Was sagte Gott? Und Gott sprach. - Johannes Weinand - E-Book

Was sagte Gott? Und Gott sprach. E-Book

Johannes weinand

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Beschreibung

Gottvater langweilt sich, Maria hat ein Verhältnis mit Luzifer, Jesus und seine Jünger rebellieren im Himmel. Um der Langeweile Herr zu werden, möchte Gottvater eine zweite Auferstehung. Maria sieht die Chance, das Sagen im Himmel zu übernehmen und Jesus und die Jünger werden nicht gefragt. Es entsteht der perfekte Nährboden für Murphys Gesetz. Nachdem Jesus und die wilden 13 auf die Erde verbannt wurden, nimmt das Schicksal seinen Lauf und der Heilige Geist kann nur noch mit dem Kopf schütteln.

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Johannes Weinand

Was sprach Gott? Und Gott sprach

Johannes Weinand

Was sprach Gott? Und Gott sprach

Satire

Impressum

© 2021

Rechteinhaber/Autor: Weinand Johannes, [email protected]

Covergestaltung: Constanze Kramer, www.coverboutique.de

Bildnachweis: ©deagreez, ©blackday – stock.adobe.com

©Viorel Sima, ©Subbotina Anna, ©Denis Belitsky - shutterstock.com

Lektorat: Klaus-Dietrich Petersen

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN:

978-3-347-39473-5 (Paperback)

978-3-347-39474-2 (Hardcover)

978-3-347-39475-9 (E-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne die Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiographie, detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de

Vorwort

Mose 1,27

Und Gott sprach:

Lasst uns Menschen machen ein Bild, das uns gleich sei. Die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, was über die Erde kriecht.

Und Gott erschuf den Menschen, ihm zum Bilde und zum Bilde Gottes, und so erschuf er einen Mann und ein Weib. (Man beachte die Reihenfolge.) Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht…bla, bla, bla.

Also, meine Interpretation von Mose 1,27 ist: Sex, Drugs and Rock´n Roll. Das Interessante an meinen Gedanken ist, dass Gott mir nicht widerspricht, was bei ihm absolut ungewöhnlich zu sein scheint. Er kann alles, er weiß auch alles. Vor allen Dingen weiß er alles besser. Er ist eben Gott.

Die Fehler, die der Mensch im Laufe der Geschichte verbockt hat, lässt er nicht als Fehler gelten, sondern bezeichnet sie lediglich als Endwicklungsprozess.

Aber Gott denkt wesentlich weiter. Und so erschuf er den Menschen nach seinem Ebenbild. Soweit zu dem Entwicklungsprozess, denn keiner konnte mir bestätigen, dass Gott einen Entwicklungsprozess mitgemacht hat. Was natürlich gewisse Interpretationen über ihn selbst zuließe - wie auch über den Menschen.

Da ich ihn mittlerweile etwas kennengelernt habe, im Gegensatz zu vielen „Gelehrten“, die meinen, sie würden ihn kennen, konnte ich feststellen, dass der Typ über ein ungewöhnlich großes Repertoire an Mutterwitz verfügt. Das konnte ich vor allen Dingen, in den langen Gesprächen mit ihm feststellen. Dabei ging es hauptsächlich um die Bibel.

Manche Assoziationen zu unseren Politikern drängen sich dabei auf, die in ihrer Sprache die Unwahrheit so verdrehen können, dass die Wahrheit als Ergebnis dann das Licht der Welt erblickt.

Mein Bedürfnis, dieses Buch zu schaffen, entsprang nicht aus dem Bedürfnis, dieses Buch zu schreiben, sondern es war eine gewollte, erzieherische Maßnahme meiner Frau, um mir das Schreiben abzugewöhnen. Dazu muss man sagen, dass sie meinte, die Idee entstammte aus ihrem Gehirn. Was soll ich über diesen weiblichen Gedankengang sagen? „Irren ist menschlich, sprach der Hahn, dann stieg er von der Ente, denn er hatte sich vertan.“

Um diese Gedanken zu verstehen, müssen wir mit der Geschichte beginnen, und die Geschichte beginnt bei mir zu Hause, in meinem Ehebett. Nicht, dass Sie meinen, im Schlaf würde es passieren. Weit gefehlt.

