Das große Buch des DAX-Tradings - Carsten Umland - E-Book

Das große Buch des DAX-Tradings E-Book

Carsten Umland

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Beschreibung

Kein anderer Index ist bei deutschen Tradern so beliebt wie der DAX. Doch was sind die Vorzüge des deutschen Leitindex und welche Strategien sind am erfolgversprechendsten? Der erfahrene Trader Carsten Umland, Bestsellerautor von Einfach traden lernen, stellt die wichtigsten Finanzinstrumente vor, gibt Tipps zu den besten Handelszeiten sowie der richtigen Trading-Software. Detailliert erläutert er eine Vielzahl von bewährten Handelsstrategien, zeigt besondere Chancen, aber auch Risiken im Vergleich zu den anderen großen Indizes auf und erklärt, wie sich das Risiko beim Traden möglichst gering halten lässt.

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Carsten Umland

DAS GROSSEBUCH DESDAX-TRADINGS

Carsten Umland

DAS GROSSEBUCH DESDAX-TRADINGS

Die erfolgreichsten Handelsstrategien,die wichtigsten Produkte und allesüber Risiko- und Money-Management

FBV

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Originalausgabe, 1. Auflage 2021

© 2021 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach-, und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle abgebildeten Charts aus dem Nanotrader von WH Selfinvest. Mehr dazu unter: https://www.whselfinvest.de/

Korrektorat: Silvia Kinkel

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Umschlagabbildung: Gettyimages/DANIEL ROLAND

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-432-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-811-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-812-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Danke

1. Einleitung

2. Was ist der DAX?

2.1 Was verbirgt sich hinter dem Begriff DAX?

2.2 Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Unternehmen in den Dax aufgenommen wird?

2.3 Unterschiede zu anderen globalen Indizes

3. Die Unterschiede zwischen dem DAX-Kurs-Index und dem DAX-Performance-Index

4. Das Projekt DAX 40

5. Wirtschaftliche Einflüsse auf den DAX

5.1 Politik im Inland und Europa versus USA

5.2 Die Einflüsse von Japan und China auf die Vorbörse

5.3 Die Einflüsse aus den USA auf die Nachmittagssitzung im DAX

6. Die DAX-Familie

6.1 Der Mittelstandsindex MDAX

6.2 Der Technologiewerte-Index TecDAX

6.3 Der Small Cap SDAX

7. Trendbestimmung

7.1 Trenddefinitionen

8. Stochastik als Trendstärke

Handelsstrategien

9. Handel aus der Korrektur

10. Zählen ist Ihnen zu kompliziert?

11. Die perfekte Kombination

12. Gap-up-Strategie

13. Gap-down-Strategie

14. Handel zur Eröffnung des Terminmarktes

15. Buy Bid – Sell Ask – Spread-Handel

16. Trendhandel mit dem Parabolic SAR

17. Das Überraschungsmomentum im DAX nutzen

18. Moving Days – der Trend ist zu Ende, obwohl der Markt steigt

19. Konsolidierungen – Den Trend erkennen in der untergeordneten Zeiteinheit

20. Trendbestimmung über die Volatilität mit dem Supertrend

21. Sell in May and Go away?

22. Ihre eigene Trading-Strategie

22.1 Handelsideen finden

22.2 Handelsideen bewerten und aussortieren

22.3 Ab ins Demokonto

22.4 Umschalten von Demo auf kleines Testkonto

22.5 Sie gehen Live

22.6 Praktische Umsetzung einer Entwicklung

Risiko- und Trademanagement

23. Generelle Überlegungen zum Risiko

23.1 Abwärtsspirale der Verluste

24. Trademanagement

24.1 Das Konzept des Chance-Risiko-Verhältnisses

25. Orderbuch

26. Was macht das Orderbuch so spannend für den Handel und wo sind die Grenzen?

26.1 Orderarten

26.2 Das Handelsvolumen

27. Software

27.1 Diskretionäres, kurzfristiges Trading

27.2 Wirtschaftsnachrichten

27.3 Scalping und Sekundenhandel

27.4 Swing-Trading

27.5 Abschließende Worte zum Thema Software

28. Handel des DAX – die wichtigsten Produkte

28.1 Hebelprodukte und Derivate

28.2 CFD – Differenzkontrakte auf den DAX

28.3 Terminmarkthandel im DAX

28.4 Optionshandel auf den DAX-Index

28.5 Indexfonds ETF

29. Ihre Fragen und Anregungen

Anmerkungen

Über den Autor

Für Lugh und Ferris

Danke

An dieser Stelle bedanke ich mich für die gute Unterstützung von WH Selfinvest, die so freundlich waren, mir ihre Handelsplattform zur Verfügung zu stellen und natürlich im Rahmen meiner Recherchen die anstrengenden Fragen zu dem Thema zu beantworten.

Ein ganz besonderer Dank geht an Susanne, die mir während des Schreibens den Rücken freigehalten hat. Jeden Termin abgeblockt, jegliche Organisation übernommen hat, sodass ich vollen Fokus auf das Buchprojekt hatte. Gerade in der Endphase des Buches wäre der Abgabetermin ohne sie nicht einzuhalten gewesen.

Es hört sich in der Außendarstellung immer so romantisch an, ein Buch zu schreiben.

Man stellt sich einen Menschen am Schreibtisch mit Blick auf das Meer vor. Tatsächlich ist ein Buchprojekt ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Selbst wenn man mehrere Jahrzehnte Handelserfahrung hat und theoretisch nur sein Wissen niederschreiben muss.

Zu guter Letzt danke ich Georg Hodolitsch und Tobias Schudok vom FinanzBuch Verlag für ihre Geduld. Es war mir wie immer eine Freude, mit euch zusammenzuarbeiten und mein Wissen weiterzugeben.

Denn ich glaube daran, dass durch Trading mehr Zeit für das Wesentliche im Leben bleibt.

