Das Evangelium des Reiches - Charles Haddon Spurgeon - E-Book

Das Evangelium des Reiches E-Book

Charles Haddon Spurgeon

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Beschreibung

Charles Haddon Spurgeon war ein englischer Baptistenprediger und ist nach wie vor sehr einflussreich unter Christen verschiedener Konfessionen, von denen einige ihn als "Fürsten der Prediger" bezeichnen. Er war eine starke Persönlichkeit in der reformierten Tradition, die das Londoner baptistische Glaubensbekenntnis von 1689 verteidigte und sich gegen die liberalen und pragmatischen theologischen Tendenzen in der Kirche ihrer Zeit wandte.Spurgeon war in mehrere Kontroversen mit der "Baptist Union of Great Britain" verwickelt und verließ die Konfession später wegen dogmatischer Überzeugungen. Er ermutigte seine Gemeinde stets, sich aktiv für die Armen im viktorianischen London einzusetzen. Außerdem gründete er das Spurgeon's College, das posthum nach ihm benannt wurde. Spurgeon verfasste Predigten, eine Autobiografie, Kommentare, Gebetsbücher, Andachtsbücher, Gedichte und Kirchenlieder. Viele Werke wurden noch zu Lebzeiten übersetzt. In diesem Buch beschäftigt sich der Autor mit dem Matthäus-Evangelium und kommentiert dieses ausführlich.

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Seitenzahl: 742

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Das Evangelium des Reiches

 

CHARLES HADDON SPURGEON

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Evangelium des Reiches, C. Haddon Spurgeon

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849663636

 

Der Originaltext dieses Werkes entstammt dem Online-Repositorium www.glaubensstimme.de, die diesen und weitere gemeinfreie Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Wir danken den Machern für diese Arbeit und die Erlaubnis, diese Texte frei zu nutzen. Diese Ausgabe folgt den Originaltexten und der jeweils bei Erscheinen gültigen Rechtschreibung und wurde nicht überarbeitet.

 

Cover Design: PM 128301 B Dendermonde von Paul M.R. Maeyaert - 2020 - PMR Maeyaert, Belgium - CC BY-SA.

https://www.europeana.eu/item/2058612/PMRMaeyaert_081b94ef4fde8816778321b9691526a581329ecb

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Vorwort1

Einleitung. 3

Kapitel 1. Die Geschlechtstafel des Königs.8

Kapitel 2. Die Anerkennung des. 14

Königs und der Angriff auf Ihn.14

Kapitel 3. Der Herold des Königs.21

Kapitel 4. Der König beginnt seine Regierung durch einen Kampf mit dem Fürsten der Finsternis.27

Kapitel 5. Der König verkündigt37

seine Reichsgesetze.37

Kapitel 6. Der König stellt die Gesetze seines Reiches dem Verhalten der Frömmler in Sachen des Almosengebens und Gebetes gegenüber.53

Kapitel 7. Der König fährt fort, das Verhalten seiner Unterthanen zu regeln.65

Kapitel 8. Nachdem der König mit Weisheit geredet, wirkt Er mit Macht.74

Kapitel 9. Der König fährt fort, seine königliche Macht zu entfalten.85

Kapitel 10. Der König beauftragt seine Beamten.101

Kapitel 11. Der König stärkt seine Boten durch sein eignes Erscheinen.116

Kapitel 12. Unser König als Herr des Sabbats.127

Kapitel 13. Unser König gibt sieben. 145

Gleichnisse von seinem Reich.145

Kapitel 14. Des Königs Herold wird getötet.164

Kapitel 15. Der König bekämpft das Formelwesen.178

Kapitel 16. Der König und sein erwähltes Zeichen.192

Kapitel 17. Unser König wird verklärt.205

Kapitel 18. Der König ordnet den Rang in seinem Reiche an.218

Kapitel 19. Der König und die Ehegesetze.232

Kapitel 20. Ein Gleichnis vom Himmelreich.243

Kapitel 21. Der König reitet triumphierend in seine Hauptstadt.256

Kapitel 22. Das Gleichnis von der Hochzeit des königlichen Sohnes.274

Kapitel 23. Des Königs Warnung vor falschen Lehrern.296

Kapitel 24. Der König und seines Vaters Haus.307

Kapitel 25. Der König und sein Hochzeitszug.321

Kapitel 26. Der König weissagt; seine Feinde ratschlagen.335

Kapitel 27. Der König wird vor Pilatus geführt.353

Kapitel 28. Das leere Grab.367

Vorwort

 

Wenige und einfache Worte genügen, dies sehnlich erwartete Buch bei den vielen Freunden, die es willkommen heißen werden, einzuführen.

Der teure Verfasser ist zu seinem ewigen Lohn gegangen, er ist „der Gesegnete des Herrn auf ewig“; aber er hat uns dieses letzte teure Vermächtnis hinterlassen, das unsre Herzen himmelwärts, ihm nach, zieht.

Es steht einzig da in seiner heiligen und schmerzlichen Bedeutsamkeit. Es ist des müden Arbeiters letzte Liebesarbeit für seinen Herrn. Es ist das letzte liebliche Lied von Lippen, die stets da Lob seines Königs ertönen ließen. Es ist der Siegesruf des sterbenden Bannerträgers, der seines Führers Fahne im dichtesten Schlachtgewühl trug und nicht zurückwich.

Ehrfurchtsvoll legen wir es zu des teuren Meisters Füßen mit Liebe, Thränen und Gebeten. Es bedarf keiner Bemerkungen und ist über die Kritik hinaus. Seine Annahme und der Beifall, den es finden wird, werden die Belohnung und der Ruhm desselben sein.

Während der zwei vorhergehenden Winter im Süden Frankreichs widmete Herr Spurgeon einen großen Teil seiner Muße dem Schreiben dieses Kommentars, der viel inneres Zeugnis enthält von dem Glanz des sonnigen Ufers, wo er geschrieben ward.

Bei seinem letzten Besuch in Mentone nach seiner furchtbaren Krankheit war seine geistige Kraft anscheinend ganz wiederhergestellt, und diese ihm so liebe Arbeit ward eifrig wieder aufgenommen; so eifrig, daß wir oft fürchteten, seine Gesundheit würde darunter leiden. Aber es war schwer, ihn zu überreden, in seinen Anstrengungen etwas nachzulassen. Mit seinem Meister konnte er sagen: „Meine Speise ist die, daß ich thue den Willen Des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“; und bis wenige Tage vor dem Ende seines lieblichen und gottseligen Lebens war er unaufhörlich mit dem Auslegen dieses Teils des Wortes Gottes beschäftigt.

Der letztere Teil dieses Werkes ist deshalb ganz am Grenzlande des Himmels geschrieben, unter den nahenden Herrlichkeiten der unsichtbaren Welt und fast „im Angesicht der goldenen Thore“, und erlangen diese Worte dadurch eine Feierlichkeit, womit nichts andres sie bekleiden könnte. Wir horchen fast wie auf eine Stimme „von der großen Herrlichkeit“.

Beim Durchlesen der Korrekturbogen des letzten Werkes meines teuren entschlafenen Mannes fiel mir die tiefe Einfachheit der Erläuterungen ebensosehr auf, wie ihre sanfte Macht. Gewiß, das Geheimnis seiner großen Kraft lag darin, daß er willig war, zu sagen, was Gott in sein Herz legte, und nicht „vernünftige Reden menschlicher Weisheit“ suchte.

Obwohl des Meisters Ruf an seinen treuen Knecht kam, ehe er die Durchsicht seiner Manuskripte vollenden konnte, sind doch die Schlußseiten ganz aus seinen gesprochenen und geschriebenen Worten mit liebevoller Sorgfalt zusammengetragen von dem lieben Freunde, der in all seiner Arbeit für Gott sehr eng mit ihm verbunden war.

Januar 1893.

Susie Spurgeon.

 

 

Einleitung

 

Wenn unser liebes deutsches Volk christlich werden, wenn es zu einem klaren, selbständigen, persönlichen Christentum durchdringen soll, so muß es nicht Predigten hören und fromme Bücher lesen, sondern es muß lernen, die Bibel lesen und in der Bibel leben. Das Hören der Predigten, die es wert sind gehört zu werden, und die Teilnahme an den Gottesdiensten, die den Namen verdienen, wird dann von selbst kommen bei denen, die Gottes Wort als lebendigen Samen in sich aufgenommen haben. Auch die Erbauungsbücher, die das sind, was sie heißen, werden dann richtig geschätzt werden.

Vornehmlich gilt es, in das Wort Jesu, der das Wort Gottes in Person, das Fleisch gewordene Wort ist, sich hineinzuleben. Aber ach! wenn man die Leute, welche noch die Kirche besuchen – denn von den andren reden wir erst gar nicht – ich sage, wenn man die sogenannten „frommen Leute“ auf ihr Gewissen fragt, ob sie die Bibel lesen, so werden unzählige mit „nein“ antworten müssen: „Nein, wir blättern wohl in der Bibel, aber recht lesen thun wir nur Erbauungsbücher.“ Diejenigen aber, die den Rest ausmachen und mit „Ja“ antworten, werden zum guten Teil hinzufügen: „Wir lesen wohl pflichtgetreu die Bibel, aber, ehrlich gestanden, wir haben nicht viel davon.“

Das ist aber ein traurig Ding, daß sie an der lebendigen Quelle sitzen und doch das Schöpfen oder Trinken nicht verstehen. Hochwillkommen soll uns ein, wer diesem Elend abzuhelfen versteht, gleichviel ob er sich Lutheraner oder Baptist, gleichviel ob er sich römischer Priester oder Methodist nennt. Ich glaube aber, daß gerade das vorliegende Buch in dieser Richtung treffliche Dienste leisten kann. Es ist von Spurgeon, dem Schriftgelehrten durch Gottes Gnaden, verfaßt worden, als seine irdische Lebenssonne sich zum Untergang neigte. Aber so viel mächtiger leuchtete der Morgenglanz der Ewigkeit in seine Arbeit hinein, wie uns das die Witwe des hochberühmten Mannes durch ihr Vorwort in ergreifender Weise mitgeteilt hat.

