Das verlogene Bangen - Harald J. Krueger - E-Book

Das verlogene Bangen E-Book

Harald J. Krueger

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Beschreibung

Für Julia Blank steht ihre Karriere als Bankerin an erster Stelle. Ihr ehrgeiziger Freund Stefan Rechter arbeitet als selbstständiger Strafverteidiger auch sechzig Stunden pro Woche. Durch unbedachte Äußerungen und unglückliche Umstände gerät das bislang wohlorganisierte Leben des Liebespaares aus den Fugen. Horrende Spielschulden, Entführung, Falschgeld und Raubüberfälle in Hamburg im Jahre 2012 lassen die Leser bis zum Schluss bangen. Dabei offenbart Harald J. Krueger ergreifend die Sorgen des Täters und die Ängste der Opfer.

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für Wiebke

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

1

Wer andere warten lässt, gewinnt kurzfristig Aufmerksamkeit und verliert langfristig Sympathie, meist ein schlechter Tausch. Julia Blank stufte sich als überdurchschnittlich geduldig wirkende Warterin ein. Tatsächlich verachtete sie als stets pünktliche Bankerin Zuspätkommer. Noch unterhielt Herr Gabor gut gelaunt die Wartenden. Der Notar, Herr Dr. Nolte, saß am Kopfende des Konferenztisches. Rechts von ihm sollte bereits Herr Drakel platzgenommen haben. Daneben harrte Frau Blank auf sein Erscheinen. Links vom Notar schwelgte Herr Gabor über das Fest, auf dem er mit regionaler Prominenz und Presse am Samstagabend den Verkauf seiner Gewürzfabrik gefeiert hatte.

Jetzt am Montagvormittag sollte die Übertragung der GmbH-Anteile auf die deutsche Tochtergesellschaft der HHC, der Hongkong Herbs Corporation, besiegelt werden. In wenigen Stunden wollten er und seine Ehefrau mit dem Kreuzfahrtschiff ‚Queen Elizabeth‘ um die Welt schippern. Der Zweiundsechzigjährige tönte: »Das haben wir uns redlich verdient. 1979 habe ich mit neunundzwanzig Jahren die Firma gegründet. Aus den bescheidenen Anfängen im Hamburger Hafen habe ich in dreiunddreißig Jahren ein profitables Unternehmen mit über 200 Millionen Euro Umsatz aufgebaut. Wenn mir jetzt die Chinesen dafür 30 Millionen bezahlen, bin ich nicht nur endlich schuldenfrei, sondern auch so wohlhabend, dass feiern im Hotel-Atlantic und reisen über den Atlantik angesagt sind.« Mit dröhnendem Lachen freute er sich über das Wortspielchen und strahlte seine Zuhörer an. Bei Julia Blank konnte er sich wieder nicht ein Augenzwinkern verkneifen. Jedes Mal fragte sie sich, was ihn dazu bewog und was er sich davon versprach. Sicher ahnte er nicht, wie disqualifizierend gockelig das auf sie wirkte. Herr Drakel, der säumige Geschäftsführer der übernehmenden Gesellschaft, verzichtete auf derartiges Gehabe. Deshalb war der Auftraggeber der Mergers & Akquisitions-Bankerin bislang sympathischer. Nie war der fünfzigjährige Käufer während der monatelangen Zusammenarbeit geschlechtsspezifisch aus der Rolle gefallen, der Verkäufer dagegen zwanghaft oft. Dabei vermied Julia Blank, durch Kurzhaarfrisur und Hosenanzüge als Frau aufzufallen. Nach ihren Beobachtungen stellte das in ihrer Bank eine der Voraussetzungen dar, um eine hoch dotierte Führungsposition zu ergattern. Nur genauso gut wie Männer, ausgebildet zu sein und ebenso fleißig zu arbeiten, reichte nicht. Mit tiefer Stimme und direktem Vorpreschen hatte Julia Blank es mit dreiunddreißig Jahren in die Männerliga geschafft. Diese Firmenübernahme leitete sie erstmalig als M&A-Projektmanagerin. Damit gehörte sie zum Kreis der Bonusempfänger. Der erfolgreiche Abschluss dieser Transaktion versüßte die Sechzigstundenwochen mit 108.000 Euro. Das verdoppelte nahezu ihr Jahresgehalt. Aber vor allem brächte sie der Geldsegen hoffentlich auch ihren privaten Zielen näher. Doch noch fehlte einer der Unterzeichner. Julia spürte zunehmend unverhohlene Frageblicke auf sich gerichtet. Sie galt als Einfädlerin und Vermittlerin der Einverleibung des Hamburger Gewürzhändlers durch den internationalen Konzern HHC. Ihr warf man, noch stumm, das Ausbleiben des Käufers vor. Sie schaute auf die Handyuhr. Der Termin war vor zehn Minuten verstrichen. Bald wäre die hiesige Grenze zur Ungehörigkeit überschritten. Deshalb ergriff sie das Wort: »Ich bin sicher, Herr Drakel wird durch widrige Umstände aufgehalten. Wenn er in fünf Minuten nicht eingetroffen sein sollte, rufe ich ihn auf seinem Handy an.«

