Das Kosmische Spiel band 4 - Johannes Weinand - E-Book

Das Kosmische Spiel band 4 E-Book

Johannes weinand

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Beschreibung

Norwegen Erk Johannsen bringt sein Team nach Jötunheim, die Heimat der Riesen, in Norwegen. Dort bekommen sie Kontakt mit dem Wächter von Jötunheim. Der Jötun zeigt dem Team sein gestrandetes Raumschiff. Das Schiff ist unter dem Gletscher versteckt. Ein gewagter Plan entsteht, das riesige Schiff, mit der Hilfe von Nemesis, zu heben, und gleichzeitig die Weltbevölkerung zu einen. Das Schiff wird gehoben. Danach trifft sich der junge Johannsen mit der Staatschefs aller Völker. Während der Verhandlungen heben sie ein zweites Schiff, mit dem Brandolf und seine Schergen abgestürzt sind. Es befindet sich in den Tiefen der Burg, die Brandolf um das Schiff gebaut hat. Sie entdecken einen Transmitter, der das Labor Brandolfs, auf dem Planeten Jötan, zeigt. Als Kesuk, Freya und Carlos in der Nähe des Transmitters stehen, aktiviert dieser und schickt sie auf den Planeten Jötan. Das Team um Erk Johannsen entwickelt einen Plan, ihre Freunde aus dem Jötansystem zu befreien. Zur Kontaktaufnahme benutzen sie das Heilige Feuer. Die Jötan bemerken den Kontakt, und die Jagd beginnt.

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Johannes Weinand

Das Kosmische Spiel

Jötunheim, Heimat der Riesen

Das Kosmische Spiel

Science-Fiction

Band 4

Jötunheim, Heimat der Riesen

von

Johannes Weinand

Impressum

© 2023

Rechtsinhaber/Autor: Weinand Johannes, [email protected] Covergestaltung: Constanze Kramer, www.coverboutique.de Bildnachweis: ©aleciccotelli – stock.adobe.com

©Swen Stroop – shutterstock.com rawpixel.com

Lektorat: Klaus-Dietrich Petersen

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN:

Softcover

978-3-384-05942-0

E-Book

978-3-384-05943-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne die Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiographie, detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Der Wächter von Jötunheim

Ein freundschaftliches Treffen

Präsidentenbesuche

Die Hebung eines Raumschiffes

Der Aufbruch der Menschheit.

Eine nicht geplante Reise

Planet der Jötan am andern Ende der Milchstraße

Zeitgleich in Brandolfs Burg.

Eine weite Reise

Ein kleiner Abstecher

Das Kosmische Spiel band 4

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Der Wächter von Jötunheim

Ein kleiner Abstecher

Das Kosmische Spiel band 4

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Der Wächter von Jötunheim

Es war nichts Ungewöhnliches in Norwegen, dass der starke Nordweststurm über dem Fjell, dem höchsten Teil der Skanden, dass zwischen dem Sognefjord im Westen des Landes und Valdres liegt, in einer Härte hinwegfegte, die den verwöhnten Städtern die Haare zu Berge steigen ließ.

Die Landschaft, von schroffen Gipfeln, wie auch stark eiszeitlich geprägten Gletschern, Moränen und Trogtälern durchzogen, strahlte eine Wildheit aus, die das Gleichgewicht der Natur in ihrer ursprünglichen Form widerspiegelte. Bäche und Flüsse strebten, in der urwüchsig geprägten Landschaft, dem Meer entgegen und bildeten dabei ihren eigenen Mainstream. Dieser Mainstream stellte sie immer wieder vor die wiederkehrende Aufgabe, den einfachsten Weg ins Tal zu suchen. In den Jahrmillionen ihrer Arbeit, hatten sie die Landschaft geprägt, wie es sonst kaum ein anderes Medium in der Natur schaffen konnte. Dabei entwickelte der oberflächliche Betrachter eine Betrachtungsweise die eigentlich kein Leben in dieser Wildheit zuließ.

Viele Menschen wunderten sich, wenn sie erfuhren, wie viele Spezies es schafften, in diesem Bereich der Natur zu überleben. Speziell angepasst, verkörperten sie die Art von Individuen, die nicht nur überlebten, sondern sich auch fortpflanzten. So hatte es die Natur, in ihrer Jahrmillionen dauernden Entwicklung, geschafft, ein Fass voll Leben zu entwickeln, dass im Frühjahr und Sommer voll Lebensenergie übersprudelte, um dann im Winter in eine Art der Akinese zu verfallen.

Mit dem Galdhøpiggen und dem Glittertinden zeichnet sich dieser Teil des Gebirges mit den beiden höchsten norwegischen Erhebungen aus. Diese beiden erhabensten Berge gehören zu der Gruppe der Hurrungane und umschließen im südwestlichen Teil das sagenumwogenden Jötunheim, die die Heimat der Riesen verkörperte.

Von tiefen Seen berührt, die in der Landschaft aussahen wie die blaugrünen Tränen der Sagengestalten, entwässert das Gebiet über einen Auslassgletscher, dem Jostedalbreen.

Temperaturen unter 10 Grad, die hier oben nicht unüblich waren, kündeten einen sehr kalten Winter an. Wenn der starke Wind und das Schneetreiben einen Moment nachließen, konnte man, durch die Lücken der dahintreibenden Wolken, die Nordlichter sehen. Sie machten die Sonnenwinde in großen Höhen sichtbar: Die Aurora borealis, wie sie von Wissenschaftlern genannt wurden, die mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf die Atmosphäre der Erde aufprallten. In der Atmosphäre wirkten sie dann wie Elektronenmeteore.

Der Ort Gaupne, eines der kleinen Randdörfer des Jostedalbreen, liegt am nördlichsten Westufer des Lustra Fjords. Nichts Ungewöhnliches zeichnete diesen kleinen Ort aus, nur, dass der Jostedalbreen von diesem Ort aus im Sommer von Touristen erschlossen wurde. Dagegen im Winter, da nahm er seine Auszeit, und kaum ein Wanderer verlor sich in diese Regionen von Jötunheim. Man war also unter sich, und konnte dem Handwerk der Skandinavier nachgehen, dessen Ergebnisse man im Sommer wieder an die Touristen aus aller Welt verkaufen würde. Dabei erzählten die Alten, den nur noch wenigen Jungen, die alten Geschichten der Wikinger von ihren Raubfahrten, die danach dem alten Göttergeschlecht um Odin und den Asen huldigten. Manch einer der Alten ging dann hinaus, um den Jungen zu zeigen, wie man ein richtiges Opfer darbrachte, um die Asen zu besänftigen.

Es hatte sich viel geändert in der Einsamkeit Norwegens und doch nichts. Wenn man allein unter dem Dach des Nordlichts stand, hatte man das Gefühl, dass die Asen über die Regenbogenbrücke Asgars den Hohen Norden stürmen würden, um ihr Festmahl auf der Erde abzuhalten, und sich die alten Geschichten vom Krieg gegen die Riesen zu erzählen.

