Das Pfauengemälde - Maria Bidian - E-Book
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Das Pfauengemälde E-Book

Maria Bidian

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Beschreibung

„Ein berührendes, außergewöhnliches Debüt!“ (Dana Grigorcea) – Ein Familienroman voller „schillernder, stolzer und traurig-schöner Figuren.“ (Daniela Dröscher)

Zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters steigt Ana im Sommer in den Zug nach Rumänien. Endlich soll ihre Familie enteigneten Besitz zurückerhalten. Während sich die Verwandtschaft – aus ganz unterschiedlichen Gründen – nur für das sagenumwobene Haus interessiert, will Ana vor allem eines finden: das Pfauengemälde, ein Familienerbstück, von dem der Vater so oft erzählt hat.
Können wir loslassen und uns gleichzeitig erinnern? Wann ist eine Geschichte wirklich wahr? Was brauchen wir, um Liebe festzuhalten? Selten fühlt sich der Blick zurück so gegenwärtig an wie in Maria Bidians mitreißendem Debütroman. Melancholisch, komisch, politisch und sehr persönlich.

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Das ist das Cover des Buches »Z_Bidian_07384_Pfauengemaelde_fin_CC23« von Maria Bidian

Über das Buch

Zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters steigt Ana im Sommer in den Zug nach Rumänien. Endlich soll ihre Familie enteigneten Besitz zurückerhalten. Während sich die Verwandtschaft — aus ganz unterschiedlichen Gründen — nur für das sagenumwobene Haus interessiert, will Ana vor allem eines finden: das Pfauengemälde, ein Familienerbstück, von dem der Vater so oft erzählt hat.Können wir loslassen und uns gleichzeitig erinnern? Wann ist eine Geschichte wirklich wahr? Was brauchen wir, um Liebe festzuhalten? Selten fühlt sich der Blick zurück so gegenwärtig an wie in Maria Bidians mitreißendem Debütroman. Melancholisch, komisch, politisch und sehr persönlich.

Roman

Paul Zsolnay Verlag

Für tata

Der Brief

Der Tag, an dem ich erfuhr, dass ich das Pfauengemälde geerbt hatte, war ein Freitag. Ich war gerade dabei, meine Sandalen anzuziehen, als es an der Tür klingelte. Der Postbote hielt mir einen Umschlag entgegen, der so voller Stempel war, dass kaum Platz darauf blieb. Die Briefmarken klebten über der Adresse in der Mitte: ein Schloss, ein Kloster, eine rumänische Flagge. In mir öffnete sich etwas, ich drückte die Fingernägel tief in die Handfläche und schloss die Tür.

Ich sah Nicu hinter seinem Schreibtisch sitzen, in der Hand einen Brieföffner, mit dem er die Umschläge voller Stempel aufriss. Die Briefmarken schnitt er aus, legte sie in Wasserschalen und dann auf Zeitungspapier. Das Album mit den rumänischen Marken war das dickste, oft sah ich ihn spät am Abend mit der Pinzette darüber gebeugt sitzen, als könnten die bunten Papierstücke das zurückbringen, was er verloren hatte: seine Heimat, seinen Wohlstand, seine Anerkennung.

Ich warf den Brief auf mein Bett und ging hinaus. Mit dem Fahrrad fuhr ich über Kopfsteinpflaster. Parkanlagen und Cafés zogen wie Schatten vorbei, ich schaute nach vorne, mit einem Schleier zwischen mir und der Welt. Vor einem Zebrastreifen bremste ich scharf, ein schlanker Mann mit weißen Haaren überquerte die Straße, und in meiner Brust zog es, bis ich sein Gesicht erkennen konnte, das ganz anders aussah, als Nicus Gesicht ausgesehen hatte.

Im Schnittraum wickelte ich den Schal eng um meinen Hals, platzierte die Kopfhörer über meinen Ohren und begann Schlachten und Wissenschaftler zusammenzuschneiden. Als ich die Kopfhörer wieder abnahm, waren die meisten meiner Kollegen nach Hause gegangen. Ich streckte mich, griff nach dem Handy und warf es sofort zurück auf den Tisch. Durch meine Hand fuhr ein Zittern. Ich setzte die Kopfhörer wieder auf und zwang meine Finger, die Tastenkombinationen zu drücken, die sie seit fast zwei Jahren wiederholten, nur hatten sie die richtige Reihenfolge vergessen. Ich sprang auf und lief im Zimmer auf und ab, legte meine Hand auf die Wand, strich über den Akustikschaumstoff, kontrollierte jede Pyramide, ob sie noch da war, ob sie noch glatt und gerade und perfekt war, lehnte mich gegen den Schaumstoff, immer weiter, bis ich mich aufzulösen begann. Wieder zog ein Beben durch meine Hand, ich öffnete die Augen und begann die Dinge um mich herum zu benennen: ein Stuhl, drei Monitore, eine Wasserflasche, ein Rucksack. Als meine Hand sich beruhigt hatte, griff ich nach dem Handy.

»Erstes Problem«, rief meine Großcousine Kiki auf dem Anrufbeantworter.

»Hast du den Brief bekommen? Zweites Problem: Du musst ein Dokument für den Prozess unterschreiben. Drittes Problem: Ich muss wissen, ob du kommst. Ruf mich zurück!«

In meinem Kopf drehte sich alles, jetzt sah ich sie vor mir, die Familie meines Vaters, die keiner in Deutschland kannte und die so verzweigt und verschoben war, dass ich alle nur in Tanten und Cousins einteilte. Umgeben von Eis und Schnee standen sie da, umhüllt von Weihrauch und dem ewigen Singsang des Pfarrers, der betäubte und verband, bis er aufhörte und alles um mich herum seine Farbe verlor. In meiner Hand vibrierte es, und einen Moment wusste ich nicht, ob es meine Finger oder das Handy waren. Erst, als das Zittern immer fordernder wurde, kniff ich die Augen zusammen und hob ab.

»Servus, tanti Judit«, sagte ich krächzend.

»Hallo Liebes!«, antwortete Judit auf Rumänisch. »Du klingst schlecht.«

Ich schob die Schultern nach hinten, holte tief Luft und begann mit den Fragen, wie es ihr ginge, ob sie die Hitze in Bukarest noch aushalte oder ins Dorf gefahren sei.

»Wie soll es mir schon gehen, ich bin eine alte Frau, hast du den Brief bekommen? Wann kommst du?« Judits Stimme war tief und kratzend, ein Schürhaken, der glühendes Holz zurechtschob. Ich murmelte etwas.

»Wie bitte?«, fragte sie.

»Ja«, sagte ich und: »Ich weiß noch nicht, ob …«

»Was weißt du nicht?«

»Ich weiß nicht, ob …« Ich sah mich vor der Treppe des Flugzeugs stehen, mein Körper so schwer, dass ich ihn nicht bewegen konnte.