1. Einleitung

13 Millionen Euro pro Tag, das ist der Dax-Umsatz an einem einzigen Tag im Terminmarkt. Der deutsche Leitindex ist einer der beliebtesten Anlage- und Handelsprodukte im europäischen Raum. Er bildet die 30 größten Unternehmen aus Deutschland ab. Der DAX umfasst verschiedene Unternehmen aus den Bereichen der Industrie. Zugleich ist er das deutsche Pendant zum amerikanischen Dow Jones Industrial.

Gerade diese Konstellation macht es für Marktteilnehmer so interessant. Die verschiedenen Anlageprodukte, mit denen Sie am DAX partizipieren können, sind ideal, um sowohl kurzfristige Anlageerfolge zu erzielen als auch längerfristige Anlagestrategien umzusetzen. Es bleibt ganz Ihnen überlassen, ob Sie nur Sekunden oder Monate im Markt aktiv sind.

Die in diesem Buch gezeigten Handelsstrategien sind universell einsetzbar. Dabei verrate ich Ihnen jetzt ein kleines Geheimnis. Ursächlich wurden die Strategien in Teilen für den Aktienhandel und den Dow Jones entwickelt!

Als ich diese aber aus Neugier auf den EUREX-Handel angewendet habe, war ich überrascht, wie gut sie auch im DAX umsetzbar sind. Die Parallelen zum Dow Jones – insbesondere der Handel aus der Korrektur – waren verblüffend.

Wenn es Ihnen jetzt ähnlich wie mir geht, dann erweitern Sie mit dem Handel des DAX durchaus Ihren Handelshorizont – und das kann ja nie schaden. ;-)

Gerade in Europa ist es interessant, den DAX zu handeln. Die angenehmen Handelszeiten machen Gedanken über Zeitverschiebungen überflüssig. Je nachdem, wie viel Zeit Sie investieren können, ist es möglich, den DAX sowohl kurzfristig am Tag zu handeln als auch für Ihre Absicherung des Aktienportfolios zu nutzen.

Der Einsatzzweck ist also nicht nur auf das reine Trading am Markt zu sehen. Vielmehr ergeben sich durch Absicherungsgeschäfte, die Sie in diesem Buch kennenlernen werden, interessante neue Bereiche.

Für die Trader unter Ihnen, die sich nur Sekunden im Markt engagieren, bietet gerade der Handel aus dem Orderbuch spannende Möglichkeiten. Seien Sie gefasst auf das Kapitel! Es stellt Ihr bisheriges Verständnis für den Handel aus dem Orderbuch buchstäblich auf den Kopf. Wenn Sie einmal verstanden haben, wie Aufträge im Börsenhandel aufgearbeitet werden, erreichen Sie ein völlig neues Gespür auf den Handel. Schritt für Schritt lesen Sie in diesem Buch, wie Sie die Preisleiter im Orderbuch für Ihren Vorteil im Markt nutzen, um daraus eine kurzfristige Scalping-Strategie zu entwickeln.

Was wäre Börsenhandel ohne passende Software? Die Software ist Ihr Werkzeug für den Handel des Dax. Wie ein guter Handwerker brauchen Sie für die unterschiedlichen Strategien passende Werkzeuge.

Sie lernen die verschiedenen Anwendungsgebiete sowie die Stärken und Schwächen kennen. Jede Software für den Börsenhandel hat vermutlich eine Daseinsberechtigung, aber die Frage ist doch, ob die Software Ihren Handelsstil unterstützt.

Es ist sicher noch niemand Börsenmillionär geworden, weil er eine bestimmte Software benutzt hat. Dennoch gibt es Ausschlusskriterien für bestimmte Anwendungsgebiete. In diesem Buch erfahren Sie, worauf Sie achten sollten.

Was wäre ein Börsenbuch ohne Risikomanagement? In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Börsenhandel teilweise mit Glückspiel gleichgesetzt. Tatsächlich ist der Handel an der Börse, hier der DAX, eines der risikoärmsten Instrumente. Mit der richtigen Herangehensweise lernen Sie, den DAX zu bändigen. Börsenhandel hat viel mit Mathematik und Wahrscheinlichkeiten zu tun. Gerade deshalb ist es notwendig, Risikomanagement verständlich zu erklären. Böse Zungen behaupten, dass Sie mit dem richtigen Risikomanagement jegliche Handelsstrategie erfolgreich umsetzen können. Soweit würde ich nicht gehen. Aber mit einem guten Mix aus Marktverständnis, Handelsstrategie und Risikomanagement können Sie erfolgreich den DAX handeln.

Genau darum geht es in diesem Buch: Der gute Mix des DAX-Tradings – die erfolgreichsten Handelsstrategien, die wichtigsten Produkte und alles über Risiko- und Money-Management.

In diesem Sinne: Viel Erfolg!

2. Was ist der DAX?

2.1 Was verbirgt sich hinter dem Begriff DAX?

Der DAX – der Deutsche Aktienindex ist eine eingetragene Marke der Deutsche Börse AG mit Sitz in Frankfurt. Die Deutsche Börse AG beziehungsweise die Konzerngesellschaft der Gruppe Deutsche Börse hält unter anderem auch noch weitere Markenrechte wie L-DAX®; L-MDAX®; L-SDAX®; L-TecDAX.

Der DAX wird auch als Leitindex in Deutschland bezeichnet. Seit dem 1. Juli 1988 wird dieser aus den 30 größten und liquidesten Unternehmen berechnet und repräsentiert damit rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland.1 Der DAX ist die Fortsetzung des Index der Börsen-Zeitung. Zusammen mit dem Hardy-Index, des einstmaligen Frankfurter Bankhauses Hardy & Co. GmbH, wurde der Begriff »Mella-Zeitreihe« geprägt. Die »Mella-Zeitreihe« geht auf den damaligen Redakteur der Börsen-Zeitung Frank Mella zurück.