Der Kleinbus und zwei Kombis störten die winterliche Ruhe des kleinen Ortes Gaupne. Das Licht der Scheinwerfer durchschnitt, wie die gichtigen Finger einer urzeitlichen Hexe, die aufkommende Dämmerung. Ab und zu lichtete sich der Vorhang der Dunkelheit und machte kleinen Hütten oder Häusern Platz, deren Fenster ein schwaches Licht nach außen warfen. Sobald aber die gichtigen Finger der Scheinwerfer in die Fenster leuchtete, wurden schnell die Vorhänge vorgezogen. Die Angst, dass der Kokon der Unnahbarkeit zerstört werden würde, saß tief in den Menschen des norwegischen Hochlandes.

Der Fahrer der großen Limousine, die langsam vor dem Kleinbus fuhr, wusste dank seines Navigationsgerätes genau, wohin er wollte. Vor einer einsamen Hütte blieb er stehen, stieg aus und atmete die frische Bergluft in vollen Zügen ein, schüttelte sich einmal kurz und sprach in das Innere des Autos.

„Steigt aus, ihr Weicheier. So eine saubere und frische Luft werdet ihr in den nächsten Jahren nicht mehr zu spüren bekommen. Da gibt es nur noch Raumschiffluft zu atmen.“

Aus dem Inneren des Autos hörte Erk Johannsen nur die ablehnenden Worte seines Sohnes. „Oh man, Pa. Nemesis hat doch alles abgescannt und nicht eine Spur gefunden. Mach die Tür zu, hier drin wird es kalt. Was willst du eigentlich hier in der Einöde?“

„Ich habe es euch schon tausendmal gesagt, es ist reine Intuition, Kinder. Außerdem werden uns ein paar Tage Ruhe bestimmt gut tun.“

„Kuntur holt sich hier noch den Tod, so kalt wie das hier ist.“

„Dann soll sie sich warm anziehen.“

Thorg war mittlerweile ausgestiegen und lächelte nur, als er das Lamenti der jungen Leute hörte. Dann schaute er in den Wagen und sagte in einem etwas anzüglichen Tonfall: „Na, Alter Mann, willst du noch eine Jacke mehr haben?“

Das Einzige, was der Alte Mann erwiderte, war ein böser Blick, der mit leisen Worten untermalt war:

„Die Geister werden dich töten, zwei Auge, und dann wirst du in der Hölle schmoren.“

Trine, die neben dem alten Australier saß, klopfte ihm aufmunternd mit der flachen Hand auf das Knie und sagte: „Es wird dir gefallen, Alter Mann.“

„Ich wüsste nicht, was an Kälte und Schnee schön sein soll, und mir gefallen könnte.“

Erk war inzwischen zur Hütte gegangen und klingelte kurz. Fast augenblicklich wurde die Tür geöffnet und eine kleine Frau trat ihnen entgegen. Sie schaute den großen Mann mit seinem markanten Gesicht an, der vor ihr stand und fragte selbstbewusst: „Was kann ich für sie tun?“

„Johannsen, Erk Johannsen. Ich hatte drei Hütten gebucht.“

„Ach, die Johannsens. Sehr ungewöhnlich, um diese Jahreszeit hier Hütten zu mieten.“

Mit den Worten versuchte sie über die hohen Schultern des Mannes zu schauen, der vor ihr stand. Erk ging nicht auf die Bemerkung ein, die in einer neugierigen Tonlage gemacht wurde. Er wartete einfach ab und hatte das Gefühl, dass die kleine Frau auch keine Antwort erwartet hatte. In einer akrobatischen Art und Weise drehte sie den Kopf nach hinten, so dass der Archäologe ihr eine Verwandtschaft mit einer Eule nicht absprach. Dann schrie sie in einer kreischenden Stimme über ihre Schultern: „Einar.“

Sofort kam ein älterer Mann um die Ecke gehuscht, die halbvolle Bierflasche noch in der Hand, säuselte er seine kleine Frau an. Auf jeden Fall war Erk Johannsen der Ansicht, dass es seine Frau war.

„Was ist, mein Täubchen?“

In einem ihr eigenem harten und unnachgiebigen Ton, gab sie das weitere Vorgehen an: „Zeige den Herrschaften die Hütten und mach, dass du schnell wieder vom Berg herunterkommst, der Sturm nimmt zu, es wird hier noch sehr ungemütlich werden, da musst du dich nicht draußen aufhalten.“

„Sofort?“

„Sofort.“

Da wo er stand, stellte er die Bierflasche ab, zog Stiefel und Jacke an und sah Erk Johannsen erwartungsvoll an.

„Folgen sie mir bitte. Wir müssen mit dem Auto in die Berge.“

Leise schloss er die Tür und ging zu seinem Car-Port, dort setzte er sich in seinen amerikanischen Geländewagen, startete den Sechszylinder und fuhr, ohne weiter auf seine Gäste zu achten, den Schotterweg entlang, der das Grundstück eingrenzte. Erk beeilte sich in sein Auto zu kommen und folgte dem Geländewagen des Vermieters. Die Fahrt ging eine Viertelstunde den Berg hinauf, dabei machte der Vermieter keine Anstalten langsam zu fahren. Der Schotterweg war aber gut zu befahren und Erk, wie auch die anderen beiden Autos, hatten keine Probleme dem Geländewagen zu folgen. Trotz des leichten Schneetreibens hatten die Autos guten Gripp unter den Rädern. Dessen ungeachtet, schauten die Insassen skeptisch zur linken Seite hinunter, wo in der Tiefe der Schlucht ein Bergbach gurgelte, und seinen Weg zum Meer suchte, während auf der rechten Seite eine Felswand steil in die Höhe ragte. Konzentriert fuhr Erk als erster hinter dem Geländewagen her, bis sie auf einmal den freien Himmel über sich sahen. Das Dunkel der Nacht hatte sie erreicht und das Nordlicht griff nach ihnen, wie die wehende Standarte eines Heeres. Aber mit der Gewissheit nicht erreicht zu werden, schauten die Insassen in den Bereich, in dem sich dieses ungewöhnliche Naturphänomen abspielte.

Erk Johannsen fuhr weiter, und vor ihnen offenbarte sich ein Teil der Hochebene, die unterbrochen von einer großen und zwei kleineren Hütten, sich in der Dunkelheit verlor.

Einar stieg aus, und die Insassen der zwei anderen Autos sahen, dass der kleine Mann seine Kopfbedeckung festhielt. Der Wind, der es im tiefergelegenen Teil des Fjells noch war, hatte sich hier auf dem Fjell als Sturm entwickelt. Ein kurzer Blick auf die sich immer wieder verändernden Polarlichter, die ein mystisches Licht verbreiteten, wartete er, bis die Insassen der zwei Autos zu ihm aufgeschlossen hatten.

Misstrauisch schaute er auf die kleine Gesellschaft, die vielfältiger nicht hätte sein können.

