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Wieder, diesmal schon zum vierten Mal, gehen Julia und Vanessa, Long Basti und Specki von der Haifisch-Bande auf Zeitreise. Wieder sind sie mit der Zeitkugel von Old Krusemann, dem alten Seebären, unterwegs. Aber diesmal fliegen sie soweit zurück wie noch nie zuvor – in das Land der Dinosaurier. Und diesmal wird es auch noch gefährlicher als während der anderen drei Zeitreisen zu den Piraten, in das alte Ägypten und zu den Maya. Aber diesmal wollen die vier Zeitreisenden auch unbedingt einen Tyrannosaurus Rex treffen und ein „Jahrhundertfoto“ vom dem Dino schießen. Denn vielleicht sahen die Saurier damals ja ganz anders aus als die Wissenschaftler heute behaupten. Ob sie Old Krusemann auch diesmal wieder noch rechtzeitig zurückholen kann? INHALT: Die Haifisch-Bande Reise zu den Dinos Die erste Begegnung Auf dem Strom Der Kampf zwischen zwei Giganten Dem Tyrannosaurus auf der Spur Das Foto des Jahrhunderts Das große Lachen LESEPROBE: »Das war knapp«, keucht Specki. Aber da steigt der Tyrannosaurus in den Strom. »Der kann ja schwimmen!«, ruft Julia entsetzt. »Der läuft nur im Wasser«, stellt Long Basti fest. »Hoffentlich wird es bald zu tief für ihn.« Specki schüttelt den Kopf. »Ich glaube, der Typ kann schwimmen. Echt.« »Na toll«, murmelt Vanessa. »Und das sagst du erst jetzt!« Der Tyrannosaurus stapft tiefer ins Wasser hinein, mit schlenkernden Bewegungen seines Schwanzes. »Gegen den ist ein Krokodil ein Schoßhund«, flüstert Julia. »Wir sind auf dem Stamm schneller!«, jubelt Specki. Die Freunde sehen ihn zweifelnd an, denn der Abstand zwischen ihrem Stamm und dem Tyranno verringert sich langsam, aber eindeutig. »Paddeln!«, schreit Specki. »Paddeln! Paddeln! Wie die Weltmeister!« Die scharfen, schnaubenden Atemzüge des Tyrannosaurus kommen näher und näher. Er öffnet den Rachen und stößt ein gewaltiges, drohendes Brüllen aus. Sie haben die Flussmitte erreicht und schneller und schneller gleitet der Stamm nun davon. »Ade, sicheres Baumhaus«, murmelt Julia. »Das finden wir nie wieder!« »Schiff ahoi!«, jubelt Vanessa, als der Tyrannosaurus hinter ihnen zurückbleibt. Ein leichter Wind zaust in ihren Haaren. Still gleiten geheimnisvolle Wälder am Ufer vorbei. »Mann, sind wir schnell«, ruft Specki aus. »Aber wir müssen wieder ans Ufer, sonst kriegen wir nie ein Foto von Mister Gnadenlos. Wir müssen aus der Strömung raus!« Entwurzelte Fichten liegen im Wasser, denen sie mit ihrem Stamm immer wieder ausweichen müssen.
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Seitenzahl: 67
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Jan Flieger
Duell mit dem Thyrannosaurus
Die Haifischbande auf Zeitreisen, 4. Teil
ISBN 978-3-86394-486-5 (E-Book)
Die Druckausgabe erschien 2001 im Arena Verlag GmbH, Würzburg.
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
© 2014 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de
Julia,
neun Jahre alt, ist immer gestylt und trägt meistens Markenklamotten aus Luxusläden. Trotzdem kann man mit ihr Pferde stehlen. Was sie toll findet: Tiere, gute Schulnoten, Spice Girls. Sie will mal Tierärztin werden (obwohl sie Angst vor Mäusen hat!).
Vanessa,
neun Jahre, hat meistens Jeans an und T-Shirts mit Werwolfmotiven. Sie ist superabenteuerlustig und hat vor nichts und niemandem Angst. Sie mag Piratenbücher und Tic Tac Two (Jazzy am meisten). Will mal Action im Beruf, zum Beispiel bei einer Sondereinheit der Polizei.
Long Basti,
zehn Jahre alt, heißt eigentlich Sebastian. Er ist Vanessas Bruder und genau das Gegenteil von ihr: ruhig und bedächtig. Er trägt meist T-Shirts, die mindestens zwei Nummern zu groß sind, Schlabberhosen und eine Gletscherbrille. Was ihm am wichtigsten ist: Immer cool bleiben!
Specki,
eigentlich Peter, zehn Jahre alt und ziemlich dick. »Specki« nennen ihn nur seine besten Freunde. Ein witziger Typ, der noch dazu ziemlich schlau ist, weil er ständig irgendwelche Sachbücher liest. Was er nicht mag: Skins. Und wenn die anderen über sein Gitarrenspiel lästern.
