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November 1944. Slowakei. Ein früher und bitterer Winter wird erwartet. SS-General Höfle will die Partisanen, die sich in die Berge zurückgezogen haben, zu Tode hetzen. Kälte, Fieber und Hunger sollen die töten, die keine Kugel trifft. Zu den slowakischen Partisanen gehören auch zwei Deutsche, die eines Nachts aus einem sowjetischen Flugzeug abgesprungen sind, sie tragen sowjetische Uniformen ohne Rangabzeichen und haben russische Decknamen. Auch die Partisanen dürfen nicht wissen, dass sie Deutsche sind – Deutsche, wie diejenigen, die sich jetzt auf das Gebiet zubewegen, in dem die Erdbunker der Partisanen liegen. Wieso wussten ihre Feinde so genau Bescheid? Und was war mit den Posten geschehen, die so getarnt standen, dass sie nur der Eingeweihte entdecken konnte? Ein gnadenloser Wettkampf zwischen den heranziehenden SS-Leuten und den Partisanen beginnt, darunter den beiden Deutschen. Bärenbach und Fechner. Obwohl der Tod, getarnt mit weißen Schneehemden und Kapuzen, von allen Seiten kommt, können sie mehrfach entkommen. Aber können sie sich auch in das neue Operationsgebiet absetzen? Und dann: Der Schuss fiel plötzlich. Es war ein einzelner Schuss. Fechner krümmte sich zusammen, ehe er seitwärts zwischen die Tannen stürzte. Sofort warf sich auch Bärenbach in ihren Schutz. Wer hatte geschossen? War es nur ein Schütze? Lauerte er mit anderen im Schutz der Stämme?
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Seitenzahl: 226
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Jan Flieger
Das Tal der Hornissen
ISBN 978-3-86394-475-9 (E-Book)
Die Druckausgabe erschien 1985 beim Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin.
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
© 2012 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de
Generalmajor a.D. Josef Schütz möchte ich meinen Dank für die Hilfe aussprechen, die er mir beim Schreiben dieses Buches durch die Schilderung seiner Erlebnisse gegeben hat.
Es gibt kein Schicksal außer dem, das wir uns selber schaffen, mit eigener Hand, mit unserem Blut.
Pablo Neruda
Über Banská Bystrica kreisten die Krähen...
Die Alten in den slowakischen Tälern sprachen von einem frühen und bitteren Winter in diesem Jahr.
In der Kathedrale wurde das Tedeum zelebriert, und Josef Tiso selbst, dem Panzerzug entstiegen, las die Messe zur Feier des Sieges, Priester und Präsident und Kollaborateur.
Die Männer vor ihm in den schwarzen Uniformen mit dem Totenschädel erhoben ihre Augen zum Kopf mit der Dornenkrone. Aber ihre Herzen erfüllte kein Friede. Sie wussten: Selbst von den Bergen aus, in die sie sich zurückgezogen hatten, würden sie noch weiterkämpfen, diese Soldaten der slowakischen Armee.
Höfle, der General der SS, trat aus der Kathedrale.
Er konnte beginnen, der November neunzehnhundertvierundvierzig. Nun würden seine Männer die Partisanen hetzen und Kälte, Fieber und Hunger die töten, die keine Kugel traf...
Durch das weiße Tal nahte der Tod...
Bärenbach sah ihn kommen, und auch seine Gefährten sahen ihn, die neben ihm hinter den Tannen standen, hinabspähten und ihre Waffen luden, als ginge es in ein geplantes, in ein durch ihre Aufklärer vorbereitetes Gefecht. Aber es würde ein Treffen mit dem Tod werden. Und es war unfassbar, wie genau sich der Ring des Feindes um das Gebiet schloss, in dem ihre Erdbunker lagen. Woher kannte der Gegner ihren Standort? Und wie hatte er die Posten geräuschlos überwältigen können? Nur Jurek, Zatko und Vasek hatten geschossen. Aber es waren die letzten Posten gewesen. Vor ihnen, weit vor ihnen, standen andere. Was war mit denen geschehen, die so getarnt standen, dass sie nur der Eingeweihte entdecken konnte?
Über die Kahlfläche, die zwischen den Talwänden ausgebreitet schien wie ein gewaltiges weißes Tuch, zog sich eine Schützenkette des Feindes hinweg, die kein Ende nehmen wollte. Sie kam aus dem Wald, überquerte die Talsohle und tauchte in die Tannenschonung unter, die sie noch trennte von Bärenbach und seinen Gefährten.
Es ist die SS, dachte Bärenbach, denn nur sie wagte sich noch auf die Berge, wenn ein ortskundiger Faschist als Führer diente, ein Hlinkagardist. SS-Männer waren ein gnadenloser Feind, sie waren wie Bluthunde. Es konnten Männer der Division "Horst Wessel" sein, auf die sie schon mehrfach gestoßen waren.
