Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die Erzählungen in diesem Roman lassen die Opfer dieses schändlichen Verhaltens des DDR-Regimes zu Worte kommen und wie sie ihren Weg, nach den schrecklichen Erlebnissen in den Zuchthäusern der DDR und nach der Übersiedlung in die BDR, in die eigenen Hände nahmen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 91
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Dieser Roman – „Das Leben in der freien Welt“, ist der 3. Teil zu den Romanen – 1. Teil „Ein riskanter Aufbruch“ und dem 2.Teil „Eine Sprengmine zwischen Aufbruch und Freiheit“.
Einiges von der unrühmlichen Atmosphäre aus dem politischen und gesellschaftlichen Alltagsleben in der DDR ging verloren, oder wurde verdrängt. Wo keine aussagekräftigen Aufzeichnungen und Berichte existierten, oder die Sachlage unklar war, habe ich meine Phantasie beflügelt.
Von J. Rousseau stammt der Satz - „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht muß, was er nicht will.“
Was bewegte die politische Führungsclique mit ihren uniformierten und nichtuniformierten Erfüllungsgehilfen sich derartig menschenverachtend gegenüber Bürgern ihres Landes zu verhalten, die sich nicht in den angeordneten, sozialistischen Alltagstrott einfügen wollten? Meinten sie zu glauben, sie seien die Enkelkinder der Machtbesessenen aus der Zeit der Inquisition? Jagden sie paranoide Geister, oder waren sie nur krankhaft gierig nach Macht und dem Geld?
Die Erzählungen in diesem Roman lassen die Opfer dieses schändlichen Verhaltens des DDR Regimes zu Worte kommen und wie sie ihren Weg, nach den schrecklichen Erlebnissen in den Zuchthäusern der DDR und nach der Übersiedlung in die BDR, in die eigenen Hände nahmen.
Ein anderes Leben
Die geheimnisvollen Wege eines Briefes
Ein heimlicher Besuch in Prag
Ein Wiedersehen mit Katrin
Mitten in dem furchtbaren Reich der Kräfte und mitten in dem heiligen Reich der Gesetze baut der ästhetische Bildungstrieb unvermerkt an einem dritten, fröhlichen Reich des Spiels und des Scheins, worin er dem Menschen die Fesseln aller Verhältnisse abnimmt und ihn von allem, was Zwang heißt, sowohl im Physischen als im Moralischen entbindet.
Wenn in dem dynamischen Staat der Rechte der Mensch dem Menschen als Kraft begegnet und sein Wirken beschränkt - wenn er sich ihm in dem ethischen Staat der Pflichten mit der Majestät des Gesetzes entgegenstellt und sein Wollen fesselt, so darf er ihm im Kreise des schönen Umgangs, in dem ästhetischen Staat nur als Gestalt erscheinen, nur als Objekt des freien Spiels gegenüberstehen. Freiheit zu geben durch Freiheit ist das Grundgesetz dieses Reichs.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Bei meinem früheren beruflichen Herumwerkeln ist mir das gar nicht so aufgefallen. Muß sich Andreas einräumen. Was nicht heißen soll, dass ich das alles mit stiller Freude genieße. Vermutlich gewöhnt man sich an die angenehmen Einflüsse für das tägliche Leben schneller und nimmt sie nach kurzer Zeit für selbstverständlich hin.
„Es stimmt schon was du sagst, Gundula, wir leben hier in einer völlig anderen Welt. Und zum krassen Unterschied dazu fallen mir zwei gewichtige Sprüche eines dieser DDR Schergen aus dem so genannten „Politbüro der DDR“ ein -
„Klar muß aber auch sein, allein immer nur behutsam, behutsam und noch mal behutsam, aus Angst und Furcht, die Betreffenden könnten sich etwas antun, dass nur nichts passiert – damit muß endgültig Schluss gemacht werden. Und wenn sich ein Verbrecher, ein verkommenes Subjekt, ein Staats- und Klassenfeind unserer Republik deshalb etwas antun sollte, weil er merkt, dass wir ihn erkannt haben und mit aller Konsequenz gegen ihn vorgehen, dann ist das noch tausendmal besser, als wenn es ihm gelingt, seine verbrecherischen Absichten zu verwirklichen oder uns weiter anderen Schaden zuzufügen.
