Das Geheimnis der Krähentochter - Oliver Becker - E-Book

Das Geheimnis der Krähentochter E-Book

Oliver Becker

4,5

Beschreibung

Der Schwarzwald im Jahre 1636: Ein abgeschiedenes Tal wird von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges erreicht. Eine Gruppe von Söldnern überfällt den Petersthal-Hof, mordet und verschwindet wieder im Dunkel der Wälder. Es gibt nur eine Überlebende: die Magd Bernina. Sie wird von einer Frau gerettet, die in der ganzen Gegend als Hexe verschrien ist und nur die „Krähenfrau“ genannt wird. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Bild, das Bernina in den Trümmern des abgebrannten Hofes findet? Bald steht die junge Frau nicht nur vor dem Rätsel der Zeichnung, sondern auch vor der Entscheidung zwischen zwei Männern …

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 672

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,5 (23 Bewertungen)
16
2
5
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Oliver Becker

Das Geheimnis der Krähentochter

Historischer Roman

Impressum

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2010 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung des Bildes »Rebecca am Brunnen« von Giovanni Battista Piazetta, aus: 5.555 Meisterwerke © 2000 Directmedia

ISBN 978-3-8392-3504-1

Widmung

Per Lilia con amore.

Kapitel 1

Die kalten Nebel des Todes

In dem kleinen abgelegenen Tal herrschte an diesem Morgen eine Stille, in der etwas Unwirkliches lag. Ein seltsamer Nebel zog in Fetzen zwischen den Rottannen hindurch, die vom gerade erst vergangenen Winter noch wie tot aus der kalten Erde ragten. Fast schien es, als könnten die Gebäude des Hofes und die Wälder ringsum spüren, dass bald etwas passieren würde.

Bernina fielen diese Nebelschwaden sofort auf, als sie sich mit einem Korb auf ihren üblichen Weg zum Hühnerstall machte. Die junge Frau zog die Decke, die sie sich über die Schultern gelegt hatte, fester zusammen. Einen verwirrenden Moment lang war ihr, als versteckten sich irgendwo im fahlen Flackern des allmählich beginnenden Tages fremde Augen, die sich auf ihre schlanke, hochgewachsene Gestalt legten.

Auch nach dem Einsammeln der Hühnereier, als Bernina von Neuem ins Freie trat und die Stalltür hinter sich schloss, wurde sie von einem merkwürdigen Gefühl erfasst. Die Ruhe erschien ihr anders als sonst, und die frische Luft, die in leichten Böen um ihren Körper strich, war wie mit Händen greifbar. Auf einmal erklang ein Geräusch. Bernina blieb stehen, hielt den Atem an. Ein Summen. Ein ganz leises Summen.

Eine Melodie, die Bernina fremd war. Von einer Stimme, die sie nicht kannte. Weder gehörte sie zu einer der Töchter aus der Familie des Petersthal-Hofes noch zu einer der Mägde. Behutsam stellte sie den Korb mit den Eiern zu ihren Füßen ab. Nichts war bedrohlich an dem Summen, im Gegenteil, die Stimme hörte sich an wie die eines kleinen Kindes. Sanft flirrten die Töne in Berninas Ohren. Und dennoch spürte sie, wie ein eiskalter Schauer an ihrer Wirbelsäule entlangrieselte. Das Summen blieb, und Bernina konnte einfach nicht anders. Sie folgte seinem Klang, als besäße er etwas, dessen sie sich nicht erwehren konnte. Sie ging an einem kleinen Vorratsschuppen vorbei, der schon seit Langem nicht mehr gefüllt worden war. Der Krieg ließ keine Vorräte zu. Wieder wurde sich Bernina der huschenden Nebelfetzen bewusst, die sich näher an den Hof heranschoben, scheinbar wie um ihn einzukreisen. Einen Augenblick lang erstarb das Summen, sodass Bernina beinahe zu dem Schluss kam, sie wäre nichts als einer seltsamen unheimlichen Einbildung gefolgt. Doch rasch setzte die unbekannte Stimme wieder ein, und Bernina folgte ihr erneut.

Und dann weiteten sich ihre Augen vor Überraschung. Dort am Waldrand, wo der Frühling seine ersten zögerlichen grünen Spuren hinterlassen hatte, stand ein Mädchen. Tatsächlich, ein kleines Mädchen, höchstens drei oder vier Jahre alt. Bernina sah es nur von hinten, nur kurz, und schon war es irgendwo zwischen den Tannen, Kiefern und Buchen verschwunden, als würde es über die von der Nacht feuchten Grasflecken schweben. Trotzdem hatte Bernina einige Einzelheiten klar wahrgenommen: das glänzend blonde Haar, ähnlich ihrem eigenen, das weit über die zierlichen Schultern reichte, und vor allem das blaue Kleid, bei dem selbst auf die Entfernung zu erkennen war, aus welch edlem Stoff es gefertigt war, ein kleiner Traum aus seidigem Hellblau. Nie hatte irgendjemand in der Nähe des Petersthal-Hofes einen derartigen Stoff besessen.