Es ist heiß, unheimlich heiß. Und windstill. Die Fahne der Haifischbande hängt müde vom alten Antennenmast - die rote Fahne mit dem gelben Haifisch. Im Treffpunkt der Bande, der stillgelegten Fischfabrik, scheint sich nichts, aber auch gar nichts zu regen. Oder doch? Plötzlich ist ein Gebrüll zu hören, das anschwillt, ein fürchterliches Gebrüll. Kater Muffin, der über den Hof trottet, presst sich erschrocken in wild wucherndes Unkraut und blickt hinauf zur ersten Etage des alten Backsteinbaus.
Das Gebrüll nimmt weiter zu. Was ist hier los? Ein Untier in der alten Fischfabrik? Die grauenhaften Geräusche kommen aus der ersten Etage, genauer gesagt, aus dem Wohnzimmer der Haifischbande.
»Mach die Glotze wieder leise, Vanessa!«, fährt dort Mehmet das dicht vor dem Fernseher hockende Mädchen an. »Du spinnst wohl!«
»Denkst du vielleicht, der Typ brüllt in Zimmerlautstärke?«, kontert Vanessa.
Die Haifisch-Kids starren wie gebannt auf den Bildschirm des alten Fernsehers. Sie sehen einen Film über Saurier. Das Gebrüll hört jetzt auf. Der riesige Tyrannosaurus Rex hat sein Opfer gepackt, einen kleineren Saurier, er beißt wieder und wieder zu, reißt große Fleischstücke aus dem toten Tier.
»Toll, die Computeranimation«, murmelt Specki. »Ob die Saurier wirklich so ausgesehen haben? Der Tyranno kommt mir wie ein Monster vor!«
Julia lacht. »So genau weiß das keiner. War ja kein Mensch dabei!«
Da springt Vanessa auf und stellt sich vor den Fernseher, als wäre sie durchsichtig. »Doch«, ruft sie. »Wir! Wir können dabei sein!« Der Werwolf auf ihrem T-Shirt scheint unternehmungslustig die Zähne zu blecken. »Wir fliegen ins Dinoland und fotografieren einen Tyrannosaurus Rex. Einen lebendigen. Vielleicht sieht er ja ganz anders aus, als die Wissenschaftler sich das vorstellen.«
Alle starren Vanessa einen Augenblick lang sprachlos an. Dann klopft sich Mehmet mit der flachen Hand bedeutungsvoll an die Stirn. Diese Geste ist unmissverständlich. »Selbst wenn du in die Dinosaurierzeit kommen würdest, was ich sowieso nicht glaube, könntest du nie einen Tyrannosaurus fotografieren. Der würde dich vorher fressen.«
Vanessa würdigt ihn keiner Antwort. Erwartungsvoll schaut sie Long Basti, Julia und Specki an. Und sie wird nicht enttäuscht. Long Basti strahlt begeistert und Specki nickt zustimmend, wenn auch ein wenig nachdenklich. Nur Julia kaut auf ihrer Unterlippe.
»Super«, lobt Specki und nickt so heftig, dass die Antenne seiner intergalaktischen Kopfhörer wie ein Fühler eines Rieseninsektes auf und nieder wippt. »Am liebsten würde ich mitkommen. Aber mich ruft die Zukunft!«
»Wir haben zu Hause ein Buch mit einem tollen Bild«, verkündet Vanessa stolz. »Eine Landschaft mit Sauriern vor 65 Millionen Jahren. Endzeit der Dinosaurier steht da. Sogar ein riesiger Tyrannosaurus Rex ist abgebildet.«
»Der schlimmste Dino«, seufzt Julia, »und der gefräßigste.«
Specki stopft sich Gummibärchen in den Mund. »Schlotter, schlotter«, spottet er.
Die Clique lacht und Julia beißt sich auf die Lippen. Offensichtlich denkt sie heftig nach. »Ich komme mit«, verkündet sie dann.
»Ich wusste es«, ruft Vanessa triumphierend und gibt Julia einen freundschaftlichen Stoß gegen die Schulter. »Also, auf zu Old Krusemann!«
»Ein paar Sachen werden wir schon noch brauchen«, bremst Specki. »Essen zum Beispiel, harte Würste, Schokolade, Cola, Taschenlampen, Taschenmesser. Einen kleinen Hammer und Nägel - für ein Baumhaus oder ein Floß. Ein Fernglas. Wer weiß schon, wie lange wir bei den Dinos bleiben. Übrigens gab es diesen Tyrannosaurus Rex in Nordamerika. Da kommen wir dann mit der Zeitkugel hin. Wir müssen auch ein Dinobuch mitnehmen. Da können wir schnell feststellen, ob so ein Saurier ein Pflanzen- oder Fleischfresser ist.«
»Wir brauchen auch Knallfrösche«, wirft Vanessa ein.
Specki blickt sie verblüfft an. »Knallfrösche? Wozu denn das?«
Vanessa stöhnt genervt auf. »Na, zur Abwehr! Wenn die Dinos uns angreifen. Du schmeckst denen ganz besonders, Specki. An dir ist viel dran! Ich nehm jedenfalls noch meine Steinschleuder mit.«
»Hm«, brummt Specki nachdenklich. Eigentlich, denkt er, ist Vanessas Idee nicht schlecht. Ich wär nicht drauf gekommen. Knallfrösche! Die kennen die Dinos nicht. Da kriegen sie einen Heidenschreck und reißen aus.