Alle lehnten sich in den neigbaren Konferenzstühlen zurück. Dr. Nolte nickte zustimmend. Herr Gabor wippte unruhig. Julia Blank bangte. ‚Hoffentlich verzögert nur ein Verkehrsstau den Beginn.‘Andererseits hatte Herr Drakel auf sie immer einen sehr professionellen Eindruck gemacht. Dazu gehörte nicht nur Pünktlichkeit, sondern beim Notartermin eine Viertelstunde zu früh zu erscheinen, damit die vorgeschriebene Identifikation, vorher erledigt werden konnte. Julia Blank ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Um den polierten Mahagonitisch hätten acht Personen sitzen können. Die rotbraun gemaserte Tischplatte schien aus einem Stück zu bestehen. Sie wirkte antik. Das gab den lederbezogenen Stühlen mit verchromten Armlehnen ein besonders modernes Aussehen. Tatsächlich hatte Charles Eames den Klassiker vor vielen Jahrzehnten entworfen. Mehr hätte in dem Raum nicht Platz gefunden. Die Fenster auf der schmalen Seite gegenüber der gepolsterten Tür gewährten den Ausblick auf das Hamburger Rathaus, den spätbarocken Prachtbau. Die beiden Längsseiten waren mit Nussbaumkassetten getäfelt. Links hing tosendes Meer in Öl gemalt und in Gold gerahmt, rechts eine prächtig gesiegelte Urkunde im schwarzen Schlichtrahmen. Hanseatischer hätten sich die Notare nicht einrichten können. Julia Blank verkniff sich, zu schmunzeln. Dr. Nolte besann sich auf das ziselierte Silbertablett mit Wasserfläschchen und Chromthermoskanne, umgeben von Porzellantassen und Kristallgläsern. »Lassen Sie uns die Gelegenheit nutzen, etwas zu trinken.«

In diesem Augenblick schwang die Tür auf. Eine circa fünfzigjährige Kanzleiangestellte im hellgrauen Twinset leitete Herrn Drakel herein. Er hatte offenbar Dr. Noltes Angebot gehört und bestellte, statt zu grüßen: »Für mich bitte ein lautes Wasser.«

Die Tür wurde von außen geschlossen. Der Verspätete schüttelte allen die Hand und erklärte: »Ich bedauere, dass Sie auf mich warten mussten. Ein überaus wichtiges Telefonat hat mich aufgehalten.« Da keiner fragte, fuhr er fort: »Über Nacht ist eine E-Mail aus der Zentrale in Hongkong mit einer Anweisung eingetroffen. Da die mich sehr überraschte, wollte ich sie mir telefonisch bestätigen lassen. Nun ist es nie leicht, das zuständige Vorstandsmitglied einfach anzurufen. In Hongkong erreicht man durch die Zeitverschiebung sowieso nur früh morgens jemanden. Es dauerte eine Ewigkeit. Schließlich bestätigte er mir betont knapp, dass er das, was er schreibe, auch meine. Hoffentlich habe ich ihn durch die Rückfrage nicht für alle Zeiten zum Feind gemacht. Die Maske der Asiaten ist undurchschaubar, besonders am Telefon.«

Herr Gabor, der Verkäufer, unterbrach das selbstgefällige Lachen: »Uns würde noch mehr interessieren, was das Schlitzauge Ihnen befohlen hat.«

Julia Blank hätte zu gerne Drakels Gesicht von vorne gesehen. Da sie neben ihm saß, blieb ihr verborgen, ob er den Stich versteinert wie ein Asiate wegsteckte. Lange genug arbeitete er mit ihnen. So konnte sie nur vermuten, dass er die drei stillen Atemzüge brauchte, um nicht aggressiv zu reagieren. Dann fuhr er mit unveränderter Stimme fort: »Der Preis muss um 3 Millionen Euro gesenkt werden.«

Herr Gabor erbleichte. Eine Sekunde später brauste er auf: »Das kommt überhaupt nicht infrage. Wir haben uns auf 30 Millionen geeinigt und dabei bleibt es. Jetzt fünf vor zwölf beim Notar den Preis um zehn Prozent zu drücken, ist ungeheuerlich.« Sein Kopf glühte inzwischen rot. Julia Blank spürte Hitze in sich aufsteigen. Herr Dr. Nolte schüttelte bemüht unauffällig mit gesenktem Blick den Kopf.

