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Als David Hanks den Physiotherapeuten Jessie DeMozza trifft, verdreht dieser ihm sofort derart den Kopf, dass er nicht mehr klar denken kann. Doch so fasziniert er von Jessie ist, muss er sich doch eingestehen, dass er Angst vor dem nächsten Schritt hat. Denn Dave war in den letzten Jahren als Dom in der harten BDSM Szene unterwegs und möchte diese Zeit hinter sich lassen. Ein Date mit Jessie würde absolutes Neuland für ihn bedeuten, auch wenn ihn die letzten Wochen mit seinem Freund Jason und dessen Lover Kyle bereits auf einen anderen Weg gebracht haben. Letztendlich ist die Sehnsucht nach Liebe und einer echten Beziehung größer, als die Angst vor den Emotionen … "Dave & Jessie: Healing" ist das dritte Buch in der Reihe um Kyle, Jason und Dave.
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Seitenzahl: 818
Andy D. Thomas
© dead soft verlag, Mettingen 2016
http://www.deadsoft.de
© the author
http://www.andydthomas.com
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com/
Bildrechte:
© Jeff Palmer
2. Auflage 2017
Zuallererst möchte ich mich ganz herzlich bei all denjenigen Lesern bedanken, die das Erscheinen dieses Buches geduldig erwarten konnten!
Mein Dank geht ferner an Gemelli Ragazzi, die mit jedem Kapitel mutig Neuland betreten hat und natürlich an J. H., der wie immer an meiner Seite war.
And, last but not least, warm thanks to Jeff for
Als David Hanks den Physiotherapeuten Jessie DeMozza trifft, verdreht dieser ihm sofort derart den Kopf, dass er nicht mehr klar denken kann. Doch so fasziniert er von Jessie ist, muss er sich doch eingestehen, dass er Angst vor dem nächsten Schritt hat. Denn Dave war in den letzten Jahren als Dom in der harten BDSM Szene unterwegs und möchte diese Zeit hinter sich lassen. Ein Date mit Jessie würde absolutes Neuland für ihn bedeuten, auch wenn ihn die letzten Wochen mit seinem Freund Jason und dessen Lover Kyle bereits auf einen anderen Weg gebracht haben. Letztendlich ist die Sehnsucht nach Liebe und einer echten Beziehung größer, als die Angst vor den Emotionen …
David Hanks stand in seiner großen, modernen Wohnküche und holte sich ein isotonisches Getränk aus dem Kühlschrank, das er in einem Zug fast bis zur Hälfte leerte. Sein ganzer Körper war nach einem anstrengenden Work-out gleichmäßig mit Schweiß überzogen.
Er war eine Stunde gelaufen, hatte ein langes Dehnungsprogramm absolviert, mit Hanteln trainiert und war seine Karateroutine durchgegangen. Am Ende musste noch für zehn Minuten sein Punching-Bag daran glauben, denn er wollte, dass sein Körper endlich Ruhe gab.
Wenigstens war es ihm so gelungen, die intensiven Ereignisse der vergangenen Wochen für drei Stunden auszublenden.
Sein Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Es war halb Sechs und er hatte noch genügend Zeit für ein ausgiebiges Bad, bevor er auf die Party seines besten Freundes, Jason Montgomery, ging, die wie jedes Jahr den fröhlichen Abschluss des vergangenen, dreitägigen, sehr sportlichen Betriebsausflugs für ihre Angestellten bedeutete.
Jason und er betrieben drei Kampfsportstudios, in denen jeweils Karate, Taekwondo und Jiu Jitsu angeboten wurde und die mit dem zusätzlichen Angebot von professioneller Physiotherapie mehr als erfolgreich liefen.
Dave warf seine durchgeschwitzten Trainingsklamotten in den Wäschekorb und ließ warmes Wasser in die große, freistehende Wanne ein.
Als er sich noch mit einer Flasche stillen Mineralwassers eingedeckt hatte, stieg er in die Badewanne und schloss die Augen, während das heiße Wasser langsam seinen durchtrainierten, tätowierten Körper umspielte.
Doch anstatt seine Gedanken endlich zur Ruhe kamen, fing sein Gehirn augenblicklich an zu rattern.
Dave kniff etwas verärgert die Augen zusammen. Verdammt noch mal, konnte er mal fünf Minuten seine Ruhe haben?
Wo zum Teufel war der Pause-Knopf?
Wo war der Aus-Knopf?
Wo zog man den Stecker?
Schließlich sah er ein, dass er nicht verhindern konnte, dass sich Bilder an Bilder und Emotionen an Emotionen reihten. Am Ende gab er auf und ließ den Film ablaufen. Er drehte das Wasser ab, lehnte sich zurück und ließ sich mit auf die Reise nehmen.
Wie viel simpler sein Leben doch noch vor ein paar Monaten gewesen war.
Er arbeitete hart. Hatte sein Hobby zum Beruf gemacht. War Karatetrainer und Sportlehrer an einer elitären Privatschule, an der er auch sporadisch mit Jason Kurse in den verschiedenen Kampfsportarten gab.
Als Kind brutal vom besten Freund seines Vaters für fast zwei unendlich elende Jahre missbraucht, hatte er alle Gefühle, gute und schlechte, in einen Stahltresor mit undurchdringlichen Wänden gepackt. Er wollte nie wieder im Leben etwas empfinden. Dass er damit auch alle schönen Gefühle ausschloss, war ihm egal gewesen. Den Schmerz auszusperren war wichtiger gewesen, als alles andere. Es war überlebenswichtig gewesen.
Damals war sein hart arbeitender Vater nach zwei Jahren Martyrium durch puren Zufall dahintergekommen und hatte Dave gerettet, indem er seinen Peiniger erschoss. Danach hatte er sich allerdings selbst gerichtet und Dave allein gelassen. Daves Mutter lebte damals bereits nicht mehr; sie war acht Jahre nach seiner Geburt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Sein Onkel Martin hatte sich seiner angenommen, ihn davor bewahrt, auf die schiefe Bahn zu geraten, und ihn letztendlich mit dem Kampfsport bekannt gemacht.
Sport war sein Leben und speziell Karate hatte ihm das Leben gerettet.
Nie wieder würde er einen Menschen an seinen Körper heranlassen.
Nie wieder würde ihn ein Mensch berühren.
Sein tätowierter Körper war der beste Beweis dafür.
Dave war nicht nur Sportlehrer, sondern auch Vertrauenslehrer an der besagten Schule, an der er unterrichtete. Er konnte sich noch sooft einreden, mit Gefühlen nichts am Hut zu haben, und dennoch hatte er schon mehrfach Missstände in verschiedenen Familien aufgedeckt. Sein Mut, sich einzumischen, hatte vermutlich mehrfach Schlimmeres verhindert. Er hatte ein unglaubliches Gespür für Recht und Unrecht.
Natürlich hatte er auch Sex. Etwas anderen Sex als die meisten Menschen.
Dave war schwul. Er war ein beeindruckender Mann, ein Kämpfer, eine ziemlich imposante Erscheinung, wenn er es sein wollte.
Er war seit fast zwanzig Jahren in der harten BDSM-Szene unterwegs. Wenn er Sex wollte, dann ging er in einen der ihm gut bekannten, einschlägigen Clubs, setzte sich an einen bestimmten Tisch und meistens dauerte es nicht lange, bis die Männer von ganz allein zu ihm kamen. Er zog sie an wie Motten das Licht.
Oder er sprach jemanden, an dem er interessiert war, direkt an.
Dave war immer der Master, immer der Dom. Niemals der Sub, niemals passiv. Immer aktiv. Und er machte es immer mehr als klar, was er wollte: eindeutige, unmissverständliche Unterwerfung, Züchtigung, Fesselung. Er wollte die Männer kriechen sehen, betteln hören, flehen hören. Wenn sie gut waren, ließ er sie vielleicht kommen.
Dave war bekannt und sehr begehrt.
Es hatte Jahre gedauert, bis er nicht mehr nur seinen Peiniger vor sich sah, dem er das antat. Inzwischen konnte er ganz gut ohne die Bilder leben. Doch ab und zu kamen sie hoch und er konnte nichts dagegen tun.
Wenn dies geschah, erhöhte er sein Trainingspensum und verausgabte sich noch mehr als sonst. Meistens half das auch.
