Das Glück eines Sommers - David Baldacci - E-Book + Hörbuch

Das Glück eines Sommers Hörbuch

David Baldacci

4,4

Beschreibung

Rührend und gefühlvoll - Thrillerstar David Baldacci mal ganz anders!

Eigentlich sollte Jack der glücklichste Mensch der Welt sein, hat er doch gerade erst eine tödliche Krankheit besiegt. Doch er kann sich nicht recht darüber freuen, zu sehr schmerzt die Trauer um seine kürzlich verstorbene Frau Lizzie. Nun bleiben ihm nur noch seine drei Kinder. Doch die wollen nichts mehr von ihm wissen. Um das Familienglück zu retten, beschließt Jack, mit ihnen den Sommer an der Küste von South Carolina zu verbringen - so, wie Lizzie es sich immer gewünscht hatte. Dabei muss er die Erfahrung machen, dass einige Wunden nur langsam heilen. Und manche sogar nie.

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Zeit:6 Std. 55 min

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INHALT

CoverTitelImpressumWidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46Kapitel 47Kapitel 48Kapitel 49Kapitel 50Kapitel 51Kapitel 52Kapitel 53Kapitel 54Kapitel 55Kapitel 56Kapitel 57Kapitel 58Kapitel 59Kapitel 60Kapitel 61Kapitel 62Kapitel 63Kapitel 64Kapitel 65Kapitel 66Kapitel 67Kapitel 68EpilogEine Auswahl von Jacks BriefenDanksagung

David Baldacci

DAS GLÜCK EINES SOMMERS

Roman

Aus dem Amerikanischen von Uwe Anton

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Dieser Titel ist auch als Hörbuch erschienen

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »One Summer«

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2011 by Columbus Rose, Ltd.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2012 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Judith Mandt

Textredaktion: Wolfgang Neuhaus

Umschlaggestaltung: Manuela Städele

Umschlagmotiv: © Alan Ayers/Lott Representatives

E-Book-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-8387-1505-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für Spencer, mein kleines, inzwischen erwachsen gewordenes Mädchen. Ich könnte nicht stolzer auf den Menschen sein, zu dem du geworden bist.

KAPITEL 1

In dem gebrauchten Krankenhausbett, das man in eine Zimmerecke in seinem Haus in Cleveland gezwängt hatte, setzte Jack Armstrong sich mühsam auf und lachte voller Bitterkeit.

Er, der Unverwüstliche, der Kriegsheld, lag im Sterben.

Mit neunzehn Jahren war Jack zum ersten Mal Vater geworden. Ihr zweites Kind hatten er und seine Frau Lizzie gezeugt, als er auf Heimaturlaub von der Army gewesen war. Als der Krieg im Nahen Osten ausbrach, war Jack bereits fünf Jahre beim Militär gewesen. Er hatte seine erste Dienstzeit in Afghanistan überlebt, wo ein Schuss in den Arm ihm seinen ersten Orden eingebracht hatte, ein Purple Heart. Anschließend hatte er mehrere Einsätze im Irak überstanden, einschließlich der Zerstörung seines Geländewagens, als er noch darin saß. Dabei war er ein zweites Mal verletzt worden, was ihm sein zweites Purple Heart einbrachte. Und als er unter Einsatz des eigenen Lebens drei Kameraden rettete, die in einen Hinterhalt geraten waren, wurde er mit dem Bronze Star ausgezeichnet.

Und nun lag der Mann mit den vielen Orden hier und starb in einem schäbigen Zimmer irgendwo in Ohios Rostgürtel.

Jack hatte nur noch ein großes Ziel: bis Weihnachten durchzuhalten.

Gierig saugte er den Sauerstoff durch den Schlauch in seiner Nase. Die Pumpe im angrenzenden Wohnzimmer lief auf Hochtouren. Jack wusste, man würde sie bald abstellen, weil er dann tot war. Vor Thanksgiving war er noch sicher gewesen, einen weiteren Monat überleben zu können. Jetzt war er schon froh, den nächsten Sonnenaufgang zu sehen.

Er würde es bis Weihnachten schaffen.

Ich muss es schaffen.

In der Highschool hatte man dem eins fünfundachtzig großen, gut aussehenden Jack in gleich drei verschiedenen Sportarten ein Hochschulstipendium angeboten. Er war der Star der Footballmannschaft gewesen und hatte sich die Mädchen aussuchen können. Aber nachdem er zum ersten Mal Lizzie O’Toole begegnet war, hatte er sich nach keiner anderen Frau mehr umgedreht. Jack lächelte, als er sich daran erinnerte. Lizzies Familie stammte aus South Carolina. Jack hatte sich anfangs oft gefragt, warum die O’Tooles nach Cleveland gezogen waren, wo es kein Meer gab, keine Palmen und viel weniger Sonne als in South Carolina, dafür jede Menge Schnee und Eis. Später hatte er erfahren, dass Lizzies Vater den Arbeitgeber gewechselt hatte.

Lizzie war an jenem ersten Tag in die Klasse gekommen. Ein hochgewachsenes Mädchen mit kastanienbraunem Haar, lebhaften grünen Augen und vollem, schönem Gesicht. Sie und Jack waren schon in der Highschool miteinander gegangen und seitdem nicht einen Tag getrennt gewesen – außer in den zwei Jahren, als Jack in Übersee gekämpft hatte.

»Jack? Jack, Liebling.«

Lizzie kauerte vor ihm, eine Spritze in der Hand. Sie war noch immer wunderschön, auch wenn sie inzwischen etwas Zerbrechliches besaß. Sie hatte dunkle Ränder unter den Augen und neue Sorgenfalten im Gesicht. Ihre Haut glühte nicht mehr, und ihr Körper war härter geworden, weniger geschmeidig als früher. Jack lag im Sterben, doch in gewisser Weise galt das auch für Lizzie.

»Es ist Zeit für deine Schmerzmittel«, sagte sie.

Jack nickte, und Lizzie spritzte die Medikamente in den Schlauch unter seinem Schlüsselbein. Auf diese Weise gelangte das Mittel direkt in den Blutkreislauf und wirkte schneller – was ein Segen war, wenn Jack wieder einmal das schreckliche Gefühl bekam, sein ganzer Körper stünde in Flammen.

Nachdem Lizzie fertig war, setzte sie sich aufs Bett und nahm ihn in die Arme. Die Ärzte hatten einen langen Namen für seine Krankheit, einen Namen, den Jack nicht einmal aussprechen konnte. Das Leiden sei sehr selten, hatten sie gesagt. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, stünde eins zu einer Million.

Auf Jacks Frage nach seinen Überlebenschancen hatten die Ärzte einander angeschaut und schließlich geantwortet: »Es tut uns leid. Wir können nichts mehr für Sie tun.«

Ein weiterer Arzt hatte Jack geraten, die verbleibende Zeit auszukosten und Dinge zu tun, die er schon immer tun wollte, wozu er aber nie Gelegenheit gehabt hatte.

