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Eine gut erzählte Geschichte macht aus den Ohren Augen!
Advent, Nikolaus, Weihnachten, Ostern, Taufe, u.v.m. – in 35 Geschichten zum Vor- und Selbstlesen oder zum Nacherzählen bietet der großartige Erzähler Frieder Harz in diesem Vorlesebuch reichlich Ideen, die Kinderherzen lieben werden: spannende Abenteuer von Bischof Nikolaus, interessante Figuren wie Josef und Maria, inspirierende Geschichten zum Mutmachen und für die Freude am Leben.
Der perfekte Stoff für viele schöne Vorlesestunden in Kindergarten, Schule, Gemeinde, Familie und zu Hause – praxiserprobt und mit vielfältigem Material für kreative Gestaltungen und ausführlichen Hintergrundinformationen angereichert. Das alles klar strukturiert und wunderschön illustriert von Andrea Lienhart.
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Seitenzahl: 457
Frieder Harz
Das große Bibel-Vorlesebuch
Mit 35 Erzählungen durch das Kirchenjahr
Mit Illustrationen von Andrea Lienhart
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlagmotiv: © Andrea Lienhart
Bilder im Innenteil außer den im Inhalt genannten: © Andrea Lienhart
ISBN 978-3-641-26341-6V002
www.gtvh.de
Frieder Harz, Prof. i.R., geboren 1943, war vier Jahre als Grundschullehrer tätig, dann studierte er Theologie mit Abschluss seiner Promotion in Praktischer Theologie, anschließend war er einige Jahre Gemeindepfarrer. Seit 1982 war er Aus- und Fortbildungsreferent am Religionspädagogischen Institut der bayerischen Landeskirche, vor allem an Predigerseminaren; von 1989 bis 2009 Professor für Religionspädagogik an der Evangelischen Fachhochschule München (später Nürnberg), mit ständigem Lehrauftrag an der Universität München. Seit etwa 1980 hält er zahlreiche Fortbildungen und publiziert v.a. zur Religionspädagogik in der Kindheit in Familie, Kita, Grundschule und Gemeinde, dabei hat er einen besonderen Schwerpunkt im Erzählen biblischer Geschichten. www.frieder-harz.de
Andrea Lienhart, geboren 1963, arbeitet seit 1995 als Managementtrainerin, Supervisorin und Coach für namhafte, internationale Unternehmen. Sie coacht Führungskräfte, Teams und Einzelpersonen und hält Vorträge auf Kongressen und Veranstaltungen. Zusätzlich ist sie Autorin und Illustratorin zahlreicher Bücher. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Erzieherin und Leiterin einer Kindertageseinrichtung. An der kath. Fachschule für Sozialpädagogin in Freiburg war sie in der Ausbildung von Erzieherinnen tätig. Weitere Informationen unter www.andrea-lienhart.de und www.lien-art.de
Inhalt
Einführung
Wie finde ich eine Bibelstelle?
Weihnachtsfestkreis
Advent
Marias Begegnung mit dem Engel
Josefs Begegnung mit dem Engel
Maria besucht Elisabeth
Der alte Simeon
Nikolaus
Bischof Nikolaus – Korn für Myra
Bischof Nikolaus – Rettung aus großer Gefahr
Bischof Nikolaus – Drei goldene Kugeln
Weihnachten
Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem
Die Hirten auf dem Feld – Ihr Warte-Weg zur Weihnachtsbotschaft
Lukas schreibt sein Weihnachtsevangelium
Wie die Geschichte von Jesus zu uns gekommen ist
Chanukka – das jüdische Lichterfest
Ein neues Jahr beginnt
Zum Nachfolger Mose beauftragt – Mut zum Übergang ins Neuland
Heilige drei Könige
Sie folgen dem Stern
Mit großen Sorgen unterwegs
Wie der Evangelist Matthäus von Jesu Geburt erzählt
Osterfestkreis
Passionszeit – Jesu letzte Tage in Jerusalem
Jesu Einzug in Jerusalem – Erwartungen und Befürchtungen
Jesus macht sich zum Diener – die Fußwaschung
Gemeinsam mit Jesus an einem Tisch – das Abendmahl
Petrus verleugnet seine Freundschaft mit Jesus und Jesus bleibt seinem Auftrag treu
Ostergeschichten
Er ist auferstanden – Begegnung mit dem Engel am Grab
Die Emmausjünger – Begegnung mit Christus, dem Wegbegleiter
Maria Magdalenas Begegnung mit dem Auferstandenen
Thomas begegnet dem Auferstandenen – Glauben ist mehr als sehen
Petrus gewinnt den Auferstandenen als Freund zurück
Christi Himmelfahrt – Auf neuen Wegen von Jesus Christus begleitet
Pfingsten
Das Pfingstwunder – Von der Mutlosigkeit zur Begeisterung
Die Wahl der Diakone – Die Einheit im Glauben wird mehrstimmig
Viele Gaben – ein Geist – Gemeinschaft macht stark
Feste im Herbst
Erntedankfest
Die Speisung der Fünftausend – Alle werden satt
Kirchweihfest
Wohnt Gott im Tempel?
Sankt Martin
Sankt Martin: Mut beim Kaiser
Reformationsfest
Martin Luther schreibt ein Plakat
Geburtstag und Tauferinnerung
Jesus hat Zeit für Kinder
Der Minister aus Äthiopien – »Ich will dazugehören – taufe mich!«
Register
Bibelstellenregister
Schlagwortregister
Themenregister
Einführung
Für wen ist dieses Buch?
Für viele ist die Bibel als das »Grund-Buch« des christlichen Glaubens eher ein verschlossenes »Buch mit sieben Siegeln«. Wie kann sie zu einem offenen vielfältigen Bilderbogen der Botschaft von der heilsamen Beziehung zu Gott und der Hoffnung, die aus dieser Beziehung erwächst, werden? Das Buch will eine Antwort auf diese Frage sein.
Es ist auf das Erzählen im Kindergarten und in der Grundschule, in Kindergottesdiensten und Kindergruppen und auch in den Familien ausgerichtet. Es bietet reichhaltige Anregungen für die Kinder und für die Erwachsenen, für die Kleinen in ihren Erstbegegnungen mit der Bibel und für die Großen in ihrem Neu- und Wiederentdecken der Welt der Bibel und des christlichen Glaubens.
Von der Kinderbibel zum Vorlesebuch
Das Angebot an Kinderbibeln ist umfangreich. In großer Nähe zum biblischen Original formulieren sie die für Kinder oft unverständlichen Begriffe und Sätze kindgemäß um. Sie treffen aus der Fülle der biblischen Texte eine geeignete Auswahl und richten sich in der Abfolge ihrer Geschichten in der Regel nach dem biblischen Original. So wollen sie ein erstes Bibelbuch sein. Über Schul-, Jugend-, Mundartbibeln bis hin zu den vielfältigen Übersetzungen in aktueller Alltagssprache führt der weitere Weg zu den offiziellen und möglichst textgenauen Übersetzungen aus der hebräischen bzw. griechischen Sprache des Urtextes.
Dieses Buch will keine bessere Kinderbibel sein, sondern verfolgt andere Ziele. In breiter angelegten, ausführlicheren Erzählungen wird die biblische Vorlage auf Lebenssituationen und Bedürfnisse der Kinder – in der sich durchaus auch Erwachsene wiederfinden können – ausgerichtet. Es geht darum, das Alte der Bibelsprache und -inhalte in das Neue unserer heutigen Zeit in die Erfahrungswelt der Kinder hinüberzutragen. Altes und Neues stehen gleichrangig nebeneinander. In diesem Sinne haben die Erzählungen durchaus den Charakter von kleinen Erzählpredigten.
Begleitung auf dem Weg durch das Kirchenjahr
Die notwendigerweise getroffene Auswahl der Erzählungen orientiert sich am Kirchenjahr und setzt dementsprechende Akzente. Dieser Erzählweg entspricht sicherlich den treffendsten Anlässen zum Erzählen vom Glauben und seiner Darstellung in der Bibel. Damit ist auch die Konzentration auf neutestamentliche Bibelgeschichten gegeben. Darüber hinaus werden gelegentlich noch weitere zentrale Erzählungen zum Alten und Neuen Testament sowie zu Nikolaus und Sankt Martin angeboten.
Die Advents- und Weihnachtszeit ist die Zeit der Erwartung und Erfüllung des Erwarteten. Die Geschichten laden dazu ein, dieser Erwartung Gestalt zu geben, sie auf die weihnachtliche Botschaft hin zu verinnerlichen. Adventskranz, Lichter, Lieder geben dem Erzählen einen passenden Rahmen, und die Geschichten füllen diesen mit eindrücklichen Inhalten. Zu den biblischen Inhalten treten die vorweihnachtlichen Legenden um Nikolaus und den Weg von Maria und Josef nach Bethlehem, Erzählungen zum Entstehen der biblischen Weihnachtsgeschichten sowie ein Ausblick auf den jüdischen Festkalender. Der Jahreswechsel thematisiert mit einer alttestamentlichen Erzählung den Neuanfang.
