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Homburg 1325: Eine alte Rechnung wird beglichen. Mechthild, die Gemahlin des Grafen Konrad von Homburg, wird zusammen mit ihrem Sohn Arnold entführt. Graf Konrad folgt der Spur seiner Gemahlin weit nach Osten bis ans Schwarze Meer, aber auch dort ist seine Suche noch nicht zu Ende. Wird er im fernen Kaiserreich Trapezunt seine Gemahlin finden? – Sabine Müller, 1973 im saarländischen Homburg geboren, ist Apothekerin und Mutter zweier Kinder. Nach »Das Mal der Burgherrin« ist »Das Erbe der Burgherrin« ihr zweiter Roman über die Grafen vom Homburger Schlossberg
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Seitenzahl: 540
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Sabine Müller, 1973 im saarländischen Homburg geboren, ist Apothekerin und Mutter zweier Kinder. Nach »Das Mal der Burgherrin« ist »Das Erbe der Burgherrin« ihr zweiter Roman über die Grafen vom Homburger Schlossberg.
Sabine Müller
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Teil 1: Die Rache der Loretta 1325
Teil 2: Die falsche Fährte
Teil 3: Ein Funke Hoffnung
Teil 4: Getrennte Wege
Teil 5: Ein Wiedersehen
Teil 6: Finale
Nachwort
Personenverzeichnis
Literatur
Danksagung
Schwester Loretta wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie atemlos in der Klosterküche angelangte.
„Wo bleibst du denn?“
Amalie, die Köchin des kleinen Zisterzienserinnenklosters St. Thomas an der Kyll war eine kleine rundliche Frau mit wachsamen Augen. Vorwurfsvoll musterte sie die stämmige, ältere Laienschwester, deren linke Wange eine hässliche Narbe zierte.
„Hier, zieh dir die Schürze über.“
Sie hielt Loretta eine weiße Schürze entgegen.
„Eine Pilgergruppe ist gerade angekommen. Du weißt, was das bedeutet?“
Loretta wusste sehr wohl, was das hieß. Noch mehr Rübenschälen als sonst! Widerwillig nahm sie die Schürze und band sie sich über die Nonnentracht. Dann gesellte sie sich zu den anderen drei Schwestern, die bereits fleißig am Arbeiten waren. Loretta stellte einen Korb voller Rüben vor sich und begann mit einem rostigen Messer die dünne Schale von dem Gemüse abzuschaben.
Sie hasste diese Arbeit, genauso wie alles andere hier im Kloster. Wenn man doch nur die Zeit zurückdrehen könnte! Mit ihrem ersten Gemahl lebte sie als Gräfin auf der Burg Lichtenberg. Nach dessen Tod machte sie sich auf die Suche nach einem neuen Gatten, bevor die Kinder ihres Gemahls sie in ein Kloster stecken konnten. Auf der Homburg wurde sie fündig und heiratete den dortigen Burgherren, Graf Walther. Durch einen Unfall hatte dieser ein lahmes Bein, welches er hinter sich herzog. Es war leicht, ihn für sich zu gewinnen. Gemeinsam führten sie ein strenges Regiment. Genauso wie Walther fand auch Loretta schnell daran Gefallen, die Untertanen zu schikanieren. Walther hatte eine Leidenschaft für Ritterturniere und scharte viele raue Gesellen um sich. Um seine Ritter durchzufüttern und auszustatten, ließ er seine Untertanen und Hörigen hungern.
Als nach dem dritten kalten Winter in Folge die Nahrungsmittel knapp wurden, hatten sich die Bauern gegen ihn verschworen und baten die umliegenden Grafen um Hilfe. Diese fanden heraus, dass sich Walther den Grafentitel unrechtmäßig angeeignet hatte, und machten zusammen mit Walthers Tante Margareta den wahren Erben der Homburg ausfindig. Walther wurde hingerichtet und Loretta verbannte man in dieses düstere Kloster in der Eifel, wo sie von morgens bis abends arbeiten musste und niemand mehr da war, der sie bediente.
Sieben Jahre waren vergangen, doch noch immer sann sie nach Rache. Wenn sie nur einen Weg finden würde, wie sie Walthers Tod und ihre Verbannung rächen könnte! Wie gerne würde sie es Margareta und deren Sohn Konrad heimzahlen!
Irgendwann würde ihre Stunde schlagen, das wusste sie.
„Pass auf Loretta! Sonst schälst du die Rüben so sehr, dass nichts mehr von ihnen übrig bleibt!“, schalt Amalie.
Bald war das Gemüse geputzt und klein geschnitten. Die Köchin schürte das Feuer und hängte den großen Kessel über die Feuerstelle. Während der Eintopf vor sich hin köchelte und einen angenehmen Duft verbreitete, räumten sie die Küche auf, machten alles sauber und warfen den Abfall in die Latrine. Loretta ging mit den anderen zum Speisesaal der Nonnen und deckte den Tisch. Dann begaben sie sich ins Gästehaus und deckten auch dort ein.
Als die Glocke zur Sext läutete, kamen die Nonnen von ihrer Arbeit in den Speisesaal und beteten, bevor sie mit ihrem Mahl begannen. Loretta wurde damit betraut, sich im Gästehaus um die Pilger zu kümmern. Sie würde erst später essen. Zuerst hatte sie sich darüber geärgert, doch dann war sie froh über die Gelegenheit, mit den Fremden ein paar Worte wechseln zu können. Vielleicht hatten sie Interessantes zu berichten.
„Wo kommt ihr denn her?“, fragte sie, während sie eine Schüssel mit Eintopf auf den Tisch stellte und mit einer Kelle die Teller der müden und hungrigen Pilger füllte.
„Wir kommen aus Zweibrücken“, antwortete einer, der sogleich gierig anfing zu essen. Nicht überall bekam man als Pilger eine warme Mahlzeit.
„Das ist gar nicht so weit weg von meiner alten Heimat.“
Loretta strich sich die Schürze glatt, bevor sie mit dem Ausschenken fortfuhr.
„Und wo war das?“
Sie zögerte zuerst, antwortete aber trotzdem:
„Auf der Homburg.“
„Ah, dort war ich vor gar nicht all zu langer Zeit.“
„Was machen denn die Grafen dort?“
„Sie haben die Burg herausgeputzt und auch der Flecken im Tal wird immer größer.“
„Wie geht es Margareta?“
„Als ich dort war, hatte sie gerade Streit mit ihrer Schwiegertochter Mechthild, weil diese immer mit dem kleinen Arnold allein durch den Wald streift. Margareta wollte wohl, dass sie einen Ritter mitnimmt, damit kein Räuber ihnen etwas antun kann, aber Mechthild ist ein richtiger Sturkopf. Sie hat vor nichts und niemandem Angst. Sie ist ein sehr eigensinniges Geschöpf, aber Graf Konrad liebt sie über alles.“
Loretta hörte gespannt zu und begann zu überlegen. War das endlich die Gelegenheit, auf die sie so lange gewartet hatte? Mutter und Sohn allein im Wald, ohne Wachen? Da wäre es doch für ein paar Räuber ein leichtes Spiel, die beiden zu entführen! Was würde Margareta sagen, wenn ihr Enkelsohn verschwände? Ein Lächeln huschte über Lorettas Gesicht.
„Es reicht, es reicht“, rief der Pilger plötzlich, dessen Teller sie so reichlich füllte, dass er am Überlaufen war.
„Oh, verzeih mir, ich musste gerade an früher denken.“
Loretta wischte die verschüttete Suppe auf.
Nachdem die Pilger ihre Mahlzeit beendet hatten, räumte sie ab und trug das schmutzige Geschirr in den Küchenbau. Ihre Gedanken begannen um das gerade Gehörte zu kreisen. Wie könnte sie es nur anstellen, dass man die junge Gräfin mit ihrem Sohn entführte? Sie wusste, dass zwei von Walthers ehemaligen Rittern in der Nähe von St. Thomas weilten. Wie konnte sie nur die beiden von einer solchen Tat überzeugen? Geld hatte sie nicht, und ob deren Rachebedürfnis den Homburgern gegenüber genauso groß war wie ihr eigenes, wusste sie nicht.
Plötzlich kam ihr eine Idee. Man hatte im Kloster ein sehr wertvolles Gebetbuch angefertigt. Die Äbtissin war sehr stolz darauf. Vor ein paar Jahren war ein Goldschmied ins Kloster gekommen und hatte einen sehr filigranen Leben-Jesu-Rosenkranz eigens für die Gebete in diesem Buch angefertigt. Die Edelsteinperlen waren in pures Gold eingefasst. Seitdem gehörte dieser Rosenkranz zum Klosterschatz, der zusammen mit der Körperreliquie in einem Schrein in der Kapelle aufbewahrt wurde. Nur die Äbtissin hatte einen Schlüssel zu dem Schrein und bewahrte diesen in ihrem Schlafgemach auf. Loretta hatte ihren Plan gefasst.