»Ich habe drei Kinder und eine Hypothek auf dem Haus«, hatte Jack erwidert. »Ich kann mir den Luxus nicht leisten, mir meine letzten Wünsche zu erfüllen.«

Obwohl ein Teil von ihm es gar nicht wissen wollte, hatte er schließlich gefragt: »Wie lange habe ich noch?«

»Sie sind jung und stark«, hatte einer der Ärzte ausweichend geantwortet. »Und die Krankheit ist erst im Anfangsstadium.«

Jack hatte die Taliban und Al Kaida überlebt. Vielleicht schaffte er es ja noch, sein ältestes Kind den Collegeabschluss machen zu sehen. »Wie lange?«, hatte er noch einmal gefragt.

»Sechs Monate«, hatte der Arzt geantwortet. »Vielleicht acht, wenn Sie Glück haben.«

Es traf Jack wie ein Fausthieb in die Magengrube.

Er erinnerte sich noch klar und deutlich an den Morgen, an dem er sich plötzlich seltsam unwohl gefühlt hatte. In seinem Job als Bauhandwerker war er in den Tagen darauf schon nach drei Stunden erschöpft gewesen, nicht wie früher erst nach acht Stunden. Einige Zeit später schaffte er es nicht einmal mehr mit einem Stapel Dachpfannen die Leiter hinauf. Schließlich hatte er schon Schmerzen, wenn er seinen jüngsten Sohn nur zehn Minuten lang auf dem Arm getragen hatte. Zu guter Letzt hatte das Brennen in seinen Nerven begonnen, und seine Beine hatten sich so schwach und zittrig angefühlt wie die eines alten Mannes. Eines Morgens war er dann aufgewacht, und seine Lungen waren voller Wasser gewesen. Danach war es noch schneller gegangen.

Jacks jüngster Sohn, der zweijährige Jack junior, den alle nur Jackie nannten, kam ins Zimmer, kletterte auf den Schoß seines Vaters und legte den Kopf auf dessen eingefallene Brust. Jackies Haar war lang und kohlrabenschwarz und an den Spitzen gelockt. Seine Augen hatten die Farbe von Toast, und seine Augenbrauen trafen sich in der Mitte wie ein Wollfaden. Jackie war ihre kleine Überraschung gewesen. Die anderen beiden Kinder waren ein gutes Stück älter.

Langsam legte Jack den Arm um seinen Sohn. Dickliche Kinderfinger griffen nach seinem Unterarm, und warmer Atem berührte seine Haut. Es fühlte sich an, als würde er mit Nadeln gestochen, doch Jack bewegte den Arm nicht, denn es würde nicht mehr viele solcher Umarmungen geben. Langsam drehte er den Kopf und schaute aus dem Fenster, wo es sanft schneite. South Carolina mit seinen Palmen konnte es nicht mit Cleveland aufnehmen, wenn es um die Weihnachtszeit ging. Hier war diese Jahreszeit wunderschön.

Jack nahm die Hand seiner Frau.

»Weihnachten«, sagte er mit schwacher Stimme. »Ich werde da sein.«

KAPITEL 2

Jack wachte auf. Als er sich umschaute, wusste er zuerst nicht, wo er war. Er spürte nichts, war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch atmete.

Bin ich tot? War es das?

»Pop-pop«, sagte Jackie und glitt neben seinen Vater aufs Bett.

Jack drehte sich um und sah die Pausbacken und die hellbraunen Augen. Er streichelte seinem Sohn übers Haar. Kräftige, dicke Strähnen, wie auch er sie gehabt hatte, bevor die Krankheit sie ihm nahm wie so vieles andere. Der neugierige Jackie versuchte, seinem Vater den Sauerstoffschlauch aus der Nase zu ziehen, doch Jack zog die Hand seines Sohnes sanft zurück.

Lizzie kam mit den Medikamenten und spritzte sie in den Venenzugang. Jack wurde mittlerweile intravenös ernährt. Feste Nahrung konnte er nicht mehr zu sich nehmen.

»Ich habe die Kinder gerade zur Schule gebracht«, sagte sie.

»Mikki?«, fragte Jack.

Lizzie verzog das Gesicht. Ihre Tochter Michelle wurde nächsten Sommer sechzehn, und in letzter Zeit hatte sie sich immer mehr zur Rebellin entwickelt. Sie spielte Gitarre, arbeitete an ihrer Musik, trug abgerissene Klamotten, schlich sich nachts aus dem Haus und schlampte in der Schule. »Wenigstens ist sie zur Matheprüfung erschienen«, sagte Lizzie. »Dass sie die Prüfung dann auch noch besteht, wäre wohl zu viel verlangt gewesen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: In Musiktheorie hat sie eine Eins bekommen.«

Jackie kletterte vom Bett und lief ins andere Zimmer, vermutlich, um sich ein neues Spielzeug zu holen. Jack schaute ihm mit einer seltsamen Mischung aus Stolz und Schmerz hinterher. Er würde seinen Sohn nie als Mann sehen. Er würde nicht einmal sehen, wie er in den Kindergarten kam. Das widersprach der natürlichen Ordnung der Dinge, aber so war es nun mal, und es ließ sich nicht ändern.

Mikki wiederum beanspruchte inzwischen die meiste Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Das schien bei Teenagern einfach so zu sein.

Bevor Jack krank geworden war, hatte er mit seiner Tochter häufig über wichtige Entscheidungen im Leben gesprochen, auch über die Bedeutung der Schule, aber das alles schien an ihr abzuprallen. Vater und Tochter hatten keine Verbindung mehr zueinander, das war nicht zu verkennen. Als Mikki klein gewesen war, hatte sie ihren Dad bedingungslos geliebt und hatte ständig bei ihm sein wollen. Jetzt sah Jack sie kaum noch. Es kam ihm so vor, als wäre er für seine Tochter längst gestorben.

»Mikki wirkt in meiner Nähe ein bisschen verloren«, sagte er.

Lizzie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. »Sie hat Angst und ist verwirrt, Liebling. Es hat mit ihrem Alter zu tun, aber vor allem mit …«

»Mit mir.« Jack konnte Lizzie nicht anschauen, als er sich dies eingestand.

»Ich habe mit ihr darüber gesprochen. Das heißt, ich habe geredet. Sie selbst hat kaum ein Wort gesagt. Sie ist ein kluges Kind, aber sie versteht einfach nicht, warum das alles geschieht. Und um sich zu schützen, distanziert sie sich so weit davon, wie es nur geht. Und das ist nun mal nicht die gesündeste Methode, mit alldem fertig zu werden.«

»Aber ich kann es verstehen«, sagte Jack.