Alles war jahrelang in gewohnten Bahnen gelaufen, solange, bis Jason diese absolute Schnapsidee gehabt hatte, sich einen blutjungen Lover zuzulegen und ausgerechnet ihn, Dave, mit ins Boot zu holen!
Dave hatte die beiden, auf ihren Wunsch hin, beim Sex gefilmt.
Seit etwa sieben Jahren betrieb er als zweites Standbein seine eigene Produktionsfirma und war im Pornogeschäft tätig. Es war zumindest ein sehr lukrativer Nebenjob.
Dave hatte gedacht, dass sich das mit Jason und dem jungen Kerl schnell wieder geben würde, doch weit gefehlt! Im Gegenteil: Bei den beiden war bereits nach kurzer Zeit mehr daraus geworden. Aus Spielerei wurde Liebe.
Und dann war etwas geschehen, mit dem Dave niemals gerechnet hätte. Er war bei einem harmlosen Dreh geil geworden und das allein hatte ihn schon ziemlich fassungslos gemacht. Mal abgesehen davon, dass ihn schon seit Jahren das Filmen von Sexszenen nicht mehr sonderlich erregte.
Jasons Freund, Kyle Brennon, war gerade mal achtzehn und die beiden hatten sich seiner Meinung nach wirklich gesucht und gefunden. Mit einem Altersunterschied von dreiundzwanzig Jahren hätte Kyle Jasons Sohn sein können und doch funktionierte das Ganze auf ganz skurrile Weise irgendwie.
Dave hatte Jason anfangs nicht ernst genommen, aber inzwischen hatte er seine Meinung revidiert. Wie sonst sollte er erklären, dass er mit den beiden in den letzten Wochen absolutes Neuland betreten hatte?
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er normalen Sex gehabt.
Jason und Kyle hatten ihn zum sporadischen Dreier eingeladen und wenn er anfangs auch abfällig schnaubend abgewiegelt hatte, so war es irgendwann trotzdem passiert.
Jason hatte die Hoffnung offenbar nie aufgegeben, dass er doch noch irgendwann einmal die Kurve bekam und somit die Chance auf ein normales Leben hatte, mit normalem Sex und nur allzu menschlichen Gefühlen. Das war etwas, was er seinem besten Freund sehnlichst wünschte. Sie kannten sich bereits seit zwanzig Jahren, aber Sex hatten sie bis vor Kurzem, aus offensichtlichem Grund, nie miteinander gehabt.
Dave öffnete die Augen und trank von seinem Wasser. Vielleicht würde sich sein Gehirn beruhigen, wenn er die Augen offen ließ. Er wusste schließlich nur zu gut, welche Achterbahnfahrt der Gefühle er Dank der beiden hinter sich hatte.
Er dachte an Jasons Party und lächelte. Er freute sich sehr darauf. Schließlich vergaß er, was er sich vorgenommen hatte, und schloss die Augen wieder.
Prompt ging es weiter.
Doch als die Emotionen der ersten Berührungen durch Kyle und Jason auf seinem jahrelang isolierten Körper wieder hochkamen, fuhr er sich mit nassen Händen durchs Gesicht.
Er wusste inzwischen, dass er Berührungen sehr wohl zulassen konnte. Nur, dass sie bei ihm vermutlich zehnmal intensivere Gefühle auslösten, als bei jedem anderen Menschen. Mental war Dave noch nie so groggy gewesen wie in den letzten Wochen. Es hatte ihn Tag und Nacht beschäftigt. Ob er wollte oder nicht.
Keinen seiner Subs hatte er jemals wirklich gestreichelt – berührt und angefasst ja, gestreichelt im eigentlichen Sinne nicht –, Kyle und Jason allerdings schon.
Und die beiden dabei zu beobachten, wie sie Sex miteinander hatten, sich nicht nur gegenseitig den Verstand wegvögelten, sondern sich liebten, hatte ihn fertiggemacht. Es hatte tief in seinem Innern Gefühle geweckt, die er weggesperrt hatte. Eine unendliche Sehnsucht geweckt, von der er nicht gewusst hatte, dass es sie gab und ob er sie zulassen sollte oder nicht.
Sie waren auf einem guten Weg gewesen, hatten viel Spaß miteinander gehabt und heißen Sex. Bis zu diesem rabenschwarzen Tag, an dem der Unfall mit Kyle passierte.
Wie schon einige Male zuvor, waren die drei eines Morgens in Jasons großem Bett aufgewacht und hatten den Tag mit Sex begonnen. Alles war wunderbar gelaufen und er hatte genossen, was Kyle mit ihm gemacht hatte, bis er Kyle in einem Anfall von Panik mit einem reflexartigen Tritt vom Bett gekickt hatte. Im Geiste konnte er Kyle bewusstlos auf Jasons Schlafzimmerboden liegen sehen. Dabei hatte sich Kyle eine Rippe angebrochen und zwei gebrochen.
Pure Fassungslosigkeit hatte sich auf Daves Gesicht widergespiegelt und eine elende Wut auf seinen Peiniger in ihm aufsteigen lassen.
Kurz nachdem sie Kyle zur Beobachtung in der Privatklinik von Jasons Freund, Sid Becker, gelassen hatten, war er vor Aggression auf sich selbst und seinen Peiniger fast ausgerastet. Als ihm Jason auch noch den Witz von einem Dildo gezeigt hatte, der gerademal fingerlang gewesen war und welcher diese offensichtliche Panikreaktion ausgelöst hatte, war er wie vor den Kopf geschlagen gewesen.
Jason suchte die Schuld sofort bei sich und vertrat die Meinung, dass sie vielleicht zu schnell, zu viel gewollt hatten. Jason meinte damals, vielleicht hätten sie es anders angehen müssen, um ihm die andere, sanftere Seite zu zeigen und Dave hatte lange einfach nur dagestanden und verzweifelt hinaus in Jasons weitläufigen Garten gestarrt.
In diesem Moment wäre es so einfach gewesen, sich umzudrehen und zu gehen. Zurück in sein dunkles, einsames Leben. Zurück in ein Leben ohne Gefühle. Doch dann waren die innigen Momente zwischen Jason und Kyle wieder vor seinem inneren Auge aufgestiegen. Innige Momente deren Zeuge er geworden war. Die ihn tief in seiner Seele berührt hatten.
Zum ersten Mal in seinem Erwachsenen-Leben waren ihm die Tränen gekommen. Er hatte vor Jason gekniet und geweint. Und obwohl er Jasons Lover ausgeknockt hatte, war der für ihn da und schwor ihm, dass er ihn weiterbegleiten würde, wenn er dies nur selber wollte. Er wusste, dass Jason inständig hoffte, dass Dave durch die richtige Tür gehen würde: nämlich die, die Kyle und er ihm geöffnet hatten, und nicht durch die dunkle, schwere Stahltür, durch die er gekommen war.
Zumindest hatte Dave Jasons Rat angenommen und sich noch einmal, schweren Herzens, an einen Trauma-Psychologen gewandt, der ihn auf seinem schwierigen Weg, Gefühle zuzulassen, begleiten würde.
Kyle wusste von seiner Vergangenheit, da er auf Jasons Drängen auch eine ehrliche Antwort auf die Frage, wie er auf der harten BDSM-Schiene gelandet war, bekommen hatte. Da Kyle ihm damals vorab nicht gesagt hatte, dass er einen Dildo benutzen wollte, hegte auch er keinen Groll gegen Dave.
Daher hatten Kyle und Jason auch nach dem Krankenhaus mit ihm weitergemacht und Dave war es dabei gelungen, über sich hinauszuwachsen. Für ihn war es unverzeihlich, was er Kyle angetan hatte, vor allem, weil er sich mit ihm absolut sicher fühlte. Er sah Kyle nicht als Bedrohung an. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er die Nähe eines Menschen, und in diesem besonderen Fall sogar zweier Menschen, zulassen.
Je öfter er intimen Momenten zwischen Kyle und Jason beiwohnte, desto mehr wünschte er sich dies für sein eigenes Leben. Er hatte Blut geleckt und wusste, dass er es vielleicht eines Tages doch noch schaffen konnte.
Und dann war da dieser verdammte Betriebsausflug gewesen.
Dave öffnete die Augen wieder. Er flehte sein Gehirn an, Ruhe zu geben. Ich weiß was passiert ist! Doch sein Hirn war gnadenlos.