So fing das Chaos an

Es ist eine Geschichte, die sich hätte, so zutragen können, oder es ist vielleicht schon geschehen.

Also beginnen wir jetzt ganz von vorne. (Wenn man vorne beginnt, ist es immer der Anfang).

Es ist nicht ganz einfach, sich als Schriftsteller durch das heutige Leben zu kämpfen, denn kalt wehte einem der Wind der Konkurrenz ins Gesicht und der Drang, an die Spitze der Charts zu gelangen, war schon als manisch zu bezeichnen. Was bei mir aber nicht der Fall war, da ich meine Bücher aus einer gesicherten Position herausschreiben konnte und ich instinktiv schon keinen Drang mehr verspürte, berühmt zu werden. Manchmal hatte ich das Gefühl der Kastration.

Es war wie die Assoziation einer Jahrhunderter alten Ehe, die man miteinander lebte, ohne zu erleben. Und man hatte nicht das Bedürfnis dazu. Dabei gab es Neues zu entdecken bis dann der Richtige kommt oder der Andere, der einem noch einmal die Hormone zum Fließen bringt. So waren meine Schriftstellerei und ich wie ein altes Ehepaar, gesund und lebensfähig.

Habe ich gerade das Wort lebensfähig benutzt? Jetzt muss ich doch lächeln, denn ich war in keinster Weise lebensfähig. Ich hing an dem Nabel meiner Frau und ließ mich von ihr ernähren. Was mich aber keineswegs störte, da es ein ganz anderes Leben war, als ewig zu buckeln und noch einmal zu buckeln. So sollte der Tag kommen, an dem jemand in mein Leben trat, dem man besser nicht widersprach - und ich tat es allzu oft.

So war der Tag gekommen, an dem sich mein Leben verändern sollte, und das alles ohne mein Zutun. Es fing ganz banal an. Es ging von meiner Frau aus und noch jemanden im Hintergrund, den Sie später noch zur Genüge kennenlernen werden.

Ich selbst, ein Schriftsteller par excellence, war mit nur einem Makel behaftet: ich hatte noch keines meiner Werke veröffentlicht. Aber ich hatte das Glück, mit einer aktiven, attraktiven und reichen Frau verheiratet zu sein, die immer zu mir sagte - nach einem Glas Wein, vielleicht auch zwei -: „Schatz, du bist wie Johann, der König ohne Land, du bist mein Schriftsteller ohne Verlag.“

Dazu sollte man wissen, wer Johann ohne Land war:

Der Bruder von Richard Löwenherz (König von England 1189-1199). Der König von England hatte allen seinen Söhnen, außer seinem Sohn Johann, ein Lehen zur eigenen Verfügung gegeben. Mangels eigenen Landes wurde er „Johann, der ohne Land" genannt. (Er war also der König von England von 1199-1216).

Möglicherweise auch, weil er unter dem Druck seiner Earls, dem Papst England als Lehen gab, somit war er also nicht mehr Herrscher im eigenen Land, sondern im Land des Papstes. Also ein König ohne eigenes Land. Somit schied auch England als das gelobte Land aus, aber das ist eine eigene Geschichte. Nicht, dass Sie meinen, dass es etwas mit dem Linksverkehr zu tun hat, oder mit Maria Stuart, aber wir schweifen jetzt ab.

Johann Ohneland, im englischen John Lackland, eigentlich franz Jean Plantagenêt genannt. Jean Sans-Terre war von 1199 bis 1216 König von England, Lord von Irland, Herzog der Normandie und von Aquitanien sowie Graf von Anjou.

Er war also doch nicht ganz so schlecht situiert.

Ich hatte mich an ihren Vergleich gewöhnt und mittlerweile sah ich das als Lob meiner Frau an. Denn Maria, meine Frau, war wirklich ohne Falschheit (bis zum heutigen Tag).

