigeren Forschungsbereich der Epigenetik (Lehre der Genaktivierung) bestätigt (Bauer, 2006b; Spork, 2016). Die Epigenetik widerspricht der Annahme der Genetik, das soziale Umfeld eines Menschen habe keinen Einfluss auf die Aktivität seiner Gene. Die entsprechenden Forschungen konnten in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem zeigen, dass emotionale Zuwendung in der frühen Kindheit die spätere Stressresilienz beeinflusst. Durch die Zuwendung im Rahmen verlässlicher Sozialkontakte wird im Laufe des ersten Lebensjahres ein Antistressgen freigeschaltet, das die Aktivitäten des Stressgens reguliert, über das jeder Mensch verfügt. Die Annahme ist, dass dieses Gen ohne diese Zuwendung deaktiviert bleibt, was zu einer erhöhten Stressanfälligkeit des betroffenen Menschen im späteren Leben führt (Bauer, 2006b).

Die Erkenntnisse aus der Neurobiologie der Epigenetik erregen auch darum so viel Aufmerksamkeit, weil sie seit langem vorliegende Erkenntnisse aus der (Entwicklungs-)Psychologie und der Bindungstheorie mit den Methoden der naturwissenschaftlichen Forschung bestätigen. Die Bedeutung des Urvertrauens für die psychische Gesundheit im späteren Leben wird in der psychologischen Fachliteratur seit den ersten Arbeiten von Freud betont. Entsprechend werden die schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter mit ungenügender sozialer Einbettung in der ersten Lebensphase in Zusammenhang gebracht. Eine umfassende Bestätigung für die Bedeutung ungünstiger Inklusionsbedingungen in der frühen Kindheit findet sich auch in der großen Übersichtsarbeit des Bindungsforschers Bowlby (1951), der zuhanden der WHO nachwies, welche individuellen und gesellschaftlichen Folgen eine unzureichende Betreuung in der ersten Lebensphase hat. Die Forschung zur Bildung von Sozialkompetenz wiederum zeigt, dass auch hier die wichtigsten Grundlagen schon sehr früh gelegt werden (Simoni, Herren, Kappeler & Licht, 2008). So lassen sich schon im Alter von neun Monaten deutliche Unterschiede im Sozialverhalten und im Einfühlungsvermögen der Kinder zeigen. Diese Faktoren wiederum sind entscheidend für eine gelingende soziale Einbettung im späteren Leben, wobei entsprechende Lernprozesse natürlich auch später noch möglich sind. Insgesamt lässt sich sagen, dass die ersten Lebensjahre das Risiko für Isolation und Einsamkeit im späteren Leben zwar nicht festlegen, es aber – statistisch gesehen – doch merklich erhöhen.

Ein weiterer Erklärungsansatz für Isolation und Einsamkeit findet sich im Kontext von körperlichen Beeinträchtigungen. Insbesondere Hörprobleme erschweren die Inklusion in soziale Systeme beträchtlich, wenn sie nicht mit den verfügbaren technischen Mitteln beseitigt werden können. Hörprobleme werden aus systemtheoretischer Perspektive der relevanten körperlichen Umwelt eines Sozialsystems zugeordnet. Das System kann versuchen, sich diesen Umweltbedingungen anzupassen, etwa indem lauter gesprochen wird, wenn die schwerhörige Oma am Tisch sitzt. Da dies mit Aufwand verbunden ist, tendiert das System dazu, die Umweltbedingungen zu ignorieren, was die Inklusion der beeinträchtigten Person erschwert oder unmöglich macht. Wie die oben erwähnte WHO-Studie (2016) gezeigt hat, führt dies nicht nur bei älteren Menschen zu einem erhöhten Risiko für Isolation und Einsamkeit, sondern auch bei Kindern. Neben den Hörproblemen erschweren auch andere körperliche Beeinträchtigungen die Inklusion der Betroffenen in die Kommunikation. Zu denken wäre etwa an Blindheit, aber auch an Querschnittlähmungen und andere körperliche Defizite, welche die Mobilität beeinträchtigen. Weitere inklusionshemmende körperliche Faktoren sind krankheits- oder unfallbedingte Veränderungen der Haut (Psoriasis, Verbrennungen etc.), die insbesondere dann dramatische Folgen für die soziale Einbettung haben können, wenn das Gesicht eines Menschen betroffen ist. Schließlich ist auch an den negativen Einfluss neurologischer Erkrankungen, wie der Alzheimer-Krankheit, und psychischer Beeinträchtigungen, wie einer Schizophrenie, auf die Inklusionsfähigkeit der Betroffenen zu denken. Es ist nicht einfach zu eruieren, wie diese Menschen psychisch auf soziale Isolation reagieren, aber es ist zu vermuten, dass diese Isolation für sie nicht weniger oft zu negativen Gefühlen wie Einsamkeit führt als bei anderen Menschen.

Da soziale Isolation kommunikatives Geschehen bzw. Nichtgeschehen betrifft, finden sich auch in den Sozialwissenschaften Ansätze, mit denen sich das Phänomen beschreiben und erklären lässt. So können der Migrationshintergrund, die Hautfarbe und die Religionszugehörigkeit die Inklusionsfähigkeit eines Menschen negativ beeinflussen. Die impliziten und expliziten Anfeindungen, denen die Betroffenen im öffentlichen Raum und bisweilen auch im Kontakt zu den Behörden ausgesetzt sind, belasten ihre psychische Befindlichkeit in beträchtlichem Ausmaß. Das kann dazu führen, dass diese Menschen soziale Kontakte im öffentlichen Raum nach Möglichkeit meiden, was die soziale Isolation ­fördert und die Integration erschwert, insbesondere, wenn noch Sprachprobleme hinzukommen. Auch der sozioökonomische Status wird immer mehr zu einem relevanten Faktor im Kontext der Inklusionsbedingungen. Die Beispiele dafür sind zahlreich, angefangen mit der Bedeutung von Markenkleidung in der Schule, über das Geld, das für Freizeitaktivitäten aufgewendet werden muss, bis hin zur Bedeutung des Bildungsstandes und des Einkommens der Eltern für die schulische und berufliche Karriere ihrer Kinder. Ist man bezüglich dieser Aspekte im Nachteil, führt das nicht zwangsläufig zu sozialer Isolation, aber es erhöht das Risiko dafür. Bei Sozialhilfeabhängigen wiederum schränkt nicht nur das fehlende Geld die Inklusionsmöglichkeiten ein, sondern auch die individuell wahrgenommene und sozial kommunizierte Beschädigung der sozialen Adresse als „erwerbslos“. Je bedeutender eine individualistische Lebensweise ist, desto wichtiger werden die ­positiven oder negativen Adressmerkmale, welche die einzelnen Menschen in unterschiedlichen sozialen Kontexten zugeschrieben bekommen. Die Mechanismen von sozialen Netzwerken