Der Käufer erklärte: »Vergessen Sie bitte nicht, dass wir 90 Millionen Euro Schulden übernehmen müssen. Für uns summiert sich der Kaufpreis auf 120 Millionen. Die 3 Millionen entsprechen deshalb nur zweieinhalb Prozent.«

Die Zahl 120 Millionen erinnerte Julia an eine Zeitungsnotiz, die sie am Wochenende gelesen hatte. Für den Rekordbetrag war tags zuvor das Gemälde ‚Der Schrei‘ von Edvard Munch versteigert worden, viel Geld für ein Bild im Vergleich zu einer profitablen Firma.

Der Verkäufer brauste erneut auf: »Über den Preis haben wir lange genug verhandelt und waren uns schlussendlich einig. Heute geht es nur noch um die notarielle Besiegelung. Was bewegt Ihren Vorgesetzten, wieder von vorne anzufangen?«

»Nur eine der drei Produktionslinien mahlt aromaschonend. Die beiden alten müssen bald verschrottet und durch Gefriermühlen ersetzt werden.«

»Was für ein Quatsch! Das wissen Sie genau. Außerdem war das von Anfang an bekannt.«

»Bedenken Sie bitte auch die Konkurrenzsituation innerhalb des Konzerns. Wenn irgendwo auf der Welt ein anderes Projekt eine höhere Rendite verspricht, gibt es für die hiesige Übernahme nur eine Chance, der Preis muss angepasst werden. Wie viel sind Sie bereit zu akzeptieren?«

Herr Gabor presste die Lippen und schnaufte durch die Nase. Er schloss die Augen, wahrscheinlich rechnete er. Mit wütendem Blick beugte er sich vor und fauchte: »Um die Sache hier und jetzt zum Abschluss zu bringen, verzichte ich auf eineinhalb Millionen. Aber keinen Cent mehr. Das können Sie mir glauben.« Erschöpft ließ er sich zurückfallen. Die Lehne schwang. Das Leder knirschte. Julia Blanks Achseln nässten. Sie hatte sich ihr dunkelblaues Wollkostüm angezogen, weil nur acht Grad Höchsttemperatur vorhergesagt wurde, ziemlich winterlich für den 7. Mai. Den kurzen Weg um die Ecke von der Bank zum Notariat war sie zu Fuß gegangen. Den Schirm hatte sie nicht aufspannen müssen.

Herr Drakel holte tief Luft: »Da sind wir uns ja schon auf halbem Wege entgegengekommen.« Er drehte sich zu seiner Bankerin: »Um wie viel ist die Bank bereit, die Provision zu reduzieren?«

Obwohl Julia Blank die Frage befürchtet hatte, stockte ihr Atem. Sie hatte mitgerechnet und antwortete schnell, um dem drohenden Augenzucken zuvorzukommen: »Um diesen Deal heute abzuschließen, senken wir die Provision um eine halbe Million Euro, ohne Präjudiz und bei voller Verschwiegenheit aller.« Damit lag sie innerhalb des Verhandlungsspielraums, über den sie ohne Rückfrage entscheiden durfte. Es ärgerte sie, dass sie gleich bei ihrem ersten Projekt so viel Nachlass gewähren musste. Hoffentlich würde sie deshalb nicht vom Chef gerügt werden. Hauptsache ihr Bonus litt dadurch nicht über Gebühr. Korrekt kalkuliert verzichtete sie auf 15.000 Euro. Ihr blieben immerhin noch 93.000. Erheblich mehr als gar nichts, falls der Deal platzen sollte. Danach sah es jedoch im Augenblick noch aus.

Dr. Nolte wandte sich an Herrn Drakel: »Nun sind Ihnen alle schon auf Zweidrittel entgegengekommen, damit sollten Sie es gut sein lassen.«

Der Käufer schloss theatralisch die Augen, wippte dreimal auf seinem Stuhl und nickte: »Einverstanden, so soll es sein.«

Der Notar griff zum Telefon und ließ die Dokumente mit geänderten Beträgen sofort neu ausdrucken.

Nachdem alle unterschrieben hatten, verabschiedeten sie sich mit Handschlag. Draußen, außer Hörweite, fragte Julia Blank den Käufer: »Haben Sie bei anderen Gelegenheiten ähnliche Anweisungen in letzter Sekunde erhalten?«

Herr Drakel grinste: »Es gab gar keine. Auf die Idee bin ich gestern Abend gekommen, als ich erfuhr, dass Herr Gabor bereits öffentlich gefeiert hatte und gleich auf Weltreise geht. Das kommt meinem Bonus zugute.«

»Und meinem hoffentlich nicht zuschlechte«, erwiderte sie spitz. Ob sein Zuspätkommen auch nur vorgetäuscht war, interessierte sie nicht mehr. Sie hatte Herrn Drakel ohnehin sämtliche Sympathiepunkte gestrichen.