Bei der Zubereitung des Abendmahls beklagte sie sich bei der Köchin und den anderen über Bauchschmerzen und gab vor, mehrmals das Latrinenhäuschen aufsuchen zu müssen. Als sich später alle beim Abendessen befanden, verzog sie schmerzhaft das Gesicht und ging hinaus. Sie drehte sich um und sah nach, ob ihr jemand folgte. Die Luft war rein. Geschwind rannte sie zur Unterkunft der Äbtissin. Abermals drehte sie sich um und vergewisserte sich, dass sie niemand sah. Im Schlafgemach suchte sie nach dem Schlüssel des Reliquienschreins. Als sie ihn gefunden hatte, überquerte sie schnell den Hof zur Kapelle und versuchte den Schrein zu öffnen. Zuerst klemmte der Schlüssel, doch schließlich gelang es ihr. Schnell nahm sie den Rosenkranz und ließ ihn in eine Tasche ihrer Kutte gleiten. Dann verschloss sie den Schrein wieder, brachte den Schlüssel zurück und ging zum Abendessen. Bis man den Verlust bemerkte, würden mehrere Wochen vergehen, da die Reliquien nur an den Feiertagen herausgeholt wurden. Keiner würde sie verdächtigen.
In der Nacht, als alle schliefen, schlich sich Loretta aus dem Dormitorium. Sie musste sich beeilen, wenn sie es in der kurzen Zeit, in der die Nonnen ruhten, bis nach Malberg schaffen wollte, wo Walthers ehemalige Ritter Hartmut und Wolfgang in den Dienst getreten waren. Sie huschte über den Klosterhof und verließ das Gelände durch eine kleine Pforte. Es war eine weite Strecke, die sie in der Nacht zurücklegen musste. Sie war dankbar, dass der Mond ihr den Weg leuchtete. Unterwegs erfrischte sie sich kurz an einer kleinen Quelle, bevor sie außer Atem die Burg erreichte.
Es gelang ihr, sich unbemerkt in die Vorburg zu schleichen, wo die Ritter untergebracht waren. Loretta klopfte leise an Hartmuts Tür. Als niemand reagierte, öffnete sie und trat ein. Der Ritter lag in den Armen einer Magd und schnarchte laut. Loretta trat an das Bett, vorsichtig darauf bedacht, nur Hartmut zu wecken. Dieser rieb sich erstaunt die Augen und wollte gerade hochfahren, als Loretta ihn besänftigte.
„Pst, sei leise, ich bin es, Loretta, deine alte Herrin.“
„Was wollt Ihr hier mitten in der Nacht?“, fragte Hartmut erstaunt, der eine Weile brauchte, um zu sich zu kommen.
„Rück ein wenig herüber, dein Liebchen braucht nichts mitzubekommen.“
Vorsichtig entwand sich der Ritter der Magd und ging mit Loretta in die andere Ecke der Kammer.
„Ich brauche deine Dienste und werde gut dafür bezahlen.“
„Dann lasst mal hören.“
„Ich habe von ein paar Pilgern erfahren, dass Mechthild, die neue Gräfin von Homburg, oft alleine mit ihrem Sohn Arnold im Homburger Wald unterwegs ist. Damals, als Walther hingerichtet wurde, habe ich Rache geschworen. Entführ diese Mechthild und ihren Sohn und ich werde dir dieses wertvolle Stück geben.“
Loretta zeigte Hartmut kurz den goldenen Rosenkranz, der im fahlen Mondlicht schwach glänzte.
„Und wenn du sie entführt hast, kannst du sie als Sklaven in ein Land verkaufen, wo sie niemand versteht und ihnen niemand helfen kann.“
„Gehen wir heute wieder zur Merburg?“, fragte der kleine Arnold seine Mutter erwartungsvoll.
„Ja, wenn du möchtest. Wir holen uns nur noch bei Emma in der Küche einen Kanten Brot und Speck. Dann können wir an der Ruine etwas essen.“
Mechthild liebte es, mit ihrem Sohn durch die Wälder zu streifen. Sie rückte ihre weiße Haube zurecht und strich ihr dunkelgrünes Kleid glatt. Dann nahm sie Arnold an der Hand und ging mit ihm zur Burgküche. Arnold hüpfte vergnügt auf und ab. Plötzlich entwand er sich seiner Mutter.
„Ich hole schnell mein Schwert, damit ich dich beschützen kann!“
„Ja, mach das. Wir treffen uns am Burgtor.“
Mechthild schaute Arnold lächelnd nach. Wie gut der Junge seinem Vater glich! Das gleiche dunkelblonde, krause Haar und die strahlend blauen Augen. Auch das kleine Mal in Form eines Lindenblattes, welches schon seine Großmutter Margareta zierte, hatte er geerbt. Mechthild strich unwillkürlich über ihren Bauch. Ihre letzte Blutung lag eine Weile zurück und heute Morgen war ihr zum ersten Mal speiübel gewesen. Ob sie wohl endlich ein neues Kind in sich trug? Bei dem Gedanken an Konrad und was für ein Gesicht er machen würde, wenn er davon erfuhr, begann sie zu lächeln und dieses Lächeln trug sie immer noch auf dem Antlitz, als sie bei Emma in der Küche angelangte.
„Was strahlt Ihr so, Herrin?“, fragte die junge, hagere Köchin erstaunt. Sie stand erst seit wenigen Monaten in den Diensten der Grafen von Homburg.
„Ich musste gerade an etwas Schönes denken. Packst du mir schnell einen Kanten Brot und ein Stück Speck ein, Emma? Ich gehe mit Arnold zur Merburg. Er freut sich schon so darauf.“
„Wollt Ihr nicht einen der Ritter bitten, Euch zu begleiten?“
„Nein, das ist nicht nötig. Wir sind den Weg schon hundertmal gegangen!“
„Aber Eure Schwiegermutter wird das nicht gutheißen, Herrin!“
„Sie muss es ja nicht erfahren.“
Mechthild schnappte sich den Beutel mit Essen, den Emma zusammengeschnürt hatte, und beeilte sich zum Burgtor zu gelangen. Emma sah ihr nach und schüttelte den Kopf. Hoffentlich passierte nicht doch noch etwas.
„Mama, Mama, wo bleibst du denn?“, empfing Arnold seine Mutter ungeduldig.
„Emma hat ein bisschen länger gebraucht. Aber jetzt können wir los!“
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg am Ritterübungsplatz vorbei, der kurz nach Mittag immer verlassen da lag. Mechthild hatte keine Lust von einem Ritter begleitet zu werden, der möglicherweise die ganze Zeit den Kopf darüber schüttelte, dass sie als Gräfin mit ihrem Sohn im Wald spielte und sang. Die Frühlingssonne wärmte die Luft angenehm und die ersten Vögel zwitscherten. Bald würden die Büsche und Bäume ergrünen. Mechthild sog begeistert die Luft ein. Überall roch es nach Frühling.
„Sieh, dort vorne sitzt ein Hase!“, flüsterte Arnold und schlich leise in die Richtung des Nagetiers. Der Hase richtete sich auf, schnupperte kurz und ergriff hakenschlagend die Flucht, als er die Witterung der beiden aufnahm.
„Schade! Der sah so putzig aus, als er Männchen gemacht hat.“
„Jetzt, wo das Wetter wärmer wird, werden wir noch oft Gelegenheit haben, einen Hasen zu beobachten.“
Sie wanderten über die Bergnase und der Wald wurde dichter.
„Hätte ich doch nur ein Messer mitgenommen, dann könnte ich mir einen Stock schnitzen!“
„Da hast du aber Glück, dass deine Mutter an alles gedacht hat!“
Mechthild löste den kleinen Dolch, den sie immer bei sich trug, von ihrem Gürtel und reichte ihn dem Jungen.
„Danke!“, rief dieser erfreut und suchte sich gleich einen geeigneten Zweig, den er mit dem Messer bearbeiten konnte. Mit angestrengtem Gesicht schabte er mit dem Dolch über das Holz, bis das Ende des Steckens ganz spitz geworden war. Dann ritzte er vorsichtig ein Zickzackmuster in die Längsseite.
„Siehst du, wie spitz er geworden ist? Man kann ihn nicht nur zum Abstützen, sondern auch als Speer für die Jagd benutzen! Den muss ich unbedingt Vater zeigen!“
Mechthild fuhr andächtig über die Spitze.
„Ja, der ist richtig gut geworden, aber bis du mal zur Jagd gehst, dauert es noch ein Weilchen.“
„Vater hat gesagt, ich dürfte nächstes Jahr schon mit und mit meiner Armbrust schießen!“
Graf Konrad hatte seinem Sohn eine kleine, kindgerechte Armbrust anfertigen lassen und der Junge übte voller Stolz damit. Er stellte sich genauso geschickt an wie sein Vater und Großvater vor ihm.
„Jetzt lass uns erst einmal weiter zur Merburg gehen.“
Es dauerte nicht lange, bis sie zu den Felsen oberhalb des Fischweihers vor der Ruine gelangten.
„Mit dem vielen Moos sehen diese Felsen ganz weich aus!“
Arnold setzte sich auf den größten der Felsen und ruhte sich kurz aus. Auch Mechthild nahm Platz.
„Wusstest du, dass hier, vor langer Zeit, dein Onkel Simon bei einer Jagd ums Leben gekommen ist?“
„Hier auf diesen Felsen?“
„Nein, dort unten. Aber auf diesen Felsen hat der Knecht von Simons Vetter gelegen und ihn mit einer Armbrust erschossen.“
„Aber das ist ja entsetzlich! Warum hat er das getan?“
„Simons Vetter Walther wollte Graf von Homburg werden und wurde es später auch, bis man hinter sein falsches Spiel gekommen ist und erkannt hat, dass dein Vater der wahre Graf ist.“
„Das hört sich spannend an. Erzählst du mir genau, wie das war?“
„Vielleicht später einmal. Komm, wir gehen weiter.“
Arnold sprang auf und rannte zum Weiher. Bevor Mechthild etwas sagen konnte, hatte er sich seiner Lederschuhe entledigt, die Beinlinge hochgezogen und watete durch das seichte Wasser.
