Der dritte Mord - Oliver Becker - E-Book

Der dritte Mord E-Book

Oliver Becker

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Tina ist jung, hübsch und chronisch pleite. Und nach ihrem ersten Tag als Hure ist sie tot. Ermordet. Zurück bleibt ihre verzweifelte Freundin Lale, die nicht weiß, wie sie ohne Tina weiterleben soll. Als Kommissar Birk die junge Deutschtürkin zum Tod der Freundin befragt, kommen sich beide näher. Doch dann werden weitere Menschen auf ganz ähnliche Weise ermordet - allerdings handelt es sich bei den neuen Opfern um Männer. Während Birk nicht weißt, ob er es mit einem oder zwei Serienkillern zu tun hat, verbringt Lale immer mehr Zeit mit Tinas Ex-Freund Jannis. Die junge Frau ahnt nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt ...

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Seitenzahl: 362

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über den Autor

Über die Reihe

Titel

Impressum

Prolog

Erster Teil

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Zweiter Teil

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Dritter Teil

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Epilog

Über dieses Buch

Tina ist jung, hübsch und chronisch pleite. Und nach ihrem ersten Tag als Hure ist sie tot. Ermordet. Zurück bleibt ihre verzweifelte Freundin Lale, die nicht weiß, wie sie ohne Tina weiterleben soll. Als Kommissar Birk die junge Deutschtürkin zum Tod der Freundin befragt, kommen sich beide näher. Doch dann werden weitere Menschen auf ganz ähnliche Weise ermordet – allerdings handelt es sich bei den neuen Opfern um Männer. Während Birk nicht weiß, ob er es mit einem oder zwei Serienkillern zu tun hat, verbringt Lale immer mehr Zeit mit Tinas Ex-Freund Jannis. Die junge Frau ahnt nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt …

Über den Autor

Oliver Becker stammt aus Blumberg im Schwarzwald und lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Er schreibt Historische Romane und Kriminalromane. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählt die Trilogie um die »Krähentochter«.

Bisher sind in der Reihe »Hochspannung« u.a. folgende weitere Titel erschienen:

Jens Schumacher: Die Tote im Görlitzer Park

Timothy Stahl: Haus der stillen Schreie

Vincent Voss: Du darfst mich nicht finden

Christine Drews: Dunkeltraum

Alfred Bekker: Der Blutzeichner

Robert C. Marley: Wald der Toten

Jacob Nomus: Aroma des Todes

Lothar Berg: Killercode

Michael Theißen: Leons Erbe

Alle Romane sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Oliver Becker

DERDRITTEMORD

Kriminalroman

BASTEI ENTERTAINMENT

Digitale Originalausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Projektmanagement: Stephan Trinius

Titelgestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Jerry Sanchez | Nik Merkulov

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-3041-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Prolog

Höchstens noch eine halbe Stunde. Sie fühlte erneut eine Welle der Panik über sich hinwegschwappen. Cool bleiben, Tina,versuchte sie sich zu beruhigen. Allerdings ziemlich erfolglos.

Ihre Fingerkuppen waren kalt, auf ihrer Stirn stand Schweiß. Erneut verspürte sie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Zum dritten Mal in kurzer Zeit ging sie zur Toilette, aber es war falscher Alarm. Sie musste sich nicht übergeben; wenigstens das blieb ihr erspart. Nachdem sie noch ein bisschen Rouge aufgelegt hatte, um ihre bleich gewordenen Wangen zu kaschieren, schleppte sie sich zu dem kleinen Zweiersofa zurück.

Cool bleiben, Tina. Sie drückte auf die Play-Taste der TV-Fernbedienung und war dankbar, sofort wieder mitten im Geschehen der DVD zu sein. Der Leichenwagen hatte gerade die lang gezogene Kurve erreicht. Gleich würde der Kommentator erklären, dass er beim Anblick der großen Menschenmenge zu beiden Seiten der Straße und der ergriffenen Gesichter eine Gänsehaut bekäme.