Der Festkreis der Passions- und Ostergeschichten birgt mancherlei Herausforderungen. Die Passionsgeschichten thematisieren mit dem Leiden und Sterben Jesu die dunklen Seiten des Lebens. Was zu einem hilfreichen Umgang mit ihnen beiträgt, sind Geschichten, in denen das bedrängende Dunkle eingebettet ist in den Weg hin zu neuem Licht und Leben. Darauf sind diese Erzählungen ausgerichtet. Dazu tritt die große Frage: Warum musste Jesus sterben? Es wäre fatal, dem jüdischen Volk die Schuld daran aufzuladen. Dieser antisemitische Nährboden darf keinen Raum gewinnen! Zugleich gilt es, eine abstrakte Erlösungs- und Opfertheologie (Jesu Leiden und Tod zur Vergebung unserer Sünden) aufzulösen in ein »Für uns gestorben«, das mit den Gestalten der Erzählungen zu nachvollziehbaren Gedankengängen einlädt. Sie knüpfen an heutige Erfahrungen an – etwa an Erfahrungen mit Menschen, die bis in gefährliche Situationen hinein ihrem Auftrag, ihrer Verantwortung treu geblieben sind.
Eine weitere große Herausforderung ist die Auferstehungsbotschaft: In allen fünf Ostererzählungen geht es darum, statt Vorstellungen von der Wiederbelebung des Leichnams Jesu die Botschaft vom neuen und anderen Leben des Auferstandenen zu entfalten. Das spiegelt sich in den Erfahrungen der Beteiligten, nämlich in ihrem Aufbruch aus der Trauer zu neuer Freude, vom lähmenden Stillstand zu lebendiger Bewegung.
Auch wenn solche theologischen Herausforderungen für die Kinder noch nicht aktuell erscheinen mögen, muss sich verantwortliches Erzählen ihnen dennoch stellen, um Kindern wie auch Erwachsenen ein angemessenes und weiterführendes Verständnis zu ermöglichen. Dazu dienen auch die den jeweiligen Erzählungen vorangestellten knappen theologischen Erläuterungen.
Der Festkreis der Pfingstzeit mit der Pfingstgeschichte in ihrer Mitte scheint aus dem Bewusstsein vieler, auch christlich sozialisierter, Menschen zu verschwinden. Die Erzählungen dazu wirken dem entgegen, indem sie die abstrakte Rede vom Heiligen Geist durch Bilder seines Wirkens veranschaulichen, nämlich mit dem Blick auf die Weite und Vielfalt von Gottes gutem Geist.
Mit Erntedank, Kirchweih-, Martins- und Reformationsfest klingt die erzählende Begleitung durch das Kirchenjahr aus.
Hilfen zum Bewältigen von vielfältigen Herausforderungen des Lebens
In allen Erzählungen geht es nicht nur um die auf den Jahreskreis ausgerichteten Themen. In ihnen stecken auch Antworten auf die elementaren Fragen, mit denen alle und zu jeder Zeit konfrontiert sind. Es geht um Vertrauen und Anerkennung, um Enttäuschungen und deren Überwindung, um das Zusammenleben mit den anderen, um den Umgang mit Konflikten und die Übernahme von Verantwortung – und in all dem um eine Gottesbeziehung, die stark macht für all die Aufgaben, die das Leben stellt. Es geht um die große Frage, wie das Reden von Gott glaubwürdig sein kann, und um mögliche Antworten, die zugleich immer wieder zu neuen Fragen anregen.
Diese Fragen und Lebensthemen samt den Antworten und den Beiträgen dazu aus christlicher Sicht fächern sich so vielfältig auf, wie das Leben eben ist. Da helfen keine allgemeingültigen Leitsätze, sondern Impulse und Botschaften, die ebenso vielfältig in immer wieder neuer Gestalt begegnen. Dafür sind Erzählungen in hervorragender Weise geeignet, vor allem die der Bibel. Die grundlegenden Lebensthemen bleiben die gleichen und begegnen doch in immer wieder neuen Variationen, regen in stets neuem erzählerischen Gewand zu Begegnung und Auseinandersetzung mit ihnen an. Dazu helfen in diesem Buch auch ausführliche Register, die dieses Zusammenspiel von Elementarem und Vielfältigem, von der einen guten Botschaft des Evangeliums von Gott und Jesus Christus und den vielfältigen Reflexionen im Leben der Christus-Nachfolger transparent machen. So erleichtern sie die Suche nach der passenden Erzählung zur jeweiligen Situation.
Die Zielsetzung und Botschaft
Biblische Berichte und Erzählungen haben kaum nur eine einzige Zielsetzung. In die Vielfalt unserer Gegenwartserfahrungen treten unterschiedliche Auslegungen von biblischen Texten. Es ist immer wieder anregend, mitzuerleben, wie Menschen in der Begegnung mit biblischen Texten ihren persönlichen »roten Faden« finden, der sich von denen anderer Personen unterscheidet. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Vorüberlegungen die gewählte Ausrichtung erläutern und sie begründen mit ihrem wiederkehrenden Dreischritt von »Biblischer Zusammenhang«, »Zugänge zu eigenen Erfahrungen« und »Zur Erzählung«. und damit dazu einladen, sich auf die für die Erzählung gewählte Möglichkeit einzulassen. Das entscheidende Kriterium, dem alle Auslegungen standhalten müssen, ist immer, ob die Botschaft der Geschichte insgesamt der »Frohen Botschaft«, dem Evangelium, entspricht – aber nicht, ob alle möglichen Auslegungen aufgenommen und erkennbar sind.
Die Hauptpersonen
Sie gehen in der Erzählung ihren Weg zur Botschaft, so wie sie sich ihnen erschließt. Sie erleben das Befreiende, Bereichernde, das sie schenkt. Es sind Wege vom Zweifeln zur Vergewisserung, von Ängsten zur Erleichterung, vom Dunkel zum Licht, von Hindernissen zu deren Überwindung, von enger Sichtweise zum weiten Blick. Diese Personen laden dazu ein, den Erzählweg mitzugehen, mit ihm auch auf die eigenen Erfahrungen, Wünsche und Hoffnungen zu blicken und dem geöffneten Horizont zu begegnen. Der Erzählweg bleibt immer ein Angebot. Was die Hörenden für sich gelten lassen wollen, bleibt ihre eigene Entscheidung.
Auch in der Wahl der Personen soll sich das Alte mit dem Neuen verbinden. Wo die Bibel konkrete Personen mit ihren Namen vorstellt, wird dies aufgenommen. Was sie offen lässt, darf mit eigenen Erfahrungen und Empfindungen weitergezeichnet werden. Damit kann es gelingen, den Blick von den äußeren Umständen weg auf das zu richten, was die Personen in ihrem Inneren bewegen. Denn um das Innere geht es, wenn die Leben spendende Botschaft Menschen erreicht und verändert. Solches erzählerische Ausleuchten ermöglicht den Hörenden, sich in den Personen der Geschichte wiederzufinden – in ihrem je eigenen Aufnehmen und Verarbeiten des Gehörten.
Aus erzählerischen Gründen ist es oft angezeigt, weitere Personen zu erfinden. Der innere Monolog kann so zum anregenden Dialog werden, zum Wechselspiel zwischen Fragen und Antworten. Das kann auch zum Angebot führen, die Rollen zu tauschen, sich im anderen Gesprächspartner wiederzufinden und mit dessen Sicht auf das Erzählgeschehen zu blicken.
Die Szenerie
Erzähltes geschieht nie im leeren Raum, sondern in konkreter Umgebung. Erzählung wird anschaulich, wenn das innere Auge etwas zu sehen bekommt, wenn die Ereignisse, Gespräche, Einsichten in einem vorstellbaren Umfeld lokalisiert werden können. Das Hören des Erzählten wird so zum »Kino im Kopf«. Zentrale Sätze der Erzählung hängen nicht in der Luft, sondern gewinnen Bodenhaftung.
Das hilft zum einen, der Erzählung eine Struktur zu geben, in der jede neue Szenerie auch etwas Wichtiges für den Fortgang des Geschehens anbietet. Mitzugehen an einen neuen Ort, macht neugierig auf das, was sich dort ereignen wird. Das hilft auch, sich gut an das Erzählte erinnern zu können.
Die Angebote der biblischen Texte sind hierin oft nur stichwortartig. Auch Informationen zur biblischen Umwelt geben für die jeweils konkreten Szenerien oft nur wenige Hinweise. Die werden so gut wie möglich aufgenommen. Um der Erzählung die hilfreiche Anschaulichkeit zu geben, ist es oft nötig, sie so weiter zu verlebendigen, bis in den Zuhörenden eigene innere Bilder entstehen können, in denen das Gehörte Platz nimmt.
