Das Jahr des Rehs - Stephanie Jana - E-Book

Das Jahr des Rehs E-Book

Stephanie Jana

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schreib, Freundin, wie ist das Leben? Nach siebzehn Jahren Funkstille schreibt Bella Becker ihre erste E-Mail an Sabine Born. Früher unzertrennlich, hatten sich die Freundinnen aus den Augen verloren. Bine fühlt sich ihrer alten Freundin sofort verbunden, auch wenn die beiden Frauen unterschiedlicher kaum sein könnten: Journalistin Bella wohnt mit ihrem Sohn und ihrem notorisch abwesenden Lebensgefährten in Berlin. Bine ist Architektin und mit Mann und Kindern im hessischen Heimatort hängengeblieben. Das Einzige, was aus ihrer Vorstadt-Normalität hervorragt, ist ein überdimensionales Lichter-Reh im Garten. Zwischen Bella und Bine entspinnt sich ein reger E-Mail-Austausch, über ein Jahr hinweg, durch kleine und große Krisen, sonnige Tage und durchtanzte Nächte. Mail für Mail, die mal poetisch und nachdenklich, mal herzerfrischend komisch sind, finden die beiden Freundinnen wieder zueinander.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Nach siebzehn Jahren Funkstille schreibt Bella Becker ihre erste E-Mail an Sabine Born. Früher unzertrennlich, hatten sich die Freundinnen aus den Augen verloren. Bine fühlt sich ihrer alten Freundin sofort verbunden, auch wenn die beiden Frauen unterschiedlicher kaum sein könnten: Journalistin Bella wohnt mit ihrem Sohn und ihrem notorisch abwesenden Lebensgefährten in Berlin. Bine ist Architektin und mit Mann und Kindern im hessischen Heimatort hängengeblieben. Das Einzige, was aus ihrer Vorstadt-Normalität herausragt, ist ein überdimensionales Lichter-Reh im Garten. Zwischen Bella und Bine entspinnt sich ein reger E-Mail-Verkehr, über ein Jahr hinweg, durch kleine und große Krisen, sonnige Tage und durchtanzte Nächte. Mail für Mail, die mal poetisch und nachdenklich, mal herzerfrischend komisch sind, lassen die beiden Frauen vieles hinter sich und öffnen sich für Neues, immer wissend, dass die beste Freundin am anderen Ende der Leitung mit Rat und Tat zur Seite steht …

Die Autorinnen

Stephanie Jana (Autorin der Bine), geboren 1975 und studierte Germanistin, arbeitet seit 2009 als selbständige Lektorin und Redenschreiberin. Sie wohnt mit ihrer Familie in Bonn.

Ursula Kollritsch (Autorin der Bella), geboren 1972, studierte Slawistin, ist seit 2009 als selbständige Texterin und PR-Re­dakteurin tätig. Sie wohnt mit ihrer Familie in Bad Honnef bei Bonn. Genau wie ihre Protagonistinnen schreiben sich die beiden Freundinnen fast täglich E-Mails über Großes und Kleines.

Homepage der Autorinnen: www.dasjahrdesrehs.de

Stephanie JanaUrsula Kollritsch

Das Jahr des Rehs

Roman

List Taschenbuch

Besuchen Sie uns im Internet:

www.ullstein-buchverlage.de

Wir wählen unsere Bücher sorgfältig aus, lektorieren sie gründlich mit Autoren und Übersetzern und produzieren sie in bester Qualität.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Originalausgabe im List Taschenbuch

List ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin.

1. Auflage Juni 2015

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

ISBN 978-3-8437-1125-8

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzung wie etwa Vervielfältigung,

Verbreitung, Speicherung oder Übertragung

können zivil- oder strafrechtlich

verfolgt werden.

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Für die Frauen, die mit uns vom goldenen Sommer träumen und nicht aufhören, alles zu wollen.

Für die Männer, die uns inspirieren und lieben und dabei, ein Glück, so anders sind.

AM ANFANG

Jedes Abenteuer ist nur eine Entscheidung von dir entfernt.