„Aber Arnold! Es ist doch noch viel zu frisch!“
„Vielleicht kann ich mit meinem Speer einen Fisch fangen!“
Der Junge watete durch das Schilf am Ufer und spähte angestrengt ins Wasser. Als er einen kleinen Fisch entdeckte, blieb er ganz ruhig stehen, kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an. Blitzschnell stach er mit dem Speer zu, doch der Fisch war noch schneller und verschwand.
„Schade, beinahe hätte ich ihn erwischt! Dann hätte Emma uns Fisch braten können!“
„Das hätte bestimmt für die ganze Burg gereicht“, scherzte Mechthild.
Auch seine nächsten Versuche scheiterten. Arnold stieg aus dem Wasser und rannte durch die Wiese, bis seine Füße wieder trocken waren. Als er endlich genug davon hatte, gingen sie hinüber zur Burgruine. Dort band Arnold sein Holzschwert ab und begann wild gegen unsichtbare Feinde zu kämpfen. Mechthild setzte sich auf die Mauerreste und sah ihm zu. Wie würde es sein, wenn das neue Kind erst da wäre? Hätte sie dann überhaupt noch Zeit für Arnold? Ihre Spaziergänge im Wald würden seltener werden. Auch ließe sie Margareta hochschwanger überhaupt nicht mehr alleine ziehen. Aber bis dahin war noch Zeit. Vielleicht sollte sie noch warten, bevor sie von ihrer Schwangerschaft berichtete. Dann könnte sie noch ein wenig ihre Freiheit genießen.
Mechthild packte das Brot und den Speck aus. Sie schnitt beides in Stücke und rief dann:
„Ist da vielleicht ein hungriger Ritter?“
„Ja, gewiss!“
Arnold kam angerannt und ließ sein Schwert auf den Boden fallen. Er setzte sich zu Mechthild auf die Mauer und ließ es sich schmecken.
„Hm! Draußen an der frischen Luft schmeckt es immer am besten!“
Arnold langte reichlich zu. Er biss immer abwechselnd von Brot und Speck ab und musste fest kauen.
„Aua! Oh, sieh mal - mein Zahn!“
Arnold hielt Mechthild überrascht den kleinen weißen Milchzahn entgegen.
„Tatsächlich! Der erste Wackelzahn ist draußen! Mein kleiner Junge wird groß!“, Mechthild lächelte und betrachtete anerkennend den Zahn.
„Das müssen wir unbedingt Vater erzählen! Jetzt muss er mich auf die nächste Jagd mitnehmen! Komm wir gehen gleich zurück!“
Arnold war zu aufgeregt, um noch weiter zu essen. Mechthild packte alles zusammen und dann traten sie den Rückweg an. Arnold hatte den Zahn behutsam in seinen Beutel verstaut und begann begeistert Jagdlieder zu singen. Auch Mechthild stimmte mit ein. Als sie den Ritterübungsplatz erreichten, wo die Grafen gerade mit den Rittern übten, schaute Konrad erstaunt auf und kam ihnen entgegen.
„Na, ihr seid aber gut gelaunt!“
„Vater, Vater!“, rief Arnold, „sieh, was ich hier habe!“
Der Junge zog ganz aufgeregt den kleinen Zahn aus seinem Beutel und hielt ihn dem Vater hin.
„Was ist denn das? Das ist ja ein Zahn! Komm lass dich ansehen! Zeig mir deine Zähne.“
Arnold öffnete mit einem breiten Grinsen den Mund und zeigte seinem Vater die Zahnlücke.
„Unser kleiner Junge wird zum Mann!“, rief Konrad erfreut.
„Jetzt übertreib nur nicht,“ Mechthild lächelte, „sonst will er gleich nach Kirkel und Page werden.“
„So lange dauert das auch nicht mehr.“
Wehmütig wurde Mechthild bewusst, dass Konrad damit recht hatte. In spätestens zwei Jahren würde Arnold Page sein! Sie durfte gar nicht daran denken! Umso wichtiger war es jetzt, dass sie so viel Zeit wie möglich mit ihm verbrachte.
„Vater, hier sieh meinen Speer! Ich habe ihn selbst geschnitzt. Er ist vorne ganz spitz. Beinahe hätte ich einen Fisch damit gefangen.“
Während Arnold bei Konrad blieb und seinem Vater vorführte, wie er mit dem Speer Fische fangen konnte, verabschiedete sich Mechthild und ging zum Burgbrunnen, um sich ein wenig zu erfrischen. Sie bat eine Magd, einen Eimer mit frischem Wasser hochzuziehen und wusch sich Hände und Gesicht mit dem kühlen Nass.
„Grüß dich Mechthild!“, ertönte eine Stimme vom Oberhof der Burg herunter. An den Zinnen, die den Oberhof begrenzten, stand Mechthilds Schwester Irmgard mit ihren Töchtern Jutta und Katharina und winkte herab.
„Seid gegrüßt, ihr drei!“
Mechthild machte sich lächelnd auf den Weg die Treppen hinauf. Irmgard war ein wenig fülliger als Mechthild, aber ansonsten glich sie ihrer Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten, die gleichen haselnussbraunen Haare und dunklen Augen und die Grübchen in den Wangen, die sich beim Lächeln besonders abzeichneten. Ihre Tochter Jutta war fast ein Jahr älter als Arnold. Sie trug das lange glatte, blonde Haar ordentlich geflochten. Über ihr blaues Kleid hatte sie eine weiße, saubere Schürze gebunden. Wie so oft sahen ihre blauen Augen leicht tadelnd auf Mechthild herab, deren Garderobe bei ihrer Wanderung durch den Wald ein wenig gelitten hatte. Doch die kleine Katharina, die kaum fünf Jahre zählte, war ein richtiger Wildfang. Ihre braunen Locken ließen sich einfach nicht bändigen und ihr braunes Kleidchen wurde immer von ein paar Flecken geziert. Sie war das Gegenteil ihrer großen Schwester und strahlte Mechthild aus ihren grünen Augen an.
„Warst du wieder im Wald, Tante Mechthild?“
„Ja, ich habe einen Spaziergang mit Arnold gemacht. Wir waren drüben an der Merburg. Es war wunderschön! Wollt ihr nicht auch einmal mit uns kommen?“
„Oh, ja!“, frohlockte Katharina begeistert.
„Aber Tante, das ist doch viel zu gefährlich!“, rief Jutta entsetzt.
„Wenn wir alle zusammen gehen und vielleicht noch Ritter Hanricus mitnehmen, wird das schon gehen,“ mischte sich Irmgard ein.
„Können wir gleich morgen losziehen? Bitte, bitte!“, bettelte Katharina begeistert.
„Wenn Konrad und Friedrich nichts dagegen haben.“
„Lasst uns nun zum Rittersaal gehen. Die Abendmahlzeit wird bald aufgetragen.“
Die Frauen und Kinder machten sich auf den Weg und nahmen an dem großen Herrentisch Platz. Es dauerte nicht lange, bis sich der Saal füllte. Konrads Mutter, Margareta, setzte sich auf ihren Platz in der Mitte der großen Tafel. Mit ihren zweiundsechzig Jahren war sie immer noch eine stattliche und würdevolle Frau. Sie trug ein schlichtes braunes Gewand und eine Kette mit einem goldenen Kreuz. Ihre grauen Haare hatte sie unter einer weißen Haube versteckt und ihr Gesicht wurde von Lachfältchen geziert. Die Grafen Konrad und Friedrich trafen mit ihren Rittern, Knappen und Knechten hungrig von ihren Übungen ein. Der kleine Arnold war immer noch an der Seite seines Vaters und redete mit ihm über Waffen. Auch das Gesinde fand sich ein und die Pagen begannen damit, das Essen aufzutragen.
„Hab ich einen Hunger!“, rief Graf Friedrich, Konrads Vetter, als der deftige Fleischeintopf seinen Duft verbreitete. Friedrich war nur wenige Jahre älter als Konrad, sein dunkelblondes Haupthaar begann sich zu lichten, doch dafür wuchs sein Bart umso dichter und sein grünes Wams spannte sich über seinem Bauch. Genau wie Konrad trug er den Titel „Graf von Homburg“. Gemeinsam und gleichberechtigt regierten sie über die kleine Grafschaft im Westrich.
„Das Frühlingswetter macht wohl Appetit“, lächelte Irmgard über ihren Mann.
Die Pagen füllten die Holzschalen mit Eintopf und die irdenen Becher mit verdünntem Wein. Altgräfin Margareta, die viele Jahre als Äbtissin einem Kloster vorgestanden hatte, erhob sich und sprach einen Segensspruch. Dann langten alle zu. Vor wenigen Jahren hatte in der Gegend eine Hungersnot geherrscht, doch die mageren Jahre waren endlich vorüber und das Essen reichte für alle.
„Morgen wollen wir wieder eine Wanderung zur Ruine der Merburg machen und Irmgard und die Mädchen wollen uns begleiten. Wir nehmen Ritter Hanricus zum Schutz mit, wenn du ihn entbehren kannst“, wandte sich Mechthild an Konrad.