Erk bemerkte den Blick, der etwas länger auf Thorg ruhte und sagt fast in einem etwas abfälligen Ton:

„Patchwork Familie, wir sind in der ganzen Welt verteilt. Einmal im Jahr treffen wir uns dann irgendwo auf der Welt, an einem ungewöhnlichen Ort und diesmal eben hier.“

Immer noch mit kritischem Blick, als wollte der kleine Norweger nicht glauben, was der große Däne gesagt hatte, antwortete er nur informierend: „Da haben sie sich aber eine unwirkliche Zeit ausgesucht. Das Wetter wird schlecht. Wenn sie auf den Jostedalbreen wollen, würde ich ihnen davon abraten.“

Während er das sagte, schaute er seinen Gast nicht an, sondern schloss die Hüttentür, der größten der drei Hütten auf.

Erk, der den Mann bei seiner Tätigkeit beobachtete, überlegte kurz und ohne auf den Einwand des Norwegers einzugehen, fragte er: „Gibt es einen Führer, der uns da hochbringen kann?“

Erk Junior, der die Hände um seinen Brustkorb geschlungen hatte, und so andeutete, dass er fror, unterbrach die Unterhaltung der beiden Männer:

„Pa, wir haben da eine tolle Idee.“

„Und die wäre?“

„Hier draußen fängt es jetzt bestimmt teuflisch an zu schneien und du siehst ja, der Jostedalbreen zeigt uns, dass er uns nicht will. Wir verbunkern uns hier zwei Tage, verbrauchen die Vorräte und verschwinden wieder nach Hause.“

Erk lächelte Einar an: „Die jungen Leute, sie wissen ja, wie sie sind.“

Wissend nickte Einar: „Kommen sie erst einmal herein, aber bitte die Schuhe am Eingang ausziehen.“

Erk folgte dem kleinen Mann in den Vorflur, zog seine Schuhe aus und stellte sie neben die Tür. Ohne auf die anderen zu achten, betrat er das Wohnzimmer, wo ihm schon wohlige Wärme entgegenschlug.

„Ich habe mir gedacht, dass es gemütlicher wäre, wenn sie aus der Kälte kommend einen warmen Raum betreten.“

„Danke, Einar, dass sie daran gedacht haben. Wirklich sehr schön sind die Hütten.“

Dann sagte der kleine Norweger unvermittelt und schaute den immer noch schlanken aber mittlerweile doch wieder etwas durchtrainierten Archäologen offen an: „Wenn sie einen Führer brauchen, gibt es nur einen der den Jostedalbreen wie seine Westentasche kennt. Er heißt Leif, ist aber ein schwieriger Bruder und nicht billig.“

In dem Moment trat Thorg in die Hütte. Als er durch die Tür trat musste er sich bücken, um nicht an der Querstrebe des Eingangs anzustoßen. Einar schaute den großen Mann wieder verwundert an, als der sich tief bückend durch die Tür zwängte. Erk, der diesen Blick sofort bemerkte, fragte den kleinen Mann: „Na, Einar, du schaust Thorg so merkwürdig an. Kennst du ihn?“

Nicht eine Nuance verlegen, antwortete der Norweger ehrlich: „Nein, ich kenne ihn nicht, aber er könnte ein Bruder von Leif sein.“

Erk war sofort wie elektrisiert, als er die so einfach dahingeworfenen Worte hörte und fragte den Norweger, indem er ihn genau beobachtete: „Wie kommst du darauf, Einar?“

Jetzt bewies der Norweger, dass er ein guter Beobachter war und antwortete: „Er ist genauso groß wie Leif, dann hat er dieselben verschiedenfarbigen Augen. Nur Leif ist wesentlich älter.“

Erk reagierte schnell und instinktiv, als er antwortete: „Morbus Waardenburg“, erwiderte er geistesgegenwärtig, und ohne mit der Wimper zu zucken, sah er dabei den kleinen Norweger lächelnd an.

„Was meinst du?“

„Morbus Waardenburg, das Ding mit den zwei verschiedenen Augen.“

„Wenn du meinst“, antwortete der Norweger sofort wieder wortkarg geworden.

Jetzt sah ihn Erk Johannsen merkwürdig an, dabei ging er auf die karge Art zu sprechen ein und fragte seinerseits: „Wie meinst du das, Einar? Muss ich mir etwas dabei denken?“

Einen kleinen Moment zögerte Einar, dann entschloss er sich seine Meinung zu sagen: „Morbus Waardenburg, Erk Johannsen. Die Krankheit geht mit einer Gesichtslähmung einher, wie auch Pigmentstörungen. Bei deinem Riesen sehe ich nichts davon.“

Erk war erstaunt, wie detailliert der Norweger Bescheid wusste und beschloss nicht weiter auf das Thema einzugehen und fragte den Norweger: „Wie komme ich mit Leif in Kontakt?“

„Das mache ich, aber er ist sehr eigenartig. Ein regelrechter Einsiedler. Ich funke ihn an. Sie geben mir ihre Handynummer, wenn er nicht kommt, rufe ich sie an.“

„Gut, so machen wir es. Was ist mit der Bezahlung der Hütten?

„Das machen wir, wenn sie wieder verschwinden, dann müssen sie sowieso bei mir vorbei. Entweder ich bin da oder meine Frau. Dann können sie bezahlen.“

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sich der kleine Norweger um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Kurz darauf hörten sie das dumpfe Klappen der Autotür, und Einar schaltete die schweren Zusatzscheinwerfer ein, denn der Schneefall hatte zugenommen. Der Lichtschein durchschnitt wie ein scharfes Messer die Dunkelheit. Sie hörten das dumpfe Brummen des Sechszylinders, der langsam die Kurve nehmend, hinter der nächsten Biegung verschwand.

Erk war immer noch sehr überrascht, überlegte kurz und schüttelte dann nur den Kopf, dabei sagte er mehr zu sich: „Eigenartige Leute hier.“

An die anderen gewandt: „Habt ihr das mitbekommen?“

Sein Junior antwortete für alle: „Ja, Pa, das macht mich aber neugierig.“

„Was sagst du, Thorg?“

Einsilbig antwortete der Riese: „Lassen wir es auf uns zukommen.“

Kesuk, die sich bei der Außentemperatur sichtlich wohl fühlte, ging zum Kofferraum des kleinen Busses und öffnete ihn. Sofort sprangen ihre beiden Wölfe heraus, blieben stehen und witterten einen Augenblick, um dann wie die jungen Welpen im Schnee herumzutollen. Amitola, der schwarze Panther, sprang mit einem Satz geschmeidig auf den kalten Boden, schüttelte seine Pfoten und war mit wenigen Sätzen in der Hütte verschwunden.

Die kleine Inuit, die mit einem Lächeln in den Augen ihren beiden riesigen Wölfen zuschaute, deutete lachend auf die Tiere: „Sie vermissen Grönland.“

Freya, die neben der kleinen Freundin stand, fragte neugierig: „Willst du die beiden auf die große Reise mitnehmen?“

„Mit Sicherheit. Ich habe das schon mit Erk und der Nemesis besprochen. Das Raumschiff ist ja groß genug und wenn sie eine Winterlandschaft brauchen, haben wir noch die Holo-Animation auf dem Holo-Deck, und die Gänge sind lang genug, um sie zu trainieren.“

Ugari hatte inzwischen den Koffer geholt, dabei kam er an den beiden vorbei und sagte, da er die letzten Worte mitbekommen hatte: „Gassi gehen kannst du dann mit den beiden Raubtieren draußen.“

Ugari war mit dem Koffer zu langsam und konnte dem Schneeball nicht mehr ausweichen, der treffsicher sein Ziel erreichte.