Lisz Hirn

österreichische Philosophin und Künstlerin

SEPTEMBER

Von:Bella Becker

An:Sabine Born

Datum:15. 09. 2012

Uhrzeit:20:37

Betreff:DU?!

Hinter mir im Oldie-Kanal singt Earth, Wind & Fire den Septembersong und schiebt mich mit Schwung zurück in die Tanzschulzeit. Wie immer lache und swinge ich mit … ba-de-ya … Erinnerst Du Dich?

Hej, liebe Bine, sag, bist Du’s?

Wie ist Dein September in diesem Jahr? Wolkig oder sonnig? Und: Wie viele, viele September haben wir uns schon nicht gesehen, gehört, gesprochen? Ich weiß es nicht, ich geb es zu. Jetzt müsste bald Dein 40. Geburtstag sein, stimmt’s?!

40! – Meine Güte, Bine, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Unfassbar.

Ganz plötzlich bist Du mir heute begegnet, auf dem Dachboden. Ich habe für meinen Sohn Mischa (ja, den gibt es jetzt seit 15 Jahren in meinem Leben) ein altes Buch gesucht; mein Vater hatte mir irgendwann einmal eine frühe Ausgabe von »In 80 Tagen um die Welt« geschenkt. Wo es wohl steckt? Stattdessen bin ich über eine Kiste mit wild durcheinander geschobenen Briefen aus unserer Studentenzeit gestolpert. Du in Wiesbaden, ich in Frankfurt. Habe sie aus den zerknitterten Kuverts gezogen, einen nach dem andern:

»Two roads diverged in a yellow wood, and sorry I could not travel both«, schreibst Du mir da in einem unserer schwülstigen Briefe über den Sinn des Lebens, unsere Träume, Ziele u. v. m. Dieses Gedicht von Robert Frost hatte uns schon vor Urzeiten im Englisch-Leistungskurs soooooo ungeheuer beeindruckt. Weißt Du noch? Ganz schön schlau für zwei um die Zwanzigjährige, was?!

Stell Dir vor, da gab es auch eine schmucklose Karte von Axel K., wohl von einem Verwandtenbesuch in Ostberlin. Dass der mir überhaupt mal geschrieben hat?! Und, sag mal, hast Du eine Ahnung, wer Meike Eulenbäumer war (keinen Schimmer!), aber sie schrieb mir nett und innig. Das wäre mir mit 20 auch nicht passiert, dass ich Leute und ihre Namen vergesse.

Warum sind wir uns damals verlorengegangen, Schritt für Schritt? Ein komisches Ding, das Leben! Meinst Du nicht auch? Es gab Tage, Jahre, Zeiten, da haben wir beide alles geteilt und gewusst voneinander. Durch dick und dünn.

Jedenfalls hab ich Dich heute gefunden im World Wide Web. Architektin bist Du und immer noch in Engbach. Ich hoffe, dass DU es wirklich bist, denn die Frau im Internet hat einen anderen Familiennamen. Glücklich verheiratet? Mit Haus, Hund, Katze und Garten? Und auf der Businessseite war auch kein Foto von Dir.

Andernfalls bekommt jetzt eine andere Architektin diese Mail von einer scheinbar Verrückten, die freitagabends auf dem Dachboden herumkriecht. Also schreib ich jetzt besser mal keine intimen Details aus meinem wilden Berliner Leben.

Falls Du es bist, Bine, vielleicht willst Du ja mehr wissen. Heute ist einer dieser melancholischen Freitagabende – ein schon ganz schön rauer Stadtwind draußen vor meinem Fenster, das zweite Glas mittelmäßigen Roten auf dem Schreibtisch, und im Haus gegenüber läuft »Der Alte«. Da wäre eh nichts Vernünftiges rübergekommen.

Was läuft wohl so bei Dir, Bine?

Schreib, wie ist das Leben?!

Sei fest umarmt und etwas aufgewühlt gegrüßt

von Deiner alten Bella (der einen der 2 B’s)

»Es sind die guten Geschichten, die überdauern.«

Isabella Becker – Freie Journalistin

Bleibtreustraße/Berlin

E-Mail: [email protected]

Von:Sabine Born

An:Bella Becker

Datum:16. 09. 2012

Uhrzeit:09:14

Betreff:BELLA!