»Was, du weißt nicht? Was weißt du nicht?«, rief Judit. »Du musst den Brief aufmachen und lesen, was sie dir schreiben. Dann musst du herkommen und deine Sachen abholen. Wir haben den Prozess gewonnen.«

Den Prozess gewonnen. Ich wusste nicht, was das hieß, seit dreißig Jahren führte die Familie Prozesse, die immer fast gewonnen waren und dann doch nicht und bei denen es um Dinge ging, die vor siebzig Jahren enteignet wurden, die legendenumwoben, vorhanden und nicht vorhanden waren. Ich drückte die Fingernägel in meinen Arm und schob das Kinn nach oben.

»Ich glaube nicht, dass ich diesen Sommer kommen kann«, sagte ich.

»Können, was heißt können, natürlich kannst du«, schrie Judit. »Erschießen sie dich, wenn du über die Grenze fährst, oder was? Also sag nicht, dass du nicht kannst.«

»Ich ruf dich später …«, begann ich wieder.

»Dein Vater hat sein ganzes Leben dafür gekämpft, dass wir zurückbekommen, was sie uns genommen haben!« Ich hielt das Handy weiter von meinem Ohr entfernt, eine bittere Flüssigkeit sammelte sich in meiner Brust.

»Dein Vater ist ins Gefängnis …«

»Mein Chef …«, unterbrach ich sie. »Ich rufe dich später zurück.« Ich warf das Handy in die Tasche und ballte die Hand zur Faust. Die Flüssigkeit hatte meinen Hals erreicht, ich riss die Tür auf und rannte mit gesenktem Blick zum anderen Ende des Büros. Die Toilette war leer, schnell schloss ich mich in eine Kabine ein und beugte mich über die Kloschüssel. Ein einzelner Tropfen kam aus meinem Mund. Ich wischte über meine Lippen, setzte mich auf den Toilettendeckel und dachte darüber nach, wie viel Zeit ich seit dem 1. Dezember vor zwei Jahren in Toiletten verbracht hatte, wenn der Schmerz sich unerwartet zwischen meine Schulterblätter bohrte.

Ich hörte Tante Judits Stimme, spürte, wie meine Finger vibrierten, drückte sie an die Kacheln und befahl ihnen aufzuhören, doch sie hörten nicht auf, klebten dort, zu mir gehörend und gleichzeitig lebendig ohne mich, eine Spinne, die sich in meinem Körper eingenistet hatte und immer größer wurde.

Später stand ich barfuß auf dem Mattenboden. Mein Zittern war nach den ersten Liegestützen verschwunden. Es roch nach Schweiß und Eisen, der Neue hatte keinen Zahnschutz und sich die Lippe aufgebissen, was er lustig fand, der Trainer nicht.

Ich kam seit einigen Monaten hierher, nachdem ich es mit Yoga probiert hatte und in der Endmeditation in Tränen ausgebrochen war. Nach der ersten Stunde fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause und spürte nur noch den Schmerz in meinen Muskeln. In der zweiten Stunde schrie der Trainer mich an, und in mir bewegte sich etwas, das sich lange nicht mehr bewegt hatte. In der dritten Stunde duckte ich mich zu langsam, wurde ins Gesicht geschlagen und spürte andere Tränen in den Augenwinkeln. In der vierten Stunde erkannte ich, dass der äußere den inneren Schmerz überdecken konnte. In der fünften Stunde rollte ich mit dem Trainer über den Boden, er war vorsichtig, ich setzte einen Hebel an und zog so fest, dass er abklopfte. Ich lachte, und er gab mir seine Nummer.

Jetzt stand ich vor dem Neuen, der nicht nur keinen Mundschutz, sondern auch kein T-Shirt unter dem Anzug trug. Wir verbeugten uns und begannen uns zu umkreisen. Ich versuchte einen Wurf, konnte meine Hüfte jedoch nicht schnell genug vor seinen Körper schieben, er hüpfte zur Seite, und wir standen uns wieder gegenüber. Ich trat, er wich aus und griff gleichzeitig nach meinen Schultern, schob seinen Körper vor meinen und warf mich auf den Boden. Gerade noch konnte ich mich auf die Seite drehen, um nicht auf dem Rücken aufzukommen, schon lag er über mir, sein Anzug war halb geöffnet, und wir wälzten uns über die Matten. Ich versuchte unterschiedliche Hebel, konnte ihn jedoch nicht fassen, er lag auf meinem Oberkörper, dann halb über meinem Gesicht, zwischen mir und seinen verschwitzten Brusthaaren nur wenige Zentimeter. Wieder wurde mir schlecht, ich rutschte unter ihm hindurch, er drehte sich um, und ich setzte mich auf seine Brust, drückte mit meinen Oberschenkeln seine Arme an seinen Körper und warf mich über ihn. Gerade, als ich wieder lockerlassen wollte, rammte er die Füße in den Boden, presste seine Hüfte nach oben und warf mich nach vorne, diesmal fiel ich auf den Bauch. Sein Arm fuhr durch die Luft, und seine langen Fingernägel kratzten über meinen Handrücken. Ich spürte eine Wut, wie ich sie lange nicht mehr gespürt hatte, rollte mich auf alle viere, er stand halb aufgerichtet vor mir, und ich sprang ihn an, warf ihn auf den Boden, er umschlang meinen Hals, und ich schlug ihm ins Gesicht.

»Auseinander!«, hörte ich Michael über uns, einen Moment lagen wir noch aufeinander, dann rollten wir zur Seite und blieben auf dem Rücken liegen.

»Raus mit euch, das geht so nicht«, der Trainer zeigte auf die Bank. Ich war noch immer wütend, die Stunde war fast vorbei, und ich ging auf die Toilette, um mein Gesicht zu waschen. Als ich wieder herauskam, standen die anderen schon in einer Reihe nebeneinander und verbeugten sich vor Michael. Kurz überlegte ich, das Treffen mit ihm abzusagen, aber ich wollte heute Abend nicht allein sein.

Als ich seine Wohnung betrat, hatte er schon mit dem Kochen begonnen, es roch nach Tomaten, Mozzarella und Fleisch. Im Wohnzimmer brannten Kerzen. Wir küssten uns, trotz meiner Größe musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, um seinen Mund zu erreichen. Sein Kinn und sein Kopf waren frisch rasiert, der Geruch seiner Haut ließ mich an Wasserfälle und Wälder denken. Er schenkte uns Whisky ein, das T-Shirt spannte sich über seinem Oberkörper. Er könnte einen Krieger in einer unserer Historiendokumentationen spielen, einen Dänen vielleicht. Ich setzte mich auf den Tisch, er reichte mir eines der Gläser.

»Prost, schöne Frau«, sagte er und schob sich zwischen meine Beine.

»Prost, schöner Mann«, sagte ich, und unsere Gläser stießen mit einem hellen Geräusch zusammen, ich trank in großen Schlucken, der Alkohol ließ meinen Körper weich werden. Michael schaute mich an und wartete, aber ich wollte nicht erklären, was im Training mit mir los gewesen war, und fuhr mit den Fingern über seine Glatze, über seine Wangenknochen und schmalen Lippen. Jetzt stellte auch er das Glas auf den Tisch, drehte meinen Kopf zur Seite und betrachtete meinen Hals.

