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Im Teil 3 des kosmischen Spiels geht es um den ersten großen Show-down mit den Gegnern der Regenbogenkrieger. Sie beginnen den Zusammenhang zwischen den 13 Kristallköpfen, der Erde, dem Universum und sich zu begreifen und Marduk, der kosmische Spieler, tut das seine dazu. Die Bergung der 13 Kristallköpfe und dem Buch ohne Worte, bringt sie in alle Teile der Erde, um dann zu guter Letzt in der Burg Brandolfs zu enden. Mit der Hilfe der Highländer nehmen sie die Burg ein. Die Reise ist noch nicht zu Ende. Sie führt sie in die Stadt, in der die Zeit begann. Dann beginnt die erste unglaubliche Reise in das uns bekannte Universum, um einem weiteren Feind zu begegnen.
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Seitenzahl: 395
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Johannes Weinand
Das Kosmische Spiel
Teotihuacan, die Stadt, in der die Zeit begann
Johannes Weinand
Das kosmische Spiel
Teotihuacan, die Stadt, in der die Zeit begann
Band 3
Impressum
© 2022
Rechtsinhaber/Autor: Weinand Johannes, [email protected]
Covergestaltung: Constanze Kramer, www.coverboutique.de
Bildnachweis: ©Innovated Captures, ©fotokitas – stock.adobe.com
©Sanit Fuangnakhon, ©luisrsphoto, ©Jacek Sledzinski - shutterstock.com
Lektorat: Klaus-Dietrich Petersen
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN:
978-3-347-53126-0 (Paperback)
978-3-347-53127-7 (Hardcover)
978-3-347-53128-4 (E-Books)
978-3-347-53129-1 (Großschrift)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne die Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiographie, detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de
Was bisher geschah
Wenn die Flüsse vergiftet,
die Wälder krank,
werden die Regenbogenkrieger kommen.
Mit ihnen beginnt eine neue Zeit,
denn sie bringt die Erde zu ihrer natürlichen
Ordnung zurück.
Diese uralte Weissagung betrifft nicht nur die Erde. Sie geht durch die Völker des Universums. Sie findet im Maya-Kalender ihre Bestätigung und beginnt am 21.12.1990 mit der Geburt der 6 Regenbogenkrieger.
Die Bedeutung dieser Weissagung ist elementar und gefährlich, denn zur Wintersonnenwende, am 21.12.2012, beginnt das kosmische Spiel, mit dem vorhergesagtem Weltuntergang.
Es ist ein Spiel, bei dem die Regeln von einer Spezies mit der Entwicklungskategorie 4 bestimmt werden. Aber der Schrei nach Ordnung im Universum, schützt die Regenbogenkrieger, die nur ein Bauernopfer werden sollten.
Marduk, der Mann mit den 50 Namen, der auch als der kosmische Spieler bezeichnet wird, kennt keine Gnade, findet aber in den 6 Regenbogenkriegern gleichwertige Gegner.
21.12.1990 die 6 Regenbogenkrieger werden geboren. Schon vor ihrer Geburt werden sie von den Annanuki geschützt.
Die Annanuki sind Sternenreisende, die die Genetik des Menschen zu Eigen haben, aber trotzdem einen höheren Entwicklungsstatus besitzen, denn sie sind Quantendenker.
Auf einem höheren technischen Level ist es ihnen gelungen, eine Verbindung zu einer Erde im Paralelluniversum zu schaffen. Über die Einstein-Rosen-Brücke sind sie in der Lage, dorthin zu reisen, und sich von den Menschen abzusondern.
Die Regenbogenkrieger werden in dieses Paralelluniversum gebracht und genießen eine Ausbildung, die ihre Fähigkeiten an die Oberfläche ihres Wesens bringt.
In der Neuen Welt bekommen sie auch den ersten Kontakt mit ihren Gegnern, den sie dank ihrer Fähigkeiten bestehen können.
Älter geworden, bekommen sie die Gelegenheit, die Alte Welt kennenzulernen.
Die Entführung von Erks Mutter zeigt den Regenbogenkriegern die Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe. Aber ihr Gegner, Brandolf, weckt die Neugierde der jungen Leuten, durch sein aggressives Verhalten.
Der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen, und sie erfahren vom Dresdener Codex. Das Schriftstück der Mayas gibt sein Geheimnis preis. Noch während der Untersuchung werden sie von den Jaguar-Kriegern überfallen. Nur durch die schnelle Reaktion Kunturs entgehen sie dem Tod.
Das Geheimnis führt sie nach Palenque, wo sie einen von 13 Kristallköpfen vermuten. Diese 13 Kristallköpfe sollen Informationen von 13 aufstrebenden Spezies im Universum gespeichert haben.
In Palenque angekommen, lernen sie den Medizinmann der Lakandonen kennen, der ihnen vom größten Schatz der Mayas, den 13 Kristallköpfen, erzählt. Um ihn zu finden, müssen sie über den Tempel der Inschriften in die Tiefe der Pyramide steigen. Sie finden das Grabmal von Diego de Landa, Bischof von Yucatán und Großinquisitor des Heiligen Vaters.
In der Pyramide müssen sie drei Aufgaben erfüllen, damit sie am Leben bleiben und um den Kristallkopf zu bekommen.
Aber Diego de Landa hat vorgesorgt, über eine Computeranimation versucht er die kleine Gruppe zu hintergehen.
Unendlich groß ist die Rolle des
unendlich Kleinen in der Natur.
Louis Pasteur
Washington D.C.
Kalt und schwarz stand es da, das vollkommene Ergebnis einer misstrauischen Gesellschaft. Ein Gebäude, in dem für einen kurzen Augenblick der Menschheitsgeschichte anscheinend die Fäden gezogen wurden. Um, wie man den Menschen weißmachen wollte, sie in eine bessere Zukunft zu geleiten. Aber es kam zuerst einmal alles ganz anders. Anders, als die Herren und Damen meinten, die dachten, diese Fäden der Entwicklung in der Hand zu halten. Und es war ein absoluter Machtmensch, der diese Damen und Herren wie Marionetten steuerte. Auch das Messer war schon geschmiedet, dass diese Fäden durchschneiden sollte, und es war scharf, so scharf, wie es nur in den tiefsten Tiefen des Universums geschmiedet werden konnte.
Als hätte das Wetter sich gegen die Angestellten in dem Gebäude verschworen, rüttelte ein Sturm mit brachialer Gewalt gegen die glatte Fassade des schwarzen Bauwerks, ohne ihm aber Schaden zufügen zu können. Die Höllengeister entfesselten Winde, die dieses Gebäude noch nicht kennengelernt hatte. Regen und Hagel trommelten in wildem Stakkato gegen die blanken Scheiben, die in ihrem eigenartigen Schwarz dem Betrachter die Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Durch den Hagel verursacht, konnte man in dem unheimlichen Gebäude kein Wort verstehen, obwohl die Wände wie ein faradayscher Käfig hochgezogen waren, um etwaige Abhöraktionen des Gegners zu unterbinden.
Fast künstlich gelassen, stolzierten smarte Männer in 1000 $ Anzügen durch die Flure, während ängstliche Sekretärinnen einen Grund suchten, nicht in der Nähe von Fensterscheiben zu stehen oder zu sitzen. Immer wieder durchschnitten grelle Blitze den Tag, die aber durch die dunklen Wolken den Menschen eine Vision projizierte, die sie an eine Nacht erinnerte.
Verachtung empfand er für die Menschen, die ihn umgaben. So durchschritt der riesige Mann den großen Eingangsbereich im Parterre und strebte dem Ausgang zu. Im Schlepptau waren fünf junge Männer und eine Frau. Die Eingangstür öffnete sich wie von Geisterhand, und für einen Augenblick durften die Höllengeister mit ihren Hunden in das Gebäude des amerikanischen Geheimdienstes hineinsehen. Aber wie von Geisterhand schloss sich die Tür hinter den Besuchern und schnitt den entstandenen Krach mit den neugierigen Winden von der Außenwelt ab.