Nachmittags lud Julia Blank ihr Team zu Kaffee und Kuchen ein. Sie hätte zwar lieber ihre durchgeschwitzte Kleidung gewechselt, aber die Tradition des Hauses ging vor. Oft genug hatte sie sich auf diese halbstündigen Erfolgsfeiern gefreut. Heute richteten sich alle Augen auf sie. Ausführlich berichtete sie über die freche Nachverhandlung. Man kam überein, dass der Verkäufer selbst schuld sei, wenn er vorher öffentlich feiert und vom Notar aus in See sticht. Den Provisionsnachlass für die Bank erwähnte sie nicht. Dabei kreisten ihre Gedanken immer wieder um den bevorstehenden Abend mit ihrem Freund Stefan Rechter.

2

Julia kam bereits kurz nach 17 Uhr, also über zwei Stunden früher als üblich, nach Hause. Die moderne 4-Zimmerwohnung lag auf halber Strecke zwischen ihrem Büro am Jungfernstieg und Stefans am Johannes-Brahms-Platz. Die Fünfminutenfußwege begünstigten die langen Arbeitszeiten der beiden. An Wochenenden brauchten sie nur um die Ecke gehen, um im gepflegten Grün des Parks ‚Planten un Blomen‘ zu wandern oder zu picknicken.

Frisch geduscht föhnte sich Julia ihre strohblonden Haare zur Windstoßfrisur. So gefiel sie Stefan, dem bekennenden Langhaarfan, wenigstens einigermaßen. Mehrfach hatte er vorgeschlagen, sich bei seinem Friseur frisieren zu lassen: »Bei meinem Männerfriseur kostet dein Stoppelschnitt nur knapp die Hälfte.« Dabei ging es ihm mehr um das Necken als um das Sparen. Geld verdienten sie beide so reichlich, dass sie darüber selten sprachen. Stefan Rechter kassierte als selbstständiger Strafverteidiger zwar unregelmäßig allerdings in der Summe mehr, als Julia regelmäßig jeden Monat überwiesen wurde. Durch ihren Bonus könnte sie ihn dieses Jahr vielleicht überholen. Das würde sie von sich aus nicht herausstellen. Angeblich verunsicherte das viele Männer. Auch wenn Stefan das gewiss bestreiten würde, wollte sie auch eine unbewusste Verunsicherung vermeiden.

Sie entschied sich, die taillierte, karminrote Bluse mit tiefem V-Ausschnitt locker über dem schwarzen Minirock hängen zu lassen. Vor dem Spiegel gab sie sich zufrieden. Die unauffällig geschwärzten Augen schimmerten im hellen Blau freundlich aus ihrem hochstirnigen Gesicht. Falten zeigten sich nur beim Lachen. Wenn sie mitunter nicht in Konfektionsgröße achtunddreißig passte, unterstellte Stefan dem Hersteller, beim Zuschnitt des Stoffes gegeizt zu haben.

Da Julia heute vor Stefan heimgekehrt war, deckte sie den Abendbrottisch. Beim Entkorken der Rotweinflasche überlegte sie immer noch, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Die Geräusche an der Wohnungstür beendeten ihre Erwägungen. Stefan kam freudestrahlend in die Küche: »Oh, du bist ja schon da. Ist dein Deal besiegelt worden?«

Julia nickte.

»Glückwunsch! Wollen wir das in einem der Restaurants am Großneumarkt feiern?«

Sie schüttelte lächelnd den Kopf: »Ich habe schon alles für unser Abendbrot vorbereitet.«

»Dann ziehe ich mich nur noch rasch um.« Er verschwand mit dunklem anthrazitfarbenen Anzug, weißem Oberhemd und rötlicher Seidenkrawatte im Schlafzimmer. Nach wenigen Minuten kehrte er in hellblauen Jeans und dunkelblauem Polohemd zurück. So wurde seine schlanke Figur noch deutlicher erkennbar. Wie so oft hatte er nach dem Umziehen vergessen, sich die Haare zu kämmen. Hinten standen sie hoch, links hingen brauen Strähnen über das Ohr. Vom morgens sorgfältig gezogenen Scheitel war wenig übrig geblieben.