Wie es nach dem Erzählen weitergehen kann
Gesprächsanregungen
Die Aufforderung zum nacherzählenden Wiederholen hat ihr Recht im Blick auf die äußere Gestalt der Bibelgeschichte, auf Namen, Orte, vor allem auch auf zentrale Aussagen, auf die Botschaft des Erzählten. Dazu sollten aber unbedingt Impulse treten, mit denen zur Sprache kommen kann, wie die Kinder die Geschichte gehört haben, was ihnen zu Herzen gegangen ist. An das (Vor)Lesen anschließende Fragen sollen Türen öffnen zur je individuellen Welt der inneren Bilder, zur je persönlichen Aneignung, zu eigenen Gedanken und Eindrücken, auch zu weiteren Fragen, Vermutungen und Ideen.
Wie haben die Hörenden den Erzählweg mitverfolgt? Was ist dabei bei ihnen selbst wach geworden?Wie hat die Botschaft des Erzählten auf sie gewirkt?Was fordert zum Weiterdenken auf?Gestaltungsanregungen
Sie laden dazu ein, mit Augen, Mund und Händen in der Geschichte zu verweilen und den Kindern die Zeit zu gönnen, sich die Geschichte über das Tun anzueignen.
Das Betrachten von Bildern regt dazu an, den Malern auf ihrem Weg mit der Geschichte und den Haltestationen auf die Spur zu kommen und mit den eigenen Wegen zu vergleichen. Im absichtslosen Malen kann der eigene Wanderweg durch die Geschichte weitergehen.Kreative Aufgaben stellen das Erzählte in einen neuen Zusammenhang und fordern zu einer weiteren Auseinandersetzung mit ihm auf.Gruppenaufgaben fordern dazu heraus, eigene Eindrücke und Wirkungen der Geschichte zu teilen.Dieses Vorlesebuch unterstützt auf vielfältige Weise dabei, die Bedeutung des in der Bibel Überlieferten für unsere Gegenwart zu entdecken: in den Suchhilfen zum Finden der geeigneten Bibelgeschichten für bestimmte Situationen; beim Vorlesen in Kindergruppen und Schulklassen, beim Bereichern der Festrituale mit zugehörigen Festgeschichten in Kita, Schule, Gemeinde und Familien, auch zum absichtslosen Stöbern im Buch und Hängenbleiben an einzelnen Geschichten, als Wegweiser zu Entdeckungsreisen in die Welt der Bibel – und nicht zuletzt auch zum Finden von Anregungen für das eigene, selbstständige Weitererzählen biblischer Geschichten.
Zu zahlreichen Themen und Erzählungen finden Sie ergänzendes Material auch digital unter: https://www.frieder-harz.de/pages/digitale-ergaenzungen.php.
Wie finde ich eine Bibelstelle?
Beispiel
Falls es den Titel eines Buches mehrfach gibt (z.B. 1. Korinther, 2. Korinther) zeigt die Zahl vorne an, um welchen Titel es sich genau handelt.Folgt hinter der Verszahl ein f, so ist noch der anschließende Vers gemeint; folgt ein ff sind die weiteren Verse gemeint.Werden Verse ausgelassen, dann wird das durch einen Punkt gekennzeichnet (z.B. Lukas 1,26-34.38 bedeutet, dass die Verse 35 bis 37 ausgelassen werden)Auffinden einer Bibelstelle in der Bibel
Mache das Buch ausfindig, aus dem der Vers stammt. Verwende dazu die Inhaltsübersicht der Bibel, die dort ganz am Anfang steht. Finde den Namen in der Übersicht und gehe auf die Seite, die bei diesem Buch angegeben ist.Ermittle das Kapitel und die Verszahl. Wie bei anderen Büchern steht auch die Kapitelzahl deutlich erkennbar hervorgehoben im Text.Nachdem das richtige Kapitel gewählt ist, gehe zur ausgewählten Versnummer.Weihnachtsfestkreis
Advent
Advent
Den beiden größten Festen im Kirchenjahr – Weihnachten und Ostern – gehen Wochen der Vorbereitung und Einstimmung voraus. Vor dem Christfest ist es die Adventszeit, die Zeit des Wartens und der näher rückenden Ankunft des Erlösers, bis wir am Weihnachtsfest die Geburt Jesu feiern. Gemäß alter kirchlicher Tradition ist die Adventszeit auch eine Fastenzeit. Das hat sich inzwischen freilich oft ins Gegenteil verkehrt. An Weihnachten schmeckt dann das bereits vorher reichlich genossene Gebäck gar nicht mehr. Die Weihnachtslieder haben schon vorher die Weihnachtsmärkte beschallt, die Weihnachtsdekoration hat zum Jahresende ausgedient. Beim Geburtstag ist das zum Glück anders. Da darf vorher keinesfalls gratuliert und gefeiert werden. Lässt sich etwas davon auch auf den »Geburtstag« Jesu übertragen?
Wartezeiten aushalten zu können ist eine wichtige Lernaufgabe für das Leben. Und es ist auch eine zentrale Erfahrung für den Glauben: etwa wenn Gebetswünsche nicht gleich in Erfüllung gehen, wenn Durststrecken durchgestanden sein wollen, wenn der Lebensweg durch dunkle Täler führt.
Aber es gibt ja einiges, das uns das Warten erleichtert. Es sind sichtbare Zeichen, dass das Fest wirklich näher rückt: der Adventskalender etwa und überhaupt all die Vorbereitungen, die auf Weihnachten hin immer dichter werden. Unverzichtbar ist der Adventskranz. In seiner ursprünglichen Form gab es für jeden Tag eine Kerze und für die vier Sonntage eine herausragend größere. In Kitas und Kindergruppen wird das zuweilen mit einem Kerzenkranz am Boden wiederbelebt.
Dieses Kapitel bietet erste Begegnungen mit den biblischen Hauptpersonen an: mit Maria und Josef noch in Nazareth, auch mit dem alten Simeon, der sein Leben lang auf das Kommen des Heilands wartete. Mit diesen Personen leuchtet bereits viel Weihnachtliches auf. Und vielleicht begleiten wir auch schon Maria und Josef auf ihrem Weg nach Bethlehem, bis wir dann im Weihnachtsevangelium so richtig davon hören.
Vielleicht gelingt es – auch mithilfe dieser Erzählungen, die Adventszeit als eine Zeit der Stille wiederzugewinnen, mit dem Betrachten der lebendigen Kerzenflammen, dem Singen der Adventslieder und dem Eintauchen in die Erlebniswelt der vorweihnachtlichen Begleiter. Eine Gestaltungsanregung für die gesamte Adventszeit 5.
Marias Begegnung mit dem Engel
Wertschätzung • Warten • Engel • Vertrauen • Licht • Geheimnis • Geduld
Lukas 1,26-38
Ziele
Mit den Kindern die Advents- und Weihnachtszeit gestaltenMarias Bedeutung für das Christentum erfahrenDie Wertschätzung nachempfinden, die Maria mit der Engelsbotschaft erfährtTheologisieren mit Kindern zum Thema »Engel als Boten Gottes«Zur Information
Biblischer Zusammenhang
Nur der Evangelist Lukas berichtet von der Begegnung Marias mit dem Engel Gabriel. Sie mündet in seinem Evangelium in ein Lied, das Maria singt (Lukas 1,46ff.) – ein Lied von dem erwarteten und nahen Erlöser aus den bedrückenden Verhältnissen unter der römischen Besatzungsmacht, der Befreiung aus Ungerechtigkeit und Not.
Engelsbotschaften kennzeichnen die Geburt Jesu als göttliches Geschehen. Gabriel überrascht Maria in ihrem häuslichen Umfeld und kündigt ihr das Ereignis an, mit dem die junge, einfache Frau aus dem Volk zur Mutter des erwarteten Heilands (»Messias«) werden wird.
Digitale Ergänzung
(1) Die theologische Einordnung der Jungfrauengeburt
(2) Texte zur Geburt Jesu in der Überlieferung des Koran
https://www.frieder-harz.de/pages/digitale-ergaenzungen.php
Zugänge zu eigenen Erfahrungen
In die widerstreitende Gefühlswelt Marias zwischen Verunsicherung und Unruhe einerseits sowie Freude und Erwartung andererseits kann man sich gut hineinversetzen. Die Engelsbotschaft ist Wertschätzung und auch Ermutigung, die Maria auf dem bald anstehenden und mühsamen Weg nach Bethlehem noch brauchen wird.