Tina spähte kurz auf die Wanduhr. Himmel, bloß noch zwanzig Minuten bis zur verabredeten Zeit. Und selbst wenn der Mann nicht sonderlich pünktlich wäre, konnte es nicht mehr lange dauern, bis er klingeln würde. Auf die Dokumentation achtete sie kaum noch.

Wie gut es doch wäre, wenn sie jetzt Lale an ihrer Seite hätte. Auch wenn ihre Freundin sich lustig darüber machen würde, dass sie schon wieder diese viele Jahre alte DVD eingelegt hatte. Lale verstand einfach nicht, dass Tina so beeindruckt von Prinzessin Diana sein konnte. Immer wieder musste Lale sie wegen dieser Bewunderung für eine Tote necken und nannte sie daher oft »die Prinzessin von Bottrop«.

Eine Stichelei, die total nett gemeint war. Sie waren wirklich beste Freundinnen. Freundinnen für immer. Sogar den Spitznamen, so lächerlich er auch war, mochte Tina irgendwie – was sie allerdings vor Lale lieber nicht zugab.

Während der letzten Tage hatte Tina noch die Starke markiert. Wie immer. Sie hatte über diesen Abend gelacht, ihn mit einem Schulterzucken abgetan, wenn sie beide darüber sprachen. »Was ist denn schon dabei?«, hatte sie zu Lale gesagt, geradezu herausfordernd, und deren einzige Antwort war ein banger Blick gewesen.

Ach herrje,nur noch zehn Minuten!

Wieder eilte sie zum Spiegel im Badezimmer und prüfte, wie sie aussah. Hastig kämmte sie sich, zog den Lippenstift nach. Was wird das wohl für ein Typ sein?, fragte sie sich zum tausendsten Mal. Sie hatte lediglich einmal kurz mit ihm gesprochen – per Handy, und das auch noch bei ziemlich schlechtem Empfang. Unmöglich, ihn aufgrund der Stimme irgendwie einzuordnen.

Er wiederum kannte sie nur von dem Foto, auf dem sie diese roten Strapse aus dem Sonderangebot trug. Wie würde er auf sie reagieren? Er hatte ja nicht den leisesten Schimmer, dass er ihr erster Kunde war.

Wahnsinn, wie nervös sie jetzt war. Und dass sie unter ihrem Hausmantel aus hellblauer Kunstseide praktisch nackt war, machte alles nur noch schlimmer. Ihre Hände zitterten. Himmel, Tina.

Je vehementer sich Lale gegen Tinas Plan ausgesprochen hatte, desto dickköpfiger hatte sie sich darauf versteift. Schließlich war es Lale, die nachgegeben und dann sogar eigenhändig das Foto von Tina geschossen hatte. Wenn auch höchst widerwillig.

Bedrückt erinnerte Tina sich daran, dass Lale angeboten hatte, sich die ganze Zeit über im Nebenzimmer zu verstecken. Einfach nur so, hatte Lale gesagt. Sie wollte Tina eine gewisse Sicherheit geben. Man wisse schließlich nie, hatte Lale hinzugefügt, was für abartige Vögel bei einem klingeln könnten.

Warum nur hatte sie Lales Vorschlag abgelehnt?

Weil sie selbstständig sein wollte? Stark? Mutig? Außergewöhnlich?

Tina, die das Bad wieder verlassen hatte, stand jetzt mitten im Wohnzimmer und starrte auf den Fernsehbildschirm mit den unzähligen trauernden Menschen. Sie würde es schon hinter sich bringen, irgendwie würde es vorübergehen. Im Leben war ja alles mal zu Ende, oder? Und wenn sie diesen Abend erst überstanden hätte, dann könnte sie die folgenden bestimmt leichter angehen.