Zum ersten Schluck stießen sie die Weinkelche an, schauten sich in die Augen und wünschten sich guten Appetit. Stefan fügte hinzu:

»Und nochmals Glückwunsch für deinen ersten selbstgemanagten Deal. Da steht dir ja ein anständiger Bonus zu.«

Julia nickte versonnen: »Ich weiß gar nicht, ob ich das Mal erwähnt habe. Aber das war von Anfang an mein berufliches Ziel. Als ich mich nach dem Abitur für eine Berufsausbildung entscheiden musste, kursierten in den Medien missgünstige Berichte über unverschämt hohe Bonuszahlungen für Investmentbanker. Deshalb erkundigte ich mich nach dem sichersten Weg, die auch zu bekommen. Mir wurde empfohlen, mit einer Lehre zur Bankkauffrau zu starten und danach Betriebswirtschaftslehre zu studieren.

Die Praktika sollte ich möglichst in M&A-Abteilungen absolvieren.

Fünfzehn Jahre nach dem Abi habe ich es geschafft.«

»Da kannst du wirklich stolz sein. Ich bin es jedenfalls.«

»Nun bleiben mir nur noch wenige Jahre für mein persönliches Ziel.«

»Was, das hast du obendrein auch noch?«

»Ja, das hättest du wohl nicht gedacht«, schmunzelte Julia.

»Nun sag schon!«

Sie holte tief Luft: »Ich möchte gerne ein Kind, am liebsten zwei.«

Stefan lachte: »Das ist vergleichsweise einfach. Das bekommen wir bestimmt hin. Das macht sogar Spaß.«

»Ich möchte kein uneheliches Kind.« Julia unterdrückte, schwer zu atmen.

»Ich hätte nicht erwartet, dass eine moderne Frau wie du, so antiquierte Moralvorstellungen hat.«

»Doch«, hauchte Julia.

»Dann soll das erste Kind wahrscheinlich auch frühestens neun Monate nach der Hochzeit zur Welt kommen.«

»Es soll vor allem unseren gemeinsamen Nachnamen tragen. Das Kind von Stefan und Julia Rechter.« Julia spürte, wie sich Verlegenheit in Hitze verwandelte. Ungeduldig wartete sie auf seine Reaktion.

Stefan schwieg unerträglich lange. Dann wisperte er: »Muss das denn sein?«

Jetzt spulte Julia ab, was sie sich unzählige Male im Stillen überlegt hatte: »Ich bin dreiunddreißig Jahre alt. Man sagt, Frauen sollten spätestens mit fünfunddreißig ihr erstes Kind gebären, das zweite höchstens zwei, drei Jahre später.«

»Mit Kindern ist deine Bankerkarriere arg gefährdet. Du willst sie gewiss selbst großziehen.«

»Ja unbedingt. Das ist ja gerade mein persönliches Ziel. Das berufliche habe ich erreicht. Falls meine Bankerzeit dadurch bald wieder beendet sein sollte, sei es drum. Finanziell wird uns das kaum einschränken.«

»Stimmt, aber befürchtest du nicht, dass du dich als Mutter unterfordert fühlst? Stell dir nur mal vor, den ganzen Tag, ach was sage ich, mindestens fünfzehn Jahre ganztags das Hausmütterchen zu spielen.«

»Das ist mir durchaus bewusst. Die sechzig Stundenwochen als Investmentbankerin haben mich auch nicht abgeschreckt. Mir geht es im Augenblick mehr um dich. Wie denkst du darüber?«

»Du meinst, heiraten und Kinder großziehen?« Julia nickte mit stockendem Atem und zwang sich, Stefan in die Augen zu schauen.

Er schlug die Augen nieder und seufzte: »Ich glaube, ich möchte lieber nicht.«

Julia versteifte. Ihr Herz pumpte schneller. Dann sagte sie bemüht ruhig: »Was ist denn das für eine laue Absage? Meinst du mit, ich glaube, ich möchte lieber nicht, in Wahrheit, dich will ich nicht heiraten?«

»Nein, so ist das nicht«, stieß Stefan heraus und verstummte.

Als Julia nicht mehr warten konnte, fragte sie: »Wie ist es dann?«

Er schluckte: »Ich weiß es nicht. Muss das denn mit der Heirat sein?«

»Für mich ist das wichtig und für das Kind noch mehr.«

»Für mich kommt das zu überraschend. Ich brauche noch Bedenkzeit.«

Julia schüttelte den Kopf und stand auf: »Wir kennen uns nun schon über drei Jahre und wohnen seit gut zwei Jahren zusammen. Was für neue Erkenntnisse erwartest du durch eine Bedenkzeit?« Sie warf ihre Serviette auf den Tisch und eilte in ihr Arbeitszimmer. Ihr Augenzucken kündigte sich an.