Lizzie schaute ihn an. »Wegen deinem Dad?«

Jack nickte und rieb mit den Fingern ihre Hand. Seine Augen wurden feucht, als er sich an den schmerzhaften Tod seines Vaters erinnerte. Er atmete mehrmals tief durch. »Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich es tun, Lizzie. Das weißt du.«

Lizzie legte sich neben ihn, schlang die Arme um seine Schultern und küsste ihn. Als sie sprach, klang ihre Stimme heiser und zitterte vor Emotionen. »Jack, das ist für alle hart, vor allem für dich. Du warst sehr tapfer. Niemand hätte ertragen …« Sie konnte nicht weitersprechen, legte den Kopf neben Jacks und weinte leise. Jack drückte sie mit der wenigen Kraft an sich, die ihm geblieben war.

»Ich liebe dich, Lizzie. Egal was passiert, keine Krankheit wird je etwas daran ändern.«

Nach ein paar Minuten fasste Lizzie sich wieder und wischte sich über die Augen. »Cory spielt dieses Weihnachten den Grinch bei der Schulaufführung. Ich werde ihn für dich filmen.«

Cory war das mittlere Kind, zwölf Jahre alt, der Schauspieler in der Familie.

Jack lächelte und sagte: »Grinch!«

Er schlief in dem Krankenhausbett, weil er es selbst mit fremder Hilfe nicht mehr in ihr Schlafzimmer im ersten Stock schaffte. Er hatte sich heftig dagegen gewehrt, denn je mehr ihn das Leben verließ, desto größer war sein Verlangen geworden, Lizzies warmen Körper an seinem zu spüren. Das war ein weiteres Stückchen Glück, ein weiteres Stück Leben, das die Krankheit ihm genommen hatte.

»In einer Stunde habe ich eine Telefonkonferenz«, sagte Lizzie. »Anschließend muss ich in der Küche arbeiten, nachdem ich Jackie sein Frühstück gemacht habe.«

Lizzie war auf Telearbeit umgestiegen, als Jack krank geworden war. Wenn sie doch einmal aus dem Haus musste, kamen eine Nachbarin oder Lizzies Eltern.

Nachdem Lizzie gegangen war, setzte Jack sich auf, griff langsam unter das Kissen und zog Kalender und Stift hervor. Er schaute sich den Dezember an, wo bis zum 20. alle Daten durchgestrichen waren. Über drei Jahrzehnte leben, Ehe, Vaterschaft, kämpfen für sein Land und schuften im Beruf, und jetzt blieb ihm nur noch, die restlichen Tage seines Lebens abzustreichen. Jack schaute aus dem Fenster und auf die Straße. Es hatte aufgehört zu schneien, doch er hatte in den Nachrichten gehört, dass eine weitere Kaltfront erwartet wurde, diesmal mit mehr Eis als Schnee.

Es klopfte an der Tür, und Sammy Duvall kam herein. Sammy war Anfang sechzig, so groß wie Jack, aber schlanker, mit graumeliertem Haar und sorgfältig gestutztem Bart. Die Muskeln an Schultern und Armen zeugten von jahrzehntelanger schwerer Arbeit. Sammy war viel stärker als die meisten Männer, die nur halb so alt waren wie er, und zäher als alle, die Jack je kennengelernt hatte. Er war zwanzig Jahre beim Militär gewesen und hatte in Vietnam gekämpft. Anschließend war er in der ganzen Welt unterwegs gewesen, sprach aber nie darüber, was er in dieser Zeit getan hatte. Das Zimmermannshandwerk hatte er sich selbst beigebracht, wie vieles andere auch. Nachdem Sammy die Armee verlassen hatte, hatten er und Jack ihren eigenen Handwerksbetrieb aufgebaut, und da Sammy keine Familie besaß, hatte er die der Armstrongs adoptiert.

Die beiden Armeeveteranen schauten einander an. Dann schweifte Sammys Blick zu den Geräten, die seinen Freund am Leben erhielten. Er schüttelte leicht den Kopf, und seine Mundwinkel zuckten. Das war das Äußerste an Gefühl, was der stoische Sammy je zeigte.

»Wie läuft’s auf der Arbeit?«, fragte Jack und nahm einen kräftigen Zug Sauerstoff.

»Kein Grund zur Sorge. Die Arbeit wird erledigt, und das Geld kommt rein.«

Jack wusste, dass Sammy sämtliche Aufträge ihrer Firma allein erfüllt und Lizzie dann das Geld gebracht hatte. »Mindestens die Hälfte des Geldes gehört dir, Sammy. Du machst die Arbeit, und du musst ja auch essen.«

»Ich kriege meine Pension von Vater Staat. Das ist mehr, als ich brauche. Sollte sich das ändern, lasse ich’s dich wissen.«

Sammy lebte mit seinem riesigen Bernhardiner, Sam junior, in einer umgebauten Garage. Er brauchte tatsächlich nicht viel, zumal er keine Wünsche außer der Reihe zu haben schien.

Sammy kämmte Jack das Haar und rasierte ihn. Dann redeten die beiden Freunde eine Weile miteinander. Besser gesagt, Sammy erzählte ein bisschen, und Jack hörte zu. Den Rest der Zeit saßen sie schweigend beieinander. Jack war es egal. Allein durch Sammys Gegenwart fühlte er sich besser.

Nachdem Sammy gegangen war, griff Jack zum Stift und strich den 21. Dezember ab. Das war ganz schön optimistisch, denn der Tag hatte gerade erst begonnen. Er legte Stift und Kalender wieder weg.

Und dann passierte es.

Er konnte nicht mehr atmen. Zuckend setzte er sich auf, aber das machte es nur noch schlimmer. Jack spürte das Hämmern seines Herzens und den Krampf in der Lunge. Sein Gesicht wurde erst rot, dann weiß, als der Sauerstoff aus seinem Körper wich und nicht ersetzt wurde.

Der 21. Dezember, schoss es ihm durch den Kopf, mein letzter Tag auf Erden.

»Pop-pop?«

Jack hob den Blick und sah, wie sein Sohn das Ende des Luftschlauchs in der Hand hielt, das normalerweise mit der Pumpe verbunden war. Der Junge hielt es hoch, als wollte er es seinem Dad zurückgeben.

»Jackie!«

Eine entsetzte Lizzie erschien in der Tür, riss ihrem Sohn den Schlauch aus der Hand und steckte ihn rasch wieder in die Pumpe. Augenblicke später strömte der Sauerstoff wieder, und Jack fiel schwer atmend aufs Bett zurück und füllte gierig seine Lunge.

Lizzie war sofort neben ihm. »O Gott, Jack.« Sie zitterte am ganzen Körper.

Jack hob die Hand zum Zeichen, dass alles okay sei.

Lizzie fuhr herum und schnauzte ihren Sohn an: »Das war böse, Jackie! Sehr, sehr böse!«

Jackies Gesicht fiel förmlich in sich zusammen, und er heulte los.

Lizzie schnappte sich den Jungen und trug ihn aus dem Zimmer. Er versuchte, sich zu befreien, blickte Jack über Lizzies Schulter hinweg an und streckte flehend die Arme nach ihm aus.