Spurgeon war durch leibliche Leiden aus seiner gewaltigen Berufsarbeit als Prediger einer Gemeinde, wie nur er sie auf der ganzen Erde hatte, herausgerissen. Gottes Hand führte ihn in die Einsamkeit, in das dunkle Thal des Duldens und der Schmerzen. Es waren die wonnigen Gestade des südlichen Frankreichs, wo er die letzten Winter verlebte. Aber für einen Mann, dem der Beruf sein Leben ist, - für ihn ist auch das schönste Paradies, wo er unthätig sein muß, eine Wüste. Wenn ich von mir reden darf, so habe ich vor 10 Jahren, in ähnlicher Lage, ein Büchlein geschrieben: „Blumen aus der Wüste.“ Ich fürchte, man sieht daraus, daß ich in der Wüste nicht ganz viel gefunden habe. Spurgeon aber hat mitten in der Wüste große blumige Auen entdeckt.

Und offenbar ist Spurgeons Absicht, die Leser seines Buches zu Schriftgelehrten heranzubilden. Gerade die Auslegung des Evangeliums Matthäus ist geeignet, sie in die ganze Fülle der Schriftgedanken einzuführen. Das Evangelium nach Matthäus ist das Evangelium vom Reich, vom Königreich Jesu Christi. Die Hoffnung eines ewigen, göttlichen Königreiches, das vom Himmel herkommen soll, und davon alle alttestamentliche Gottesoffenbarung redet, erscheint im Matthäus-Evangelium erfüllt. Es ist absolut unverständlich ohne das Verständnis der alttestamentlichen Schriften. Andrerseits bleiben die alttestamentlichen Weissagungen dunkle Runen und Hieroglyphen ohne das Evangelium. So dient Spurgeons Buch dazu, rückwärts schauend das Dunkel alttestamentlicher Schrift und Hoffnung zu erleuchten, während es vorwärts schauend die kommenden Zeiten und Ewigkeiten erhellt. Wer freilich bei Spurgeon eine schulmäßige, regelrechte Auslegung sucht, muß sich enttäuscht finden. Aber Satz für Satz des Evangeliums wird mit einigen markigen schlagenden Bemerkungen versehen, - mit Bemerkungen, die aus dem Herzen der Materie herauskommen und ins Herz hineintreffen. Sie dienen nicht nur zum Verständnis der Sache, sondern zeigen auch dem Leser: „Du bist der Mann, von dem geredet wird.“

Es ist ein glücklicher Griff Spurgeons, das Evangelium gerade als das Evangelium des Reiches darzustellen. Dieser Gesichtspunkt ist es, der den meisten Christen fehlt. Er fehlt ihnen, obgleich nicht nur, wie gesagt, bei den Propheten immer von dem kommenden Reich die Rede ist, sondern auch gleich die Adventsgeschichte diese Auffassung in den Vordergrund rückt. Man höre doch, was die Engel der kleinen Gemeinde, die auf den Trost Israels wartet, zu verkündigen haben! (Lk. 1 und 2. ) Man lausche den neuen Psalmen auf den Lippen des Zacharias, der Maria und des Simeon! Man höre, wie Johannes der Täufer predigt! Ist das nicht die Stimme des Herolds, der den König meldet? – Und nun der Heiland selbst! Zieht sich nicht durch alle seine Reden wie ein goldener Faden dieser Satz hindurch: „Das Himmelreich ist herbeigekommen!“? Und klingt nicht durch alle seine Gleichnisse dieser eine Ton: „Das Himmelreich ist gleich – einem Mann, einem Sauerteig, einem Senfkorn“ u. s. w. ?

Oder sollte das nur eine bildliche Rede oder gar nur ein Spiel mit Worten sein? Dann wäre das ganze Evangelium verfehlt. Nein, ein wirklicher König will Jesus Christus sein. Ein wirkliches Reich mit scharf gezogenen Grenzen, ein Reich mit fester, klarer Verfassung will Er gründen. Und Unterthanen will Er haben, die mit freudiger Begeisterung Ihm gehorchen, Unterthanen, die seinen Geist atmen, seinen Willen erfüllen und für die Ausbreitung seines Reiches ihre Seele einsetzen; Unterthanen, die sich selbstverständlich untereinander lieben und stützen, nicht aber bekritteln und befehden; ja, was sollte aus einem Reiche werden, das in sich selbst uneins ist? Überflüssig sollte es sein, erst hinzuzufügen, daß dieses Reich auch einmal seine leibliche Ausgestaltung finden wird. „Leiblichkeit ist das Ende der Wege Gottes,“ sagt Ötinger mit vollem Recht. Die ganze göttliche Reichsleitung zielt auf diese Verleiblichung. Und sie wird alles in Schatten setzen, was je und je Macht, Schönheit und Herrlichkeit genannt worden ist.

Der „natürliche Mensch“ versteht natürlich von diesen Dingen gar nichts. Er kann sich überhaupt nichts denken bei Dingen, die nicht handgreiflich sind und über das Gebiet der fünf Sinne hinausliegen. Aber unerschüttert blieb der Heiland dem spottenden Römerfürsten Pilatus gegenüber dabei, daß Er „dennoch ein König“ sei. Er blieb dabei, daß Er der Inhaber eines Reiches sei, obgleich dieses sein Reich „nicht von dieser Welt“ sei, und also auch nicht mit den Mitteln dieser Welt gefördert und verbreitet werde. Und auch wir wollen getrost in die Welt hineinrufen: „Dennoch ein König!“ und uns nicht dadurch bange machen lassen, daß die Welt darüber in ein Hohngelächter ausbricht.

Die römische Kirche hat diesen Gedanken, daß Jesu Reich nicht von dieser Welt sei, nicht ertragen können. Sie hat den Reichsgedanken und das Reich Gottes selbst, so viel an ihr war, verweltlicht und verfleischlicht. Die Hohenpriester auf den sieben Hügeln schmachten nach Weltherrschaft. Und sie haben auf diesem Gebiet wirklich Erstaunliches geleistet. Der „Geist“ der alten römischen Cäsaren pulsiert trotz Kreuz und Weihwasser in den Adern der Päpste. Freilich, im Gebrauch der Mittel, die sie anwandten, um ihr Reich zu bauen, sind sie auch nicht ängstlicher gewesen wie Nero und Caligula. Durch viel macht und große List, durch alle Mittel der Bedrückung und Tyrannei sind Geist und Freiheit in diesem Reiche erstickt worden. Gönnen wir dem Papst und seinen Unterthanen ihre Reichsherrlichkeit und „imposante“ Einheit!

Aber wenn auf diesem Gebiete der Reichsgedanke verfleischlicht ist, so ist er bedauerlicherweise von vielen frommen Christen in den Kirchen des Protestantismus aufgegeben oder vergessen. Sie kennen wohl einen Heiland, nicht aber einen König. Sie wissen nur von einzelnen erlösten Seelen, aber von einem Königreich der Himmel wissen sie nichts. Sie trösten sich eines Himmels voll Seligkeit und Herrlichkeit. Aber, auf den Grund besehen, können sie sich bei diesem ihrem Himmel nichts Klares denken.

So kann nun Spurgeons Buch treffliche Dienste thun. Ich habe die Hoffnung, daß diejenigen, die seine Schrift nachdenklich lesen, dadurch in die tiefen Grundgedanken aller Gottesoffenbarung hineingeleitet werden.

Es soll auch niemand, gleichviel welcher „Konfession“ er angehört, befürchten, daß der Baptist Spurgeon ihn durch sein Buch zum Baptismus bekehren wolle Nein, weder zum Baptismus, noch zu seiner Dogmatik, noch zu irgend einer Dogmatik. Er will nur Jesum zur Wort kommen lassen. Alles ist großartig, universell, ökumenisch gehalten, wie auch das Königreich Gottes über alle Parteifähnlein der verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften hoch erhaben ist. Mögen diese verschiedenen Fähnlein zur Zeit noch ihr Existenzrecht haben; - die begnadigten Seelen, die Jesum wirklich erkannt haben, schauen voll glühender Sehnsucht nach dem Tage aus, wo alle Fähnlein versinken vor dem Glanz des einen herrlichen Paniers, darin nur diese Worte leuchten: „Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, unser Heiland und König.“ Spurgeon stand je und je in der vordersten Reihe derer, die diesen Tag der Einheit aller Gotteskinder mit heißem Gebet erflehten. Er hat zehntausenden Christen aller Schattierungen Lebensbrot gegeben, ohne sie für den Baptismus zu werben. Ich wage auch zu behaupten, daß die Einheit der Kinder Gottes thatsächlich vorhanden ist und immer vorhanden war. Sie wird nur durch Mißverständnisse, Rechthaberei und Kleinigkeitskrämerei verhüllt.