»Wir treffen uns in einer Stunde bei Old Krusemann«, entscheidet Long Basti. »Und jeder hat seinen Rucksack gepackt und genug Futter mit.«
Specki nickt. »Gebongt. Und denkt auch an Mückenspray! Damals soll es massenhaft Insekten gegeben haben.«
Die vier verlassen rasch die Fabrik. Viel Zeit bleibt nicht mehr zum Packen und zum Marsch am Hafen vorbei zu Old Krusemanns blauem Eisenbahnwaggon mit dem roten Dach.
Old Krusemann reibt sich nachdenklich das Kinn, als er das Buch und das Bild mit dem Tyrannosaurus auf dem Muscheltisch liegen sieht. Das Riesentier erregt offenbar sein Missfallen. »Der ist viel zu gefährlich. Da kann ich euch nicht hinlassen.«
»Wir klettern auf einen Baum und beobachten nur«, beruhigt ihn Vanessa. »Absolut ungefährlich. Es ist so wie auf einem Hochstand.« Specki und Long Basti unterstützen Vanessas Worte durch eifriges Nicken. Julia nickt vorsichtiger und hofft heimlich, dass Old Krusemann die Reise ablehnt.
»Donnerlüttchen, Donnerlüttchen!«, brummt Old Krusemann. »Zum Klabautermann mit euch. Ihr seid Quälgeister! Schlimmer als Schiffsratten.«
Langsam stopft er sich seine Pfeife und beginnt genussvoll zu paffen, doch blickt er dabei zur Zeitkugel. Vanessa beobachtet ihn genau.
»Na, dann ab in die Wanten!«, verkündet er. Vanessa fällt ihm jubelnd um den Hals.
Erwartungsvoll setzen sich die vier Zeitreisenden um den Muscheltisch und blicken auf die Zeitreisekugel, die Old Krusemann nun auf das Bild mit den Sauriern stellt.
»Unsere vierte Zeitreise«, stellt Long Basti stolz fest, als sie sich an den Händen halten und so einen lebenden Kreis bilden.
Langsam dreht Old Krusemann die Kugel.
Da beginnt das bekannte Kribbeln in den Körpern der vier, da kommt die Dunkelheit, da starten sie zum Flug in eine Zeit, die 65 Millionen Jahre zurückliegt ...
»Wir landen«, jubelt Vanessa.
Sie stehen in einem Eichenwald mit gewaltigen Stämmen und einem dichten Unterholz aus blühenden Pflanzen. Weidenruten streifen wie Peitschenhiebe ihre Körper, als sie zu laufen beginnen. Es riecht nach Dung und verrottenden Pflanzen. Mühsam müssen sie über umgestürzte Bäume klettern, deren Stämme und Äste Moos bedeckt.
»Wie ein Märchenwald«, stellt Julia beeindruckt fest.
Sie laufen im Dämmerlicht der hohen Bäume.
Dann wird es heller. Es folgen Bäume, die nicht so hoch sind wie die Eichen und von Nadelbäumen überragt werden. Ein Summen und Kreischen erfüllt die Luft. Ein riesiges, vielleicht zwölf Meter langes Skelett mit gewaltigen Rippenbögen, so wie man es in Museen sehen kann, entdecken sie hinter einem umgestürzten Laubbaum.
»Fleisch- oder Pflanzenfresser?«, will Long Basti stirnrunzelnd wissen und blickt Specki an. Der zuckt die Achseln. »Bin ich denn ein Hellseher?«
Aber Julia sagt schaudernd: »In so einen Bauch würden wir alle vier reinpassen.«
»Winseltüte«, spottet Vanessa. »Winseltüte hoch hundert.«
Auf allen vieren kriecht Long Basti in das Skelett. »Wenn du hier drin bist«, ruft er aus, »denkst du, die Rippen sind Gitterstäbe in einem Knast. Echt.«
»Komm raus!«, schimpft Vanessa. »Wegen so einem blöden Skelett sind wir nicht hier. Das gibt es auch im Museum. Wie kommen wir an einen lebendigen Tyrannosaurus?«
Specki legt den Finger an die Nase. »Tja«, meint er nachdenklich. »Nicht so einfach. So viele von diesen Tyrannos hat es nämlich gar nicht gegeben. Auf alle Fälle soll er am lautesten brüllen. So wie ein Löwe, dessen Gebrüll durch Lautsprecher verstärkt wird. Wir müssen dann nur vorsichtig dem Brüllen entgegengehen.«
»Igitt«, ruft Julia plötzlich und betrachtet erstaunt ihre Finger.
»Blut«, stellt Specki fest.
»War an dem Farn hier«, sagt Julia. »Eine Blutspur, die führt tiefer hinein in den Wald.«