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Dieses Buch ist eine Sonderausgabe der beiden Bücher 'Das Leben am Vogelfutterhaus' und ist gedacht für Menschen, die Vogel- und Naturbeobachtungen lieben und ebenso kurze Geschichten schätzen. Genau deshalb ist es einzigartig. Nehmen Sie Platz an meinem Fenster und schauen sich die aufregende Welt der Tiere an meinem Vogelfutterhäuschen in Ostwestfalen an. Ich lade Sie ein, durch die etwa 175 Fotos, das Tagebuch und die Geschichten über die Abenteuer 'meiner' Vögel aus nächster Nähe mitzuerleben. Auch sie streiten und necken sich. Aber sie kämpfen auch für die schönste Partnerin, den besten Nistplatz, um das Futter für die Jungen und für sich selbst. Vielleicht regt Sie das Buch sogar an, auch regelmäßig Futter an einen Platz zu legen, sodass Sie schon bald Ihre eigenen Vögel in freier Wildbahn beobachten können.
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Seitenzahl: 236
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Ich möchte singen wie ein Vogel und mich nicht darum kümmern, wer mich hört und was sie denken.
Rumi 1207 – 1273 n.Chr.
Vorwort
Das Tagebuch der Vögel am Futterhaus
Dezember 2019
Januar 2020
Februar 2020
März 2020
April 2020
Mai 2020
Juni 2020
Juli 2020
August 2020
September 2020
Oktober 2020
November 2020
Dezember 2020
Januar 2021
Februar 2021
März 2021
Futterpflanzen für Vögel
Über die Autorin:
Viele Vogel Fotos
Von mir gesammelte Informationen und Tipps zu Themen rund um Gartenvögel:
Meisenknödel bitte, bitte ohne Netz kaufen
Der Gesang der Vögel
Das Spiegelfechten an Fenstern
Anflugtrauma
Die Ehe bei den Vögeln
Ganzjahresfütterung
Insektenfresser
Artenwanderung
Zugvögel
Nistkästen im Winter
Vögel imitieren Geräusche
Vögel und Katzen
Wasserstellen im Garten sind wichtig!
Inhaltsverzeichnis der Info-Texte
Wie alles begann
Geschichten im Januar
Frau Amsel und der kleine Balkon am Vogelfutterhäuschen
Spatzengezeter
Geschichten im Februar
Fasan Karl-Fridolin
Der Meisenknödel in der Futterspirale
Geschichten im März
Die Blaumeise und das Fenster
Geschichten im April
Das Rotkehlchen, das einst von der Innenstadt in den Vorort gekommen war
Ehestreit bei den Blaumeisen
Rurala, die Ringeltaube
Geschichten im Mai
Warten auf das Futter
Waldvögel
Das Rotkehlchen und das Geschenk seiner Frau
Geschichten im Juni
Frau Blaumeise und das Futterhäuschen
Geschichten im Juli
Der Specht und die Himbeere
Eine Blaumeise erobert die Welt
Frau Spatz und der Nestbau
Frau Dompfaff und ihre Tochter
Apfelzeit
Geschichten im August
Frau Rotkehlchen und die dritte Brut
Frau Kohlmeise und der trockene Sommer
Zug der Gänse
Geschichten im September
Herr Rotkehlchen beginnt seine Reise in den Süden
Geschichten im Oktober
Der alte Stieglitz und die jungen Wilden
Meeting der Vögel
Die Eule und die Antilope
Geschichten im November
Der Eichelhäher
Frau Schubski
Geschichten im Dezember
Zaunkönige im Schlafnest
Die Kohlmeise und die große Nuss
Märchen und andere Geschichten
Zeit der Reise
Der Falke oder: Mal eben einen Vogel im Flug fotografieren
Der Müller und der Spatz
Geheimnisse
Unerwartete Begegnung
Nina und die Krähen
Kater Kringel und der Vogelschiss
Anpassung von Genen
Gedichte
Der kleine, graue Spatz
Der Spatz im Bade
Über die Autorin:
Inhaltsverzeichnis der Info-Texte
Wie alles begann
Geschichten im Januar
Frau Amsel und der kleine Balkon am Vogelfutterhäuschen
Spatzengezeter
Geschichten im Februar
Fasan Karl-Fridolin
Der Meisenknödel in der Futterspirale
Geschichten im März
Die Blaumeise und das Fenster
Geschichten im April