„Oh, das geht leider nicht, Mechthild. Morgen reite ich nach Kirkel und ich hätte gerne, dass du mich begleitest. Magdalena geht es nicht so gut.“ Magdalena, die von allen nur Leni genannt wurde, war Konrads Ziehmutter. Sie hatte ihn als Säugling im Wald gefunden, nachdem sein Vetter Walther veranlasst hatte, dass man ihn aussetzte und für tot erklären ließ.
„Oh, ich verstehe. Dann müssen wir unsere Wanderung verschieben.“ Jutta atmete erleichtert auf. Sie ging nicht gerne durch den Wald. Die Bäume jagten ihr immer ein wenig Angst ein. Katharina hingegen verzichtete nur ungern auf das kleine Abenteuer.
„Magdalena geht es schlecht?“, mischte sich Margareta ein.
„Ja, Thea hat einen Boten geschickt. Sie hat so starke Schmerzen und kann kaum noch aufstehen.“
„Das tut mir leid. Richtet ihr die besten Grüße und Wünsche von mir aus. Ich werde für sie beten.“
Nahe der Burg Malberg ritten zwei Männer durch den Wald. Sie saßen auf braunen Stuten und trugen schwarze Waffenröcke über ihren Kettenhemden und darunter dunkelbraune, enge Beinlinge. Der eine hatte krauses, dunkles Haar, der andere helles glattes. Gemeinsam waren ihnen ihre gekräuselten Bärte, die von grauen Strähnen durchzogen wurden. Auf einer Lichtung stießen die Ritter Hartmut und Wolfgang auf eine kleine Horde von Räubern.
„Wir dachten schon, ihr würdet gar nicht mehr kommen!“
Ein grobschlächtiger Kerl mit einer langen Narbe auf der rechten Gesichtshälfte, dunkelbraunen zotteligen Haaren und einem zerschlissenen braunen Wams trat den beiden Rittern entgegen.
„Aber Sveti! Wie kannst du so etwas von uns denken? Wir mussten nur dem Goldhändler noch gut zureden, damit er uns genug für den Rosenkranz gibt. Er wollte schon aufmucken.“
„Ich hoffe, es langt für unseren vereinbarten Anteil!“
„Ja, diesen Beutel bekommt ihr jetzt, den Rest später, wenn unsere Wege sich trennen.“ Hartmut hielt dem Räuberhauptmann einen prall gefüllten Lederbeutel entgegen. Dessen Augen begannen sogleich gierig zu funkeln. Schnell schnappte er sich das Gold mit seiner schmutzigen Hand und band sich den Beutel unters Wams.
„Lasst uns den Handel bei einem Fässchen Wein besiegeln. Wir haben heute gute Beute gemacht.“ Sveti zeigte auf einen Wagen, der mit Wein, Schinken, Käse und einem Berg Tuchballen gefüllt war.
„Ein Händler, der zum nächsten Markt unterwegs war, ist uns in die Falle gegangen.“
„Dann lasst uns heute feiern und morgen aufbrechen. Den Wagen können wir für unsere Gefangenen gut gebrauchen.“
„Das habe ich mir gedacht. Der Gaul macht einen guten Eindruck.“
Die Räuber zerrten das Weinfass vom Wagen und stießen es an. Sie füllten ihre Trinkhörner und prosteten sich zu. Auch von Schinken und Käse aßen sie reichlich. Sie hatten nicht jeden Tag das Glück, so reichhaltige Beute zu machen. Oft blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu hungern. Die beiden Ritter hielten sich zurück. Sie wollten sich für den nächsten Morgen einen klaren Kopf bewahren.
Die Männer unterhielten sich über ihre bevorstehende Mission.
„Nehmen wir nur die Gräfin mit oder auch den Jungen?“
„Beide, auch der Junge wird uns einen guten Preis einbringen.“
„Und mit der Gräfin werden wir unseren Spaß haben!“ Ein besonders schmieriger Räuber rieb sich die Hände.
„Du lässt deine schmutzigen Finger von ihr, Smolek. Die bekomme ich!“, rief der Hauptmann.
„Aber du wirst uns doch wohl auch ein bisschen Spaß gönnen!“
„Denkt dran, wenn ihr sie verkaufen wollt, muss sie in gutem Zustand sein, wenn ihr die Schwarzmeerküste erreicht. Nehmt euch von dem Geld lieber eine Metze unterwegs!“, lenkte Hartmut ein.
„Jungfrau ist sie doch ohnehin nicht mehr!“
„Trotzdem solltet ihr vorsichtig mit ihr umgehen.“
„Die Frauen an der Schwarzmeerküste sind eh die Besten, sag ich euch. Da kommen die Weiber von hier nicht mit und so eine verwöhnte Gräfin erst recht nicht.“ Sveti schwelgte in Erinnerungen an seine Heimat.
„Aber bis wir dort sind, das dauert noch Monate! Du wirst uns doch nicht so lange mit einem Weib durch die Lande ziehen lassen, ohne uns mal ran zu lassen?“
„Ach, seid doch ruhig! Nehmt lieber noch einen Schluck Wein!“
Die Räuber tranken einen nach dem anderen und die Stimmung wurde immer ausgelassener.
„Ich bin mal gespannt, ob das Schwarze Meer wirklich so schön ist, wie du immer sagst.“
„Zweifelst du etwa an meinen Worten?“
Sveti wollte sich auf den großen, hageren Räuber mit den blonden, langen Haaren stürzen, der von allen nur „der Lange“ genannt wurde.
„Hört auf zu streiten und legt euch besser zum Schlafen nieder“, beschwichtigte Wolfgang. „Morgen wird ein anstrengender Tag.“
Als der letzte Räuber eingeschlafen war, senkte sich tiefe Nacht über das Lager. Am Morgen mussten die Ritter jeden einzeln wachrütteln.
„Ich hoffe, diese Männer reißen sich in den nächsten Wochen zusammen, sonst werden wir niemals unsere Mission erfüllen“, flüsterte Hartmut unbemerkt Wolfgang zu.
„Das Gold wird sie antreiben.“
„Es war eine gute Idee, ihnen zuerst nur die Hälfte zu geben und den Rest später. Ansonsten hätten sie uns wahrscheinlich erschlagen und wären mit ihrer Beute im Wald geblieben, ohne einen Finger dafür zu rühren.“
„Da hast du recht!“
Als alles zusammengeräumt war, gaben sie den Befehl zum Aufbruch. Die Räuber waren müde und verkatert und gingen noch grober miteinander um als am Abend zu vor. Sveti saß zusammen mit dem Langen auf der Pritsche des kleinen Gespanns, auf dessen Ladefläche noch die Reste der Vorräte und die Tuchballen lagen, und trieb die anderen zur Eile an.
„Warum müssen wir laufen und der da darf beim Hauptmann auf dem Wagen sitzen?“, fragte Smolek herausfordernd und zeigte auf den Langen.
„Einer muss halt den Wagen lenken.“
„Und wer sagt, dass ausgerechnet du das sein musst?“
„Kannst du etwa mit einem Wagen umgehen?“
„Schlechter als du bestimmt nicht!“
„Vielleicht können wir noch ein paar Gäule besorgen. Dann muss keiner laufen“, schlug Sveti vor.
„Wir sollten unterwegs möglichst wenig Aufsehen erregen, je näher wir der Homburg kommen“, lenkte Hartmut ein.
„Wie lange werden wir unterwegs sein?“, wollte Hagen, ein buckliger Räuber mit braunen Haaren, wissen.
„Wenn wir uns ranhalten, fünf oder sechs Tage.“
„Dann haben wir noch genügend Zeit, Beute zu machen.“
„Denkt daran, dass die Leute des Erzbischofs überall ihre Augen haben.“
„Im Hunsrück gibt es genug Stellen, wo man unbemerkt eine ganze Reisegruppe in einen Hinterhalt locken kann. Solange niemand entkommt, haben wir nichts zu befürchten.“
Wolfgang und Hartmut sahen sich an. Ihr Herr war weit und breit bekannt und sie konnten es sich nicht leisten, dass man sie erkannte und mit einer mordenden Räuberhorde in Verbindung brachte.
Sveti hatte die Blicke der Ritter bemerkt und wandte sich ihnen zu:
„Haltet im Wald Abstand und stoßt erst später wieder zu uns, wenn wir die Gäule haben.“
Hartmut nickte zustimmend. Die nächsten beiden Tage verliefen ohne Probleme. Sie überquerten die Mosel und Hartmut beglich für die ganze Gruppe den Brückenzoll. Als die dichten, grünen Wälder des Hunsrücks näher rückten, beschleunigten die beiden Ritter ihre Pferde und vergrößerten den Abstand zu der kleinen Räuberhorde.
„Wir sehen uns bald wieder!“, rief ihnen Sveti hinterher.
Als von den Räubern nichts mehr zu sehen und zu hören war, wandte sich Hartmut an Wolfgang:
„Hoffentlich geht das mit den Unholden gut. Ich habe keine Lust so zu enden wie Walther.“
„Sobald sie die Frau und den Jungen haben und auf der Donau sind, trennen wir uns von ihnen und reiten zurück. Dem Herrn von Malberg habe ich erzählt, ich müsste in einer dringenden Familienangelegenheit nach Koblenz und habe ihn gebeten, dich als Geleitschutz mitnehmen zu dürfen. Wir müssen nur darauf achten, dass wir auf dem Rückweg einen kleinen Umweg reiten, damit wir nicht aus der falschen Richtung kommen. Den Rosenkranz wird der Goldhändler schon am anderen Ende der Welt versetzt haben. Keiner wird Verdacht schöpfen.“
„Ich hoffe, du behältst recht.“
Die Ritter trieben ihre Pferde weiter an bis zum Abend und rasteten auf einer kleinen Lichtung.