Noch einmal tief, ganz tief durchatmen. Und danach folgte der unvermeidliche Blick zur Uhr. Bloß noch eine Minute bis zur vereinbarten Zeit. Bestimmt würde er nicht pünktlich kommen, eher ein paar Minuten später. Vielleicht, schoss es ihr kurz und flehend durch den Kopf, wird er ja gar nicht kommen.

Genau in diesem Moment ertönte ihre Klingel.

Herrjemine, überpünktlich war der Mann.

Sie war so erschrocken, dass sie nicht augenblicklich zur Tür ging, sondern noch einige Male tief durchatmete, um sich zu beruhigen.

Erneut der unbarmherzige Lärm der Klingel.

Die Prinzessin von Bottrop warf einen letzten Blick auf die gigantische Trauerfeier im Fernsehen, bevor sie den Apparat ausschaltete. Dann verließ sie das Wohnzimmer, machte die Tür hinter sich zu und fuhr sich durchs Haar. Sie näherte sich langsam ihrer Wohnungstür. Bis hinunter in die Zehenspitzen spürte sie das Trommeln ihres Herzens.

Sie öffnete.

Sie hatte im Vorhinein lange darüber nachgedacht, was sie zur Begrüßung sagen sollte, und schließlich einen kleinen Text festgelegt, den sie nun Wort für Wort wiedergeben wollte. Doch schon die erste Silbe blieb ihr im Hals stecken.

Völlig verblüfft starrte sie den Besucher an.

Er lächelte.

»Du?«, kam es ihr nach einigen Momenten über die Lippen. »Äh … aber?«

Keine Antwort – nur sein Lächeln.

»Aber …«, wiederholte sie, und langsam wurde ihr klar, dass es kein merkwürdiges Missverständnis und er auch nicht zufällig genau zu diesem Zeitpunkt hier aufgekreuzt war. Er war ihre Verabredung. Er war der Mann, der sich mit einem raschen Anruf bei ihr angekündigt hatte. Mit verstellter Stimme, einem falschen Namen und der Zusicherung, den geforderten Preis zu bezahlen.

»Ich bin total überrascht.« Sie versuchte, die Fassung wiederzugewinnen.

»Das dachte ich mir«, erwiderte er leise.

Unsicher trat sie beiseite, um ihn hereinzulassen.

Er ging an ihr vorbei, blieb dann abwartend stehen und sah sie auffordernd an.

Sie zögerte kurz, dann führte sie ihn mit langsamen Schritten in ihr Schlafzimmer. Dort standen sie einander gegenüber.

Tina schluckte. Es wäre auch bei einem völlig Fremden nicht einfach gewesen, aber so … Sie fühlte sich irgendwie hintergangen, hereingelegt, ausgetrickst.

Und weiterhin lächelte er.

Widerstrebend streifte sie den Bademantel aus Seidenimitat ab.

Er betrachtete sie eingehend: den knappen Slip, die Brüste, die sich unter dem rosafarbenen BH wölbten, die nackten Beine, auf denen sich eine Gänsehaut bildete.

Tina senkte den Blick.

Er hob die Hand – ein fast beiläufiger Griff in die Innentasche der Jacke. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, verwandelte sich Tinas Verblüffung in Entsetzen.

Lächelnd richtete er eine Pistole auf sie. »Die Überraschungen hören nicht auf, stimmt’s, Tina?«

Sie wollte etwas sagen, etwas fragen – sie wollte kreischen. Aber in ihr war alles tot, ihre Kehle rau und trocken.

»Knie dich hin«, befahl er. Ganz ruhig. Aber diese Ruhe wirkte beängstigender, als wenn er geschrien hätte.

Wie gelähmt stand sie da. Wie so oft in den letzten Stunden, ehe er erschienen war, spürte sie ihren Herzschlag, intensiver, stärker als jemals zuvor in ihrem Leben.

Der Mann versetzte ihr mit der freien Hand eine Ohrfeige. Das klatschende Geräusch erfüllte beinahe unnatürlich laut die Stille der Wohnung.