Bärenbachs Blick streifte die Kameraden.
Wir können sterben, dachte er, viele von uns. Und selbst jetzt, im Angesicht des Todes, werden die Gefährten nicht wissen, dass ich in meiner Uniform der Roten Armee und Fechner - abgesprungen aus einem sowjetischen Flugzeug über ihren Bergen - nicht Russen sind, sondern Deutsche wie ihre Todfeinde, die durch die Tannenschonung zu ihnen heraufsteigen und selbst in ihrem Rücken lauern, auf dem Gipfel des Berges. Nie haben sie es ahnen können, weil Fechner und ich tschechisch sprachen oder russisch und uns Sergej nannten und Boris.
Bärenbach fröstelte leicht. Was dachten sie, diese Männer neben ihm, für die er ein Gefühl empfand, als wären sie, so wie sie neben ihm standen, seine Brüder und schon lange in sein Leben getreten? Nicht erst in diesen Monaten, die seinem nächtlichen Absprung gefolgt waren über dem slowakischen Land, dessen Sprache er beherrschte, weil er in einer deutschen Gemeinde im böhmischen Erzgebirge geboren worden war und sie während der Dienstzeit in der tschechoslowakischen Armee, lange vor dem Krieg und noch unter Beneš, von Slowaken erlernt hatte. Er, auf den ein hoher Kopfpreis stand im Reich der SS, kämpfte mit Gefährten, die jeden Deutschen hassten in diesem Krieg. So galt seine Vorsicht auch dem Freund.
Mit jedem seiner Kameraden verband ihn eine Erinnerung, eine Aktion - ein gesprengter Zug, eine vernichtete Einheit der SS -, mit jedem hatte er oftmals Schulter an Schulter gekämpft. Mit jedem von ihnen war er häufig dem Tod sehr nahe gewesen. Viele aus seiner Abteilung hatte er selbst begraben - er dachte an Mirko, an Vasek, den Sibirier Andrej, an Horák.
Und nach diesem Kampf würde es neue Tote geben, denn manchem würde es nicht gelingen, den tödlichen Ring zu sprengen.
Hanuš? Kam er zurück in sein Bergdorf? Zu seinem schwarzhaarigen Nachtgebet, wie er Halina scherzhaft nannte? Ahnte Hanuš, dass er in Minuten sterben konnte? Oder war er der einzige, der entkommen würde?
Oder Karel, dieser Draufgänger, dieser Feldwebel, der zu den slowakischen Soldaten und Offizieren gehörte, die Ende Oktober neunzehnhundertdreiundvierzig bei Melitopol übergelaufen waren zur Roten Armee? Er, der oft gekämpft hatte im barbarischen Nahkampf mit der SS. Wusste er, dass das hier das Ende sein konnte?
Aber ein Karel gab nie auf, er kämpfte bis zur letzten Patrone, die Arme würde er nie heben, um sich zu ergeben.
Oder Janos, der aus Bratislava stammte, wo er auch zum Zeitpunkt des Aufstandes in der Garnison diente, einer von denen, die noch vor der Entwaffnung durch die Deutschen in das Aufstandsgebiet geflohen waren, nach Banská Bystrica? Bereute er? Entwaffnet hätte er überleben können...
Und Wsewolod, der hinabblickte mit starrem Gesicht? Nahm er innerlich Abschied von seinem Ährenland weit hinter Minsk? Von seinen Birkenwäldern, die er so liebte und von denen ein Lied erzählte, das er auf der Mundharmonika spielte? Wie oft hatte er sie ermuntert, dieser Teufelskerl, wenn sie im Erdbunker hockten vor einem Einsatz oder danach, in nasser Kleidung, die Gesichter gezeichnet vom Kampf, wenn der Hunger in ihren Därmen bohrte und es kein Brot gab, keine Kartoffeln, nichts.
Diesen Wsewolod konnte er sich nicht vorstellen als Toten, als erstarrtes Bündel im Schnee.
Und er selbst? Dachte er an den eigenen Tod? Der beste Tod war ein Geschoss, das ins Herz schlug oder in die Stirn, mitten im Kampf. Doch es gab andere Tode...
Rosel, dachte er mit einem Mal, er dachte ganz stark an seine Frau, er dachte an seine Kinder, an Hilde, an Ida, an den Jungen, den Jüngsten, der seinen Vornamen trug. Wann hatte er sie zuletzt gesehen? Sechs Jahre lag der Abschied zurück. Eine unwahrscheinlich lange Zeit, eine unübersehbare Zahl von Tagen.
Aber er musste an den Kampf denken, er war das einzige, was jetzt galt...
In ihrem Rücken verwehrte der Berg die Flucht, auf dessen Gipfel der Feind im Krummholz lauerte, und im Süden gab es die Schlucht, die er bereits genommen hatte, wie der Schusswechsel verriet, der Minuten zurücklag.