Das Rotkehlchen, das einst von der Innenstadt in den Vorort gekommen war
Ehestreit bei den Blaumeisen
Rurala, die Ringeltaube
Geschichten im Mai
Warten auf das Futter
Waldvögel
Das Rotkehlchen und das Geschenk seiner Frau
Geschichten im Juni
Frau Blaumeise und das Futterhäuschen
Geschichten im Juli
Der Specht und die Himbeere
Eine Blaumeise erobert die Welt
Frau Spatz und der Nestbau
Frau Dompfaff und ihre Tochter
Apfelzeit
Geschichten im August
Frau Rotkehlchen und die dritte Brut
Frau Kohlmeise und der trockene Sommer
Zug der Gänse
Geschichten im September
Herr Rotkehlchen beginnt seine Reise in den Süden
Geschichten im Oktober
Der alte Stieglitz und die jungen Wilden
Meeting der Vögel
Die Eule und die Antilope
Geschichten im November
Der Eichelhäher
Frau Schubski
Geschichten im Dezember
Zaunkönige im Schlafnest
Die Kohlmeise und die große Nuss
Märchen und andere Geschichten
Zeit der Reise
Der Falke oder: Mal eben einen Vogel im Flug fotografieren
Der Müller und der Spatz
Geheimnisse
Unerwartete Begegnung
Nina und die Krähen
Kater Kringel und der Vogelschiss
Anpassung von Genen
Gedichte
Der kleine, graue Spatz
Der Spatz im Bade
Über die Autorin:
Von mir gesammelte Informationen und Tipps zu Themen rund um Gartenvögel:
Meisenknödel bitte, bitte ohne Netz kaufen
Der Gesang der Vögel
Das Spiegelfechten an Fenstern
Anflugtrauma
Die Ehe bei den Vögeln
Ganzjahresfütterung
Insektenfresser
Artenwanderung
Zugvögel
Nistkästen im Winter
Vögel imitieren Geräusche
Vögel und Katzen
Wasserstellen im Garten sind wichtig!
Der Apfelbaum steht seit vielen, vielen Jahren am Rand der Terrasse. Er ist ordentlich verknorpelt und inzwischen ziemlich ausladend, sodass er ein großes Stück der Wiese und Terrasse beschattet. Im Laufe der Generationen unserer Familie hat es sich dadurch herauskristallisiert, wo die Tische und Stühle stehen: Es gibt einen Platz, der während des Frühstücks im Sommer Schatten hat, während der große, braune Tisch, der direkt an der Hauswand steht, für ein sommerliches Mittagessen auf der Terrasse schon genügend Schatten abbekommt. Zum Abend hin, wenn die Sonne von der anderen Seite des Hauses herabschaut und sie nicht mehr so viel Kraft hat, dann gibt es am Ende des Gartens einen Platz für das Abendbrot. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf den wunderschönen Apfelbaum im Ganzen und kann die vielen Vögel beobachten, die nach der brutalen Tageshitze endlich im kühlen Schatten ihre Mägen am Vogelfutterhaus füllen wollen. Während der Brutsaison gibt es jeden Tag eine zweite Fütterung.
Meine drei Pfiffe, die das Befüllen des Häuschens anzeigen, ertönen auch jeden Morgen, wenn das Gras noch nass vom Tau ist. Das Frühstück für die Vögel ist das erste, was meinerseits im Garten passiert, oft begleitet von dem gähnenden Krächzen der Krähen, die sich seit Sonnenaufgang auf der großen Linde am Bahndamm sammeln, um gemeinsam mit Hunderten ihrer Artgenossen zum nahe gelegenen Feld zu fliegen und dort nach Futter buddeln.
Morgens und abends zwitschern die Singvögel fröhlich ihre wunderbaren Melodien, die jedoch eigentlich nur besagen: „Ich bin hier. Das ist mein Revier! Bleib bloß weg.“
Genau im Zentrum dieser Plätze steht das Vogelfutterhäuschen, das schon so viele Generationen von Vögeln aufgesucht haben. Diesen Platz und die Information über den gedeckten Tisch haben sie an ihre Nachkommen weitergegeben, die sich unerschütterlich darauf verlassen, dass es dort immer Futter und Wasser gibt. Sie alle stürmen das Häuschen und holen sich, was in die Mägen hinein geht.