Er legte den Kopf in den Nacken, als er das Gesicht des Mannes vor sich sah, der ihm seit vier Tagen derart den Kopf verdrehte, dass er nicht mehr klar denken konnte. Und im nächsten Moment füllte sich seine Nase mit dessen unglaublichem Geruch nach Vanille, Zimt, Tabak und Sex. Noch nie im Leben hatte sein Körper auf den Geruch eines Menschen reagiert. Zumindest nicht so.
Er stöhnte leise, als er unweigerlich eine Erektion bekam. Seine Hand glitt zu seinem Schwanz, der sich stetig ausfüllte und anschwoll.
In Gedanken konnte er noch einmal sehen, wie er seine Harley Davidson zusammen mit den Fahrzeugen der anderen Angestellten in der Tiefgarage des Sporthotels parkte und fast automatisch die Garage nach den Insassen eines bestimmten Jeeps scannte. Er nahm seinen Helm ab und fuhr sich durch die Haare, als sein Blick auch schon an Jessie hängenblieb, der sich gerade mit seinen Krücken aus dem Wagen kämpfte und dabei schmerzhaft das Gesicht verzog.
Für Sekundenbruchteile sah Dave vor seinem inneren Auge Jessies schmerzverzerrtes Gesicht vor sich, doch in einer ganz anderen und extrem intimen Situation. Nämlich beim Sex, als er, Dave, gerade dabei war, Jessies Körper zum ersten Mal zu erobern.
Im nächsten Augenblick schoss noch eine weitere Szene durch seinen Kopf. Nur für einen Sekundenbruchteil: Jessie lustvoll keuchend unter ihm, nachdem der Schmerz vergangen war.
Er riss sich gewaltsam von diesem Bild los, schloss entnervt die Augen und fuhr sich leise stöhnend mit beiden Händen durchs Gesicht.
„Alles klar bei dir?“, hörte er Kyle ganz dicht neben sich fragen.
Er zuckte zusammen und sah auf. „Äh … ja. Alles klar. Ich hatte nur grad so was wie eine Vision“, brummte er.
Er sah, wie Kyles Blick zum Jeep wanderte, und es durchzuckte ihn siedend heiß, als er es bemerkte.
„Ziemlich leckere Vision, was?“ Er grinste schelmisch und klopfte ihm auf den Oberschenkel.
„Was’n los?“, fragte Jason ihn erstaunt, als dem sein verdutztes Gesicht auffiel.
„Nix“, antwortete er und stieg vom Motorrad. Während er es auf den Kickständer stellte, sagte er ablenkend: „Bin schon lang keine drei Stunden mehr gefahren.“
„Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten doch tauschen können.“
„Können wir ja vielleicht auf der Heimfahrt machen.“
„Okay … Wirst du alt?“, witzelte Jason.
„Vermutlich.“ Dave beeilte sich, seine Sporttasche aus dem Kofferraum des Aston Martin zu fischen.
Kyle hatte einen kleinen Rollkoffer und konnte somit sein Gepäck trotz seiner Rippenbrüche selbst managen, was ihm ganz recht zu sein schien.
Er starrte Kyle fragend an, doch der ignorierte ihn.
Bevor sie ins Haus gehen konnten, hielt er ihn jedoch noch mal am Ärmel fest und zischte: „Du wirst mir langsam unheimlich, Brennon!“
Er sah Kyle selbstgefällig grinsen, während der kommentarlos weiterging.
Dave spürte wieder den Adrenalinstoß, der durch seinen Körper geschossen war, als ihm bewusst wurde, dass Kyle offenbar bemerkte, dass er an Jessie gedacht hatte.
Obwohl Jessie eigentlich als Physiotherapeut eingestellt worden war, hatte er sich in seiner ersten Arbeitswoche von einem Kollegen spontan zu einer Taekwondo-Stunde überreden lassen, bei der er sich dummerweise einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Natürlich wurde er trotz dieser Verletzung eingeladen am Betriebsausflug teilzunehmen und als Jason sie bei ihrer Abfahrt miteinander bekannt machte, hatte er den Schock seines Lebens bekommen.
Jessie DeMozza fiel so gar nicht in sein Beuteschema, umso verwunderlicher war seine körperliche Reaktion auf diesen Mann. Seine bisherigen Partner, oder besser Sex-Partner, waren älter als er, kahlgeschoren, tätowiert und schmaler als er.
Jessie war nichts davon. Er war achtundzwanzig Jahre alt, fast so groß wie er selbst, durchtrainiert, mit schwarzen, kurzen, widerspenstigen Haaren, die ihm ein extrem jungenhaftes Aussehen verliehen. Er hatte graublaue, leuchtende Augen, Grübchen und ein offenes Lächeln.
Dave verstand überhaupt nicht, wieso ihn dieser Typ so konfus machte und doch gab es nichts daran zu rütteln.
Er hatte sich mit Jason und Kyle ein Zimmer im Sporthotel geteilt und Jason hatte ihn in der ersten Nacht stöhnend im Bett vorgefunden. Es war Dave am ersten Tag noch gelungen, sein Gefühlsleben vor Jason zu verbergen, und Kyle hatte versprochen, dicht zu halten. Doch nun gab es auch für Jason keinen Zweifel mehr, dass etwas vor sich ging.
Dave spürte noch Jasons Hand an seinen durchweichten Boxershorts. Er war zweimal im Schlaf gekommen und nun lag Jason neben ihm und hielt ihm fragend seinen Cockring unter die Nase, den er in den letzten fünfzehn Jahren nicht einmal abgenommen hatte.
Seine Finger wichsten bei diesen Erinnerungen seinen inzwischen steinharten Schwanz heftiger.
Wenig später hatte er Kyle darauf angesetzt, mehr über Jessie herauszufinden. Er konnte sich noch sehr lebhaft an diese Szene erinnern und an das Gefühl, das in ihm hochgestiegen war, als er Kyle darum gebeten hatte.
„Du musst was für mich rausfinden, Kyle.“
Kyle grinste.
„Ich mein’s ernst!“
„Schieß los.“
„Finde bis zum Ende des Betriebsausflugs heraus, was dieser verdammte Ring bedeutet!“, sagte Dave und sein Ton war fast flehend. „Finde heraus, ob er schwul ist! Er mag dich. Er passt auf dich auf. Vielleicht ergibt sich was.“
Kyles Grinsen wurde breiter. „Das wird verdammt teuer, Dave.“
„Ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen.“
„Jeden?“
„Jeden!“
„Wow“, murmelte Kyle. „Der Typ hat's dir angetan, was?“
„Kyle, selbst wenn das vollkommene Utopie ist … Es zeigt mir, dass ich an was Anderes denken kann, als an den Sex, den ich bislang hatte. Ich hab noch nie so über einen bestimmten Mann nachgedacht. Finde es für mich raus und du darfst meinen Arsch mit einem richtigen Dildo bearbeiten!“ Damit spielte er auf den Vorabend an, an dem er zumindest einen kleinen zulassen konnte.
Kyle sah ihn lange an und wollte schon widersprechen und ihm sagen, dass das nicht gut genug war. Dann fiel ihm ein, dass er nicht Jason vor sich hatte und er es nicht zu weit pushen sollte. Dave war auf einem guten Weg.
„Einen, der mich auf deinen geilen Schwanz vorbereitet.“
„Was?“, hauchte Kyle fassungslos.
„Das is’ es mir wert! Egal was dabei rauskommt, Kyle! Ich muss es wissen! Wirst du das für mich tun?“
Kyle sah ihm für mehrere Sekunden lang in die Augen und sagte schließlich: „Ja.“
Seitdem war es um Daves Fassung komplett geschehen.
Kyle hatte bereits am zweiten Tag des Betriebsausflugs herausgefunden, dass Jessie, wie auch er selbst, schwul war und Single.
Und zumindest wenn man Jasons Beobachtungen am letzten Tag des Betriebsausflugs Glauben schenken wollte, war Jessie ganz offensichtlich nicht minder an Dave interessiert wie umgekehrt.
Kaum hatte Dave diese Erinnerungen noch einmal durchlebt, kamen nun die intensiven Bilder des gestrigen Abends in ihm hoch. Kyles Belohnung für das Herausfinden der Informationen über Jessie. Eine extrem intime Belohnung. Erst Dildospiele, dann Daves erstes Mal. Es sollte Daves Durchbruch werden.