Zur Erzählung
Sie betont die biblischen Akzente durch ein vorangestelltes Gespräch Marias mit ihrer Freundin, in dem die Hoffnung auf Gottes Eingreifen zum Ausdruck kommt. Allerdings mischt sich in die Erwartung auch Skepsis. Maria kann sich nicht vorstellen, wie der neue König auch für die ganz gewöhnlichen Menschen in Nazareth hilfreich sein könnte. Das bereitet den mit der Botschaft des Engels geschehenden Umschwung vor, mit dem sich die Bedenken auflösen und der alles in eine neue Perspektive rückt, ganz anders, als Maria es hätte ahnen können.
Guter Gott, wenn meine Mutter zu mir sagt: »Du bist mein Engel«,
dann weiß ich, dass sie sich über mich freut.
Das ist auch wie eine Engelsbotschaft für mich.
Gib, dass ich möglichst oft in meinen Mitmenschen
Engelsboten erkennen und dir dafür danken kann.
Amen
Inhalt der Geschichte
An einem ganz normalen Arbeitstag kreisen Marias Gedanken um die Erwartung des Königs, den Gott als Befreier schicken wird. Dann geschieht das völlig Unerwartete und Geheimnisvolle: Der Engel Gabriel erscheint mit einer Botschaft, die Marias Leben eine entscheidende Wende gibt. Sie wird die Mutter des kommenden Erlösers sein.
So wird erzählt …
Für Maria beginnt der Tag wie viele andere auch: aufstehen, waschen, Frühstück machen, zum Brunnen gehen und neues Wasser holen, ein paar Worte mit der Nachbarin wechseln, die Haustiere füttern, die Wohnung aufräumen, zum Markt gehen und einkaufen und vieles andere mehr. Am liebsten tut Maria die Dinge, bei denen sie mit anderen ins Gespräch kommt: Was gibt es Neues in Nazareth? Wie geht es der Mutter von Eli, die so krank ist? Muss Jonathan seine Kuh verkaufen, um die hohen Steuern bezahlen zu können? Ihre Freundinnen und Freunde sind nicht reich. Sie erfährt viel von der Not der Menschen, denen das Geld nicht reicht, um Mehl für das tägliche Brot einzukaufen.
Seit einiger Zeit reden die Leute immer wieder von dem gleichen Thema: Man sagt, bald wird der Messias kommen, der neue König. Mit ihm soll alles anders werden. Maria will gerade zum Brunnen gehen, da kommt ihre Nachbarin Judith vorbei: »Meinst du, es wird besser, wenn der neue König kommt?«, ruft sie ihr zu. »Was soll denn anders werden?«, fragt Maria zurück. »Der König wohnt dann in Jerusalem, was soll da bei uns in Nazareth anders werden? Er wird in einem schönen Palast leben und dort mit den reichen Leuten reden. Was hat das mit uns zu tun?« Judith wendet ein: »Aber die Leute sagen, es wird ein ganz anderer König sein, einer, der genau weiß, dass es auch die weniger reichen und ganz armen Menschen gibt. Er wird dafür sorgen, dass es gerecht zugeht im ganzen Land.« Maria erwidert: »Wie soll das geschehen? Da müsste er ja eine Zeitlang bei solchen Leuten wie uns wohnen. Nur so erfährt er, wie es uns geht, uns, die nicht so gut dran sind wie die hohen Herren in Jerusalem. Kannst du dir das vorstellen?« Judith schüttelt den Kopf.
Als Maria vom Brunnen zurück ist, die Wohnung aufräumt und sauber macht, da geht ihr immer wieder durch den Kopf: Was könnte wohl anders sein mit dem neuen König, auf den alle warten? Welche Berater könnte dieser König haben? Wie könnte er erfahren, wie es den einfachen Leuten geht, damit er ihnen helfen kann?
Plötzlich geschieht etwas Sonderbares. Es wird hell in der Stube. Ein Licht ist da, das Maria noch nie gesehen hat. Und in diesem überirdischen Licht steht auf einmal eine Person im Zimmer. Zuerst bekommt Maria einen riesigen Schreck. Aber die Gestalt sagt mit freundlicher Stimme zu ihr: »Maria, fürchte dich nicht, hab keine Angst! Ich bringe dir eine gute, wichtige Nachricht von Gott!« Die Angst verschwindet und Maria wird neugierig. Sie weiß jetzt, dass diese Person ein Engel ist und sie hat Vertrauen zu ihr. »Aber warum kommt der Engel gerade zu mir?« geht es ihr durch den Kopf. »Ich bin Gabriel«, sagt der Bote Gottes. Ich bringe dir die Nachricht, dass bald der neue König zur Welt kommt«. – »Warum gerade mir«, traut sich Maria jetzt zu fragen, »hier in Nazareth, weit weg von der Hauptstadt Jerusalem?« »Weil du die Mutter dieses Kindes sein wirst«, antwortet Gabriel. »Du wirst es zur Welt bringen. Hier in Nazareth wird es aufwachsen.«
In Maria wirbeln Gefühle und Gedanken durcheinander. Es ist zu viel, was da auf sie einstürmt. Sie hört sich sagen: »Es ist gut, wenn der neue König bei uns in Nazareth aufwächst. Dann weiß er, wie es uns hier geht.« Sie macht eine kurze Pause, dann überfällt sie wieder ihre große Frage: »Aber ich bin doch eine ganz unbedeutende Frau, keine Königin! Warum soll gerade ich seine Mutter werden? Ich weiß doch gar nicht, wie man mit einem Königskind umgeht!« Gabriel antwortet ihr: »Mach dir keine Sorgen! Gott hat dich auserwählt. Er wird dir alles zeigen, was du wissen musst. Und denke daran: Dein Kind wird ein ganz anderer König werden als die bisherigen Könige in der Hauptstadt Jerusalem!« Maria atmet tief durch und fragt dann ziemlich ratlos: »Wie soll das alles gehen? Das ist alles so neu und seltsam für mich!«
Doch da ist das Licht schon wieder verschwunden und mit ihm der Engel. Maria kann jetzt nicht weiterarbeiten. Alles ist ganz anders als vorher. Sie sitzt lange da und denkt darüber nach, was der Engel Gabriel zu ihr gesagt hat. Nach und nach werden die Gedanken in ihrem Kopf und auch die Gefühle in ihrem Herzen klarer. Die Erinnerungen an die Gespräche mit den Nachbarinnen sind wieder lebendig. Aber zu ihren Erwartungen und Fragen ist jetzt etwas ganz Neues hinzugekommen, durch das alles in einem neuen Licht erscheint. In ihr wächst ihr eigenes Bild vom neuen König heran. Sie fängt zu singen an, singt ihren Dank an Gott für das Großartige, das gerade jetzt mit ihr, mit der Engelsbotschaft an sie begonnen hat.
Gesprächsimpulse
Zuerst hatte Maria Angst. Aber dann geht es ihr viel besser. Was meinst du, was bei ihr anders geworden ist?Immer wieder geht Maria die Botschaft des Engels durch den Kopf. Sie versucht sich vorzustellen, was diese Botschaft für ihr Leben bedeuten wird.Maria muss an ihr Gespräch mit der Nachbarin Judith denken. Was der Engel gesagt hat, passt gut zu dem, was sie vorher mit ihrer Freundin besprochen hatte. Am liebsten möchte Maria gleich zu Judith hinübergehen und ihr alles sagen. Sie überlegt sich, wie sie anfangen könnte, von der Neuigkeit zu erzählen.Einem wird sie es bestimmt erzählen, das ist Josef, ihr Verlobter. Sie überlegt sich, was sie ihm sagen wird, wenn er von der Arbeit heimkommt.Gestaltungsanregungen
Bildbetrachtung
Fra Angelico, Florenz, 1400–1455
Fra Angelico, Verkündigung Mariä, Florenz, 1400-1455; © Fresko im Nord-Korridor von San Marco, Florenz
Vor langer, langer Zeit hat ein Maler in Italien dieses Bild gemalt. Seht es euch in Ruhe an.Das Wichtigste hat er ganz groß gemalt. Das könnt ihr sofort erkennen …Erzählt, was ihr auf dem Bild seht!(Engel Gabriel und Maria, beide mit Heiligenschein; Maria sitzt auf einer Art Stuhl; vor sich hat sie ein kleines Buch, in dem sie gerade gelesen hat; sie verschränkt die Arme; sie hat ein rotes Kleid und einen blauen Mantel; das Gewand des Engels ist prächtig gestaltet; der Engel zeigt mit dem Finger auf Maria und der Maler hat Worte gemalt, die aus seinem Mund kommen; der Engel hat lange Flügel, die bis in den Garten hinein reichen; Haus mit vielen Säulen; am Boden sind Teppiche; über einer Säule ist ein Bild; über Maria schwebt ein kleiner Vogel in hellem Licht; oben links im Bild ist auch ein Engel, der zwei Menschen wegschickt, aber das ist ganz klein gemalt.)