Sie alle besaßen genügend Erfahrung, um das Hämmern deutscher Sturmgewehre von den sowjetischer Maschinenpistolen unterscheiden zu können, die Zatko, Jurek und Vasek besaßen, die Wachen an diesem Morgen. Ihre Waffen aber schwiegen längst, und als letzte waren Sturmgewehre zu hören gewesen. Und alle drei hatten den strikten Befehl gehabt, nur im äußersten Notfall zu schießen, nur dann.
Der Tod kam von allen Seiten auf sie zu, kam mit weißen Schneehemden und Kapuzen getarnt, kam mit den Totenschädeln der SS. Nur sahen sie ihn nicht mehr. Aber Schritt um Schritt zog er seinen Todesring enger um sie.
Die Männer neben Bärenbach besaßen Gewehre und Schpagins mit dem Trommelmagazin, vier hatten deutsche Sturmgewehre vom Typ MP 44 - Beutewaffen im Ergebnis der Kämpfe. Sie trugen slowakische Uniformen oder deutsche Uniformmäntel zur Täuschung des Feindes wie Fechner. Bärenbach trug die Uniform, in der er abgesprungen war, die Uniform der Roten Armee, nur ohne Rangabzeichen.
Bärenbachs Lippen wurden schmaler, als er an seine Worte dachte: Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass wir uns durchschlagen, immer zu zweit, und es muss in der Schonung geschehen, zwischen den Tannen, weil sie so dicht stehen.
Aber wem würde es gelingen? Ihr Schicksal war mit dem Zufall eng verbunden.
Die ihnen entgegenkamen in der Schonung waren geübte Töter, ausgesucht, und besaßen sicher Erfahrungen im Partisanenkrieg. Bärenbach war erschöpft, doch nicht die Kälte brachte die Erschöpfung, nicht die Märsche und Einsätze, sondern der immerwährende Hunger. Er sah erneut die Gefährten an, die sich vorbereiteten auf den Kampf. Im bleichen Licht des Frosttages wirkten ihre Gesichter wächsern.
Bärenbach entnahm seinem Rucksack zwei Handgranaten und legte die Reservetrommeln für die Maschinenpistole griffbereit, so dass er sie ohne Verzögerung aus dem Rucksack herausreißen konnte.
Seine Hand glitt über die Pistole in der Tasche seines Mantels. Ihre letzte Kugel würde er für sich selbst aufsparen. Die Pistole war nicht mehr die Tokarew, die er beim Absprung besessen und bei einer nächtlichen Flucht verloren hatte. Es war eine Walther P 38. Sie war leichter als die Tokarew, und mit ihr traf er jedes Ziel. Diese Walther verschmolz förmlich mit seiner Hand. Sie hatte ihm zweimal das Leben gerettet, einmal, als die Maschinenpistole versagte beim Gefecht mit den fünf Feldgendarmen, und damals, in der Nacht des Nahkampfes mit der SS am Stellwerk in Oviz.
Es war die schnellste Pistole, die er kannte, und die sicherste. Bei jedem Einsatz trug er sie durchgeladen und gesichert mit sich.
Den Feldgendarm mit den Abzeichen eines Oberfeldwebels, der in der Kneipe sein Soldbuch verlangt hatte, weil Bärenbach vor der Sprengung des Tunnels eine deutsche Uniform trug, schoss er mit ihr nieder. Der Griff zum Sturmgewehr wäre nicht mehr möglich gewesen.
Dann prüfte Bärenbach die Zünder der zwei Handgranaten und schob die eiförmigen, geriffelten Stahlkörper in die Manteltaschen.
Er verschnürte den Rucksack und schnallte ihn wieder auf den Rücken. Er enthielt ein wenig Brot - das würde ihm helfen, den Hunger für zwei oder auch für drei Tage zu betäuben -, ein paar Handgranaten, drei gefüllte Trommelmagazine für die Maschinenpistole und Munition, etwas Verbandzeug und eine Feldflasche, die er vergessen hatte zu füllen.
Bärenbach erhob sich.
Die Männer umarmten sich schweigend. Morho, der Gruß der Partisanen, war wie ein Abschied und für immer.
Das dumpfe Gefühl in Bärenbachs Magen wich einer kalten Ruhe. Er entsicherte die Maschinenpistole. Sein Blick glitt zu den steil ansteigenden Höhen, die oft bis zu ihren Gipfeln von dichten Wäldern bewachsen waren. Die Berge hatten ihnen Schutz gewährt, die Berge, die beinahe endlos über- und hintereinander den Horizont ausfüllten und von denen eine Schwermut ausging, die auch über den Tälern wie ein Nebel lag.
Die Berge schwiegen...
Die Männer glitten in die Schonung, die sich gewaltig ausdehnte und hinabwuchs bis tief in das Tal. Die Bäume waren mannshoch und standen sehr dicht.