Sie setzte sich an den Schreibtisch, hielt ihre Fingerspitzen an die äußeren Augenwinkel und starrte vor sich hin. Vor Enttäuschung war ihr zum Heulen zumute. Aber die Wut deichte die Augen ein. Sie schaute aus dem Fenster. Es nieselte. Der feine, dichte Regen verdunkelte die Aussicht auf die Rotklinkerfassade gegenüber. An sich ging Anfang Mai in Hamburg die Sonne erst in einer Stunde so gegen 21 Uhr unter. Julia hörte Geschirrklappern. Stefan räumte den Tisch ab und belud die Geschirrspülmaschine. Bald verriet die Erkennungsmelodie, dass die Tagesschau im Fernsehen empfangen wurde. Julia fühlte sich nicht in der Stimmung, sich dazu zugesellen.

Sie war froh, dass sie ihr Augenzucken gebändigt hatte. Nach einer Viertelstunde verstummte das Gebrabbel. Von Stefan war nichts zu hören. Julia vermutete, dass er sich in seinem Arbeitszimmer vor dem Computer verkroch.

Die Denkschleifen in ihrem Kopf rotierten weiter. ‚Warum ziert sich Stefan so? Warum stimmt er nicht begeistert zu? Oh ja Kinder, das wäre eine Bereicherung unseres gemeinsamen Lebens. Natürlich müssen wir heiraten, schon wegen der Kinder.‘

Doch so hatte er leider nicht reagiert. Julia fragte sich, wie sie es sonst hätte ansprechen sollen. Sie fand auch darauf keine Antworten. Schließlich quälten sie bislang unbekannte Zweifel. ‚Liebt Stefan mich nicht mehr?‘ Julia versuchte, den Gedanken sofort zu verwerfen. Dafür gab es bis vorhin keinerlei Hinweise. Indes sollen es ja angeblich die Betroffenen als letzte merken. ‚Wie steht es denn mit meiner Liebe? Wenn Stefan mich nicht heiraten will, und ich auf dem Kinderwunsch bestehe, müsste ich mir schleunigst einen anderen Ehemann suchen.‘

Das erinnerte sie an die trostlose und schließlich gescheiterte Ehe ihrer Eltern. Mit Stefan deutete sich zum Glück keine Wiederholung dieser Tristesse an. Aber Kinder ohne Trauschein hielt sie für anstands- und rücksichtslos. Angesichts ihrer Kindheit sollten es ihre Kinder besser haben. Um Julia hatte sich damals vorwiegend ihre Oma gekümmert. Von der weisen Frau hatte sie viel gelernt. Auch das wollte Julia ohne Not weder ihrer Mutter noch ihrer Schwiegermutter zumuten.

Um sich aus diesem Gedankenknäuel zu befreien, legte Julia sich auf die Liege in ihrem Arbeitszimmer. Das Karussell drehte sich weiter. Zum Bremsen blätterte sie in einem bunten Stadtmagazin. Das Werbeblatt steckte jeden Monat unaufgefordert im Briefkasten. Dabei stieß sie auf einen scheinbar redaktionellen Artikel über einen Hamburger Autohändler. Normalerweise interessierte sie das Thema nicht. Aber der Gebrauchtwagenhändler schaute so aufreizend über einen eleganten Sportwagen, dass Julia sich erst die Fotos ansah, und dann sogar den Text durchlas. Den kahl geschorenen Peter Knust zierte ein Dreitagebart. Sein sympathischer Blick linderte die Härte seiner unteren Gesichtspartie. Die passte zu den Ringerschultern. Unter dem taillierten Oberhemd stellte Julia sich einen Waschbrettbauch vor. Angeblich handelte der Hochgelobte ausschließlich mit jungen Edelkarossen und genoss seit Jahren das Vertrauen seiner anspruchsvollen Stammkunden. Selbst das ausführlich beschriebene Auto, ein Mercedes-Cabriolet mit Hardtop, faszinierte Julia. In der nahe platzierten Anzeige wurde solch ein SLK für 29.500 Euro angeboten. Julia riss die Seite aus dem Magazin und steckte sie in ihre Handtasche. Falls sich morgen die Chance bot, wollte sie eine Probefahrt machen. Ihr alter Mini Cooper müsste sowieso durch einen standesgemäßeren Wagen ersetzt werden.

Sie las noch zwei Stunden in einem Schmöker. Als ihr die Augen zufielen, beschloss sie, auf der Liege zu schlafen. Jetzt wollte sie nicht noch mit Stefan die Nacht durchdiskutieren. Getrennte Betten hatte es bislang nur ein Mal gegeben. Damals quälte Stefan die ganze Nacht solch ein Husten, dass sie alle paar Minuten wach gebellt wurde.