Also nicht der Baptist und nicht der Engländer tritt in unsrem Buche heraus, sondern der Christusmensch, in dessen Adern der Puls der Welt schlägt. Was in Wahrheit christlich ist, das ist auch international. Darum entschuldige ich mich auch nicht vor den Genossen meiner Kirche, daß ich zu dem Buche eines Baptisten eine Einleitung schreibe. Hier ist nicht Baptist und nicht Engländer, sondern allzumal Einer in Christo. „Ich glaube an eine Gemeinde der Heiligen“, die durch alle Denominationen hindurchgeht. Und Spurgeon ist einer der begnadigten Geister, die zu der Vereinigung der zerstreuten Kinder viel beitragen durften, denn seine Schriften haben alle Barrieren der Kirchen übersprungen. So möchte ich auch mit diesen meinen armen Worten (deren Spurgeons Buch durchaus nicht bedarf) ein Monument heiliger Union setzen und warmen Händedruck allen denen bieten, die den Herrn Jesum von Herzen lieb haben.

Wenn ich hinzufüge, daß ich mit meiner herzlichen Empfehlung des Buches, nicht jeden Ausdruck, jeden Satz, jede Behauptung unterschreiben will, so sage ich eigentlich etwas Überflüssiges. Den Kundigen ist das selbstverständlich. Der selige Spurgeon war ein Original ersten Ranges. Und Originale gehen ihre eignen Gedankenwege. Es gibt im ganzen Universum keinen selbständigen Kopf, der immer und überall mit irgend einem Original übereinstimmt, es heiße Spurgeon oder Blumhardt, Moody oder Monod. So kann ich, um eines herauszugreifen, nicht leugnen, daß Spurgeons Art mir zuweilen etwas herbe erscheint, während ich vielen lieben Christen zu weitherzig und hoffnungsfreudig bin. Aber weder dies, noch die verschiedene Anschauung der christlichen Taufe würde uns nur eine Minute lang abgehalten haben, als Brüder in Christo Arm in Arm und Herz und Herz miteinander zu wandeln; wie ich denn auch guter Zuversicht bin, daß wir (unbeschadet einiger Verschiedenheiten in unsrer Dogmatik) demnächst am Throne Jesu unsre Stimmen fröhlich zusammenmischen werden zu einem und demselben Halleluja.

Noch heute bedauere ich schmerzlich, daß ich 1882, - als ich in London war und natürlich auch Spurgeon predigen hörte, - ich bedauere schmerzlich, daß ich ihn damals nicht persönlich begrüßt habe. Ach, die böse alte Geschichte von Babylon (1. Mose 11,1 ff. ) war schuld daran. Ich verfügte nämlich über ein nur sehr armseliges Englisch, darum wagte ich mich an den Mann, der die Sprache seines Volkes beherrschte, wie Paganini seine Geige, nicht heran. Heute bin ich der Meinung, daß ich eine Thorheit beging, indem ich nicht zu ihm ging. Gerade die Christen der verschiedenen Denominationen sollten oft Gemeinschaft miteinander pflegen. Das wäre der beste Weg, um die Verschiedenheiten auszugleichen.

Und daß ich (auf Wunsch der Verlagshandlung, die sich um die deutsche Christenheit durch die Herausgabe der Spurgeonschen Schriften so hoch verdient gemacht hat) diese Zeilen schreibe, sehe ich auch als ein Stück der Gemeinschaftspflege an, von welcher ich rede. An Spurgeons Sarg sagte Dr. Pearson: „Bis vor wenigen Tagen weilte Spurgeon im Lande der Sterbenden; jetzt ist er ins Land der Lebendigen versetzt.“ Das ist sehr wahr und schön gesagt. Aber obgleich er ins Land des wahren Lebens versetzt ist, soll und muß er dennoch unter uns bleiben. Wir haben diesen Mann auch sehr nötig. Theologen und Laien (das Wort „Laien“ ist mir verhaßt, aber es gibt kein andres) also Theologen und Laien können und sollen fort und fort schöpfen aus dem Reichtum, welchen Gott in dieses Gefäß niedergelegt hatte. Und das „Evangelium des Reiches“, das er mit sterbender Hand niederschrieb, soll allen teuer sein und werden, die einen Hauch seines Geistes verspürt haben.

Bremen, September 1894.

Otto Funcke

 

Kapitel 1. Die Geschlechtstafel des Königs.

 

Vers 1-17.

 

1. Dies ist das Buch von der Geburt Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams.

Dieser Vers gibt uns einen Schlüssel zu dem, worauf das Evangelium des Matthäus besonders abzielt, Matthäus ward von dem Heiligen Geiste getrieben, unsren Herrn Jesum Christum als König, als den Sohn Davids, zu beschreiben. Es soll von Ihm geredet werden als von Dem, der besonders über den wahren Samen Abrahams herrscht; daher wird Er „der Sohn Abrahams“ genannt. Herr Jesu, laß jeden von uns Dich „meinen Gott und meinen König“ nennen! Möchten wir, wenn wir dies wundervolle Evangelium des Königreiches lesen, voll treuen Gehorsams sein und Dir demütige Ergebenheit beweisen! Du bist sowohl ein König, als eines Königs Sohn!

Der vorliegende Abschnitt ist gleichsam eine Schnur von Namen, und wir könnten denken, er würde uns wenig geistliche Nahrung gewähren können, aber wir dürfen es nicht leicht mit irgend einer Zeile des von Gott eingegebenen Buches nehmen. Hier legt uns der Heilige Geist die Geschlechtslinie Jesu vor und gibt uns den Stammbaum „des Königs der Juden“. Erstaunliche Herablassung, daß Er ein Mensch wird und eine Geschlechtslinie hat, Er, der „im Anfang bei Gott war“, und der „es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich sein“! Laßt uns jede Zeile des „Buches von der Geburt“ mit anbetender Dankbarkeit lesen, daß wir einen König haben, der eins mit uns in unsrer Natur ist: „in Banden des Bluts mit Sündern eins.“

2. Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.

Mit Abraham war der Bund gemacht, daß in seinem Samen alle Völker der Erde gesegnet sein sollten. Die Linie pflanzte sich nicht durch Ismael, den Sprößling des Fleisches, fort, sondern durch Isaak, der nach der Verheißung geboren war; und nach dem göttlichen Ratschluß floß sie weiter durch den erwählten Jakob und nicht durch den erstgebornen Esau. Laßt uns die Unumschränktheit Gottes beachten und bewundern. Unser Herr entsprang aus Juda, zu welchem Stamme nichts geredet ist vom Priestertum, damit es klar sein möchte, daß sein Priestertum nicht „nach dem Gesetz des fleischlichen Gebots gemacht ist, sondern nach der Kraft des unendlichen Lebens.“ Doch kommt ER aus Judas königlichem Stamm, denn Er ist ein König.

3. 4. Juda zeugte Perez und Serah von der Thamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram. – Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nahesson. Nahesson zeugte Salma.

Beachtet den Zusatz von unreinem Blut, der in den Strom hineinkommt durch Judas Blutschande mit Thamar. O Herr, Du bist der Sünder Freund!

5. Salma zeugte Boas von der Rahab. Boas zeugte Obed von der Ruth. Obed zeugte Jesse.

Wir bemerken, daß zwei Frauen in diesem fünften Verse genannt werden: eine Kanaaniterin und eine Moabiterin. So mischte sich Heidenblut mit dem hebräischen Geschlecht. Unser König ist gekommen, die Scheidewand niederzubrechen. Als Heidenchristen freuen wir uns hierüber. Jesus ist der Erbe einer Linie, in welcher das Blut der Hure Rahab und der moabitischen Ruth fließt; Er ist mit den Gefallenen und den Niedrigen verwandt, und Er will seine Liebe selbst den Ärmsten und Geringsten zeigen. Auch ich darf Teil und Anfall an Ihm haben.

6. -9. Jesse zeugte den König David. Der König David zeugte Salomo von dem Weibe des Uria. – Salomo zeugte Rehabeam. Rehabeam zeugte Abia. Abia zeugte Assa. – Assa zeugte Josaphat. Josaphat zeugte Joram. Joram zeugte Usia. – Usia zeugte Jotham. Jotham zeugte Ahas. Ahas zeugte Hiskia.

Wohl mögen unsre Herzen schmelzen bei der Erinnerung an David und Bathseba! Die Frucht ihrer unheiligen Verbindung starb. Aber nach der Buße ward sie, die das Weib des Uria gewesen war, das Weib Davids und die Mutter Salomos. Merkwürdig war die Gnade Gottes in diesem Falle, daß die Linie sich fortpflanzte in diesem einst schuldigen Paare. Aber, o welche Verwandtschaft unsres Herrn mit der gefallenen Menschheit zeigt sich hierin! Wir wollen nicht in das Geheimnis der Menschwerdung hineinspähen, aber wir müssen uns wundern über die herablassende Gnade, die unsrem Herrn einen solchen Stammbaum bestimmt.