Ohne sich vor dem Sturm abzuducken, teilte sich die kleine Gruppe auf, und sie gingen zu den drei wartenden schwarzen Limousinen. Die Öffnungen der Limousinen sahen so aus, wie der Schlund eines wütenden Drachen, die die Insassen inhalierten und nicht mehr loslassen wollte. Manch ein Beobachter schüttelte mit dem Kopf, als könnte er die Vision, die er sah, damit loswerden. Die Insassen des Gebäudes bekamen es nicht mehr mit, wie sich die Türen dieser schweren Wagen mit einem schmatzenden Geräusch schlossen. Sofort fuhren die Autos an, und das leise Surren ihrer großvolumigen Motoren wurde von dem tosenden Sturm gefressen. Sie verschwanden fast geräuschlos aus dem wütenden Inferno.
Im Gebäude atmeten die vielen Mitarbeiter auf, als sich die Tür hinter den sieben Besuchern schloss und die siebener Gruppe von dem bewachten Gelände verschwunden war. Man fing an, wieder seiner gewohnten Arbeit nachzugehen und hatte den kurzen Moment, in dem die Gruppe die Flure querte, schon wieder vergessen. Auch der Sturm schien mit dem Verschwinden der Besucher nachzulassen.
So schreiben wir das Jahr 2010. Die Menschheit hatte sich an die Vielzahl der Kriege gewöhnt, die die Welt beherrschten. Man sah nicht mehr hin, wenn im Fernsehen die brutalen Bilder vieler getöteter Kinder und Mütter gezeigt wurden. Kaum einen störte es, dass die größte Völkerwanderung der kurzen Geschichte der Menschheit begonnen hatte. Den Nachrichten über die vielen Toten, Verletzten, Vertriebenen und Vergewaltigten waren der Presse nur noch eine kurze Notiz wert. Erst wenn es einen selbst betraf, dann schrie man nach Hilfe, und andere wurden beschuldigt, diese Situation hervorgerufen zu haben.
Naturkatastrophen traten vermehrt auf, und die auftretende Umweltverschmutzung ließ Menschen und Tiere krank werden.
Die inneren Werte, von denen die Menschheit über Jahrtausende gesteuert wurde, gingen immer mehr verloren. Und die Bedeutung dieser Werte machte sich erst bemerkbar, als sie nicht mehr greifbar waren.
Unterhaltung und Spiele traten an deren Stelle und wurden die wichtigsten Beschäftigungen der Bevölkerung, in ihrem kurzen Leben. Unwichtigkeiten traten an die Stelle elementarer Entscheidungen. Als kleinste und produktivste Zelle des Staates zerfiel die Familie. Dadurch wurde auch der Staatsapparat aufgeweicht, aber keiner merkte es. Es war eine gewollte Situation, die über Jahrhunderte kontrolliert stattfand. Die Infiltration der Menschheit war ein sehr langsamer und schleichender Prozess. Das moderne Sklaventum hatte begonnen, und es gewann langsam die Oberhand. Gesteuert vom Profit und dem Machthunger einzelner Individuen, die nicht über das Leid einzelner oder auch Gruppen nachdachten.
Immer noch tobte der Sturm über dem schwarzen Gebäude, welches in der Dunkelheit des Tages noch bedrohlicher wirkte als sonst. Die Autos auf dem Parkplatz wiegten sich im Takt der Böen des Windes, und dem Betrachter kam es vor, wie der Tanz von Monstern, die von den Maschinen Besitz ergriffen hatten. Blitze schlugen in die Erde ein und erhellten das Inferno. Einzelne Sinnbilder betrogen die Menschen so stark, dass sie der Meinung waren, in Dantes Inferno katapultiert worden zu sein. Mit einem kalten Leuchten, dem ein Donner folgte, erreichte die Szene den Höhepunkt, und die Büroangestellten erschreckten unter einem gewaltigen Knall, der mit dem Verhallen des Echos erstarb.
Von allen unbemerkt materialisierten sich drei junge Menschen auf dem Dach des Gebäudes. Die junge Frau, die die beiden Männer mitgebracht hatte, verschwand sofort wieder, um kurz danach wieder zu erscheinen. Wieder brachte sie zwei Neuankömmlinge mit.
„Wie besprochen, hier ist dein Paket, Kesuk.“
Kuntur, die lächelnd vor Kesuk stand, stellte eine Sporttasche vor der jungen Frau ab.
„Ich hoffe, du hast es groß genug gekauft. Nicht, dass dir dasselbe wie in Mexiko passiert.“
Dabei lachten alle Kesuk an. Der alte Aborigines stand in seiner Stammestracht auf dem Dach des Gebäudes und genoss den Regen in vollen Zügen. Obwohl ihm die Tropfen dabei über den Bart rannen, nahm er die Nässe wie ein Lebenselixier auf, und die jungen Leute spürten, dass er mit den Geistern des Wassers kommunizierte.
Ansatzlos durchschnitten seine harten Worte das Inferno des Sturmes, und ohne seine Stimme zu heben, hatte jeder verstanden, was er sagte: „Für Späße haben wir später Zeit, konzentriert euch. Denkt immer daran, das sind keine Blödmänner in diesem Bau, auch wenn sie mit ihrem smarten Benehmen den Anschein von Dämlichkeit ausstrahlen.“
Dabei leuchteten seine Augen für einen Moment auf, und ein hartes Lächeln erschien wie der Hauch eines Atemzuges an seinen Mundwinkeln.
„Wenn wir damit durch sind, werden sie aber wie Blödmänner dastehen“, bemerkte Ugyen locker, um dann weiter mit Ben zu kommunizieren.
„Ben, hast du uns auf dem Schirm?“
„Klasse Empfang. Ugyen, gehe zur Tür und kontrolliere das Schloss.“
Ugyen, der schon triefend nass war, ging an die Tür. Dabei musste er drei Stufen nach oben steigen, da die Tür des Einganges zu einem Aufbau gehörte, der die Maschinerie der Aufzüge in sich aufnahm.
„So dämlich und arrogant können nur die Amis sein.“
„Hatte ich Recht?“
„Volltreffer, Ben. Die Jungs meinen wohl, keiner könnte über das Dach in das NSA-Gebäude vordringen. Ist nur durch das normale amerikanische Schnappschloss gesichert.“
„Das liegt wohl eher daran, dass bei dem letzten Hubschrauberanflug, der letzte Mann die Tür nicht abgeschlossen hatte.“
Mit den Worten von Ben, griff der junge Bhutanese in die Innentasche seines Gewandes und beförderte eine alte Kreditkarte hervor, die er in den Schlitz zwischen Tür und Zarge steckte. Mit einem leichten Zug nach unten, das von einem leisen Klacken begleitet wurde, drückte er den Sperrriegel nach innen. Die Eisentür öffnete sich leicht, und trockene und warme Luft schlug ihnen entgegen. Die fünf hatten ihre Handys am Gürtel hängen und einen Knopf im Ohr. Mit ein paar schnellen Schritten betraten sie das Gebäude. Die Kommunikation untereinander und mit Ben funktionierte ausgezeichnet.