»Pop-pop!«, heulte er.

Jack liefen die Tränen übers Gesicht, als das Jammern seines Sohnes draußen auf dem Flur verebbte. Doch als er dann Lizzie schluchzen hörte und sich vorstellte, wie sie sich die Seele aus dem Leib weinte, fragte er sich, was sie getan hatte, um so etwas ertragen zu müssen.

Manchmal, dachte Jack, ist Leben schwieriger als Sterben.

KAPITEL 3

Spät am nächsten Tag erwachte Jack von einem Nickerchen und sah, wie seine Tochter Mikki die Flurtür öffnete. Sie trug einen Gitarrenkoffer bei sich. Jack winkte sie zu sich. Sie schloss die Tür und kam pflichtbewusst in sein Zimmer geschlurft.

Mikki hatte dunkles Haar wie Jack, hatte es aber so bunt gefärbt, dass Jack nicht wusste, wie man es jetzt nennen sollte. Und sie schoss förmlich in die Höhe. Ihre Beine waren lang und schlank, und an Hüfte und Brust legte sie allmählich zu. Doch auch wenn sie so tat, als wäre sie jetzt erwachsen, war ihr Gesicht noch immer halb Kind, halb Frau. Nächstes Jahr würde sie auf die Highschool wechseln. Wo war nur die Zeit geblieben?

»Ja, Dad?«, sagte sie, ohne Jack anzuschauen.

Jack hatte darüber nachgedacht, was er ihr sagen wollte, aber da gab es nicht viel. Selbst als er noch gesund gewesen war, hatten er und Mikki sich auseinandergelebt.

Das war meine Schuld, überlegte er, nicht ihre.

»Deine Eins …« Er atmete tief ein und versuchte ein Lächeln.

Mikki grinste. »Toll, nicht? Leider meine einzige. Mom hat dir davon erzählt, was?«

»Ja.«

»Schön, dass du dich freust.« Verlegen schaute sie zu Boden. »Tut mir leid, Dad, aber ich muss jetzt los. Da warten ein paar Leute auf mich. Wir müssen üben.«

Sie spielte in einer Band, das wusste Jack, auch wenn er sich nicht an den Namen erinnern konnte.

»Okay. Pass auf dich auf.«

Mikki wandte sich zum Gehen, zögerte dann aber. Nervös spielte sie mit den Fingern am Griff des Gitarrenkoffers. Dann drehte sie sich wieder um, blickte ihrem Vater aber immer noch nicht in die Augen. »Ich wollte dir nur sagen, ich hab den Sauerstoffschlauch mit Klebeband an der Pumpe festgemacht, damit er nicht mehr so einfach rausgerissen werden kann. Jackie hat nicht gewusst, was er getan hat. Mom hätte ihn nicht so hart rannehmen sollen.«

Jack atmete mehr Sauerstoff. »Danke«, sagte er mühsam.

Ein Teil von ihm wünschte sich, dass er Mikki anschaute, ein anderer wollte es nicht. Er wollte nicht das Mitleid in ihren Augen sehen, weil ihr großer, starker Vater zu diesem hilflosen Bündel geworden war. Jack fragte sich, wie Mikkis Mann wohl sein würde. Und wo würden sie leben? Weit weg von Cleveland?

Ob sie wohl mein Grab besuchen wird?

»Mikki …«

»Dad, ich muss jetzt wirklich gehen. Ich bin spät dran.«

»Ich hoffe, du hast einen … schönen Tag, Süße.«

Jack glaubte, ihre Lippen kurz zittern zu sehen, doch dann drehte sie sich um und ging. Ein paar Augenblicke später schloss sich die Haustür hinter ihr. Jack schaute zum Fenster hinaus. Mikki hüpfte durch den Schnee und stieg in einen Wagen, den einer ihrer Freunde fuhr. Nie zuvor hatte Jack sich so losgelöst vom Leben gefühlt.

Nach dem Abendessen spielte Cory – voll kostümiert – den Grinch für seinen Vater. Cory war ein braungelockter, stämmiger Zwölfjähriger, dessen schlaksige Gliedmaßen jedoch darauf hindeuteten, dass er noch in die Höhe schießen würde. Jack hatte in dem Alter genauso ausgesehen. Lizzies Eltern waren zum Abendessen gekommen und wollten sich bei der Gelegenheit Corys »Show« ansehen. Sie hatten Cecilia mitgebracht, Lizzies Großmutter. Cecilia war eine elegante Dame in den Achtzigern, die eine Gehhilfe und ein tragbares Sauerstoffgerät brauchte. Sie war in South Carolina geboren, wo sie auch den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte. Nach dem Tod ihres Mannes – und aufgrund zunehmender gesundheitlicher Probleme – war sie zu ihrer Tochter gezogen.

Cecilia scherzte, sie und Jack sollten ihr eigenes Sauerstoffgeschäft aufbauen, schließlich hätten sie ja genug von dem Zeug. Die alte Dame würde ebenfalls sterben, wenn auch nicht ganz so schnell wie Jack. Auch für sie würde es das letzte Weihnachtsfest sein, doch sie hatte ein langes und erfülltes Leben gehabt und ihren Frieden mit dem Schicksal gemacht. Sie war immer gut drauf, erzählte vom Leben in den Südstaaten, von den Teepartys und Debütantinnenbällen und wie sie nachts hinter der Kirche heimlich geraucht und getrunken hatte. Dann und wann aber ertappte Jack sie dabei, wie sie ihn verstohlen anschaute, und er fühlte ihre Trauer über sein Leid.

Als Cory seine Vorstellung beendet hatte, beugte Cecilia sich vor und flüsterte Jack ins Ohr: »Es ist Weihnachten. Die Zeit der Wunder.« Sie sagte das nicht zum ersten Mal, trotzdem keimte auch diesmal Hoffnung in Jack auf.

Dann aber dachte er an die Aussagen des Arztes, und der Hoffnungsfunke erlosch so schnell, wie er gekommen war.

Sechs Monate. Acht, wenn Sie Glück haben.

Die Wissenschaft, schien es, übertrumpfte die Hoffnung.

Um elf Uhr hörte Jack, wie die Haustür sich öffnete, und Mikki schlich herein. Jack glaubte, sie in seine Richtung schauen zu sehen, doch sie kam nicht in sein Zimmer. Als er noch gesund gewesen war, hatten er und Lizzie streng über das Kommen und Gehen ihrer Tochter gewacht. Lizzie hatte diese Überwachung noch monatelang aufrechterhalten, nachdem Jack krank geworden war. Nun aber hatte sie kaum noch Zeit, sich zu duschen oder etwas zu essen, geschweige denn, ein Auge auf ihre Tochter zu halten, und das nutzte Mikki weidlich aus.

