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Ein Mädchen aus Vietnam kommt, ohne es zu wollen, von Ost- nach Westdeutschland, sie spricht die Sprache nicht, versucht zu fliehen, fährt - im Traum? - in die falsche Richtung und landet in Paris. Dort flüchtet sie ins Kino. Sie lebt dort viele Jahre - ohne Visum, bei verschiedenen Frauen und Männern und vor allem im Cinéma, in einem Dialog mit einer Schauspielerin. während die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fällt, die Grenzen zwischen den EG-Ländern verschwinden und ihr eigenes Leben sich immer enger mit den Filmhandlungen verknüpft. Die Beziehung von Bildern und Sprache ist ein wesentliches Thema dieser Erzählung, aber auch das Verhältnis verschiedener politischer Systeme, die Möglichkeit oder Unmöglichkeit körperlicher Beziehungen.
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Seitenzahl: 259
Yoko Tawada
Nacktes Auge
Klappentext:
Ein Mädchen aus Vietnam kommt, ohne es zu wollen, von Ost- nach Westdeutschland, sie spricht die Sprache nicht, versucht zu fliehen, fährt - im Traum? - in die falsche Richtung und landet in Paris. Dort flüchtet sie ins Kino ... Sie lebt dort viele Jahre - ohne Visum, bei verschiedenen Frauen und Männern und vor allem im Cinéma, in einem Dialog mit einer Schauspielerin ... während die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fällt, die Grenzen zwischen den EG-Ländern verschwinden und ihr eigenes Leben sich immer enger mit den Filmhandlungen verknüpft. Die Beziehung von Bildern und Sprache ist ein wesentliches Thema dieser Erzählung, aber auch das Verhältnis verschiedener politischer Systeme, die Möglichkeit oder Unmöglichkeit körperlicher Beziehungen..
Inhaltsverzeichnis
Titelseite & Klappentext
Pressestimmen zum Buch
Kapitel 1 REPULSION
Kapitel 2 Zig zig
Kapitel 3 tristana
Kapitel 4 The Hunger
Kapitel 5 Indochine
Kapitel 6 DRÔLE D´ENDROIT POUR UNE RENCONTRE
Kapitel 7 Belle de jour
Kapitel 8 Si c’était à refaire
Kapitel 9 Les Voleurs
Kapitel 10 Le dernier métro
Kapitel 11 Place Vendôme
Kapitel 12 Est, ouest
Kapitel 13 Dancer in the Dark
Zur Autorin Yoko Tawada
Impressum
„Yoko Tawada hebt in ihrem Buch die Unterscheidung zwischen den fiktiven Bildern von der Welt, die sie ja auch reflektieren, und der so genannten Realität auf. Die Bilder, die sie beschreibt, sind keine Metaphern. Sie stehen nicht für etwas, sondern fluktuieren in ihrer Bedeutung und kommen somit der Realität sehr viel näher als die handfesten Geschichten, in denen wir uns wiederzuerkennen glauben, weil wir uns bestätigt fühlen."
(Deutschlandfunk) „Tawada reizt in ihrem klugen Spiel die Beziehung von Bildern und Sprache zur Wirklichkeit aus, durch ihre Erzählerin erkundet sie mit „fremden Augen" die Zeichensysteme des Westens... durchzogen von wunderbaren, komischen und klugen Einsichten."
(Echo, Tirols Nachrichtenillustrierte) „Yoko Tawada ist eine Meisterin der Wahrnehmung sinnlicher Phänomene. Virtuos spielt sie mit der Fremdheit zwischen Asien und Europa."
(SWR) „Die Bilder laufen aus dem Kino heraus und verwandeln sich in Leben. Doch dann folgt ein Schnitt ... Das nackte Auge wird nicht von Wörtern und Sprache verdunkelt. Das ist sehr reizvoll ..."
(Schwäbisches Tagblatt)
Ein gefilmtes Auge, angeheftet an einem bewusstlosen Körper. Es sieht nichts, denn die Kamera hat ihm schon die Sehkraft geraubt. Der Blick der namenlosen Linse leckt den Fußboden wie ein Detektiv ohne Grammatik ab. Eine Puppe, eine weitere Puppe, ein Stofftier, eine Vase, Kakteen, ein Fernseher, Kabel, ein Korb, die Ecke eines Sofas, ein Stück Teppich, Krümel von Keksen, Würfelzucker, ein altes Familienfoto. Darauf steht ein Mädchen, das schräg nach oben starrt, wo es nichts gibt. Das eine Auge des Mädchens wird immer größer, als es fokussiert wird, immer verschwommener, es ähnelt jetzt einem Fleck auf einem Blatt Papier. Wer kann später wissen, dass es einmal ein Auge war? Die Kamera tritt langsam zurück. Neben einem umgekippten Sofa steht ein Schrank auf dem Kopf, man kann keine Geschichte aus dieser Ruinenlandschaft rekonstruieren.
In diesem Film sah ich SIE zum ersten Mal. Ein Jahr davor war ich noch Gymnasiastin an einer Schule in Ho Chi Minh City gewesen, das früher Saigon geheißen hatte und noch oft so genannt wurde. Die Lehrer betrachteten mich als die Schülerin mit der eisernen Bluse. Meine Noten waren unübertrefflich. In diesem Frühling bekam unsere Schule einen Brief aus der DDR, in dem man uns bat, eine Schülerin oder einen Schüler zum internationalen Jugendtreffen nach Berlin zu schicken. Man wollte eine authentische Stimme zum Thema „Vietnam als Opfer des amerikanischen Imperialismus” hören. Unser Schuldirektor hatte eine gute Beziehung zur DDR, war auch schon dort gewesen. Er hatte uns mehrmals von seinem Aufenthalt in Berlin und einem gewissen „Pergamonmuseum” erzählt. „Pergamon” klang wie der Name eines Wandervogels, und uns gefiel die Vorstellung des Berliner Himmels, in dem dieser Vogel flatterte. In einer Sondersitzung beschlossen die Lehrer, mich nach Berlin zu schicken. Ich schrieb meistens klare Aufsätze, zudem hatte ich die Stimme eines Kranichs, so dass ich beim Sportfest oder beim Empfang der offiziellen Gäste schon öfter aufgetreten war. Außerdem machte ich wahrscheinlich bei den Erwachsenen den Eindruck, nicht leicht verführbar zu sein.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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