„Vor euch ist ein kleiner Raum mit zwei Türen. Die eine führt zum Treppenhaus, die bis in den Keller geht. Die Zweite ist der Fahrstuhl. Ihr wisst Bescheid, was jetzt abläuft? Von jetzt an habt ihr 15 Minuten. Ihr werdet in jedem Stockwerk halten, öffnet die Fahrstuhltür, befestigt einen der Knöpfe neben der Tür an der Wand und verschwindet wieder. Freya, wenn die Fahrstuhltür aufgeht und es wollen welche hinein, ist eine kleine Manipulation angesagt. Keiner darf mitfahren, es darf auch keiner merken, dass er manipuliert worden ist. Erst, wenn die Knöpfe aktiviert sind, haben sie von Stockwerk zu Stockwerk keine Kommunikation mehr. Nach 15 Minuten zerstören sich die Dinger selbst. Dabei bleibt der Fahrstuhl stehen, und auch das Treppenhaus ist dann unpassierbar. Die Dinger entwickeln im Umkreis von 20 Metern eine Plasmasperre. Kesuk, bist du jetzt bereit?“
„Alles klar, Ben. Verständigung ist auch gut. Hast du alle Kameras im Griff?“
Ben antwortete sofort: „Macht euch um die Kameras keine Gedanken, die hat mein Quantencomputer alle im Griff. Die Beobachter sehen nur das, was sie sehen dürfen.“
Kesuk, die sich inzwischen umgezogen hatte, veränderte ihr Aussehen radikal.
„Dann los. Zeit läuft.“
Freya hatte auf den Fahrstuhlknopf gedrückt, und die Tür ging mit einem leisen schleifenden Geräusch fast lautlos auf. Die fünf Freunde schlichen, ohne gesehen zu werden hinein, und bevor sich die Tür wieder schloss, klebte Freya schnell einen dieser Knöpfe an die Außenwand des Fahrstuhls. Danach öffnete sie die Abdeckplatte der Fahrstuhlelektronik und schloss ein kleines Gerät an.
„Ben, der Decoder ist angeschlossen.“
„Sehr gut, ihr Lieben, jetzt kann faktisch nichts mehr passieren, jedenfalls hoffe ich das. Los geht es.“
Alle hörten das ironische Lachen des Supertechnikers, und ihnen lief ein leichter Schauer über den Rücken.
Da sich in jedem Stockwerk die Fahrstuhltür automatisch öffnete, hatte Freya den kurzen Rhythmus des Stehenbleibens vor dem Fahrstuhl und dem Öffnen der Tür schnell raus. Einen kleinen Schritt aus der Kabine, dann klebte sie einen dieser Knöpfe an die Außenwand der Kabine und aktivierte ihn dann im Zurückgehen.
„Ben, Knöpfe reagieren ohne Probleme.“
„Perfekt, Freya. Ihr sperrt jetzt ein Areal von 200 Hektar automatisch ab. Ich bin mal gespannt, wie sie sich das erklären wollen. So, mein System hat sich mit Webworld, Interlink, Advanced, Technology Demonstration, Network und Enlighten assimiliert und kontrolliert damit alles. Alle relevanten Daten der NSA, FBI, CIA oder anderen inländischen und ausländischen Dienste werden bei uns gespeichert und bei ihnen gelöscht. Dazu gehören auch bestehende Verbindungen untereinander, die bis in die höchsten Geheimhaltungsstufen gehen. Das System fällt in sich zusammen und baut sich aber wieder auf. Wir sind auf allen Programmen der Geheimdienste gelöscht, auch bei den Diensten, die mit dem NSA in Verbindung stehen. Im gleichen Augenblick haben wir alle Agenten, Maulwürfe, Doppelagenten und Passwörter sowie alle Waffencodes in unserer Hand. Alle Staaten, die mit den USA zu tun haben, sind jetzt nackt, natürlich auch die Amerikaner. Es ist der absolute Daten-Gau. Habe ich nicht ein feines, artiges Baby? Steinzeit ist jetzt angesagt.“
Die fünf konnten sich vorstellen, wie Ben jetzt seinen Quantencomputer streichelte. Dann kam wieder seine kalte und operative Stimme: „Wie läuft es bei euch, Freunde?“
„Bestens, Ben. Wir sind jetzt im Parterre angekommen. Die Tür geht auf, und wer steht da? Unser neuer NSA-Direktor.“
Robert Mitchum schaute zuerst freundlich auf die Benutzer des Fahrstuhls, dann verzog sich sein Mundwinkel immer mehr und sein Gesicht nahm einen verblüfften Ausdruck an, als er die teilnahmslos Dastehenden erkannte. Besonders schaute er auf die Gestalt, die Kesuk angenommen hatte.
„Du willst doch nicht sagen, Robert Mitchum?“
„Oh doch, Ben. Ich habe ihn schon eingeladen und drin ist er. Weiter geht es.“
„Was willst du mit dem Verräter machen, Freya?“
„Ich setze Kuntur auf ihn an.“
Mitchum, der inzwischen eingetreten war, wandte sich an Kesuk, die Brandolfs Gestalt angenommen hatte.
„Mr. Brandolf, ich habe Sie doch gerade zur Tür gebracht. Wie kommen denn Sie und die Freunde Dexters hier herein?“
Kesuk, die in der Gestalt Brandolfs dastand, beugte sich leicht nach vorne.
„Stellen Sie sich vor, Mitchum, durch die Tür. Ich verrate Ihnen aber nicht welche. Das können Sie dann feststellen, wenn wir hier fertig sind.“
„Aber ich verstehe das nicht.“
„Das brauchen Sie auch nicht, Mitchum. Alter Mann, müssen wir ihn binden?“
Der Alte schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Den haben wir mental im Griff.“
Kesuk drehte sich zu Kuntur.
„Kuntur, langt es mit der Zeit, wenn der Fahrstuhl weiter in die Tiefe fährt, um ihn zu überprüfen?“
„Kein Problem, das haben wir gleich.“
Ohne Robert Mitchum anzufassen, schaute sie ihm in die Augen, und Mitchum konnte sich ihres Blickes nicht entziehen. Er hatte das Gefühl, als würden seine Gedanken neu geordnet. Sich dagegen aufzulehnen, war zwecklos. Zwei Stockwerke brauchte Kuntur nur, um alles zu erfahren. Sie drehte sich vom NSA-Agenten ab, der erleichtert aufatmete, weil er merkte, dass die Schraubzwingen sich lösten und der Druck im Gehirn verschwand.
„Wir müssen noch in sein Büro. Sollen wir zuerst Blendingur holen?“
„Ja, wenn wir wieder hochfahren, bis zum fünftletzten Stockwerk, werden wir seinem Büro einen Besuch abstatten.“
Ben, der alles mitgehört hatte, sprach die Gruppe ungeduldig an: „Klärt mich mal auf. Wieso musst du in sein Büro?“
„Da sind Unterlagen in seinem Tresor, die relevant für die Kristallköpfe sind. Ich glaube nämlich nicht, dass sie die abgespeichert haben.“
Ben, der nicht nur mit Kuntur sprach, beobachtete auch dabei seinen Monitor: „Stopp, Freya, das war für die Fahrstühle der letzte Knopf. Jetzt fangen wir von ganz unten an. Fahrt einfach durch. Hier habe ich etwas, Kuntur. Sind das die Lagepläne der Köpfe in Area 51, die du bei ihm gesehen hast?“
Kuntur schaute auf den kleinen Monitor auf ihrem Handy und antwortete: „Ja, das sind genau die Pläne, die ich gesehen habe.“
„Die habe ich hier. Hat mein Guter alles gespeichert. Hier ist auch noch ein Hinweis über ein Buch ohne Worte.“
„Was ist das denn, ein Buch ohne Worte?“
„Da können wir uns dann später mit beschäftigen. Erst müssen wir hiermit durch sein. Jetzt seid ihr im richtigen Stockwerk angekommen, konzentriert euch, es geht sofort weiter.“
Die Tür ging auf, und die Ankömmlinge sahen zwei amerikanische Wachsoldaten, die sich neben der Tür aufhielten und zwei, die an der gegenüberliegenden Wand standen. Kesuk reagierte sofort und gab einen Befehl an den ihr am nächsten stehenden Soldaten: „Wir wollen zu dem Gefangenen. Soldat, gehen Sie vor.“
„Yes, Sir.“
Freya, die Mitchum zwischendurch kinetisch etwas aufgepäppelt hatte, ging hinter dem Agenten her und hielt so direkten Kontakt zu ihm. Der verbleibende Soldat salutierte, wobei die gegenüberstehenden Soldaten es ihm gleichtaten. Der Wachsoldat, der sie führte, bog am Kopfende des Ganges rechts ab und öffnete die dritte Tür rechts. Vor ihnen saß, an Händen und Füßen gebunden, Blendingur. Er sah blass aus und erkannte seine Freunde nicht sofort.