Kyle war einfühlsam, behutsam, aber auch beharrlich. Natürlich war Jason dabei, als die beiden Sex hatten.
Ganz hatte der die Möglichkeit nicht vergessen, dass es noch einmal zu einer Panikreaktion von Dave kommen könnte, aber nichts dergleichen war passiert. Im Gegenteil. Dave hatte es nicht nur in vollen Zügen genossen, sondern auch seinen ersten Orgasmus durch Kyles gekonnte Massage seiner Prostata mit einem Dildo erfahren. Einen Orgasmus, der so stark gewesen war, dass er vollkommen fassungslos war.
Jason war sichtlich geschockt gewesen, als offensichtlich wurde, dass Dave zig Männern diesen Orgasmus beschert hatte, aber niemals zuvor selbst in den Genuss gekommen war.
Wenn Dave gewusst hätte, wie sich das anfühlte, hätte er nicht zwanzig Jahre gewartet, um über seinen Schatten zu springen.
Doch nach der Dildo-Aktion war es für Dave noch nicht vorbei gewesen, denn er hatte Kyle ja noch einen richtigen Fick versprochen.
Da Kyle aber verletzt war, gab es eigentlich nur eine einzige Stellung in der dies funktionieren konnte, nämlich Dave über Kyle. Somit war Dave zumindest seines eigenen Glückes Schmied gewesen und so gelang es ihm, auch diesen Akt zu einem positiven Abschluss zu bringen.
In seiner Phantasie hatten sich Kyle und Jessie immer wieder vermischt, wie schon die Tage zuvor, doch alles in allem zeigte es ihm, dass er an anderen, sozusagen normalen Sex denken konnte, und das gab ihm unendliche Kraft, sein Ziel weiter zu verfolgen.
Fast spürte Dave die gestrige Penetration, wenn er sich nur stark genug darauf konzentrierte. Spürte dem lustvollen Gefühl nach, wie sich Kyles Schwanz in seinem Körper angefühlt hatte.
Er wichste sich stärker, phantasierte dabei intensiv und merkte schließlich, wie das Unaufhaltsame immer näherkam. Kurz darauf ergoss er sich knurrend in mehreren Schüben ins heiße Wasser. Dann legte er seinen Kopf wieder auf den Wannenrand.
Dave hatte beinahe panische Angst davor weiterzugehen, da er wusste, dass es eigentlich zu früh für ihn war. Aber das würde ihn nicht von dem Versuch abhalten, Jessie endlich näher kennenzulernen. Und Kyle hatte recht gehabt: Da Jessie nicht in sein übliches Beuteschema passte, hatte dies vielleicht sehr wohl etwas damit zu tun, dass er dabei war, sich zu verändern.
Als der Orgasmus verebbt war, wusch er sich gründlich, brauste sich ab und stieg schließlich aus der Wanne. Er besah sich sein Gesicht im Spiegel und begann damit, seinen Goatee und den damit verbundenen Oberlippenbart zu trimmen und sich zu rasieren.
Er hatte sich diesen erst in den letzten beiden Wochen wachsen lassen und er stand ihm so gut, dass er nicht mehr darauf verzichten wollte. Der Bart verlieh ihm ein noch männlicheres Aussehen.
Er hatte sich schon dazu entschlossen, nicht mehr auf den etwas biederen, langweiligen Dave zurückzugreifen, wenn er am Montag wieder in der Schule tätig war. Er würde auch dort seine Haare dezent stylen und sich nicht mehr extrem brav, mit biederer Anzughose und zugeknöpftem Poloshirt, präsentieren.
Wie hatte Jason gesagt? Die Lehrer trifft vermutlich erstmal der Schlag, aber deine Schüler finden es sicher cool. Nun gut, das war ein Argument.
Um viertel nach Sieben stieg Dave in seinen Mercedes Benz und fuhr zu Jasons Anwesen. Normalerweise würde er mit dem Motorrad fahren, doch da er für eine Party gekleidet war und er seine Haare frisch gestylt hatte, wollte er keinen Helm aufsetzen. Ein klein wenig eitel war er also doch. Es war nur eine zehnminütige Fahrt, doch ein Drittel davon machte der Weg vom gesicherten Tor zum Haus hinauf aus.
Jason gehörte ein riesiges Anwesen, das mit einer großen Villa samt Loft gekrönt war. Ferner besaß Jason neben den drei Kampfsportstudios, die er zusammen mit Dave betrieb, noch eine landesweite Kette von achtzig Health & Power Fitness Studios, von denen es allein in dieser Stadt mehrere gab.
Die Party begann um acht Uhr und fast pünktlich war das Haus voll.
Alle waren gekommen und es ging hoch her. Somit tummelten sich fast neunzig Gäste auf etwa dreihundert Quadratmetern großzügiger, weitläufiger Wohnfläche.
Es gab ein großes Catering-Buffet, Live-Musik, einige Kellner, die dafür sorgten, dass es niemandem an etwas fehlte. Die Stimmung war gut.
Dave hatte sich gefreut, dass Jessie schon früh gekommen war. Somit war seine Sorge unbegründet, ob er vielleicht noch kneifen würde, auch wenn Jason ihm auf dem Betriebsausflug augenzwinkernd zu verstehen gegeben hatte, dass bei Neuzugängen Absagen nur mit ärztlichem Attest akzeptiert werden würden. Dave ging fast in die Knie, als er Jessie sah.
Jessie trug eine khakifarbene Sommerhose und ein schwarzes Hemd, dazu schwarze Schuhe und er sah – trotz seiner Knieschiene und den Krücken – einfach nur sexy aus. Und er war offensichtlich bestens gelaunt.
Kyle führte Jessie herum und zeigte ihm alles, während er und Jason weitere Gäste begrüßten.
Doch der Abend ging dahin, ohne dass Dave eine Chance bekam, sich länger als ein paar Minuten mit Jessie zu unterhalten, und er hatte die Hoffnung auf mehr fast schon aufgegeben.
Somit war es gegen elf, als Jessie sich die Freiheit nahm, in den angrenzenden Wintergarten zu schlüpfen. Hier war es dunkel und nur der Mond schien durch die Fenster.
Er brauchte ein paar Minuten für sich und setzte sich leise seufzend auf einen der bequemen Rattanstühle. Er zog einen weiteren heran und legte sein verletztes Bein darauf. Dann schloss er die Augen und lehnte den Kopf an.
Dave, der unbemerkt zwei Stühle weiter saß, war regelrecht erstarrt, als Jessie zur Tür hereinkam. Das konnte jetzt nicht wirklich wahr sein!
Aber er wollte ihn auf keinen Fall erschrecken und noch weniger verschrecken.
Offenbar hatte Jessie nicht bemerkt, dass noch jemand anwesend war. Vermutlich klingelten ihm noch die Ohren von der Musik, dem Gelächter und dem Stimmengewirr, und Dave nahm an, dass er aus dem gleichen Grund wie er hier gelandet war.
Dave konnte nicht anders, er musste ihn einfach einatmen; denn obwohl Jessie zwei Stühle weiter weg saß, konnte er ihn riechen. Er roch nach der ihm schon bekannten Mischung aus Tabak, Zimt und Vanille, heute gepaart mit einem Hauch von Whiskey und definitiv Sex. Unwiderstehlich. Es ging ihm durch und durch.
Jessie zuckte zusammen, als er ein Geräusch links von sich hörte.
„Nicht erschrecken …!“, hörte er Dave hastig sagen. „Bin nur ich.“
Jessie erkannte seine Stimme sofort. „Sorry, ich … äh … wollte nicht stören!“ Es war zu dunkel, um viel zu erkennen, aber er ging davon aus, dass Dave nicht allein war – warum sonst sollte er hier sein? –, also wollte er wieder aufstehen.
„Bleib! Du störst nicht“, antwortete Dave. „Wirklich nicht. Ich hab bloß mal ein paar Minuten Ruhe gebraucht von dem Trubel.“
„Oh Mann … ich auch.“ Jessie seufzte. „Ich sag nur Susie!“
Dave lachte. „Oh je.“
„Sie is’ ja wirklich nett, aber …“
„… sie hört nicht mehr auf zu reden?“, ergänzte Dave seinen Satz.