»Das wird ein blauer Fleck«, sagte er, beugte sich zu mir hinunter und küsste mich. Seine Zunge fuhr über die Stelle, wo mich der Neue gewürgt hatte, und ich zuckte zurück. In meinem Kopf sagte Kiki: »Erstes Problem«, ich schleuderte ihre Worte zur Seite und küsste Michael auf den Mund, schlang meine Beine um seine Hüfte und zog ihn zu mir.

In der Nacht träumte ich, dass ich mit dem Fahrrad durch einen Sturm aus Briefmarken fuhr, auf die die Gesichter meiner Tanten und Cousins gedruckt waren. Sie umkreisten mich immer schneller, kratzten über mein Gesicht, drangen in meinen Mund und nahmen mir die Sicht.

Ich wachte allein auf, Michael war früh aufgestanden, er hatte ein Seminarwochenende mit den Polizisten. Auf dem Weg nach Hause holte ich mir in der Bäckerei Frühstück und setzte mich auf meinem Balkon in die Sonne. Den Brief legte ich auf den Tisch, schob meine Zehen in die eisernen Spiralen des Balkongeländers und schaute auf den Nussbaum vor mir. Langsam aß ich das Croissant und beobachtete die Stadt-Papageien auf den Ästen, die mich wartend ansahen. Als ich den letzten Schluck Kaffee getrunken hatte, nahm ich den Brief und riss ihn mit dem Finger auf, dachte an Nicu mit seinem Brieföffner und schüttelte den Kopf, bis der Gedanke herausgefallen war.

Der Brief enthielt mehrere DIN-A4-SEITEN. Die Anrede auf der ersten Seite richtete sich an mich, ihr folgte ein halbseitiger Text mit weiteren Stempeln und Unterschriften. Die nächsten Seiten waren mit Tabellen gefüllt, in denen die Namen der Familienmitglieder standen, die mir bekannt und gleichzeitig fremd waren, wir sprachen uns alle mit Spitznamen an, und ich wusste oft nicht, wie die anderen in Wirklichkeit hießen.

Ich fuhr mit dem Finger von Zeile zu Zeile, bis ich den Namen meines Vaters auf der letzten Seite fand. Er war mit einem Kugelschreiber durchgestrichen und durch meinen ersetzt worden. Wieder zuckte es in meiner Hand, ich schaute auf die aufgerissene Rinde des Baums und atmete ein und aus. Dann blätterte ich zurück und begann zu lesen. Wort für Wort arbeitete ich mich voran, es waren komplizierte, juristische Sätze. Ich musste den Text einige Male lesen, bis ich verstand: Judit hatte recht gehabt. Diesmal hatten wir wirklich den Prozess gewonnen, und ich sollte meinen Anteil der übrig gebliebenen Hauseinrichtung abholen.

»Das Pfauengemälde«, hörte ich Nicus Stimme in meinem Kopf. Wir saßen zusammen auf einer Bank und schauten über die Weinberge hinweg auf die Stadt. Ich schwang die Beine nach vorne und hinten, und Nicu erzählte von seiner Kindheit, die so glücklich und hell gewesen war, und von dem Rumänischen Haus und dem Gemälde, das er mehr als alles andere geliebt hatte und das ich einmal erben würde, wenn wir alles zurückbekamen, was die Kommunisten uns genommen hatten.

Ich ließ den Brief auf den Boden fallen und fühlte eine ziellose Angst in meiner Brust. Die Papageien vor mir streckten ihre Flügel aus, ich nahm eine Handvoll Erde aus dem Blumenkasten, schleuderte sie ihnen entgegen und hasste ihre Farben, ihre Gedankenlosigkeit, ihren verständnislosen Blick. Die Erde fiel auf die Straße, die Vögel schauten mich noch einen Moment an und flogen dann als grüne Wolke vor blauem Himmel davon.

Ich dachte an die grünen Berge und den Himmel im Dorf, dachte an die vielen Sommer und die Cousins und Tanten und an Nicu, der sein Land verlassen hatte, um es zu retten, der kämpfte, bis das Unverständnis in den Augen der anderen auch seine Augen veränderte, die trauriger und trauriger wurden. Nicu, der selbst krank nach Rumänien fuhr, um nach dem Gemälde zu suchen, und der schwor, nicht ohne es zurückzukommen, und der selbst nicht mehr zurückkam.

Ich dachte an meine Arbeit, an meine Freunde und an Michael und daran, wie klein und unbedeutend all das war, und an den Satz, der sich wie eine kaputte Kassette jeden Tag der letzten zwei Jahre in meinem Kopf abgespielt hatte: Alles ist lächerlich angesichts des Todes. Dann schaute ich auf den Brief, zog meine Füße aus dem Balkongeländer und stand auf.

Ein anderer Frühling

Ich saß im Speisewagen und wartete darauf, dass wir über die rumänische Grenze fuhren. An den schlammbespritzten Fenstern zogen Weizenfelder vorbei, die durch meine Sonnenbrille dunkler aussahen, als sie in Wirklichkeit waren. Die Sonne schien draußen bereits so heiß, dass die Bauern mit nacktem Oberkörper ihre Sensen schärften. Im Zug rieselte die kühle Luft aus der Klimaanlage auf uns herab und ließ meine Nasenspitze kalt werden. Ich zog die Jacke über die Schultern, schloss den Reißverschluss bis unters Kinn und wurde zum roten Punkt auf grünen Sitzen.

Mein Chef hatte erstaunt und gleichzeitig erleichtert reagiert. Ohne weiterzufragen, gab er mir frei. Der nächste Schritt war komplizierter gewesen. Seit zwei Jahren hatte ich Angst davor zu fliegen, ich hatte eine Weile hin und her überlegt und schließlich einen Nachtzug gefunden, der von der Mitte Deutschlands bis in die Mitte Rumäniens fuhr. Ich buchte, holte den alten Lederkoffer unter dem Bett hervor und stellte mich vor das Bücherregal. Ich schaute auf die Bücher, die für Situationen wie meine sein sollten, und auf das schwarze Notizheft, das ich mit Texten und Listen gefüllt hatte und mit den Namen meiner Verwandten, die ich mit Symbolen verband. Ich dachte an die vielen Kurse, in denen ich mich betrachtet hatte, bis mir schwindelig wurde, in denen ich mich auseinandergenommen und zusammengesetzt, mich zu anderen im Raum positioniert hatte, um nach dem großen Muster zu suchen, und doch nur Leere fand. Schließlich nahm ich ein neues Notizheft und packte es zusammen mit dem alten ein.

Der Zug wurde langsamer, ich tauchte den Löffel in die Tasse, klopfte damit auf den Boden und hörte dem dumpfen Geräusch nach, während sich Schaum und Kaffee vermischten. Der Kellner hinter der Bar goss pfeifend Wasser in die Teekanne. Eine junge Frau mit schwarzen Haaren hob den Kopf und schaute in meine Richtung. Sie fuhr mit der Zungenspitze über den Rand ihrer selbstgedrehten Zigarette, und ich spürte ein Kribbeln in den Handgelenken, das ich lange nicht mehr gespürt hatte, wollte zu ihr, beugte mich stattdessen nach vorne, schob die Sonnenbrille auf den Kopf und versuchte, in der vorbeiziehenden Landschaft zu erkennen, wo das eine Land aufhörte und das andere begann.