10. Hiskia zeugte Manasse. Manasse zeugte Amon. Amon zeugte Josia.

Eine Reihe von Königen gemischten Charakters; nicht einer von ihnen vollkommen, und einige so schlecht, wie sie nur sein konnten. Drei sind ganz und gar ausgelassen; es sind also sogar Sünder, die nur dazu taugten, vergessen zu werden, in dieser Aufeinanderfolge. Dies zeigt, wie wenig Wert auf die Geburt nach dem Willen des Mannes oder dem Willen des Fleisches gelegt werden kann. In dieser besonderen Abstammungslinie war das Heil nicht durch das Blut, noch durch die Geburt. Besonders laßt uns daran denken, daß einer wie Manasse unter den Vorfahren unsres Herrn war, als eine Andeutung davon, daß sich in der Reihe, die nach ihm kommt, einige der vornehmsten Sünder, die Wunder der Barmherzigkeit sind, finden würden. Wiederum sagen wir, wie nahe kommt Jesus unsrem gefallenen Geschlecht durch diesen seinen Stammbaum!

11. Josia zeugte Jechonia und seine Brüder um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft.

Arme Gefangene und die, welche mit den Fesseln der Sünde gebunden sind, mögen einige ihnen Gleiche unter diesen berühmten Ahnen sehen. Sie sind Gefangene der Hoffnung, nun da Christus geboren ist von einem Geschlecht, das einst in „der babylonischen Gefangenschaft“ war.

12. -16. Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jechonia Sealthiel. Sealthiel zeugte Serubabel. – Serubabel zeugte Abind. Abind zeugte Eliakim. Eliakim zeugte Asor. – Asor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achin. Achin zeugte Elind. – Elind zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Matthan Matthan zeugte Jakob. – Jakob zeugte Joseph, den Mann Marias, von welcher ist geboren Jesus, der da heißt Christus.

Mit ein oder zwei Ausnahmen sind dies Namen von Personen von wenig oder gar keiner Bedeutung. Die späteren waren ganz und gar unbekannte und unbedeutende Personen. Unser Herr war „eine Wurzel aus dürrem Erdreich“, ein Sprößling aus dem verdorrten Stamm Jesse. Er achtete irdische Größe gering. Er mußte aus dem menschlichen Geschlechte sein; aber Er kommt zu einer Familie, die niedrigen Standes war und findet dort seinen Pflegevater Joseph, einen Zimmermann von Nazareth. Er ist der König des armen Mannes. Er will keinen von uns verachten, wenn auch unsres Vaters Haus klein in Israel ist. Er will sich zu Menschen niedrigen Standes herablassen.

Wunder, das alle Wunder übertrifft: das Wort, durch das alle Dinge gemacht wurden, wurde selber Fleisch und wohnte unter uns! Er wurde von einer menschlichen Mutter, von der Jungfrau niederen Standes, Maria, geboren. „Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist Er’s gleichermaßen teilhaftig geworden.“ Unsre Herzen möchten mit dem süßen Wohlgeruch der Liebe und des Preises das teure Haupt Dessen salben, der da heißt Christus, der Gesalbte.

17. Alle Glieder von Abraham bis auf David sind vierzehn Glieder. Von David bis auf die babylonische Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christum sind vierzehn Glieder.

Der Heilige Geist leitete seinen Knecht Matthäus so, daß er eine ungefähre und einfache Berechnung machte, um schwachen Gedächtnissen zu helfen. Hier sind dreimal vierzehn. Laßt uns hieraus lernen, uns mit unsres Herrn Geschlechtslinie vertraut zu machen und viel daran zu denken, daß Er in diese Welt hineingeboren wurde. Besonders laßt uns sehen, daß Er buchstäblich vom Hause Davids und vom Hause Abrahams war, worauf viele Weissagungen im Alten Testament hinweisen. Er ist in Wahrheit der Messias, der Fürst, welcher kommen sollte.

Die Geburt des Königs. Vers 18 – 25.

18. Die Geburt Christi war aber also gethan. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertraut war, ehe er sie heimholte, erfand sich’s, daß sie schwanger war von dem Heiligen Geist.

Ein oder zwei Worte genügten, die Geburt aller Könige, deren Namen wir gelesen, zu beschreiben; aber von unsrem Herrn Jesu Christo ist viel mehr zu sagen. Der Evangelist gürtet sich zu seiner feierlichen Pflicht und schreibt: „Die Geburt Christi war aber also gethan.“ Es ist ein tiefer, geheimnisvoller und zarter Gegenstand, passender für ehrfurchtsvollen Glauben als für forschende Neugierde. Der Heilige Geist wirkte in der erwählten Jungfrau den Leib unsres Herrn. Es gab keine andre Weise, wie Er geboren werden Konnte, denn wenn Er von einem sündigen Vater gezeugt worden wäre, wie hätte Er dann eine sündlose Natur besitzen können? ER ist von einem Weibe geboren, damit Er menschlich sei; aber nicht durch einen Mann gezeugt, damit Er nicht sündig sei. Seht, wie der Heilige Geist in dem Werke unsrer Erlösung mitwirkt, indem Er den Leib unsres Herrn bereitet!

19. Joseph aber, ihr Mann, war fromm, und wollte sie nicht rügen; gedachter aber, sie heimlich zu verlassen.

Maria war ihm verlobt, und er ward traurig und bestürzt, als er erfuhr, daß sie Mutter werden würde, ehe er sie zu sich genommen hatte. Er wollte das nicht bloßstellen, was er für die Sünde seines verlobten Weibes hielt; wenn er auch fühlte, daß sie verstoßen werden müßte, wollte er es doch in der Stille thun. Wenn wir etwas Strenges thun müssen, laßt uns die zarteste Weise wählen. Mag sein, daß wir gar nicht nötig haben werden, es zu thun.

20. Indem er aber also gedachte, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum, und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem Heiligen Geist.

Joseph ist sicher sehr betrübt gewesen und hat ohne Zweifel Tag und Nacht wegen dieser Sache gebetet. Gott wollte die Ehre der erwählten, jungfräulichen Mutter nicht ohne Schutz lassen und deshalb erhält Joseph vom Himmel die Versicherung, daß Maria nicht gesündigt habe, sondern vom Herrn hoch begnadigt worden sei. Joseph wird an seinen königlichen Rang erinnert, „du Sohn Davids“, und ihm wird geheißen, seine Furcht fahren zu lassen. Wie getröstet muß er sich gefühlt haben durch des Herrn: „Fürchte dich nicht!“ Er sollte Maria unter seine zarte Obhut nehmen, und dem Sohn, der von ihr geboren werden würde, ein Pflegevater sein.

Maria muß selber in großer Angst gewesen sein, ob ihre Erzählung von der Heimsuchung des Engels geglaubt werden würde, denn dieselbe sah unwahrscheinlich genug aus. Wir zweifeln nicht, daß der Glaube sie aufrecht hielt, aber sie bedurfte dessen auch. Jede große Gunst bringt ein großes Leid als ihren Schatten mit sich, und wird so eine Probe des Glaubens. Der Herr nahm gnädig allen Argwohn aus Josephs Gemüt hinweg und sorgte so für die Ehre der Mutter und für das Wohlsein des heiligen Kindes. Wenn Jesus in unsrem Herzen geboren ist, so werden wir Leid haben; aber der Herr wird bezeugen, daß Christus unser ist, und Er wird uns sicherlich hindurch tragen.

21. Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen; denn Er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden.

Der Herr der Herrlichkeit ist als der Menschensohn geboren, und wird auf Gottes Befehl und durch Menschenmund Jesus, der Heiland, genannt. Er ist, was sein Name sagt. Er errettet uns von der Strafe und der Schuld der Sünde, und dann von der schlimmen Wirkung und der bösen Macht derselben. Dies thut Er für „sein Volk“, für alle, die an Ihn glauben. Es ist seine Natur, dies zu thun, wie wir daran sehen, daß sogar sein Name Jesus – Heiland ist. Wir nennen Ihn immer noch mit diesem Namen, denn Er errettet uns immer noch in diesen letzten tagen. Laßt uns hingehen und seinen Namen unter den Menschen verkünden; denn Er wird andre erretten.

22. 23. Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein, und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Immanuel heißen, das ist verdolmetschet: Gott mit uns.

Wer würde gedacht haben, daß die Weissagung Jesaia 7,14 auf unsren Herrn ginge? Eines Tages werden wir sehr viel mehr in dem inspirierten Worte entdecken, als wir heute zu sehen vermögen. Vielleicht ist es zu unsrem Verständnis einer Weissagung nötig, daß wir sie thatsächlich erfüllt sehen. Wie blöde sind unsre Augen!

Es ist erfreulich, wahrzunehmen, daß nach diesem Verse und dem 21. Immanuel und Jesus das Gleiche bedeuten. „Gott mit uns“ ist unser Heiland. Er ist mit uns als Gott, um uns zu erretten. Die Menschwerdung Jesu ist unsre Errettung.

Um Joseph aufzumuntern und zur Entscheidung zu bringen, wird er an die Heilige Schrift erinnert. Und wahrlich, wenn wir uns in einem zweifelhaften Falle befinden, gibt uns nichts solche Zuversicht bei unsren weiteren Schritten, als die heiligen Sprüche, die unsrem Herzen eingedrückt sind. Wie wohlbekannt war Joseph mit den Propheten, daß er ihre Worte im Traum vor sich hatte! Herr, ob ich Dein Wort wachend lese oder es mir im Schlaf vor die Erinnerung tritt, es ist mir immer köstlich! Aber Du, Herr Jesus, Gott mit uns, bist noch teurer, und das geschriebene Wort ist hauptsächlich darum köstlich, weil es von Dir, dem fleischgewordenen Worte, spricht.

24. 25. Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, that er, wie ihm des Herrn Engel befohlen hatte, und nahm sein Gemahl zu sich; und erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar; und hieß seinen Namen Jesus.