Bella!!! Bella! Bella … Ja, ich bin’s.

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, bin so überrascht und sprachlos gewesen. Hätte niemals gedacht, dass Du Dich noch mal meldest. Und ja, ich hätte es wohl auch nicht getan … Obwohl ich – ehrlich gesagt – immer viel an Dich gedacht habe und auch etwas nostalgisch geträumt von unseren gemeinsamen Zeiten. Und: Du wirst es nicht glauben, gestern kam dieses Lied im Radio, ich fuhr gerade von Frankfurt nach Hause, von einem schrecklichen Kundentermin genervt und müde, ich hab es ewig nicht mehr gehört, in Jugendtagen war es unser Lied, weißt Du noch: »Freunde« von PUR. (Damals waren sie noch nicht so bekannt, und es war auch noch nicht so peinlich, sie zu hören … Na ja, okay, vielleicht war es immer schon peinlich, aber wir waren jung genug, es zuzugeben!) Jedenfalls hab ich an Dich denken müssen, an uns, und mir kamen tatsächlich die Tränen …

Es ist alles so lange her. Und jetzt sitz ich hier vor dem Rechner, weil ich etwas arbeiten wollte, und sehe, dass Du mir geschrieben hast, einfach so, nach 17 Jahren. Es gibt keine Zufälle … Ich glaube es nicht.

Ja, mir geht’s ganz gut. Soweit man das von außen betrachtet.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und was ich erzählen soll …

Muss erst mal verdauen, dass Du schreibst. Später mehr.

Herzliche Grüße aus Engbach

Deine alte Bine

Ach ja:

PS: Axel K. war doch heimlich in Dich verliebt, hast Du das vergessen?

PPS: Meike Eulenbäumer aus unserer Parallelklasse wollte immer mit uns befreundet sein. Die mit den dunklen Locken, der dicken Hornbrille und dem riesigen Busen! Alle Jungs nannten sie nur »Porno-Eule«! :)

Sabine Born, Architektin

Architekturbüro am Forst

Am Forst 3

60111 Engbach

E-Mail: [email protected]

Von:Bella Becker

An:Sabine Born

Datum:20. 09. 2012

Uhrzeit:09:45

Betreff:Pur

… »Porno-Eule«, Bine!!! Mir stehen die Tränen in den Augen. Ich habe Deinen Brief schon gefühlte 100- bis 1000-mal gelesen und muss immer noch gleichzeitig lachen und weinen.

Ach, wie schön, Bine. Mensch!

Da hab ich ja doch keine fremde Engbacherin mit meiner Privatmail verschreckt. Kennst mich ja. Umso mehr: Bitte schreib: Wie es steht. Wie es geht. Was Du machst – und mit wem. Ein Meer voller Fragen und noch viel mehr.

Herzlich, in freudiger Erwartung wartend,

immer noch – Bella

PS: PUR, ach ja! Auch schön. Leben die noch? Warum laufen die gar nicht mehr im Radio? Wäre was für die Rubrik: Was macht eigentlich …? Das waren noch Songtexte. Ja, hmm. Muss gleich mal auf YouTube schauen, nee nachher, erst die Arbeit. Und ganz ehrlich, bin mir sicher, dass unheimlich viele Leute die PUR-Jungs mochten. Nur wollte es keiner zugeben.

Von:Sabine Born

An:Bella Becker

Datum:22. 09. 2012

Uhrzeit:22:30

Betreff:Aus dem goldenen Bauhaus-Käfig

Liebe Bella!