Als alle schliefen, griff Jack unter sein Kopfkissen und zog den Stift darunter hervor. Diesmal strich er keine Daten im Kalender durch. Er nahm sich ein Blatt Papier, entfaltete es vorsichtig und breitete es auf einem Buch aus, das er vom Nachttisch nahm. Dann begann er zu schreiben. Er brauchte lange, mindestens eine Stunde, um eine Seite zu schreiben. Seine Handschrift war krakelig, weil er so schwach war, doch seine Gedanken waren klar. Es würde sieben dieser Briefe geben, einen für jeden Tag in der letzten Woche seines Lebens; das Datum war so sauber auf den Briefkopf geschrieben, wie Jack es mit seiner zitternden Hand konnte. Jeder Brief begann mit »Liebe Lizzie« und endete mit »In Liebe, Jack«. Im eigentlichen Text versuchte Jack, alles, was er für seine Frau empfand, in Worte zu fassen, so gut er es vermochte. Auch wenn er nicht mehr lebte, schrieb er, würde er immer für sie da sein.

Diese letzten Briefe, hatte Jack inzwischen erkannt, waren das Wichtigste, was er in seinem ganzen Leben tun würde. Mühsam erarbeitete er sich jedes einzelne Wort, damit es auch ja das richtige war. Als er fertig war, steckte er den Brief in einen Umschlag, markierte ihn mit einer Zahl und legte ihn in den Nachttisch neben seinem Bett.

Den letzten Brief würde er Heiligabend schreiben, nachdem alle zu Bett gegangen waren.

Jack drehte den Kopf und schaute aus dem Fenster. Selbst in der Dunkelheit konnte er sehen, dass es heftig schneite.

Jetzt wusste er, wie sich ein zum Tode Verurteilter fühlte, der sich keines Verbrechens schuldig gemacht hatte. Die Zeit, die ihm noch blieb, war kostbar, und er hatte nicht die Absicht, auch nur eine Sekunde davon zu verschwenden.

KAPITEL 4

Jack strich den 24. Dezember auf seinem Kalender ab. Einen letzten Brief musste er noch schreiben. Mit der Nummer sieben auf dem Umschlag würde dieser Brief dann in die Schublade wandern. Wenn er, Jack, tot war, würde Lizzie die Briefe lesen. Jack hoffte, dass sie ihr wenigstens ein bisschen Trost spenden würden.

Was ihn selbst anging, hatte allein schon das Schreiben ihn getröstet. Es hatte ihm geholfen, sich auf das wirklich Wichtige im Leben zu konzentrieren.

Und im Tod.

Jacks Schwiegermutter, Bonnie, war bei ihm geblieben, während der Rest der Familie zu Corys Schulaufführung gegangen war. Lizzie hatte auf den Tisch gehauen und Mikki gezwungen, ebenfalls mitzugehen. Bonnie hatte es sich mit einer Tasse Tee und einem Buch bequem gemacht, während Jack auf einem Stuhl am Fenster hockte und darauf wartete, dass der Pick-up mit den anderen kam.

Sammy schaute vorbei. Er trat sich den Schnee von den Stiefeln und zog seine Strickmütze aus, sodass sein langes, zotteliges Haar herabfiel. Er setzte sich neben Jack und reichte ihm ein Geschenk. Als Jack es öffnete, hob er überrascht den Blick.

Es waren fünf Eintrittskarten für Disney World, die das ganze nächste Jahr über eingelöst werden konnten.

Sammy packte Jack an der Schulter. »Ich erwarte, dass du und deine Familie dorthin fahren.«

Jack schaute zu Bonnie, die in sanftem Tadel den Kopf schüttelte. Bonnie O’Toole glaubte nicht an Wunder – Sammy schon. Er glaubte tatsächlich daran, dass Jack die Eintrittskarten nutzen würde.

Jack klopfte Sammy auf den Arm, lächelte und nickte.

Nachdem Sammy gegangen war, schaute Jack sich die Karten an. Er freute sich über das Vertrauen seines Freundes, aber Jack war der Einzige, der wirklich wusste, wie nah er dem Ende war. Er hatte so hart gekämpft, wie er konnte. Er wollte nicht sterben und seine Familie verlassen, aber so weiterleben konnte er auch nicht. Unentschlossen richtete Jack seine Gedanken auf den letzten Brief, den er schreiben würde. Wenn er die richtigen Worte gefunden hatte und das Papier sicher im Umschlag steckte, würde er in Frieden gehen können. Das war ein kleiner, aber wichtiger Orientierungspunkt.

Aber damit würde er warten, bis Weihnachten vorüber war und ein neuer Tag dämmerte. Es war ihm ein Trost zu wissen, dass er sein Schicksal wenigstens noch ein kleines bisschen selbst bestimmen konnte, auch wenn es dabei nur um den Zeitpunkt seines Todes ging.

Jack sah das Scheinwerferlicht des ankommenden Pick-ups. Bonnie ging zur Tür und machte auf. Jack schaute durchs Fenster aufgeregt zu, wie die Kinder aus dem Wagen sprangen. Lizzies Vater führte sie die Einfahrt hinauf. Er trug Jackie auf dem Arm, weil es draußen zu glatt war. Es schneite immer noch; allerdings hatte es im Radio geheißen, wegen der tiefen Temperaturen falle mehr Eis als Schnee, was das Autofahren umso gefährlicher machte.

Jacks Blick blieb auf Lizzie ruhen, die den Pick-up abschloss und sich dann umdrehte, aber nicht zum Haus, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Jack hatte die Person nicht bemerkt, die auf Lizzie zukam, denn er hatte sich ganz auf sie konzentriert. Nun erschien der Mann in Jacks Blickfeld. Es war Bill Miller. Sie alle drei – Lizzie, Bill und Jack – waren gemeinsam zur Schule gegangen. Bill hatte mit Jack in der Baseballmannschaft gespielt und war auch bei Jacks und Lizzies Hochzeit dabei gewesen. Bill war Single, arbeitete als Installateur und kam gut zurecht.

Jack drückte seine Nase ans Glas, als er sah, wie Bill nahe an seine Frau herantrat. Lizzie warf sich die Handtasche über die Schulter und wischte sich die Haare aus der Stirn. Die beiden standen so nah beieinander, dass Jack nicht zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Er beobachtete, wie Bill sich zu Lizzie beugte, und sah, wie seine Frau sich auf die Zehenspitzen aufrichtete. Und dann taumelte Bill zurück, als Lizzie ihm eine Ohrfeige verpasste.

So schwach er war, richtete Jack sich auf dem Stuhl auf. Am liebsten wäre er auf Bill losgegangen, um die Ehre seiner Frau zu verteidigen. Er sah, wie Bill Miller in die Dunkelheit davonwankte, während Lizzie zum Haus kam. Kurz darauf hörte Jack, wie sie sich den Schnee von den Stiefeln klopfte.

Dann kam sie in Jacks Zimmer, zog sich den Schal aus und rieb sich die kalten Hände. Ihr Gesicht war gerötet, und sie schaute Jack nicht an, wie sie es sonst immer tat.

