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FISCHER KOMPAKT. Verlässliches Wissen kompetent, übersichtlich und bündig dargestellt. - Chromosom - Genkarte - Genom - Sequenz - Genprodukt - Basispaar - Craig Venter - Protein - Doppelhelix - Gentechnik - Erbanlage - Genomsequenz - Allel - Eric Lander - Francis Collins - Genetik - Genregulation - Genomprojekt - Organismus - Genomforschung (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 162
Ernst Peter Fischer
Das Genom
FISCHER E-Books
Wer die Geschichte der Genetik oberflächlich betrachtet, kann rasch dem Irrtum verfallen, dass die berühmteste Entdeckung ihrer modernen Ära – gemeint ist die 1953 publizierte Einsicht in die Struktur des Erbmaterials, die als eine elegant gewundene Doppelhelix vorgestellt werden kann, die Laien ebenso begeistert wie Experten – eine direkte Konsequenz nach sich gezogen haben sollte, nämlich das Bemühen, die konkrete Reihenfolge (Sequenz) der Basenpaare zu bestimmen, wie sie zum Beispiel in einem Bakterium oder in einer Hefezelle vorliegt. Doch davon kann keine Rede sein. Zum einen musste sich das ästhetisch befriedigende Modell der DNA erst einmal in der wissenschaftlichen Praxis bewähren – selbst ihre Urheber hatten lange Zeit hindurch die Befürchtung, dass irgendwann die eine oder andere häßliche Tatsache auftaucht, die ihrem schönen Modell (oder wenigstens seinem Universalanspruch) den Garaus machen könnte –, und zum Zweiten gab es für Biochemiker, die tatsächlich versuchen wollten, die Sequenz eines gegebenen DNA-Moleküls zu bestimmen, weder ausreichend Material für eine Analyse noch die Möglichkeit, sich auf zuverlässige Weise ein geeignetes DNA-Fragment herzustellen. Die Wissenschaft musste rund zwanzig Jahre mit der Doppelhelix vor Augen warten, bis sie dieses Problem anpacken und lösen konnte. Die Voraussetzung dazu war das unerwartete Erscheinen der Gentechnik, mit deren Hilfe die neue Genetik möglich wurde, die uns heute so in Atem hält.
Das oben erwähnte »geeignete DNA-Fragment« meint ein Stück DNA, das kurz genug ist, um mit traditionell verfügbaren biochemischen Methoden von einem praktizierenden Genetiker – etwa im Rahmen einer Doktorarbeit – analysiert zu werden. »Kurz genug« meint dabei höchstens ein paar Hundert Basenpaare, und hier steckt das Problem. Die DNA