„Was wollt ihr jetzt schon wieder von mir? Ich werde euch nichts sagen, und du Brandolf du bekommst aus meinem Kopf nichts heraus.“
„Hatte er auch nicht vor, Blendingur. Wir sind es.“
Während Kuntur das sagte, schlug der alte Mann den Soldaten nieder.
„Das wurde aber auch Zeit, dass ihr mich hier rausholt.“
Blendingur hatte alle erkannt und wusste jetzt auch, dass sich Kesuk in Brandolf verwandelt hatte.
„Was haben sie mit dir gemacht?“
„Schau auf den Bottich, Freya, des Amerikaners liebstes Spielzeug, Waterboarding. Nun komme ich nicht mehr dazu, den Bottich auszusaufen.“
Freya schnitt sofort die Kabelbinder, mit denen die Handgelenke und Fußgelenke am Stuhl festgebunden waren, durch. Blendingur fing sofort an, die betroffenen Stellen zu massieren, was ihm erst einmal eine geringe Linderung einbrachte. Auffordernd schaute er die Gruppe an und sagte: „Wenn ihr wollt, können wir jetzt los.“
„Nicht so schnell, Blendingur, wir müssen noch jemanden mitnehmen.“
„Hier unten ist kein Annanuki mehr.“
„Oh, doch. Die Schweine haben auf Anordnung Brandolfs Harald festgenommen und der hat keinen Chip im Körper.“
„Ist Dexter gut weggekommen?“
„Dexter, der ist in Sicherheit. Er kontrolliert Aktion 2.“
„Aktion 2?“
„Dazu später, mein Freund.“
„Wo ist Harald?“
„Wir sind der Meinung, in einem von den anderen Räumen hier unten.“
Der alte Mann, der aufmerksam zugehört hatte, schaute Kesuk an und sagte ihr: „Kesuk, sag einem der Wachmänner, dass er Harald abholen soll.“
Kesuk ging aus dem Raum und winkte den ihr am nächsten stehenden Wachmann zu sich.
„Holen Sie mir den anderen Gefangenen.“
„Der ist heute auf die Krankenstation gekommen, Sir.“
„Und wo ist die?“
„Im achten Stockwerk.“
„Gut, Soldat. Wir gehen da selbst hin. Den Gefangenen nehmen wir mit. Direktor Mitchum unterschreibt dafür.“
„Jawohl, Sir.“
Kesuk, die immer noch Brandolf darstellte, ging zurück ins Zimmer und ließ die Tür offen.
„Wir müssen in das Stockwerk Acht fahren. Der Kerl ist auf die Krankenstation verlegt worden, er hat wohl unsere letzte Behandlung nicht vertragen.“
Sie verließen alle den Raum, und zuletzt blieb Robert Mitchum bei dem Soldaten, der sie geführt hatte, stehen. Freya drehte sich an der Tür um.
„Los, kommen Sie jetzt, Mr. Mitchum, Sie haben doch noch etwas zu unterschreiben, und Sie, Soldat, räumen Sie mal auf, wie sieht das denn hier aus? Das ist ja der reinste Schweinestall.“
Mit leeren Augen folgte Mitchum der jungen Frau, zog die Tür hinter sich zu. Dann ging er zu dem Wachmann, der hinter einem Schreibtisch saß und unterschrieb das Schriftstück, das ihm hingehalten wurde. Die anderen hatten schon die Aufzugtür erreicht, Robert Mitchum beeilte sich und folgte der kleinen Gruppe. Alle betraten das enge Viereck des Fahrstuhls, und Freya bewegte sich noch einmal einen Schritt nach vorne, knallte einen der Knöpfe an die Außenwand und winkte dem Wachmann noch einmal zu.
„Arrivederci.“
Die Tür des Fahrstuhls schloss sich leise, und die Wachen schauten verdutzt auf die sich schließende Tür, vor der sich sofort ein Plasmaschirm bildete. Wieder hielten sie an jedem Stockwerk an und brachten an jedem Panel einen der kleinen Teufelsdinger an, die so aggressiv reagierten.
„Fünf Minuten, Leute, beeilt euch.“
„Ja, Ben, wir sind gleich im Stockwerk acht angekommen. Das ist gleichzeitig auch unser Ausgang.“
„Macht keine langen Fisimatenten. Wenn euch jemand begegnet, dann betäubt ihr ihn einfach.“
„Achtes Stockwerk, im Keller. Wir sind da.“
Die Tür öffnete sich, und die kleine Gruppe schaute erschreckt auf, und sie sahen eine Vielzahl von Gängen und Türen, die sich vor ihnen auftaten.
Freya, die jetzt neben dem Agenten stand, fragte ihn unvermittelt: „Wo ist Harald?“
Schweigen, das war die Antwort des Verräters.
„Das haben wir gleich.“
Ohne sich stark zu konzentrieren, übernahm Freya die Macht über den NSA-Direktor. Sofort bewegte er sich wie ein normaler Mensch nach rechts, trotzdem war er nur noch eine Marionette. Der Gang ging 20 Meter gerade aus, dann kam eine T-förmige Abzweigung. Mitchum wandte sich direkt nach links. Die kleine Gruppe ging zügig den Gang hinunter, bis sie zu einem Schild kamen, auf dem stand „Krankenstation“. Eine Schwester kam ihnen entgegen. Mitchum fragte sie unter Zwang: „Wie geht es dem dänischen Patienten, Schwester?“
„Wieder besser, Direktor Mitchum. Die Ärzte sagen, er sei jetzt transportfähig.“
„Gut, dann nehmen wir ihn gleich mit. Welches Zimmer?“
„Gleich hier.“
Die Krankenschwester öffnete die Tür. Auf dem Bett saß, mit dem Rücken zu den Besuchern, Harald Christiansen.
„Sie können jetzt gehen, Schwester, die Papiere lassen Sie in mein Büro bringen.“
„Jawohl, Direktor Mitchum.“
Der alte Mann war inzwischen zu Harald Christiansen gegangen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Zuerst trat ein trotziger Ausdruck in die Augen des Dänen, dann lächelte er und der Alte Mann sagte: „Zieh dich schnell an, mein Freund, wir haben nicht viel Zeit zu verlieren.“
Ben, der den Wortwechsel mitbekam, meldete sich über das Ohrmikrophon, das jeder Beteiligte im Ohr hatte.
„Drei Minuten habt ihr noch, beeilt euch. Dann verbleiben noch einmal zwei Minuten, dann haben die Explosionen meiner kleinen Freunde euer Stockwerk erreicht.“
„Wir sind gleich soweit, Ben.“
Harald, der durch die Berührung mit dem Alten Mann Informationen aufgenommen hatte, brauchte nicht lange, um sich anzuziehen. Als er die ersten Schritte lief, merkte man ihm doch die Tortur an, die er hinter sich gebracht hatte. Der Alte Mann stütze ihn und half ihm bei den ersten Schritten.