Doch der Reihe nach. Am 28. September 1959 startete das Frankfurter Bankhaus Hardy & Co. GmbH seinen eigenen Index. Dieser wurde mehrmals am Tag aktualisiert. Die Geburtsstunde des Laufindex. Am 1. April 1981 berechnete Frank Mella erstmals für die Börsen-Zeitung einen Börsenindex.

In der Börsenberichtserstattung ist üblich, auf einen möglichst lokalen Index Bezug zu nehmen. Dabei werden die Leser über die aktuelle Entwicklung informiert und können im Verlauf der Zeit auch historische Kursstände besser nachvollziehen. Auch heute noch werden verschiedene, eigene Indizes abgebildet. So etwa hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) den FAZ-Index.

Am 10. März 1987 legte Herr Mella seinem damaligen Arbeitgeber ein 30-seitiges Diskussionspapier vor. Der Titel »Ein Aktienindex für den Finanzplatz Deutschland« sollte wegweisend sein. Man kann zu Recht behaupten, Frank Mella ist Mitbegründer des DAX.2

Mit Beginn des Hardy-Index am 28. September 1959 bis zum 30. Dezember 1987 und damit Ende des Index der Börsen-Zeitung hat der interessierte Betrachter einen epochalen Überblick auf die Frühgeschichte des DAX. Aus dem damaligen Konzept sind zwei Komponenten, die Anzahl der Indextitel und die Wiederanlage der Dividendenausschüttung (heute Performance-Index) geblieben.

Man bezeichnet den DAX auch als einen Laufindex. Der Begriff fußt auf dem Berechnungsintervall, in der Vergangenheit lag dieser bei 30 Minuten. Das heißt, die Kurse des Index wurden alle 30 Minuten aktualisiert. Heutzutage undenkbar. Hier liegen wir eher im Millisekundenbereich.

Am 30. Dezember 1987 wurde der DAX mit einem Basiswert von 1.000 Punkten registriert, und mit seiner Einführung am 1. Juli 1988 erreichte der Tageschlusskurs ein Niveau von 1.163,52 Punkten. Als Ritterschlag an der Deutschen Börse zählt die Aufnahme eines Unternehmens in den DAX.

2.2 Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Unternehmen in den Dax aufgenommen wird?

Um im DAX gelistet zu werden, bestehen eine Reihe von Voraussetzungen. Zunächst einmal muss die Aktie im Prime Standard gelistet sein. Der Prime Standard ist ein Teilbereich des regulierten Marktes und unterliegt einer sehr hohen Transparenzpflicht. Dazu gehören beispielsweise die Veröffentlichung der Quartalszahlen des Unternehmens, Ad-hoc-Mitteilungen und Analystenkonferenzen.

Der Prime Standard wurde zum 1. Januar 2003 eingerichtet. Ziel war es, ein Börsensegment zu schaffen, das sich an internationale Investoren richtet und Unternehmensmeldungen in englischer Sprache veröffentlicht.

Mit den Zulassungsvoraussetzungen müssen unter anderem nachfolgende Transparenzkriterien erfüllt werden:

Die Finanzberichte müssen in deutscher und englischer Sprache erscheinen und elektronisch an die Frankfurter Börse übermittelt werden.

Pro Jahr ist eine Analystenkonferenz erforderlich.

Sämtliche Ad-hoc-Meldungen sind zusätzlich in Englisch zu veröffentlichen.

Jeweils zum ersten und dritten Quartal sind Zwischenberichterstattungen zweisprachig bekanntzugeben.

Zusätzlich zu der Veröffentlichung des Unternehmenskalenders ist die Anwendung des internationalen Rechnungslegungsstandards

3

erforderlich.

Weitere wesentliche Aufnahmekriterien für den DAX sind die folgenden zwei Punkte:4

Orderbuchumsatz an der Xetra Börse und dem Frankfurter Parketthandel

Free-Float Marktkapitalisierung zu einem Stichtag (letzter Handelstag im Monat)

Hierzu werden automatisiert Ranglisten erstellt, um die Überprüfung zu erleichtern. Die nachfolgenden Bestandteile müssen erfüllt sein:

Listung im Transparenzstandard Prime Standard

Streubesitzanteil von mindestens 10 Prozent

Juristischer Sitz oder das operative Hauptquartier in Deutschland

Durchgängiger Handel auf Xetra

mindestens 30 Handelstage seit Erstnotiz

Zusammenfassend sind für die Aufnahme in den DAX Unternehmen qualifiziert, die ihren juristischen oder operativen Sitz in Deutschland haben und im Prime Standard notiert sind.

Die Anpassung des Index erfolgt über Fast-Entry und Fast-Exit Regeln.5 Hierdurch können Unternehmen, die zweifelsfrei die Kriterien zur Aufnahme in den DAX erfüllen, vierteljährig in den Index aufgenommen werden.

Gleiches gilt auch für den Fast-Exit. Aktiengesellschaften, die offensichtlich die Index-Kriterien nicht mehr erfüllen, werden aus dem Index herausgenommen. Mit dieser Regelung trägt man der Veränderung der deutschen Unternehmenslandschaft Rechnung. Jedes Jahr im September findet zusätzlich die standardisierte Überprüfung der DAX-Aufstellung statt.

2.2.1 Wie wird der Index erstellt und nach Étienne Laspeyres berechnet

Kennen Sie Étienne Laspeyres? Er war ein deutscher Ökonom und Statistiker mit französischen Wurzeln, der im Jahre 1871 die Grundlage für die Berechnung des Preis-Index legte. Auf Laspeyres’ Formel basiert die Berechnung des Preisindex, den wir heute kennen. Dabei werden die Aktien innerhalb eines Index unterschiedlich gewichtet. Für den DAX besagt das, dass die 30 DAXUnternehmen nicht alle gleichermaßen die Kurve des Leitindex beeinflussen.

