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Das Wichtigste erkennen, den Sachverhalt auf den Punkt bringen - das Formulieren von Nachrichten gehört zum grundlegenden journalistischen Rüstzeug. Auch für PR, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist dieses Handwerk von entscheidender Bedeutung. Mit der Digitalisierung, dem Internet und speziell den Sozialen Medien hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Doch für alle, die mit informativen Kurztexten in der Öffentlichkeit Wirkung erzielen wollen, ist die zentrale Bedeutung der Meldung ungebrochen. Dieses Buch bietet einen Leitfaden für das Schreiben klassischer Meldungen mit vielen Beispielen, praktischen Tipps und Übungen. Es behandelt auch verwandte Textformen und besondere Ausprägungen der Meldung. Zudem reflektiert das Buch den tiefgreifenden Umbruch der Medien in den vergangenen Jahren und zeigt, wo die Meldung in einer Informationsgesellschaft zwischen Twitter, Fake News und Roboter-Journalismus auch in Zukunft Bestand haben wird.
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Seitenzahl: 95
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VORWORT: VON WS UND VORURTEILEN
GLIEDERUNG UND ARBEITSHYPOTHESEN
TEIL I: DAS MELDUNGSHANDWERK
1 NACHRICHT – MELDUNG – BERICHT: WORUM ES HIER GEHT
2 NACHRICHTENWERTE: DER UMGEFALLENE SACK REIS
3 AUFBAU: DAS BESTE KOMMT NICHT ZUM SCHLUSS
4 W-FRAGEN: WER? WIE? WAS?
5 LEADSATZ: DER EINSTIEG FÜR EINSTEIGER
6 MELDUNGSLÄNGE: NICHT LANG UND NICHT ZU KURZ
7 ZEITEN: PERFEKT NUR ZUM AUFTAKT
8 QUELLEN: FAKTEN, FAKTEN, FAKTEN
9 ZITIEREN: DIREKT, INDIREKT – ABER VOR ALLEM RICHTIG!
10 ORTSMARKEN: WO BIN ICH?
11 DIE ÜBERSCHRIFT: INFORMIEREN STATT VERWIRREN
12 SPRACHE
13 BLOß NICHT: DIE GRÖßTEN STOLPERSTEINE BEIM MELDUNGSSCHREIBEN
14 SO WIRD ES GUT: CHECKLISTE FÜR GELUNGENE MELDUNGEN
TEIL II: AUSPRÄGUNGEN DER MELDUNG UND VERWANDTE FORMEN
15 BUNTE MELDUNGEN: STARS, STERNCHEN UND EISBÄRENBABYS
16 RADIOMELDUNGEN: VERORTEN, VERORTEN, VERORTEN
17 PRESSEMELDUNGEN: AUCH DAS SIND NACHRICHTEN
18 BERICHT: DARF’S AUCH ETWAS MEHR SEIN?
TEIL III: DIE MELDUNG IN DER DIGITALISIERTEN WELT
19 INFORMATIONSVERBREITUNG IM INTERNETZEITALTER
20 TWITTER: SIND TWEETS MELDUNGEN?
21 FACEBOOK: NOCH MEHR UNGENUTZTER PLATZ
22 GOOGLE: ALLES SEO – ODER WAS?
23 SOCIAL MEDIA RELEASE
24 OBJEKTIVITÄT UND ENTFREMDUNG: LÜGENPRESSE UND FAKE NEWS
25 ROBOTER-JOURNALISMUS: WO BLEIBT DER MENSCH?
FAZIT
DANK UND MEHR
LITERATUR
Auf den Einstieg kommt es an – das ist eine der zentralen Botschaften dieses Buches. Deswegen kurz und knapp: Dieses Buch beantwortet die Frage, wie Sie mit informativen Kurztexten in der Öffentlichkeit Wirkung erzielen. Denn in der Masse der heute verfügbaren Informationen geht unter, wer nicht schnell Interesse weckt und auf den Punkt kommt.