Irgendwann fing ich an, sie genauer zu beobachten und mir ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Und so sind zwei Bücher entstanden: Dieses Tagebuch und das Buch mit den Geschichten, in denen die Vögel auch selber zu Wort kommen.
Meine Beobachtungen von
Dezember 2019 bis März 2021
Der Standort ist mein Garten in Minden in Ostwestfalen
Das Vogelfutterhaus mit Efeu“baum“ und Apfelbaum steht direkt vor meinem Wohnzimmerfenster und ist der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens.
Es gibt Dinge, die weiß man zwar, nimmt sie aber erst wahr, wenn man sich näher mit einer Sache beschäftigt. So erging es mir, als ich beschlossen hatte, ein Jahr lang „meine“ Vögel am Vogelfutterhaus zu beobachten.
Zu Weihnachten hatte ich einen Kalender mit wunderschönen Naturzeichnungen geschenkt bekommen. Dorthinein wollte ich meine täglichen Notizen schreiben. Bereits am 29.12.2019 fing ich an. Dass nun ausgerechnet das Jahr 2020 ein besonderes für die gesamte Welt werden würde, ahnte damals noch niemand, obwohl das Wort „Corona“ erstmals in den Abendnachrichten aufgetaucht war, in der Form, dass es in China einen Virus gab. Dass so etwas überhaupt erwähnt wurde, war schon seltsam, aber China war weit weg. Doch es kam schnell näher und legte alles lahm. Da ab März 2020 quasi die gesamte Menschheit durch Lockdowns eingeschlossen wurde und wir alle zu Homeofficern und Vereinsamten wurden, beobachteten ziemlich viele Menschen Vögel. Das geht gut zu Hause: Fenster auf und schon kann man sie sehen und hören.
Im Dezember hörte ich jedoch keinen Vogelgesang. Diese herrlichen Melodien, die uns so berühren, gibt es eben außerhalb der Brutsaison nicht. Die ist in der Regel zwischen Ende Februar und Ende Juli. Und da wir Menschen vieles in der Natur falsch verstehen, sei erwähnt, dass die Vögel nicht singen, um uns zu erfreuen. Es ist ein Revierverhalten. Hauptsächlich der männliche Vogel will damit sagen: „Das ist mein Revier! Bleib bloß weg!“ Damit imponiert er den Weibchen, indem er beweist, dass er sein Nest beschützen kann.
Um Weihnachten und Silvester herum waren naturgemäß die kürzesten Tage des Jahres. Somit war es lange dunkel und welcher Vogel will dann schon singen? Erst wenn die Tage spürbar länger werden, beginnen die Vögel, die den Winter hier bei uns verbracht haben, mit den ersten Vorbereitungen für die Brutsaison. Sie suchen sich Nistplätze aus, halten Ausschau nach Weibchen, putzen sich heraus, ölen ihre Stimme und trainieren tanzend ihre Kampfkünste. Wer als Vogel etwas auf sich hält, möchte selbstverständlich die hübscheste, agilste, mütterlichste und tollste Frau der Welt für sich gewinnen – und der muss man schon etwas ganz Besonderes bieten!
Mein neuer Platz ist am Fenster zum Garten hin. So kann ich die Vögel besser (oder überhaupt) beobachten. Vormittags habe ich gutes Licht, um Fotos zu machen, während ich nachmittags einfach nur beobachte.
Das Rotkehlchen sitzt auf dem Rasen unter dem Vogelhaus. Es ist schon nicht mehr ganz hell, darum erkennt man es kaum. Nur wenn es seine rote Brust in meine Richtung streckt, blitzt das Rot kurz auf. Ansonsten verschmilzt es mit dem Untergrund derart, dass es auch vertrocknetes Blatt sein könnte, würde es nicht beim Picken nach Körnern den Kopf hoch und runter heben. Währenddessen fliegt die Kohlmeise im Sekundentakt vom Häuschen zum Rosenbogen, hämmert dort die Körner auf und schluckt das weiche Innere beim losfliegen herunter.
Schon einige Minuten später sind beide wieder verschwunden. Sie suchen schon frühzeitig einen geschützten Schlafplatz für eine weitere kalte Nacht.
Die Wolken sind heute früh eigenartig weiß-grau gestreift. Die Sonne guckt hin und wieder hindurch und zeigt ein Stück des blitzblauen Himmels hinter der Wolkenwand.