Der Ansatz von Laspeyres gewichtet den Inhalt eines Warenkorbes und vergleicht diesen mit einem festgelegten Zeitraum. Durch den Vergleich des Basiszeitraumes mit dem aktuellen Zeitraum entsteht eine Zeitreihe, in der Preisveränderungen des Warenkorbes ersichtlich werden. Laspeyres wählte damals den Index-Wert 100. Der DAX startet dagegen bei 1.000 Punkten und kann so Preisveränderungen so erheblich feiner darstellen.

Die Berechnung nach Laspeyres stellt eine schnelle und statistisch valide Möglichkeit dar, Warenkörbe aller Art miteinander zu vergleichen. Der größte Vorteil ist auch gleichzeitig ein Nachteil in der Berechnung. Da die Berechnung auf einem festgelegten, nicht veränderbaren Warenkorb beruht, sind einerseits immer verlässliche Vergleiche über die unterschiedlichsten Zeitreihen möglich. Andererseits veraltet die Berechnung im heutigen Unternehmensumfeld relativ schnell, gerade im DAX, wo durch die Fast-Entry und Fast-Exit Regeln Unternehmen im Quartals-Rhythmus in den Index aufgenommen werden können.

Die Grundlage für die Berechnung der Laspeyres-Formel für den DAX ist vereinfacht ausgedrückt:

Die Ermittlung der Summe der Wertpapierkurse (SW1) in einer Berichtsperiode im Index multipliziert mit dem Faktor zur Gewichtung (G1).

Um eine Vergleichbarkeit im rückwärtig betrachteten Zeitraum zu bekommen, wird das Ergebnis der Berichtsperiode mit der vorangegangen Berichtsperiode ins Verhältnis gesetzt. Der Laspeyres-Index gibt also die Wertentwicklung eines Aktienportfolios gegenüber einer Basisperiode wieder.

Wie wird der Dax berechnet?

Auf Grundlage der Laspeyres’schen Berechnung wurde eine Formel entwickelt, die nun auf das Portfolio der Wertpapiere im DAX angewandt wird. Der Streubesitz der Aktien eines Unternehmens multipliziert mit dem Aktienkurs ergibt das Gewicht im Index. Berücksichtigt wird nur der Wert der im Moment frei handelbaren Aktien, im Gegensatz zum Gesamtwert des Unternehmens.

Hierzu gibt es eine Besonderheit: Die Gewichtung der Unternehmen im DAX ist bei circa 10 Prozent gedeckelt. Dadurch wird eine starke Übergewichtung einzelner Unternehmen vermieden und eine ausgeglichene Verteilung erreicht.

Da aber nicht alle im Index enthaltenen Unternehmen gleich gewichtet sind, ist es möglich, dass zum Beispiel die weniger stark gewichtete Aktie der Deutschen Bank steigt und sich das weniger auf die absolute Kursveränderung des DAX auswirkt, als wenn die stärker gewichtete Aktie von SAP steigen würde.

2.2.2 Grundlagen zur DAX-Gewichtung

Im ersten Schritt wird die Marktkapitalisierung berechnet, hierzu wird der Aktienkurs des Unternehmens multipliziert mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien. Im Beispiel der BMW-Aktie wird die Marktkapitalisierung folgendermaßen berechnet:

Im zweiten Schritt wird die Gewichtung berechnet. Dazu benötigt man zunächst die gesamte Marktkapitalisierung des DAX, also die Summe aller Marktkapitalisierungen der DAX-Unternehmen. Das Ergebnis wird in Prozent ausgedrückt.

Bleiben wir beim Beispiel BMW:

(Marktkapitalisierung BMW / Marktkapitalisierung des DAX)

Die folgende Tabelle (Stand 19.11.2020) macht die Gewichtung der im DAX enthaltenden Unternehmen deutlich:

Name

Kurs [€]

Anzahl Aktien

Marktkapitalisierung [€]

Gewichtung [%]

SAP

99,86

1.228.505.000

122.678.509.300

10,20

Linde

212,3

552.010.000

117.191.723.000

9,74

Siemens

109,9

850.000.000

93.415.000.000

7,77

Allianz

196,56

418.650.000

82.289.844.000

6,84

Deutsche Telekom

14,86

4.761.459.000

70.755.280.740

5,88

Daimler

55,19

1.069.837.447

59.044.328.700

4,91

Adidas

282,9

195.970.000

55.439.913.000

4,61

BASF

58,07

918.480.000

53.336.133.600

4,43

Deutsche Post

38,79

1.236.510.000

47.964.222.900

3,99

Bayer

47,04

982.424.082

46.213.228.817

3,84

BMW

73,22

602.000.000

44.078.440.000

3,67

Münchener Rück

241,8

144.320.000

34.896.576.000

2,90

Infineon

26,62

1.249.770.000

33.268.877.400

2,77

Vonovia

57,02

565.890.000

32.267.047.800

2,68

Volkswagen VZ

153,22

206.210.000

31.595.496.200

2,63

Deutsche Börse

136,45

190.000.000

25.925.500.000

2,16

Beiersdorf

97,38

252.000.000

24.539.760.000

2,04

E.ON

9,11

2.641.319.000

24.062.416.090

2,00

RWE

33,53

676.220.048

22.673.658.209

1,89

Continental

111,35

200.010.000

22.271.113.500

1,85

Fresenius Medical

70,64

304.440.000

21.505.641.600

1,79

Fresenius

37,88

557.467.084

21.116.853.142

1,76

Delivery Hero

95,04

199.227.488

18.934.580.460

1,57

Deutsche Bank

9,06

2.066.770.000

18.724.936.200

1,56

Merck KGaA

128,55

129.240.000

16.613.802.000

1,38

Henkel VZ

88,68

178.160.000

15.799.228.800

1,31

Deutsche Wohnen

42,02

359.788.790

15.118.324.956

1,26

HeidelbergCement

59,64

198.420.000

11.833.768.800

0,98

MTU Aero Engines

200,3

53.090.000

10.633.927.000

0,88

Covestro

46,15

183.000.000

8.445.450.000

0,70

Summe aller DAXUnternehmen

 

 

1.202.633.582.214

 

Quelle: Recherche Carsten Umland, Stand 19.11.2020

Die Gewichtung der Unternehmen im DAX findet sich in der letzten Spalte. Auffällig ist, dass das Software Unternehmen SAP eine Gewichtung von 10,20 Prozent aufweist, der Autohersteller BMW lediglich 3,67 Prozent. Dies ist auch gleichzeitig das Spiegelbild der Branchen im Index.