Zunächst geht es in diesem Buch um die klassische journalistische Meldung, mit der in den Medien und im Publik-Relations-Sektor seit vielen Jahrzehnten Informationen aus Politik, Gesellschaft, Sport und Wirtschaft verbreitet werden. Aber dieses Buch geht noch weiter. Denn mit der Digitalisierung haben sich die Kommunikation, ihre Ausdrucksformen und Verbreitungskanäle für Nachrichten verändert – und das hat auch Folgen für die Meldung.
Für wen schreibe ich dieses Buch? Damit sind Sie beim ersten W aus der Überschrift (mehr zu den W-Fragen in Kapitel 4). Dieses Buch richtet sich nicht nur an Journalisten und solche, die es werden wollen.
Es richtet sich an die Beschäftigten in PR-Abteilungen und -Agenturen, in Pressestellen von Unternehmen, Verwaltung und Verbänden, aber auch an Menschen, die ehrenamtlich Öffentlichkeitsarbeit für einen Verein übernehmen, oder die einen Blog mit nachrichtlichen Inhalten betreiben. Ganz allgemein: Es richtet sich an alle, die mehr über das Thema Nachrichten, ihre Funktionsweise und Anwendung wissen wollen.
Den Einwänden und Vorurteilen zum Trotz
Wer in diesen Zeiten ein Buch über das Schreiben von Meldungen schreiben will, der sieht sich mit einer Reihe von Einwänden und Vorurteilen konfrontiert. Das habe ich in den vergangenen Monaten immer wieder erlebt. Und trotzdem habe ich es getan – und das nicht nur, um diese Vorurteile zu entkräften.
Vorurteil 1: Meldungen schreiben – das ist doch keine Kunst!
Das stimmt! Aber in dieser Aussage spiegelt sich auch ein Grund, warum sich zumindest ein Teil der Medien in den vergangenen Jahren von ihren Lesern entfernt hat. Journalismus ist in weiten Teilen keine Kunst – sieht man von einigen Ausnahmen ab wie geistvollen Glossen, messerscharfen Kommentaren oder preisgekrönten Reportagen.
Doch gerade die Reportage, lange als Königsdisziplin des Journalismus gefeiert, ist während der Entstehung dieses Buches angesichts von Fälschungen in zahlreichen etablierten deutschen Medien massiv ins Zwielicht geraten.
Journalismus ist vor allem eine Dienstleistung, die den Leser mit Informationen versorgt. Und wie bei vielen Dienstleistungsberufen geht es auch im Journalismus zunächst um handwerkliche Fähigkeiten.
Vorurteil 2: Meldungen schreiben – das kann doch jeder, der sich ein bisschen mit Journalismus beschäftigt!
Das stimmt nicht! In den vielen Jahren als Redakteur, Chef vom Dienst, Ressort- und Redaktionsleiter bei Nachrichtenagenturen und anderen Medien habe ich immer wieder junge Kollegen kennengelernt, die hübsche Geschichten schreiben konnten, aber vom Handwerk Meldungsschreiben wenig wussten.
Dabei gehört das Formulieren von Nachrichten zum grundlegenden journalistischen Rüstzeug. Auf der Meldung bauen nahezu alle großen journalistischen Textformen auf. Es geht darum, Informationen zu sammeln und aufzubereiten, das Wichtigste zu erkennen und den Sachverhalt auf den Punkt zu bringen.
Das Bemühen um Richtigkeit und Verständlichkeit, das man beim Nachrichtenschreiben trainiert, kennzeichnet guten Journalismus in jeder Darstellungsform, wie schon der große Journalismus-Lehrer Walther von La Roche sagte.
Vorurteil 3: Meldungen schreiben – das ist doch heute nicht mehr zeitgemäß!
Das stimmt nicht! Natürlich verändert sich der Journalismus im Zuge der Digitalisierung rasant und grundlegend – so wie die meisten anderen Berufs- und Lebensbereiche übrigens auch. Vor dem Schreiben dieses Buches habe ich meine alten Journalistik-Lehrbücher aus den 90er Jahren wieder einmal in die Hand genommen. Einiges, was damals gelehrt wurde, ist heute überholt.
Aber das Handwerkszeug, das man beim Schreiben von Meldungen erlernt, ist auch in der Zeit von Twittern und Tickern wichtig. Gerade auf dem sich immer schneller drehenden Nachrichtenkarussell ist es von entscheidender Bedeutung, den Kern der Nachricht zu erkennen und ihn kurz, korrekt und für den Leser interessant fassen zu können.