Als Kind hatte ich das Kribbeln im ganzen Körper gespürt, wenn wir nach der Kontrolle die Grenze passierten. Während die LKW-Fahrer die stundenlange Wartezeit damit verbrachten, mititei zu grillen und Zigaretten zu rauchen, warteten wir mit geöffneten Türen auf unseren Sitzen. Mein Vater aß eine Banane, die ihm meine Mutter von der Rückbank reichte. Der Platz neben ihm war bis zum Dach mit Kartons und Tüten gefüllt. Ich saß hinter meinem Vater und war von Büchern und Süßigkeiten umgeben. Wie jedes Jahr hatten meine Mutter und ich einen Rucksack voller Bücher in der Bibliothek ausgeliehen. Auf dem Rückweg durfte ich mir einen Comic im Kiosk an der Ecke aussuchen. Ich betrachtete die Hefte genau, bis ich schließlich auf einen Donald-Duck-Comic zeigte.

Nach der Grenzkontrolle war ich so aufgeregt gewesen, dass ich auf der Rückbank auf und ab hüpfte. Meine Mutter hatte lange ausgeatmet und sich an der Tür festgehalten, als mein Vater Gas gab und nicht langsamer wurde, bis wir bei den Sonnenblumenfeldern waren. Erst dann lehnte er sich zurück und begann zu summen: »Vine, vine primăvara«, und meine Mutter sang mit, obwohl sie kein Rumänisch konnte und obwohl es heißester Hochsommer war, aber mein Vater meinte wohl einen anderen Frühling. Ich steckte mir einen Gummi-Schlumpf nach dem anderen in den Mund, presste die Nase an die Scheibe und winkte den Sonnenblumen zu, die ihre Köpfe zu uns neigten.

Am Tisch neben mir klatschten zwei Hände zusammen, und ich sah gerade noch, wie eine Fliege in der Luft erstarrte, bevor sie zwischen den aufgetürmten Gebäckteilchen auf dem Tisch verschwand. Ich fuhr mit der Hand über die Glätte der weißen Tischdecke und wollte gerade nach meinem neuen Notizheft greifen, als die Tür hinter der Bar aufging und ein Mann mit großen Schritten durch den Waggon lief. Er setzte sich an den Tisch vor mir und schaute mich mit blauen Augen an.

»Auch auf dem Weg in die alte Heimat?«, fragte er auf Deutsch, im Dialekt der deutschen Minderheit.

Ich nickte.

»Sehr gut«, sagte er. »Wir sollten die Rumänen nicht so lange mit unseren Häusern allein lassen«, er zwinkerte.

»Willst du etwas bestellen?«, er wedelte mit der Speisekarte durch die Luft, und ich schüttelte den Kopf. »Kellner! Einen Espresso und ein Omelett«, rief er durch den Waggon. Er begann von seinem Tourismusunternehmen zu erzählen und den Menschen, die zu ihm kamen, um einmal so zu fahren, »wie sie in Deutschland nicht fahren dürfen. Abends sitzen wir mit Schnaps, Zwiebeln und Salami am Feuer, ein Abenteuer, die lieben das, du solltest auch mal mitkommen.« Er zeigte mit dem Finger auf mich. Der Kellner kam mit Espresso und Omelett angehüpft. Ich wartete, bis er sich wieder entfernt hatte und wollte gerade sagen, dass ich selbst aus einer rumänischen Familie kam und nicht zur deutschen Minderheit gehörte, als der Zug mit einem Ruck hielt.

»Wir sind an der Grenze«, rief der Touristenführer. Ich drehte mich zum Fenster. Draußen war kein Bahnhof, sondern nur ein weites Feld zu sehen. Die Tür hinter der Bar öffnete sich erneut, und zwei Männer in grüner Uniform und erdigen Stiefeln kamen herein. Einer kontrollierte die junge Frau mit der Zigarette, der andere kam zu mir. Mit schwitzigen Fingern suchte ich in meiner Tasche nach dem Pass, zögerte einen Moment, dachte an den Touristenführer und nahm den rumänischen. Der Mann in Uniform klappte ihn auf, schaute dabei aber mehr auf meine Lippen als auf das Papier und wollte ihn mir schon zurückgeben, als er stockte und die Stirn runzelte.

»Ihr Pass läuft morgen ab«, sagte er auf Rumänisch und schob die Schultern nach hinten. »Warum fahren Sie nach Rumänien?«

Ich begann noch mehr zu schwitzen. »Ich bin auf Besuch, mein Vater ist, war … Ich habe Familie in Rumänien.« Mein deutscher Akzent ließ die Worte klar und allein klingen, als hätte meine Zunge die verbindende Melodie vergessen. Ich ärgerte mich, dass ich die Zeiten verwechselt hatte.

»Familie in Rumänien«, wiederholte der Grenzbeamte. Jetzt stand auch sein Kollege neben ihm, und zusammen blätterten sie langsam durch meinen Pass.

»Hier ist keine Adresse angegeben«, der erste Grenzbeamte presste seinen Finger auf mein Foto. Ich dachte an meine Cousine Adriana und die vielen Male, als wir zusammen zu rumänischen Behörden gegangen waren, schaute ihm in die Augen und lächelte.

»Der Pass ist heute noch gültig«, sagte ich.

»Das ist egal«, sagte der Mann. Ich versuchte mich zu erinnern, was Adriana in solchen Situationen gemacht hatte, fühlte den Blick des Beamten auf mir und zog schließlich meinen anderen Pass heraus.

»Der ist noch länger gültig«, sagte ich.

»Ah, ein deutscher Pass, warum haben Sie das nicht gleich gesagt!«, rief der Mann, und seine Schultern lockerten sich. Er prüfte Datum und Foto und gab mir den Pass zusammen mit dem rumänischen zurück, nicht ohne mit einem letzten Blick über meine Lippen zu tasten. Der Touristenführer grinste.

Als die beiden verschwunden waren, trank ich den Kaffee aus, schob die Sonnenbrille wieder über die Augen, presste die Hand unter mein Bein, zog sie wieder hervor, stand auf und ging mit erhobenem Kinn aus dem Waggon. Im nächsten Wagen drückte ich mich an drei Männern mit dicken Bäuchen vorbei, die aus dem Fenster gelehnt über etwas diskutierten, von dem ich nur immer wieder den Satz »Zu Zeiten Ceaușescus« verstand. Ich wollte in keine Diskussion über den Kommunismus geraten, also lief ich weiter, schob ein Fenster nach unten und hielt den Kopf hinaus. Die warme Luft streifte den Schweiß von meiner Haut und ließ die Stimmen der anderen davonfliegen. Ich hatte es über die Grenze geschafft, jetzt würde ich die letzten sechs Stunden auch noch durchhalten. Das Wochenende würde ich in der Stadt verbringen und dann mit dem Brief zur Behörde gehen, um das Gemälde abzuholen.