Die Aufteilung nach Branchen (Stand 19.11.2020):

Finanzen und Immobilien

Deutsche Bank

Deutsche Börse

Allianz

Münchener Rück

Deutsche Wohnen

Vonovia

Maschinenbau, Verkehr, Logistik

BMW

Continental

Deutsche Post

Daimler

Volkswagen Vz

MTU Aero Engines

Handel und Konsum

Beiersdorf

Adidas

Elektronik, Hard- und Software

Deutsche Telekom

Infineon

SAP

Siemens

Chemie, Pharma, Bio- und Medizintechnik

Fresenius

Fresenius Medical Care

Henkel Vz

Covestro

Merck KGaA

BASF

Bayer

Linde

Energie und Rohstoffe

RWE

E.ON

Sonstiges

HeidelbergCement

Delivery Hero

Quelle: Recherche Carsten Umland, Stand 19.11.2020

In der Abbildung sieht man, dass die Branche Elektronik, Hard- und Software an erster Stelle und Chemie, Pharma, Bio und Medizintechnik an zweiter Stelle steht. Die beiden Bereiche repräsentieren mehr als 50 Prozent des Index. Das Land der Dichter und Denker ist nach der DAX-Gewichtung eher ein Land der Elektroniker und Mediziner.

Welche Rolle spielt nun die Gewichtung der Branchen beim Trading? Wenn eine SAP-Aktie mit einer besonders hohen Gewichtung von 10,2 Prozent an einem Tag einen Kurssprung von mehreren Prozent machte, hätte dies unweigerlich erhebliche Auswirkungen auf die Kursentwicklung des DAX,

Würde sich der Aktienkurs des Unternehmens Covestro mit einer Gewichtung von 0,70 Prozent um mehrere Prozentpunkte innerhalb eines Tages verändern, wäre der Einfluss auf den Index dagegen fast nicht wahrnehmbar.

2.3 Unterschiede zu anderen globalen Indizes

Indizes eignen sich sehr gut, um einen globalen Überblick über die verschiedenen Märkte zu bekommen. Allerdings sollten Sie dann auch Gleiches mit Gleichem vergleichen und nicht Äpfel mit Birnen.

Wie schon im vorangegangenen Kapitel geschrieben, ist bei dem DAX, über den normalerweise die Medien berichten, der DAX-Performance-Index gemeint. Somit werden also die Dividenden der im Kursindex enthaltenden Unternehmen bei der Kursstellung berücksichtigt. Anders ist es hingegen bei den üblichen Kursindizes.

In alphabetischer Reihenfolge:

Australien (Sydney): ASX

Brasilien (Rio): Bovespa

China (Shanghai): SCI

Deutschland (Frankfurt): DAX

Europa: Euro STOXX

Frankreich (Paris): CAC 40

GB (London): FTSE 100

Hongkong: Hang Seng

Indien (Bombay): Sensex

Japan (Tokio): Nikkei

Kanada (Toronto): S&P / TSX

Russland (Moskau): RTS

Schweiz (Zürich): SMI

Singapur: Straits Times

Spanien (Madrid): IBEX 35

USA (New York): S&P-500, Dow Jones, Nasdaq

Dow Jones, S&P-500, MSCI World, Nikkei sind allesamt Kursindizes.

In diesem Fall werden die Dividenden der enthaltenen Unternehmen unberücksichtigt gelassen. Wenn Sie also das nächste Mal in den Medien vom DAX lesen und dieser mit dem amerikanischen Dow Jones verglichen wird, dann sollten Sie diese Information im Hinterkopf haben.

Der Vergleichschart spricht eine deutliche Sprache. Die orange Linie zeigt die Entwicklung des Dow Jones Index in den Zeitraum vom Jahr 2000 bis 2020. Die blaue Linie die Entwicklung des DAX in der gleichen Zeitspanne. Ohne die Einrechnung der Dividenden ist der Dow Jones dem DAX um einige Nasenlängen voraus.

Deutlich spannender als der Vergleich der historischen Kurse dürfte aber der tägliche Handel der Indizes sein. Vergleichen wir das Ordervolumen des DAX-Futures (Punktwert 25 Euro) mit dem des S&P-500 (Punktwert 50 Dollar), wird schnell klar, dass im S&P-500 ein deutlich höheres Handelsvolumen umgesetzt wird.

Im Chart sehen Sie zunächst den S&P-500 auf Basis von 5-Minuten-Einheiten. Obwohl der S&P-500 fast 24 Stunden gehandelt wird, sind hier nur die Kernhandelszeiten aus den USA von 15:30 Uhr bis 22:00 Uhr MEZ eingeblendet.

S&P-500 Handelsvolumen auf dem 5-Minuten-Chart während der US-Handelszeiten

Erkennbar ist, dass jeweils zu Beginn der US-Handelssitzung und zum Ende des Tages ein deutlicher Anstieg im Handelsvolumen zu verzeichnen ist. In der restlichen Handelszeit ist eher mäßiges Volumen am Markt. Allerdings sind die absoluten Zahlen des umgesetzten S&P-500 Futures beeindruckend.