Selbst unsere Töchter hießen alle Maria. Die älteste hieß Maria Magdalena, die zweite Maria D´Arc, die dritte Maria Curie. Ich weiß bis heute noch nicht, welcher Teufel meine Frau da geritten hat.

Es sei zu erwähnen, dass alle Frauen im nachfolgenden Werk Maria heißen, während ich bei den Männern durchaus variantenreicher war.

Mittlerweile hatten wir drei Töchter, deren Namen ich ja schon vorgestellt habe. Sie machten unser Glück perfekt, und so hatte ich auch das Glück, zuhause bleiben zu dürfen, um sie zu erziehen.

Die Mädchen hatten nun das Alter und waren ausgeflogen, und ich war immer noch zu Hause. So igelte ich mich in meiner Intellektualität ein und schuf mir mein eigenes Universum.

Es war schon als Sucht zu bezeichnen, Wissen zu tanken, um es dann in meinen Romanen, Gedichten oder Essays wieder weiterzugeben. Was sollte es also? Keiner las es. Ich war in meinem Universum gefangen. Aber die Nornen des Schicksals hatten mein Schicksalsfaden noch nicht zu Ende gestrickt; es hielt noch manche Überraschung für mich bereit und manche Weisheit wurde von mir neu überdacht. Der Schicksalsfrage begann mit einem herzhaften Gähnen in unserem Wasserbett. Nachdem sich meine Frau von meinem noch durchaus ansehnlichen Körper heruntergerollt hatte und ich mich schon wieder in den Sphären meines Intellekts suhlte, hormonell befreit, das Glied erschlafft, aber noch fest in der Hand meiner Frau Marie, die dann undefiniert damit herumspielte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie meinte, es sei ein Zauberstab und glauben Sie mir, sie konnte mit dem Zauberstab umgehen.

So geschah es, wie es kommen musste. Neue Energien entstanden in meinem geschundenen Körper, und der Zauberer hatte wieder einen Stab, mit dem er zaubern konnte. Mit einem hinterhältigen Lächeln schwang sich ihr durchtrainierter Körper auf mich, und der Dorn der Liebe drang in sie ein. Ein wollüstiges Stöhnen entsprang ihren Lippen, als der Teufelsritt über die Unebenheiten unseres Wasserbettes erneut begann.

Es entstand ein mystischer Moment, so hatte ich sie noch nie erlebt. Ich hatte das Gefühl, nicht nur ich wäre in sie eingedrungen. Meine intellektuellen Synapsen belohnten mich mit einem Erguss und den Worten, die sich in meinem Hirn formten: „Verdammt, Johannes, war das gut, deine Frau ist eine verdammte Künstlerin.“

Ich sollte später oft diese Worte noch einmal überdenken, aber nie zu einem Ergebnis kommen. Dabei war ich mir auch nie sicher, ob diese Worte von mir gekommen waren. Gefühlte zwei Stunden dauerte der Ritt, und Maria saugte jeden Widerstand aus mir heraus.

Es war noch ein wunderschöner Sonntag. Sonntags gingen wir immer in die Kirche. Um 10.00 Uhr war das Hochamt, das war unsere Zeit. Nicht, dass Sie meinen, ich wäre besonders gläubig, nein, ich machte es Maria zuliebe, die nicht nur im Sex Erfüllung fand. Auch das regelmäßige Beichten gehörte dazu und erfüllte die Phantasie des Pastors, der es sich nie nehmen ließ, ihr die Beichte persönlich abzunehmen.

Dabei lief wie immer ein Film tief in mir ab, wie der Pastor schon geifernd darauf wartete, sonntags neue Sündenstories zu hören. Ich wartete auf den Tag, an dem dieser Pharisäer mit einem nassen Handtuch und heruntergelassener Hose den Beichtstuhl verließ. Regelmäßig lief dann ein weiterer Film vor mir ab, wenn meine Frau im Beichtstuhl verschwand und dann, nach langer Zeit, gefühlte zwei Stunden, mit glückseligem Gesicht den Vorhang aufstieß, um sich wieder zu mir zu gesellen. Dabei hatte ich nie das Gefühl, dass die Frau meines Lebens in der Lage war zu sündigen.