Mit Bärenbach ging Fechner.
Tiefe Stille herrschte. Keiner, der es nicht wusste, würde ahnen können, dass zwanzig Männer in Gruppen zu je zwei Mann und in einem Abstand von zehn Metern über die Kämme, die das Tal begrenzten, entkommen wollten. Die einen würden hinabsteigen zum Seitenkamm, der ihnen gegenüberlag, die anderen würden weiterlaufen im Wald unterhalb des Kammes.
Bärenbach sah Fechner zittern - es konnte die Kälte sein oder die Furcht, aber vielleicht waren es auch beide gleichermaßen.
Seine Ohren waren erfüllt vom Knirschen der Schritte im Schnee, obwohl er die Füße mit unendlicher Sorgfalt aufsetzte. Die schweren Zweige der Tannen schlugen ihm ins Gesicht. Wir können sterben, dachte er, denn sie werden auch im Tal lauern, wenn wir die Schonung überwunden haben und noch leben. Viele werden in der Schonung sterben. Sie haben uns umzingelt, und nur in der Schonung können wir ihnen ausweichen. Ihre dicht stehenden Bäume sind unser einziger Schutz.
Seine Augen starrten in das Gewirr der Zweige, die die Last des Schnees herabdrückte, der auf ihnen lag. Bärenbach erschrak, als er das Klicken eines Gewehrverschlusses hörte. Aber die Waffe gehörte einem von den eigenen Kampfgenossen. Noch...
Wenn zwei Gruppen oder drei das Feuer der Schützenkette auf sich lenken würden, mochte ihr Plan gelingen, nur dann. Aber wenn sie in gleicher Weise auf sie zukamen, gestaffelt liefen, in drei Treiberreihen...
Bärenbach erschauerte. Der Feind hatte genug Männer, und die Jäger in ihrem Rücken würden bald ihren Spuren folgen, die in die Schonung führten. Zwischen zwei Feuer aber durften sie nicht geraten.
Der Schnee zu seinen Füßen lag unberührt. Er war in der Nacht gefallen. Bärenbach schritt weiter durch die schmale Baumgasse. Einmal blieb er stehen, lauschte. Fechner stand in der anderen Gasse, seine Hände verkrampften sich um die Maschinenpistole. In seinen Augen sah Bärenbach Unruhe.
Sie schlichen weiter. Eine Wildfährte zog über den Schnee. Den Schneefall nahm Bärenbach erst wahr, als er sich Flocken aus den Augen wischen musste und er einen Moment lang die Hand von der Waffe löste, so dass sie nur vom Gurt gehalten wurde.
Es war still, und er hörte beinahe den Schnee fallen.
Weiter stapfte er und weiter. Und in jedem Augenblick, der dem vergangenen folgte, konnte es geschehen. Dem Auftauchen des Feindes musste sofort der Schuss folgen, der tödliche.
Bärenbach hielt die Maschinenpistole mit der rechten Hand, mit der linken schob er die Zweige vorsichtig zurück. Nach fünf Schritten stand er wieder, lauschte, schritt erneut weiter.
Aber die Schritte der anderen, die ihnen entgegenkamen, würde er nicht hören können, wenn er sich selbst bewegte. Die waren im lautlosen Gehen geschult. Bärenbach selbst hatte es im Ausbildungslager gelernt, er konnte sich auch im heißesten Sommer beinahe ohne jedes Geräusch in einem Wald bewegen. Man durfte nur mit der Außenkante der Sohle auftreten, allein dann spürte man das kleinste Astchen sofort, wich seinem Knacken aus, indem man das Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte.
Aber im Winter galten andere Gesetze. Im Winter war die Landschaft stiller als im Sommer, tödlicher, wenn ein Geräusch über das Leben entschied.
Ein Geräusch, ein einziges Geräusch...
Der Feuerschlag setzte plötzlich ein. Es klang, als ob riesige Wassertropfen in schneller Folge auf ein gewaltiges glühendes Blech schlügen. Das Knallen war neben ihm, vor ihm, kam von links, von rechts. Bärenbach hastete vorwärts, und er warf sich in den Schnee, als er eine Gestalt sah, ihre Augen, die ihm unnatürlich groß erschienen. Er schoss in sie hinein. Er sah einen zweiten Mann, einen dritten, er feuerte erneut. Er hörte Schreie, Stöhnen, und er sprang über Sterbende hinweg. In der anderen Gasse schoss Fechner.
Bärenbach hetzte weiter.
Und wieder sah er zwei Männer, die er mit seiner Schpagin traf, und er tötete noch vier, als er die Gassen zwischen den Tannen wechselte. Das Tal!
Vor ihm lag das Tal, seine weite weiße Fläche und der Wald auf der anderen Seite, der hinaufwuchs bis zum Kamm.