Joseph war dem himmlischen Gesicht nicht ungehorsam. Er zauderte nicht, sondern sobald er aufgestanden, „that er, wie ihm des Herrn Engel befohlen hatte.“ Ohne Aufschub, Bedenken oder Vorbehalt gehorchte er. Welche heilige Ehrfurcht mochte sein Herz erfüllen, als er die begnadigte Jungfrau in sein Haus aufnahm, um sie dort mit Ehrerbietung und Zärtlichkeit vor allem Übel zu schützen. Was muß er gedacht haben, als er den Sohn des Höchsten an dem Busen derjenigen liegen sah, die sein Weib war. Er war glücklich, dem neugebornen König Dienste zu erweisen. Da er Maria als sein Weib annahm, so war ihr Kind der Erbe Josephs und auch Davids, und war so von Rechts wegen der König der Juden. Unser Herr Jesus hatte ein Geburtsrecht durch seine Mutter; aber sein Recht von Seiten des Vaters war durch Josephs Thun auch zu einem unbestreitbaren gemacht.

Laßt uns von dieser wundervollen Erzählung scheiden, indem wir den Sohn Gottes verehren, der sich herabließ, als Menschensohn geboren zu werden. So wurde unser Gott unser Bruder, Bein von unsrem Bein, Fleisch von unsrem Fleische. Je näher Er uns kommt, desto demüthiger laßt uns Ihn anbeten. Je wahrer die Verwandtschaft unsres Königs mit uns, desto begeisterter laßt uns Ihn als den Herrn über alles krönen!

 

 

Kapitel 2. Die Anerkennung des Königs und der Angriff auf Ihn.

 

1. 2. Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem, und sprachen: Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande, und sind gekommen, Ihn anzubeten.

Der König ist geboren und muß nun anerkannt werden, aber in demselben Augenblick wird Er auch angegriffen. Seine Geburt war in den Tagen eines andren Königs von edomitischer Abstammung, der sich den Thron Davids angemaßt hatte. Das Königreich der Welt ist dem unsres Herrn entgegen; wo Jesus geboren wird, da ist sicherlich ein Herodes im Besitz der Macht.

Es ist erstaunlich, daß Magier aus der Ferne wußten, daß ein großer König geboren war, und aus einer so weiten Entfernung kamen, Ihm zu huldigen; denn man findet nicht oft, daß die Weisen der Welt sich zu den Füßen Jesu beugen. Wenn weise Männer unsren König suchen, so sind sie in der That weise. Dieses waren fromme Männer, zu denen die Sterne von Gott sprachen. Sie hatten das Verständnis dafür, daß ein ungewöhnlich leuchtender Körper die Geburt des kommenden Mannes anzeigte, nach dem viele in allen Ländern aussahen. Sterne könnten uns führen, wenn wir willig wären, geleitet zu werden. Herr Jesu, laß mich alles zu Dir hinweisen, und möge ich wirklich geleitet werden, bis ich Dich finde.

Die Weisen waren nicht zufrieden, „seinen Stern gesehen“ zu haben, sie mußten Ihn selbst sehen, und als sie Ihn sahen, mußten sie anbeten. Diese waren nicht in Zweifel über seine Gottheit; sie sprachen: „Wir sind gekommen, Ihn anzubeten.“ Herr, ich bitte Dich, laß alle Weisen Dich anbeten!

3. Da das der König Herodes hörete, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem.

Herodes wird ausdrücklich der König Herodes genannt, und in dieser Eigenschaft ist er der Feind unsres Königs. Diejenigen sind in einem traurigen Zustande, die vor dem Heiland erschrecken. Einige erschrecken, wie Herodes, weil sie fürchten, ihre Stellung und Ehre zu verlieren, wenn die wahre Religion Fortschritte macht, und viele haben eine unbestimmte Furcht, daß die Gegenwart Jesu ihnen ihr Vergnügen rauben werde, oder daß sie berufen werden, unfreiwillige Opfer zu bringen. O Du, der Du der König des Himmels bist, Du erschreckest mich nicht: Du bist meine Freude!

Seht den Einfluß eines Menschen: Herodes Schrecken steckt das ganze Jerusalem an. Wohl mochte er das, denn dieser grausame Fürst hatte Freude am Blutvergießen, und die düsteren Falten seiner Stirn bedeuteten Tod für viele. Unglückliches Jerusalem, zu erschrecken über die Geburt des Heilandes! Unglückliches Volk, dem wahre Gottseligkeit etwas Lästiges ist!

4. Und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk, und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden.

Wenn der Erdenkönig in die Theologie hineinpfuscht, so bedeutet das nichts Gutes für die Wahrheit. Herodes unter Priestern und Schriftgelehrten ist immer noch Herodes. Einige Menschen mögen sehr gut in ihrer Bibel unterrichtet und doch dabei nur um so schlechter sein. Wie Herodes machen sie schlechten Gebrauch von dem, was sie lernen, oder wie diese Schriftgelehrten mögen sie viel von dem Herrn Jesu wissen und doch kein Herz für Ihn haben.

5. 6. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist mit nichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir soll kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.

Sie hatten recht in ihrem Schlusse, obgleich sie ihn etwas unklar aussprachen, denn Jesus sollte in der Stadt Davids geboren werden, in Bethlehem, was verdolmetscht „Brothaus“ heißt. Obwohl die Stadt nur klein war, machte seine Geburt sie berühmt: Jesus adelt alles, was Er berührt. Diese Schriftgelehrten wußten den Spruch von der Geburt des Heilandes zu finden, und sie konnten ihren Finger auf die Stelle auf der Karte legen, wo Er geboren werden sollte, und doch kannten sie den König nicht, auch lag ihnen nichts daran, Ihn herauszufinden. Möge es nie mein Los sein, ein Meister in der biblischen Geographie, Prophetie und Theologie zu sein und doch Ihn nicht zu kennen, von dem die Schrift spricht!

Mit Freuden bemerken wir den Namen Herzog, der hier Jesu gegeben wird. Wir gehören zum geistlichen Israel, wenn Er über uns herrscht. O, daß der Tag bald käme, wo das Volk Israel schauen wird, daß die Herrschaft auf seiner Schulter ist!

7. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre.

Wir freuen uns über aufrichtige Forscher, aber hier war ein Forscher sehr böser Art. Viele spähen in heilige Dinge hinein, um sie zu verspotten oder zu bekämpfen. Welch böses Forschen! Wenn sehr heimliche Nachfragen angestellt werden, mögen wir argwöhnen, daß etwas unrecht sei, und doch ist es nicht immer so. Indes, die Wahrheit fürchtet nicht das Licht. Ob Menschen heimlich fragen oder nicht, wir sind bereit, ihnen Nachricht über unsren Herrn zu geben und über alles, was Ihn betrifft.

8. Und wies sie gen Bethlehem, und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihr es findet, so saget mir’s wieder, daß ich auch komme, und es anbete.

Listiger Schurke! Mord war in seinem Herzen, aber fromme Worte auf seiner Zunge. Möchten keine von uns Herodianer in der Heuchelei sein! Anbetung versprechen und Vernichtung beabsichtigen ist ein sehr gewöhnlicher Kunstgriff in unsren Tagen.

Beachtet, es ist nicht angedeutet, daß die Weisen Herodes versprochen, zu ihm zurück zu kehren. Wahrscheinlich vermuteten sie, daß sein großer Eifer nicht ganz so rein sei, als er zu sein schien, und ihr Schweigen bedeutete nicht Einwilligung. Wir müssen nicht allen glauben, die laute Bekenntnisse ablegen, noch alles thun, um das sie uns bitten, damit wir ihnen nicht bei einem bösen Zwecke helfen.

9. 10. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen, bis daß er kam, und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.

Ja, sie zogen hin, und waren weise, Herodes schlechte Gesellschaft zu verlassen. Sie machten keinen Vertrag mit ihm; sie hörten seine falschen Bekenntnisse und zogen ihres Weges. Der Stern erschien, als der Tyrann verschwand.

Der Stern war wahrscheinlich ein Meteor oder ein sich bewegendes Licht, das, nachdem es lange genug am Himmel geleuchtet, um sie nach Judäa zu führen, aufhörte, sichtbar zu sein, aber wiederum leuchtete, als sie Jerusalem verließen. Wir müssen nicht stets sichtbare Zeichen zu unserer Ermutigung erwarten, aber wir sind sehr froh darüber, wenn der Herr sie uns gewährt. Wir suchen nicht den Stern innerlicher Gefühle oder äußerlicher Zeichen, sondern Jesum selbst; doch empfinden wir große Freude, wenn himmlischer Trost in unsre Seelen scheint. Herr, gib mir ein gutes Zeichen, das wird mich froh machen. Zeige mir Dich selber, und ich will hoch erfreut sein.

Seht, wie die Sterne droben sowohl wie die Menschen hienieden ihre Huldigungen dem neugebornen König darbringen! Meine Seele, zögere nicht, deinen Heiland anzubeten! Der Stern ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, da das Kindlein war.“ So wird mein Herz niemals ruhen, bis es den Herrn findet.