Die sozialistische Gesetzlichkeit strikt durchzusetzen, alle Möglichkeiten voll auszuschöpfen, das gilt erst recht in Bezug auf Feinde, die auch weiterhin wie Feinde behandelt werden.“
Und noch so einen Spruch, passend für das, was wir bei unserer Flucht aus der DDR erleben mussten –
„Ich will euch überhaupt mal etwas sagen Genossen, wenn man schon schießt, dann muss man dat so machen, dass nicht der Betreffende noch bei wegkommt, sondern dann muss er eben „dableiben“ bei uns. Ja so ist die Sache, wat is denn das, siebzig Schuss loszuballern und der rennt nach drüben und die machen ne Riesenkampagne.“ (Erich Mielke, 1979)
Das ist eine Stimme, auch aus einer anderen Welt. Von einem der Männer, die sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, als so genannte Kommunisten, wie Phönix aus der Asche an die Macht des angeblichen Proletariats skrupellos und gemeinsam mit ihren Kumpanen an die Staatsmacht mobbten. Apropos Staatsmacht. Entschuldige bitte – zu dieser Staatsform muss ich noch ein paar passende Gedanken loswerden.“ „Ok, Andreas, wenn es sein muss. Aber verzettle dich nicht, mein „Ding“ ist das nämlich nicht so.“ „Ok, Gundula, ich werde mich damit kurz fassen!“ „Danke mein lieber Schatz!“
Was könnte man von dieser Behauptung – „unsere Republik“ - alles leicht ableiten? Diese Machtform „sozialistische Republik“ ist ohne seinen grausamen und brutalen Erfüllungsgehilfen, also die Stasi mit ihrer unmenschlichen Gewaltstruktur und Gewaltanwendung, ihrer blutbesudelten Zuchthausschergen und Grenzpolizisten - um nur wenige davon zu nennen - nicht existenzfähig. Würde man diese „Erfüllungsgehilfen“ entfernen, bräche das System zusammen wie ein Kartenhaus.
Um sich von solchen wahren und unangenehmen Tatsächlichkeiten dem äußerem Schein nach zu lösen, entwickelten die „Staatslenker“ teilweise recht skurrile Besonderheiten von gesellschaftlichen Organisationsstrukturen, die den Eindruck erwecken sollten, dass die Macht, in diesem Fall die Staatsmacht, auch ohne Gewalt auskäme, so sie vom gemeinen Volk der DDR ausgehen würde.
Solche, so genannte „kommunistische Staatsgebilde“, übertragen demnach die Staatsgewalt auf die angeblich zuständige Arbeiter- und Bauernklasse, und betten sie im gesellschaftlichen System der „Diktatur des Proletariats“ ein. Soweit so gut.
Beurteilt man diese Begründung allerdings vom Standpunkt ihres staatlichen Charakters, und letztlich natürlich auch vom Standpunkt ihrer eigentlichen Aufgaben, die in der zeitlichen Folge des Regierens zu erfüllen sind, verschieben sich in einem bemerkenswerten Tempo und in einer auffällig drastischen Veränderung die eigentlichen Machtstrukturen weg von der so genannten Arbeiter- und Bauernklasse, hin zu einer kleinen Personalunion von machtbesessenen, meist männlichen „Gesellen“. Bleibt die Frage – was sind das für lenkende Kräfte, die die „Hebel“ und den „Mechanismus“ für die rasante und gewollte Verschiebung der Macht des so genannten Proletariats, das ja angeblich diese Macht fest in den Händen hält, verändern, ohne dabei in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, dass das möglicherweise nicht so sei?! Also, was sind das für umwälzende Prozesse in der Diktatur des Proletariats in der DDR? Wer ist die initiierende Kraft, und für was und für wen sollte sie letztlich nützlich sein?
„Was schaust du mich so fragend an, Andreas, ich weiß es nicht“. „Entschuldige, Gundula, ich wollte nur sehen, ob du mir bei diesem „politisch“ geprägten Thema noch zuhörst.“ „Keine Sorge, ich melde mich schon, wenn es mir bezüglich dieser Thematik ungemütlich werden sollte.“ „Danke, liebe Gundula, dann mal weiter damit!“
Die im „Dunkeln“ agierenden Kräfte sind der eigentliche Motor, die eigentliche Macht im Staatsgefüge der DDR. Sie sind es, und dessen bin ich absolut sicher, die willigen und von der Gier getriebenen Erfüllungsgehilfen und ihre Sponsoren aus Wirtschaft, Staatssicherheit und Militär, die die grundlegende führende Kraft der so genannten Diktatur des Proletariats begründen und aufrechterhalten.
Die kleine Personalunion von wenigen „Köpfen“, teilweise auch nur von einem „Kopf“, vertreten in der Öffentlichkeit nur das, was sie vertreten sollen – nicht mehr und nicht weniger. Tun „Sie“ oder „Er“ es nicht, wird seine Lebensspanne kurzerhand verkürzt.