Heute habe ich das zweite Vogelhäuschen aufgestellt. Direkt vor dem Schuppen und rechts vom Wohnzimmerfenster. Eine Wildtierkamera ist ebenfalls aufgestellt. Ich möchte doch gerne wissen, wann jemand und wer an die neue Futterstelle kommt.
Die Silvesternacht mit ihrer Knallerei ist für alle Tiere furchtbar. Sie schrecken auf und wissen gar nicht, was los ist. Sie tun mir immer unendlich leid, denn in der Kälte verlieren sie durch das plötzliche Aufschrecken und der folgenden Flucht viel Energie. Für so kleine Wesen wie unsere Gartenvögel kann das sehr gefährlich sein. Darum hatte ich mich entschieden, vor Silvester noch eine weitere Futterstelle einzurichten, an der sie sich den nächsten Morgen sattfressen konnten, ohne lange suchen zu müssen.
Das neue Vogelhaus auf der kleinen Wiese vor dem Schuppen wird schon von den Kohlmeisen angeflogen. Ob die Spatzen auch dran gehen werden, weiß ich nicht. Heute Vormittag saßen sie alle in der Sonne im Efeubaum und auf den Ästen des alten Apfelbaums, der direkt danebensteht. Trotz Sonne war es recht kalt. Das Wasser im Napf und in der Seerosenwanne ist den ganzen Tag über gefroren gewesen. Vielleicht waren deshalb so wenige Vögel da. Es war aber auch so nasskalt und feucht, wer will da schon unnötig raus? Da Vögel keinen Vorratsschrank haben, müssen sie raus. Deshalb bekommen sie von mir eine extra Portion Futter, damit sie nicht so lange nach Nahrung suchen müssen und sich ein Fettpolster für die lange, kalte Nacht anfressen können.
Mit meinem „Fenstergucken“ war ich heute Nachmittag etwas spät dran. Und jetzt um kurz nach 16 Uhr ist es schon dunkel. Mit der Taschenlampe leuchte ich zum Häuschen, ob sich da etwas tut. Das Gras ist wieder weiß gefroren, sodass es knistert, wenn man darauf tritt. Und genau das tat es in diesem Moment. Ich konnte allerdings nicht sehen, wer oder was da im Gras herumlief. Es musste etwas Größeres sein, was da nachts im Garten nach Futter suchte. Ein Fuchs? Oder gar ein Wildschwein? Nein, dafür war das Geräusch nicht laut genug. Hoffentlich. Ich schloss ganz schnell das Fenster und schüttelte mein Unbehagen ab …
Es ist eiskalt. Minus drei oder vier Grad. Seit einigen Jahren ist das ein kalter Winter. Früher hatten wir länger und öfter minus 10 und auch mal minus 20 Grad, aber das ist lange her. Dennoch kommen einem die wenigen Minusgrade sehr kalt vor. Die Wiese ist weiß gefrostet.
Der Sonnenaufgang heute Morgen zeigt einen dunkelorangenen Streifen rechts vom Fenster. Man merkt, dass die Tage schon wieder etwas länger werden. Allerdings bin ich heute auch später aufgestanden. Hahahaaa – so kann man sich selbst was vormachen!
Die Spatzenschar war bereits im Dunkeln da und hat sich die ersten Körner geholt. Meine drei Pfiffe haben sie vielleicht wach gemacht.
Eine Stunde später war es schon ganz hell und eine Elster flog ein. Sie guckte ganz vorsichtig von der Spitze des Apfelbaums herunter. Etwas irritiert war sie, weil es jetzt zwei Futterstellen gab. Sie checkte ab, ob sie möglicherweise auch an die kleine silberne passen würde. Die Kohlmeisen stibitzen sich schon hin und wieder mal ein Korn aus der neuen Stelle, die auf einem langen Stab thronte. Es ist eine Art Teller mit einer Röhre darüber und einem kleinen Dach darüber. Alles rund. Für etwas größere Vögel außer Meisen, Spatzen, Finken oder Dompfaffen ist es fast unmöglich, sich daran festzukrallen und Körner zu ergattern.
Hauptsächlich wird jedoch noch das Holzhäuschen angeflogen, dass sie alle seit Jahren kennen. Ihre Beute, das Korn, nehmen sie mit auf den nahe gelegenen Johannisbeerbusch, auf den Rosenbogen oder noch weiter weg. Vögel sind eben auch gute Samenverteiler. Manchmal sehr zum Ärger von Nachbarn. Meine füttern Gottseidank selber. Deshalb akzeptieren wir die „Mitbringsel“ unserer kleinen Freunde kommentarlos.