„Na warte, Mädel.“

Er ließ den Koffer fallen, in dem Moment bekam er schon den zweiten Schneeball ab, der ihn dann direkt im Genick traf. Sofort lief das geschmolzene Eiswasser den Rücken hinunter. Er schüttelte sich und verzog das Gesicht, so dass alle lachten.

„Scheiße, ist das kalt.“

Der Agent, der inzwischen auch wieder nach draußen gekommen war, stand neben seiner Frau Trine und lachte: „Lass uns reingehen, bei der Schlacht brauche ich nicht dabei sein.“

Erk Johannsen hatte es richtig vorausgesehen, schon stürmten die anderen jungen Leute aus der Hütte und von einem Moment zum anderen war eine Schneeballschlacht im Gange. Die beiden Wölfe schauten verständnislos auf die mit Schnee tollenden, mit Schneebällen um sich werfenden jungen Leute. Zum Ende der Schlacht fingen sie alle an ihre Talente einzusetzen. In der Mitte stand Freya mit verschränkten Armen und schaute zu.

Dann begann sie den Schnee mit ihren noetischen Fähigkeiten zu gewaltigen Bällen zu formen und auf ihre Gegner zu werfen. Es waren so viele und es ging so schnell, dass sich die anderen nur noch auf den Boden warfen und lachten.

Lee, der als letzter ausgestiegen war, hatte wohlweißlich gewartet, aber auch ihn verschonte Freya nicht. Bevor er die Tür zuschlagen konnte, traf ihn ein Ball voll auf die Brust und ließ ihn auf den Sitz zurückfallen.

In dieser kurzen Zeitspanne hatte sich der restliche Teil der Gruppe in das Haus geflüchtet und schauten neugierig von der Türe aus auf Freya und Lee, der immer noch den Schnee von seiner Jacke wischte.

Der Alte Mann stieß Thorg an: „Wenn ich das sehe, bekomme ich Schüttelfrost.“

Trine hatte sich schon in der Küche nützlich gemacht, und Erk ging ihr dabei zur Hand. Die Großkatze Amitola stand neugierig neben der Tür und hoffte auf ein großes Stück Fleisch, das, als Trine das Paket auspackte, auch sofort an das Tier weitergeleitet wurde. Zufrieden schnurrend, legte sich Amitola auf den warmen Boden und fing an zu fressen, um, als sie das große Stück Fleisch verschlungen hatte, sich in eine Ecke zu legen, um zu schlafen.

Währenddessen wandte sich Trine zu ihrem Mann und sagte: „Ich fange schon einmal mit dem Essen an. Schnapp dir die Kinder und deckt den Tisch.

Vergesst die Wölfe nicht und stellt Wasser für die Tiere bereit.“

Neugierig schaute Erk seiner Frau über die Schulter und fragte leichthin: „Was gibt es denn zu Essen, Frau?“

Ohne sich umzudrehen, antwortete seine Frau genauso leicht, aber mit einem Blinzeln in den Augen: „Was auf den Tisch kommt, Mann. Holt die jungen Leute rein, ich habe schon alles zu Hause vorbereitet. Ich brauche es nur noch warm machen. Es wird schnell gehen.“

Erk, der die Stimmlage seiner Frau kannte, die keinen Wiederspruch duldete, drehte sich wortlos um und fing an im Esszimmer einzudecken. Thorg, der die Order von Trine mitbekommen hatte, hatte sich schon umgedreht und war zur Eingangstür gegangen, um den jungen Leuten Bescheid zu sagen. Die hatten sich mittlerweile wieder aus dem Haus gewagt und die Schneeballschlacht fortgesetzt, mittendrin Lee, der offenbar viel Spaß dabei hatte.

Thorg öffnete vorsichtig die Eingangstür, als ihm schon ein großer Schneeball entgegenflog. Lässig hielt er ihn mit einer Hand auf und schaute die jungen Leute an, dann sagte er: „Ihr sollt reinkommen, das Essen ist gleich fertig.“

Lachend, wie ein Haufen kleiner Kinder, wurden die Schneebälle, die sie noch in der Hand hatten auf ihre Gegner geworfen, um dann schnell ins Haus zu huschen. Ihre Schuhe ausziehen und den Schnee, der sich unter den Sohlen festgesetzt hatte, abzuklopfen, war schnell gemacht und dabei wurde sich laut und lachend unterhalten.

Erk drehte sich zu seiner Frau und sagte: „So entspannt habe ich die Kinder noch nie gesehen.“ Trine sah einen Moment von ihrer Arbeit auf und sagte dann wissend: „Sie haben in den letzten Jahren viel gelernt und auch viel erlebt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie nach solch einem Etappensieg ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Irgendwann ist der Kessel der Emotionen auch voll und bevor er platzt, ist eine kleine Schneeballschlacht sehr erdend.“

Erk, der sich an einer Flasche Rotwein zu schaffen machte, sagte nur: „Hört, hört“. Dies wurde dann von einem leichten Ploppen begleitet, als der Korken die Flasche verließ. Die letzten Worte seiner Frau noch in den Ohren, schnüffelte er am Flaschenhals und erwähnte fast nebenbei: „Da hast du ein exzellentes Fläschchen ausgesucht. Von wem hast du dich beraten lassen?“

„Bedanke dich bei Nemesis. Der ist aus seiner Datenbank. Synthetisch frisch gepresst, hergestellt in den Tiefen des Alls.“

„Du willst doch nicht sagen, dass das kein Wein von der Erde ist?“

„Das will ich damit sagen.“

„Das sind ja ganz neue Perspektiven für die Raumfahrt.“

Erk nahm ein Weinglas aus dem Schrank, goss sich einen kleinen Schluck ein und probierte vorsichtig.

Anerkennend sagte er: „Es ist kein Unterschied zu merken.“

Trine nahm ihm das Glas aus der Hand und trank den Rest, der noch im Glas war. Auch sie nickte anerkennend: „Wirklich gut.“

Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und sagte über die Schulter, als Kesuk durch die Tür schaute:

„Holt die Wölfe rein und gebt ihnen zu fressen.

Dann kommt an den Tisch essen.“

Kesuk nickte nur, ging zur Eingangstür und rief die beiden Wölfe in das Haus.

Die Hütte war zum Essen groß genug für alle, und bald kamen die dampfenden Schüsseln auf den Tisch. Schnell hatten alle einen Platz gefunden und fingen an zu essen. Erk und Trine, die die kleine Meute mit Wohlwollen beobachteten, setzten sich dazu. Erk ließ den Wein in der Runde herumgehen und bemerkte beiläufig, mit dem Blick auf alle: „Die Ruhe vor dem Sturm.“

So geschult, wie er in seiner Beobachtungsgabe war, bekam er aber diesmal nicht mit, wie ihn Kuntur mit einem merkwürdigen Blick bedachte. So verlief das Essen schweigend und nachdem sie fertig waren, räumten die jungen Leute den Tisch ab, spülten das Geschirr und ließen die Tiere noch einmal hinaus. Jeder hing irgendwie seinen Gedanken nach, und als alle Arbeiten gemacht waren, setzten sie sich zu den Alten, die weiträumig um das flackernde Feuer saßen. Schweigend und den letzten Rest des Weines, der sich noch in ihren Gläsern befand, schlürfend, dachte jeder an die kommende Zeit.