Leider kann der Maler nur sehr schwer darstellen, was die Hauptfiguren sagen. Aber wenn wir die beiden genau betrachten, auf ihre Gesichter, Hände und Bewegungen achten, dann können wir es uns gut vorstellen …Versucht einmal, selbst die Gesten und Bewegungen der beiden Personen nachzumachen. Ihr könnt dazu sagen, was die beiden reden und hören. Um den Kopf haben die beiden einen goldenen Schein. Damit will der Maler etwas über die Bedeutung dieser beiden Personen sagen. Was meint er wohl?Das Gewand und die Flügel des Engels hat der Maler mit ganz besonderer Sorgfalt gemalt. Seht es euch noch einmal genau an! Warum hat er wohl den Engel so besonders sorgsam gemalt? (Engel als Bote Gottes)Auch Marias Gewand ist kostbar. Rot war damals eine sehr wertvolle Farbe. Blau war die Farbe des Himmels, die Farbe Gottes. Warum wohl hat der Maler der Maria ein kostbares Gewand in diesen beiden Farben gegeben? (Mit der Botschaft des Engels wird sie zu etwas ganz Besonderem.)Wer könnte wohl die Figur über der Säule sein? (Die Vermutungen können von Gott, der dem Geschehen zusieht, bis zum Besitzer des Hauses reichen.) Das Haus mit den Säulen ist sicher ganz anders als das Haus, in dem Maria damals gewohnt hat. Warum wohl hat es der Maler gerade so gemalt? Ich kann euch verraten, dass es damals in der Stadt, in der der Maler lebte (Florenz), viele solche Häuser gab. (Vielleicht wusste er nicht, wie die Häuser zur Zeit Marias aussahen und malte so, wie er es kannte; vielleicht wollte er auch das Haus besonders kostbar malen, so wie die Gewänder.)Seltsam ist der Vogel über Maria. Was er wohl bedeuten soll? (Die Taube als Symbol des Hl. Geistes ist kleinen Kindern wohl nur schwer zu erklären. Aber sie ist im hellen Lichtschein, und das könnte ein Hinweis auf die Kraft Gottes sein, die Gott Maria schenkt für alle ihre neuen Aufgaben.)Im Garten sind viele Blumen. Ich könnte mir denken, dass sie der Maler genauso gerne gemalt hat, wie ihr Blumen malt. Worüber hat sich der Maler wohl besonders gefreut, als er diese Geschichte in einem Bild malte?Der Maler hat auch eine zweite Geschichte in das Bild hinein gemalt: Es ist die Geschichte von Adam und Eva, die von einem Engel aus dem Gottesgarten vertrieben wurden. Aber er malt diese Geschichte nur ganz klein. Sie ist ihm nicht so wichtig. Warum wohl? (Das obere Bild zeigt eine schlechte Nachricht des Engels, das Hauptbild eine gute Nachricht.)Engel abklatschen
Mit einem dicken Pinsel viel Farbe im Malkasten so wässrig anrühren, dass eine grobe Engelform zügig und nass auf ein Blatt Papier aufgetragen werden kann. Schnell und solange die Farbe noch flüssig ist, ein zweites Blatt darauf legen und mit der Hand darüber streichen, dass die nasse Farbe sich verteilt. Nach dem Auseinanderziehen der Blätter wird in den meisten Fällen die Engelsgestalt zugegebenermaßen kaum mehr erkennbar sein – durch nachträgliches Über- und Einarbeiten mit Buntstiften oder Malkreiden wird dem Zufall so lange nachgeholfen, bis wieder ein Engel mit weit ausgebreiteten Flügeln erkennbar wird. Der ist dann aber besonders luftig und zart, genauso, wie unsichtbare Engel eben aussehen könnten.
© Margarete Luise Goecke-Seischab; Wir danken für die freundliche Genehmigung des Abdrucks.
Tafelkreide-Engel auf getöntem Grund
Auch diese Technik lieben Kinder wegen der ungewohnten Gestaltungsmittel: Tafelkreide, Packpapier oder Tonpapier.
Es ist für viele Kinder an sich schon ein Erlebnis, mit Tafelkreiden, die doch eigentlich Lehrerinnen und Lehrern vorbehalten sind, malen zu dürfen. Noch spannender finden sie, zu erproben, welche feinen Spuren diese Kreiden (im Vergleich auch zu den vielen Kindern bekannten derben Straßenkreiden) hinterlassen und wie schön sie pudern, wenn sie auf rauem Untergrund aufgetragen werden.
Die Kinder malen zunächst Engel mit Kreide auf das Packpapier. Die Farbspuren lassen sich mit dem Finger verreiben, dann werden die Flächen weich und sehen aus wie Samt.
Tipp:
Farbbegrenzung
Legen Sie den Kindern ausschließlich weiße Kreide und zwei weitere Farbtöne bereit.Vielen Kindern ist es zwar ungewohnt, nur mit bestimmten, vorher ausgewählten Farben zu malen. Doch bald werden sie sich freuen, wie dadurch besonders zartfarbige Engel entstehen, die so aussehen, als wären sie durchsichtig.
Statt des teuren Tonpapiers eignen sich auch vorher zugeschnittene Packpapiere. Sie werden auf der groben Rückseite bemalt.
Tipp:
Zuckerkreiden verwenden
Das lästige nachträgliche Fixieren der pudernden Kreiden lässt sich mit Zuckerkreiden vermeiden.
Legen Sie die Kreiden einige Stunden in Zuckerwasser und lassen Sie sie wieder trocknen. Das bindet die Kreidepartikel und macht das lästige und unangenehm riechende Fixieren unnötig.
Straßenkreiden sind zum Malen auf Papier ungeeignet, sie sind zu körnig und zerkratzen nur das Papier.
Seidenpapier-Engel kleben
Kinder mögen bunte Seidenpapiere und sie schnipseln und kleben gerne. Das machen wir uns für feine, geklebte Papiercollagen zunutze.
Auf einen weißen oder auch leicht getönten Untergrund kleben die Kinder mehrere gerissene oder ausgeschnittene Papierstücke zu möglichst engelähnlichen Figuren.
Winzige Seidenpapierkügelchen können geformt und schmückend appliziert werden. Ebenso können Flügel durch geknüllte oder gefaltete Papierstreifen fast reliefartig hervorgehoben werden.
Werden die fein und duftig gestalteten Engel statt auf Papier auf ein Stückchen Wellpappe geklebt, wird der Gegensatz von zart und derb noch stärker hervorgehoben.
Tipp 1:
Klitzekleine aufgeklebte Goldschnipselchen von einem Schokoladenpapier oder von glitzernden Bonbonpapieren lassen den Engel bei wechselndem Licht aufblitzen und geben ihm eine besonders festliche Note.
Tipp 2:
Die Schnipselschachtel
Beim Reißen und Kleben bunter Papiere fallen Mengen kleiner und großer Schnipsel an. Sie können in einer Schnipselschachtel gesammelt werden und sind eine Fundgrube für spätere Arbeiten, wenn gerade ein Stückchen Lila, ein Fitzelchen Rosa oder Maigrün gesucht werden.
Durchscheinende Fensterengel
Warum Engel nicht gleich als durchscheinende himmlische Wesen am Fenster schweben lassen?
Die Kinder reißen oder schneiden aus hellen Papieren aus reißbaren leichten, durchsichtigen Farbpapieren (z.B. Laternenpapier) die Teile, die sie für ihren Engel brauchen: einen Kopf, das Kleid, mehr oder weniger auffallende Flügel, vielleicht auch Arme und Füße und legen sie auf den weiß oder hellgrau durchscheinenden Untergrund. Dann muss alles vorsichtig zusammengeklebt werden.
Nun wird das Bild gegen das Licht gehalten. Mit einem schwarzen oder goldenen Stift Augen, Nase, Mund, ein paar Federn an die Flügel zeichnen, ein paar Punkte, Striche, Zickzackmuster auf den Rocksaum und fertig ist der durchscheinende Fensterengel, der wegen des gezeichneten Schmuckes auch von vorne gut aussieht. Er muss nur noch an das Fenster geklebt werden.
Tipp:
Als Untergrund sind ersatzweise auch Butterbrot- oder Architektenpapier (gibt es als Transparentblock) sehr gut geeignet.
© Margarete Luise Goecke-Seischab; Wir danken für die freundliche Genehmigung des Abdrucks.