„Schade, dass wir nichts vom Wein der Räuber haben!“
„Ja, hätten wir uns nur einen Schlauch voll abgefüllt.“
Wolfgang erlegte mit seiner Armbrust einen kleinen Hasen, während Hartmut ein Feuer entfachte. Sie brieten das Fleisch und genossen ihr Mahl.
Am nächsten Morgen packten sie ihre Sachen zusammen und ließen die Pferde gemächlich traben. Sie wollten den Abstand zur Räuberbande nicht zu groß werden lassen.
Ein kleiner Reisezug kam ihnen entgegen. Die Pferde hatten auffallend grüne Satteldecken.
„Seid gegrüßt, werte Ritter. Sagt, lässt sich der Wald gut passieren, oder wimmelt es von Räubern?“, wollte der Anführer des Zuges wissen.
„Wir sind niemandem begegnet, alles ganz ruhig“, erwiderte Hartmut.
Als der Reisezug außer Sicht war, blickte Wolfgang herüber:
„Es wird nicht mehr lange dauern, bis uns unsere Freunde wieder eingeholt haben.“
Am Nachmittag hörten sie Stimmen hinter sich.
„Da sind sie schon und wie immer machen sie einen Höllenlärm.“
Die Ritter warteten, bis die Räuber sie eingeholt hatten. Nur noch der Lange saß auf dem Wagen. Die anderen hatten schmucke Pferde mit grünen Satteldecken und grinsten über beide Ohren.
„Meint ihr nicht, dass diese Satteldecken ein wenig zu auffällig sind?“
„Wir werden sie dort drüben in die Büsche werfen und stattdessen von dem Stoff aus dem Wagen nehmen.“
Sie zügelten die Pferde und hielten an. Nach einer kleinen Brotzeit machten sie sich auf den Weg und ritten ihrem Ziel entgegen.
Konrad und Mechthild machten sich zusammen mit sechs Mannen auf den Weg nach Kirkel. Es war früh am Morgen und die Sonne wärmte nur schwach. Mechthild fröstelte und sie zog ihren Umhang enger um sich. Sie ritten über die große Geleitstraße, die durch das Bruch links und rechts der Blies führte, und überquerten bei Limbach den Fluss. Die Straße führte an wenigen Gehöften vorbei, bis sie den Weg hoch Richtung Burg einschlugen. Kurz vorm Burgtor trennten sich Konrad und Mechthild von ihren Männern und bogen in den Weg zum Wald ein, zur Hütte der Kräuterfrau.
„Wie lange war ich schon nicht mehr hier? Ich sollte Leni öfter besuchen.
In meinem Herzen ist sie immer noch meine Mutter“, meinte Konrad nachdenklich.
„Vielleicht solltest du sie bitten, zu uns auf die Homburg zu kommen. Ein Gemach könnten wir für sie herrichten und dann müsste sie sich um nichts mehr kümmern.“
„Das ist ein guter Einfall, doch ich denke, Leni wird sich nicht so leicht dazu überreden lassen. Sie hat fast ihr ganzes Leben in dieser Hütte verbracht.“
„Aber Thea kann sich auch nicht immer um sie sorgen. Sie hat als Kräuterfrau viel zu tun und muss sich ständig um die Kranken kümmern. Sie kann nicht den ganzen Tag bei Leni bleiben.“
„Da hast du recht. Wir werden mit ihr reden. Thea hilft uns bestimmt.“
Sie erreichten die Hütte im Wald und banden ihre Pferde an dem kleinen Stall an.
Konrad musterte den Kräutergarten. Es war zwar noch früh im Jahr, doch der Garten war sonst um diese Jahreszeit besser gepflegt. Früher hatte sich Konrad selbst um ihn gekümmert, als er noch bei Leni gewohnt hatte. Jeder Winkel war ihm vertraut. Thea schaffte es wohl nicht, sich um ihre kranke Vorgängerin zu kümmern, die Kranken von Kirkel und Homburg zu behandeln und dazu noch das kleine Anwesen in Ordnung zu halten. Am liebsten hätte er sich eine Harke genommen und angefangen, im Garten zu arbeiten. Stattdessen betrat er mit Mechthild die kleine Kate.
„Seid gegrüßt, ihr beiden. Na, Mutter wie geht es dir?“
Konrad trat an Magdalenas Bett. Er schob einen Schemel heran, setzte sich vor seine Ziehmutter und ergriff ihre Hand. Magdalena lächelte, als sie Konrad erblickte. Ihr Gesicht wirkte ledern und faltig, die grauen, langen Haare hatte sie nach hinten gekämmt. Sie sah alt und krank aus, nur ihre blauen Augen strahlten jung und frisch.
„Ach Konrad, schön dich zu sehen, aber du hättest nicht den weiten Weg nehmen müssen. Thea übertreibt mal wieder.“
Thea trat aus dem angrenzenden Arbeitsraum und begrüßte das Grafenpaar. Die Kräuterfrau war in den letzten Jahren ein wenig rundlich geworden. Im Haus hatte sie ihre braunen Haare locker zusammengebunden, ihre grünen Augen lächelten, als sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischte.
„Hört nicht auf Leni. Es geht ihr wirklich nicht gut. Sie kann kaum noch aufstehen. Ihre Gelenke schmerzen ständig.“
„Jetzt, wo es wärmer wird, wird es schon besser werden und bald grabe ich den Garten um!“
„Leni, es ist schon wärmer geworden und deine Gelenke sind nicht besser.“
Leni hatte nichts entgegen zu setzen.
„Mutter, Mechthild und ich wollten dir einen Vorschlag machen. Komm mit uns auf die Homburg. Die Mägde richten dir eine schöne Kammer mit Glasfenstern und einem weichen Bett her. Da wirst du es wärmer haben und musst dich um nichts mehr kümmern.“
„Das ist sehr nett von euch, doch ich kann Thea nicht allein lassen. Stell dir vor, wenn sie einmal meine Hilfe braucht.“
„Thea macht schon seit Jahren ihre Arbeit allein und zudem sehr gut. Außerdem bist du nicht aus der Welt.“
Leni wollte sich aufrichten, doch sie ließ sich gleich wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Kissen sinken. Thea eilte herbei und legte ihr gemeinsam mit Konrad ein weiteres Kissen ins Kreuz.
„Danke, aber im Moment könnte ich wirklich nicht zur Homburg reiten.“
„Wir würden dich selbstverständlich auf einem Wagen mitnehmen.“
„Aber auf der Homburg wäre ich nicht so gut versorgt wie bei Thea.“
„Ein bisschen kenne ich mich auch noch mit den Heilkünsten aus. Du warst schließlich eine gute Lehrerin und wir könnten einen kleinen Kräutergarten auf der Burg anlegen.“
„Außerdem würde ich regelmäßig nach dir sehen und dir Kräuter gegen die Schmerzen bringen“, fügte Thea hinzu.
„Ich weiß einfach nicht, ob ich meine gute, alte Hütte so einfach verlassen kann. Mein ganzes Leben habe ich hier verbracht.“
„Gerade das ist doch ein Grund für eine Luftveränderung. Außerdem könnten wir es auch so machen, dass du jetzt, wo es dir so schlecht geht, mit uns kommst und später, wenn es dir wieder besser geht, kannst du wieder zurück.“
Leni starrte vor sich hin. Sie wusste, wenn sie jetzt ging, käme sie nie wieder zurück.
„Mutter, du musst auch an Thea denken. Für sie ist es eine große Belastung, wenn sie sich um dich, die Kranken und den Kräutergarten kümmern muss. Der Garten hat schon bessere Tage gesehen.“
Diese Worte bewegten Leni dazu, einzulenken.
„Also gut. Ihr habt recht. Ich werde mit euch kommen, doch es wird eine Weile dauern, bis Thea meine Sachen gepackt hat.“
„Lasst euch nur Zeit. Mechthild und ich gehen hinüber zur Burg und machen Johann und Sophie unsere Aufwartung. Am Nachmittag holen wir dich ab.“
Konrad und Mechthild nahmen ihre Pferde und ritten hinüber zur Kirkeler Burg.
„Gut sieht sie wirklich nicht aus“, meinte Mechthild, als sie das Anwesen hinter sich gelassen hatten.
„Da hast du recht. Sie tut mir so leid, wenn sie so erschöpft daliegt. Sie war immer so stark gewesen.“
Schweigend ritten sie weiter, bis sie das Burgtor passierten. Ein Knecht kam ihnen entgegen und kümmerte sich um die Pferde.
„Seid gegrüßt, ihr beiden“, ertönte die Stimme von Burgherrin Sophie. Sie war die Mutter von Konrads Jugendfreund Johann, mit dem er als Kind immer im Kirkeler Wald unterwegs gewesen war. Sie trug ein hübsches, blaues Kleid mit einem hellblauen Gürtel, welcher ihre schlanke Taille zur Geltung brachte. Die dunkelblonden Haare wurden von einer kleinen weißen Haube nur leidlich bedeckt. Mechthild beschloss, in Zukunft ihre schönen Haare auch nicht mehr ganz zu verstecken. Die drei umarmten sich zur Begrüßung.