Keuchend stand Fechner neben ihm. Wie der Stein einer Schleuder schnellte Bärenbach vorwärts, lief, weil er leben wollte. Wenn er ihn erreichte, den Rand des Waldes im Tal, würde er sich retten können.
Er riss den stürzenden Fechner hoch. "Lauf, Fechner", schrie er, "lauf!"
Bärenbach lief gebückt. Er sprang, warf sich hin, lief, spürte die Geschosse neben seinem Körper vorbeijagen, und es war wohl ein Wunder, dass sie die Bäume erreichten, er und Fechner.
Bärenbach warf sich, das Gesicht voran, auf die Erde, als die Sohle des Tales und die Schneefläche hinter ihm lagen. Mit rotgeäderten Augen starrte Fechner ihn an. Bärenbachs Knie zitterten, und sein Atem überschlug sich. Fern, ganz fern, hörte er Schüsse. Hatten sie alle Bunker der anderen Gruppen entdeckt? Bärenbach dachte an den neuen Anlaufpunkt für einen solchen Ernstfall. Täler trennten ihn von dort und Kämme. Ein langer Marsch. Ein schwerer Nebel hüllte die Bäume ein. Bärenbach versuchte den Kopf zu heben, aber es bereitete ihm unsagbare Mühe. Sein dampfender, erschöpfter Körper lag im Schnee.
Noch immer fielen Schüsse, aber das giftige Bellen der Maschinenpistolen klang sehr fern. Dann ratterten zwei Maschinengewehre, und Handgranaten detonierten.
"Sind wir die einzigen?", fragte Fechner leise. "Wir sind noch nicht durch", keuchte Bärenbach. Er musste das Magazin seiner Schpagin nicht wechseln, denn er hatte nur ein Drittel seiner einundsiebzig Schuss verbraucht. Plötzlich sah er die Verfolger. Es waren sieben Männer, und sie liefen gebückt ihrem Versteck entgegen, als ob sie wüssten, wo Bärenbach und Fechner lagen.
Bärenbach zielte, aber erst, als er ganz ruhig atmete und sie nahe genug heran waren, schoss er. Vier weiße Gestalten kippten in den Schnee - sie fielen ohne Laut. Die anderen sah Bärenbach nicht mehr. Aus der Schonung kamen immer neue Verfolger, aber sie verschwanden wieder in deren Schutz, als Bärenbach eine Salve hinüberschickte.
"Kommt nur", murmelte er, "kommt nur her."
Sie können tot sein, dachte er dabei, Hanuš, Karel, Wsewolod und mancher andere. Aber vielleicht haben es doch noch mehr geschafft, sind entkommen über den Kamm, der ihm nun gegenüberlag?
Ferne Schüsse verrieten, dass auch die anderen Bunker entdeckt waren.
Bärenbach beobachtete das Gelände, dabei wünschte er, dass sich die Verfolger, vielleicht auch nur einer, zeigen würden. Er behielt den Finger am Abzug.
"Wir können nicht warten", sagte er, als er tiefer in das Dickicht glitt, "sie umgehen uns. Es sind zu viele."
Dieser verfluchte Schnee, der die Schritte zur Qual machte!
"Komm!", sagte er zu Fechner.
Der Wald wurde tiefer. Dann stieg er so steil an, dass sie sich nur Meter um Meter hinaufarbeiten konnten. Der Nebel war dichter geworden, unmerklich.
"Wie eine Waschküche", sagte Fechner, als sie den Kamm überquerten und keuchend zurücksahen in das Tal.
Sie liefen weiter durch einen Fichtenwald, und sie stiegen hinab in ein Hochtal. Sie sanken bis zu den Knien in den Schnee und tiefer. Sie spürten, wie das mühsame Gehen im Schnee die Kräfte verbrauchte.
"Am Wildbach müssen sie unsere Spur verlieren", keuchte Bärenbach.
Sie hörten schon ein Plätschern, noch ehe sie den Bach sahen. Bärenbach wusste: Sie mussten in ihm weiterwaten bis zu den Felsen, die in das Wasser ragten, und sie mussten sie ersteigen und dann oben auf dem neuen Kamm weiterlaufen. Nur so konnte sich ihre Fährte verlieren, denn die Verfolger würden neben dem Wasser entlanghetzen, das abwärts floss, würden vorbeilaufen an den Felsen.
Wie Spinnenbeine krallten sich Bärenbachs Finger in die Wand des Felsens. Unendlich vorsichtig ertastete er den Weg nach oben mit den Fingern, Knien und Füßen. Aber er kannte die Felsen, denn an dieser Stelle waren sie schon hinaufgestiegen, nur war es Herbst gewesen und das Gestein nicht vereist. Auch Fechner schaffte den Aufstieg.
Sie liefen weiter und wichen den Straßen aus, und sie vermieden, die Berge zu ersteigen, die aus den Wäldern emporzuwachsen schienen und zwischen denen wie eingeschnitten Täler lagen.