Auf dem Flur angekommen, war Mitchum immer noch unter der geistigen Kontrolle von Freya und Kuntur. Er führte die kleine Gruppe zurück zum Aufzug. Am Aufzug angekommen, öffnete er ihn mit einem Druck auf das Panel. Die Tür öffnete sich leise, und die Gruppe betrat unter Führung von Robert Mitchum den Aufzug. Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte, drückte der NSA-Agent auf einen verborgenen Knopf, der versteckt in der gegenüberliegenden Wand eingelassen war. Wie von Geisterhand glitt die Wand auf der anderen Seite des Aufzuges auseinander. Freya hatte, bevor sich die erste Tür schloss, noch einen Knopf auf das Panel geklebt. Sie verließen gemeinsam den Aufzug zur anderen Seite und standen auf einem Bahnsteig. Auf dem Gleis wartete eine vollautomatische Lok mit zwei Pullman-Waggons.
„Kleinen Moment, Leute.“
Die Wagontüren öffneten sich.
„Jetzt könnt ihr einsteigen. In Kürze erreichen wir Washington D.C. Airport.“
„Ben, wie liegen wir in der Zeit?“
„Eine Minute habt ihr dafür noch Zeit. Steigt jetzt ein, die Air Force One wartet nicht.“
Die Gruppe stieg ein. Als alle in den Waggons waren und sich die Türen schlossen, zog der Zug sofort an.
„Stopp, Ben, wir haben etwas vergessen.“
Sofort stoppte der Zug.
„Und das wäre?“
„Wir belasten uns nicht mit einem Verräter, wir werden Robert Mitchum auf dem Bahngleis zurücklassen.“
Kommentarlos öffnete Ben die Türen des Zuges. Freya führte Robert Mitchum aus dem Waggon. Robert Mitchum, der etwas verwirrt dastand, hatte wieder die Kontrolle über sich bekommen, und Freya wandte sich noch einmal an den Verräter.
„So, mein lieber Freund, du weißt, wohin der Zug geht? Direkt ins Weiße Haus. Glaube mir, ihr könnt nichts dagegen tun. Ihr sitzt wie die Maus in der Falle. Eine ganz beschissene NSA-Aktion die ihr da hinter euch gebracht habt. Wir wissen auch, dass Mr. Präsident momentan im Weißen Haus sitzt und mit ihm der Operation Officer. Was meinst du, was passiert, wenn der Präsident erfährt, dass die NSA-Struktur mit einem Handstreich platt gemacht worden ist? Das in ganzen 15 Minuten. Wir haben alle Dateien, auch die Dateien eurer Freunde und feindlichen Geheimdienste, wir haben alles, was euch in irgendeiner Form belasten kann. Außerdem sind wir mit euch verbunden, auf immer und ewig, über irgendeinen Computer auf dieser Welt. Es ist wie eine Heirat. Alle frischen Daten, die ihr hereinbringt, haben auch wir. Fangt in der Steinzeit wieder an und sagt Brandolf, dass wir ihn erkannt haben. Viel Spaß bei der Erklärung. Wenn wir Lust verspüren, werden wir dem Präsidenten ab und zu einige Dateien zuspielen, bis er weiß, wer bei ihm der Maulwurf ist, und jetzt verschwinde, Mitchum. Wenn wir dich sehen, bekommen wir das Kotzen. Ach, noch eins, sag dem Präsidenten, dass wir seit 800 Jahren mit Quantencomputern arbeiten. Erkläre ihm auch gleich, was das für Vorteile birgt.“
Mit den letzten Worten gab Freya dem Verräter einen Schubs, so dass er auf den Bahnsteig fiel.
„Wow, Freya, so viel Sülze hintereinander habe ich von dir noch nicht gehört.“
„Das musste raus, Ben. Der Frust der letzten Jahre. Untätigkeit ist nicht mein Ding. Habt ihr schon Nachrichten aus Dänemark?“
Harald, der sich weiter erholt hatte, fragte neugierig: „Was ist mit Dänemark?“
„Wir haben, seitdem wir aus Mexiko weg sind, nichts mehr von Dr. Johannsen gehört.“
„Was ist mit Erk?“
„Wir wissen es nicht. Ein paar lapidare Telefonate, sonst nichts. Ben sagt, dass seine Vitalfunktionen normal sind. Also lebt er.“
„Was ist mit Trine?“
„Wissen wir auch nicht. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass sie, seitdem sie aus Mexiko zurück sind, nicht mehr aus dem Haus gekommen sind.“
„Und sein Sohn Erk?“
„Der hat sich eine Zeit lang in der Weltgeschichte herumgetrieben. Außer ein paar laschen Telefonaten war da nichts. Das übliche blablabla, was zwischen Eltern und erwachsen werdenden Jugendlichen kommuniziert wird. Aber irgendwann wurde es dem Junior zufiel, und er hat den Alten Mann genommen und wollte seine Familie besuchen.“
„Ja und?“
„Sie sind nicht in das Haus reingekommen. Der Alte Mann hat dabei eine merkwürdige Entdeckung gemacht.“
„Du machst mich neugierig. Spann mich jetzt nicht so auf die Folter.“
„Ihm fielen außergewöhnlich viele Insekten auf, die im ganzen Haus herumschwirrten. Jedenfalls, soweit sie sehen konnten.“
„Was für Insekten?“
„Eine Spezies, die nirgends vorkommt. Miniroboter, hoch entwickelt. So, wie der Zufall es wollte, hatte der Alte einen auf der Haut, die ihn stechen wollte. Da hat er einfach zugeschlagen und das Ding mitgenommen.“
„Weiter.“
„Ben hat das Vieh untersucht. Sie hatte ein Gift im Körper, welches ein hocheffizientes Enzym enthält, das sich auf bestimmte Synapsen im Kopf einstellt. Dadurch wird Erk regelrecht lahmgelegt, und dem Alten Mann wäre es genauso ergangen. Seine Vitalfunktionen wurden nicht beeinflusst, da er nicht gestochen wurde.“
„Und die Nachbarn?“
„Keine Auswirkungen festzustellen. Die Viecher sind so programmiert, dass sie nur auf die Johannsens fixiert sind und in einem Abstand von einem Meter um das Haus bleiben. Auf die Nachbarn reagieren sie gar nicht.“
„Was ist mit der Ernährung?“
„Jede Woche kommt einer aus dem Dorf. Der nimmt die Bestellung per Internet auf und kauft ein und liefert ab. Danach verschwindet er wieder.“
„Das ist ja der reinste Horror.“
„Das Beste kommt noch. Vor ein paar Wochen rief er seinen Sohn an. Da hat ihn der Alte mit den anderen Kriegern des Regenbogens eingeladen, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen.“
„Seid ihr hin?“
„Den Teufel werden wir. Die andere Gruppe versucht, ihn jetzt da rauszuholen.“
„Wer führt die Gruppe?“
„Erk und Lee.“
„Wie weit sind sie jetzt bei der Aktion in Dänemark?“
„Sie sind noch im Dorf. Sie riegeln alles ab. So, es geht weiter, Leute. Station Airport, bitte aussteigen.“
„Was habt ihr jetzt vor?“
„Der Nation einen kleinen Schock versetzen. Das kommt von uns, wir wollen doch auch etwas Spaß haben.“
Dabei lachten alle. Selbst Ben hörte man lachen. Nur der Alte Mann verzog keine Miene, sondern hob warnend den Finger.