Na, ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

So überraschte mich meine Frau, als der Ritt zu Ende war, und sie schwer atmend neben mir lag, mit den Worten: „Schatz, du bist ein Gigant.“

Es sollte mir zu denken geben, dass sie es so betonte. Ich wusste es ja. Aber dieses hohe Ross sollte bald anfangen zu bocken, um mich abzuwerfen. So war mein Widerstand schnell und vollends gebrochen, und es würde Tage dauern, ihn wieder auf ein normalen Level zu bringen.

Das Wort Gigant waberte in der Luft herum, und als es sich langsam auflöste, kam der Schlag, den man beim Boxen „The Lucky Punch“ nannte.

„Schatz, was meinst du, wenn wir nie mehr in die Kirche gehen und ich nie mehr zu dem Pastor in den Beichtstuhl gehe?“

Ich hatte das Gefühl, dass sie genau wusste, was in mir ablief, wenn sie den Beichtstuhl betrat.

Die Falle war also so offensichtlich, dass ich in meinem erschlafften Widerstand vollends hineintappte.

„Da bin ich sehr mit einverstanden.“

„Aber ich habe eine Bitte.“

„Jede, die ich dir erfüllen kann.“

Jetzt strickten die Nornen ihr letztes Muster.

„Ich möchte, dass du mit der Schriftstellerei aufhörst und dich mehr in den Betrieb einbringst.“

Kraftlos drehte ich mich zu ihr um und schaute sie erstaunt an.

„Bist du dir da wirklich sicher?“

„Im Hobbybereich kannst du ja weiterschreiben, aber professionell …, da hat man dir doch gezeigt, dass man deine Romane nicht mag.“

Es war wie ein ultimativer Kopfschuss, und langsam blutete ich aus. Das alles für einen verdammten Ritt.

„Deine endgültige Entscheidung, Maria?“

Jetzt wurde ihre Stimme zu Eis, und sie antwortete mit einer Entschlossenheit, die ich von ihr nicht kannte: „Ja. Aber bevor du in den Status der ehrlichen Arbeit gehst, habe ich eine kleine Überraschung für dich. Ich habe einen Urlaub für dich ganz alleine gebucht.“

„Einen Urlaub? Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte ich verblüfft.

„Ja. Ich war natürlich bei meinem Psychiater.“

Hier unterbrach ich sie und fragte erschüttert: „Du hast einen Psychiater?“

„Natürlich, jeder hat heutzutage einen Psychiater. Aber unterbrich mich nicht. Der wiederum sagte mir, dass es, so wie du schreibst, wie eine Droge ist.“

Manchmal war mein Mund schneller als mein Gehirn, so fragte ich: „Nimmt er dir auch die Beichte ab?“

„Wie meinst du das?“ fragte sie eisig.

„Ach, nur so ein Gedanke, vollkommen unwichtig.“ Ich soll also auf Entzug? Es wurde immer besser.

„Wohin soll ich denn in Urlaub?“

„In ein Schweigekloster.“

„Wer hat dir das denn geraten? Lass mich raten, der Pastor?“

„Woher weißt du das?“ fragte sie erstaunt.

Ich schaute sie wissend an und wartete mit der Antwort.

„Wie ich es mir denken kann, hat er seinen Besuch schon angekündigt, um dir seine private Beichte abzunehmen?“ „Woher weißt du das?“

„Och, Intuition“, antwortete ich flau. Das Loch, in das ich fiel, wurde immer dunkler. Eine Nuance der Aufmüpfigkeit regte sich in meinem Gehirn: „Was ist, wenn ich das nicht mache?“

„Dann schneide ich die Nabelschnur durch, und wir lassen uns scheiden. Du weißt doch, dass Papa für einen Scheidungsvertrag gesorgt hat, den würde ich dann in Anspruch nehmen.