Beim Abstieg glitten sie aus, stürzten, bis Gestrüpp ihren Fall aufhielt, und Zweige schnitten wie Messer in ihre Gesichter, ihre Hände. Stiegen sie bergauf, rutschten sie aus, und jedes Mal blieben sie einen Augenblick lang liegen, um zu verschnaufen. Sie waren überzeugt, dass die SS ihnen noch immer folgen würde. Sicher waren es nicht viele, aber die Zähesten gewiss.
Der Schneefall setzte aus, und der Nebel wich einer blassen Sonne.
Bis zum Mittag kamen sie gut voran. Sie aßen Brot, doch teilten sie es ein, sie wussten nicht, wann sie wieder etwas Essbares erhalten würden. Aber dann begann der Durst, und obwohl die Kälte zunahm, machte er ihre Münder trocken und das Schlucken zur Qual.
Nach dem Sonnenstand schlossen sie, dass es ein oder zwei Uhr sein mochte. Sie stießen auf eine Straße, die von beiden Seiten von dichtem verschneitem Gesträuch umsäumt war. Fahrzeuge hatten den Schnee festgewalzt zu einer dünnen schmutzigen Decke. Das Geräusch vor ihnen nahm Bärenbach nur wahr, weil seine Sinne überwach waren. Blitzschnell warfen sie sich hinter die Büsche, blieben reglos liegen.
Es war eine Gruppe deutscher Soldaten, die in einer Reihe vorbeizog. Sie trugen ihr Sturmgepäck, und die Karabiner hingen von ihren Schultern herab, so dass die Läufe nach vorn wiesen, in Richtung ihrer Schritte. Schweigend marschierten sie, ihre Gesichter erschienen Bärenbach steinern, tot. Er hätte sie niedermähen können, ohne Gewissensbisse zu verspüren, denn aus dem Abstand glichen sie nicht menschlichen Wesen, sondern Maschinen, die nur töten konnten. Und doch wusste er im Augenblick seines höchsten Hasses, dass hinter diesen erstarrten Soldatengesichtern, hinter ihren Stirnen, die der Helm verdeckte, Erinnerungen aufgespeichert waren, Gefühle und Wünsche, und dass ein jeder von ihnen auf irgendeine Weise anders war als die übrigen. Jeder war ein Mensch. Und doch ein Feind. Ein Todfeind! Aber er durfte nicht schießen, weil dann die Verfolger mit Sicherheit ihre Spuren finden würden.
Erst als die Gruppe schon lange vorbeigezogen war, setzten Bärenbach und Fechner in der entgegengesetzten Richtung ihren Weg fort.
Sie verließen die Straße, um in einem Tal einen Bach zu finden, bahnten sich einen Weg abwärts durch den Schnee. Sie fürchteten, dass sie ihr trockenes Brot nicht mehr hinunterbringen würden ohne Wasser.
Sie erreichten eine Talsohle und arbeiteten sich an den Bach heran. Das Wasser war so kalt, dass die Zähne schmerzten und die Finger, auch wenn man sie nur kurz in den Bach tauchte. Sie füllten ihre Feldflaschen, damit sich das Wasser während des Marsches erwärmen konnte.
Einem Waldabschnitt folgte ein alter Holzschlag, auf dem wieder junge Bäume wuchsen. Der Kamm, zu dem sie hinaufstiegen, war sehr breit. Nach einem kurzen Abstieg in einen Sattel wölbte er sich vor ihnen in einem mächtigen Bogen gegen Norden und führte zu einem kuppelförmigen, schneebedeckten Gipfel, der sicher im Sommer mit Gras bewachsen war. Sie stiegen in ein Tal hinab und mussten dabei einem Dickicht aus Latschenkiefern ausweichen, das sie nicht durchdringen konnten.
Eine Stunde benötigten sie, um das Tal zu durchqueren. Bärenbach und Fechner mussten über die glatten Steine eines Bachbettes, und nichts fürchteten sie mehr als einen Sturz, denn ein verstauchter Fuß konnte das Ende bedeuten.
Sie kletterten den Abhang einer Schlucht hinauf. Hoch über ihnen kreiste ein Steinadler. Einmal kniete Fechner, hob sein erschöpftes Gesicht zu Bärenbach.
"Ich kann nicht mehr", stöhnte er.
Bärenbach riss ihn hoch, heftiger, als er es gewollt hatte, aber jede Schwäche konnte den Tod bringen. Wenn sie durchkamen, waren alle Anstrengungen der Welt gleichgültig, sie mussten einfach laufen, laufen, laufen. Man konnte zwei Tage laufen ohne Schlaf, wenn man sich nur zwang, das wusste Bärenbach.