Auf dem Weg in das Bad sah sie, dass Stefan die Weinflasche ausgetrunken hatte. Julia nahm an, dass er schlief, da aus dem Schlafzimmer kein Licht mehr schimmerte. Sie programmierte ihr Handy so, dass sie um 7 Uhr geweckt wurde. Das gab ihr ausreichend Vorlauf für die kurze Besprechung mit ihrem Chef um 8:30 Uhr.

3

Am nächsten Morgen schlief Stefan noch, als Julia aufbrach. Das ließ sie vermuten, dass sein erster Termin erst nach 9 Uhr stattfand.

Auf dem Weg zu ihrem Chef prüfte Julia im Toilettenspiegel, ob man ihr die Enttäuschung über Stefans Ausweichen ansah. Sie entdeckte keine Veränderungen. Ihr Vorgesetzter empfing sie in seinem Büro. Das war nicht nur dreimal so groß wie ihres, sondern hatte auch noch ein Vorzimmer. Er war am Montag auf einer Sitzung in Frankfurt gewesen und musste spätestens in einer Stunde wieder zum Flughafen. Er ließ sich kurz berichten, wie der Notarbesuch gelaufen war. Sie erwähnte nicht, was sie über die Anweisung für die Nachverhandlung erfahren hatte. Vielleicht wollte sich der Zuspätkommer vor ihr auch nur brüsten. Julias Chef gratulierte zum erfolgreichen Abschluss und kommentierte den Provisionsnachlass: »Besser jetzt 2,5 statt 3 Millionen Euro fakturieren, als wochenlang eventuell für nothing weiterverhandeln. So haben Sie und Ihr Team mehr Zeit für die pending cases.« Dabei durchsuchte er seinen Aktenkoffer, entnahm einige Schnellhefter und verstaute andere, die griffbereit daneben lagen. Da er keinen gehetzten Eindruck vermittelte, sagte Julia Blank: »Bei den pending cases liegen wir gut im time schedule. Hätten Sie Bedenken, wenn ich heute ein day off nehme?« Sie hatte sich bei der Arbeit an diese englische Floskelsprache so gewöhnt, dass sie sich bemühte, sie außerhalb der Bank zu vermeiden. Er drückte den Deckel des Aktenkoffers zu und lächelte sie an: »No problem. Eineinhalb Tage bekämen Ihnen und Ihrem Zeitkonto noch besser.«

Zurück in ihrem Arbeitszimmer erledigte sie geschwind mehrere E-Mails und Telefonate. Dann informierte sie das Sekretariat, dass sie erst am Donnerstag wieder antanzen werde. Als Letztes rief sie Stefan an. Sein Handy bot an, eine Nachricht zu hinterlassen. Das verkniff sie sich. Heute Mittag würde sie ihn wahrscheinlich erreichen. Vielleicht könnten sie auch zusammen essen.

Vor der Haustür stieß sie beim Schlüsselsuchen in der Handtasche auf den Zeitungsausschnitt über den kernigen Peter Knust und das schicke Mercedes-Cabriolet. Oben in der Wohnung schlüpfte sie aus den Pumps, schwang sich auf das Sofa und wählte mit ihrem Handy die Festnetznummer des Gebrauchtwagenhändlers.

Er meldete sich mit kräftiger Stimme: »Autohandel, Peter Knust.«

»Bieten Sie noch den SLK für 29.500 an?«

»Noch ja, aber heiß begehrte Cabrios sind schnell weg.«

»Kann ich mir den Wagen gleich mal ansehen?«

»Gerne, er steht bei mir auf dem Platz an der Ecke Altonaer Straße, Schulterblatt. Wissen Sie, wo das ist?«

»In einer halben Stunde bin ich spätestens bei Ihnen.«

»Solange werde ich ihn für Sie reservieren, wenn Sie mir Ihren Namen verraten.«

»Julia Blank, dann bis gleich.«

Vor dem Garderobenspiegel beschloss sie, den dunkelblauen Hosenanzug anzubehalten, verzichtete jedoch auf den dünnen Mantel. Die gelegentlich scheinende Sonne hatte das Thermometer auf zwanzig Grad erhöht. Als Schuhe bevorzugte sie jetzt die flacheren Halbschuhe mit breiterem Absatz. Damit ging sie sicherer die Tiefgarageneinfahrt hinunter und trat kräftiger die Pedale in ihrem Mini Cooper.