»Jetzt ist es Zeit für die Geschenke«, sagte sie. »Dann fahren Mom und Dad nach Hause. Aber sie kommen morgen wieder. Okay, Liebling? Es wird ein toller Tag.«

»Wie geht es deiner Hand?«

Sie schaute ihn an. »Was?«

Jack deutete zum Fenster. »Ich glaube, Bill kann von Glück sagen, dass du ihn nicht k. o. geschlagen hast.«

»Er war betrunken, sonst hätte er sich das nicht getraut. Dieser Blödmann!«

Jack wollte etwas erwidern, schwieg dann aber und wandte sich ab. Lizzie setzte sich neben ihn.

»Du glaubst doch nicht, dass Bill und ich …«

Jack nahm Lizzies Hand. »Natürlich nicht.« Er küsste sie auf die Wange.

»Was ist es dann? Irgendetwas macht dir doch Sorgen.«

»Du bist noch jung, und du hast drei Kinder.«

»Ja.« Lizzie versuchte sich an einem Lächeln, das aber sofort wieder verschwand, als sie sah, wie Jack es meinte.

»Du brauchst jemanden in deinem Leben«, sagte er.

»Ich will nicht darüber reden.« Lizzie versuchte aufzustehen, doch Jack hielt sie fest.

»Lizzie, sieh mich an. Bitte.«

Sie wandte sich ihm wieder zu. Tränen schimmerten in ihren Augen.

»Du wirst einen anderen finden.«

»Nein.«

»Doch, wirst du.«

»Ich habe ein erfülltes Leben. Da ist kein Platz für …«

»Doch, Lizzie, da ist Platz genug.«

»Müssen wir jetzt darüber reden? Es ist Heiligabend.«

»Ich kann nicht allzu wählerisch sein, was den Zeitpunkt betrifft.« Nach dem vielen Reden nahm Jack einen tiefen Zug Sauerstoff.

Lizzie wurde rot. »Das habe ich nicht gemeint. Ich … Du siehst heute besser aus. Vielleicht haben die Ärzte sich …«

»Nein, Lizzie.«

Sie legte die Hand auf die Augen. »Wenn ich an solche Dinge denke, heißt das … Ich will nicht … Du könntest …«

Jack nahm sie in die Arme. »Mit der Zeit kommt alles wieder in Ordnung. Ich verspreche es dir. Geh es einfach langsam an. Und sei glücklich.« Er zwang Lizzie, ihn anzuschauen, und wischte ihr die Tränen ab. Irgendwie brachte er ein Lächeln zustande. »Aber entscheide dich um Himmels willen nicht für Bill.«

Lizzie lachte, doch ihr Lachen verwandelte sich rasch in ein ersticktes Schluchzen. Jack hielt sie fest.

Als sie sich schließlich voneinander lösten, putzte Lizzie sich die Nase und sagte: »Ich habe gerade über den nächsten Sommer nachgedacht. Ich wollte mit dir darüber reden.«

Dass sie noch immer seine Meinung hören wollte, rührte Jack. »Ja, sicher.«

»Vermutlich hältst du mich für dumm …«

»Wieso?«

»Ich habe daran gedacht, mit den Kindern in den Palast zu fahren.«

»In den Palast? Da warst du nicht mehr, seit …«

»Ich weiß. Aber ich glaube, dass die Zeit dafür gekommen ist. Nach dem, was ich so gehört habe, ist das Haus in einem schlechten Zustand. Sicher, das bedeutet viel Arbeit, aber für einen Sommer wird das schon okay sein.«

»Bist du sicher? Ich weiß, wie hart das für dich gewesen ist.«

Lizzie zog ein Foto aus der Tasche und zeigte es Jack. »Das habe ich mir schon seit Jahren nicht mehr angeschaut. Erinnerst du dich noch, wie ich es dir zum ersten Mal gezeigt habe?«

Es war ein Bild der O’Tooles, als ihre Kinder noch klein gewesen waren.

Jack schaute sich das Foto an. »Das da neben dir ist Tillie, deine Zwillingsschwester.«

»Mom hat immer gesagt, sie habe uns nie voneinander unterscheiden können.«

»Tillie war fünf, als sie gestorben ist, nicht wahr?«

»Fast sechs. Meningitis. Die Ärzte konnten nichts mehr tun.« Kurz schaute Lizzie zu Jack, nahm den Blick dann aber wieder fort, als hätte sie gedacht: Genau wie bei dir.

»Das muss schlimm für dich gewesen sein. Für euch alle.«

»Ich weiß noch, wie meine Eltern mir erzählt haben, Tillie sei jetzt im Himmel.« Lizzie lächelte, gleichzeitig rannen ihr Tränen über die Wangen. »Es gibt da einen alten Leuchtturm auf dem Gelände, weißt du. Er war damals noch in Betrieb. Es war wunderschön.«

»Ich kann mich erinnern, dass du mir davon erzählt hast. Der Palast gehört immer noch deiner Großmutter, nicht wahr?«

»Ja«, antwortete Lizzie. »Ich wollte sie fragen, ob sie etwas dagegen hat, wenn wir im Sommer runterfahren.«

»Ich habe nie verstehen können, warum die O’Tooles das Meer und die Sonne gegen das kalte Cleveland getauscht haben«, bemerkte Jack.

»Zum Teil war ich wohl der Grund dafür.«

»Wieso?«

»Ich habe es dir nie wirklich erzählt. Vielleicht hatte ich es einfach vergessen. Aber in letzter Zeit habe ich oft an Tillie gedacht, und …« Ihr versagte die Stimme.

»Sag es mir, Lizzie. Bitte.«

Sie schaute ihn an. »Als meine Eltern mir sagten, meine Schwester sei im Himmel, wollte ich sie suchen. Ich konnte nicht begreifen, dass sie nicht mehr da war. Aber ich wusste, der Himmel ist über uns, also habe ich nach ihm gesucht, um Tillie da oben zu finden.«

»Nun ja, du warst damals ein kleines Mädchen, wie du schon sagtest.«

»Ich bin immer wieder den Leuchtturm hinaufgeklettert. Damals ging das noch. Und dann habe ich mithilfe des Leuchtfeuers nach dem Himmel gesucht … nach Tillie.« Sie hielt kurz inne und ließ ein leises Schluchzen hören. »Ich habe weder den Himmel noch Tillie gefunden.«

Jack nahm sie wieder in die Arme. »Ist okay, Lizzie, ist schon okay«, sagte er leise.