„Ähm … ja.“
„Bei der muss man den richtigen Zeitpunkt für eine Flucht nutzen, was dir ja gelungen zu sein scheint.“
Jessie musste lachen. „Jep, wie du siehst.“
Sie schwiegen eine Weile.
„Ah!“, machte Jessie. „Es ist eine Wohltat hier.“
„Find ich auch. Ist es Absicht, dass du nichts zu trinken hast?“
„Ich war auf der Flucht“, erinnerte ihn Jessie.
„Soll ich uns was holen?“
„Gerne.“
Dave stand auf. „Was möchtest du?“
„Ein Bier wäre gut. Ich glaub, Jason hat auch englisches?“
„Hat er. Bin gleich wieder da.“
Kurz darauf kam Dave mit zwei Ale wieder und stellte eins davon vor Jessie.
„Is’ es okay, wenn ich dir ein wenig … Gesellschaft leiste?“
Jessie grinste. „Solange du mir nicht sagst, dass dein Mittelname Susie ist!“
Dave musste lachen. Der Kerl war schlagfertig. Obwohl, das wusste er ja eigentlich schon seit seinem Auftritt als Schiedsrichter auf ihrem Betriebsausflug. „Ich schwöre!“ Er grinste und schaltete eine Lampe an der hinteren Wand ein, die indirekt einige Pflanzen bestrahlte. Somit war es zumindest nicht mehr stockdunkel hier drinnen.
„Wieso ist hier eigentlich kein Licht an gewesen?“, erkundigte sich Jessie. „Das ist ein wunderbarer Raum!“
„Weil seine Angestellten nach größeren Partys schon oft alles Mögliche – einschließlich benutzter Kondome – aus den Pflanzen da hinten fischen mussten. Wundert mich beinahe, dass er den Raum nicht abgeschlossen hat, worüber ich inzwischen allerdings sehr erleichtert bin.“
Kurz darauf saßen sie sich schräg gegenüber und unterhielten sich vollkommen ungezwungen. Dass sich das alles bei gedämpftem Licht abspielte, war ihrer ersten Unterhaltung unter vier Augen nur förderlich.
Zwei Stunden später saßen sie immer noch da.
Inzwischen stand ein Servierwagen mit Häppchen, einem Behälter mit Eiswürfeln, einer Whiskeyflasche, Coke sowie gekühlten Perrierflaschen neben ihnen.
Sie lachten viel, sprachen über Gott und die Welt, Work-out, den vergangenen Betriebsausflug, Irland, Rugby, Football, und wussten nach dieser kurzen Zeit bereits, dass sie ziemlich gleich tickten.
Sie saßen sich interessiert gegenüber. Unterarme und Hände auf dem Tisch. Einander zugewandt. Offen.
Jessie, der sein Bein zeitweise wieder unter dem Tisch hatte, lauschte Daves Anekdoten, die meist in einer amüsanten Pointe endeten und beide zum Lachen brachten.
Dann war Jessie wieder an der Reihe, und er stand Dave im Geschichtenerzählen in nichts nach.
Dazwischen entstand meist eine kleine, nicht unangenehme Pause und man ging zum nächsten Thema über.
Die Blicke, die sie sich mittlerweile zuwarfen, waren eindeutig und es knisterte merklich im Wintergarten.
Doch irgendwann tat Dave es erneut. Unbewusst. Er konnte nicht anderes. Er atmete Jessie ein. Hörbar und extrem genussvoll.
Jessie blinzelte.
Es war ihm schon dreimal aufgefallen, aber jedes Mal hatte er dabei weggesehen und nicht aufgepasst. Diesmal jedoch war es eindeutig.
„Ähm … was um alles in der Welt machst du da?“, fragte er Dave leise.
Der erstarrte und schluckte. „Sorry … ich … äh …“ Dave fuhr sich über seinen Bart. Übersprungs-Handlung. Schließlich schien er sich einen Ruck zu geben. Er sah ihm direkt in die Augen. „Du riechst einfach unglaublich, ich … ich muss dich einfach immer wieder einatmen!“ Seine Stimme zitterte unmerklich.
Jessie schluckte schwer und schwieg. Fünf endlose Sekunden lang.
Dann brach draußen ein Tumult los und ließ beide hochfahren.
„Dave?“, hörte er Jason etwas gestresst rufen. „Kommst du mal?“
„Fuck!“, fluchte Dave, sprang auf und lief nach draußen, wo offenbar ein Streit zwischen zwei Gästen dabei war zu eskalieren und Jason alle Hände voll damit zu tun hatte, die Wogen zu glätten.
Währenddessen saß Jessie wie vom Donner gerührt im Wintergarten. Daves Worte hallten in seinem Kopf wider und er konnte es nicht fassen!
Gerade noch hatten sie gelacht und dann … dann hatte ihn dieser unglaubliche Typ einfach eingeatmet! So etwas war ihm noch nie passiert. Noch nie!
Er wusste, Dave hatte es unbewusst gemacht, denn sein Gesichtsausdruck war maßlos entsetzt gewesen, als Jessie ihn darauf angesprochen hatte.
Die anderen Male hatte er gedacht, sich getäuscht zu haben. Aber diesmal war er sich hundertprozentig sicher gewesen.
Jessie schloss die Augen.
Dave würde wiederkommen …
Doch Dave kam nicht wieder.
Der Tumult hatte sich längst wieder gelegt und das fröhliche Partygelächter, gepaart mit Musik, bildete wieder das übliche Hintergrundgeräusch.
Als Jessie auch noch nach einigen Minuten allein im Wintergarten saß, rappelte er sich auf. Er musste Dave finden. Doch er konnte ihn nirgends erblicken und bevor er sich eingehender auf die Suche machte, musste er unbedingt eine rauchen.
Er ging auf die Terrasse, zog seine Zigarillos heraus und steckte sich einen an. Als er einen tiefen Zug genommen hatte, beruhigte er sich langsam wieder. Er rauchte nur die Hälfte, drückte den Rest aus und ging wieder ins Haus.
Dave konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!
Und schließlich erspähte er ihn, als der aus der Herrentoilette kam.
Jessie konnte nicht wissen, dass Dave seit der Schlichtung des Streits dort drin gewesen war.
Er war komplett durcheinander und konnte nicht fassen, dass Jessie mitbekommen hatte, was er – wenn auch vollkommen unbewusst – getan hatte.
Bevor Dave es richtig registrierte, war Jessie trotz Krücken bei ihm.
„Dave!“
Er fuhr herum und starrte Jessie erschrocken an.
„Gibt es hier irgendwo einen verdammten Ort, wo wir unter vier Augen sprechen können, ohne gestört zu werden?“, fragte ihn Jessie geradeheraus. Es sah so aus, als wollte er ihn nicht noch einmal davonkommen lassen. Es hieß wohl: jetzt oder nie.
„Gib mir ’ne Minute, okay?“, bat Dave.
Jessie nickte.
„Warte hier.“
Kurz darauf kam er zurück. „Es ist zum aus der Haut fahren“, sagte er wütend unterdrückt. „Ich kenn mich hier wirklich gut aus, aber überall sind immer noch Leute. Der einzige Ort, der mir noch einfällt, wäre draußen vor der Eingangstür?“ Er sah Jessie fragend an.
„Geh’n wir“, sagte der und folgte Dave auf seinen Krücken zum Ausgang.
„Sie verlassen uns schon?“, fragte Mel Jessie.
„Nein, Mel, wir brauchen nur ein wenig frische Luft … und Ruhe“, erwiderte Dave.
„Oh, in Ordnung.“
Der Butler öffnete ihnen die Tür und als er sie hinter ihnen wieder schloss, wurde es endlich ruhig.
„Oh Gott, ja“, murmelte Jessie, wandte sich ein paar Meter nach links und blieb an eine Säule gelehnt stehen.
Dave ging ihm langsam hinterher. Er musste sich bei ihm entschuldigen. Unbedingt. Jessie musste ihn für einen kompletten Irren halten! Er stoppte kurz vor Jessie, als der zu sprechen anfing.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du mir so was an den Kopf knallen und … und dann einfach verschwinden kannst?“
Dave schluckte. Er konnte nicht sagen, ob Jessie verärgert war oder nicht. Also hob er abwehrend die Hände und sagte beschwichtigend: „Hör zu, es tut mir wirklich leid, dass ich mein vorlautes Mundwerk nicht halten kann …“
Jessie, der inzwischen beide Krücken in der linken Hand hielt, stoppte Dave mitten im Satz, indem er einfach mit seiner rechten Daves linkes Handgelenk ergriff und ihn energisch näher an sich zog.