Das Gebäude auf dem Eckgrundstück des Autohändlers entpuppte sich als ehemalige Tankstelle. Statt der Zapfsäulen drängte sich eine Handvoll polierter Autos unter dem Betondach vor der Garage und dem Kassenraum. Der Bau stammte noch aus der Zeit, als dort nur bezahlt wurde und allenfalls ein Stadtplan angeboten wurde. Auch dort verriet nichts, welche Mineralölfirma hier ursprünglich ansässig war. Der Kassentresen war durch einen Schreibtisch mit zwei Besucherstühlen ersetzt worden. Als einzige Dekoration verstaubten auf einem Sideboard an der Rückwand Modellautos. Alles ziemlich dürftig, befand die in dieser Hinsicht verwöhnte Bankerin. Sie erkannte Peter Knust sofort. Er begrüßte sie mit kräftigem Handschlag: »Frau Blank, nehme ich an. Sie kommen wegen des SLKs. Richtig?«

Julia nickte. Sie hatte sich den Kahlkopf größer vorgestellt. Ihn zierte nicht mehr, wie auf dem Foto, der Dreitagebart. Dafür sprossen Härchen auf der Schädeldecke. Als sie nebeneinander vor dem Wagen standen, schätzte Julia, dass er sie um ein höchstens zwei dünne Finger überragte, Stefan dagegen eine volle Handbreite, die fehlte ihm in der Breite. Der dunkle Lack des SLKs auf dem Foto erwies sich als anthrazit metallic. Die elegante Linienführung gefiel Julia immer noch. Nicht zu lang, nicht zu breit, nicht zu hoch, sondern schick und elegant. Gleichwohl nicht zu modisch, sodass er ihr auch noch in einigen Jahren gefallen könnte.

»Steigen Sie doch mal ein.« Dabei öffnete er die Fahrertür. Julia setzte sich auf den hellbeigefarbenen Ledersitz. Durch das Leder an den Türen und am Armaturenbrett entstand nicht der sonst übliche Eindruck, in einer Plastikdose zu sitzen. Mit den Fingerspitzen strich sie über den Beifahrersitz und umfasste das Lenkrad. Das fühlte sich durch den gepolsterten Lederüberzug griffig an. Peter Knust neigte sich zu ihr herunter: »Sie können gerne mal eine Probefahrt machen.«

»Zeigen Sie mir bitte zunächst, wie man das Dach öffnet.«

Als Studentin war sie mal klitschnass geworden, als sie bei einem plötzlichen Regenguss helfen musste, ein VW-Käfer-Cabriodach zu schließen. Solche Dusche wollte sie sich nie wieder aufhalsen.

Peter Knust beugte sich noch weiter herunter. Der Kopf kam ihr sehr nahe. Er streckte den linken Arm dicht an ihren Brüsten vorbei und wies auf einen Knopf in der Mittelkonsole. Sie roch einen Hauch Rasierwasser. Mit dem Schalter ließ sich das Dach, ohne auszusteigen, durch Servomotoren öffnen. Der Kofferraum wurde dadurch zum Dachraum. Zwei mittelpralle Einkaufstüten würden hineinpassen. Leiderfahren probierte Julia gleich noch das Schließen. Auch das funktionierte auf Knopfdruck.

»Dann fahre ich mal um den Block. Aber bei dem Wetter natürlich offen.« Beim Starten des Motors tauchte im Fenster der Garage neben dem Kassenhäuschen das Gesicht eines Mannes mit dunklem Teint auf. Der krause Schwarzhaarkopf verschwand sofort wieder.

Der Wagen lenkte sich leicht und summte leise. Auf glatter Fahrbahn glitt er fast lautlos dahin. Julia hatte noch zwei Härtetests im Sinn. Auf dem Kopfsteinpflaster am Fischmarkt klapperte ihr Mini Cooper so laut, dass sie jedes Mal befürchtete, er würde endgültig auseinanderfallen. Beim SLK rumpelten nur die Reifen dezent. Zu Hause in der Tiefgarage verlangten die etwas größeren Abmessungen mehr Präzision. Ohne die Abstandsanzeige wäre Julia wahrscheinlich ins Schwitzen geraten. Auf der Rückfahrt genoss sie nicht nur den Fahrtwind, sondern auch die Blicke vor roten Ampeln. Männer guckten zweimal, erst zum Wagen, dann zu ihr. Frauen schauten meistens betont desinteressiert weg.

Zurück auf den Hof des Autohändlers parkte Julia bewusst neben ihrem Mini, um die beiden zu vergleichen. Sie stieg aus, umrundete die beiden Wagen und dachte. ‚Ein bisschen länger ist der SLK schon, aber ich passe ja auch nicht mehr in Größe 36. Dann ist es wohl an der Zeit, dass ich mit Mitte dreißig mein Jungmädchenauto gegen den Damenwagen tausche.‘

Peter Knust gesellte sich zu ihr: »Der SLK steht ihnen eindeutig besser, wenn ich das so sagen darf.«