Selbst in den flauen Zeiten zwischen Eröffnung und Ende der Handelssitzung werden noch erheblich mehr Kontrakte umgesetzt als im DAX-Future zur besten Handelszeit. Damit zählt der S&P-500 nicht zu Unrecht zu den liquidesten Terminmarktkontrakten der Welt.

Im Vergleich dazu das gleiche Chart auf 5-Minuten-Basis bezogen auf den DAX-Future. Auch hier sind nur die Kernhandelszeiten von 08:00 bis 22:00 Uhr eingeblendet.

DAX-Future Handelsvolumen auf dem 5-Minuten-Chart während der europäischen Handelszeiten

Dennoch ist auch bei US-Händlern der DAX-Future sehr beliebt, weil dieser im Vergleich zu den anfallenden Gebühren eine hohe Punktwertigkeit hat. Deshalb wird gerade zum Zeitpunkt der US-Eröffnung sehr gerne der DAX-Future gehandelt.

Durch das höhere Handelsvolumen durch andere Marktteilnehmer erhält der DAX-Future dann verstärkte Aufmerksamkeit. Das macht sich insbesondere im Orderbuch bemerkbar.

Im nachfolgenden Beispiel sehen Sie das Orderbuch mit der Orderbuchtiefe (Level 2) jeweils für den DAX-Future vor der US-Handelseröffnung und einmal während der US-Handelssitzung.

DAX-Future vor US-Handelssitzung

S&P-500 Future vor US-Handelssitzung

Gut ablesbar ist das kumulierte Handelsvolumen der Limit-Aufträge auf der Bid- und Ask-Seite, jeweils mit den Pfeilen markiert. Hier erkennen Sie, dass der DAX vor der US-Handelssitzung ein niedrigeres Handelsvolumen hat. Das ist aber nicht generell von Nachteil für Sie. Im Gegenteil, aufgrund des niedrigeren Handelsvolumens können Sie schneller Ungleichgewichte in den Märkten für Ihre eigene Handelsstrategie ausnutzen. Dazu erfahren Sie mehr im Kapitel Handelsstrategien – buy bid – sell ask.

Leicht zu beobachten ist die Situation im Markt, dass sich während der US-Handelssitzung die Anzahl der verfügbaren Limit-Aufträge im DAX-Future nahezu nicht verändert hat. Anders beim S&P-500-Future, bei dem die Anzahl stark angestiegen ist. Das lässt auf eine gewisse Stabilität im DAX-Future schließen.

3. Die Unterschiede zwischen dem DAX-Kurs-Index und dem DAX-Performance-Index

In der Öffentlichkeit wird meistens über den Performance-Index berichtet. Im Gegensatz zum Kurs-Index beinhaltet der Performance-Index die wiederangelegte Dividende, was sich deutlich auf die Gesamtperformance des Index auswirkt.

Historisch gestartet sind die Indizes am 31. Dezember 1987 bei 1.000 Punkten. Der Performance-Index steht am 27. November 2020 bei über 13.000 Punkten. Der Kurs-Index hingegen hat es nur bis 5.750 Punkte geschafft.

Obwohl das international unüblich ist, berücksichtigt die Deutsche Börse bei der Berechnung des Leitindex die von den enthaltenen Unternehmen an deren Aktionäre ausgeschütteten Dividenden. Zudem wird bei der Berechnung davon ausgegangen, dass die an die Anteilseigner geflossenen Ausschüttungen in voller Höhe wieder im Dax angelegt werden.

Um einen ehrlichen Vergleich auf internationaler Ebene zu bekommen, ist es sinnvoll, sich den DAX-Kurs-Index im Vergleich zum Dow Jones anzuschauen. Letzterer kommt ganz ohne Dividenden-Ausschüttung in der Berechnung aus.

Vergleich des DAX-Kurs-Index vs. DAX-Performance-Index, Quelle: TradingView.com

Im Chart sieht man den direkten Vergleich ab dem Jahr 2000. Hier wird auch deutlich, warum der Name Performance-Index Programm ist.

Der DAX-Performance-Index entwickelt sich eindeutig positiver in Boom-Jahren. In eher schwachen Jahren hingegen, in denen auch die wiederangelegte Dividende kleiner ausfällt, weisen diese eine ähnliche Entwicklung auf.

DAX-Kurs-Index vs. Dow Jones, Quelle: TradingView.com

Der Chart zeigt den Kursverlauf des DAX in der Farbe Blau und des Dow Jones in Orange im Vergleich. In dieser Grafik wird deutlich, dass der DAX-Kurs-Index ohne die Einrechnung von Dividenden deutlich weniger performant ist als der Dow Jones.

Die 30 Unternehmen aus dem Dow Jones haben gemessen ab dem Jahr 2000 eine höhere Wertentwicklung als das Pendant des DAX.

Man könnte fast meinen, die deutsche Wirtschaft befand sich von 2014 bis 2020 auf einem stabilen, hohen Seitwärtsniveau, während sich die US-Wirtschaft im Vergleichszeitraum geradezu explosionsartig entwickelt hat.

4. Das Projekt DAX 40

Zum Zeitpunkt der Erstellung des Buches rumorte es an der Börse bereits gewaltig. Der Wirecard-Skandal schlug große Wellen. Wirecard war bis zum August 2020 im DAX vertreten und sorgte mit der Insolvenz für großes Aufsehen. Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, ist die Aufnahme in den und der Verbleib eines Unternehmens im DAX streng geregelt.

Im September 2021 wird der Deutsche Aktienindex auf 40 Unternehmen anwachsen.

Künftig wird das Gremium die Zusammensetzung regulär alle sechs Monate (im März und September) überprüfen, nicht wie bisher nur einmal jährlich. Um eine breitere Darstellung der Wirtschaft zu gewährleisten, wird die Anzahl von 30 auf 40 Unternehmen ausgeweitet. Zeitgleich gelten im Wesentlichen vier neue Änderungen zu Aufnahme und Verbleib im DAX.