Lizzie wischte sich die Augen mit seinem Hemd ab und fuhr fort: »Ich war besessen von dem Gedanken. Ich weiß selbst nicht warum. Aber jeder Tag, der verging, ohne dass ich Tillie gefunden habe, hat schrecklich wehgetan. Und als ich älter wurde und meine Eltern mir beibrachten, dass Tillie tot sei … Das hat auch nicht viel geholfen.« Sie hielt kurz inne. »Ich kann nicht glauben, dass ich dir das nie erzählt habe. Wahrscheinlich, weil ich mich ein bisschen dafür geschämt habe.«

»Dafür musst du dich nicht schämen. Du hattest deinen Zwilling verloren. Und du warst noch ein kleines Kind.«

»Als wir dann nach Ohio gezogen sind, wusste ich, dass ich Tillie niemals finden würde, wenn ich weiter in den Himmel schaute. Ich wusste, sie war fort. Und der Leuchtturm funktionierte ohnehin nicht mehr. Aber ich glaube, meine Eltern, besonders meine Mom, wollten mich von dort wegbringen. Sie fand, es sei nicht gut für mich. Dabei war ich einfach nur … dumm.«

»Nein, Lizzie. Du hast eben so empfunden.«

»Jedenfalls … Deshalb habe ich darüber nachgedacht, noch mal dorthin zu fahren. Ich will es noch mal sehen und den Kindern zeigen, wie und wo ich aufgewachsen bin.« Sie schaute Jack an und lächelte. »Diesmal, ohne dass ich besessen bin.«

»Ich finde, das ist eine großartige Idee«, sagte Jack. »Die Kinder werden begeistert sein.«

Lizzie rieb ihm die Schulter. »Man weiß nie, Jack. Vielleicht wirst du es ja auch genießen. Mit deiner Geschicklichkeit könntest du den Palast reparieren, sogar den Leuchtturm.« Es war offensichtlich, dass sie verzweifelt daran glauben wollte.

Jack versuchte sich an einem Lächeln. »Ja, das wäre fein.«

Doch trotz dieser hoffnungsvollen Worte kannten beide die Wahrheit.

Jack würde den Palast niemals sehen.

KAPITEL 5

Später an jenem Abend half Jacks Schwiegervater ihm in einen Rollstuhl und fuhr ihn ins Wohnzimmer, wo der kleine Weihnachtsbaum stand. Er war mit Lametta und blauen und roten Kugeln geschmückt. Für gewöhnlich besorgte Jack einen richtigen großen Baum für Weihnachten, aber dieses Jahr war das unmöglich gewesen.

Die Kinder hatten heiße Schokolade und Snacks. Mikki spielte sogar ein paar Weihnachtslieder auf der Gitarre, obwohl es ihr ziemlich peinlich zu sein schien. Cory erzählte von der Schulaufführung, und Lizzie wuselte herum und sorgte dafür, dass jeder bekam, was er brauchte. Dann legte sie ein Video ein, damit Jack die Aufzeichnung der Schulaufführung sehen konnte. Schließlich bereiteten Jacks Schwiegereltern sich auf den Aufbruch vor. Immer mehr Eis sammelte sich auf den Straßen, und sie wollten nach Hause, solange es noch möglich war. Lizzies Vater half Jack ins Bett. An der Tür umarmte Lizzie ihre Eltern noch einmal. Jack hörte, wie Bonnie ihrer Tochter sagte, sie solle durchhalten; kurz vor dem Morgen sei es stets am dunkelsten.

»Die Kinder sind jetzt das Wichtigste«, sagte ihr Dad. »Und hinterher sind wir für dich da.«

Dann hörte Jack, wie Lizzie sagte: »Ich habe darüber nachgedacht, mal mit Cee zu sprechen.« Damit meinte sie Cecilia, ihre Großmutter.

»Worüber denn?«, fragte Bonnie rasch und in einem Tonfall, der nicht gerade enthusiastisch klang.

»Ich habe mir überlegt, nächsten Sommer mit den Kindern in den Palast zu fahren, vielleicht sogar die ganzen Sommerferien über. Deshalb möchte ich sichergehen, dass Cee nichts dagegen hat.«

Nach kurzem Schweigen erwiderte Bonnie: »Der Palast! Lizzie, du weißt doch …«

»Mom. Nicht.«

»So etwas brauchst du jetzt am wenigsten, Lizzie. Besonders nicht in dieser Situation. Es ist zu schmerzlich.«

»Das war vor langer Zeit«, entgegnete Lizzie leise. »Jetzt ist es anders. Es ist okay. Ich bin damit fertig. Schon lange. Mir geht es gut. Hättet ihr euch die Zeit dafür genommen, hättet ihr es bemerkt.«

»Es ist nie lange genug«, entgegnete ihre Mutter. »Und dir geht es nicht gut.«

»Lass uns heute nicht darüber streiten. Bitte«, sagte Lizzie.

Nachdem ihre Eltern gegangen waren, hörte Jack, wie seine Frau sich seinem Zimmer näherte. Dann erschien sie in der Tür.

»Cory hat sehr gut gespielt«, sagte sie. »Ich zeig dir das Video später noch mal, okay?«

Jack nickte stumm, den Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet. Das Ticken der Uhr neben seinem Bett klang wie ein Hämmern in seinem Kopf.

»Ich habe gehört, wie du mit deiner Mutter gesprochen hast«, sagte er. »Lass dir die Fahrt zum Palast nicht von ihr ausreden, Lizzie. Gib nicht klein bei.«

»Meine Mutter kann manchmal ein bisschen …«

»Ich weiß. Tu es einfach. Fahr zum Palast. Versprichst du es mir?«

Sie nickte und lächelte. »Ich verspreche es. Brauchst du sonst was?«

Jack schaute auf die Uhr und deutete auf den Schlauch unter seinem Schlüsselbein, über den er seine Schmerzmittel bekam.

»O Gott. Deine Medikamente!« Lizzie ging zu einem kleinen Schrank in der Ecke, wo sie die Mittel aufbewahrte. Dann hielt sie plötzlich inne, einen Ausdruck des Erschreckens auf dem Gesicht.

»Ich habe vergessen, heute dein Rezept abzuholen. Das Theaterstück … Ich hab’s einfach vergessen!« Sie schaute auf die Uhr. »Die Apotheke hat noch auf. Ich hole die Medikamente sofort.«

»Nein, Lizzie. Ich komme auch ohne zurecht. Ich brauche sie wirklich nicht.«

»Es dauert nur ein paar Minuten. Ich bin gleich wieder da. Und dann können wir in aller Ruhe über den nächsten Sommer sprechen.«

»Lizzie, du musst nicht …«

Aber sie war schon weg.

Die Haustür knallte. Dann hörte Jack, wie der Motor ihres Vans angelassen wurde. Kurz darauf fuhr der Wagen in hohem Tempo die Straße hinunter.

* * *

Irgendwann später erwachte Jack und wusste für den Moment nicht, wo er war. Langsam drehte er sich um und sah Mikki auf dem Stuhl neben seinem Bett dösen. Sie musste heruntergekommen sein, als er geschlafen hatte. Er schaute aus dem Fenster. Lichter huschten am Haus vorbei. Einen Augenblick lang hatte er die absurde Vorstellung, gerade eben sei der Weihnachtsmann gekommen. Und dann hörte er es und versuchte, sich aufzurichten. Da waren Geräusche auf dem Dach.