Eine Amselfrau war da, um sich unter dem Häuschen ihre Ration Futter abzuholen. Es ist schön, wieder Amseln hier zu haben. In den letzten Jahren gab es kaum welche. Ein Virus hat viele von ihnen dahingerafft. Man konnte nichts dagegen tun.
Die flinken Blaumeisen leerten als Erstes den Balkon. Dort werden sie von den anderen Vögeln kaum gestört. Im Innern des Hauses sind sie als die kleinsten auch die, die am meisten bedrängt und öfter als die anderen herausgeschubst werden.
Die Tauben waren aufgewacht und weil oben im Haus zu viel los war, tummelten sich auch die kleinen Vögel mit ihnen gemeinsam unten auf der Erde. Deshalb bemühte ich mich, das Futter weiträumig unter dem Häuschen zu verstreuen, damit wirklich jeder etwas abbekam.
Ein Eichelhäher kam und versuchte in das Häuschen hineinzukommen. Er nahm jedoch immer das Fenster, dessen Öffnung viel zu klein war, als das er hindurchpassen könnte. Er hatte keine Chance, durch die Türöffnungen an der Seite hinein zu kommen, weil dort die kleineren Vögel im Sekundentakt hinein-und hinausflogen. Also versuchte er, von oben über das Dach an den Balkon zu kommen. Aber er rutschte immer und immer wieder ab. Verrückt war das, weil doch unten genug Futter war, das er sich problemlos hätte holen können. Er wollte es wohl unbedingt wissen und versuchte es immer und immer wieder. Wie war das noch mit den Kirschen aus Nachbars Garten? Sie schmecken doch immer besser als die Eigenen …
Ein Eichelhäher rutscht vom Dach des Futterhauses auf den Balkon, um an Körner zu kommen
Ein Rotkehlchen hatte sich am späten Vormittag zum Fressen eingefunden. Es ar allein und hatte somit den ganzen Innenraum des Häuschens für sich allein. Es schnabulierte genüsslich ein Körnchen nach dem anderen. Manchmal schaute es mit vollem Schnabel aus der Tür heraus und betrachtete die Amseln, die unten ebenfalls gemütlich fraßen.
Es flattert und knirscht im Efeubaum. Ja, er sieht aus wie ein Baum. Allerdings ist der Efeu an einem alten Wäschepfahl hochgewachsen und die langen Zweige biegen sich oben in Ermangelung von Halt wieder herunter. Dadurch kann ich sie in Augenhöhe abschneiden und er hat sozusagen eine dicke Krone und einen dünnen „Stamm“. Die Vögel lieben ihn. Er ist perfekt, um sich zu verstecken und darin zu toben. Besonders die gesamte Spatzenschar schlägt Kapriolen darin. Sie können zusätzlich beim „Fangen spielen“ auf den Apfelbaum daneben ausweichen. So herrliche Schauspiele sind dann zu sehen.
Aber Efeu ist auch zum Brüten gut geeignet. Ein Zaunkönig hatte einige Male darin sein Nest gebaut. Erst seitdem die Spatzen zurückgekommen sind, war es ihm wohl zu laut und zu unruhig und er bzw. seine Frau hat sich einen anderen Platz ausgesucht.
Habe draußen gefrühstückt. Herr und Frau Amsel waren mutig genug, gleichzeitig mit mir zu frühstücken. Es war recht kühl draußen. Meine Hände wurden steif vor Kälte. Aber es ist so herrlich, den Tag so anzufangen.
Heute früh kam das Rotkehlchen. Ich habe es im Halbdunkel kaum erkannt. Aber ich hatte noch keine Brille auf. Gerade dachte ich, Fasan Karl-Fridolin sei im Ringelblumenfeld und er würde mit dem Hals hin und her wackeln. Es sah fast so aus, als überlege er, ob er es trotz meiner Anwesenheit am Terrassentisch, der etwa drei Meter vom Vogelhäuschen entfernt steht, wagen kann, zum Futter zu kommen. Als sich jedoch der Kopf des vermeintlichen Fasans ganz alleine in der Luft bewegte, während der Körper fest sitzen blieb, da sah ich, dass sich lediglich ein trockener Ast mit Blättern daran im Wind hin und her bewegte. Rundherum war alles voll mit dürren, trockenen Stielen, sodass man die Konturen nicht so genau erkennen konnte. Perfekte Tarnung eben.