Erste Änderung

Für jedes Unternehmen wird der »Free Float« – die Anzahl der frei verfügbar und handelbaren Aktien – ausschlaggebend sein. Der Börsenumsatz spielt in der Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle. Dennoch gelten auch hier nach wie vor die Mindestvoraussetzungen (vgl. Kapitel 2).

Zweite Änderung

Künftig müssen Unternehmen mindestens zwei Jahre ein positives Ebita (Gewinn) ausweisen können, bevor das Unternehmen in den DAX aufgenommen wird. Damit will man »Zombie-Unternehmen«, die keinen Gewinn ausweisen, den Weg in den populären Index erschweren. Die neue Regelung wird einigen vor kurzem aufgenommenen Unternehmen durchaus Kopfschmerzen bereiten.

Dritte Änderung

Die nächste Änderung betrifft das Reporting und deren Zeitverzug bei der Veröffentlichung des Reportings. Spätestens 90 Tage nach Ende des Geschäftsjahres muss ein überprüfter Jahresbericht vorliegen. Die Frist kann optional verlängert werden, sollte dann seitens des Unternehmens immer noch kein Bericht vorliegen, kann die Deutsche Börse das Unternehmen aus dem DAX entfernen lassen. Dies scheint eine unmittelbare Konsequenz aus der Affäre um Wirecard zu sein, die die Veröffentlichung ihres Jahresberichtes mehrfach verschoben hatten.

Vierte Änderung

Kontrolle und Reporting werden einen neuen Stellenwert einnehmen. Die unternehmensinterne Kontrolle der Bilanzen durch einen unabhängigen Prüfungsausschuss wird zur Bedingung werden. Dies wird durch den Deutschen Corporate Governance Kodex geregelt werden. Für bestehende Unternehmen im Index wird es eine Übergangsfrist bis September 2022 geben.

Der Deutsche Corporate Governance Kodex stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält in Form von Empfehlungen und Anregungen international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung.6

5. Wirtschaftliche Einflüsse auf den DAX

Beeinflussen die Veröffentlichungen von Wirtschaftszahlen den Kurs des DAX oder sind die Wirtschaftsdaten bereits im Kursverlauf des DAX eingepreist? Es ist ein bisschen wie die »Henne und Ei«-Diskussion. Eng miteinander verknüpft, sollte man beides im Blick haben.

Aus diesem Grund werden wir zunächst die beeinflussenden wirtschaftlichen Faktoren beleuchten, um dann in dem Kapitel Handelsstrategien eine erfolgversprechende Handelsstrategie auf den Dax zu planen.

Im Anschluss werden wir eine Checkliste für die tägliche Arbeitsvorbereitung haben, die Sie vor jedem Trade abhaken können, ohne das Gefühl zu haben, etwas Wichtiges, wie zum Beispiel die Veröffentlichung von Wirtschaftszahlen, vergessen zu haben.

Aus der Fülle der Wirtschaftsdaten sind nur wenige wirklich beachtenswert. Zum Beispiel hat die Veröffentlichung des kanadischen Haushaltes relativ wenig bis gar nichts mit dem Kursverlauf des DAX zu tun. Die Zahlen des BIP (Bruttoinlandsprodukts) Deutschland sind umso stärker kursbeeinflussend.

Um nicht gänzlich den Überblick zu verlieren, sollten Sie zuerst festlegen, welches Instrument, in diesem Fall der DAX, gehandelt wird. Viele Internetseiten bieten die Möglichkeit, vorab nach Wichtigkeit und Relevanz zu filtern, nutzen Sie diese Einstellungen. Sie ersparen Ihnen viel Recherche und Kopfschmerzen. Meistens ist die Stärke der Relevanz auf den Kursverlauf des DAX mit Sternen, Bullen oder Farben gekennzeichnet.

Ein gutes Beispiel liefert Teletrader. Zum Zeitpunkt, als dieses Buch geschrieben wurde, war die Benutzung ohne Registrierung möglich (https://www.teletrader.com/economic-calendar).

Aus gutem Grund, denn wenn Sie eine Aktie wie Adidas handeln, interessiert Sie vermutlich die Änderung der Arbeitslosenquote in Deutschland weniger, die Veröffentlichung von Quartalsergebnissen von Adidas aber umso mehr.

Ein Wort noch vorab. Die Uhrzeit der Veröffentlichung variiert stark. So werden manche Zahlen um 09:30 Uhr MEZ bekanntgegeben, andere wiederum um 14:00 Uhr MEZ. Schauen Sie sich unbedingt einen Tageskalender der Wirtschaftszahlen an, um ein solides Bild für den Handelstag zu bekommen.

Die Erwähnung der Zahlen ist bei weitem nicht vollständig. Sie soll nur zeigen, auf welche Indikatoren Sie im Kern achten sollten.

Fangen wir also an.

Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes

Der Index ist ein Indikator für die wirtschaftliche Lage der Produktion in Deutschland. Der PMI Produktion (Purchasing Managers Index) wird von Markit Economics (https://www.markiteconomics.com) veröffentlicht und ist ein Indikator für die wirtschaftliche Lage des Produktionssektors in Deutschland. Er gibt einen Überblick über den Zustand des Umsatzes und der Beschäftigung.

Einzelhandelsumsätze

Die Einzelhandelsumsätze werden vom Statistischen Bundesamt Deutschland veröffentlicht. Es versteht sich von selbst, dass sich hohe Zahlen gegenüber dem Vorjahr / Vormonat generell positiv auf die Kurse des DAX auswirken.

Markit PMI Gesamtindex

Der monatliche PMI Composite Bericht für Produktion und Dienstleistung wird von Markit Economics veröffentlicht. Die Daten basieren auf einer Umfrage unter einer Vielzahl von Führungskräften der Privatwirtschaft in Produktions- und Dienstleistungsunternehmen.