Die ruhende Energie, die die Älteren verbreiteten, wurde durch eine neugierige Frage von Erk Johannsen Junior abrupt unterbrochen. Der seinen Vater auffordernd anschaute.

„So, Pa, du hast diese Reise angeleiert, du bestimmst, wie es weitergeht. Wie ich dich kenne, hast du einen Hintergedanken dabei.“

Alle Augen schauten den Archäologen gespannt an, und wie weggewischt war der Pol der ruhenden Energie und hatte einem Energielevel Platz gemacht, der jeden sofort mitriss. Selbst der Alte Mann, der anscheinend in die Starre der Meditation gefallen war, beugte sich etwas vor und sah Erk Johannsen neugierig an.

Aber der Agent ließ sich nicht aus der Reserve locken und ließ sich Zeit. Genussvoll schlürfte er an seinem Glas Wein. Dann merkte er, wie Trine Luft holte, um etwas zu sagen. Es schien zwischen den beiden ein Ritual zu sein, denn bevor sie etwas sagen konnte, legte er seine Hand auf die Ihrige und stellte das Glas vorsichtig ab. Er überflog die Gesellschaft mit einem langen Blick und begann zu sprechen.

„Tja, nachdem der Scan nichts gebracht hatte, habe ich eigentlich die Hoffnung auf ein Ergebnis aufgegeben. Es sollte nur ein oberflächlicher Besuch dieser Gegend sein, die die Ebene der Riesen genannt wird. Diese Reise diente dazu, dass negative Ergebnis des Scans zu untermauern. Aber die Aussage von Einar ließ mich wieder etwas hoffen. Ihr wisst bestimmt, dass doch in jeder Legende ein Fünkchen Wahrheit steckt. Hier stellt sich dann die Frage: Wann kamen die alten Wikinger zu ihrem Glauben und wie hat sich die Geschichte dann wirklich zugetragen? Es wäre natürlich ein Zufall, dass zu Brandolfs Schiff, noch ein Schiff der Jötun auf der Erde gestrandet ist. Da würde ich sagen, wir warten einmal Leif ab, ob er weiß, dass es eine Höhle gibt, oder er die gesamte Geschichte der Jötun auf der Erde kennt. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass er ein Jötun ist.“

Lee hob kurz den Finger.

Erk, der es sofort gesehen hatte, fragte direkt den in seinem Volk verehrten Bärenmann: „Lee, was willst du wissen?“

„Was heißt eigentlich Jötunheim?“

„Es ist die Welt der Riesen oder wird auch die Ebene der Riesen genannt. Eine hoffnungsvolle Bezeichnung.“

Lee schaute den Agenten in seiner unnachahmlichen Weise an, dabei funkelten seine kleinen Augen und er fragte weiter: „Du nimmst also an, dass die Jötun hier schon einmal gelebt haben?“

Bevor Erk Johannsen antwortete, überlegte er einen Moment: „Siehst du, als Archäologe bin ich, solange ich keine Beweise in der Hand habe, auf Vermutungen angewiesen. Aus diesen Vermutungen stricke ich mir dann ein Muster. Die Maschen dieses Musters werden immer enger, je mehr Informationen ich bekomme. Trotzdem steht am Anfang immer eine Idee. Und, Lee, du wirst nicht glauben, wie oft ich einem Geist hinterhergejagt bin und meine Idee wieder auf den Müll werfen musste. Aber hier, das ist etwas Besonderes. Was ich früher nie hatte, wenn ich an einem Projekt gearbeitet habe, meine Gefühle. Meine Gefühle habe ich immer hinten angestellt. Hier, bei diesem Projekt, höre ich das erste Mal auf das Gefühl, das mir sagt, dass ich richtig liege. Es ist so, als könnte ich den Schalter des Gefühls nicht finden, um ihn wieder umzuschalten. Und da muss ich Thorg die nächste Frage stellen. Kannst du dich an die Worte Midgard und Utgard erinnern, Thorg?“

Thorg, der den Worten des Mannes gespannt zugehört hatte, überlegte kurz, bevor er antwortete:

„Ich habe unsere Sprache schon lange nicht mehr gesprochen, aber ich erinnere mich an das Wort midjungards.“

Erk stützte seinen Kopf in die Hände, dachte nach, dann flüsterte er vor sich hin: „Midjungards. Das ergibt für mich keinen Sinn.“

Alle die mit Nemesis zu tun hatten, trugen ein kleines Kommunikationsgerät bei sich, mit dem sie, wenn sie sich außerhalb des Schiffes bewegten, Verbindung mit der Positronik des Raumschiffes aufnehmen konnten. Alle sahen sich fragend an. Freya, die gespannt zugehört hatte, reagierte als erste und fragte über das kleine Gerät: „Hallo, Nemesis. Was sagt dir midjungards?“

Sofort antwortete die Positronik des Raumschiffes:

„Das Wort kommt aus dem gotischen, ist aber von dem Wort Midgard abzuleiten. Es bedeutet Welt oder Erde. Dagegen steht Utgard, es ist die Bezeichnung für Außenwelt.“

„Danke, Nemesis.“

Erk, der gespannt zugehört hatte, wandte sich an alle: „Hat jeder diese Antwort mitbekommen?“ Einstimmiges Nicken war die Antwort, aber auch fragende Gesichter waren zu sehen.

„Es kann doch kein Zufall sein, dass hier eine Sprache aus zwei verschiedenen Welten gesprochen wird. Die sehr wahrscheinlich sogar aus zwei verschiedenen Galaxien stammt.“

Schnell reagiert Erks Sohn auf den Einwand: „Ja, aber Nemesis hat nichts gesehen. Normal wäre das doch Beweis genug? Aber die Ahnung meines alten Herren ist auch nicht zu verachten.“

„Wir haben Nemesis noch gar nicht richtig gefragt, Junior. Du weißt, wie das mit Computern ist, stellst du keine Fragen, bekommst du keine Antworten.“

Freya hatte die Verbindung zur Positronik schon unterbrochen. Schnell stellte Erk die Verbindung zu ihrem allwissenden Gehirn wieder her: „Nemesis, gib mir mal Ben.“

Schnell war auch die Verbindung hergestellt und Ben meldete sich: „Ja, hier ist Ben. Wie geht es euch auf Jötunheim. Wenn ich mir das Wetter bei euch ansehe, wird mir hier oben kalt.“

„Wir sitzen hier am Ofen, trinken Brandolfs Whisky und erzählen uns Geschichte aus der guten alten Zeit.“

„Bla, bla, bla. Was willst du wissen, Erk?“

Erk erzählte ihm von der Unterhaltung und fragte den genialen Techniker, wie er die Sache sehen würde.