Ich konnte es immer noch nicht glauben. Aber es war vorauszusehen, denn der Alte konnte mich noch nie leiden. Mir klingeln noch seine Worte im Ohr, als er vor der Heirat seine Tochter auf die Seite nahm und sagte: „Maria, was willst du einen nichtsnutzigen, erfolglosen Schriftsteller heiraten? Der Kerl ist keinen Cent wert, der liegt dir nur auf der Tasche.“

Jetzt erkannte ich es blitzschnell, die ganze Familie war so gestrickt. Die Tochter nimmt sich intellektuelle Nanny, lässt sich von der Nanny Kinder machen, so brauchte sie sich nicht mehr um die Nachkommenschaft zu kümmern. Trotzdem befielen mich Zweifel. Maria war nicht so, da mussten tiefgreifende Probleme das Steuer übernommen haben.

Die Kurzanalyse ließ mich aber nicht abhalten, einen gemäßigten Kommentar abzugeben.

„Das ist ein Spaß, wir hatten gerade den Sex unseres Lebens und du willst mich, wegen eines notgeilen katholischen Pastors, verlassen, der sehr wahrscheinlich ein Verhältnis mit deinem Psychiater hat, damit der ihm für seine sexuellen Exzesse kleine Jungs besorgt, die Eltern in seine Obhut gegeben haben.“

Ich erkannte den ganzen Komplott und war den Tränen nah. Aber in mir erwachte der Kämpfer, und kämpferisch stellte ich meiner Frau Maria ein Ultimatum.

„Liebe Maria.“

Schon schaute sie mich argwöhnisch an.

„Wir machen es so, wie du es willst. Aber ich sage dir, wenn ich wiederkomme, und ich habe mich gegen deinen Willen entschieden, werden wir uns trennen. Dann kannst du dahin gehen, wo die Pastoren oder Psychiater dich hinführen. Männer mit so viel Lebenserfahrung werden dir bei deinem weiteren Leben helfen, dich weiterzuentwickeln.“

Jetzt ging ihr argwöhnischer Blick in eine gewisse Art von Unglauben über. Ich beobachtete sie genau und konnte feststellen, wie ihr die Gesichtszüge entglitten. So beschloss ich, ihr richtig weh zu tun. Ich hatte ein Stadium erreicht, das ich von mir nicht kannte. Kalt abwartend, meine Gegnerin beobachtend, holte ich zum finalen Stoß aus.

Der dann wäre?

Man merkte, dass sie psychologisch geschult war, denn diese Frau strahlte eine Art der Arroganz aus, zu der nur eine Frau in der Lage war, die ihren Gegner unterschätzte. Ich machte mir mein Wissen zunutze und holte mir Sun Tsus Wissen hervor, das er in seinem 2500 Jahre altem Schinken „Kunst des Krieges“ zum Besten gegeben hatte. Bevor ich ihr dann die Antwort gab, zog ich mich an, um ihr nicht in meiner erschlafften Nacktheit die Möglichkeit zu geben, irgendwelche lästerlichen Bemerkungen über die männliche Beschaffenheit loszuwerden.

„Ich rufe unsere Töchter jetzt an, um sie über die familiären Entscheidungen deinerseits zu informieren.“

„Das wirst du nicht wagen.“

„Das werde ich jetzt sofort erledigen.“

Was dann passierte, hätte ich mir denken können, hätte ich sie besser beobachtet. Ich nahm mein Handy, und rief nacheinander meine Töchter an, um jedes Mal Waterloo neu zu erleben. Natürlich hatte sie die Mädchen über ihr Vorgehen schon informiert.

Zähflüssige Stille lastete im Raum. Maria beobachtete mich abwartend. So stand sie da wie eine sprungbereite Großkatze. Den Kopf leicht gesenkt, meine Mimik studierend.

In meinem Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander, die dann in eine gewisse Art der Panik übergingen. Aber die Anrufe hatten in mir Morphine freigesetzt, die mich zum Widerstand aufforderten. War ich das wirklich noch, oder schiss mir da jemand ins Gehirn? Später, da konnte ich dann die Frage beantworten, aber jetzt rätselte ich nur über meine Wesensveränderung und antworte wie ein Automat.