»Wer bist du denn?«, hörte Bernina ihre eigene Stimme, ganz leise und zugleich voller Neugier. Sie tauchte ein in die Wand aus dunklen Bäumen, dort, wo sie das Mädchen gesehen hatte, bei dem ersten Gras des Jahres, in dem ein paar Buschwindröschen und Märzveilchen bereits versuchten, die letzten Reste des Winters zu vertreiben. Das Summen wieder im Ohr, lief Bernina weiter und noch ein Stück weiter. Hier drang die Luft gleich viel kühler durch ihr Kleid und die Decke, keine Spur mehr von Frühlingspflanzen. Die Sohlen ihres einfachen Schuhwerks knirschten in dem leicht mit Raureif überzogenen Waldboden. Die Bäume schienen sie regelrecht zu verschlucken. Tiefer in den Wald ging sie, Schritt für Schritt, ohne allerdings noch einmal einen Blick auf das Mädchen erhaschen zu können. Das Geräusch wurde leiser. Bernina schien es zu verlieren. Es klang auf einmal ganz entfernt, doch nur um gleich darauf wieder lauter zu ertönen. Wer konnte das Mädchen sein, weshalb mochte es sich in der Nähe des Hofes aufhalten? Offenbar allein, ausgerechnet an einem so frühen Morgen. Aber es waren nicht nur Verwunderung oder Neugier, die Bernina antrieben. Sondern etwas in ihrem Inneren, das sie nicht kannte, das sie weiterdrängte. Eine erdige, mit jungen Bäumen bewachsene und toten Zweigen übersäte Böschung türmte sich vor ihr auf. Das Summen wurde noch ein wenig lauter. Es schien sehr nahe zu sein.

Ganz unbewusst wurde Bernina plötzlich vorsichtiger. Sie zögerte kurz, schlich dann gebückt die Böschung hinauf. Oben angekommen spähte sie darüber hinweg, geradewegs in eine kleine natürliche Mulde, die sich anscheinend wie von selbst in den Waldboden gegraben hatte.

Darin hockte jemand. Das Summen schwebte noch in der Luft, doch war plötzlich vollkommen verändert. Die Stimme klang nicht mehr jung, sondern älter, wesentlich älter. Und die Melodie hatte rein gar nichts Angenehmes mehr. Bernina wusste auf einmal nicht, ob sie geträumt hatte oder nicht. So verschwindend kurz war der Blick gewesen, den sie auf das Mädchen hatte werfen können. War es Einbildung gewesen? Konnte das sein? Und was war mit diesem kaum zu erklärenden Gefühl, das sie in sich wahrgenommen zu haben glaubte. Alles nur Einbildung?

Denn in der Erdmulde saß nicht etwa das Mädchen in Hellblau, sondern niemand anders als die Frau, die in der Gegend nur die ›Krähenfrau‹ genannt wurde. Gehüllt in einen löchrigen Umhang hockte sie da, gab mit ihren rissigen Lippen Laute von sich, die nichts mehr mit einer schönen Kinderstimme zu tun hatten.

Über die Krähenfrau waren etliche Geschichten im Umlauf. Es hieß, sie sei verrückt, eine Hexe. Man lachte einerseits über sie, hatte aber auch Angst vor ihr. Offenbar trauten die Leute ihr magische Kräfte zu, denn ihr selbst gegenüber hielten sich alle mit Witzen oder Bösartigkeiten zurück. Viele bekreuzigten sich, wenn sie ihr zufällig über den Weg liefen. Bernina betrachtete sie noch immer kniend vom Böschungsrand aus. Während sie bei anderen Abscheu auslöste und sich kein Mensch bei hellem Tage mit ihr abgab, hatte Bernina der alten Frau immer wieder gern einen Apfel oder ein Stück Brot zugesteckt. Zumindest als es ihnen allen auf dem Petersthal-Hof noch besser gegangen war. Und die Krähenfrau war ihr dankbar gewesen. Manchmal allerdings hatten ihre funkelnden Augen mit einem äußerst sonderbaren Ausdruck auf Bernina gelegen, einem nicht zu deutenden Flackern, woran Bernina oft noch denken musste, wenn sie sich abends bereit machte für den Schlaf.

Von der Frau huschten Berninas Gedanken zurück zu dem Mädchen. War es tatsächlich nichts als eine Sinnestäuschung gewesen? War Bernina etwa einem Geist begegnet? Sie fühlte eine Gänsehaut, die nicht durch die Kälte des Waldes entstanden war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!