11. Und gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder, und beteten es an, und thaten ihre Schätze auf, und schenkten Ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Die, welche Jesum suchen, werden Ihn sehen; die, welche Ihn wahrhaft sehen, werden Ihn anbeten; die, welche Ihn anbeten, werden Ihm ihr Vermögen weihen. Das Geld und die Würze wurde nicht Maria, sondern Ihm geschenkt. Die Weisen hielten ihre Koffer verschlossen, bis sie Jesum sahen, und dann thaten sie ihre Schätze auf. Laßt uns unsre Liebe und unsre heiligen Dienste für unsres Herrn Auge bewahren, und nie wünschen, sie dem Blick der Welt auszusetzen. Die Gaben der Weisen waren königlich, mit etwas Priesterlichem darin. - „Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ Diese auserlesenen Gaben, besonders das Gold, halfen Joseph und Maria, für das königliche Kind zu sorgen, das so bald entfliehen mußte. Gott brachte Versorger aus dem fernen Osten, um das zu liefern, was für seinen Sohn nötig war. Gedenkt daran, daß die Allmacht überall Diener hat. Ehe das Kindlein die Reise nach Ägypten antritt, müssen morgenländische Weise die Reisekosten bezahlen.

Herr, Du sollst meine Anbetung und meine Gaben haben, denn Du bist der einzige Herrscher meiner Seele, und ich will Deiner Missionssache helfen, damit, wenn Du mit Deinem Evangelium nach Afrika gehst, meine Gaben mit Dir gehen.

12. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht wieder sollten zu Herodes lenken. Und zogen durch einen andren Weg wieder in ihr Land.

Wahrscheinlich hatten sie schon Verdacht gegen Herodes, und der Herr leitete durch einen Traum ihre Gedanken weiter in derselben Richtung. Auch Weise haben es nötig, von Gott gewarnt zu werden, und wenn es geschieht, so ändern sie ihren Sinn sofort. Obwohl sie wahrscheinlich geplant hatten, auf demselben Wege zurückzukehren, nehmen sie nun einen andren: sie zögerten nicht, sondern „zogen durch einen andren Weg wieder in ihr Land.“ O, daß ich niemals einem Wink vom Throne ungehorsam wäre! „Du sollst mich nach Deinem Rate leiten.“

13. Da sie aber hinweg gezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum, und sprach: Stehe auf, und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und fliehe in Ägyptenland, und bleibe allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen.

Engel waren geschäftig in jenen Tagen, denn sie hatten besondere Aufsicht über ihren königlichen Herrn. Josephs hohes Amt als Hüter des Kindlein und seiner Mutter verwickelte ihn in Sorgen und machte ihn zu einem Flüchtling. Wir können nicht erwarten, dem Herrn zu dienen und doch leichte Zeit zu haben. Wir müssen freudig durch eine Wüste wandern, wenn wir ein Anvertrautes für unsren Gott zu bewahren haben, und wir müssen, wenn nötig, in der Verbannung bleiben und niemals wagen zurückzukommen, bis der Herr uns unsren Paß sendet. Unser Befehl lautet: „Bleibe allda, bis ich dir sage!“ Des Herrn Knechte müssen auf des Herrn Wort warten, ehe sie sich in Bewegung setzen, sei es, um in die Ferne zu ziehen oder um heimzukehren. Warten ist schwere Arbeit, besonders warten in Ägypten; aber es ist das Sicherste, zu bleiben, bis wir unsren Marschbefehl haben.

14. 15. Und er stand auf, und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und entwich in Ägyptenland. Und blieb allda bis nach dem Tod Herodes, auf daß erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

Nachtreisen, sowohl eigentliche als geistliche, mögen das Los derer sein, die Jesum mit sich tragen. Selbst der Sohn Gottes, der über alle andren hervorragt, muß nach Ägypten ziehen, wie alle übrigen Familienglieder, und darf nur herauskommen, wenn Er gerufen wird. Wir wollen uns nicht wundern, wenn auch wir hinab nach Ägypten zu gehen haben, und auch vielleicht eilig und bei Nacht, und dort manchen Tag bleiben müssen. Auch wir werden seiner Zeit herausgerufen werden von Ihm, dessen Ruf wirksam ist. Der Engel, der uns nach Ägypten führt, wird uns sagen, daß wir herauskommen sollen, denn unsre Zeit steht in den Händen des Herrn. Laßt uns nie vergessen, daß die Auserwählten vielleicht nach Ägypten zu gehen haben werden, daß sie aber heraus gebracht werden müssen, denn die Regel ist allgemein gültig: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“

Wie die Weissagungen den Weg unsres Herrn von Anfang bezeichnen! Der König von Israel kommt aus Ägypten, aber wie Mose es that, der seiner Zeit König von Jeschurun war.

16. Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig, und schickte aus, und ließ alle Kinder zu Bethlehem töten, und an ihren ganzen grenzen, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernt hatte.

Herodes mit all seiner List verfehlt sein Ziel. Er meint, daß man ihn betrogen habe, obwohl die Weisen keine solche Absicht hatten. Stolze Menschen bilden sich leicht ein, daß sie beleidigt seien. Er ist wütend; er muß diesen neugebornen König töten, damit er nicht seine Krone beanspruche, und darum befiehlt er den Tod jedes zweijährigen Kindes in Bethlehem. Er nimmt einen guten Überschuß, damit keins durch einen Irrtum betreffs seines Alters entrinne. Was machte er sich daraus, wenn ein paar Kindlein unnötigerweise erschlagen wurden? Er muß sicher sein, daß dem kleinen König ein Ende gemacht werde, und er bildet sich ein, daß ein rascher und unterschiedsloser Mord aller, die zweijährig und darunter waren, ihn von aller Furcht vor dem, der er für seinen Nebenbuhler hält, befreien werde. Die Menschen thun alles, um Jesum los zu werden. Ihnen ist es gleich, wie viele Männer oder Frauen oder Kinder umgebracht werden, wenn sie nur seinem Königreich widerstehen und seine heilige Sache vernichten können. Doch vergeblich ist ihre Wut, das heilige Kind ist außerhalb ihrer Gerichtsbarkeit und ihres Schwertes.

17. 18. Da ist erfüllt, das gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da spricht: Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört, viel Klagens, Weinens und Heulens; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen; denn es war aus mit ihnen.

Unser Fürst geht einen Pfad entlang, der mit Weissagungen gepflastert ist. Doch seht, welche Leiden mit seinen ersten Tagen verbunden sind! Der weinende Prophet sagt die Klage über die Unschuldigen voraus. Jesus ist die unschuldige Ursache des Todes vieler Unschuldigen. Menschen sagen, die Religion sei die Ursache der Grausamkeit und des Blutvergießens gewesen; die Ehrlichkeit sollte sie zwingen, zuzugeben, daß nicht die Religion, sondern der Widerstand gegen die Religion dies gewesen ist. Was! Jesum tadeln, weil Herodes Ihn zu morden suchte und deshalb so viele Mütter über ihre toten Kindlein weinen ließ! Wie bitter klingen diese drei Worte: Klagen, Weinen und Heulen! Leider sind sie nur zu häufig! Unsre Rahels weinen noch, aber heilige Frauen, die den Herrn Jesum kennen, sagen nicht von ihren Kleinen, daß es „aus mit ihnen“ sei. Sie wissen, daß ihre Kinder noch da sind, und sie wissen, wo sie sind, und hoffen, sie in der Herrlichkeit wieder zu sehen. Gewiß, wenn diese Frauen es nur gewußt hätten, so hätten sie sich damit trösten können, daß, ob ihre Kleinen auch erschlagen waren, der Freund der Kinder doch entflohen war und lebte, um auch der Heiland aller derer zu sein, die als zarte Kinder sterben.

19. 20. Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Ägyptenland, und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und ziehe hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen.

Wieder Engel! Ja, und sie sind immer noch geschäftig um die, welche der Herr lieb hat. Joseph wacht noch immer über das ihm Anvertraute, eben wie Joseph vor alters über Israel in Ägypten wachte. Seht die Ordnung, in welche die Familie gestellt wird: „Das Kindlein und seine Mutter.“ Der Herr wird voran gestellt, es heißt hier nicht wie in Rom: „Die Jungfrau und das Kind.“ Den Engel widerte es an, den Namen des Herodes zu nennen, er sagte: „Sie sind tot.“ Solch ein Elender verdiente nicht, von einem heiligen Engel genannt zu werden. Herodes war an seinen Ort gegangen, und nun bringt der Herr seine Flüchtlinge wieder an ihren Ort zurück. Anstatt den Tod Jesu zu veranlassen, ist der Tyrann selbst tot. Das Schwert in der Hand, verfehlte er das Kindlein; aber ohne Schwert traf dieses Kindleins Vater ihn ins Herz. Es ist eine Erleichterung für die Welt, wenn gewisse Menschen sterben: es war sicher so mit Herodes. Die, welche unsren König aus seinem Eigentum fernhalten, werden wahrscheinlich nicht lange leben. Meine Seele, erwäge die Lehren der Geschichte in betreff der Gegner des Königs!

21. 22. Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich, und kam in das Land Israel. Da er aber hörte, daß Archelaus im jüdischen Lande König war anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dahin zu kommen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott, und zog in die Örter des galiläischen Landes.