Arbeitslosenquote

Dieser Indikator wird von der Agentur für Arbeit und dem statistischen Bundesamt veröffentlicht. Hier ist weniger mehr. Je kleiner die Zahlen sind, desto besser für die Wirtschaft und damit für den DAX.

Arbeitslosenzahlen der USA

Diese nehmen eine Sonderstellung ein. Sie werden jeden ersten Freitag im Monat um 14:30 Uhr MEZ veröffentlicht. Es besteht zunächst kein unmittelbarer Zusammenhang mit Deutschland, jedoch haben diese Zahlen aufgrund der immer stärker werdenden Globalisierung direkten Einfluss auf den DAX.

5.1 Politik im Inland und Europa versus USA

Politische Sanktionen und Zusammenschlüsse, sowie strategische Allianzen gehören in der Politik zum Alltag. Im Börsenhandel sind sie eher lästiges Übel. Denn wenn Börsianer eines nicht mögen, dann sind es Unwägbarkeiten und Unsicherheiten am Markt.

Ein Beispiel ist der Handelsstreit zwischen China und den USA. Die Folge war, dass Produkte mit Strafzöllen belegt wurden, wodurch Zulieferer aus China nur unter erschwerten Bedingungen an die Unternehmen in die USA liefern konnten. Ein anderes Beispiel ist die politische Bombe, die platzte, als die USA Europa und Deutschland aufforderte, sich ebenfalls am Handelsboykott gegen China zu beteiligen, da die USA ansonsten ihrerseits Europa und Deutschland unter Sanktionen stellen würden.

Das sind Szenarien, von denen kein Händler gerne hört. Das Schlimme ist nicht die Nachricht an sich, es ist vielmehr die Tragweite solcher Ereignisse. Nehmen wir einmal an, die USA würde sich gegen Russland und deren Gas- und Erdölförderung stellen, dann ist das zunächst ein Problem, das unmittelbar nur die USA betrifft. Im weiteren Verlauf ist es aber auch denkbar, dass die USA Deutschland auffordern, sich ebenfalls an diesen Sanktionen zu beteiligen. Aus politischer Sicht ein Desaster. Wie reagiert man auf eine solche Art von Forderungen?

Die Auswirkungen sind immens und nicht in ihrer ganzen Reichweite für alle Beteiligten erfassbar. Es ist der berühmte Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien, der einen Tornado in Texas auslösen kann.

Dieses Verhalten ist als Schmetterlingseffekt von Edward Norton Lorenz bekannt geworden. Der US-Mathematiker veranschaulichte anhand des Wetters, dass es nicht vorhersehbar ist, wie sich kleinste Anfangsänderungen auf das Endergebnis eines Systems auswirken.

Genau an diesem Punkt steht auch die Politik. Es ist nicht in Gänze erfassbar, wie die Beteiligung an Sanktionen wirken kann. Denkbar wäre, das Deutschland als starker Produktionsstandort massiv darunter leidet. Was wiederum zur Folge hat, dass die Produktionskosten für Güter steigen. Dadurch ist die deutsche Wirtschaft, global betrachtet, weniger wettbewerbsfähig.

Im weiteren Verlauf, produzieren die Unternehmen weniger, die Verkaufszahlen sinken, Mitarbeiter müssen eventuell entlassen werden, die Ausgaben für Arbeitslosengeld und Subventionen steigen.

Dieses Szenario könnte man noch munter weiterführen. Damit möchte ich Ihnen nur aufzeigen, wie unwägbar politische Nachrichten sind und dennoch haben diese einen Einfluss auf den DAX.

Um Ihnen hier einen Tipp zu geben: Denken Sie nicht um zu viele Ecken. Es reicht, wenn man die offensichtlichen Situationen durchspielt. Je kürzer Ihr Handelshorizont, desto uninteressanter werden diese Nachrichten.

5.2 Die Einflüsse von Japan und China auf die Vorbörse

Die Kursentwicklung des DAX wird von zwei Seiten geprägt. Einerseits am frühen Vormittag aus der östlichen Himmelsrichtung, also von Japan und China. Andererseits am Nachmittag aus der westlichen Himmelsrichtung durch die USA.

Böse Zungen behaupten, dass der DAX nur Spielball zwischen diesen beiden Seiten ist und nur in einem kleinen Zeitfenster dazwischen selbstbestimmt agiert.

Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass gerade in den ersten Minuten nach der Handelseröffnung um 09:00 Uhr zunächst die Vorgaben aus Japan und China abgearbeitet werden. Deshalb ist es ratsam, sich neben den europäischen Wirtschaftsnachrichten auch die Ergebnisse aus Japan und China anzusehen.

Dazu zählen neben den reinen Nachrichten auch der Stand der Leitindizes, Nikkei 255, gehandelt an der Börse in Tokio, und der Hang Seng aus Hongkong.

Die Entwicklungen der beiden Leitindizes prägen den frühen Handel des DAX. Sind die Vorgaben negativ und die Nachrichten aus Fernost ernüchternd, wird auch der deutsche Leitindex mit Skepsis starten.

Nicht, dass es falsch verstanden wird, die Beeinflussung ist nicht so stark, wie die Entwicklung im eigenen Land, vielmehr ist es ein negativer Beschleuniger, wenn auch im deutschen Umfeld negative Nachrichten zu erwarten sind.

Auf der anderen Seite können positive Vorgaben in Kombination mit einer guten Nachrichtenlage auch die Stimmung im DAX heben.

Sie sehen, es ist ein sich gegenseitiges Beeinflussen im Markt und keiner kann die umfassenden endgültigen Konsequenzen absehen – und schon gar nicht vorhersehen.

Internationale Handelszeiten

Das Schaubild zeigt die Handelszeiten des DAX und die der angrenzenden Märkte. Es ist gut zu erkennen, dass erst Japan und China starten, danach auf die eigenen Zahlen geachtet wird und am Nachmittag durch die USA weitere Impulse im Markt verarbeitet werden.