Neben mir bewegte sich etwas, und ich zuckte zusammen. Ein Mann mit Schnurrbart strahlte zu mir hinauf.

»Eine Cosmopolitan, mein Fräulein?«, fragte er und zeigte auf seinen Korb voller in Plastik eingeschweißter Zeitschriften. Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, was an mir nach einer Cosmopolitan aussah. Der Mann klopfte an eine Abteiltür und wurde eingelassen.

Ich schaute wieder aus dem Fenster auf die Weizenfelder. Wir fuhren an einer Brauerei vorbei, neben der die Bierkästen so hoch gestapelt waren, dass sie fast in die Wolken reichten. Ich dachte an das rumänische Bier in den 2,5-Liter-Plastikflaschen und an Marius, der früher in den Sommerferien eine ganze Flasche an einem Abend trinken konnte und jetzt mit einem Baby zu Hause saß und sich für eine der neuen Parteien hatte aufstellen lassen, weil: Engagiert euch! Revoltiert! Wir müssen etwas tun!, zumindest stand es so auf Facebook, gleich unter: Family out in town, best burger ever.

Der Zug wurde langsamer und hielt an einem Bahnhof, über dessen Eingang die europäische Flagge neben einer hing, auf der 100 de ani Romania stand. Ein Hund lief langsam auf den Zug zu und streckte die Schnauze in Richtung der sich öffnenden Tür. Als einige verschlafene Menschen hinauskletterten, zuckte er zurück und klemmte den Schwanz zwischen die Hinterläufe. Drei junge Frauen mit Rucksäcken zogen sich lachend in den Zug. Eine nach der anderen erschien im Waggon. Sie waren braun gebrannt und diskutierten laut auf Englisch. »Hier, das sind unsere Plätze, aber sie sind belegt! Das kann nicht sein!«, sagte eine von ihnen und schob sich an mir vorbei in das Abteil, in das auch der Zeitungsverkäufer gegangen war. Ihre nackten Beine berührten meine Hand, schnell zog ich sie zurück. Die Frau hielt ihr Ticket in die Höhe und zeigte auf die Plätze. »Was für eine Unverschämtheit, sie haben die Sitze doppelt verkauft«, sagte der Mann am Fenster auf Rumänisch. »Wieder typisch, dieses Land, nichts funktioniert hier«, die Frau ihm gegenüber nickte.

»Warten Sie, wo sitzen Sie denn genau?«, fragte ein anderer Mann und griff nach dem Ticket, während er einem der Kinder eine Neapolitaner-Waffel in den Mund schob. Die Fahrkarte wurde von Hand zu Hand gereicht, alle schüttelten den Kopf, bis eine dritte Frau, mit einer schmalen Narbe auf der Wange, schließlich bemerkte, dass die Gruppe im falschen Waggon war. Laut redend zogen die drei Touristinnen weiter, und die Frau mit der Narbe schob die Abteiltür zu. Als wir weiterfuhren, war es still um mich herum, und ich merkte zum ersten Mal, dass ich allein war.

Ich wollte nicht in den Speisewagen zurück, also ging ich weiter zu meinem Abteil und zog vorsichtig die Tür auf. Die Frau im unteren Bett lag noch immer auf dem Rücken. Das Tuch war ihr halb vom Kopf gerutscht und zeigte ihr graues Haar mit den weißen Strähnen. Die Hände hatte sie über den großen Brüsten gefaltet. Ihr Atem klang trocken und rasselnd. Ich stieg die Leiter hinauf, setzte mich auf das Bett und legte die beiden Notizhefte auf die Decke: schwarz und blau. Das Trauertagebuch hatte ich für die Gesprächsgruppe geführt, ich schrieb auf, was ich nicht aussprechen konnte, schrieb es aus mir heraus und hoffte, dass der Schmerz mit der Tinte auf das Papier floss und dass ich ihn einschließen und ins Regal stellen konnte. Aber es hatte nicht geklappt, das Schreiben war ein Herumstochern in der Wunde gewesen, was ich mit einer Mischung aus Disziplin und Hoffnung über ein Jahr fortführte und irgendwann abbrach. Das blaue Heft sollte ein anderes werden. Ich schlug es auf und schrieb auf die erste Seite: Trauer überwinden und sah Nicu hinter der Absperrung am Flughafen stehen. Die Sonne schien durch die hohen Fenster, und obwohl überall Menschen waren, fiel das Licht nur auf ihn. Er war der Einzige, der stillstand, groß und schlank, sein Hemd so weit geöffnet, dass ich seine metallene Kreuzkette und die Lederschnur mit der Edelsteinscheibe sah. Er hob die Hand.

Ich drückte die Fingernägel fest in meine Handfläche und blinzelte schnell. Dann schrieb ich:

Ich werde das Pfauengemälde abholen. Ich werde das beenden, was Nicu nicht beenden konnte.

Die Frau unter mir schnarchte, und ich schaute aus dem Fenster. Es dauerte einige Zeit, bis ich die Landschaft wahrnahm.

Ein Pferdewagen, auf dem ein Mädchen in Rosa sitzt, ein Mann, der Heu wendet, eine Ziegenherde, Strommasten, viele Kabel, Schwärme kleiner Vögel. Hirten, die auf ihre Stöcke gestützt dastehen und vielleicht dem Zug hinterherschauen und sich vielleicht fragen, wer darin sitzt.

Wir fuhren durch ein Dorf und an Plakaten vorbei, auf denen Präsident Iohannis mit blauer Krawatte Für ein normales Rumänien warb, und an weiteren Werbetafeln, die eine stark geschminkte Frau, einen Mann mit Europapullover und einen Mann in Trachtenhemd zeigten. Es folgten Felder, dann eine größere Ortschaft mit glatten Neubauten und Villen mit zerstörten Stuckfassaden, und ich fragte mich, warum die Villen, die früher so märchenhaft gewesen waren, heute so kaputt aussahen.

Der Zug beschleunigte, und wir fuhren an den Sonnenblumenfeldern vorbei. Vine, vine primăvara schrieb ich in das Notizheft, und in meinen Handgelenken zog es.

Himmelfahrt

Ich stand mit meinem Gepäck neben der Toilette und hielt mir die Nase zu, vor mir die Frau, die in der Nacht unter mir geschlafen hatte. Sie schob den Fuß nach vorne und zog ihn wieder zurück, beugte sich nach unten, zog die Blumen auf ihrem Kleid zu Strichen und seufzte auf Rumänisch: »Aus dem Zug kann man nur springen.«

Ich schob meinen Koffer ein Stück nach vorne, und gerade, als ich sie fragen wollte, ob ich ihr helfen könnte, warf ein Mann auf dem Bahnsteig seine Zigarette auf den Boden und streckte die Arme zu uns hinauf.

»Komm, tanti, ich helf dir!«, sagte er und griff nach den Ikea-Tüten.»Nein!«, zischte die Frau und zog die Tüten zurück.