Joseph gehorchte ohne eine Frage. „Er stand auf“, das heißt, sobald er wach wurde, begann er zu thun, wie ihm geheißen war. Sogleich machte er die Reise und kam in das Land Israel. So sollten wir uns beeilen zu gehorchen. Er hatte Befürchtungen betreffs Judäas; doch folgte er nicht seinen Befürchtungen, sondern dem, was sein himmlischer Führer ihm angab. Dieser Joseph war ein Träumer, wie sein Namensgenannter vor alters; und er war auch ein praktischer Mann und machte weisen Gebrauch von seinen Träumen. „Er kam in das Land Israel,“ aber es ward ihm erlaubt, in denjenigen Teil desselben zu gehen, der unter einer milderen Herrschaft stand, als der, wo Archelaus, welcher nicht besser als sein Vater war, regierte. Galiläa, ein verachtetes Land, ein Land, wo die Heiden sich mit den Juden vermischten, ein dunkler und unwissender Teil, sollte das Land der Jugendtage unsres Herrn sein. Er war aus dem geringen Volk und ward in einer ländlichen Gegend erzogen, in den Örtern des galiläischen Landes, unter einfachen Leuten, die nicht die feinen Manieren der Stadt hatten. Hochgelobter König, die Tage Deiner Minderjährigkeit wurden nicht am Hofe zugebracht, sondern unter der geringen Menge, die Du immer noch so gern segnest! Ich bitte Dich, wende Dich in die Örter dieses Galiläas, und bleibe bei mir.

23. Und kam und wohnte in der Stadt, die da heißt Nazareth; auf daß erfüllt würde, das da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarenus heißen.

Unser Herr ward „Netzar,“ der Zweig, genannt. Wahrscheinlich ist dies die Weissagung, auf die hingewiesen wird; denn „Nazareth“ bedeutet Sproßen oder Schößlinge. Möglicherweise wird hier auch auf eine ungeschriebene, von den Propheten oft wiederholte und allem Volk bekannte Weissagung angespielt. Gewiß ist Er lange ein „Nazarener“ genannt, von Juden sowohl wie von Heiden. Vor Ekel auf den Boden speiend, hat manches Mal sein heftigster Gegner den Namen „Nazarener“ ausgezischt, als wenn dies die Höhe der Verachtung sei. Dennoch, o Nazarener, hast Du gesiegt! Jesus von Nazareth ist der größte Name unter den Menschen. O Herr, mein König, wie Du von Deinen Feinden geschimpft wirst, so sollst Du von Deinen Freunden angebetet werden von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Während andre Dich „Nazarener“ nennen, heißen wir Dich Jesus – Jehovah, König aller Könige und Herr aller Herren.

 

Kapitel 3. Der Herold des Königs.

 

V. 1-12.

 

Der König ist lange genug in der Verborgenheit gewesen, und es ist Zeit für seinen Herold, zu erscheinen und sein Kommen zu verkünden. Dies Kapitel erzählt uns von dem Kämpen, der dem König vorausging.

1. 2. Zu der Zeit kam Johannes der Täufer, und predigte in der Wüste des jüdischen Landes, und sprach: Thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Während Jesus noch in Nazareth weilte, erschien sein Anverwandter, der Täufer: der Morgenstern wird vor der Sonne sichtbar. Johannes kam nicht an den Hof, sondern in die einsame Wüste, zu Plätzen, die den Schafen und einer Handvoll Landvolks überlassen waren. Die Sendung Jesu Christi ist für die sittlichen Wüsteneien und die verödeten Plätze der Erde. In diese nimmt der Vorläufer seinen Weg, und hier predigt er passend das Gebot: „Thut Buße.“ Gebt her eure Dornen und Disteln, o ihr Wüsten, denn euer Herr kommt zu euch! Seht, wie Johannes das kommende Königreich verkündet, wie er die Menschen heißt, sich dafür bereit zu machen, und wie er sie drängt, rasch in ihrer Vorbereitung zu sein. „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Laßt mich bereit sein für meines Herrn Kommen und alles abthun, was seinen Heiligen Geist betrüben würde!

3. Und Er ist der, von dem der Prophet Jesaias gesagt hat und gesprochen: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, und macht richtig seine Steige.

Matthäus bleibt seiner Gewohnheit treu, das Alte Testament zu citieren. Die Propheten beschrieben nicht nur den König, sondern auch seinen Vorläufer. Sie schildern diesen Vorboten als eine „Stimme“ (Jesus ist „das Wort“); sein Ton war „rufend“, sein Platz „in der Wüste“, und seine Botschaft, eine Ankündigung, in welcher er Vorbereitung für den kommenden König verlangte, lautete: „Bereitet dem Herrn den Weg.“ Die Herzen der Menschen gleichen der Wüste, in der kein Weg ist; aber wie treue Unterthanen Wege machen für die Ankunft geliebter Fürsten, so sollten die Menschen den Herrn willkommen heißen, und ihre Herzen sollten recht gestimmt und bereit zu seinem Empfang sein.

O Herr, ich wollte Dich bewillkommnen, wenn Du zu mir kommen wolltest. Ich habe Deine königliche Gegenwart sehr nötig, und darum möchte ich einen Weg für Dich bereiten. Zu meinem Herzen haben meine Wünsche Dir einen kurzen und ebenen Pfad bereitet. Komm, Herr, und zögere nicht! Komm in die Wüste meiner Natur und verwandle sie in einen Garten des Herrn.

4. Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig.

Er war rauh und strenge wie Elias. Seine Kleidung zeigte seine Einfachheit, seine Strenge, seine Selbstverleugnung. Seine Speise, das Erzeugnis der Wüste, wo er weilte, bewies, daß er nichts um Luxusartikel gab. Seine ganze Erscheinung war sinnbildlich, aber sie war auch seinem Amte angemessen. Die einfachste Nahrung ist am besten für Leib, Seele und Geist, und überdies kräftigt sie die Männlichkeit. Herr, laß nicht mein Essen, Trinken oder meine Kleider mich an Deinem Werke hindern!

5. 6. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan; und ließen sich taufen von ihm im Jordan, und bekannten ihre Sünden.

Das Volk erwartete einen Messias, und so ging es massenweise zu Johannes, sobald seine schrille Stimme die Einsamkeit aufgeschreckt hatte. Die Taufe oder das Waschen des Körpers im Wasser begleitete sehr passend den Ruf: „Thut Buße!“ Das Bekennen der Sünden, was mit der Taufe im Jordan verbunden war, gab ihr ihre Bedeutung. Ohne die Anerkennung der Schuld wäre sie ein bloßes Baden ohne geistliche Bedeutung gewesen; aber das mit ihr verbundene Bekenntnis machte sie zu einem lehrreichen Zeichen. Johannes muß sich im stillen gewundert haben, die Menge kommen zu sehen, aber sein Hauptgedanke richtete sich vorwärts auf seinen kommenden Herrn. Der galt ihm mehr als „das ganze jüdische Land.“

7. Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?

Es war seltsam, die stolzen, selbstgerechten Pharisäer und die ungläubigen Sadduzäer kommen zu sehen, um sich taufen zu lassen, und deshalb redet Johannes sie mit vernichtenden Worten an, um sie zu prüfen. Er sah, sie waren schlangenartig in ihren Beweggründen und vipernartig in ihrer Gemütsart, und darum nennt er sie „Brut der Vipern.“ So wollte er sehen, ob sie aufrichtig wären oder nicht. Er fragt, wer sie gewarnt hätte, dem zukünftigen Zorn zu entrinnen, dessen Vorläufer er nach den Schlußworten des Alten Testamentes war. Diese Frage war nicht schmeichelhaft; aber es ist nicht Sache der Diener des Herrn, sich angenehm zu machen, sondern sie müssen treu sein, und das besonders gegen die Großen und Gelehrten. So treu war Johannes der Täufer, und er ward dafür geehrt von Dem, der ihn gesendet hatte.

8. Sehet zu, thut rechtschaffene Frucht der Buße.

Handelt so, wie eine Sinnesänderung es bewirken würde; vor allem gebt den Stolz auf, in den ihr euch hüllt, und die schlangenartigen Gründe, die euch jetzt antreiben. Herr, bewahre uns vor unfruchtbarer Buße, die nur eine Vergrößerung unserer Sünden sein würde.

9. Denket nur nicht, daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken.

Bildet euch nicht ein, daß Gott eurer bedarf, um seinem Knechte Abraham seine Verheißung zu erfüllen, denn Er kann jeden Stein im Jordan in einen Erben der Gnade verwandeln. Verlaßt euch nicht auf eure Vorfahren und denkt nicht, daß alle Segnungen des kommenden Reiches euer sein müssen, weil ihr von dem Samen des Vaters der Gläubigen seid. Gott kann ebenso leicht Söhne aus Steinen machen, wie aus einem Otterngezücht. Es wird Ihm nie an Mitteln zur Erfüllung seines Bundes fehlen, ohne daß Er sein Evangelium vor dem Eigensinn prahlerischer Menschen zu beugen braucht. Er wird ein Volk in den Hintergassen finden, wenn sein Evangelium von den achtbaren Leuten verworfen wird. Laßt uns nicht wähnen, daß wir, weil wir orthodox sind oder außerordentlich schriftgemäß in unsren religiösen Gebräuchen, deshalb bei Gott in Gnaden sein müssen und nicht nötig haben, Buße zu thun. Gott kann uns entbehren, aber wir können nicht die Buße entbehren und die Werke, welche sie als echt beweisen. Welch ein Segen, daß Er Herzen von Stein in kindliche Gemüter umwandeln kann! Wunder der Gnade gehören Gott zu.

10. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

Er meint damit, daß der König gekommen sei; der, welcher jeden unfruchtbaren Baum abhaut. Der große Förster hat seine Axt „an die Wurzel der Bäume“ gelegt. Er hebt die Axt auf, Er schlägt nieder: der unfruchtbare Baum ist gefällt und wird ins Feuer geworfen. Das Bild ist voll Leben. Der Täufer sieht Wälder unter der Axt fallen, denn Derjenige, den er ankündigt, wird der Richter der Menschen sein und der Vollstrecker der Gerechtigkeit. Welche Ankündigung hatte er zu machen! Was sah sein gläubiges Auge! Wir sehen so ziemlich dasselbe. Herr, haue mich nicht ab für das Feuer. Ich weiß, das Fehlen der guten Frucht ist ebenso verhängnisvoll wie das Dasein schlechter Frucht. Herr, laß mich nicht ohne Frucht sein, damit ich nicht „abgehauen und ins Feuer geworfen werde.“

11. Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, dem ich auch nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Johannes konnte den Bußfertigen ins Wasser tauchen; aber ein Größerer als er muß die Menschen in den Heiligen Geist und in Feuer taufen. Buße ist passend mit dem Waschen im Wasser verbunden, aber die wahre Taufe des Gläubigen durch den Herrn Jesum selber bringt uns in geistliche Fluten heiligen Feuers. Johannes betrachtete sich nur als einen Knecht des Hauses, unwürdig des Amtes, die Sandalen seines Herrn abzulösen, und seine Taufe in Wasser stand ebenso tief unter der Geistestaufe, wie ein Knecht unter seinem Herrn. Jesus ist der göttliche Herr, der uns mit den feurigen Einflüssen des Heiligen Geistes bedeckt. Kennen wir diese Taufe? Was ist die Wassertaufe ohne sie? Was sind alle Täufer in der Welt mit ihrer Taufe in Wasser im Vergleich zu Jesu und seiner Taufe in Feuer!

12. Und Er hat seine Worfschaufel in der Hand; Er wird seine Tenne fegen, und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird Er verbrennen mit ewigen Feuer.

Er stellt seinen Herrn unter einem andren Bilde dar, dem eines Ackermannes. Diesmal hält Er in seiner Hand nicht die Axt, sondern die Worfschaufel. Pharisäer, Sadduzäer und alle übrigen lieben auf einer Tenne; sie sind es, mit denen Er es zu thun hat: „Er wird seine Tenne fegen.“ Wenn sie nicht wünschen, von Ihm gereinigt zu werden, sollten sie nicht da sein: aber sie sind da, und Er nimmt sie in Behandlung. Seine Worfschaufel ist in seiner Hand; Er wirft den Haufen in die Höhe, um zu prüfen und zu scheiden. Seinen Weizen sammelt Er, diesen sucht Er. Die Spreu wird weiter weggeblasen auf den Platz, wo ein Feuer brennt, und wird verzehrt durch das, was Er ein „ewiges Feuer“ nennt. Unsres Herrn Lehre wirkt wie eine große Worfschaufel, läßt die Echten zurück und treibt die Falschen und Wertlosen ins Verderben. So war es während der Lebenszeit unsres Herrn; so ist es jeden Tag, wo Er gepredigt wird. Er ist der große Scheidende. Sein Wort ist es, das die Sünder von den Heiligen trennt und ein Volk für Ihn selber auslieset.

So bereitete der Herold das Volk für den König, welcher der Reinigende, der Abhauende, der Sichtende sein sollte. Meine Seele, schaue deinen Herrn unter diesen Bildern an, und verehre Ihn!

Der König wird bezeichnet und gesalbt. V. 13-17.

Es geziemte sich, daß eine öffentliche Anerkennung des Königs stattfände, eine Hinweisung auf Ihn durch ein wahrhaftes Zeugnis unter Menschen und ein Zeichen von dem Vater im Himmel, daß Er in der That sein lieber Sohn sei.

13. Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß Er sich taufen ließe.

Zu seiner Zeit, als alles vorbereitet war, trat der Fürst aus seiner Verborgenheit hervor. Er erniedrigte sich und befahl nicht dem Täufer, ans galiläische Meer zu kommen, sondern ging hinab, am Ufer des Jordans entlang, zu ihm und suchte um die Taufe nach. Sollten die Diener das versäumen, dem der Herr sich so freiwillig unterwarf? Sagt jemand: „Es ist nicht wesentlich?“ War es für unsren Herrn Jesum wesentlich? Er sprach: „also gebühret es uns“, und was für Ihn gebührend war, ist nicht ungebührend für seine Nachfolger. Wenn es uns auch eine Reise kosten sollte, so laßt uns doch dem Gebot folgen, das für alle Gläubigen verbindlich ist.

14. Aber Johannes wehrete Ihm, und sprach: Ich bedarf wohl, daß ich von Dir getauft werde; und Du kommst zu mir?

Dies war sehr natürlich. Johannes wußte, daß Jesus sehr viel heiliger war als er selbst, und deshalb protestierte er gegen den Anschein, als wäre er sein Reiniger. Johannes war stark in diesem Protest: „er wehrete Ihm“; es schien ihm ganz ungehörig, jemand zu taufen, der so erhaben war. Obwohl ihm noch nicht vom Himmel versichert war, daß Jesus der Messias sei (denn er hatte noch nicht den Geist herabfahren und auf Ihm bleiben sehen), so vermutete er doch, daß Jesus in der That der Christ sei. Er kannte Ihn als einen besonderen Günstling des Himmels und erwartete deshalb das Zeichen, an dem er, wie ihm gesagt war, den Messias erkennen sollte.

Johannes scheute sich nie vor einer Pflicht, aber er lehnte eine Ehre ab. Er wollte nicht einmal im Vergleich mit seinem Herrn von irgend welchem Belang erscheinen. Teurer Jesu, lehre uns solche Demut!

15. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt also sein; also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er es Ihm zu.

Jesus antwortete dem Johannes deutlich und entschieden, daß er seinen Widerstand sofort aufgab. Es gebührete sich für Johannes sowohl wie für Jesum, daß Jesus von Johannes getauft wurde. Diese Versicherung genügte dem Täufer so weit, daß er es, wenn auch mit Protest, „Ihm zuließ“. Die Taufe war gebührend selbst für unsren Herrn, der keiner persönlichen Reinigung bedurfte, denn Er war das Haupt seiner Gemeinde, und es gebührte sich, daß Er sei, wie die Glieder sein sollten. Die Taufe stellt sehr schön die Eintauchung unsres Herrn in seine Leiden, sein Begräbnis und seine Auferstehung dar. so erfüllt sie vorbildlich „alle Gerechtigkeit“. Diese Anordnung ist sehr bedeutungsvoll, wenn sie richtig beobachtet wird. Und sie sollte mit Ehrfurcht betrachtet werden, da unser Herr selbst sich ihr unterwarf. Sollte ich mich weigern, meinem Herrn zu folgen? Sollte ich denken, daß nichts in einer Anordnung sei, von der Er sprach: „Also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“

16. 17. Und da Jesus getauft war, stieg Er bald herauf aus dem Wasser; und siehe, da that sich der Himmel auf über Ihm. Und Johannes sahe den Geist gleich als eine Taube herabfahren, und über Ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.

Unser Herr ging in das Wasser hinab, denn Er „stieg herauf aus dem Wasser“. Er blieb nicht lange in dem Fluß, sondern sowie Er die eine Pflicht erfüllt hatte, ging Er bald seines Weges, um eine andre auszuführen. In der Taufe ward unser Herr offen bezeugt und versiegelt als der „liebe Sohn“, sowohl durch das Wort als durch den Geist Gottes. Was brauchen wir mehr Zeugnis? Es ist oft so mit den Seinen; ihre Kindschaft wird klar gemacht während einer Handlung des Gehorsams, und das Wort und der Geist geben ihrem Gewissen Zeugnis.

Unser Herr Jesus sollte nun sein öffentliches Lebenswerk antreten, und Er that dies in der besten Weise. Die Welt that sich vor Ihm und „der Himmel über Ihm auf.“ Sobald Er dessen bedurfte, ward die Quelle, aus der Er schöpfen konnte, Ihm geöffnet. Auch die göttliche Salbung kam auf Ihn herab. Wie eine schnell beschwingte, reine und stille Taube kam „der Geist Gottes“ und fand eine Ruhestätte in Ihm. Als Er in das Element des Wassers eingetaucht war, ward er sofort umgeben von dem göttlichen Element des Geistes. Dann wurde auch sein Ohr entzückt durch des Vaters hörbare Anerkennung und den Ausdruck des Wohlgefallens, das der Herr immer an Ihm gehabt hatte. Es war ein herrlicher Augenblick. Unser König wurde jetzt proklamiert und gesalbt. Wird nicht sein nächster Schritt sein, das Königreich an sich zu nehmen? Wir werden sehen.

Unser Herr und König steht nun klar vor uns. Johannes der Täufer ist Ihm voraufgegangen, hat Ihn vorher verkündet und Ihn bezeichnet. Er ist in der Taufe seinem Werke gewidmet worden; Er ist von dem Geiste gesalbt und von dem Vater anerkannt worden, und darum kann Er jetzt sein königliches Werk beginnen. Möge niemand von uns im Dienste des Herrn vor der Zeit laufen oder vorwärts gehen, ohne ein Gefühl von des Vaters Beifall und ohne jene geistliche Salbung, die von oben ist!

O, mein Herr, laß mich gesalbt werden und Beifall empfangen in meinem Maße, wie Du in dem Deinen. Zu dem Ende möchte ich Deine Salbung des Geistes anschauen mit dem vollen Glauben, daß ich in Dir gesalbt bin, wie der Leib Salbung empfängt in der Salbung des Hauptes.