Josefs Begegnung mit dem Engel
Beziehungskrise • Rollenfindung • Träume • Verantwortung • Minderwertigkeitsgefühl • Kränkung • Engel
Matthäus 1,18-25
Ziele
Die Kinder empfinden mit, wie das Gefühl schmerzt, von etwas Wichtigem ausgeschlossen zu sein, und das Gefühl der Zugehörigkeit guttut.Sie nehmen wahr, wie Josef mit der Traumbotschaft des Engels seine Rolle und Aufgaben in der Geburtsgeschichte Jesu finden kann.Sie machen sich die Bedeutung der Engelbotschaften in den Weihnachtsgeschichten bewusst.Sie gestalten die Advents- und Weihnachtszeit mit Anregungen aus der Erzählung mit.Zur Information
Biblischer Zusammenhang
In den Weihnachtserzählungen spielt Josef meist nur eine Nebenrolle. Alles dreht sich – mit den Texten des Lukasevangeliums – um die Mutter Maria und das Jesuskind. Auch auf den Weihnachtsbildern der christlichen Kunst steht Josef meist am Rande des Geschehens. Das Matthäusevangelium setzt da einen anderen Akzent. Mehrfach erhält Josef im Traum eine wichtige Engelsbotschaft. Der ersten widmet sich die folgende Erzählung.
Josef ahnt, dass die Schwangerschaft seiner Verlobten Maria ihn in größte Schwierigkeiten bringen könnte, und will dies durch die Lösung des Verlöbnisses abwehren. Gut denkbar ist auch, dass er sich damit zugleich aus der für ihn undurchschaubaren Situation zurückziehen will. Davon wird er durch die Engelsbotschaft abgebracht. Er soll und kann weiterhin zu Maria stehen. Überdies gibt der Traumengel Josef im weiteren Geschehen bewusst einen aktiven, gestaltenden Anteil, er spricht ihm die Vaterrolle zu und stellt ihn vor entsprechende Aufgaben.
Klarheit schafft das Matthäusevangelium auch mit der theologischen Einordnung dieses geheimnisvollen Geschehens: Die Geburt des Erlösers ist die konkrete Erfüllung einer prophetischen Weissagung: »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns« (Matthäus 1,23). Wobei zugleich anzumerken ist, dass diese Worte auch mit »junge Frau« übersetzt werden können.
Digitale Ergänzung
Texte aus dem Matthäusevangelium, die das Kommen Jesu mit Überlieferungen aus dem Alten Testament begründen
https://www.frieder-harz.de/pages/digitale-ergaenzungen.php
Zugänge zu eigenen Erfahrungen
Jenseits detaillierter theologischer Klärungen lässt sich der Text im Matthäusevangelium auch gut als Krise der Beziehung von Josef und Maria verstehen. Durch Marias Begegnung mit dem Engel wird ihre Beziehung gewissermaßen zu einer »Dreiecksbeziehung«. Maria rückt in eine besondere Gottesnähe, die Josef als Störung seiner Liebe zu Maria empfindet. Er fühlt sich gewissermaßen aus dieser Beziehung hinausgedrängt. Da kann er nicht weiter mithalten. Das alles wird ihm zu viel. Da erscheint es ihm sinnvoller, sich zurückzuziehen und sich mit der damit verbundenen Trauer abzufinden.
Aber die Botschaft des Engels führt ihn wieder zurück in seine Paarbeziehung. Wichtige Aufgaben werden ihm zugewiesen. Die Namensgebung (»Das Kind soll Jesus heißen«, Matthäus 1,21) steht symbolisch für alle kommenden Vateraufgaben. Er muss nicht alles verstehen, vielmehr geben die geheimnisvollen Ereignisse der Beziehung zu Maria neue Intensität und Kraft.
Zur Erzählung
Sie widmet sich zunächst den widerstreitenden Gefühlen Josefs und mit der Engelsbotschaft deren Ausrichtung auf Josefs neues, großes Ziel. Zwei Engelsbotschaften strukturieren die Erzählung: durch die Engelsbotschaft an Maria fühlt er sich zurückgesetzt, mit der anderen in seinem Traum darf er wieder groß und wichtig werden. An die Stelle einer Klärung der Vaterschaft des Kindes tritt der Ausblick auf Josefs Vateraufgaben in der zukünftigen jungen Familie.
Inhalt der Geschichte
Als Josef von seiner Arbeit nach Hause kommt, erzählt Maria ihm von ihrer Begegnung mit dem Engel Gabriel. Das, was Maria mit Freude und Hoffnung erfüllt, weckt in Josef unangenehme Empfindungen und Gedanken. Zu dieser Maria passt er nicht mehr dazu. Aber dann erhält er in einem Traum seine eigene Engelsbotschaft, die ihm neue Perspektiven eröffnet.
So wird erzählt …
Müde und erschöpft kommt Josef von der Arbeit nach Hause. Den ganzen Tag über hat er in Nazareth zu tun gehabt. Er hat beim Bau eines neuen Hauses Holzbalken zurechtgesägt und an den fertigen Hauswänden befestigt. Mit ihnen konnte das flache Dach des Hauses gebaut werden. Aber jetzt endlich ist Feierabend. Josef freut sich auf Maria, die er bald heiraten will. Da gibt es ja noch so viel zu besprechen.
Maria wartet schon auf ihn in dem Haus, das ihre gemeinsame Wohnung werden soll. Sie hat das Abendessen hergerichtet und den Tisch festlich gedeckt. Josef wundert sich, denn es ist ja ein ganz normaler Werktag und er weiß von keinem Fest, das es zu feiern gilt. »Gibt es heute etwas Besonderes?«, fragt er Maria. Die hat schon auf diese Frage gewartet, denn sie fängt gleich mit dem Erzählen an: »Ja, Josef, es gibt etwas Besonderes, sogar etwas sehr, sehr Besonderes.« Josef ist gespannt darauf, was Maria zu berichten hat. »Es hat ein paar Tage gebraucht, bis ich so weit war, dass ich es dir sagen kann.« Josef fragt sich neugierig, was das wohl sein mag, und fordert Maria auf: »Los, sag schon, ich kann es kaum erwarten!« Und Maria erzählt: »Mir ist ein Engel begegnet, der Engel Gabriel, ein Bote Gottes. Er hat mir gesagt, dass wir ein Kind bekommen.« »Wieso«, fragt Josef verwundert, »sagt dir so etwas ein Engel? Soll denn mit dem Kind etwas Besonderes sein?« »Ja«, antwortet Maria, »dieses Kind ist ein Kind von Gott, dazu bestimmt, den Menschen Gottes Liebe und Nähe zu zeigen. In all dem, was es als Erwachsener tun wird, werden die Menschen erleben und kennenlernen, wie Gott für uns da ist und wie er uns hilft.«
Josef kommt aus seiner Verwunderung nicht heraus: »Das heißt«, meint er nachdenklich, »er soll der Bote Gottes, der neue König sein, auf den wir alle warten?« Maria nickt. »Und warum wirst gerade du seine Mutter?«, fragt Josef weiter. »Das habe ich den Engel auch gefragt«, berichtet Maria. »Und er hat geantwortet: Gott hat dich ausersehen, die Mutter dieses ganz besonderen Kindes zu sein, das ein wahres Gotteskind sein wird!« Maria erzählt, dass sie zuerst erschrocken ist und es Josef deshalb bisher noch gar nicht sagen konnte. Sie umarmt Josef und sagt: »Aber jetzt freue ich mich darauf, die Mutter dieses Kindes zu werden, mit dem Gott selbst unter den Menschen da sein wird.« Dann hält sie inne, schaut Josef nachdenklich an und fragt vorsichtig: »Freust du dich mit mir?«
Aber Josef kann sich nicht freuen. Zu viel geht ihm durch den Kopf. Er versucht, sich die Begegnung Marias mit dem Engel vorzustellen: Er sieht sie vor seinem inneren Auge im hellen Licht dieses Engels leuchten. Doch das ist nicht mehr seine Maria, die zu ihm gehört. »Die gehört mit ihrem Baby jetzt zu Gott und nicht mehr zu mir«, denkt er sich. Ein unangenehmes Gefühl steigt in ihm auf. Unhörbar murmelt er vor sich hin: »Ich gehöre da nicht dazu, zu dieser Gottes-Maria mit ihrem Gotteskind.« Es ist ein bitterer Gedanke. »Diese Sache mit dem Engel und seiner Botschaft geht nur sie etwas an, nicht mich. Ich war ja nicht dabei, ich habe von dem Glanz nichts abbekommen.« Josef liebt seine Maria sehr, sie wollten ja bald heiraten. »Aber das ist jetzt eine andere Maria«, setzt sich in ihm der Gedanke fest. »Sie steht jetzt viel zu sehr auf der Seite Gottes, als dass sie noch zu mir gehört.« Maria spürt, dass sich Josef nicht mit ihr freuen kann und versucht, ihn zu trösten. Aber Josef sagt: »Maria, lass mir Zeit, darüber nachzudenken!«
In der folgenden Nacht hat Josef einen Traum: Der ist jetzt auch für ihn etwas ganz, ganz Besonderes. Denn der Engel Gabriel begegnet auch ihm und sagt: »Josef, ich kann gut verstehen, wie dir zumute ist. Das Baby und mit ihm auch seine Mutter Maria gehören auf die Seite Gottes. Aber du gehörst dazu! Das Kind ist auch dein Kind, du wirst sein Vater sein und hast wichtige Aufgaben, die nur du erfüllen kannst.« Josef ist in seinem Traum sehr aufmerksam, er hört jedes Wort, das der Engel sagt, genau: »Josef, du hast die Vateraufgaben, so wie Maria die Mutteraufgaben hat. Zu ihnen gehört als erstes, dass du dem Kind seinen Namen gibst. Jesus soll es heißen, denn dieser Name zeigt an, dass mit diesem Jesus Gott selbst ganz nahe bei den Menschen ist. Damit das Kind später als erwachsener Mann vielen in ihrer Not helfen kann, braucht es zuerst zusammen mit Maria deine Hilfe. Ihr beide werdet schwierige Wege zu gehen haben, und du wirst der Anführer eurer kleinen Familie sein. Josef, hab keine Angst.« Der Engel spricht weiter: »Ich werde dir auch weiterhin zur rechten Zeit wieder im Traum erscheinen und dir dann sagen, was du zu tun hast. Ich bin auch dein Engel.«
Als Josef am Morgen aufwacht, geht es ihm schon viel besser. Jetzt fühlt er sich gar nicht mehr so fern von Maria. Auch er hat seine Engelsbotschaft bekommen. Er gehört zu Maria und dem Kind dazu. Maria fällt gleich auf, dass es ihm besser geht. Jetzt kann Josef auch ihr etwas Großartiges erzählen, nämlich von dem Besonderen, das er in der Nacht erlebt hat. Beide überlegen nun gemeinsam, wie es weitergehen soll, was in nächster Zeit zu tun ist. Sie machen sich auch Gedanken, was es wohl für schwierige Wege sein werden, die sie zu gehen haben, und bei denen auch auf Josef wichtige Aufgaben warten.