Dave, der einen Wutausbruch erwartete, blinzelte vollkommen perplex, als Jessie leise sagte: „Bitte hör auf, dich zu entschuldigen, Dave! Das war das … das absolut geilste Kompliment, das ich jemals in meinem Leben bekommen habe!“
Dave wurde es siedend heiß, als er sich der Dimension dieses Satzes bewusst wurde.
„Noch nie zuvor hat jemand so was zu mir gesagt!“
Die Tatsache, dass Jessie ihn noch näher zu sich gezogen hatte, brachte ihn fast um den Verstand.
Sie sahen sich sekundenlang in die Augen.
„Du … du bist … nicht sauer auf mich?“
„Sauer?“ Jessie schüttelte den Kopf. „Nein, wieso sollte ich sauer sein?“
Dave schluckte erneut. Jessie hatte ihn immer noch nicht losgelassen.
„Hör zu … ich … ich hoff wirklich, ich sag jetzt nichts Falsches, ja?“, sagte Jessie und räusperte sich kurz. „Aber ich wollte heute Abend mit dir endlich mal unter vier Augen sprechen … und dich fragen, ob … ob wir uns mal irgendwo auf ein Bier treffen können.“
Er ließ Dave los und sah ihn mit großen Augen an.
„Das wär klasse“, antwortete Dave und Jessie wäre bei diesem Satz fast in die Knie gegangen, wenn er gekonnt hätte.
Er musste noch eine weitere Frage loswerden. Vielleicht würde er danach wieder mehr Schlaf finden. „Hast du … gerade einen Freund? Ich meine … eine Beziehung?“
Dave schüttelte den Kopf. „Nein. Du?“
„Nein“, antwortete Jessie und griff in seine Gesäßtasche.
Dave traute seinen Augen nicht, als Jessie einen zusammengefalteten Zettel hervorzog und ihm gab. Er nahm und öffnete ihn. Dort standen Jessies Handynummer und sein Name. Dave konnte nicht anders, er musste einfach den Kopf schütteln.
„Was?“, fragte Jessie scheinbar irritiert.
Dave sah auf. „Zwei Dumme, ein Gedanke!“, sagte er lächelnd und bevor Jessie etwas sagen konnte, griff er seinerseits in seine Hemdtasche und zog eine Visitenkarte hervor.
Jessie schien der Satz, den er auf den Lippen hatte, im Hals steckenzubleiben, als er auf die Karte blickte. David Hanks, Geschäftsadresse Karatestudio, geschäftliche Telefonnummern.
„Dreh sie um.“
Jessie sah ihn kurz an und tat es. Dort standen Daves private Handynummer und die Worte ‚Jessie, bitte ruf mich an! Dave‘.
Dave sah, wie ein erleichtertes Lächeln Jessies Lippen umspielte, als der kopfschüttelnd aufsah.
„Wir sitzen da drinnen im Wintergarten und reden zwei Stunden über Gott und die Welt …“ Er seufzte. „… und ich weiß nicht, wie lang es noch gedauert hätte, dich nach einem Date zu fragen.“
„Dann sollten wir uns wohl bei den beiden Streithähnen bedanken, was?“, bemerkte Dave leise und sah ihm direkt in die Augen.
Er konnte erkennen, dass Jessies Pupillen extrem geweitet waren. Und es war hell vor der Tür, nicht dunkel. Sie waren eindeutig vor Erregung geweitet und das turnte Dave unglaublich an.
Er konnte sich nicht beherrschen und atmete ihn erneut ein.
Jessie schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Säule. Es war die absolut erotischste Geste, die er je erlebt hatte, und seine Erektion war so stark, dass sie in seiner Hose fast schmerzte. Wie oft hatte er sich in den letzten Tagen wegen diesem Typen selbst befriedigt? Aber so hart war er dabei noch nie gewesen. Doch schließlich war ihm Dave auch noch nie so nahegekommen.
„Sorry!“, flüsterte Dave. „Ich kann nicht anders.“
„Bitte entschuldige dich nie wieder dafür!“, murmelte er.
Wieder sahen sie sich in die Augen.
Daves Blick glitt zu Jessies leicht geöffneten Lippen. Er stand so nah vor ihm, dass er sich wirklich nur leicht vorbeugen musste.
Im nächsten Moment hob Jessie die Hand und berührte mit den Fingerspitzen hauchzart seinen Bart. „Der ist so verdammt sexy …!“, flüsterte Jessie.
Dave seufzte leise und kam ihm entgegen. Und dann ging die Eingangstür auf und ein paar laut lachende Gäste strömten heraus. Er drehte sich hastig um und Jessie machte die Biege um die Säule herum.
Jessies Herz raste. Gott, er hatte sich doch nicht alles nur eingebildet! Er versuchte sich zu beruhigen, was ihm schließlich gelang. Mit zitternden Händen fischte er ein Zigarillo aus der Schachtel und zündete ihn an.
Jason war mit vor die Tür gekommen, um die Gäste zu verabschieden. „Dave, was zum Teufel tust du denn hier draußen?“, fragte er erstaunt, als der auf ihn zukam, um den Gästen ebenfalls auf Wiedersehen zu sagen.
Kurz darauf kam ein Taxi-Van die Auffahrt hoch und die Gäste stiegen ein.
Jason musterte Dave von oben bis unten. Er schien ziemlich … er wusste nicht genau was.
Dave legte den Zeigefinger auf die Lippen und Jason zog die Brauen hoch.
„Kommst du mit rein?“, fragte er ihn leise.
Dave schüttelte den Kopf und im nächsten Moment sah Jason die Krücke hinter einer Säule hervorlugen.
„Wow“, murmelte er. „Dann lass ich euch mal, ja?“
Er zwinkerte Dave zu und war wieder im Haus verschwunden.
Dave fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht und drehte sich um. Langsam kam er zurück und umrundete die Säule.
„Sorry, schlechte Angewohnheit.“ Jessie lächelte ihn entschuldigend an, zog noch einmal und trat den Zigarillo aus.
Tabak, Vanille, Zimt.
„Stört mich nicht.“
„Ich rauch nicht oft. Bin eher der … Genussraucher, nach’m Essen … nach’m …“ Er brach ab, doch Dave konnte sich denken, dass er beinahe Sex gesagt hätte. „Oder … wenn ich ein wenig unter Strom steh“, fügte er hinzu.
„Hättest du die Woche mal Zeit für mich?“, fragte Dave und war überrascht, wie leicht ihm dieser Satz nun über die Lippen kam. Vorsichtshalber ließ er wieder mehr Abstand zwischen ihnen.
Jessie lächelte. „Klar. Ich glaub, mein Terminplan ist zurzeit freier als deiner!“
„Montag ab … hm … sagen wir 20 Uhr hätte ich frei. Außer dir ist das zu spät?“
„Nein. Keine Sorge. Wo?“
Dave zuckte die Schultern. „Hast du eine Idee?“
„Einen Block von mir entfernt gibt’s ’ne kleine irische Bar. So was wie mein Stammlokal. Dahin könnte ich zu Fuß gehen.“
Dave zog die Augenbrauen hoch. „Dann geh ich mal davon aus, dass … Schwule dort kein Problem sind?“
„Nein. Keine Sorge“, beruhigte ihn Jessie.
„Okay. Gerne. 20 Uhr?“
„Jep.“ Jessie lächelte. „Klingt verdammt gut. Die Kneipe heißt Liam’s.“
Dave nickte und sah ihm noch ein letztes Mal direkt in die Augen. „Ich hoffe, wir hören uns vorher noch.“
Jessie nickte. „Ich auch.“
„Gut. Wollen wir wieder reingehen?“, fragte Dave dann schweren Herzens.
„Wird wohl das Beste sein.“
Eine Stunde später, gegen halb drei, war nur noch eine kleine Gruppe von zehn Leuten übrig.
Während das Personal unauffällig zusammenräumte, servierte Mel Kaffee und Apfelstrudel à la Louis, seines Zeichens Jasons Koch.
Jason sah Kyle von einem Ohr zum anderen grinsen. Ihm war klar, dass Kyle eigentlich todmüde war, aber seitdem der wusste, dass das noch kam, war er offenbar wieder aufgewacht.