Was soll ich Dir vormachen, wo Du mir lange Zeit so nahe gewesen bist? Du erwischst mich in einer schlechten Phase. Gestern bin ich 40 Jahre alt geworden, und ich stelle plötzlich alles in Frage. Seit einem Jahr habe ich Angst vor diesem Tag. Es hat leider auch nichts genützt, dass ich mir gestern Abend zwei doppelte Martini gegönnt habe – die Zahl bleibt, und damit auch die Zweifel, die Ängste, die Fragen …

Doch zunächst zu den Fakten: Ja, ich habe, nachdem Du in St. Petersburg wie verschollen warst, vor 15 Jahren Peter Born kennengelernt, auf einer dieser riesigen Asta-­Feten. Er ist Mathe- und Physiklehrer (kannst Du Dir das vorstellen? Und das mir!) am Frank-Wedekind-Gymnasium in Bad Nauheim, und wir haben nach zwei Jahren geheiratet. Irgendwie hab ich nach dem flippigen Jonas was Solides gebraucht, und mit seiner Ruhe, seinem etwas linkischen Charme oder seiner Normalität hat er mich für sich erwärmt. Zwei Kinder haben wir, Nele ist zehn, und Carl ist acht, die uns immer weniger brauchen … Das ist einerseits toll, denn man bekommt immer mehr Freiheiten zurück, andererseits schwer, weil man ständig das Loslassen üben muss und auf sich zurückgeworfen ist, nach Jahren der Fremdbestimmung. Aber wem erzähl ich das, Du hast ja tatsächlich auch einen Sohn (DU und Kinder?!) …

Zwei Hunde haben wir auch, Nele hat noch ein Pflege­pferd (woher hat sie bloß die Liebe zu Pferden?! Mir waren die immer zu groß, und dieses Ausmisten!). Ich habe ein kleines, an sich feines Architekturbüro bei uns im Haus und es läuft recht gut. Wir haben vor elf Jahren neu gebaut. Mein eigener Entwurf im Bauhausstil und ganzer Stolz, passt bloß überhaupt nicht in die Gegend … Und ja, ich lebe noch in Engbach, ich hab’s irgendwie nicht geschafft, hier wegzugehen, Peter hängt auch zu sehr an seinen Eltern und alldem hier … Alles in allem, muss ich gestehen, leb ich wohl ein durchschnittliches, spießiges, gutbürgerliches Leben. Ich bin ziemlich feige eigentlich, nicht die freche, mutige, wilde junge Frau, die ich mal herbeigeträumt hab. Voilà. That’s it.

Und Du? Bist Du immer noch mit Andrej zusammen? (Ich konnte ihn nie leiden, Du weißt es!) Ist er der Vater von Deinem Mischa? Immer noch Künstler? Bist Du eine coole Mutter? Jede Wette! Bist Du eine erfolgreiche Journalistin geworden, wie Du immer wolltest? Wie ist Dein Leben in der Hauptstadt? Reist Du noch so viel? Und: Bist Du glücklich?

Du fragst, wie mein September ist. Das ist typisch für Dich, immer brauchst Du Bilder. Ja, er ist schon sehr herbstlich, kalt und regnerisch. Die Blätter beginnen langsam zu fallen, und es ist permanent zu dunkel – wie ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Das Licht wackelt, die Heizung brummt. Wann habe ich im September schon mal die Heizung angestellt?! Kann mich nicht erinnern … Und ich mittendrin, jetzt 40! Ich bin traurig, müde, mutlos irgendwie und höre Musik, die mich an alte Zeiten erinnert.

Du schreibst mir bestimmt nicht zurück, weil Du keine Lust auf so eine alte Jammerziege hast, die statt nettem Smalltalk ihr ganzes langweiliges Seelenleid vor Dir ausbreitet! :)

Trotzdem, meine Gute: Wir beide …

Frühherbstliche Grüße nach Berlin

Bine, die andere der 2 B’s

Von:Bella Becker

An:Sabine Born

Datum:23. 09. 2012

Uhrzeit:08:43

Betreff:Indian Summer gegen graue Tage!

Engbach, Bauhaus, Mathe-Physiklehrer (o mein Gott!! Wie konnte das denn passieren?! ), Pflegepferd und Hunde und Kinder – das nehme ich jetzt erst mal mit in meine kalte Küche. Sie ist immer noch voll und grau vom Abend. Schnell raus mit den Kippen und Weinresten. Muss irgendwann aufhören mit dieser Gelegenheitsraucherei.