Diese Gewaltunion zwischen den Sponsoren und ihren Erfüllungsgehilfen einerseits und der Arbeiter- und Bauernklasse andererrerseits hat das Proletariat in der DDR bitter nötig, weil es ohne sie in seinem Kampf für die Festigung der Staatsmacht, in seinem Kampf für den Aufbau ihres kommunistischen Staatssystems, nicht zum Ziel kommen würden. Auch mit der in allen Farben blühenden Denunziation, gnadenlos ausgeübt in der breiten Masse der Bevölkerung bis hin zu den Familien, ist das letztlich nicht zu schaffen.
Die ausübende Macht dieser, ich nenne sie mal salopp „Dunkelmänner“, ist existenziell notwendig, um die Voraussetzungen für eine, möglicherweise dauerhafte Diktatur des Proletariats letzten Endes zu sichern. Im übrigen sorgt ja dieses große Heer willliger Proletarier für das wirtschaftliche angenehme „Wohlergehen“ eben dieser Dunkelmänner und ihrer skrupellosen Erfüllungsgehilfen. So schließt sich der Kreis, liebe Gundula.
Kann so ein Staatssystem, also so ein „Kommunismus in Regierungsform“, von einer dauerhaften Beständigkeit sein? - Nein!
Wer die gesamte Bevölkerung in so einem kommunistischen Gefüge ständig hinter sich haben möchte - wer sich nach allen Seiten hin absichert, um nicht aus der eigentlichen Staatsmacht entfernt zu werden dadurch, dass viele Bürger die auf Gewalt aufgebaute tatsächliche Machtherrschaft des angeblichen Proletariats erkannt haben und sich dagegen auflehnen, muss mit der „lauernden Gewalt“, ohne Rücksicht auf Menschenrechte und auf die Würde des Menschen, jegliche Art des „Auflehnens“ im Keime unterdrücken, und so notwendig, ersticken.
Besonders in herrschenden Staatsformen von Diktaturen, wird der untrennbare „Bindungszwang“ zwischen der Macht und der Gewalt, als verlässlicher Erfüllungsgehilfe der Macht, so schmerzhaft und lebensverachtend transparent.
Was mich an solchen krankhaften kommunistischen Herrschertypen so heftig nervt, ist ihre bodenlose Feigheit, die besonders dann sichtbar wird, wenn sie den Karren, den sie angeblich erfolgreich führen, im Sande des Ruins versinken sehen. Einige von solchen „Versagern“ greifen dann zu einer Pistole und blasen sich das wenige Gehirn aus ihrem Kopf, oder vergiften sich.
Die Menschen sollten doch erkennen können, dass man sich von solchen armseligen Hosenkackern nicht anführen lassen sollte. Natürlich kommt es auch in demokratisch regierten Ländern, wie hier bei uns in Westdeutschland vor, dass ein Mann oder eine Frau aus der Führungselite mal einen kapitalen Bock schießt – nicht immer ist das möglicherweise zu vermeiden. Dann stehen sie allerdings dazu und ziehen aus den versemmelten „Aktivitäten“ ihre persönlichen Konsequenzen. Und aus die Maus!
Entweder treten sie von ihren Ämtern zurück, verzichten auf ihre Tätigkeiten, Anerkennung und Vergütung, oder ziehen sich ins Privatleben zurück. Jedenfalls stehen sie zu ihrer möglichen Schuld und übernehmen dafür die Verantwortung. Aber - lassen wir das Thema!
„Wenn du magst, mein Liebling, kannst du gern eine kleine Runde schlafen. Wir werden noch zwei bis drei Stunden brauchen bis wir zu Hause sind.“ „Ok, Andreas, das mache ich. Du weckst mich bitte – ja, sobald wir da sind!“ „Mach ich!“
Gundula nimmt sich ihre Strickjacke, wickelt sich darin ein und ist wenige Minuten später in einer anderen Welt.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit hält Andreas den Wagen vor ihrem neuen Haus in Hannover an, schaltet den Motor aus und holt behutsam Gundula aus ihrem Traumland in die Wirklichkeit. Augenblicke später stehen beide Hand in Hand an der Stelle, die sie eigentlich vor mehr als einem Jahr erreichen wollten - vor ihrem neuen Heim. Ein Geschenk von Gundulas Tante, das ihnen sicher helfen wird, sich leichter in die neuen wirtschaftlichen Bedingungen einzuleben. Es ist ein schmuckes und neu gebautes Reihenmittelhaus mit angebauter Garage.