Die Spatzen trauten sich definitiv nicht ans Häuschen, während ich draußen frühstückte, also ging ich hinein und beobachtete sie vom Fenster aus. Sie saßen wie Trauben an dem herunterhängenden Ast des Apfelbaums. Die „Trauben“ saßen so, dass alle mit ihren Schnäbeln zum Futterhaus ausgerichtet waren. Hin und wieder drehte sich mal einer zu einer anderen Seite um. Sie tarnten sich perfekt. Ihr graubraunes Gefieder verschmolz mit den ebenfalls graubraunen, krummen Ästen und Zweigen. Wenn sie nicht so viel gequatscht hätten, wären sie kaum aufgefallen. Plötzlich erschreckten sie sich wegen irgendetwas und sausten alle gleichzeitig in den Efeu. Dort mussten sie sich erst sortieren, weshalb der Efeu mächtig wackelte und ruckelte. Es fielen einige vertrocknete Blätter heraus. Dann war es schlagartig Mucksmäuschen still.
Natürlich nicht lange, denn das halten Spatzen nicht aus.
Heute waren Herr und Frau Eichelhäher am Futterhaus. Es ist schon erstaunlich zu sehen, wie sich diese großen Vögel in das Häuschen hineinquetschen. Einer schafft es sogar, sich an den kleinen Balkon oder an die Türöffnung zu hängen.
Etwas später habe ich versehentlich Fasan Karl-Fridolin aufgeschreckt, als er am Futterhaus war. Ich ging zum Beobachten ans Wohnzimmerfenster. Er sah das und flüchtete panisch und flügelschlagend in die Luft, schaffte es wieder einmal nur bis zur Hälfte des Gartens und tippelte dann kopfnickend zum Zaun, auf den er hinauf hüpfte. Vor dort aus hatte er dann genügend Höhe, um sich endgültig in die Lüfte zu schwingen und sich auf der hohen Eiche am Bahndamm in Sicherheit zu bringen.
Der Spatzentrupp hat sich auf der Seerosenwanne ausgebreitet. Alle haben ausgiebig getrunken und ein wenig geplanscht, obwohl das sicher schwierig ist. Die alte Zinkwanne hat einen schmalen Rand und das Wasser ist für Vögel zu tief, um darin stehen zu können. Sie sitzen aufgereiht nebeneinander und quatschen miteinander, während sie in der kleinen Vogeltränke am Boden maximal zu zweit baden können. Das scheint nicht so interessant zu sein.
Es ist lustig anzusehen, wie sie miteinander rangeln, sich bespritzen, beschimpfen, um dann die Federn zu säubern und sich dabei gegenseitig immer wieder Neues erzählen. Dass hin und wieder einer im Eifer des Gefechts abrutscht und ins Wasser fällt, finden alle außer demjenigen ziemlich witzig. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass sie laut lachen.
Ich habe einige Zweige kreuz und quer über die Zinkwanne gelegt, sodass die Vögel wieder herausklettern können bzw. auch von dort trinken können. Besonders die Dompfaffen nehmen das gerne und ausgiebig an.
Die Kohlmeisen, aber auch die winzigen Blaumeisen, sitzen meistens auf dem Rosenbogen in Lauerstellung. Noch sind die Zweige der Kletterrose ohne Blätter, weshalb die Vögel alles gut sehen können. Allerdings werden sie in der blattlosen Zeit auch von anderen gut gesehen. Das Weiß der Köpfe blitzt aus dem Dunkel heraus. Erste Balzkämpfe habe ich schon beobachten können und damit verbunden die teilweise richtig bösen Revierkämpfe.
Plötzlich sind alle aufgescheucht worden und davongestoben. Zahlreiche große, schlanke Vögel mit weit ausgestreckten Flügeln ziehen in großer Höhe in Richtung Westen. Sind es Möwen, Krähen oder Tauben oder noch größere? Ich höre kein Geschnatter oder Gekrächze.
Die kleinen Vögel bei mir im Garten hat es aufgeschreckt. Oder waren sie einfach satt und trollten sich in einen anderen Garten? Ich weiß es nicht.
„Meine“ dicken Tauben sitzen jedenfalls immer noch auf ihren Schlafplätzen ganz oben auf den riesigen, ebenfalls noch blattlosen Linden rechts vom Garten.