Sofort war Ben in seinem Element und antwortete auch prompt: „Vielleicht habt ihr ihm die falsche Frage gestellt.“

„Direkt zu dem Thema haben wir ihm noch keine spezifischen Fragen gestellt.“

„Dann frag Nemesis doch einmal, wie lange sie schon im Orbit der Erde herumdümpelt. Warte, ich mach das mal eben.“

Die kleine Gruppe auf der Erde konnte mithören, wie Ben mit der Positronik sprach: „Nemesis, wie lange bist du schon im Orbit der Erde stationiert?“

„7365 Jahre, Ben.“

„Du hast doch alles, was auf der Erde passiert ist, gespeichert. Was weißt du über den Bereich Jötunheim?“

„Jötunheim ist das Versteck der Jötun auf der Erde.“

„Wann war das ungefähr?“

„Im Jahre 400 n. Chr. terrestrischer Zeitrechnung. Nach der großen Schlacht der Jötun gegen die Jotun strandete ein Schiff der Rebellen in Norwegen und versteckte sich unter dem Gletscher des Jostedalbreen.“

„Wieso konntest du nichts auf dem Scanner finden?“

Das positronische Gehirn des Schiffes verstand anscheinend den leichten Vorwurf des Technikers und berichtete umfassend auf die ihr gestellte Frage:

„Du hattest nur nach Energiespitzen gefragt. Nicht nach Metallen oder Fremdkörpern. Außerdem ist das Schiff hervorragend abgeschirmt.“

Mit einem leichten Vorwurf in der Stimme unterbrach der Techniker die Positronik: „Speichere in deiner Positronik, dass du das nächste Mal, wenn du eine Aufgabe bekommst, die mehrere Möglichkeiten beinhaltet, und auch verschiedene Untersuchungsergebnisse hervor-bringt, du sie nach der prozentualen Höhe der Möglichkeiten umfassend beantwortest. Dann treten solche Fehler nicht mehr auf.“

„Ja, Ben, ist schon programmiert.“

Erk wurde das Gefühl nicht los, dass die Erschaffer dieses positronischen Gehirns, es nicht unterlassen hatten, dem Computer etwas Gefühl einzuhauchen. Er wurde in seinem Denkansatz unterbrochen, nahm sich aber vor die Positronik zu fragen.

„Dazu brauch man doch Energie?“

„Nicht unbedingt, Erk. Man kann die Oberfläche so gestalten, dass sich die Abtasterwellen in Röhren brechen, um dann in den Raum abgeleitet zu werden.“

Ben unterbrach die Stimme des Computers und wandte sich mit den nächsten Worten direkt an Erk:

„Erk, das ist so ähnlich wie die heutige Stealth Technik. Auch bekannt unter Lauriens Mantel.“

Erk antwortete nicht, er saß konzentriert da und schaute ins Leere. Die kleine Gruppe, die um ihn herumsaß, schaute ihn an und wusste genau, dass er nachdachte. Dann huschte ein leichtes Lächeln über die Lippen des Mannes, den sie hinter der vorgehaltenen Hand den Weisen nannten. Selbst eingefleischte Freunde wie Allskerjargdi, Lee oder der Alte Mann zollten dem Mann ihren höchsten Respekt, der durch seine unkonventionelle Denkweise das Projekt der Krieger des Regenbogens den entscheidenden Schub gegeben hatte.

„Nemesis, wer hat dich gebaut?“

„Präzensieren sie die Frage, Dr. Johannsen.“

„Aha.“

„Pa, was heißt hier, aha?“

„Höre genau zu, Junior. Sie sagte, präzensieren sie die Frage, Dr. Johannsen. Es war mehr, wie eine Partei an diesem Projekt beteiligt.“

„Wie kommst du darauf?“

„Denk doch einmal nach. Wenn es nicht so wäre, könnte sie die Frage, die klar gestellt war, mit: die Annanuki, Dr. Johannsen, beantworten. Außerdem ist es jetzt das erste Mal, dass mich die Positronik mit meinem Titel anspricht. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, in der Positronik besteht eine gewisse Verunsicherung. Was sagst du dazu, Ben?“

Ben, der sich die Worte des Agenten in Ruhe anhörte, ließ sich einem Moment Zeit, bevor er antwortete: „Ich muss dir Recht geben, Erk. Die Erschaffer dieser Technik haben sich in Gefühlen versucht, die natürlich mit der Logik einer Positronik kollidiert. Ich werde versuchen das Problem zu beheben.“

„Gut, Ben. Dann werden wir einmal ins Eingemachte gehen. Nemesis, wer hat die Baupläne erstellt? Das ist nämlich keine Annanukitechnik.“ Thorg, der interessiert zugehört hatte, warf mit wenigen Worten einen Kommentar ein.

„Jötuntechnik ist das Schiff auch nicht. Diese Technik ist wesentlich weiter als unsere. Ich habe so etwas noch nicht gesehen.“

Nemesis hatte gewartet bis Thorg ausgesprochen hatte, dann erst beantwortete er die ihr gestellte Frage: „Meine Programmierung lässt noch nicht zu, ihnen darüber Antworten zu geben.“

„Die Sache ist mysteriös“, bemerkte der Agent:

„Kuntur, kannst du deine beiden Mitbewohner bitte fragen, ob sie etwas Wissen.“

„Das habe ich schon, Erk. Die beiden sind auch ratlos.“

Von der Antwort absolut nicht entmutigt, recherchierte der Agent mit einer Frage an alle, weiter: „Erinnert ihr euch noch daran, was Mahur in der Höhle gesagt hatte?“

Kollektives Kopfschütteln war die Antwort, nur Kuntur überlegte, dann beantwortete sie die Frage:

„Denkt einmal darüber nach, ob die jetzige Evolutionsstufe des Menschen das Ende der Fahnenstange in der Entwicklung eines Individuums sein kann.“

Erfreut zeigte Erk Johannsen mit dem Finger auf die junge Frau: „Treffer, Kuntur, sehr gut. Also denken wir darüber nach.“

Der junge Johannsen stieß seine Mutter an und sagte halblaut, aber immer noch so laut, dass es jeder verstehen konnte: „Pass auf, Ma, er lässt nachdenken.“

Den belustigten Blick aller Anwesenden nahm Erk Johannsen mit einem Fingerzeig auf und referierte weiter.

„Genau, Junior. Ben, da wir ja alle deine Neugierde kennen, sage uns etwas dazu.“

„Ich glaube, da fragen wir erst einmal unsere allwissende Nemesis.“

Erk nahm den Ball sofort auf und stellte Nemesis die nächste Frage. Mittlerweile hörte man im Raum nur noch das Knistern des Feuers, was, wenn der Sturm draußen in den Schornstein fuhr, von einem Knistern und Aufflackern begleitet wurde.