„Um unsere Ehe vielleicht noch retten zu können, werde ich deinen Vorschlag annehmen und in das Schweigekloster gehen, um über deine Entscheidung zu meditieren. Wann hattest du gebucht?“

„Morgen früh kannst du einchecken. Ich packe dir deinen Koffer.“

Abwehrend, die Hände hebend, antwortete ich: „Nicht nötig, nachdem du alles so fein eingefädelt hast, möchte ich auch meinen Teil dazu beitragen.“

Sie hatte verstanden, und jedes weitere Wort war überflüssig. So verließ sie kopfschüttelnd unser Schlafzimmer, während ich mich noch einmal auf das Bett legte, um über die Situation nachzudenken.

Es war, als hörte ich immer wieder eine Stimme in meinem Kopf, die sanft wie ein hinduistisches Mantra klang: „Johannes, du hast genau richtig reagiert. Bravo, mein Junge. Jetzt wollen wir den Marias mal zeigen, wo Lorbass den Senf herholt.“

Verdutzt schaute ich mich im Raum um, aber ich sah niemanden, der das gesagt haben könnte.

Ja, richtig, ich hieß Johannes. Meine Familie war streng katholisch, und meine Mutter wollte, dass ich nach Johannes dem Täufer benannt wurde. Ich hatte bis heute noch keine Assoziation zu diesem frühalterlichen Knecht gefunden, und so war ich wie ein Suchender.

Ich legte mich auf den Strom, um zu sehen, ob er mich trug.

Im Schweigekloster

Gott schien es gut mit mir zu meinen, denn der Weg in das tiefe Bayern war erholsam. So erreichte ich den Ort, mit meinem kleinen Renner, ohne Probleme.

Natürlich hatte ich, bevor ich losfuhr, eingehende Recherche über das Kloster betrieben, um zu erfahren, in was für einen Ort es mich verschlug.

Ein kleines bayrisches Dorf mit einer Abtei und einem Kloster. Politisch tiefschwarz orientiert, dass man meinen konnte, die Heilige Inquisition triebe noch ihr Unwesen. So konnte ich meiner Frau nur noch die Vorhaltung machen, dass ich als Schleswig-Holsteiner, sehr wahrscheinlich gedanklich ausgetrocknet, wieder nach Hause kommen würde. Maria ließ sich zu keinem Kommentar hinreißen und entließ mich mit einem gekonnten, tieftraurigen Blick. Aber ich glaubte ihr nicht mehr und verließ sie mit einem hochmütigen Blick, der von ihr mit Verwunderung angenommen wurde, und sie sich dann kopfschüttelnd abwandte.

Ich stieg in meinen Flitzer, legte die CD „Highway to Hell“ ein und rauschte ab. Hätte mir jemand gesagt, wie nahe ich der Hölle kommen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Am späten Nachmittag erreichte ich die Abtei, parkte meinen Wagen vor dem Eingang in einer kleinen Parkbucht, stieg gut gelaunt aus und machte mich auf den Weg des Herren.

Kaum hatte ich die riesige Holztür erreicht, öffnete sie sich wie von Geisterhand. Natürlich dachte ich sofort an das obligatorische Knarren, das auch einsetzte, als ich daran dachte.

Ein inneres Lachen auf den Lippen betrat ich den gepflegten Garten, in dem einige Mönche lustwandelnd, um die steinigen Wege mit ihren schmutzigen Füßen zu quälten, um auf den Knieen liegend Unkraut zu zupften. Der leichte Duft von Weihrauch umspielte meine Nase, und ich spürte fast körperlich die schattige Kälte des Kreuzganges.

Von der tiefgreifenden Stille überrascht und auch angenehm berührt, schaute ich mich um und sah ein Stillleben vor mir, das mir das Gefühl gab, dass die Zeit stehengeblieben war. Nicht die Zeit in der Geschichte, sondern der momentane Moment, der mich wie ein Windhauch erreichte.