„Man soll sich nicht über einen Feind lustig machen.“
„Alter Mann, es sind nicht unsere Feinde. Es sind Freunde, die einen falschen Weg gehen.“
Der Alte schüttelte verständnislos den Kopf. Die Türen glitten geräuschlos auf, und der Bahnsteig war menschenleer. Wieder hörten sie Bens ruhige Stimme, die sagte: „Ihr geht jetzt zum Aufzug, der bringt euch dann nach oben.“
Die kleine Gruppe ging ohne Hast zum Aufzug und stieg ein. Wie von Geisterhand gesteuert, glitten die Türen auf. Ohne dass sie einen Handschlag machen mussten, steuerte Ben die Technik von seinem Labor aus. Nachdem alle im Aufzug standen, schloss sich die Tür wieder und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Ohne einen Ruck zu verursachen, bewegte er sich um einige Stockwerke höher, um dann übergangslos anzuhalten. Mit einem leisen Pfeifen blieb er stehen, und automatisch glitten die Türen wieder auf. Sie betraten einen kleinen Raum, der an der gegenüberliegenden Wand eine Tür hatte. Über der Tür hing ein Bildschirm, der den Passagierraum des Flugplatzes in einem Umfeld von 30 Metern zeigte. Die Halle, die von außen aussah wie eine eingedrückte Austernschale, war nahezu leer.
„Kesuk, hast du dich umgezogen?“
„Ich bin gleich fertig, Ben.“
„Gut so. Wie geht es Blendingur und Harald?“
„Ganz gut, glaube ich.“
„So, Freya, ich habe dir eine Karte gegeben, stecke sie einmal in den Schlitz bei der Tür. Ok, und wieder raus mit ihr. Jetzt steckst du sie in dein Handy. Auch gut, die Daten sind drauf. Seid ihr bereit für eine Reise? Grüßt mir die Ehrwürdige Mutter. Vom Flugdeck könnt ihr alles verfolgen.“
Kein Flimmern, nichts war zu sehen. Gespenstige Stille erfüllte auf einmal den Raum, außer Harald und Blendingur standen die anderen noch in dem Raum. Nur Kesuk war wieder jemand anderes. Ohne zu zögern, steckte Freya die Karte in den Schlitz. Eine kleine grüne Lampe leuchtete auf, und Freya öffnete die Tür, ohne zu zögern.
Die Gruppe trat aus der Tür, hielt sich gleich rechts und klopfte an einer Tür mit der Aufschrift „Only authorized Personal“.
Die Tür wurde von einem Navy Soldat geöffnet. Der, als er Kesuk in ihrer anderen Person sah, sofort die Hacken zusammenschlug und salutierte.
„Mr. Präsident, Sie waren nicht angekündigt.“
„Wir mussten eine außergewöhnlich schnelle Entscheidung treffen. Wenn Sie eine Rückfrage brauchen, rufen Sie bei mir im Büro an.“
„Das müssen wir leider, Mr. Präsident. Die Vorschriften.“
„Beeilung, Soldat, wir haben einen wichtigen Auftrag zur nationalen Sicherheit zu erfüllen.“
„Jawohl, Mr. Präsident.“
Der Navy Mann ging zu seinem Computer und drückte einen der vielen Knöpfe. Auf dem Bildschirm erschien sofort der Sekretär des Präsidenten.
„Mr. Blum, der Präsident ist hier.“
„Das ist ok, Soldat. Bringen Sie ihn schnell und ohne Aufsehen zur Air Force One, und sorgen Sie dafür, dass er sofort Flugfreigabe bekommt. Wir verständigen den Piloten.“
„Jawohl, Mr. Blum.“
An Kesuk gewandt, die die Gestalt des Präsidenten eingenommen hatte, sagte er: „Mr. Präsident, Ladies and Gentlemen, bitte folgen Sie mir.“ Dabei schaute er den Alten Mann merkwürdig an, der das wohl bemerkte, aber nicht darauf reagierte.
Es dauerte nicht lange, und die Gruppe stand vor dem Flugzeug des Präsidenten. Die Triebwerke des Flugzeuges liefen schon, und auf der Gangway der Maschine wurden sie von dem Piloten begrüßt. Der Präsident gab dem Soldaten noch einmal die Hand, der ehrfürchtig salutierte, dann stieg er die Gangway nach oben. In der Maschine gab er dem Piloten einen Zettel mit Koordinaten darauf.
„Fliegen Sie da hin, dann sehen wir weiter.“
Der Pilot, der sich auskannte, warf einen kurzen Blick auf die Zahlen.
„Das ist Thule Air Force Base, Mr. President.”
„Ja, machen Sie schon, wir haben keine Zeit zu verlieren. Sie sehen die Koordinaten, die darunter stehen, da gehen Sie auf 3000 Fuß.“
Der Pilot schaute seinen Chef fragend an.
„Machen Sie schon, nationale Sicherheit.“
„Ok, Mr. Präsident.“
„Keine Informationen an den Tower über das Flugziel. Transponder ausschalten und die Begleitflugzeuge nur bis zur Grenze.“
Der Pilot nickte nur.
In einer anderen Dimension, in der Neuen Welt
Das Flugdeck war voll mit Personal, die die beiden Vorgänge, die sich auf der Erde abspielten, auf dem Freiplatz vor dem Flugfeld mit Spannung verfolgten. Zwei Geräte waren aufgestellt, die die beiden Szenarien auf der Erde in holographischer Form darstellten, die dann parallel abliefen.
In dem Moment erschien die Gruppe aus Washington D.C., wo sie von hilfreichen Händen in Empfang genommen wurden. Allskerjargdi und die Ehrwürdige Mutter kamen auf die kleine Gruppe zu.
Allskerjargdi nahm Blendingur in den Arm.
„Gut, dich wieder bei uns zu haben, Bruder.“
Hinter dem Hohen Priester stand ein Zivilist, dessen kantige Züge im Gesicht verhaltene Freude ausstrahlte.
„Karl Dexter, Chef, Sie haben es geschafft.“
„Dank deiner Warnung, Blendingur.“
Auch er nahm seinen Untergebenen in den Arm.
„So, Blendi, jetzt bin ich Karl für dich. Aber schauen wir, was jetzt abläuft.“
Harald, der neben dem General stand, drückte zuerst ihm und dann Allskerjargdi die Hand. Dann schaute er auf das Hologramm, das zeigte, wie der Pilot in sein Cockpit stieg.
„Was ist das denn, haben die Zwillinge?“
Karl Dexter, der sich angesprochen fühlte, meinte dann: „Ne, Harald, ich darf doch Harald sagen, Roboter, unsere neue Generation. Die Annanuki erlauben sich einen kleinen Scherz mit der NSA. Oder anders ausgedrückt, Ben probiert mit dieser Aktion einige neue quantentechnische Möglichkeiten aus.“
„Also großes Kino?“
„Ganz großes Kino, und der Hauptdarsteller weiß nicht, dass er im Kino ist. Aber er wird es bald erfahren.“
„Ben steuert alles?“
„Ja, es ist ja eine ganze Zeit vergangen, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben.“
Allskerjargdi schaute Harald an.
„Es war genauer gesagt 2003, wo wir mit Ihnen auf der Erde unser letztes Zusammentreffen hatten. Sie wissen ja, Harald, es ist das erste Mal, dass Sie in der Neuen Welt sind. Kein Wort zu irgendeinem darüber. Es ist ein Novum für Sie, ohne Überprüfung hier zu sein. Sollten wir irgendwann einmal merken, dass Sie aus der Reihe tanzen und das Wissen an Dritte weitergeben, garantiere ich Ihnen, ist Ihre Haut keinen Pfifferling mehr wert. Auch wenn Sie in der ganzen Welt Verbindungen haben sollten.“
Harald nickte ernst.
„Ich bin kein Nestbeschmutzer, Allskerjargdi. Ich würde nie unserer Rasse Schaden zufügen.“
„Schauen Sie sich Brandolf an.“
Dabei schaute er Harald an und sagte: „Sind Sie sicher, Allskerjargdi, dass Brandolf zu uns gehört?“
Diesmal schaute Allskerjargdi den Neuankömmling merkwürdig an und sprach ihn an, ohne auf die Frage weiter einzugehen: „Auf jeden Fall bekommen Sie einen bioenergetischen Chip eingepflanzt. Machen Sie sich keine Gedanken, haben wir alle hier und die sind mit Handgeräten nicht ortbar. Aber konzentrieren wir uns auf die laufende Holographie. Zuerst mal sehen, was in Washington D.C. passiert.“
Der Pilot hatte sich mittlerweile angeschnallt und checkte die Funktion der Maschine.