Es wurde zusehends dunkel, und die Nacht kam so schnell, dass sie nur noch die schwachen Umrisse ihrer Umwelt ausmachen konnten. Fern, ganz fern, hörten sie wieder Schüsse.
Die Nacht war kalt, klar und still. Jedes Geräusch klang bedrohlich.
Die Stille verstärkte jeden Laut.
Die Stille flößte Furcht ein.
Sie kämpften sich weiter, indem sie sich von Baum zu Baum tastend vorwärts bewegten.
Die Kälte schien zuzunehmen, sie biss in ihre Gesichter, drang in die Haut, als wollte sie sie von den Knochen schaben.
Es wurde eine unendlich lange Nacht. Noch nie, dachte Bärenbach, habe ich eine solche Nacht erlebt.
Sie hockten dann, eng zusammengepresst, in einer kleinen Felsspalte, hockten auf Tannenreisig und versuchten im Sitzen zu schlafen. Minuten schienen Stunden zu sein, Tage. Es war eine endlose Nacht.
Vor ihnen stieg eine Leuchtkugel im steilen Bogen auf. Zwei Täler vor ihnen würde sie an einem Fallschirm niederschweben und die Gegend in ihr kaltes, weißes Licht tauchen.
Bärenbach presste seine Finger ineinander. Wann würde für Fechner und ihn eine Leuchtkugel aufsteigen im Tal? Sie waren doch das Wild, das aufgespürt werden sollte.
Endete diese Nacht nie, war es eine Kette von Nächten, die den Tag verschlungen hatte und die Sonne?
Bärenbach zählte die vermeintlichen Minuten. Er dachte, es müsse schon vier oder fünf Uhr sein, aber es war sicher erst zwei.
Bärenbach ersehnte den Morgen, er erwartete ihn mit seinem ganzen Herzen, er wünschte ihn herbei. Dann schlief er endlich, aber er erwachte bald wieder, weil er fror. Er dachte an den Morgen. Und als er beinahe aufgehört hatte, an ihn zu denken, stieg die Dämmerung hinter den Bergen auf. Ein fahles, erstes Licht überzog den Himmel.
Bärenbach erhob sich. Fechner schrak zusammen, riss die Waffe hoch, sah Bärenbach an mit einem Gesicht, das der Schreck entstellte.
Ruhig, winkte Bärenbach ab, es ist nichts. Er legte die Hand auf Fechners Schulter.
Sie stapften südwärts weiter. Bärenbach fluchte, weil kein Schnee fiel, der ihre Spuren verdeckte. Er streifte Fechner mit einem besorgten Blick, weil der zerbrochen wirkte, ohne Hoffnung. Und doch hielt diesen Fechner irgendetwas aufrecht, eine Kraft, die stärker war als er, die ihn bestärkte, die müden Beine zu heben.
Warum kam er nicht, dieser verdammte Schnee! Bärenbach versuchte sich zu erinnern, welcher Tag der Woche es sein konnte, doch es wollte ihm nicht gelingen, als ob der Frost sein Gedächtnis gelähmt hatte. Er fluchte leise vor sich hin, um die Gedanken zu verdrängen, die ihm völlig sinnlos schienen, da es ihm gleichgültig sein konnte, welch ein Tag heute war. Eins allein galt: sie abzuschütteln, diese Verfolger, oder sie zu erwarten mit der Maschinenpistole im Anschlag. Aber dann musste man sie treffen, alle und mit der ersten Salve, denn, wenn sie ausschwärmten, diese Männer, würde es keine Rettung geben für ihn und Fechner. An eine Gefangenschaft durfte man nicht denken, und bevor diese Wölfe sie fassen konnten, das wusste Bärenbach, würde er Fechner erschießen müssen, wenn dieser nicht die Kraft fand. Und sich selbst danach.
Der eisige Bergwind fuhr über sein Gesicht.
Und endlich fiel wieder Schnee, anfangs nur ein paar Flocken, dann fielen sie dichter.
Bärenbach wollte jubeln, denn je dichter der Schnee fiel, umso schneller würde er ihre Spuren bedecken. Doch Bärenbach stand schweigend, und er hob sein Gesicht zum Himmel, und die Flocken begannen auf seiner Hand zu schmelzen. Eine wilde Freude erfüllte ihn: Das Glück dieses Morgens war dieser Schnee! Es machte ihn sprachlos, dieses Glück.
Der Schnee fiel dichter. Flocken schmolzen auf seinen Lippen. Er blickte zu Fechner, der sein Gesicht gegen den Boden presste und dessen Schultern bebten.
"Komm schon", sagte er leise.
Sie kämpften sich die Talwand hinauf, und sie hörten ein Maschinengewehr rattern. Die Schüsse klangen weit herüber.
Fechner blieb stehen. Er lehnte sich gegen einen Baum, bevor er taumelnd Bärenbach folgte, der schon zehn Meter vor ihm herlief.