„Eine gute Idee. Nemesis, sage uns etwas über die Evolutionsstufe 4.“

„Dr. Johannsen, ich bin zu diesem Zeitpunkt noch nicht berechtigt sie über die Möglichkeiten der Evolutionsstufe 4 in Kenntnis zu setzen. Erst wenn sie länger im Spiel sind, dürfen sie mehr darüber erfahren.“

„Hört, hört, Spiel hat er gesagt. Das ist keines der Worte, was die Positronik sich ausgedacht hat. Dieses Wort ist programmiert. So, Ben, du weißt mehr wie wir alle zusammen, deine Analyse.“

Alle hörten das verlegene Räuspern, das der Techniker von sich gab, dann antwortete er zögernd: „Ja, Erk, das ist gar nicht so leicht zu erklären. Gesetzt den Fall es wäre so, wie du sagst, dann muss ich dir eine Frage stellen.“

„Ich höre, Ben.“

„Was meinst du ist eines intelligenten Individuums liebster Gedanke oder auch nur Traum?“

Diesmal war es Ugyen, der wie aus der Pistole geschossen antwortete: „Ewiges Leben.“

„Genau, Ugyen, ewiges Leben, und ich präzisiere das noch etwas. Ewiges Leben, losgelöst vom physischen Körper. Es bedarf einer ganz anderen Denkweise.“

„Kann so etwas funktionieren, Ben.“

„Der Gedankengang ist nicht so neu. Er wurde auch schon von unseren Wissenschaftlern durchdacht. Entfernt euch doch einmal von allem, was ihr wisst, oder meint zu wissen. Seid ihr bereit?“ Wieder war kollektives Nicken die Antwort, dass Ben aber nicht sehen konnte. Deshalb kommentierte er sofort seine Frage: „Da ich nichts höre, nehme ich das als ja an. Denkt einmal an das menschliche Gehirn. Es hat eine Leistung von 40 Watt, um funktionieren zu können. Sollte man es heute, mit den Mitteln, die dem Menschen zur Verfügung stehen, und ich spreche von 23000 Genen, 100 Milliarden Neuronen und 1 Billiarde Verbindungen, versuchen, dieses geniale neuronale Netzwerk nachzubauen, würde man schnell an die Grenzen des Machbaren stoßen. Es heißt auch, dass sich diese Neuronen selbst organisieren. Ihr seht, unsere Intelligenz ist eine mathematische Unmöglichkeit. So habt ihr das geschnallt?“

Alle hatten aufmerksam zugehört und Erk gab für alle dann auch die Antwort: „Haben wir, Ben.“

„Gut, es kommt noch besser. Jetzt bauen wir das Gehirn nach, mit Transistoren und allem, was wir an moderner Technik kennen. Wir brauchen also einen Computer, der so groß ist wie eine Großstadt, dazu kommt natürlich die Stromversorgung. Nehmen wir vier Kernkraftwerke. Ich weiß nicht wieviel Gigawatt an Leistung wir brauchen. Seid ihr noch bei mir?“

„Mach weiter, Ben.“

Die kleine Gruppe merkte, dass Ben in Fahrt kam und hörte ihm aufmerksam zu.

„Jetzt transferieren wir ein menschliches Gehirn. Falsch, ich präzisiere, den Inhalt eines menschlichen Gehirns in den Computer. Um das durchführen zu können, haben wir die neuronalen Verbindungen geschaffen, um die Übertragung hinzubekommen, natürlich Plus der notwendigen Energie, sowie Mechaniker, Neurologen, Psychiater, Architekten, Energiewissenschaftler, Nanoexperten und so weiter. Ich hoffe ihr seid noch nicht eingeschlafen.“

„Weiter, Ben.“

„Wir haben es also geschafft, dass alles funktioniert. Wir haben das Bewusstsein übertragen oder sagen wir Seele dazu?“

Erk, der genau wusste worauf der Techniker hinauswollte, wurde langsam ungeduldig und fragte:

„Also, möglich ist es?“

„Seid doch nicht so ungeduldig, ich bin noch nicht fertig. Das ist doch nur die Steinzeitvariation. In den eine Billiarden Verbindungen haben wir auf einmal zwei Probleme, dann leidet die Stadt auf einmal an Epilepsie oder Morbus Crohn, oder, oder, oder.“

Erk lächelte über die tiefe Leidenschaft, mit der der Wissenschaftler versuchte, ihnen allen etwas beizubringen. Damit sich Ben nicht in seinen Erklärungen verlor, fragte er ihn wieder: „Wie sieht die Hyperraumvariante aus?“

„Das menschliche Gehirn?“

„Ben, du weißt, was ich meine.“

„Sicher weiß ich, was du meinst. Aber wir müssen erst einen Schritt weiterkommen. Die Evolution der Menschheit hat auch etwas mit der exponentiellen Entwicklung der Technik zu tun. Die Menschheit bewegt sich in ihrer Entwicklung linear vorwärts, also wesentlich langsamer als man das eigentlich durch die Technik erwarten könnte. So stehen wir heute auf der Kardaschow-Richterskala, berechtigterweise dann bei 0,7. Die Steinzeitvariante des losgelösten Bewusstseins ist wiederum auch auf 0.7 ausgelegt. Kommen wir aber bei der Kardaschow-Klassifizierung auf 3, also universal, sieht das ganze schon ganz anders aus. Wir haben also unsere Computer weiterentwickelt, wie zum Beispiel die, die dieses Raumschiff entwickelt haben und ein positronisches Gehirn einbauten. Wenn das ein Raumschiff der Annanuki sein soll, fress ich einen Besen. Aber kommen wir zum Thema zurück. Die Rechenleistung wird größer, das Objekt wesentlich kleiner, die Energieaufnahme wird auch größer und trotzdem kommen wir nicht ansatzweise an das Gehirn heran. Ich möchte euch nur für euer Organ, dem Gehirn sensibilisieren, das biologisch so einmalig ist. Aber wir entwickeln uns weiter und steuern die Klasse 4 an und sind in der Lage unser Bewusstsein mit der Umweltenergie im freien Raum zu speichern. Wir bringen es auf einen Lichtstrahl und speichern es als freie Energie im Raum.“ Wieder fragte der Agent ungeduldig: „Ist diese Variante machbar?“

„Ja, aber trotz allem ist es immer noch eine eingeschränkte Theorie.“

„Ok, trotzdem bin ich dafür, dass wir mit dem Gedanken fortfahren und unsere Denkweise darauf ausrichten noch einen oder mehrere Mitspieler zu haben. Also Mitspieler, die in der Kardaschow Variante auf 3+ steht. Denn so, wie es aussieht, ist derjenige der Meinung, uns steuern zu können oder im weitesten Sinne die Richtung vorzugeben, in die wir gehen können, sollen oder müssen. Denn am Ende steht immer das Ziel und das heißt gewinnen oder sterben.“

Ben mischte sich in den Gedankengang von Erk ein: „Erk, und wir alle, wir müssen bei den zukünftigen Aufgaben, die automatisch entstehen werden, bedenken, dass die technische Entwicklung der Spezies, die uns zu dieser Aufgabe drängt, so hoch ist, dass sie alle möglichen Szenarien, die entstehen könnten, vorausberechnen könnten und sie dadurch eher in der Lage sein werden, darauf zu reagieren. Ein Unsicherheitsfaktor bei deren Berechnungen ist aber noch vorhanden.“