„Eure Männer haben uns berichtet, warum ihr gekommen seid. Ich hoffe, ihr bleibt zum Mittagsmahl. Ich habe der Köchin bereits Bescheid gegeben.“
„Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig“, meinte Konrad schmunzelnd, „aber wir wollten ohnehin zum Essen bleiben“, fügte er hinzu.
Da es schon fast Mittag war, begaben sie sich in den Rittersaal der Burg. Der Bau, der die große Halle beherbergte, war erst vor kurzer Zeit fertig geworden. Die Mauern waren frisch gekalkt und Fenster mit Glasscheiben sorgten für ausreichend Licht. Die Wände wurden von Jagdtrophäen und Teppichen geziert.
Nach und nach füllte sich der Saal. Die beiden Herren von Kirkel, Johann und Ludwig, sowie Ludwigs Gattin Irmgard begrüßten die Homburger erfreut. Genauso wie Homburg wurde die Reichsburg Kirkel von zwei Herren gemeinsam verwaltet. Die Brüder Johann und Ludwig glichen sich ausnehmend gut. Beide hatten einen leichten Bauchansatz, krauses, braungraues Haar und braune Augen. Sie trugen grüne Wamse und braune Beinlinge. Irmgard hingegen war ganz anders als Sophie. Sie hatte eine füllige Figur, trug ein braunes Kleid und eine strenge Haube, die ihre Haare vollständig verbarg. Auch wenn ihr Äußeres eher auf eine strenge Matrone schließen ließ, war sie ein herzensguter Mensch. Alle nannten sie Irmi.
„Geht es Leni wirklich so schlecht?“, wollte sie wissen.
„Ja, sie hat starke Schmerzen und kann kaum noch aufstehen.“
„Das tut mir sehr leid für sie. So viele Jahre hat sie sich rührend um uns alle gekümmert und war immer für alle da, sobald einem mal der Schuh drückte.“
„Wir wollen sie mit nach Homburg nehmen. Dann braucht sie sich um nichts mehr sorgen und Thea hat wieder mehr Zeit für die Kranken.“
„Vielleicht ist das wirklich das Beste für sie.“
Die Pagen füllten die Holzteller mit deftigem Eintopf und schenkten Wein aus, dessen Trauben an den Hängen der Kirkeler Burg wuchsen. Konrad prostete Johann zu.
„Hört ihr noch ab und zu von Eurem Sohn Johann?“
„Ja, natürlich, er hat selbst zwei Kinder, Else und seinen Sohn, ihn hat er wohl nach seinem alten Freund Konrad benannt.“
„Oh, tatsächlich? Das freut mich.“
Konrad war erleichtert, dass sein alter Jugendfreund ihm verziehen hatte, dass er Mechthild geheiratet hatte, in die dieser ebenfalls verliebt gewesen war. Lange Zeit hatte er geglaubt, dass der Freund ihm deshalb grollte.
„Er will uns bald besuchen kommen. König Ludwig stellt ihn für die Reise frei und er bringt seine ganze Familie mit nach Kirkel.“
„Ich freue mich darauf, endlich unsere Enkelkinder zu sehen!“, rief Sophie mit strahlendem Gesicht.
Mechthild musste unwillkürlich an das Kind denken, das gerade in ihr zu wachsen begonnen hatte. Sollte sie Konrad nicht doch schon einweihen? Aber nein, sie würde warten. Vielleicht würde sie es Leni sagen, aber erst in Homburg. Mit einer Kräuterfrau an ihrer Seite würde sie während der Schwangerschaft keine Probleme haben.
„Was macht euer Arnold zu Hause? Freut er sich darauf, als Page zu uns zu kommen?“
„Ja, er kann es kaum erwarten. Am liebsten würde er den ganzen Tag Ritter spielen, kämpfen und mit der Armbrust schießen.“
„Das hat er wohl von seinem Vater geerbt“, meinte Johann und dachte an den Jungen der Kräuterfrau, der der beste Armbrustschütze weit und breit gewesen war und unbedingt Ritter werden wollte.
Das Mahl neigte sich dem Ende zu und Konrad und Mechthild verabschiedeten sich von den Herren von Kirkel. Sie sammelten ihre Männer und machten sich auf den Weg in den Wald zu Lenis Hütte, die nun Theas Hütte sein würde. Johann und Ludwig hatten ihnen ein Fuhrwerk und einen Wagenknecht zur Verfügung gestellt, um Leni nach Homburg zu bringen. Sie polsterten die Fläche des Wagens mit Fellen und Decken aus und luden die alte Kräuterfrau vorsichtig samt ihrem Bündel auf. Leni blickte wehmütig auf ihr kleines Anwesen und verabschiedete sich herzlich von Thea. Als sich der Wagen in Bewegung setzte, traten ihr Tränen in die Augen. Auch Thea stand am Gartenzaun und winkte weinend dem Zug hinterher.
„Ich komme bald und bringe dir Kräuter und Samen mit!“, rief sie Leni hinterher.
Als die Kräuterfrau am Morgen erwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Das weiche Bett und die wohlige Wärme erfüllten sie mit Wohlbehagen. War sie etwa im Himmel? Aber nein! Sie war bei Konrad auf der Homburg! Johanna, die Hauswirtschafterin, hatte ihr eine schöne, gemütliche Kammer hergerichtet, die sogar mit einem kleinen Kachelofen ausgestattet war. Sie reckte und streckte sich. Sogleich machten sich ihre Schmerzen wieder bemerkbar. Trotzdem schlug sie langsam die Decke auf und erhob sich. Sie setzte vorsichtig einen Fuß neben den anderen und ging mühsam zu dem Schemel, der vor dem Waschtisch stand. Sie wusch sich Gesicht und Hände und kämmte sich die Haare, als es an der Tür leise klopfte.
„Herein“, rief sie.
Agnes, Mechthilds Zofe, trat ein.
„Guten Morgen, Magdalena. Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen.“
„Ja, sehr gut. Guten Morgen, Agnes.“
„Ich werde Euch beim Ankleiden helfen. Meint Ihr, Ihr könnt hinunter zum Morgenmahl gehen, oder soll ich Euch etwas zum Essen in Eure Kammer bringen?“
„Wenn du mich ein wenig abstützt, schaffe ich es nach unten. Ich würde gerne bei den anderen speisen.“
Agnes zog der Kräuterfrau ein Überkleid an und versteckte die grauen Haare unter einer Haube. Dann führte sie sie vorsichtig die Treppen hinunter zum Rittersaal, wo sie gleich von Konrad in Empfang genommen wurde.
„Guten Morgen, Mutter.“ Der Graf küsste seine Ziehmutter auf die Stirn und führte sie zum Herrentisch. Mechthild machte einen Platz zu ihrer Linken frei.
„Na, hast du dich schon eingewöhnt? Oder vermisst du die harte Pritsche in deiner Hütte?“
„Ich habe einfach wunderbar geschlafen und heute Morgen dachte ich schon, ich wäre im Himmel, bis mir wieder bewusst wurde, wo ich mich befand.“
„Siehst du? Und gestern wolltest du zuerst nicht mit.“
„Wie wäre es, wenn wir heute gleich nachsehen, wo wir einen kleinen Kräutergarten anlegen können? Die Sonne scheint so schön,“ meinte Mechthild.
„Ihr wollt einen Kräutergarten anlegen?“, mischte sich Margareta ein, die zur Rechten Konrads saß. „Da kann ich mithelfen. Im Kloster hatten wir auch einen schönen Heilkräutergarten.“
So kam es, dass sich Margareta, Leni, Mechthild und Konrad nach dem Morgenmahl auf den Weg in den Garten machten, um ein Stück Land auszusuchen, welches in einen kleinen Heilkräutergarten verwandelt werden sollte. Konrad und Mechthild hakten Leni unter und halfen ihr.
„Was haltet ihr von der Stelle dort drüben?“ Konrad zeigte auf einen freien Platz zwischen Gemüsebeet und Stallung. „Dort ist es geschützt.“
Leni begutachtete das Gelände kritisch.
„Ich glaube, du hast recht. Das ist der beste Platz.“
Konrad rief nach dem Gärtner, der sogleich erschien.
„Bernhard, würdest du hier das Stück umgraben? Wir wollen einen Kräutergarten anlegen für Magdalena, meine Ziehmutter.“
„Ich hole gleich einen Spaten, Herr.“
Der Gärtner machte sich auf den Weg und kam kurze Zeit später mit dem Werkzeug zurück. Er legte gleich los.
„Was willst du alles in dem Garten anpflanzen?“
„Auf jeden Fall Mohn, Mädesüß und Beinwell gegen meine Schmerzen.
Aber wir können auch für andere Beschwerden etwas da haben. Kamille, Johanniskraut, Salbei, Eibisch und Frauenmantel, aber auch Melisse, Pfefferminze, Thymian, Fingerkraut, Ringelblume und Löwenzahn lassen sich sehr leicht kultivieren und man braucht sie oft.“
„Das ist ein guter Einfall. Dann können wir alle Burgbewohner versorgen.“
„Ich hoffe, Thea kommt bald und bringt die Samen.“
„Der Boden kann ruhig ein paar Tage ruhen, bevor Bernhard mit der Einsaat beginnt.“
„Dann kannst du dir noch eine Kammer einrichten, wo du deine Salben und Tinkturen herstellst.“
„Und ich dachte, hier wäre mein Altersruhesitz!“, lächelte Leni glücklich.