Andrej war heute Nacht da, jetzt ist er weg und Deine Mail im Kasten. So! Bine, lass mich mal kurz los, ich muss jetzt echt in die Küche, bevor Mischa aufsteht …

Bin wieder da, habe die Fenster aufgerissen (wie schreibt Elke Heidenreich in Dein Max: »Dieser Frühling ist ein Frühling der aufgerissenen Fenster und Türen (…), aus denen vieles rausfliegt, das lange angestaubt war und auf wackligen Beinen herumstand.«) Nee, nee. Es ist ja Herbst, und zum Rausschmeißen bin ich ohnehin zu feige. Konnte mich noch nie gut trennen. Nicht von Menschen, nicht von Träumen, nicht von Dingen. Deshalb hätte ich auch keine Wohnung ohne Keller oder den erwähnten Dachboden nehmen können. Und wenn es ihn nicht geben würde, hätte ich die Kiste mit den Briefen nicht gefunden, und dann hätte ich nie usw. …

Jetzt noch mal von vorne. Von wegen, ICH schreibe bestimmt nicht zurück! Was denkst DU denn?! Schließlich bin ich selber alt genug, und zu Jammerziegen habe ich, aus eigener Erfahrung, einen ganz guten Draht.

Da bin ich! Bella Becker. Noch 39, leidenschaftliche Journalistin, Mutter eines Sohnes, Mischa, 15 Jahre (ein Kind des Gorbi-Booms damals), quasi alleinerziehend (was man so »erziehen« nennt, er ist ein Wildwuchs und Freigeist, mein kleiner Großer, aber es steckt so viel Wunderbares in ihm, das wird sich seinen Weg bahnen, das weiß ich). Da staunst Du, ich und Mutter. Insgeheim dachte ich immer: »Wenn du mal ein Kind hast, wirst du nie mehr ­allein sein auf dieser großen, weiten Welt.« Heute weiß ich, dass die Einsamkeit woanders sitzt, tiefer drinnen, und sie kann nicht von außen ersetzt werden, nur verdeckt.

Sein Papa ist, ja wie sollte es auch anders sein, Andrej, meine große, alte russische Liebe, mein größter Schmerz und manchmal auch nach wie vor mein größtes Glück. Ein Stachel, der mein Herz schon so lange zusammenhält, dass es nicht auseinanderfällt … Viele Jahre schon bestimmt er mein Bild von mir und der Welt, und im Kern bestimme ich auch seins, da bin ich sicher. Trotz allem. Diese Liebe wohnt in mir, wie ein Band, ein Herz. Die Liebe, sie liebt. Das ist ihre Bestimmung. Sie kann nur das – lieben. Ganz egal, ob und wie und wie stark sie erwidert wird. So viele Frauen ich bereits auf der Welt interviewt habe und erfahren durfte, wie sie leben und lieben, so viele Arten der Liebe sind mir schon begegnet, immer mit diesem gleichen Fazit …!

Aber ich muss aufhören mit diesem Gefühlsduseln, vor mir liegt eine dicke To-do-Story auf dem Schreibtisch (Münsteraner Geschäftsfrau ist nach Nordamerika ausgewandert und gibt dort monatelange Survival-Seminare im Wald; gerade total hip bei Europäern)! Ja, ich reise ­immer noch, hole mir neue Eindrücke und Geschichten und sauge das Leben von anderen auf, vielleicht weil das weniger intensiv ist und weniger weh tut als das eigene. Man kann es reinlassen, muss es aber nur so nahe ranlassen, wie man will … Und in genau drei Tagen hab ich Abgabe für den »Indian Summer«.

Ob ich glücklich bin? Was für eine Frage, Bine, eine wahrhaft große Frage. Was soll ich Dir darauf mal eben schreiben? Immer wieder! Reicht das fürs Erste? Die Arbeit ruft. Da muss ich meinen Kopf klar und entwirrt halten. Werd drüber nachdenken.