»Auf die Knie!«

Ihre Beine gehorchten seinen Worten, ihr Kopf jedoch war leer. Leer und vollgestopft zugleich. Ihre Gedanken rasten, doch sie konnte keinen davon richtig fassen. Sie verstand nicht, was gerade geschah. Das Einzige, was sie wirklich wahrnahm, war die nackte Furcht, die sich ihrer bemächtigt hatte – die an ihrer Wirbelsäule hinaufkroch, wie aus kaltem Stahl.

Die Mündung der Waffe glotzte sie an: ein unheilvolles schwarzes Loch, klein und doch riesig. Wie ein Abgrund.

In der Hand, die Tina eben noch geschlagen hatte, blitzte etwas auf.

Ein Messer.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er es gezogen hatte.

Er warf es vor sie auf den Boden. »Heb es auf.«

Tina starrte zu ihm empor, fühlte das Beben auf ihren Lippen, verspürte den Drang, etwas sagen zu müssen. Aber wiederum brachte sie keinen Ton hervor.

»Nimm das Messer.«

Ihre Finger gehorchten zitternd. Der Messergriff lag fremd und hart in ihrer Hand.

»Noch eine Überraschung, was?«

Ihr lauter Herzschlag, ihre zitternden Lippen, die Tränen, die plötzlich auf ihren Wangen waren …

Der Mann lächelte.

»Bitte«, hörte sich Tina wimmern. »Bitte …«

Und der Mann lächelte und lächelte.

Erster TeilFreundinnen

// 1 //

Was für ein grauenhafter Tag!

Lale Erdem war genervt. Verdammt genervt. Sie vermied den Blick in den Spiegel, während sie rasch Stringtanga, durchsichtigen BH, halterlose Strümpfe und High Heels anzog.

Sie hasste es, sich so zu sehen.

Anschließend trug sie Schminke auf und vergewisserte sich, dass mit dem Computer alles in Ordnung und seine Kamera aktiviert war. Wie immer beschlich sie ein Gefühl der Scham und Abscheu, als sie das tat. Unwillkürlich musste sie an die gesichtslosen Widerlinge denken, denen sie sich gleich präsentieren würde.

Keine Frage ein absolut grauenhafter Tag.

Angefangen hatte er mit einem Vollidioten, der ihr die Vorfahrt genommen und den vorderen rechten Kotflügel stark eingebeult hatte. Dummerweise war der Kerl blitzschnell abgehauen, und sie selbst hatte vor lauter Aufregung nicht auf dessen Nummernschild geachtet. Und zu allem Unglück gehörte das Auto auch noch nicht mal ihr selbst, sondern ihrer Freundin Tina, von der sie es nur geliehen hatte. Da würde sie einiges zu erklären haben, ganz zu schweigen von der Wiedergutmachung …

Kurz darauf hatte sie eine zufällige Begegnung mit ihrer Mutter gehabt. Es war wieder einmal eine dieser äußerst peinlichen Begegnungen gewesen, bei denen ihre Stimmung stets unter den Gefrierpunkt sank. Dann war ihr noch dieses Missgeschick in dem Bistro passiert, in dem sie bediente: Ihr war ein Tablett mit zwei Tellern Chili con Carne heruntergeknallt, weswegen sie einigen Ärger bekommen hatte. Außerdem hatte sie länger arbeiten müssen und anschließend eine Ewigkeit gebraucht, um mit der wieder einmal hoffnungslos verspäteten U-Bahn zurück nach Düsseldorf-Eller zu kommen.

Ihr war noch nicht einmal möglich gewesen, ein paar Worte mit Tina zu wechseln. Mindestens zehn Mal hatte sie im Laufe des Tages bei ihr angerufen ohne mehr zu hören als dieses nervtötende »Piep-Piep«. Vermutlich hatte Tina vor Aufregung die ganze Nacht über nicht geschlafen, und das holte sie tagsüber nach.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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