„Konrad, lässt du uns eine Bank bringen? Dann können Leni und ich uns ein wenig in die Sonne setzen und von unserem Garten träumen“, schlug Margareta vor. Konrad rief nach zwei Knechten, die sogleich eine schwere Holzbank herbeischafften. Margareta und Leni ließen sich dankbar nieder.
Arnold, der Mechthild gesucht hatte, kam zu der kleinen Gruppe.
„Da bist du ja, Mutter. Ich habe dich schon überall gesucht. Spielst du mit mir? Jutta und Katharina wollen nur mit ihren Puppen spielen, darauf habe ich keine Lust.“
„Ich komme gleich, mein Junge. Hast du schon gesehen, dass Bernhard einen Heilkräutergarten für Großmutter Leni anlegt? Wenn er den Samen einsät, kannst du ihm helfen. Leni erklärt dir dann, gegen was die Kräuter helfen.“
„Oh, da freue ich mich schon darauf. Aber jetzt würde ich gerne das kleine Fohlen füttern.“
Mechthild und Arnold verabschiedeten sich und gingen zu den Ställen.
Auch Konrad machte sich auf den Weg zu seinen Geschäften.
„Ach, Margareta, es ist so schön, wie ihr euch alle um mich kümmert. Aber manchmal bezweifle ich, ob das mit dem Heilkräutergarten wirklich notwendig ist. Ich wollte nichts sagen, solange Konrad noch dabei war. Aber ich fühle mich oft so schwach, dass ich kaum Hoffnung habe, dass ich noch in den Genuss der neu gepflanzten Kräuter kommen werde.“
„Ach, Leni, du wirst dich bei uns so gut erholen, dass du noch viele Jahre von deinen Kräutern profitieren kannst.“
„Hoffen wir es. Ich habe gar nicht gewusst, dass der kleine Arnold so an seiner Mutter hängt. Mechthild verbringt wohl viel Zeit mit ihm.“
„Ja, sie unternimmt ständig mit ihm Wanderungen durch den Wald, spielt mit ihm Ritter und zeigt ihm die Gegend. Manchmal denkt man, Mechthild wäre selbst noch ein Kind. Sie ist so übermütig.“
„Du magst wohl nicht, dass sie so viel Zeit mit ihrem Kind verbringt?“
„Das ist es nicht. Sie verhält sich nur nicht wie eine Gräfin und kümmert sich nur sehr selten um den Haushalt. Außerdem zieht sie mit dem Jungen meilenweit alleine durch den Wald. Das ist doch gefährlich. So oft hört man von Überfällen. Wenn sie nur einen Ritter mitnehmen würde. Aber sie weigert sich immer strikt, wenn ich ihr diesen Vorschlag mache. Ich habe Angst um den Kleinen - und um Mechthild.“
„Vielleicht siehst du die Dinge zu schlecht. Ich war früher auch oft alleine unterwegs zu meinen Patienten. Mit der Zeit lernt man, auf verdächtige Geräusche zu achten und sich bei Gefahr zu verstecken.“
„Aber denkst du wirklich, die beiden würden auf das Knacken der Äste achten, wenn sie laut singend durch den Wald ziehen?“
„Da hast du recht. Ich hatte mir einen Hund zugelegt, der mich beschützte und Angreifer in die Flucht schlug. Über Jahre waren mir Jaschko und später Bodo treue Begleiter.“ Leni schmunzelte bei dem Gedanken an die beiden Hunde.
„Das ist gar kein schlechter Einfall. Konrad könnte Arnold einen Hund schenken. Der würde Alarm schlagen, so bald ein Fremder sich nähert.“
„Später beim Essen machen wir Konrad gleich diesen Vorschlag. Er wird froh sein, wenn er dieses Problem endlich lösen kann.“
Die beiden Frauen genossen die Sonne. Leni sah in Gedanken ihre Kräuter wachsen.
Derweil empfingen Konrad und Friedrich im Rittersaal einen Reisenden, der vollkommen abgehetzt und aufgeregt zur Burg hinauf gerannt kam.
„Eine Räuberbande hat mir im Vierherrenwald aufgelauert und mich ausgeraubt! Beinahe hätten sie mir noch die Kleider vom Leibe gerissen! Ich bin gerannt und gerannt und konnte nur mit Müh und Not entkommen. Und das am helllichten Tage! Ihr müsst was dagegen unternehmen! Das geht so nicht weiter!“
„Ihr habt recht. Wir müssen etwas tun, sonst kommen die noch ins Dorf und überfallen unsere Hörigen!“, stimmte Friedrich zu.
„Wir werden eine Versammlung einberufen. Die Ritter sollen kommen.
Dann werden wir beratschlagen, was zu tun ist“, schlug Konrad vor.
Zwei Pagen gingen los und kehrten nur kurze Zeit später mit den Homburger Rittern, Waffenknechten und Knappen zurück. Konrad eröffnete die Versammlung.
„Gerade wurde ein Reisender in unserem Wald überfallen. Immer wieder hört man von solchen Übergriffen. Wir müssen etwas tun. Kannst du uns die Männer beschreiben, die dich überfallen haben?“
„Sie waren zu sechst. Eine ganze Horde. Zwei Kerle waren dabei, die waren so groß und so stark wie Bären und hatten zottelige, braune Bärte. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Der Rest des Haufens wirkte eher ausgehungert, verlaust und zerlumpt. Einer hatte blondes struppiges Haar und stechend blaue Augen.“
„Von nun an sollen immer zwei schwer bewaffnete Ritter zusammen mit einem Trupp Knechte und Knappen durch den Wald patrouillieren. Zu zehnt dürften sie die Räuber von einem Überfall abschrecken“, schlug Friedrich vor.
„Niemand soll mehr allein durch den Wald gehen. Alle Besorgungen sollen nur noch in Gruppen gemacht werden.“
„Hanricus und Wilher werden sich einen Trupp zusammenstellen und als Erste durch den Wald ziehen.“ Die beiden bestimmten sogleich ihre Begleiter und verließen den Rittersaal.
Beim Abendmahl berichteten die Grafen den Damen von den Ereignissen.
„Mechthild, du gehst nicht mehr allein in den Wald! Ein Ritter wird dich immer begleiten! Es ist zu gefährlich, auch für unseren Sohn.“
„In diesem Fall hast du recht, Konrad. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde mich daran halten.“ Mechthild lächelte Konrad beruhigend an.
„Leni und ich wollten euch vorschlagen, dass ihr euch einen Hund besorgt. Ein Hund wäre für Arnold bestimmt ein schönes Geschenk und er würde den einen oder anderen Räuber gewiss abschrecken“, warf Margareta ein.
„Ich soll einen Hund haben?“, fragte Arnold begeistert. „Ich wollte schon immer einen Hund. Bitte Vater, sag ja.“
„Also von mir aus. Wir werden uns morgen gleich nach einem geeigneten Hund umsehen. Aber der Ritter geht trotzdem mit.“
Engela, die Tochter von Ritter Wilher und seiner Gemahlin Klara, saß auf einem Findling am Rande des Ritterübungsplatzes und sah den Rittern bei ihren Übungen zu. Die Sonne erwärmte ihren Körper. Sie warf ihre blonden Locken kokett nach hinten und zog den Ausschnitt ihres braunroten Kleides zurecht, sodass ihr jugendlicher Busen besser zur Geltung kam. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Graf Konrad. Wie geschickt er das Schwert führte und mit welcher Kraft und Leichtigkeit er die jungen Knappen in ihre Schranken wies!
Wenn er doch nur zu ihr rüber sehen würde, wenn er sie doch endlich beachten und nicht mehr als Kind ansehen würde! Sie konnte nur noch an ihn denken. Jede Nacht träumte sie davon, dass er sie in seine starken Arme nehmen und ganz fest an sich drücken würde.
Konrad war mit seinen Übungen fertig und zog den Helm aus. Ein Knappe reichte ihm ein Tuch, mit dem er sich den Schweiß von der Stirn wischte. Engela überlegte, wie sie seine Aufmerksamkeit auf sich richten könnte, doch Konrad wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und hob die Hand zum Gruße. Engelas Blick fiel auf die Gräfin, die zusammen mit ihrem Sohn auf der anderen Seite des Übungsplatzes gestanden hatte. Voll Bedauern sah sie zu, wie der Graf seine Gattin herzlich küsste und kurz an sich drückte und dann den Sohn begrüßte. Nachdem Konrad seine Rüstung abgelegt hatte, ging er mit seiner Familie von dannen. Engela blickte ihnen bedauernd nach. Warum musste er nur verheiratet sein? Was hatte diese Mechthild, dass ihr Mann sie so liebte? Wie konnte sie nur zwischen den beiden Zwietracht sähen? Sie musste Konrad haben!
Indes sich Engela grämte, begaben sich Mechthild, Konrad und Arnold vergnügt hinunter zum Flecken, um Arnolds Hund abzuholen.