„So, wir können starten, die Maschine ist bereit.“
Auf den Displays des Flugzeuges erschienen die üblichen Worte: „fasten seat belt“. Man merkte, wie sich die Maschine langsam in Bewegung setzte und zu dem Runway fuhr. Dann stand sie in Warteposition, und kurze Zeit später, nachdem der Tower die Freigabe gegeben hatte, hob der Pilot den Daumen.
„Go.“
Die Triebwerke heulten auf, und die Passagiere merkten ein leichtes Rütteln. Sie wurden, als der Pilot die Lenksäule löste, leicht in ihre Sitze gedrückt. Die VC 25 hob schnell und leicht ab. Nachdem sie in der Luft waren, bemerkten die Passagiere, wie das Fahrwerk eingefahren wurde. Die Gruppe bekam vom Druckausgleich nichts mit, sie saßen in den Sesseln und schauten phlegmatisch auf die gegenüberliegende Wand. Dann wurde leicht gegen eine Tür in der Maschine geklopft. Es erschien die Stewardess.
„Mr. Präsident, Ladies and Gentlemen, möchten Sie etwas trinken?“
„Bringen Sie uns bitte Kaffee und Wasser.“
„Wird sofort erledigt, Sir.“
Die Imitation des Präsidenten griff zum Bordtelefon.
„Bob.“
„Mr. Präsident.“
„Schalten Sie alle Verteidigungsmaßnahmen ein, bis Sie sich in Thule auf 3000 Fuß Höhe befinden. Vergessen Sie auch nicht, den Transponder auszuschalten. Haben Sie mich verstanden?“
„Jawohl, Sir.“
Der Pilot schüttelte nur den Kopf und wandte sich an seinen Co-Piloten und Navigator und sagte verwundert: „Was der Alte wohl wieder mal hat, was sollen wir in Thule?“
Leichtes Gelächter hörte man auf dem Flug-Deck, und Harald und Blendingur schauten verwundert Dexter und Allskerjargdi an.
„Was wird damit bezweckt?“
„Wir wollen die Verwundbarkeit der Nation aufzeigen und Brandolfs Einfluss dadurch mindern. In den sieben Jahren, in denen nichts passiert ist, hat er seinen Einfluss auf verschiedene Nationen sehr verstärkt. Wir hatten immer auf Dr. Johannsens Initiative gehofft. Aber da kam gar nichts, bis wir misstrauisch wurden. Und der Alte Mann brachte dann etwas aus Skovlund mit.“
Allskerjargdi erzählte den beiden Neuankömmlingen von den fliegenden Minirobotern.
„Verdammt und jetzt?“
„Schaut euch das zweite Hologramm an. Das Erste wird uninteressant. Unsere kleine Gruppe springt über Grönland ab, landet, wird von Ben mit einem Transportstrahl aufgenommen, und weg sind die Spuren.“
„Ich möchte nicht das blöde Gesicht Mitchums sehen.“
„Wenn ihr wollt, könnt ihr das. Wie ich gerade hörte, haben Sie Kontakt zum Weißen Haus, wo der Zug leer ankam. Sie versuchen jetzt auch, die Maschine mit Funk zu erreichen. Ben hat dafür gesorgt, dass es nicht funktioniert. Aber konzentrieren wir uns auf Skovlund.“
Das Hologramm war so real, dass die Zuschauer das Gefühl hatten, mitten im Geschehen zu sein. Aber sie blieben nur Zuschauer. Dass, was sie sahen, ließ es manchen kalt den Rücken herunterrieseln.
Lee hatte es geschafft, ohne Aufsehen die umliegenden Häuser zu evakuieren. Den Anwohnern hatte er eine gruselige Geschichte über einen vermuteten Ebola-Infekt erzählt, den das Ehepaar auf ihren Reisen aus Afrika mitgebracht hatten. Da die beiden in den letzten Jahren sowieso nicht vor die Tür gingen, war es auch nicht weiter aufgefallen, dass sie gar nicht in Afrika waren.
Ruhig lag die Siedlung da. Ben hatte überall kleine fliegende Roboter in der Luft platziert. Es gab keine Stelle, die nicht einsehbar war. Außerdem war das ganze Gebiet mit einem Frequenzschirm überspannt, so dass man mitbekam, wenn eins der Miniinsekten doch so programmiert war, dass es das Haus verlassen konnte. Sollte einer der Insekten aus dem Haus das Weite suchen, waren die Miniroboter wiederrum so programmiert, dass sie sie abschossen. Auf dem Boden warteten Männer, mit weißen Sicherheitsanzügen, auf ihren Einsatz.
Lee stand an dem letzten Haus, das an das Haus der Johannsens grenzte und schaute fasziniert auf die vielen kleinen verschiedenen holographischen Aufnahmen von dem Haus und aus dem Haus. Sie zeigten alle Strukturen, die in dem Haus vorkamen. Wärme- und Kälte-Strukturen. Lebendes Gewebe, aufgeschlüsselt nach Temperaturen, oder einfache oder komplizierte spezielle Metallstrukturen. Dazu kamen noch bewegliche Ziele und beliebte Verstecke der kleinen Insekten. Ben, bei dem alle Daten zusammenliefen, sammelte alles in seinem Quantencomputer, wertete es aus und griff darauf zurück, wenn er es brauchte. So war er sich sicher, dass keiner der Miniroboter fliehen konnte.
Sie hatten es nicht gewagt Beobachtungsinsekten in das Haus einzuschleusen. Seit der Ankunft des Kernteams waren noch keine fünf Minuten vergangen, jeder kannte seine Position. Alle warteten gespannt auf Lees Befehle, der sich wiederrum nach Ben richtete. Lee holte sich noch von allen Positionen das ok ein, dann nahm er sich eine kleine Pause, dachte dann noch einmal nach, ob er etwas vergessen hatte. Sein kurzer Blick nach innen zeigte ihm an, dass sein Instinkt sich nicht meldete. So wandte er sich sichtlich beruhigt an Ben und sagte zu ihm: „Ben, wenn du keine Einwände hast, schalte auf Vollbild.“
„Schon geschehen, Lee.“
Lee hatte jetzt einen totalen Überblick, er gab Erk, der neben ihm stand, ein Zeichen. Sie hatten vorher vereinbart, die ganze Aktion ohne ein Wort ablaufen zu lassen. Erk ging zur Eingangstür und klingelte. Es dauerte eine Weile, bis er die schlurfenden Schritte seines Vaters hörte. Nichts war mehr von seiner Dynamik übriggeblieben, die ihn so bewundernswert machte. Nach dem Gang zu urteilen, war er ein gebrochener Mann. Lee merkte instinktiv, dass Erk zögerlich war. Unerbittlich fauchte er ihn an: „Erk, reiß dich zusammen. Es geht um das Leben deiner Eltern. Wenn du es nicht packst, verschwinde einfach.“
Die Beobachter merkten, wie sich die Schultern des jungen Mannes strafften und er zu seinem Freund sagte: „Ziehen wir es durch.“
Lee nickte nur zufrieden, als er schon die brüchige Stimme von Dr. Johannsen hörte: „Wer ist da?“
„Ich bin es, Pa, dein Sohn, Erk.“
„Was willst du hier, ich denke, du bist in Island, um dann nach Stonehenge weiterzureisen?“
Immer noch war die Tür geschlossen.