»Ich helfe Ihnen«, sagte ich. Auf Rumänisch klang meine Stimme tiefer als sonst.Die Frau drehte sich zu mir, ich war mir nicht sicher, ob sie mich erkannte. Ihre Haut war faltenüberzogen, ihre Augen krochen über mein T-Shirt und die Leinenhose. »Na gut. Sie halten meinen Arm, ich klettere nach unten, dann geben Sie mir die Tüten!«

Ihre dicken Finger umklammerten mein Handgelenk, mit einem pfeifenden Geräusch landete sie auf dem Bahnsteig, und ich reichte ihr die Tüten.»Danke, Schätzchen, da bezahlen sie Millionen für die neue Kirche, und aus dem Zug kommt eine alte Frau wie ich nicht raus.« Sie bekreuzigte sich, scheuchte den Mann zur Seite und humpelte davon. Ich landete schwankend auf dem frisch asphaltierten Bahnsteig und zog meinen Koffer aus dem Zug heraus.

Kiki kam mir mit rostrot glänzenden Haaren entgegen.

»Heeelllooo!«, rief sie und küsste mich auf beide Wangen. Ihre Haut roch nach überreifen Pfirsichen. Neben ihr stand ein Mann, der mich mit fehlenden Zähnen angrinste.

»Das ist ein Bauer aus dem Dorf, ich habe ihn zum Bahnhof gefahren«, sagte Kiki auf Deutsch. »So macht man das hier, wir helfen uns gegenseitig! You know?« Der Mann griff nach meiner Hand und küsste sie mit einer leichten Verbeugung.»Danke, bon voyage!«, sagte ich und merkte zu spät, dass das die falsche Sprache war, aber Französisch ging auch immer irgendwie.

Kiki hatte auf dem Platz vor dem Bahnhof geparkt. Ich schleppte den Koffer, während sie meinen Rucksack und die Tasche trug, mittlerweile war es so heiß, dass mir der Schweiß die Beine hinunterlief. Ich erzählte von der Zugfahrt, Kiki nickte und knallte die Heckklappe über meinem Gepäck zu. Als wir im Auto saßen, fuhr sie mit heruntergedrücktem Gaspedal aus der Parklücke heraus und bremste scharf. Der rote Apfel mit der New-York-City-Aufschrift schwang nach rechts, der Riss in der Windschutzscheibe breitete sich aus.

»Idiot!«, schrie sie und schlug dreimal auf die Hupe. »Wo kommt der her?« Sie beugte sich aus dem Fenster. »Ah, Bukarest. Die fahren wie die Verrückten. Früher, da sind sie noch gefahren, wie es sich gehört, wie bei euch. Aber heute, da sind alle verrückt geworden. Alle verrückt! Besonders die aus Bukarest.« Ich drückte mich fest in den Sitz, Kiki schien sich nicht verändert zu haben. Ich überlegte kurz, ihr zu sagen, dass sie auch ein Bukarester Kennzeichen hatte, ließ es dann aber sein.»Jaja, aber man kann nichts machen«, redete sie weiter, »es geht immer weiter, was sollen wir machen. Aber gut, dass du da bist. Wir müssen …« Ihr Handy klingelte, die Melodie irgendeines Hollywoodfilms. »Schau mal, ob das die Anwältin ist. Die wollte schon gestern anrufen, auf niemanden ist mehr Verlass, aber was soll man machen! Mach den Lautsprecher an!«

Ich hielt Kiki das Smartphone vor den Mund, während sie entlang der alten Stadtmauer fuhr, vorbei am Dicken Turm, durch den Kreisverkehr bei der Piața Unirii und am Einkaufszentrum links. Für sie schienen die letzten Jahre nicht stattgefunden zu haben. Obwohl wir kaum in Kontakt gewesen waren, schloss sie genau da an, wo wir aufgehört hatten. Aus dem Handy kam die Stimme eines Mannes, der etwas von einem kaputten Zaun erzählte.

»Du bist doch schon wieder betrunken!«, schrie Kiki. Der Mann sagte etwas von einem parastas, »du kannst dich nicht bei jeder Totenandacht volllaufen lassen. Lass es sein, ich such mir einen anderen Handwerker«, ihre Stimme überschlug sich. Ich hörte nicht mehr zu und drehte den Kopf Richtung Scheibe. Der Gurt drückte in meinen Hals, ich lehnte mich gegen ihn, löste mich und ließ ihn wieder tiefer in meine Haut schneiden.

Vor uns wartete ein Mietwagen auf eine Lücke im Kreisverkehr. »Drück aufs Gas!«, rief Kiki und stimmte in das Hupen der anderen mit ein. Der Mietwagen fuhr los und stieß fast mit einem Auto im zweiten Kreis zusammen. »Um Gottes willen!«, Kiki schüttelte den Kopf, umfuhr die Verkehrsinsel und bog in die Straße mit dem Haus voller Einschusslöcher. Die untere Fassade war renoviert worden, die obere zeigte noch die Zerstörung von 1989. Wieder ein Kreisverkehr, und wir fuhren an der Militärakademie vorbei. Patrie, onoare, datorie, stand in frischem Orange über dem Metalltor. Heimat, Ehre, Pflicht. Daneben auf jeder Seite zwei rumänische und eine europäische Flagge, die flach herunterhingen. Als wir am Sportplatz abbogen, zog es wieder in meinen Handgelenken. Vor uns stand Tante Lias Haus, sandig gelb, ein wie aus dem Boden gewachsener, eckiger Turm, mit einer Dachterrasse, zur Hälfte bebaut mit einem Glashaus.

In den Sommerferien hatte ich neben meinem Vater im Glashaus gelegen und in die Nacht hinausgeschaut. »Nirgendwo ist der Sternenhimmel so schön wie hier«, hatte er gesagt, und ich wunderte mich, dass die Sterne in Rumänien genauso aussahen wie die Sterne in Deutschland.

Kiki parkte vor dem Haus, ich stieg mit steifen Beinen aus, nahm das Gepäck aus dem Kofferraum und stellte mich in den Schatten der Bäume. Von der Hauptstraße kam ein entferntes Rauschen, irgendwo bellte ein Hund. Über uns hämmerte etwas gegen Glas, im ersten Stock schlugen zwei rosafarbene Umrisse gegen die Fensterscheibe. Ich winkte und fühlte die Aufregung durch meine Arme ziehen. Wir gingen den asphaltierten Weg zur Garage entlang. Kiki öffnete die Tür mit einem Ruck, der sie gegen die Wand schlagen ließ. Ein Geruch nach frischem Brot und heißer, abgestandener Luft kam mir entgegen. Alles sah so aus, wie es vor zwei, vor drei, vor zwanzig Jahren ausgesehen hatte. Über der Werkbank hingen Schraubenzieher, Zangen und Sägen aufgereiht, jedes Werkzeug in seinem mit Bleistift gezeichneten Umriss. Nur auf dem Boden hatte sich etwas verändert, dort lagen jetzt Plastikfahrräder und Bälle, über die wir hinwegstiegen, bevor wir durch die Tür das Treppenhaus betraten.