„Ich freue mich so! Ich habe auch schon einen Namen für ihn. Ratet mal, wie er heißen soll!“
„Lenis erster Hund hieß Jaschko und ihr zweiter Bodo. Soll er vielleicht so heißen?“
„Nein. Ben soll er heißen!“
„Oh, Ben ist ein schöner Name!“
Die drei gelangten an das Haus des Steinmetzes, dessen Hündin vor über einem halben Jahr vier Welpen auf die Welt gebracht hatte. Zwei der Jungen waren bei ihrer Mutter geblieben. Diese begrüßten die Neuankömmlinge aufgeregt. Die Frau des Steinmetzes trat auf den Hof. Sie wischte sich die Hände an der braunen Schürze ab, die sie über ihr Überkleid gebunden hatte, und empfing ehrfürchtig das Grafenpaar. Eine graue Strähne spitzte unter ihrer weißen Haube hervor.
„Der Junge kann sich ruhig einen der beiden aussuchen. Sie sind tadellos.“
Arnold kniete sich zu den jungen Hunden, die ihm um die Beine sprangen, und streichelte einen nach dem anderen. Einer war schwarz-weiß-braun gescheckt und der Zweite hatte ein schwarzes Fell. Die samtigen Ohren hingen herab und die Schnauze war schmal und weich. Die Hündin versuchte, ihre Jungen von den Fremden wegzudrängen. Doch der Schwarze ließ sich nicht von Arnold abhalten. Er versuchte, an ihm hochzuspringen und ihm das Gesicht abzulecken.
„Ich möchte den Schwarzen!“, rief Arnold schließlich. „Er sieht so aus, als könnte er mich am besten beschützen.“
„Der Hund ist zwar nicht so groß, dass er einen Angreifer in die Flucht schlagen würde, aber die Witterung wird er auf jeden Fall aufnehmen, wenn sich ein Fremder nähert und Alarm schlagen“, meinte Konrad lächelnd. Auch er beugte sich zu dem Hund hinunter und kraulte ihn.
„Dann wäre das entschieden. Du bist nun der kleine Ben.“ Auch Mechthild tätschelte den Hund.
Konrad überreichte der Frau des Steinmetzes einen kleinen Beutel mit Münzen und legte dem Hund ein Lederhalsband um, an dem er einen Strick befestigte.
Die drei machten sich auf den Rückweg und Arnold sprach ohne Unterlass mit seinem neuen Freund. Er erklärte ihm genau, woran sie vorbeikamen, und kraulte ihn ständig. Mechthild und Konrad gingen Hand in Hand hinter dem Jungen her und lächelten sich an.
„Ich weiß noch genau, wie sehr ich als Kind an Lenis Jaschko hing. Obwohl der in meiner Erinnerung immer riesengroß gewesen war, aber er ließ einfach alles mit sich machen. Abends habe ich oft vorm Herdfeuer neben ihm gelegen und mich an ihm gewärmt.“
„Ich hatte eine kleine Katze, mit der ich immer gespielt habe. Irmgard und ich, wir hatten oft Streit darum, auf wessen Schoß sie liegen sollte.“
Sie passierten den Ritterübungsplatz, wo Arnold den Rittern Stolz seinen Hund präsentierte.
„Der ist wirklich schön, Arnold“, meinte ein Knappe zwinkernd.
„Ich muss Ben unbedingt den Mädchen zeigen! Die werden Augen machen!“ Arnold zerrte den Hund, der erstaunt über so viel Ungestüm winselte, zum Burghof, und rief nach Katharina und Jutta.
„Arnold, mach langsam! Der Hund ist keine Puppe!“, rief Konrad seinem Sohn nach, der sogleich sein Tempo verringerte und den Hund beruhigend kraulte.
„Hoffentlich weiß er, dass Hunde auch beißen können“, bemerkte Ritter Landolf kopfschüttelnd, der das Ganze beobachtet hatte.
Arnold indes wurde von seinen Basen auf dem Burghof empfangen.
„Ist das dein Hund, Arnold? Der ist wunderbar! Darf ich auch mal die Leine nehmen?“, fragte Katharina begeistert und Jutta meinte: „Einen wirklich schönen Hund hast du. Wie heißt er denn?“
„Er heißt Ben“, sagte Arnold voller Stolz und reichte Katharina die Leine. Diese streichelte Ben kurz und wollte ihn über den Hof führen, doch Ben schnupperte lieber alles ab.
Arnold nahm wieder die Leine und versuchte sein Glück, doch Ben hatte seinen eigenen Kopf und blieb überall stehen, um neugierig zu schnuppern.
„Da musst du wohl noch ein wenig üben“, meinte Jutta und lachte, als Arnold verzweifelt versuchte Ben davon abzuhalten, schnurstracks zu den Hühnern am anderen Ende des Hofes zu rennen.
„Aus, Ben! Aus!“, rief er, doch der Hund dachte nicht daran, auf seinen neuen Herrn zu hören.
„Halte mir nur den Hund von meinen Hühnern fern, junger Herr!“, rief Emma, die Köchin, die gerade auf den Hof trat.
„Ich weiß nicht, wie ich ihn halten soll! Aber er macht ihnen bestimmt nichts. Er ist doch nur ein wenig größer als die Hühner!“
„Trotzdem würde ich es nicht darauf ankommen lassen.“
Arnold traute sich nicht die Leine zu stramm zu halten, er wollte Ben nicht wehtun.
„Warte, ich zeige dir, wie du mit deinem Hund umgehen musst!“
Emma nahm Arnold die Leine aus der Hand und führte den Hund energisch von den Hühnern weg.
„Siehst du? So musst du das machen. Du musst ihm zeigen, wer der Herr ist.“
„Aber Emma, seit wann bist du denn ein Herr?“, rief Katharina lachend.
„Ihr wisst genau, was ich meine. Hier, Arnold, nimm du jetzt die Leine.
Nimm sie ganz kurz, damit er direkt neben deinen Füßen gehen muss.“
„So, Emma?“
„Ja, genau so und nun geh mit ihm eine Runde über den Hof.“
Arnold und Ben zogen ihre Runde, und immer, wenn der Hund neugierig stehen bleiben wollte, um an etwas zu schnuppern oder doch eine andere Richtung einschlagen wollte, zog Arnold die Leine stärker an.
„Das machst du sehr gut. Jetzt musst du ihn zur Belohnung kraulen und ihm gut zu reden.“
„Hast du nicht einen Knochen übrig, den ich ihm geben könnte?“
„Ja, du kannst mit mir in die Küche kommen.“
Arnold und Ben folgten der Köchin und auch die beiden Mädchen schlossen sich ihnen an.
„Da riecht´s aber gut, Emma!“
„Heute gibt es Apfelkuchen, den habe ich gerade erst aus dem Ofen herausgeholt.“
„Meinst du, wir könnten ein Stückchen davon haben?“ Katharina schnupperte mit ihrer kleinen Nase und blickte die Köchin aus großen, grünen Augen bittend an.
„Wer könnte bei diesem Blick schon „nein“ sagen?“, lachte Emma und schnitt von dem Kuchen ein Stück ab, welches sie unter den Kindern verteilte. Diese stopften sich begeistert den warmen Kuchen in den Mund.
„Warm schmeckt er immer am besten“, meinte Arnold mit vollem Mund und wischte sich mit dem Ärmel die Krümel aus dem Gesicht.
„Aber Arnold, das macht man doch nicht mit dem Ärmel!“, schalt ihn Jutta, die sich immer herausnahm, Arnold und Katharina Benehmen beizubringen.
Nachdem Ben versucht hatte, möglichst viele Kuchenkrümel zu ergattern, hatte er sich in der Küche neugierig umgesehen und beschlossen, dass auf dem Tisch wohl etwas Interessantes liegen musste. Mit großer Mühe versuchte der kleine Kerl, auf den Eichentisch zu springen.
„He, Ben! Lass das!“, rief Arnold und nahm ihn auf den Arm.
„Er weiß wohl, dass ihr eigentlich in die Küche gekommen seid, um ihm etwas zu fressen zu holen und nicht um euch selbst die Bäuche voll zu stopfen“, scherzte Emma und holte einen alten Knochen aus der Kammer hervor.
„Hier nimm und dann raus mit euch.“
Die drei Kinder nahmen den Knochen und kehrten mit Ben zurück auf den Hof.
„Hier, mein guter Junge“, sprach Arnold zu dem Tier und hielt ihm den Knochen, an dem noch ein paar Fleischreste hafteten, entgegen. Ben wedelte mit dem Schwanz und begann sogleich gierig daran zu nagen.
„Oh, sieht das süß aus!“, rief Katharina begeistert und sah dem Hund beim Fressen zu.
„Ich hole ihm eine Schale mit Wasser“, bot sich Jutta an und ging zurück zur Küche.
Die drei Kinder verbrachten den Rest des Tages begeistert damit, mit dem Hund zu spielen. Am Abend schlief dieser müde und erschöpft zu Konrads Füßen ein.
Hartmut, Wolfgang und die Räuber umritten den Höcherberg und legten eine Rast in der Nähe des Dorfes Bexbach ein.
„Wir werden uns dort mit Vorräten eindecken. Heute Abend erreichen wir den Homburger Wald, wo wir uns auf die Lauer legen.“
„Der Lange soll mit dem Wagen in den Ort fahren und sich als Händler ausgeben. Er kann von dem Tuch verkaufen und im Gegenzug Brot, Speck, Rüben und Wein erwerben“, schlug Sveti vor.