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In "Das liebe Nest" entführt uns Paula Dehmel in eine poetische und nachdenkliche Welt, in der menschliche Beziehungen und die Komplexität der emotionalen Bindungen im Mittelpunkt stehen. Mit ihrem feinen Gespür für Sprache und Ausdruck schildert Dehmel die Innenwelten ihrer Protagonisten und nutzt lyrische Elemente, um die Zartheit und Fragilität ihrer Verbindungen zu verdeutlichen. Dieser literarische Kontext ist geprägt von der aufkommenden Moderne des frühen 20. Jahrhunderts, in der sowohl formale als auch inhaltliche Experimente eine neue Ära der Literatur eingeleitet haben. Paula Dehmel, eine bedeutende Stimme ihrer Zeit, war nicht nur Dichterin, sondern auch eine engagierte Person des kulturellen Lebens. Ihre Erfahrungen als Teil der literarischen Avantgarde und ihre persönlichen Herausforderungen, einschließlich ihrer Rolle als Frau im damaligen literarischen Milieu, fließen in die Erzählung ein und verleihen ihr Tiefe. Dehmels Empathie und ihr scharfer Blick für menschliche Schwächen und Stärken machen sie zu einer wichtigen Chronistin ihrer Epoche. "Das liebe Nest" ist eine literarische Entdeckungsreise, die sich an Leser richtet, die an der Erforschung der menschlichen Psyche und zwischenmenschlicher Dynamiken interessiert sind. Dehmels geschmeidiger Stil und ihre fesselnden Charaktere laden dazu ein, die Nuancen des Lebens zu reflektieren und sich mit der Frage zu beschäftigen, was es bedeutet, wirklich zu lieben und geliebt zu werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
10
Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
Darf sich kein Staub, kein Krümel verstecken,
muß alles so blank wie Ostertag sein,
denn das Wunderchen zieht ein.
Zieht ein—schon stimmen die Englein die Geigen;
alle Könige werden sich neigen,
Hirten und Könige mit dem Stern
haben Wunderchen gern.
Wer soll Wunderchens Taufpate sein?
Sieben große Meister laden wir ein;
sieben große Helden mit Kron und Schalmein
sollen Wunderchens Taufpaten sein.
Und wer ist schnell
sein Spielgesell?
Da kommen gesprungen
die reizenden jungen
Wachholderweibchen und Fliedermännchen,
Taunixchen mit silbernen Wasserkännchen.
Aus Vogelnestern und Weidenkätzchen
gucken neugierige Schelmenmätzchen:
Wir lachen fein,
wir singen fein,
wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein!
Geht leise—
es ist müd von der Reise.
Es kommt weit her:
vom Himmel übers Meer,
vom Meer den dunklen Weg ins Land,
bis es die kleine Wiege fand—
Geht leise.
Auf der Leine, auf grünem Platz
hängen sieben Hemdchen und ein Latz;
im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt,
liegt mit großen Augen mein Kind—
wittewoll schlafen?
Henne macht sich ein Bett im Sand,
Fliege träumt an der Mauerwand,
Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,
schaukelt die Flügel auf und zu—
wittewoll schlafen?
Suselesu, der Sonnenwind
bläst in die Augen dem müden Kind;
13es will noch blinzeln—Spinnchen hält
den bunten Schleier vor die Welt—
—wittewoll—schlafen— —
So morgens um halb acht herum:
Rumpumpel macht das Mäulchen krumm.
Und keine fünf Minuten drauf
wacht Rumpumpel auf.
Hu! kommt der kalte Badeschwamm,
Rumpumpel hält die Ohren stramm;
und schlägt die Ticke-Tacke acht,
wird ihm die Milch gebracht.
Die schmeckt Rumpumpeln aber fein;
er patscht mit beiden Fäustchen drein
und trinkt und trinkt, bis alles leer.
Rumpumpelchen, das freut mich sehr:
morgen gibt's gut Wetter!
Pitsch—patsch—Badefaß,
Rumpumpel plantscht die Stube naß,
ist ein junger Wasserheld,
14segelt durch die ganze Welt,
im Wipp—im Wapp—im Schaukelkahn
über den großen Ozean.
Stehn drüben alle Wilden still
und schrein: Was bloß Rumpumpel will?
so splitternackt und pitschenaß
in seinem kleinen Schaukelfaß?
Schnell das Badelaken!
Steht ein Töpfchen rund und nett
unterm Bett,
so lala, so lala.
Reicht mir mal das Kindel her,
das braucht jetzt keine Windel mehr,
so lala, so lala.
Rolle, rolle, ratteratt,
rollt ein Wagen durch die Stadt;
sind zwei blanke Pferdchen davor,
hinten drauf ein schwarzer Mohr.
Horch, er hält vor unserm Haus;
steigen zwei feine Jungherren aus,
15mit Federbarettchen
und goldenen Kettchen.