Am Häuschen ist heute nicht viel los. Kein Wunder, es regnet so vor sich hin und es ist nasskalt. Diese Kälte, die, wie man so sagt, in die Knochen zieht. Und wer bleibt da nicht gern im Bett. Auch die Vögel suchen sich einen geschützten Platz und dösen noch ein wenig. Hunger scheinen sie nicht zu haben, denn im Häuschen war noch Futter von gestern.
Etwas später höre ich links im Garten großes Vogelgeschrei. Vermutlich ist es wegen Kater Kringel, der gemächlich den Weg zum Haus entlang geht. Seinem dicken Fell machen die paar Regentropfen nicht viel aus. Sobald er im Haus war, kamen viele Vögel gleichzeitig. Die Spatzenschar, die drei Kohlmeisen, die den Winter über immer gemeinsam unterwegs waren, und die Blaumeise.
Die Spatzen sammelten sich erst wieder an dem Zweig des Apfelbaums, der senkrecht herunterhing. Ich nenne diese Aufstellung „Weintraube“. Und von hier aus bequatschen sie immer erst die weitere Vorgehensweise ihrer Nahrungsaufnahme am Futterhäuschen. Was auch immer sie beschlossen haben, es wird nicht eingehalten. Zumindest sieht es für mich so aus, denn sie fliegen plötzlich alle auf einmal los und haben natürlich nicht alle an derselben Stelle Platz, weshalb ein Riesengezeter entsteht.
Die Meisen peilen die Lage wie immer vom Rosenbogen aus. Sie scheinen sich abzusprechen, wer wann an welche Stelle des Häuschens fliegt. Mit dem Korn im Schnabel gehts dann zum Fressen auf den Johannisbeerbusch, immer einer oben und einer weiter unten auf der anderen Seite. Die anderen teilen sich sozusagen den Rosenbogen auf. Ob es wirklich immer dieselben sind, weiß ich nicht. Die englische Ornithologin Len Howard hätte sie sicherlich auseinanderhalten können. Ihr Leben mit speziell den Kohlmeisen wird in dem Buch von Eva Meijer „Das Vogelhaus“ wunderbar beschrieben. Es hat mich dazu inspiriert, auch mal ein ganzes Jahr lang die Beobachtungen am Vogelhäuschen aufzuschreiben.
Heute ist „Stunde der Wintervögel“. Alle Vögel, die man innerhalb einer Stunde sieht, zählt man und meldet sie beim NaBu (Naturschutzbund). Obwohl ich extra Futter ausgestreut habe, war ausgerechnet heute nicht viel los. Herr Amsel konnte deshalb in Ruhe seine Lieblingskörner heraussuchen und sie genüsslich seiner Angebeteten kredenzen.
Heute habe ich einen Ausflug nach Höven gemacht. Das ist einige Kilometer Richtung Norden. Die Straße führt durch viele Wälder und Felder und kleinen dörflichen Ortschaften. Das Wetter war kalt und es lag hier und dort sogar etwas Schnee. Aber die Sonne schien hell. An einem Feld hielt ich an, um einen Bussard im Anflug auf seine Beute zu beobachten. Sehr majestätische und wunderschöne Tiere, diese Greifvögel.
Etwas später kam sogar ein Storch angeflogen. Viele von ihnen überwintern inzwischen in unseren Gefilden.
Heute Morgen hörte ich schon oben im Haus das blecherne Gekeckere von Fasan Karl-Fridolin. Ich weiß nicht, vor wem er warnte. Vielleicht vor Kater Kringel, der bestimmt schon vor dem Wohnzimmerfenster saß und darauf wartete, dass ich ihn hineinließ. Kringel versuchte immer wieder, den Fasan zu fangen, aber mit seinem gut sechs Kilogramm Winterkampfgewicht war er nicht sehr beweglich. Und manchmal glaubte ich, dass die beiden einfach miteinander spielen. Ist aber bestimmt zu menschlich gedacht. Gefahr war immer mit im Spiel. Der Fasan würde auch nicht davor zurückschrecken, dem Kater in die Augen zu hacken.
Karl-Fridolin hatte sich wegen des Regens unter dem Johannisbeerbusch versteckt und wartete darauf, dass ich ihm das Futter hinwarf.