Während der Gesprächsstoff auch über Apfelstrudel nicht ausging, musterte er Kyle liebevoll, der mit Hingabe sein Dessert aß. Ihm war nicht entgangen, dass Kyle einige Gefühlsschwankungen hinter sich hatte. Immer wieder war er den Abend über in tiefe Löcher gefallen, wenn ihm das Ende der Ferien bewusst wurde, und Jason hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihm auch was Positives zu sagen.
„Jessie“, sagte er halblaut.
Jessie, der ihm gegenübersaß, sah auf.
„Ich hab Kyle noch nichts von unserem Deal gesagt, darf ich das jetzt tun?“
Jessie grinste. „Klar.“
Kyle unterhielt sich gerade mit vollem Mund mit Marie, und Jason wartete, bis er fertig war und hinuntergeschluckt hatte.
„Süßer“, sagte er und Kyle sah ihn erwartungsvoll an. „Ich würd dir gerne was … hoffentlich … Aufmunterndes sagen.“
„Uhm … okay.“
„Was würdest du sagen, wenn ich es gut fände, wenn du ab Dienstag – sofern Sid einverstanden ist – anfängst, ein klein wenig zu trainieren?“
Kyle klappte der Mund auf.
„Ich meine im Fitness-Studio.
„Uhm … aber ich dachte, du bist der Meinung, dass das keine gute Idee ist?“ Er hatte mehr als nur eine Diskussion mit Jason hinter sich, dem es viel zu riskant war, dass er weiterhin wie üblich mehrmals die Woche ins Fitness-Studio ging. Durch seine Rippenbrüche war er relativ eingeschränkt, auch wenn er sich in der Zwischenzeit an die Neopren-Manschette, die er trug, gewöhnt hatte und die ihn daran erinnern sollte, dass er verletzt war. Die Heilung selbst unterstützte es natürlich nicht. Aber sein Körper schrie nach einem Work-out, und daher war das ein Thema gewesen, dass ihm wirklich am Herzen lag, auch wenn ihm klar war, dass er sein Training natürlich komplett umstellen und auf seine Verletzungen abstimmen musste.
„Was würdest du sagen, wenn Jessie dein Personal Trainer für diese Zeit wäre?“
Kyle sah zu Jessie. „Das wär absolut klasse. Meinst du, das geht?“
„Ich hätte es nicht vorgeschlagen, wenn ich denken würde, es geht nicht“, antwortete der lächelnd.
Dave, der ebenfalls zugehört hatte, wurde es ganz warm ums Herz. Der Typ war echt schwer in Ordnung.
„Jessie, das wär der Hammer“, murmelte Kyle.
„Gibt mir was zu tun und ich kenn mich mit so was aus, weißt du. Mir fällt die Decke auf den Kopf und ich hab mindestens noch zwei, drei Wochen Pause. Ich hab in Irland eine Rugby-Mannschaft physiotherapeutisch betreut und kenn mich mit solchen Verletzungen gut aus“, erklärte er ihm. „Also, wenn du einverstanden bist, dann …“
„Einverstanden? Das ist genial!“ Kyle strahlte. „Du bist super, Jay!“
„Danke, Süßer, du hast es verdient.“
Kyle sah zu Dave. „Was sagst’n du dazu? Geil, oder?“
Dave nickte. „Das nenn ich mal Eigeninitiative“, sagte er und sah Jessie dabei mit einem sanften Blick an. „Find ich wirklich gut.“
„Das waren meine Worte. Ich mag Eigeninitiative.“
„Und du denkst, das geht mit deinem Bein?“, fragte Dave dennoch etwas besorgt.
„Ich mach die Übungen ja nicht. Ich erklär sie ihm nur. Das kann ich schon machen. Kyle ist ja ein Profi.“
Dave sah, wie Kyle ein Dankgebet zur Decke schickte. „Wow, der Sonntag könnte nicht besser anfangen: Apfelstrudel und Personal Trainer!“
Sie lachten und damit war das Thema vom Tisch.
Nach dem Essen verabschiedeten sich die letzten Gäste.
Jason sah Dave fragend an. „Willst du noch mal unter vier Augen?“, fragte er ihn leise auf dem Weg vor die Tür.
Dave schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles gesagt, danke.“
„Okay.“ Jason nickte und setzte die verbliebenen Gäste kurz darauf in das letzte Taxi-Shuttle.
Dave und Jessie hatten vereinbart, vor Montag auf jeden Fall noch zu telefonieren, und mit diesem Gedanken zog sich Dave auch ziemlich schnell in Jasons Gästehaus zurück, in dem er die Nacht verbrachte.
Er lag noch mindestens eine Stunde wach, roch Jessie und konnte nicht glauben, wie nahe er dran gewesen war, ihn zum ersten Mal zu küssen. Sein Körper gab erst Ruhe, als er sich noch einmal selbst befriedigt hatte. Danach fand er endlich Schlaf.
Als Dave am Abend darauf seinen Wagen auf dem Parkplatz des Taekwondo Studios abstellte, spürte er wie nervös er war. Er war noch nie zuvor in solch einer Situation gewesen. Er hatte noch nie ein Date im eigentlichen Sinne gehabt.
Bei seinen Treffen in den verschiedenen Clubs hatte er immer nur das Eine im Sinn gehabt: Sex. Dieses Mal war es etwas komplett anderes und daher war er verunsichert. So verunsichert, dass er Jason schließlich vom Handy aus anrief.
„Hey! Ich dachte du triffst dich mit Jessie?“
„Mhmm … hab noch ein paar Minuten und ich muss ja nur die Straße runter. Ich lass den Wagen am Taekwondo Studio stehen und werd mit dem Taxi heimfahren.“
„Sehr vernünftig.“
„Jay … ich … ich bin total nervös.“
„Dave … das ist normal“, beruhigte ihn Jason. „Vollkommen. Hör mal, du willst ja was von ihm, oder?“
„Oh ja … Ich will, dass die feuchten Träume aufhören und wahr werden.“
„Glaub mir, Jessie wird es nicht anders gehen.“
„Ist das immer so vor einem Date?“, fragte Dave verunsichert.
„Wenn man wirklich verknallt ist, ja.“
„Okay. Ich hoffe, du denkst nicht, ich bin ein Idiot, das zu fragen?“
„Dave! Hör auf, dich fertigzumachen. Steig aus und geh los! Sobald du mit ihm in der Bar sitzt geht es dir besser, glaub mir.“
„Ich glaub, ich kann das nicht.“
„Himmel Herrgott!“, stöhnte Jason. „Jetzt stell dich doch nicht an wie der erste Mensch!“
Dave seufzte. „Genauso fühl ich mich aber.“
„Geh!“
„Okay. Danke, Jay.“
„Keine Ursache, Süßer. Viel Glück!“
Dave steckte das Handy weg, schnaufte noch einmal durch, musterte sich selbstkritisch im Rückspiegel und stieg dann endlich aus seinem Benz.
Mit jedem Schritt den er dem Liam’s näher kam, wurde sein Puls schneller und er fluchte innerlich.
Doch als er schon kurz davor war umzudrehen, sah er ihn. Jessie stand vor der Tür und rauchte. Dave bemerkte den lustvollen Stich in seinen Eingeweiden. Jessie war da und erwartete ihn! In diesem Moment wusste er, dass alles gut gehen würde und ging weiter.
Jessie spürte ganz offensichtlich seine Nähe, denn er sah auf und prompt erschien ein umwerfendes Lächeln auf seinem Gesicht. Dave ging augenblicklich das Herz auf.
„Hey“, sagte Jessie erfreut und trat sein Zigarillo aus.
„Hi.“
„Dachte, ich warte draußen auf dich.“
„Feiner Zug.“ Dave lächelte, doch Jessie sah sofort, dass er erleichtert war.
„Wollen wir?“
Dave nickte und kurz darauf saßen sie in einer Nische an einem Zweiertisch.
„Die Bar ist heute wohl nicht gut genug für dich, was?“, flachste Neill, der Barkeeper, als er an ihren Tisch kam.
Jessie grinste. „Nein, heute nicht. Später vielleicht. Neill, das ist Dave.“ Die beiden schüttelten sich dich Hände. „Bringst du uns zwei Bass Ale?“
„Kommt sofort.“
Und erneut fiel es ihnen leicht, sich zu unterhalten.