Gesprächsimpulse
Als Maria Josef von ihrer Begegnung mit dem Engel berichtet, spürt Josef unangenehme Gefühle in sich. Welche sind das wohl? Kannst du nachempfinden, wie es ihm geht und davon erzählen?Kennst du auch das Gefühl, wie es ist, wenn man auf einmal nicht mehr dazugehört?In der Geschichte hat der Engel gesagt, dass das Baby später den Menschen zeigen wird, wie Gott für uns da ist. Was hat er wohl damit gemeint?Auch andere Menschen können einen besonderen Auftrag von Gott haben. Welche Personen aus biblischen Geschichten, die du kennst, fallen dir dazu ein?Warum war es für Maria und Josef so wichtig, dass gerade ein Engel ihnen die wichtige Botschaft brachte?Können auch Menschen Gottesboten sein? An was kann man das erkennen?Welche schwierigen Wege, die auf Maria und Josef warten, hat der Engel wohl gemeint?Gestaltungsanregungen
Bildbetrachtung
Sieger Köder, Traum des Josef, Bad Uracher Altar
Sieger Köder, Traum des Josef. Uracher Altar (Ausschnitt); © Sieger Köder-Stiftung Kunst und Bibel, Ellwangen
Das Bild regt an zum Wahrnehmen und Deuten
der Farbgebung vom Blau über dunkles Grün zum Braunder Diagonallinie der drei Gesichterder Bedeutung der Händeder träumenden Gesichter der beiden MenschenIm Vordergrund liegt der schlafende Josef am Boden in dem Braunton der Erde. Über ihm breitet sich der größte Teil des Bildes mit dem Blau der himmlischen Sphäre aus. Ganz oben ist in einem Kreis eine Gestalt zu sehen, eingefasst von zwei riesengroßen Händen. Ist es der Engel oder ist es Gott selbst, der Maria mit ihrem hellen Menschengesicht den großen Auftrag und mit den Händen Begleitung und Schutz zugesprochen hat? Auch sie ist eine schlafende und träumende Person. Mit dem Blau ist sie mit der göttlichen Welt verbunden, aber genauso ist sie mit dem Braungrün der Erde zugehörig. Mit ihren geöffneten Händen reicht sie ihre empfangene Botschaft an Josef weiter. Sie nimmt ihn mit hinein in ihre kommenden Aufgaben, zu deren Bewältigung sie ihn braucht.
Folgen Sie mit den Kindern diesem Deutungsweg? Welche weiteren und vielleicht auch ganz anderen Ergebnissen kommen in den Gesprächen wohl zutage?
Guter Gott, wenn ich mich zurückgesetzt fühle und beleidigt bin, dann heißt es oft nur:
»Stell dich doch nicht so an. Du hast überhaupt keinen Grund, beleidigt zu sein«.
Aber ich habe doch einen Grund, und der steckt tief in mir drin. Es ist einfach so.
Ich finde es gut, dass Josef nicht belehrt oder gar getadelt worden ist,
sondern dass sein Engel ihn im Traum aufgerichtet und ihm Mut gemacht hat.
Bitte gib, dass das ein Leitbild für alle ist, die Trost brauchen
und die Trost geben können. Amen
Maria besucht Elisabeth
Freundschaft • Warten • Alter • Geheimnis • Wunder • Einfühlungsvermögen • Dankbarkeit • Gottvertrauen
Lukas 1,39-56
Ziele
Marias Freundschaft mit Elisabeth kennenlernen Bedenken, was eine gute Freundschaft ausmachtGemeinsamkeiten in ihren Gotteserfahrungen entdeckenDas Wunderbare in diesen Erfahrungen bedenkenNachdenken, wie das Besondere der Geburtsankündigungen zu den späteren Tätigkeiten von Johannes und Jesus passtZur Information
Biblischer Zusammenhang
Nur der Evangelist Lukas berichtet von einer Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, der Mutter Johannes' des Täufers. In dieser Geschichte spiegelt sich die spätere historisch belegte Beziehung zwischen Johannes und Jesus wieder. Zu ihr gehört die Taufe Jesu durch Johannes samt der Einsicht des Täufers, dass ihm in Jesus der Vollender seiner Verkündigung begegnete. Nach geschichtlichen Erkenntnissen begann Jesu Wirken mit seiner Zugehörigkeit zu dem Jüngerkreis um Johannes, von dem er sich dann mit seiner eigenen Botschaft trennte.
Diese anfängliche enge Beziehung zwischen Johannes und Jesus wird in der Erzählung des Lukasevangeliums bis auf die Anfänge eines geheimnisvoll wunderhaften Wirkens Gottes zurückprojiziert. Zur Jungfrauengeburt Jesu tritt die Altersgeburt der Elisabeth. Beides unterstreicht mit zugleich unterschiedlicher Gewichtung, wie das spätere Wirken der beiden Männer von Anfang an von Gott selbst so gewollt und von ihm auf den Weg gebracht wurde.
Dass Lukas in seinem Evangelium den Frauen immer wieder besondere Beachtung schenkt, bestätigt sich auch hier. Einfühlsam berichtet er, dass in Elisabeth »das Kind in ihrem Leibe hüpfte« (Lukas 1,42), als sie Maria begrüßte. Ihr Mann Zacharias hingegen wird zur Sprachlosigkeit verurteilt, weil er nicht glauben kann, dass seine Frau trotz ihres Alters noch ein Kind zur Welt bringen soll. Allerdings ist er es, der nach Johannes' Geburt sein Lied vom kommenden Erlöser und Befreier singt (Lukas 1,67ff.).
Zugänge zu eigenen Erfahrungen
In der herzlichen Beziehung der beiden Frauen spiegelt sich viel von dem, was eine Freundschaft ausmacht: Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse des Gegenübers und unterstützende Hilfsbereitschaft, das Erzählen bewegender Erlebnisse und das Entdecken von Gemeinsamkeiten, die Freude am Wiedersehen und bleibende Verbundenheit.
Das Geheimnisvolle und Wunderbare des Geschehens bleibt nicht abstrakt, sondern leuchtet im lebendigen, alltäglichen Miteinander der beiden Frauen auf. Die göttliche Botschaft begegnet so, dass sie die Herzen der Beteiligten erfüllt und sie so zum Erzählen drängt. Das Wunderbare ist eingekleidet in die Empfindungen des Staunens, der Dankbarkeit und des Gotteslobs.
Zur Erzählung
Die Worte des Evangelisten bieten ergiebige Vorlagen für das Nach- und Weitererzählen – von der Begegnung der beiden Frauen bis zur Geburt des Johannes. Die Sorge der Maria, mit ihrer Engelsbotschaft der Freundin im Blick auf deren unerfüllten Kinderwunsch Schmerz zu bereiten, bereitet die überraschende Botschaft ihrer Gastgeberin vor und rückt die Gemeinsamkeiten eines wunderbaren Eingreifens Gottes in das Zentrum der Nacherzählung.
Maria und Elisabeth entdecken in diesen Gemeinsamkeiten in ihren Erlebnissen, nämlich in der Ankündigung einer wundersamen Geburt, Ausblicke auf die künftigen Aufgaben ihrer Kinder und den Anlass, Gott für sein Geschenk zu danken.