Schnell das Töpfchen unters Bettchen!
Mein Wagen hat vier Räder,
vier Räder hat mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.
Mein Wagen hat 'ne Deichsel,
'ne Deichsel hat mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.
Mein Wagen hat ein Pferdchen,
ein Pferdchen hat mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.
Mein Wagen fahrt nach Potsdam,
nach Potsdam fährt mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.
16Und wer mit mir nach Potsdam will,
in meinem neuen Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
der braucht es bloß zu sagen.
Wagen im Wind.
Wie sitzt mein Kind?
Wie geht mein Pferd?
Alles verkehrt.
Holdriutsch—
oben die Räder, unten die Kutsch!
Wagen im Schnee.
Da guckt das Reh,
da schnuppert der Has
mit der wackligen Nas.
Holdriuff—
da sitzt unser Kutscher wieder oben uff!
Hurra, zum ersten Mal:
Mutter, der Peter,
hurra, da steht er!
17hält sich am Röckchen,
hält sich am Stöckchen,
grade wie 'n Licht,
fürchtet sich nicht.
Hurra, zum ersten Mal:
Mutter, der Peter,
hurra, da geht er!
guck, ganz alleinechen
setzt er die Beinechen!
Aua, Geschrei—
bautz!—vorbei.
Kra, kra, kalter Schnee,
dem Raben tut sein Beinchen weh,
dem Häsechen sein Herzchen;
die böse Zeit, die kalte Zeit,
ein jedes hat sein Schmerzchen.
Heile, Fingerchen, heile,
es dauert noch 'ne Weile,
es dauert noch bis Rosmarein,
dann ist lauter Sonnenschein.
Im Stall unser Schäfchen—bäht,
im Hof unser Hähnchen kräht,
und der Karo an der Kette
bellt mit Spitz um die Wette.
Auf'm Dach unser Kätzchen—maut,
und im Ententeich die Frösche, alle Frösche quaken laut:
Kinder, denkt euch den Schreck,
unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg.
Das kann doch nicht Rumpumpel sein?
So kann Rumpumpel doch nicht schrein?
Seelöwen sind in unserm Haus;
schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus.
Ich 'n Stock,
Du 'n Stock,
alle beide einen Stock.
Ei der Daus,
wollt ihr raus,
wollt ihr in euer Seelöwenhaus!
Die Henne legt ein Ei,
da ging der Mond entzwei;
19die Hälfte fiel nach Nuckenstadt
und schlug zwei große Brummer platt.
Zwei große Brummer, brumm,
summten hier herum,
um Rumpumpels Kopf,
um Rumpumpels Bauch
und um sein dickes Näschen auch.
Nun sind sie tot... Aber im Ei
pickt das Küken die Schale entzwei,
kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz—
—ist der Mond wieder ganz.
Rumpumpel will essen,
nun fix gebraten:
ein Kätzel, ein Spätzel
und sieben Soldaten.
Das gibt einen Pudding
so groß wie ein Haus.
Zuletzt leckt Rumpumpel
die Kuchenschüssel aus.
Winkele, wankele,
vor der Tür steht ein Bankele,
auf der Bank sitzt mein Kindele,
spielt mit mei'm Hündele,
winkele, wankele.
Winkele, wankele,
ich hab ein Gedankele:
ein Äpfle fürs Kindele,
ein Knöchle fürs Hündele.
Dankele.
Mückchen, Mückchen, Dünnebein,
Mückchen, laß das Stechen sein,
Stechen tut ja weh!
Mückchen, Mückchen, weißt du was:
beiß doch in das grüne Gras,
beiß doch in den Klee!
Schnipsel, schnipsel, Scherchen,
schneid mir ein Gewehrchen;
21schieß ich mir ein Häschen tot,
brat's dem Kind zum Mittagbrot.
Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus
durch den Sonnenschein in des Gärtners Haus;
der hat seine Freude dran,
oder guckt sie gar nicht an,
oder streut sie in den Wind,
oder schenkt sie seinem Kind—
schnipsel, schnipsel, Scherchen— —
Wer kommt dort angeflogen?
Das ist der Wind.
Der Wind ist ungezogen,
er bläst dem Kind
unters Röckchen,
an die Söckchen,
um die Ohren, an die Nase;
solch Geblase!
Ganz zerfleddert und zerzaust
kommt Rumpumpel angesaust;
und hustet
und prustet,
22das arme Tröpfchen,
und steckt sein Köpfchen
in Mutters Schoß.
Und weißt du, warum der Wind so getollt?
Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt.
Wer strampelt im Bettchen?
versteckt sich wie 'n Dieb?
Das ist der Rumpumpel,
den haben wir lieb.
Was guckt da für 'n Näschen?
Ein Bübchen sitzt dran.
Das ist der Rumpumpel,
den ziehn wir jetzt an.