„Sozialstaat Vogelhaus“ hieß es heute in einem Artikel der Zeitung „Welt“, in dem es eigentlich um die „Stunde der Wintervögel“ ging. Die Autorin schrieb darin, wie sich die Vögel in ihrem Garten verhalten. Bei ihr klauen die Eichelhäher auch die Körner weg, so wie es hier auch ist. Sie hat beschlossen, Intervallfasten zu machen. Außerdem hörte ich, dass die Vögel faul werden und es verlernen, sich selber Futter zu suchen. Da ist was dran, darum füttere ich nur noch einmal am Tag. Bei zwei Futterstellen ist das auch schon ganz schön viel Futter pro Tag. Und es kostet auch eine ganze Menge. Je mehr man füttert, desto mehr Futter wird benötigt. Allerdings ist es auch so, dass die Vögel nicht mehr so viel Futter finden, wie es früher einmal war. Immerhin gibt es 70 % weniger Insekten wie noch vor einigen Jahren und dadurch werden auch die Vögel weniger. Die meisten Vögel füttern ihre Jungen mit Insekten. Sich selbst ernähren einige inzwischen fast vegetarisch – so ist zumindest meine Meinung, denn die Meisen sind ja eigentlich fast reine Insektenfresser, lediglich im Winter stellen sie sich um. Aber man sieht sie das ganze Jahr über am Futterhäuschen. Nun ja, es ist eine rein persönliche These. Aber die hatte ich auch, als ich der Meinung war, dass einige Vögel so früh im Jahr anfangen, zu brüten, was von den meisten Ornithologen verneint wird. Kürzlich habe ich jedoch einen Ausschnitt eines Artikels gelesen, in dem gesagt wurde, dass die Vögel bei Ganzjahresfütterung bis zu vier Wochen früher als sonst anfangen, ihre Eier zu legen. Es war wohl ein Artikel aus einem Buch von dem Ornithologen Prof. Dr. Berthold, aus dem Dani Canary, eine der Administratorinnen der Facebook-Gruppe „Wildvögel im Garten“, eine kurze Zusammenfassung erstellt hat. Da fühlte ich mich bestätigt und beobachtete stolz weiter…
Der Eichelhäher sitzt unter dem Rosenbogen. Er pickt die heruntergefallenen Sonnenblumenkörner auf, die die Meisen dort hingeschleppt haben. Mit Schwung wirft er sie wütend wieder weg, weil sie leer waren. Aber er gibt nicht auf. Allerdings wird er immer wütender und schlägt seinen Schnabel in die weiche Erde. Er musste sich anstrengen, um ihn wieder herauszuziehen. Fast wäre er nach hinten umgefallen. Da hatte er die Nase voll und flog ärgerlich krächzend davon.
Der alte Apfelbaum und auch ein Teil vom Efeu wurden heute beschnitten. Der Efeu“baum“ drohte umzufallen, was ganz schrecklich gewesen wäre. Die Vögel sind ziemlich irritiert. Aber Efeu wächst schnell nach. Die Efeuranken konnte ich noch auf den Kompost bringen, dann fing es an zu regnen. Also bleiben die Apfelbaumäste noch liegen. Gleich nach dem Regen wurde der Haufen von den Spatzen eingenommen. Sie turnen daran herum und quietschen vor Vergnügen. Ob ich es übers Herz bringe, ihnen den Spielplatz wegzunehmen. Ich beschließe, da die Äste dort nicht stören, sie vorerst liegen zu lassen
Gegen Abend beobachtete ich eine Amseldame, die vermutlich einen Spatzen sehr wütend verjagt hat. Sie verfolgte ihn sogar bis unter den Johannisbeerbusch in den Efeu hinein. Was sie wohl so wütend gemacht hat? War es wirklich ein Spatz? So alleine? Es war schon zu dunkel, um es genauer sehen.
Heute am Sonntagmorgen ist es nicht mehr frostig, aber schrecklich nasskalt. Am Futterhaus ist nicht viel los. Zwei Meisen holen sich Futter. Die Spatzen gucken kurz in den Efeu, sind dann aber gleich wieder weg.
Etwas später kam ein Spatz gleichzeitig mit den Blau- und Kohlmeisen. Er setzte sich auf den Apfelbaum und schaute herum. Ist er der Wächter? Oder hat er die anderen verpasst? Plötzlich sind alle fast dreißig Spatzen wieder da und zanken sich um die besten Einflugplätze am Futterhaus.