Damit zum nächsten W aus der Überschrift. Warum dieses Buch? Es soll hilfreiche Tipps für das Schreiben von Meldungen geben. Es soll aber kein dröges Lehrbuch sein, auch keine wissenschaftliche Arbeit. Es ist ein Produkt der Praxis, in das rund zwei Jahrzehnte Berufserfahrungen im Nachrichtengeschäft eingeflossen sind. Es soll ein wenig unterhalten. Und vielleicht regt es ja auch zum Nachdenken an. Vor allem aber ist es ein Plädoyer für die häufig unterschätzte journalistische Gattung der Meldung.
Dieses Buch gliedert sich in drei große Teile. Im ersten Teil geht es nach einigen grundsätzlichen Überlegungen und Definitionen zum Thema Nachrichten zentral um den Aufbau von Meldungen. Dazu gibt es zahlreiche Beispiele, praktische Tipps und Übungen.
Der zweite Teil des Buches erweitert den Fokus und behandelt besondere Ausprägungen von Meldungen sowie verwandte Textformen – angefangen von der bunten Meldung über die Pressemeldung bis zum Bericht.
Im dritten Teil geht es um die Veränderungen durch die Digitalisierung. Er behandelt Fragen, wie die Mechanismen der Meldung heute zum Einsatz kommen, wo sie sich verändern und was in einer Welt zwischen Twitter, Fake News und Robotern auch in Zukunft Bestand haben wird.
Dabei werde ich fünf Arbeitshypothesen verfolgen und belegen:
TECHNIK: Die verfügbare Technik beeinflusst maßgeblich, wie Informationen in der jeweiligen Gesellschaft übermittelt werden.
EXTENSION vs. KOMPRIMIERUNG: Die Digitalisierung bewirkt zwei gegenläufige Entwicklungen. Zum einen kann heute eine riesige Menge von Informationen nahezu gleichzeitig übermittelt werden (Extension). Trotzdem werden viele Informationen immer kürzer und verdichteter übermittelt (Komprimierung).
JENSEITS DER GESCHWINDIGKEIT: Das Nachrichten- und Informationsgeschehen wird immer schneller. Geschwindigkeit ist wichtig. Doch Medien müssen ihren Nutzern darüber hinaus einen Mehrwert bieten.
ROBOTER: Maschinen werden in den kommenden Jahren einen Teil des Nachrichtengeschehens übernehmen. Jenseits dieses Roboter-Journalismus wird es aber weiterhin Bereiche geben, in denen der Mensch nicht ersetzbar ist.
HANDWERK: Die klassische Meldung lebt! Jeder kann lernen, wie man sie schreibt. Das Wissen und die Beherrschung dieses Handwerks hilft nicht nur Journalisten, sondern allen, die sich in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft zurechtfinden und Gehör verschaffen wollen.
In der Alltagssprache geht es mit der Verwendung der Kernbegriffe dieses Buches manchmal etwas durcheinander: Wieso laufen in den Fernsehnachrichten Berichte aus aller Welt? Wieso produzieren Nachrichtenagenturen vor allem Meldungen? Was haben der Kurznachrichtendienst Twitter und die heute-Nachrichten im ZDF gemeinsam? Und was ist gemeint, wenn sich die Nachricht vom peinlichen Auftritt des Chefs wie ein Lauffeuer durch die Firma verbreitet?
Es ist also zunächst wichtig, die Begriffe etwas voneinander abzugrenzen, um für den weiteren Verlauf des Buches Klarheit zu schaffen.
Am Anfang steht in der Regel ein Ereignis, eine Aussage oder eine Handlung. Wenn jemand beschließt, jemand anderen darüber zu informieren, wird daraus eine Nachricht. Das Wort Nachricht bezeichnet alltagssprachlich den Inhalt einer Information.
Aus journalistischer Sicht versteht man nach Weischenberg (1990:16) unter Nachricht eine Darstellungsform, in der es „um die Vermittlung von Informationen in möglichst knapper, unparteilicher Weise“ geht.