Jetzt grinste der Archäologe verschlagen und meinte nur: „Bei wem, denen mit 3+, oder bei uns?“

Alle Anwesenden merkten, wie die Zeit auf einmal zähflüssiger wurde und Ben genoss den Augenblick und ließ einen Moment verstreichen, bis Lee nicht mehr an sich halten konnte und sagte: „Wenn ich auf der Nemesis bin, wird eine meiner ersten Aufgaben sein, dir das pausenfreie Sprechen beizubringen.“

Brüllendes Gelächter von allen ließ die Zähflüssigkeit der Zeit von einem Moment zum anderen verschwinden. Selbst Ben konnte nicht an sich halten und musste lachen, dann vollendete er den Satz: „Die Unsicherheit bei diesem Szenario ist das Gefühl. Es ist das, was die Evolution dem Individuum Mensch mitgegeben hat, es triumphiert meist über die Logik. Dieses Gefühl wirft Fragen auf, die auch die Intelligenten in der Zukunft nicht berechnen können. Das wird der Grund dafür sein, warum wir Menschen ausgewählt wurden, die 13 Kristallköpfe zu bewachen und in das Abenteuer der Zukunft einzugehen.“

Nachdem Ben geendet hatte, nahm sich Erk wieder das Wort und sagte: „Ihr seht, es ist ein komplexes Thema. Warum oder weshalb wir das machen, werden wir noch verstehen lernen müssen. Deshalb sollten wir nicht in die Zukunft spekulieren, sondern ein Problem nach dem anderen auf uns zukommen lassen und es dann abarbeiten. Ein Zurück wird es nicht mehr geben. Eins ist auf jeden Fall sicher, wir sind der Unsicherheitsfaktor in dem Spiel. Da könnte ich mir vorstellen, dass das einigen Strategen mit der Entwicklungsstufe 3+ ganz schön auf den Senkel geht.“

Das Geräusch des Wasserhahns, der in der Küche tropfte, wurde nur von den Auswirkungen des Sturms, der ab und zu mit seinen Böen in den Schornstein rauschte, unterbrochen. Die jungen Leute waren ruhig geworden, bis Freya Erk ansah und ganz einfach sagte: „Marduk.“

„Ich würde das als Treffer bezeichnen, Freya.“ Das, was dann ablief, war wie der Ausbruch eines eingesperrten Orkans, jeder fing an mit seinem Nebenmann zu sprechen und zu diskutieren. Erk Senior hörte das sich eine Weile an, bis dann der Alte Mann mit der flachen Hand auf den Tisch schlug und jeden einzelnen eindringlich anschaute.

„Ist die Neuigkeit so neu, dass ihr erstaunt seid, dass es etwas gibt, das euch lenkt und leitet, oder es versucht? Seht es als Herausforderung an, so wie das ganze Leben eine Herausforderung ist, dass ihr ausgewählt worden seid, in diesem Universum etwas zu unternehmen, was viele Menschenleben und andere Individuen retten kann. Warum und weshalb wir diejenigen sind, das werden wir noch früh genug erfahren, und dann stellen sich die Fragen, die ihr heute stellt, schon nicht mehr. Die haben dann für andere Fragen Platz gemacht. Also beruhigt euch und geht ins Bett. Ich kann mir vorstellen, dass Erk für uns morgen einen schweren Tag ausgesucht hat und wir erst einmal ohne jeden technischen Schnick-Schnack auskommen werden und müssen.“ Als wollte der Alte Mann seine Worte bestätigen, stand er auf, stützte sich leicht mit den Händen auf dem Tisch auf und nickte der vor ihm sitzenden kleinen Gruppe auffordernd zu. Sie hatten die Worte des Alten Mannes verstanden, und einer nach dem anderen stand auf und ging, um zu schlafen. Einzig Erk, der saß noch bei einer Flasche Wein und dachte nach. Als sich eine Stimme in seinem Kopf meldete.

„Na, Erk Johannsen, den sie den Weisen nennen werden. Bist du mit dem, was ihr erreicht, habt noch nicht zufrieden, dass du dir diese dunklen Gedanken machen musst?“

Überrascht überlegte der Agent einen Moment und fragte dann: „Mahur, schnüffelst du in meinen Gedanken herum?“

„So ist es, da mir die Gabe des Gedankenlesens gegeben wurde, nutze ich sie auch. Sage mir einen Grund, warum ich die Gabe nicht nutzen sollte. Jetzt mach aber die Türe auf, es ist schweinekalt hier draußen, und vor dem Erfrieren bin ich nicht gefeit.“

„Du bist hier?“

„Sonst würde ich nicht sagen, dass es schweinekalt hier draußen ist. Also beeile dich bitte.“

Erk stand lächelnd auf, ging zur Tür und öffnete sie. Dann sah er nach unten und erblickte den kleinen Mann. Der dick eingemummelt in einen schweren Mantel, der einen mit Pelz gefütterten Kragen hatte, dastand. Der schmale Kopf zierte eine dicke Fellmütze, die am anderen Ende nur noch von den gefütterten Bergstiefeln getoppt wurden. Die viel zu großen Schuhe schauten unter dem überlangen Mantel hervor und gaben dem kleinen Mann etwas zwergenhaftes, dass ihn aber nicht kleiner erscheinen ließ. Es war nur seine Ausstrahlung, die ihn groß machte, die einem aber auch den nötigen Respekt beibrachte.

Es war nicht Erks Art, sich über den kleinen Mann lächerlich zu machen, trotzdem gab er mit einem leichten Timbre in der Stimme, einen lockeren Spruch zum Besten.

„Na, Mahur, wenn ich dich so mit einem Blick ansehe, siehst du mit der Winter-Kleidung doch recht vorteilhaft aus.“

„Wird mal nicht frech, jetzt weiß ich, woher dein Sohn das hat. Willst du mich hier draußen erfrieren lassen?“

Erk machte die Tür weiter auf, so dass der kleine Mann genug Platz hatte hereinzukommen und fragte ihn: „Wer hat dich gebracht, ich habe gar nichts gehört?“

„Euer Vermieter hat mich mit dem Auto hier hoch gebracht, die letzten Meter bin ich dann zu Fuß gegangen.“

Die Tür hatte der Agent inzwischen wieder geschlossen und half nun dem kleinen Mann aus dem Mantel. Dann gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer, wo sich Mahur direkt mit dem Rücken zum Ofen stellte. Erk warf noch ein Stück Holz nach und die restliche Glut ließ das große Stück Holz sofort aufflammen.

„Wie hast du uns gefunden, Mahur.“

Ohne Umschweife antwortete Mahur: „Ich stehe ab und zu mit Kuntur in Verbindung und mein alter Freund, der weiße Schamane hat es mir gesagt.“ Sich wohlig schüttelnd, ging er mit kleinen Schritten zum Tisch. Erk, der sich mittlerweile wieder gesetzt hatte, schaute Mahur interessiert an und fragte ihn:

„Na, Weltreise beendet?“

„Es hat mich schnell gelangweilt, da habe ich gedacht, ich kümmere mich um euch.“