„Freya ist auf einmal sehr krank geworden, bis zu ihrer Genesung kann es noch ein paar Wochen dauern. Da dachte ich, ich komme mal vorbei, da wir uns so lange nicht gesehen haben.“
Ohne auf den letzten Einwand des jungen Mannes einzugehen, hörte sie die weiteren Worte durch die geschlossene Tür. Sie kamen, ohne zu zögern, aber Lee und Erk wurden das Gefühl nicht los, dass die Antworten nach einem gewissen Schema gegeben wurden.
„Dann bringe sie doch in die Neue Welt. Da sind die besten Ärzte, die ich kenne.“
Immer noch war die Tür geschlossen, und die Spannung stieg ins Unerträgliche.
„Das wissen wir auch. Ich wollte mich nur noch einmal verabschieden. Es wird wohl ein paar Jahre dauern, bis ich wieder in die Alte Welt komme.“
„Und der 21.12. 2012?“
„Fiktion, Pa, reine Fiktion. Ist Ma da?“
„Ja, aber was passiert mit den Kristallschädeln?“
„Wir haben sie untersucht, sie sind unnütz und wurden eingelagert. Die Wissenschaftler haben sich die Zähne daran ausgebissen. Sollen wir uns jetzt weiter durch die geschlossene Tür unterhalten?“
Erk stand ganz lässig und entspannt an der Tür, den rechten Arm am Türpfosten gelehnt. In der ungefähren Höhe des Kopfes, der langsam erscheinen musste. Er rechnete damit, dass sein Vater in etwas gebückter Haltung die Tür öffnen würde. Wenn nicht, musste er improvisieren.
Die Tür des Hauses öffnete sich nur einen Spalt, und die Augen und die Nase des Agenten waren zu sehen. Es war noch nicht die richtige Position, um loszuschlagen.
„Hallo, Pa, was ist, hast du Angst vor mir?“
„Man kann nie wissen, Sohn, was einen an der Tür erwartet.“
Erk war erschreckt, als er seinen Vater vor sich sah. Wie er abgemagert und ungepflegt dastand, sein Aussehen hatte sich sehr stark verändert, so dass er meinte, im ersten Moment einen Fremden vor sich zu sehen. Zögernd schaute er ihn an. Da hörte er in seinem Kopf Lees Stimme: „Jetzt, Erk.“
Der junge Mann ließ die Hand noch etwas sinken und drückte Daumen und Zeigefinger zusammen. Ein kleines Geschoß löste sich zwischen den Fingern und bohrte sich, kaum sichtbar, in die Wange des Mannes, der Erks Vater sein sollte. Dann hörte er die schrille Stimme seiner Mutter und schaute überrascht hoch.
„Erk, wer ist an der Tür?“
Der junge Mann konnte seinen Vater gerade noch auffangen, bevor sein Kopf gegen den Türpfosten schlug. Dann sah er seine Mutter aus der Küche springen. Mit Wut verzerrtem Gesicht, genauso dünn und ungepflegt wie sein Vater. Erk konnte nicht anders, er blieb entsetzt stehen, immer noch seinen Vater im Arm, kam seine Mutter mit langen und schmutzigen Fingernägeln und wirren Haaren, flog sie regelrecht auf ihn zu. Da rissen ihn schon kräftige Fäuste zurück. Das letzte, was er noch wahrnahm, war, dass der Kopf seiner Mutter von einer Wolke von Insekten umhüllt war. Die Insekten und die Frau kamen mit einer Aggressivität auf die Tür zu, die keiner erwarten konnte. Aber Lee, durch viele Kämpfe gestählt, hatte damit gerechnet. Erk und seinen Vater aus dem Gefahrenbereich zerren, das waren zwei Handgriffe, die der kleine Mann mit immenser Kraft ausführte. Dann schrie er: „Schirm auf.“
Sofort bildete sich eine wabernde Wand um das Haus, die es einpackte wie Watte. Erk, sein Vater, der ohnmächtig dalag und Lee und ein paar Männer, standen jetzt außerhalb des Sicherheitsschirms in einer neutralen Zone. Außerhalb der neutralen Zone hatte sich ein zweiter Schirm gebildet, der die kleine Gruppe nach außen abschottete.
„Kälte. Wir fangen bei -10 ° an.“
Lee hörte Bens Stimme in seinem Kopfhörer.
„Genau das, das hatte ich befürchtet.“
Kalt und ohne Emotionen antwortete Lee: „Jaul nicht rum, Ben, wir haben damit gerechnet. Plan B ist jetzt angesagt.“
„Plan B läuft an.“
Sofort wurde es in der neutralen Zone kalt. Der zweite Schirm war von außen durchlässig. So konnten von außen Materialien und Messgeräte reingereicht werden, die die wenigen Männer in der neutralen Zone auch sofort annahmen und aufbauten. Dabei störten sie sich nicht an der Kälte, die immer mehr zunahm.
„Minus 10° erreicht,“ kam die neutrale Stimme eines Mitarbeiters.
„Zwei Minuten Dauer, Zeit läuft.“
Alle, die in der neutralen Zone standen, bewegten sich nicht mehr.
„Saugen.“
Jetzt wurden die Leute, die im Kreis standen, mobil und fingen an, mit großen beweglichen Saugrohren, die mit der Außenwelt verbunden waren, den äußeren Kreis abzusaugen.
„Ben, wie sieht es aus?“
„Die Viecher sind verdammt zäh. Wir gehen gleich auf -20°.“
Wieder gab Lee mit ruhiger Stimme die nächste Order an die Umstehenden: „Zieht vorher Erk aus der neutralen Zone und legt ihn in den Sarg.“
Ein zwei Meter langes Rohr auf Rollen wurde hereingeschoben. Helfer nahmen den immer noch ohnmächtigen Archäologen und zogen ihn bis auf die Haut aus, rasierten ihm alle Haare am Körper. Jetzt erst sah man, wie ausgemergelt der einst staatliche Mann war.
„Legt ihn rein.“
Sofort legten ihn die Männer in den Sarg.
„Proppen in die Ohren, Deckel zu, Vakuum an und dann durchschieben.“
Lee, der konzentriert dabeistand und genau darauf achtete, dass es auch alles so durchgeführt wurde, wie Ben und er es anordneten, wandte sich an Erk: „Willst du mit raus, oder mit rein und das zuende bringen, was wir angefangen haben?“
„Mit rein. Vater ist ja in guten Händen.“
„Ok. Ben, wir sind soweit.“
„Gut, Lee. Euer Bereich ist noch nicht sauber. Erk ist schon auf dem Weg. Molke kümmert sich dann um deinen Dad, Erk.“
„So Leute, - 20 °, jetzt wird es richtig kalt.“
Erk, der nur dünne Sachen anhatte, fing langsam an zu frieren. Aber er achtete nicht darauf, sondern konzentrierte sich auf die nächsten Befehle, die von Ben kamen: „Neue Leute kommen jetzt durch die Schleuse.“
Langsam füllte sich die neutrale Zone.
„Sichtfenster für den inneren Kreis aufbauen.“
Sofort bildete sich ein Sichtfenster im Sicherheitsschirm des inneren Kreises. Was die Leute sahen, war die geschlossene Haustür.
„Aha, Trine hat reagiert“, hörte man Ben nur murmeln.
„Neues Sichtfenster, Parterre, an einem Fenster.“
Lee stieß Erk leicht an und sagte lächelnd: „Ich wette 100 zu 1, dass deine Mutter die Vorhänge vor die Fenster vorgezogen hat.“
„Die Wette werde ich nicht halten können.“
Beide grienten sich an.
„Wie sieht es drinnen aus, Ben?“
Sichtlich aufgeregt antwortete Ben: „Lee, sofort den Schocker nehmen und auf die stärkste Stufe einstellen.“