»Ana! Ana!«, rief es von oben. Die Zwillinge sprangen über die Treppenstufen in den Flur hinunter, rannten auf mich zu und umschlangen meine Beine. »Wir haben dich so vermisst!«, riefen sie auf Rumänisch. Es war das erste Mal, dass ich sie reden hörte, als ich das letzte Mal hier gewesen war, hatten sie sich noch murmelnd in ihrer Fantasiesprache unterhalten.

»Das ist unser schönes Haus!«, sagten die Mädchen und drehten sich in ihren rosafarbenen Kleidern mit ausgebreiteten Armen im Kreis. Die Tür zum Garten stand offen, und ich beugte mich nach vorne, um zu sehen, ob zwischen den Rosenbüschen und den Wäscheleinen die Perserkatze lag, aber die Zwillinge hatten mich schon an den Händen gefasst und zur Treppe gezogen. Meine Füße sanken in die teppichbezogenen Stufen, wir liefen an Ölgemälden in verschnörkelten Goldrahmen vorbei, die Heuballen und Bauern in Trachtenkleidung zeigten. Der Geruch von verbrannten Auberginen und Zigaretten lag in der Luft, vermischte sich mit dem meiner verbrannten Haut, und ich fühlte mich wieder wie das Kind, das sechs Wochen im Jahr in einem Land voller Abenteuer und Geheimnisse verbrachte, von denen die Freunde zu Hause nichts wussten und nichts verstanden.

Noch eine Kurve, und wir waren im ersten Stock, doch statt der rauchenden Tante Lia stand dort die halbe Familie. Die Zwillinge ließen meine Hände los und rannten durch die geöffneten Flügeltüren. Die Gespräche stoppten, alle drehten sich um. Mein Blick schweifte über die Tanten und Cousins mit den Weingläsern in den Händen, sie starrten mich an, und ich sah mich in ihren Augen, die Zuspätkommende, die nicht wusste, in welches Stück sie da geplatzt war.

Tante Judit lachte laut, und ich zuckte zusammen. Ihre roten Haare wurden vom Kronleuchter erleuchtet oder erleuchteten den Kronleuchter, so genau konnte ich es nicht erkennen. Ich versuchte ihr Gesicht zu fokussieren, aber schon stand sie vor mir, drückte mich an sich und küsste meine Wangen. Ihre kurzen Haare streiften über meinen Hals und meine Ohren. Ich spürte, wie sich ihre Finger in meinen Kinderarm bohrten, die schlanken Finger der fünf Geschwister, die auch meine Finger waren. Die Finger liefen den Berg hinauf, fragten die Dorfbewohner, wo der Pfarrer wohne. »Unde locuieşte popă?«, fragten sie, wanderten weiter hinauf, liefen durch Gewitter, durch dunkle Wälder und kamen schließlich am Kinn des Kindes an, wo der Hund wartete, der gekitzelt werden musste, um den Pfarrer zu erreichen.

Judit fasste mich an den Schultern und schaute mir in die Augen.

»Bună seara!«, sagte ich endlich. »Bună seara!«, sagte die Familie.

»Ana! Die große Filmemacherin! Wie geht es dir?«, fragte Judit, während sie mich zu Naela führte, »im Frühling hundert Jahre geworden, unsere Sequoia, kannst du dir das vorstellen?«

Meine Großtante saß am Tisch in der Zimmermitte zwischen Tomaten, Schafskäse und Auberginencreme. Ihre schulterlangen weißen Haare wurden von einer rosafarbenen Schleife zusammengehalten. Ihre Augen schauten erst durch die Gläser der Hornbrille und dann durch mich hindurch.

»Wie geht es …«, begann ich und wusste nicht weiter. Die älteste Generation wurde gesiezt, »ein Ausdruck von Respekt«, hatte Marius einmal erklärt. Während ich darüber nachdachte, ob das auch für mich galt, begann Judit mich vorzustellen.

»Ana, sie hat oft mit uns Karten gespielt.« Naela reagierte nicht.

»Nicus Tochter«, ergänzte ich, und in den Augen der Tante erschien so etwas wie Erkennen.

Bevor ich es festhalten konnte, zog Judit mich weiter.

»Sie hat aufgehört zu sprechen, sitzt den ganzen Tag im Garten und schreibt französische Medizinbücher ab. Was für eine Zeitverschwendung!«

Wir traten zu Tante Lia, Judits Schwester, die mit einem Schnapsglas in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand im Ohrensessel am Fenster saß. Die Zwillinge hatten die Köpfe auf ihren langen Rock gelegt und schauten auf den Fernseher, über dessen Bildschirm sich Fotos von Bergketten und Holzhütten schoben. Als sie sich selbst darauf erkannten, sprangen sie auf und klatschten in die Hände.

Ihre Hütte sei sehr groß und sehr schön, begannen sie zu erzählen, und der Bürgermeister des Berges habe Hunde, die groß wie Schafe seien und vor denen sogar die Bären Angst hätten, aber sie, sie hätten vor nichts Angst. »Wir blasen in unsere Pfeifen, und die Bären laufen in den Wald hinein.«

Judit beugte sich zu den Mädchen hinunter, küsste ihre Köpfe und murmelte so lange etwas von furchtlosen Prinzessinnen und mutigen Kämpferinnen, bis beide lachend davonrannten.

Tante Lia erhob sich, um mich zu begrüßen. Kurz blitze es hell in ihren Augen, ein Riss in der Mauer, die sie hier alle errichtet hatten. Unsere Gesichter entfernten sich wieder voneinander, ich drehte mich um und küsste mich weiter über faltige und weiche Wangen, bis ich bei meinem Cousin Iancu ankam, der Schnaps aus Plastikflaschen in Kristallgläser füllte.

»Aus dem letzten Herbst«, sagte er lächelnd und reichte mir ein Glas von der Anrichte, die wie alle anderen Möbel aus schwarz bemaltem Holz gefertigt war. Ich schaute auf die Grübchen in seinen Wangen und vergaß durch den Mund zu atmen, als ich den ţuică entgegennahm. Der beißende Geruch des Schnapses ließ mich husten. Mittlerweile war auch Kiki heraufgekommen, sie hatte sich eine Strickjacke über die Schultern geworfen und lächelte breit, sodass alle ihre Zähne sehen konnten.

»In Amerika gemacht«, hatte sie mir im Auto erzählt, »ich war ein paar Wochen da, Freunde besuchen, you know, und zu meinen Ärzten bin ich auch gegangen, jaja, ich hatte ein paar wichtige Termine, welche? Na, das ist meine Sache, aber sie waren wichtig, weißt du.«

Iancu verteilte die Schnapsgläser, und wir hoben sie in die Luft. »La mulţi ani mama!«, rief er Tante Lia zu und beglückwünschte auch die Zwillinge. Ich schaute ihn verwirrt an.

»Hatten sie alle Geburtstag?«, flüsterte ich Judit zu. »Aber nein!«, rief sie viel zu laut. »Heute ist Maria Himmelfahrt! Aber meine Liebe, du heißt ja auch Maria! Herzlichen Glückwunsch zum Namenstag!« Ich schrumpfte hinter meinem Schnapsglas zusammen. Die anderen lächelten nachsichtig.