Ein Rentier? Was zum Teufel war hier los?

Das Geräusch erklang erneut. Nur erkannte Jack diesmal, dass es nicht vom Dach kam. Jemand hämmerte an die Tür.

»Mom? Dad?« Es war Cory. Seine Stimme kam näher, und er streckte den Kopf ins Zimmer. Er trug seinen Schlafanzug und blickte aufgeschreckt drein. »Da ist jemand an der Tür!«

Inzwischen war auch Mikki aufgewacht. Sie reckte sich und sah Cory auf der Türschwelle stehen.

»Da ist jemand«, wiederholte ihr Bruder. »An der Tür!«

Mikki schaute zu ihrem Vater. Er starrte hinaus zu den flackernden Lichtern. Es kam ihm beinahe so vor, als wäre gerade ein Raumschiff im Vorgarten gelandet. In Cleveland? Jack glaubte zu halluzinieren. Doch als er zu Mikki schaute, erkannte er, dass sie es ebenfalls sah. Jack hob die Hand, deutete zur Haustür und nickte seiner Tochter zu.

Mit ängstlicher Miene ging sie zur Tür und öffnete. Der Mann, der draußen stand, war groß, trug eine Uniform und hatte eine Waffe am Gürtel. Er sah durchgefroren und müde aus, und er fühlte sich offenbar nicht wohl in seiner Haut.

»Ist dein Dad da?«, fragte er Mikki. Sie wich zurück und deutete auf seine Zimmertür. Der Polizeibeamte trat sich den Schnee von den Füßen und kam ins Haus. Das Quietschen des Waffengürtels klang wie ein leiser Schrei. Der Mann ging in die Richtung, in die Mikki zeigte, sah Jack im Bett liegen, umgeben von Schläuchen und Geräten, und murmelte etwas vor sich hin. Dann schaute er zu Mikki und Cory. »Kann er mich verstehen? Ich meine, ist er sehr krank?«

»Er ist sehr krank, aber er kann Sie verstehen«, antwortete Mikki.

Der Cop trat neben das Bett. Jack richtete sich auf die Ellbogen auf. Er keuchte. Vor Aufregung gierte seine geschwächte Lunge nach so viel Luft, dass das Herz nicht mehr Schritt halten konnte.

Der Beamte schluckte. »Mr. Armstrong?« Er hielt kurz inne, während Jack zu ihm aufschaute. »Ich fürchte, Ihre Frau hatte einen Unfall.«

KAPITEL 6

Jack saß festgeschnallt im Rollstuhl und starrte auf den Sarg seiner Frau. Mikki und Cory saßen neben ihm. Jackie war noch zu jung, sodass eine Nachbarin sich um ihn kümmerte. Der Priester trat auf sie zu und gab Jack und den Kindern die heilige Kommunion. Jack wäre beinahe an der Hostie erstickt, doch schließlich gelang es ihm, sie hinunterzuschlucken. Ironischerweise war es die erste feste Nahrung, die er seit Monaten zu sich genommen hatte.

Bei der Beerdigung meiner Frau.

Das Wetter war kalt, der Himmel bewölkt. Der Wind drang selbst durch die dicksten Mäntel. Die Straßen waren noch immer vereist und tückisch. Sie waren in einer Limousine des Bestattungsunternehmens zum Friedhof gefahren, die extra für die Familie zur Verfügung gestellt worden war. Jacks Schwiegervater, Fred, saß vorn neben dem Fahrer, während Jack und die Kinder sich mit Lizzies Mutter, Bonnie, im Fond drängten. Bonnie hatte kaum ein Wort geredet, nachdem sie erfahren hatte, dass ihre jüngste Tochter bei einem Unfall ums Leben gekommen war: Lizzie hatte mit ihrem Van eine rote Ampel überfahren und war von einem Schneepflug erfasst worden. Sie war auf der Stelle tot gewesen.

Die Zeremonie am Grab war gnädig kurz gewesen. Der Priester schien zu verstehen, dass einige der älteren Leute nicht durchhalten würden, wenn er sich nicht beeilte.

Jack schaute zu Mikki. Sie hatte ihr stacheliges Haar zurückgebunden und trug ein schwarzes Kleid, das ihr bis über die Knie reichte. Mit leerem Blick starrte sie auf den Sarg. Cory wiederum hatte ihn nicht einmal angeschaut. Schließlich wurde Jack zum Sarg geschoben. Er legte die Hand darauf, murmelte ein paar Worte und lehnte sich wieder zurück. Er fühlte sich vollkommen desorientiert. In seinen Gedanken hatte er diese Szene schon hundert Mal durchgespielt. Nur hatte er da im Sarg gelegen, und Lizzie hatte sich von ihm verabschiedet. Doch plötzlich stand die ganze Welt kopf.

»Bald bin ich bei dir, Lizzie«, sagte Jack mit stockender Stimme. Die Worte wirkten hohl und gezwungen, doch ihm fiel nichts anderes ein.

Als er zusammenzubrechen drohte, packte ihn eine starke Hand und hielt ihn fest.

»Schon okay, Jack. Wir bringen dich jetzt zum Wagen.« Er hob den Blick und sah Sammy Duvall.

Sammy schob ihn in Rekordzeit zur Limousine. Bevor er die Tür schloss, legte er Jack tröstend die Hand auf die Schulter. »Ich werde immer für dich da sein, alter Junge.«

Sie wurden nach Hause gefahren. Lizzies Fehlen war wie eine schwelende Wunde, für die es kein Heilmittel gab. Jackie wurde von der Nachbarin gebracht. Dann wurde Essen aufgetragen, und es gab einen einfachen Leichenschmaus, bei dem sich die bedrückten Gäste leise unterhielten. Mehr als einmal erwischte Jack die anderen dabei, wie sie ihn anstarrten. Ohne Zweifel dachten sie: Mein Gott, was jetzt?

Jack dachte das Gleiche. Was jetzt?

Zwei Stunden später war das Haus leer mit Ausnahme von Jack, den Kindern und den Schwiegereltern. Die Kinder verschwanden sofort. Ein paar Minuten später hörte Jack Gitarrenklänge aus Mikkis Zimmer. Die Melodie war abgehackt und melancholisch. Cory und Jackie teilten sich ein Zimmer, doch von dort kam kein Geräusch. Jack stellte sich vor, wie Cory weinte, während ein verwirrter Jackie ihn zu trösten versuchte.

Bonnie und Fred O’Toole schauten genauso verstört und ratlos drein, wie Jack sich fühlte. Sie hatten vorgehabt, ihrer kerngesunden Tochter und deren Kindern beim Übergang zum Witwendasein zu helfen, bis sie ihr Leben allein weiterführen konnten. Ohne Lizzie musste Jack sich nun eingestehen, dass seine Beziehung zu seinen Schwiegereltern stets nur oberflächlich gewesen war.