La Roche (1997:64) definiert eine Nachricht als „die um Objektivität bemühte Mitteilung eines allgemein interessierenden, aktuellen Sachverhalts in einem bestimmten formalen Aufbau“. In der journalistischen Praxis wird oft jedoch nicht von Nachrichten, sondern von konkreten Darstellungsformen gesprochen.
Die kürzeste journalistische Form für Nachrichten ist nach der klassischen Lehre die Meldung. Dabei kann eine Meldung mehr als eine Nachricht enthalten:
(1) Minister räumt Fehler ein und tritt zurück
Schon in dieser Überschrift finden sich mehrere Informationen, nämlich erstens das Einräumen der Fehler und zweitens der Rücktritt.
Wie kurz oder lang eine Meldung sein soll und darf, erfahren Sie im weiteren Verlauf des Buches (Kapitel 6). Auch der Übergang zum Bericht ist dabei fließend (Kapitel 18).
Der Bericht gilt als großer Bruder der Meldung. In der Regel ist er länger als eine Meldung – aber nicht zwangsläufig. Das ist wie im richtigen Leben. Wenn man vom großen Bruder spricht, meint man in der Regel den älteren, reiferen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass er auch körperlich größer als seine anderen Brüder ist.
Gemeinsam haben Meldung und Bericht, dass sie knapp und möglichst unparteiisch formuliert sind, also die Übermittlung von Informationen in den Mittelpunkt stellen.
Von den anderen journalistischen Formen steht dem Bericht das Feature (auch Nachrichtenfeature) am nächsten. Mit einem Feature werden Nachrichten an einem oder mehreren Beispielen illustriert.
Eine Reportage stellt erzählerische Gesichtspunkte in den Vordergrund. Kommentar und Glosse sind meinungsgeprägt. All diese Formen spielen in diesem Buch keine Rolle. Hier geht es primär darum, in welcher Form Nachrichten übermittelt werden: als Meldung und als Bericht.
Auf den Punkt:
Nachricht bezeichnet den Inhalt einer Information.Die Meldung ist die klassische journalistische Kurzform, die mindestens eine Nachricht enthält.Der Bericht ist die längere journalistische Form, die Nachrichten vermittelt.Gemeinsam ist Meldung und Bericht das Bemühen um Neutralität.Wenn in China ein Sack Reis umfällt, interessiert das keinen Menschen. Das besagt zumindest eine Redensart, die ausdrücken soll, dass ein Ereignis nicht von Bedeutung ist. Die Aussage ist zugespitzt formuliert und mit einem Bild illustriert – also nach journalistischen Kriterien eigentlich gut aufgezogen. Das Problem: Sie stimmt so nicht!
Stellen Sie sich zum Beispiel folgende Überschriften vor:
(1) Umgekippter Sack Reis erschlägt Paar bei Liebesspiel
(2) Umgekippter Sack Reis legt Gepäckbänder an Pekinger Flughafen lahm
(3) Umgekippter Sack Reis verletzt US-Präsidenten bei China-Besuch
Was diese Beispiele zeigen sollen: Es kommt oft nicht nur auf das Ereignis selbst an, ob ein Vorfall eine Nachricht bzw. eine Meldung wird. Es sind in der Regel mehrere Faktoren, die darauf einen Einfluss haben.
Praktisch:
Lassen Sie Ihre Fantasie spielen. Welche Geschichten mit einem umgekippten Sack Reis fallen Ihnen noch ein, die Lust aufs Lesen machen und den Weg in eine Zeitung oder ein Nachrichtenportal finden könnten?
Die Kommunikationswissenschaften haben das unter dem Begriff „Nachrichtenwert“ gefasst und umfassend untersucht. Der Nachrichtenwert setzt sich aus verschiedenen Nachrichtenfaktoren zusammen und entscheidet mit, welche Nachricht in den Medien erscheint, in welchem Umfang und in welcher Aufmachung.
Erste Untersuchungen zu Nachrichtenwerten gehen auf den amerikanischen Journalisten und Medienkritiker Walter Lippmann zurück. Er identifizierte im Jahr 1922 zehn Elemente, die für eine Berichterstattung ausschlaggebend waren. Diese reichten von Überraschung über Schaden, Nutzen und Prominenz bis Nähe.