Inhalt der Geschichte
Maria drängt es dazu, ihrer Verwandten Elisabeth von ihrer Engelsbotschaft zu erzählen. Sorgen, sie könnte damit die kinderlos gebliebene Freundin überfordern, lösen sich auf. Denn Elisabeth kann ihrerseits von dem wunderbaren Gottesgeschenk einer Schwangerschaft berichten. Maria bleibt bis zur Geburt von Johannes beim befreundeten Ehepaar und erlebt mit, wie Zacharias seine Sprache wieder findetst.
So wird erzählt …
Seit Maria vom Engel Gabriel mit einer wunderbaren Botschaft überrascht wurde, ist für sie alles anders als vorher. Immer wieder sieht sie den Engel in seinem hellen Licht vor sich. Mit seinen Worten wandern ihre Gedanken in die Zukunft. Die wird jetzt ganz anders Gestalt annehmen als das, was sie schon seit Monaten mit Josef bedacht und geplant hat. Mit Josef kann sie darüber reden. Zwar spürt sie, wie fremd ihm ihre Engelsbegegnung war und immer noch ist. Aber ihre Zuneigung und Liebe ist in ihren Gesprächen noch stärker geworden. Es drängt Maria dazu, auch mit ihren Freundinnen über ihr Erlebnis zu reden. Doch sie fürchtet, dass die nur ungläubig staunen und gar nicht verstehen können, was sie in ihrem Innersten bewegt.
Aber halt, mit einer könnte sie es versuchen. Es ist Elisabeth, eine Verwandte, die jenseits des Berglands in Judäa wohnt. »Mit ihr kann ich ganz bestimmt gut reden«, sagt sie sich. Das weiß sie von früheren Gesprächen, in denen sich die beiden so gut verstanden haben. Sie bespricht ihren Plan mit Josef. Der ist damit einverstanden, dass sie Nazareth für einige Zeit verlässt. »Der Abstand von zu Hause wird dir gut tun«, sagt er. »Und ich freue mich dann umso mehr, wenn du wieder da bist.«
So macht sich Maria auf den Weg, obwohl der mit seinen zahlreichen Bergpfaden recht mühsam sein wird. »Lieber jetzt als später«, denkt sie sich. »Wer weiß, wie beschwerlich mir der Weg in ein paar Monaten sein würde.« Maria kommt gut voran. In Gedanken ist sie schon mittendrin im Gespräch mit Elisabeth. Die wird staunen über das, was sie ihr zu sagen hat. Sie überlegt schon, wie sie am besten mit dem Erzählen der Neuigkeiten beginnen kann.
Aber dann bleibt sie plötzlich stehen. Ein unangenehmer Gedanke geht ihr durch den Kopf. Elisabeth ist ja so viele Jahre älter als sie. Ihre Ehe mit Zacharias ist kinderlos geblieben. Jetzt ist sie wohl schon zu alt, um noch ein Kind zu bekommen. Maria erinnert sich an frühere Besuche. Elisabeth und Zacharias hatten sich so sehr ein Kind gewünscht. Aber diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Maria sagt vor sich hin: »Und da komme ich junge Maria und erzähle ihr von meinem Baby, das ich erwarte. Das muss doch für die liebe Elisabeth wie ein Stich ins Herz sein. Wie ungeschickt von mir.« Aber umkehren mag Maria auch nicht. Sie überlegt, wie sie von sich und ihrer Engelsbotschaft reden kann, dass sie Elisabeth damit nicht verletzt. »Elisabeth wird mich verstehen«, sagt sie zu sich. »Unsere Freundschaft ist dafür stark genug.« Zuversichtlich geht sie weiter und erreicht bald das Städtchen, in dem Elisabeth und Zacharias wohnen.
Eine große Überraschung erwartet sie, als sie an die Tür klopft. Elisabeth öffnet, strahlt vor Freude und zeigt gleich auf ihren Schwangerschaftsbauch. »Wir bekommen ein Kind!«, ruft sie noch vor der Begrüßung. Dann umarmen sich die beiden herzlich. Maria ist erleichtert. Jetzt kann sie Elisabeth ohne Hemmungen ihre eigene Geschichte erzählen. Die beiden machen es sich gemütlich, und Elisabeth beginnt: »Als du eingetreten bist, da hat mein Baby im Bauch einen Hüpfer getan. Ob es wohl geahnt hat, dass wir beide uns ganz wichtige Sachen zu erzählen haben?« Maria kann es kaum erwarten, von ihrem Erlebnis mit dem Engel Gabriel zu berichten. Elisabeth spürt das, lässt ihr den Vortritt und hört ihr aufmerksam zu. Mehrmals betont Maria: »Ich kann es kaum fassen, dass ich, die unbedeutende junge Frau aus Nazareth dazu ausersehen bin, Mutter des so lange erwarteten neuen Königs zu werden.« »Ja, Gott tut große Wunder«, antwortet Elisabeth.
Damit ist sie dran mit dem Erzählen: »Wir hatten die Hoffnung auf ein Kind schon aufgegeben und uns damit abgefunden, dass wir kinderlos bleiben werden. Aber eines Abends kam Zacharias völlig verändert nach Hause. Er brachte kein Wort heraus. Irgendetwas hatte ihm richtiggehend die Sprache verschlagen. Zuerst bin ich sehr erschrocken. Aber dann spürte ich, dass mir Zacharias etwas sehr Freudiges mitzuteilen hatte. Mühsam, mit allen möglichen Zeichen und Gesten, brachte ich es aus ihm heraus. Du wirst es kaum glauben, auch ihm ist der Engel Gabriel mit einer Botschaft erschienen, so wie bei dir: Ich werde einen Sohn bekommen, der später als Erwachsener einen großen Auftrag für unser ganzes Volk zu erfüllen hat – einen Auftrag, der viel mit unserem Warten auf den von Gott gesandten neuen König zu tun hat.« Maria antwortet: »Wir sind zwar im Alter weit auseinander, haben aber so viel Wunderbares und Geheimnisvolles gemeinsam. Unsere Kinder sind zu Großem bestimmt, dieser Auftrag wird sie sicherlich auch zusammenführen. Und wir dürfen beide die Mütter sein, mit denen dieses Neue beginnt.«
Das Gespräch hat den beiden Frauen so gut getan, dass Maria beschließt, bis zur Geburt von Elisabeths Kind zu bleiben. Sie kann ihr viel helfen und sammelt auch viele Erfahrungen für sich selbst. Große Freude herrscht im Hause des Priesters Zacharias, als das Kind wohlbehalten zur Welt kommt. Wenige Tage später wird das Fest der Beschneidung und Namensgebung gefeiert. Freilich treten jetzt auch wieder die Sorgen Elisabeths um ihren Mann in den Vordergrund: »Wie wird es mit seiner Sprachstörung weitergehen? Ist das der Preis für das Geschenk eines gesunden Kindes?« Beide Frauen bekräftigen einander mit der Zuversicht: »Gott hat große Wunder getan und wird auch weiterhin Schwierigkeiten zum Guten wenden.«
Bei der Namensgebung fragt der Priester: »Wie soll das Kind heißen?« Als die Verwandten antworten: »Zacharias, wie sein Vater«, schüttelt Elisabeth energisch den Kopf. Jetzt müsste Zacharias etwas sagen, aber er kann es nicht. Unruhe entsteht. Da holt Elisabeth schnell ein Wachstäfelchen und einen Stift. Damit kann Zacharias seinen Willen kundtun: »Johannes wird das Kind heißen.« Maria flüstert ihrer Freundin noch zu, dass dieser Name mit seiner Bedeutung »Gott ist gnädig« gut zu dem passt, was sie erlebt haben. Da packt Elisabeth plötzlich Maria am Arm, weist auf Zacharias und ruft überrascht: »Zacharias hat seine Sprache wiedergefunden! Er redet mit den anderen! Ja, Gottes Güte und Freundlichkeit sind groß!« Fortan ist auch Zacharias mit dabei bei ihren Gesprächen, in denen es immer wieder um das Wunderbare geht, das Gott geschehen lässt. Maria singt ihr Lied von Gottes Gerechtigkeit und Zacharias antwortet mit seinem Lied, das den kommenden Erlöser preist. In Maria aber wächst der Wunsch, auch Josef an diesen spannenden Ereignissen im Haus von Zacharias und Elisabeth teilhaben zu lassen. Sie hat ihm viel zu erzählen und kann es kaum erwarten, bis sie wieder zu Hause ist.
Gesprächsimpulse
Ein Bibelwort lautet: »Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über« (Lukas 6,45). Passt das auch zu den beiden Frauen in unserer Geschichte?Freundschaft ist ein wahres Gottesgeschenk. Inwiefern gilt das auch für das, was Maria und Elisabeth erleben und besprechen?