Keiner schien mich zu beachten, aber ich nahm jede einzelne Nuance dieses sich mir bietenden Bildes auf. Die lustwandelnden Mönche, ihre arbeitenden Kollegen, dazwischen zwei ältere Gärtner, die wohl zum Personal gehörten, und zuletzt ein großer, leicht gebeugter weißhaariger Mann, der entspannt auf einer Bank saß und die späte Abendsonne nutzte, um noch etwas Wärme in seinen schlanken Körper aufzunehmen.

Sofort spielte sich in meinem Gehirn ein kleiner Film ab, der wiederum von irgendwoher, mit einem leisen Lachen, kommentiert wurde.

Wieder einmal drehte ich mich um, um den Lacher auszumachen. Aber auch diesmal, wie ich es in den letzten 24 Stunden schon so oft erlebt hatte, schüttelte ich in Unverständnis, suchend den Kopf, und nahm mir vor, nach meinem Urlaub zum Arzt zu gehen.

Trotzdem blieb die Stimme in meinem Kopf, die dann in einem etwas süffisanten Ton bemerkte: „Im Mittelalter wärst du alleine für deine Gedanken verbrannt worden.“

Langsam wurde ich unsicher, als einer der Gärtner auf mich zukam und mich freundlich fragte: „Wer hat Ihnen denn das Tor geöffnet? Kann ich Ihnen helfen?“

Ich gab ihm die Hand und antwortete freundlich: „Das Tor öffnete sich von allein.“

Mit dem Schalk in den Augen, der vielen Gärtnern zu eigen war, antwortete er mir: „Sie haben nicht zufällig Sesam öffne dich gesagt?“

Wieder kam die Stimme in meinem Kopf, die bemerkte: „Ich habe ihn mit einem trockenen Humor gesegnet.“

Die Frage des Gärtners übergehend, dem Geflüster und leisem Lachen in meinem Gehirn nachgehend, war es mir klar, ich hatte einen an der Waffel.

Dann stellte ich mich vor und teilte ihm mit, dass meine Frau hier gebucht hatte.

„Maria?“

„Ja.“

Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu, den ich durchaus bemerkte. So meldete sich die Stimme in meinem Gehirn wieder und sagte: „Weißt du, was er gedacht hat, Johannes?“

„Nein“, sagte ich laut.

„Ist was?“ fragte mich der Gärtner.

Irritiert antwortete ich: „Nein, natürlich nicht.“

Dann kam wieder die Stimme: „Er dachte, armer Kerl.“

„Haben Sie das auch gehört?“, fragte ich den Gärtner.

Er lachte und meinte leichthin: „Sie meinen die Stimmen?“

„Ja, genau, die Stimmen.“

Er beugte sich geheimnisvoll zu mir und flüsterte: „Diese Abtei wird auch die Abtei mit der Stimme Gottes genannt.“

„Ich dachte, es wäre ein Kloster?“

„Ein Vertreter des Heiligen Stuhls war hier zu Besuch, und kurz nachdem er ging, wurden die beiden Klöster zu zwei Abteien erhoben. Der Abt und die Äbtissin waren sehr erstaunt über die Beförderung.“

Wichtig schüttelte er den Kopf, während ich fragte: „Und was hat das mit den Stimmen auf sich?“

„Man munkelt, dass der Vertreter des Heiligen Stuhls ein Verhältnis mit der Äbtissin hatte.“

„Siehst du, Johannes“, dröhnte die Stimme in meinem Kopf: „Jetzt fängt die Wahrheit an, ein Märchen zu werden. Ich hatte ein Verhältnis mit der Dame. Sie heißt übrigens Maria und ist so hübsch wie Gott sie schuf.“

„Wer bist du, verdammt noch mal?“, entfuhr es mir.

„Wer kann ich denn schon sein? Ich bin es, dein Gott.“

„Spricht er zu dir?“, fragte der Gärtner.

„Wann spricht er nicht zu mir? Er mischt sich dauernd in mein Leben ein.“

„Na, na, na, Johannes, als du den gewaltigen Ritt mit deiner Frau hattest, da habe ich mich natürlich nicht eingemischt.“