Ein Vogel schrie. Er musste irgendwo in den Ästen der Tannen sitzen, auf die sie zugingen. Unwillkürlich verlangsamten sie ihre Schritte.
"Er ruft nach seinem Weibchen", sagte Bärenbach leise zu Fechner, als er in die Tannen spähte, aber er konnte den Vogel nicht sehen. Sie standen eng an zwei Stämme gepresst.
Der Vogel schrie weiter, schriller. Es war ein gespenstischer Schrei.
Beide standen sie reglos. Ihr Herzschlag schien lauter als jedes andere Geräusch um sie herum. Ihre Herzen klopften an das Holz der Stämme.
Mit schussbereiter Waffe beobachtete Bärenbach den Fichtenwald, als Fechner über die Lichtung hetzte. Warum lief er nicht schneller?
Noch zwanzig Meter, noch zehn..., noch zwei.
Aber kein Schuss fiel.
Dann, da nun Fechner Bärenbachs Lauf über die Lichtung aus einem sicheren Versteck heraus würde schützen können, rannte auch er zu ihm hinüber.
Sie stapften in den Wald hinein. Es gab nicht viel Unterholz, so dass sie schnell vorankamen. Eine Stunde lang führte ihr Weg weiter quer durch den Wald. Später fiel der Boden steil ab. Bärenbach schlug seine Karte auf, fand ein Tal eingezeichnet, das etwa sechs Kilometer in südwestliche Richtung führte und dann in ein anderes Tal mündete.
Von diesem mussten sie nach Norden abbiegen, um in ihr neues, ihr geplantes Operationsgebiet zu gelangen, das nahe bei dem Dorf lag, dessen Name auf Bärenbachs Karte verwischt war.
Das Gefälle wurde stärker und stärker. Später lichtete sich der Wald.
Sie standen vor einer fast senkrecht abfallenden Schlucht. Vielleicht dreißig, vielleicht auch vierzig Meter unter ihnen schäumte ein Wildbach zwischen Eisschollen, Felsen und Schnee. Auf der anderen Seite der Schlucht wuchsen wieder Tannen, und hinter den Tannen begann ein Wald, dessen Bäume aussahen wie Fahnenstangen, die man in den Schnee gesteckt hatte, beinahe kahl. Wie Schleier wehten ein paar Zweige im Wind.
"Wir müssen hinunter", sagte Bärenbach, "und drüben wieder hinauf. Die Schlucht ist sehr lang, wir verlieren zwei Stunden, wenn wir sie umgehen."
Sie liefen an ihrem Rand entlang, bis sie eine Stelle fanden, die, mit Gesträuch bewachsen, einen Abstieg ermöglichte.
Schritt für Schritt tastete sich Bärenbach in die Tiefe, während Fechner in die Gegend spähte und die Waffe entsichert hielt. Dann folgte er Bärenbach.
Die Schlucht war nicht breiter als fünfzehn Meter. Der Bach hatte eine schmale Rinne durch den Schnee gefressen, dabei vereiste Felsbrocken freigelegt, auf denen sie sich hinübertasteten.
Auf der anderen Seite war der Hang sehr glatt, sie rutschten mehrmals ab, ehe sie ihn erklimmen konnten.
Dann schritten sie durch einen Wald, der kein Ende nehmen wollte. Bärenbach ließ Fechner als ersten gehen, damit der Gefährte nicht hinter seinem Rücken unbemerkt zusammensank.
Sie liefen in einer schmalen Schneise, die zwischen Tannen hindurchführte. Sie liefen so nahe an den Bäumen, dass sie beim Laufen mit den Schultern die Zweige berührten und der Schnee herabrieselte.
Der Schuss fiel plötzlich. Es war ein einzelner Schuss.
Fechner krümmte sich zusammen, ehe er seitwärts zwischen die Tannen stürzte. Sofort warf sich auch Bärenbach in ihren Schutz.
Wer hatte geschossen? War es nur ein Schütze? Lauerte er mit anderen im Schutz der Stämme?
Bärenbach spähte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war - aber nichts geschah. Es konnte ein versprengter Partisan sein, der sie für Deutsche hielt. Oder ein Suchtrupp der SS. Ihre Verfolger konnten es unmöglich sein. Wie sollten sie gegangen sein? Oder folgten sie ihnen in mehreren Gruppen? Waren sie es doch? War das gesamte Gebiet umstellt? Wollten sie ihn lebend?
Endlos lange beobachtete Bärenbach die Tannen. Er spürte die Nähe des Todes fast körperlich. Immer wenn die Angst begann, die sich vom Magen aufwärts auszubreiten schien, spürte er sie. Und es hätte ihn nicht verwundert, wenn der Tod ein bestimmtes Gesicht besäße.
Wo lauerte der Feind? Hatte man ihn bereits im Visier? Doch er musste zu Fechner, weil der getroffen im Schnee lag und verbluten konnte.