»Sănătate!«, riefen die Tanten. »Noroc!«, riefen die Cousins.

Ich kippte den Schnaps in einem Zug hinunter. Er brannte und wärmte, und ich dachte an das Gemälde, das irgendwo darauf wartete, dass ich es abholte.

Bald wusste ich nicht mehr, in welcher Zeit ich war. Die Standuhr hatte einige Male geschlagen, nach dem selbstgebrannten Schnaps hatte ich selbstgemachten Wein getrunken und den Essiggeschmack mit Weißbrot aufgesaugt. Ich schlängelte mich von Gruppe zu Gruppe, sprang in ein Gespräch und verließ es wieder. »Was hast du noch gemacht, Ana?«, fragten sie. Ich erzählte von der Dokumentation, die ich gerade schnitt und die »emotional, laut und schnell« sein sollte.

»Du musst einmal etwas über Rumänien machen!«, sagte Kiki, ich starrte auf meine Brotscheibe mit salată de vinete, hörte eine Stimme »Ich dachte immer, Transsilvanien sei erfunden« sagen und eine andere »Prostituierte und Auftragsmörder, das sind sexy Themen«.

»Gerade geht es bei uns mehr um das englische Königshaus«, murmelte ich und versenkte die Stimmen in der Auberginencreme.

»Lasst sie!«, sagte meine Cousine Adriana mit lauter Stimme und trat neben mich. Sie war wie immer ganz in Schwarz gekleidet, nur ihre Lippen waren rot. Mit dem schlanken Gesicht, den hohen Wangenknochen und schwarzen Haaren sah sie ihrem Bruder Iancu sehr ähnlich, nur die Grübchen fehlten.

»Komm zu André und mir, erzähl uns von deiner Dokumentation, du weißt, er liebt Geschichten über die Königshäuser, der letzte Monarch Rumäniens.«

André stand am Fenster und rauchte Pfeife, er war blond wie sein Sohn Marius, so blond, wie ich immer hatte sein wollen, seine Familie lebte nahe der ukrainischen Grenze. Ich musste nur ein paar Stichwörter nennen, dann begann er mit einem Vortrag über die Verbindung zwischen dem rumänischen und dem deutschen Königshaus.

»Interessant«, sagte ich und ließ mich in den Strom der Stimmen fallen, die mich davontrugen, nur hin und wieder von Wörtern unterbrochen, die ich nicht kannte. Ich wiederholte sie flüsternd, sie klangen fremd und vertraut.

Da klingelte es an der Tür. Die Zwillinge rannten zum Fenster, kletterten auf den zweiten Ohrensessel und schlugen gegen die Scheibe. »Bogdan!«, riefen sie.

»Ruhe!«, rief Lia.

Bogdan kam mit an die Brust gedrückten Pralinenpackungen die Treppe herauf, unter seinem Arm klemmten Sektflaschen. Oben angekommen, blieb er einen Moment stehen, auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen, seine blauen Augen flogen über den Raum, während er servus rief und dann »Ana!«, als würde er sich besonders freuen, mich zu sehen, obwohl wir immer nur wenige Worte miteinander gewechselt hatten. Er gehörte zu den Großcousins, bei denen ich immer wieder vergaß, wie genau wir verwandt waren. Die Zwillinge liefen auf ihn zu, er riss die Schokoladenpackungen auf und hielt sie ihnen hin. Sie schoben sich eine Praline nach der anderen in den Mund.

»Jetzt, wo alle da sind: Ich habe eine Überraschung!«, rief Kiki und ging in die Küche. Iancu räumte den Tisch frei, holte Sektgläser aus dem Schrank und wollte eine Flasche öffnen.

»Warte«, sagte Bogdan, »Champagner! Hab ich mitgebracht, als ich in Frankreich war!« Er drehte den Korken aus seiner Flasche und füllte die Gläser. Kiki kam mit einem Tablett aus der Küche, ging auf den Tisch zu und stellte die riesige Torte vor den Tanten ab. Lia kniff den Mund zusammen, Naelas Gesicht blieb ausdruckslos, Judit begann laut zu lachen.

Auf der Torte war ein von Sahne umrahmtes Foto platziert, ein Haus mit Türmen, hohen Fenstern und Spitzdach.

»Das Rumänische Haus auf einer Sahnetorte!«, rief Judit.

»Von meiner Freundin, der besten Konditorin der Stadt, das Originalfoto habe ich bei den Bauplänen des Ururgroßvaters gefunden. Das Foto ist aus Lebensmittelfarbe, ihr könnt es essen«, sagte Kiki strahlend.

»Auf das Haus!«, rief Bogdan und hielt sein Glas in die Höhe.

»Auf den gewonnenen Prozess!«, rief Kiki.

»Auf Lia und Judit, die dreißig Jahre lang gekämpft haben, dass wir alles zurückbekommen«, rief Iancu.

»Von wegen alles«, murmelte Lia.

Naela rührte sich nicht, also nahm Judit als Zweitälteste das Messer und schnitt durch das weit herunterhängende Dach mit den runden Fenstern. Bogdan ließ sich ein besonders großes Stück geben. Ich nahm ein kleineres, ein Stück Dach mit Holzschnitzereien, und spürte den Zucker, der mir als Kind zwischen den Zähnen gesessen hatte, wenn ich mit meinen Eltern in die Konditorei gegangen war. Ich hatte mir aussuchen dürfen, was ich wollte, egal, wie viel es kostete, und hatte mich immer für ein Stück mit Vanillepudding entschieden. Meine Mutter bestellte Nusskuchen, mein Vater Dobostorte aus Schokoladen-, Buttercreme- und Karamellschichten. Zusammen standen wir an den Stehtischen vor der Konditorei. Meine Mutter redete über die Pläne für die nächsten Tage, mein Vater schaute auf das Rumänische Haus auf der anderen Straßenseite, das einmal sein Zuhause gewesen war, »bevor die Kommunisten kamen«, ich aß langsam meinen Kuchen.

Irgendwann waren wir nicht mehr zur Konditorei gegangen, und Nicu hatte nicht mehr über das Haus gesprochen. Ich hatte die Geschichte des Hauses in die anderen Geschichten eingereiht, die er erzählte und die ich als Kind geglaubt und dann vergessen hatte.

Adriana reichte mir eine Gabel, ich probierte von der Torte, sie war weniger süß, als ich erwartet hatte.

»Die Torte ist nicht süß genug«, sagte Lia.

»De gustibus non est disputandum«, sagte Judit. »Was bedeutet das?«, sie schaute die Zwillinge an.

»Über Geschmack lässt sich nicht streiten«, antworteten sie und schoben sich Gabeln voller Sahne in den Mund.

»Ich habe nach der Bedeutung, nicht der Übersetzung gefragt! Und esst nicht so gierig«, Judit reichte beiden Servierten.

»Geschmack ist nicht richtig oder falsch«, beeilte ich mich zu sagen.

Iancu griff nach der leeren ţuică-Flasche.