Bella

Von:Bella Becker

An:Sabine Born

Datum:25. 09. 2012

Uhrzeit:18:54

Betreff:Ich noch mal …

Bine, Du Liebe,

da bin ich wieder. Noch mal zu Dir. Ganz ehrlich: Du mit einem Mathe- und Physiklehrer, bei aller Liebe – das kann ich mir so gar nicht vorstellen, wo wir doch beide bei der erstbesten Möglichkeit Physik abgewählt haben, weil es schon ab Stunde eins tatsächlich richtige phy­sische Übelkeit in uns auslöste. Bine! Okay, Ruhe und Charme klingen schon besser. Das passt zu Dir, so aus der Ferne und Weite der Zeit.

Ja, ja, Engbach, ist es immer noch so eng und, entschuldige, dass ich Dir nichts Ermutigenderes schreiben kann, beklemmend? Wahrlich kein Ort, um seinen 40. Geburtstag rauschend und gebührend zu feiern.

Bestimmt hast Du Dich hinreißen lassen und alle Freunde, Verwandten (lebt eigentlich Deine Tante Emma noch, die Wilde, zu der wir immer geflüchtet sind?) und Nachbarn eingeladen. Die haben Dein ganz sicher wunderschönes BauHaus (Respekt, dass Du Dich das getraut hast, da seid Ihr 100-prozentig seit Jahren Stadtgespräch. Ich höre sie reden, die engen Bacher – voller Neid) aus den Angeln gehoben und Dir Minimum drei Tage Putzerei hinterlassen, bis hin zu dicken Rotweinflecken auf dem weißen Designersofa. Oder Du feierst standesgemäß erst am kommenden Wochenende und spürst schon die Panik, dann pass ja auf – das Sofa!

Ich hoffe, Du schenkst Dir selbst noch einen schönen Tag. Fahr ins Theater nach Frankfurt in ein Ballett mit vielen Nackten, flirte in der Pause an der Bar, such Dir eine unverständliche moderne Ausstellung in der Schirn aus, und bestell Dir das größte Sektfrühstück im schönen Café nebenan. Buch eine Städtereise ohne Programm und lass Dich treiben oder einen Strand mit Sonnenuntergang nur für Dich. Das hast Du verdient.

Das ist mein Bild. Du hast recht, ich brauche Bilder und Geschichten, Du kennst mich wohl immer noch recht gut. Oder wir sind im Kern doch die Alten, die Jungen geblieben.

Und das ist nun wirklich eine unglaubliche Geschichte, dass ich Dir gerade nach 17 Jahren schreibe, und es ist, als ob ich nie etwas anderes tun würde. Es fühlt sich gut an, wie zu Hause sein. Irgendwo da in der Luftlinie zwischen meiner Berliner Altbauwohnung und Deinem Engbacher BauHaus kuschel ich mich gerade in eine weiche Freundinnen-Wolke! Herrlich.

Deine Bella

Von:Bella Becker

An:Sabine Born

Datum:25. 09. 2012

Uhrzeit:23:14

Betreff:… und noch mal

… zur Mathematik. Lass uns doch mal rechnen:

40 Jahre, 2 Kinder, 2 Hunde, 1 Mann, 1 Haus, 1 Büro – das ist doch was. Eine tolle Bilanz, Bine, sei mal ein bisschen stolz auf Dich! Darin warst Du nie gut, ich weiß. Schon beim Vorlesewettbewerb in der Engbacher Grundschule, den Du selbstverständlich für Dich entschieden hast, hast Du Dich hinterher im Hof versteckt, und ich musste den Preis auf der Bühne für Dich entgegennehmen. Daher schicke ich Dir jetzt als Geschenk eine virtuelle »Das-­wäre-geschafft-Frauenverdienstmedaille« zum 40., das Ganze höchstoffiziell aus der Hauptstadt. Freu Dich!

Über die Chancen, die verpassten und die kommenden, können wir ja noch mal en détail sprechen, schreiben … So leid es mir tut, ich muss Dich jetzt loslassen, Freundin, die Arbeit drängt weiter, vorhin hat eine Redaktionsassistentin gemailt, blink, sie wolle mal nachhören, wo und wie und wann … ahhh!

Lass uns die Tage die roten und gelben Blätter zählen und Kastanienmännchen basteln. Ich stell mir meins dann auf den Schreibtisch und denke an Dich. Versprochen. Bis ganz bald, vielleicht.

Bella

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!