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Es handelt sich in dieser Broschüre um die innere Verbindung der mittelalterlichen tantrischen Mystikerin Lalla aus Kashmir mit Shiva. Für eine Tantrikerin ist Shiva der innere Geliebte, der die Tantrikerin Tag und Nacht begleitet, ihre Liebe entfacht und ihr solcherart zur Vervollkommnung verhilft. In Indien beliebt ist und war das Soh-Ham Mantra, durch welches sich auch hier die Yogini Lalla im Atemrhythmus mit Shiva verbindet. Die Techniken, die mit dem So-Ham Mantra verbunden sind, werden anhand der Lehrgedichte von Lalla genauer besprochen und mittels Illustrationen veranschaulicht. Es werden auch Parallelen zum chinesischen taoistischen Yoga aufgezeigt.
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Lehrgedichte der Yoga-Asketin Lalla, Teil 3
(Lal Ded, Lal Yogeshvari, Lalleshwari)
Übersetzung und Kommentare von Alfred Ballabene
Das innere Feuer
Lehrgedichte der Yoga-Asketin Lalla, Teil 3
Autor: Alfred Ballabene, 2012, Wien
Weitere Schriften über Lalla von A. Ballabene:
ebook: Die Yoga Mystikerin Lalla
(Lal Ded, Lal Yogeshvari, Lalleshwari)
A. Ballabene, 2012, Wien
ebook: Jnana Yoga
Lehrgedichte der Yoga-Asketin Lalla, Teil 1
Autor: Alfred Ballabene, 2012, Wien
ebook: Bhakti Yoga
Lehrgedichte der Yoga-Asketin Lalla, Teil 2
Autor: Alfred Ballabene, 2012, Wien
Lalla (Lal Ded) erlernte bei ihrem Guru Srikantha einen für Kashmir typischen Tantra der dortigen Siddha-Yogis. Die damaligen Auffassungen der Siddhas (es gibt sie noch heute) finden sich in vielen Aspekten im tibetischen Vajrayana wieder. Da es im Vajrayana reichlich Literatur gibt, ist es relativ leicht sich über die Lehren der damaligen Siddhas zu informieren. Der tibetische Vajrayana stammt von 84 Maha-Siddhas ab, also von der selben Siddha-Linie, der auch Lalla angehörte. Allerdings hat sich der tibetische Vajrayana in den Jahrhunderten seit der Zeit von Lalla (sie lebte etwa von 1320 bis 1390) durch etliche "Reformen" verändert, mit neuen Varianten und spätzeitlichen Anzeichen einer Erstarrung.
Lalla, die für einen Yogi/Yogini in vielem Vorbild sein möge, zeigt uns wie sie auf ihrem Erkenntnisweg sich immer mehr und mehr von Dogmen löste und die Übungen so vereinfachte, dass sie in einem bleibenden Grundzustand mit dem (spirituell gehobenen) Alltagsbefinden verschmolzen. So verschmolzen zum Beispiel für sie alle Mantras zu einem einzigen, dem Mantra OM.
72. JK und 28. BNP
Derjenige von dessen Nabel aus bleibend der Schöpfungslaut OM ist,
eine Brücke vom eigenen zum kosmischen Bewusstsein bauend,
und der Denken und Fühlen mit diesem mächtigen Mantra vereint,
wozu benötigt er noch weitere tausend andere Mantras?
Kommentar: Der Nabel ist der heiße Ort der Sonne, von dem aus durch OM eine Brücke zu Brahmananda am Scheitel gebildet wird, solcherart das Ichbewusstsein mit dem kosmischen Allbewusstsein verbindend.
In ähnlicher Weise wie bei den Mantras, die bei Lalla alle in ein einziges Mantra eingeflossen waren, in das Mantra OM, ähnlich dürfte auch die Übung des Soham Mantras mit dem Prana/Apana Kreisen zum bleibenden Zustand des OM geworden sein (wobei OM nicht nur ein Laut ist, sondern auch ein Zustand der All-Liebe und All-Einheit).
Beginnen wir jedoch beim Anfang, so wie in Lallas Yoga-Jugendzeit eine der Hauptübungen ausgesehen haben möge. Es war dies der innere Atem, das Kreisen von Prana und Apana.
Da diese Übung, in praktisch allen Yogaarten eine zentrale Bedeutung hat, ist es sicherlich interessant sie von ihren Ursprüngen her zu beleuchten, so wie sie in der Hatha Yoga Pradipika, einem alten Yoga Lehrbuch, überliefert ist.
Ida Pingala Atem im Hatha Yoga
Ida und Pingala sind zwei Kanäle für subtile Energien. In Indien nennt man einen Energiekanal "Nadi", in der aus China stammenden Akkupunktur nennt man ihn "Meridian".
Ida und Pingala verlaufen zu beiden Seiten der Wirbelsäule. Nach der Lehre des älteren Hatha Yoga verlaufen sie in mehreren Windungen verschlungen um den zentralen Kanal "Sushumna", welcher sich innerhalb der Wirbelsäule befindet. Nach den Lehren des Tantra Yoga verlaufen Ida und Pingala gerade und parallel zur Sushumna, was die Vorstellung des Atemkreisens vereinfacht.
Ida - dem Mond zugeordnet
Die Energie, welche durch den Energiekanal Ida fließt wird als kühl beschrieben. Sie wird dem Mond zugeordnet und fließt von oben nach unten. Diese Energie wird "Prana" (im engeren Sinne) genannt (Prana gilt auch als Sammelbezeichnung für alle 5 Energievarianten des indischen Systems).
Im Tantra der Himalayaregion und im tibetischen Buddhismus verläuft Ida links von der Wirbelsäule. Die symbolische Farbe ist weiß.
Pingala - der Sonne zugeordnet
Die Energie, welche dem Energiekanal Pingala zugeordnet wird, wird als warm bis heiß beschrieben. Pingala wird der Sonne zugeordnet und die Energie, welche durch diesen Kanal fließt heißt "Apana". Pingala verläuft rechts von der Wirbelsäule. Die symbolische Farbe ist rot.