Beide hatten die Unterarme auf dem Tisch, die Hände verdammt nah beieinander. Immer mal wieder berührten sie sich, indem sie die Hand beim anderen auf den Arm legten und jedes Mal, wenn das geschah, begann ihre Konversation zu stocken und Gefühle kamen hoch. Der Wunsch nach mehr. Vor allem da sie sich inzwischen darüber einig waren, in naher Zukunft einiges zusammen zu unternehmen und sich öfter zu sehen.
„Hör zu … ähm … Oh Mann!“ Jessie verdrehte die Augen.
Er lehnte sich zurück und Daves Hand glitt von seinem Arm. Augenblicklich fühlte er eine Leere in sich, etwas was total lächerlich war. Der Typ saß ja keinen Meter von ihm entfernt!
„Sorry, normalerweise stotter ich nicht so rum“, beteuerte Jessie und beugte sich wieder vor.
„Kein Problem.“
Sie mussten beide grinsen.
„… Is’ für mich auch irgendwie neu …“
Jessie atmete auf. „Ich hab nur eine … Bitte.“ Er versuchte krampfhaft, nicht wieder irgendwo ein Äh unterzubringen.
„Ja?“ Dave schien sichtlich gespannt, während er die Finger verschränkte.
„Können wir es bitte …“ Er zögerte. „… bitte ganz langsam angehen lassen?“, fragte Jessie mit leiser Stimme. „Ich meine … das Kennenlernen?“
„Wieso nicht? Kommt mir sehr entgegen“, antwortete Dave verständnisvoll.
Jessie sah auf die Tischplatte.
Dave wartete.
Nach Sekunden sah Jessie wieder hoch.
„Ich hab ’ne ziemlich ungute Beziehung hinter mir. Ist zwar schon über ein Jahr her, aber … wie soll ich sagen … zumindest das Ende war sehr … ungesund. Daher die Bitte um Geduld.“
Dave nickte.
„Ich hab vor über einem Jahr alles hinter mir gelassen, bin von Irland hierher gezogen, was kein Problem war, da meine Schwester auch in den Staaten lebt. Ich hab alles gewechselt. Job, Wohnung, Handynummer.“
Dave zog die Brauen zusammen. „Klingt verdammt nach Stalker?“
Jessie seufzte. „Ja, leider. Aber es hat Gott sei Dank aufgehört, als ich hierher kam.“
„Hey.“ Seine Hand glitt zu Jessies und dessen Finger reagierten sofort positiv auf seine Berührung. Wieder war es für beide fast wie ein elektrischer Schlag, der ihnen den Arm hochkroch und weiter bis in die Schultern, Wirbelsäule und Eingeweide ging.
„Ich hab auch ziemliche Scheiße in meiner Vergangenheit. Und … um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich wirklich fähig bin, es richtig zu machen. Also langsam hört sich verdammt gut für mich an!“
Siehst du mal Jason, war gar nicht so schwer, dachte Dave zufrieden.
Jessie nickte. „Ich … wollte mich eigentlich für die nächsten zehn Jahre für niemanden mehr interessieren.“
„Oh je, so schlimm?“
„Leider.“ Er stockte und schüttelte den Kopf. „Verdammt, was zum Teufel red ich da? Gott sei Dank ist es jetzt anders gekommen. Und ich bin wirklich froh, dass wir endlich mal unter vier Augen sprechen können. Ungestört!“
Dave lächelte wissend und seine Finger strichen über Jessies. Sie berührten dabei auch seinen funkelnden Silberring.
„Der bedeutet übrigens nichts!“
„Ich weiß.“ Dave schmunzelte.
„Woher?“, fragte Jessie verblüfft.
„Kyle“, antwortete Dave ehrlich. „Ich hab ihn gebeten, es für mich rauszufinden. Ich war schon kurz vorm Durchdrehen.“
Jessie musste lachen. „Ich hab mich schon echt gewundert.“
„Warum Kyle dich danach gefragt hat?“
Jessie nickte.
„Passt nicht zu ihm, was?“
„Nein, nicht wirklich.“
„Er is’n ganz feiner Kerl.“
„Hab ich auch so den Eindruck.“ Jessie sah Dave lange in die Augen. Ihre Fingerspitzen spielten miteinander und das tat so verdammt gut. „Denkst du, unser Altersunterschied könnte ein Problem sein?“
Dave schüttelte den Kopf.
„Wie viele sind es?“
„Vierzehn Jahre“, antwortete Dave. Er hatte inzwischen nachgeholt, was er bei Jessies Einstellung verpasst hatte – damals hatte es ihm vollkommen gereicht, dass Jason von ihm überzeugt war und er hatte die Einstellung als Physiotherapeut nur durchgewinkt –, aber inzwischen hatte er Jessies Bewerbungsunterlagen aufmerksam durchgelesen und kannte all seine Daten auswendig.
„Wow“, murmelte Jessie.
„Sieh dir Kyle und Jason an!“
Jessie grinste. „Stimmt auch wieder.“
„Hast du deswegen Bedenken?“, erkundigte sich Dave vorsichtig.
„Nein. Es ist immer das, was man draus macht, nicht wahr?“
„Mhmm.“
Jetzt schlich sich ein fast freches Grinsen auf Jessies Gesicht. „Auch nicht schlecht, wenn einer wesentlich mehr Erfahrung hat, oder?“
„Täusch dich da mal nicht“, konterte Dave.
„Hey ihr zwei Turteltauben, wenn ihr euch endlich mal zu mir an die Bar setzt, dann geb ich einen aus!“, hörten sie plötzlich Neill über sich.
Jessie sah Dave fragend an.
„Ich finde, sowas sollte man auf keinen Fall ausschlagen!“, sagte der.
„Find ich auch“, erwiderte Jessie schmunzelnd und kurz darauf saßen sie bei Neill an der Bar.
Dave wich Jessie nur ein einziges Mal auf eine Frage aus und zwar, als er nach Daves Produktionsfirma fragte, von der er schon am Rande des Betriebsausflugs gehört hatte. Doch etwas Konkretes hatte er nicht darüber erfahren können.
Er sah, wie Dave Neill einen kurzen Blick zuwarf, doch der wandte sich gerade einigen anderen Gästen zu, und so sagte er: „Ähm … um ehrlich zu sein, möchte ich das nicht hier diskutieren. Ich erzähl’s dir ein andermal, einverstanden?“ Dave sah ihm direkt in die Augen und Jessie schluckte.
„Klar, kein Problem“, murmelte er abwesend und hatte fast schon vergessen, was er eigentlich gefragt hatte. Daves Blick ging ihm durch Mark und Bein und in dem Moment wusste er, dass er mit ihm endlich allein sein wollte. Privat. Nicht hier.
Sie schafften noch eine halbe Stunde, in der die Blicke tiefer und die scheinbar zufälligen Berührungen beim Diskutieren mehr wurden.
Wenig später zahlte Dave – er ließ es sich nicht nehmen Jessie einzuladen –, allerdings bestand Jessie sofort darauf, dass er das nächste Mal dran war.
Schließlich verließen sie den Pub und machten sich zu Fuß auf in Richtung Jessies Wohnung.
Für Dave war es selbstverständlich, dass er ihn nach Hause brachte.
Mehr würde heute nicht mehr passieren, aber zumindest das konnte er tun.
Der Weg zu Jessies Zuhause war kurz und sie waren betont langsam gegangen, fast geschlendert. Aber nachdem Jessie nur einen Block vom Liam’s entfernt wohnte, kamen sie nach dem Geschmack von beiden viel zu schnell dort an.
Jessie nahm die zwei Stufen zur Eingangstür auf seinen Krücken mit Geschick, trat unter das Vordach und sah Dave fragend an.
„Kommst du noch auf ’nen Kaffee mit rauf?“, fragte er mit einem hoffnungsvollen Tonfall.
Dave sah auf die Stufen und schloss für Sekunden die Augen. Verdammt! Dann sah er zu ihm auf. „Jessie … ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ Doch es musste für Jessie deutlich zu hören sein, dass er hin- und hergerissen war.
„Und warum?“
Dave kam langsam die Treppen hoch und blieb dicht vor ihm stehen. „Weil ich schon in einer Kneipe kaum die Finger von dir lassen kann!“, gestand er mit leiser Stimme.
Jessie grinste. „Wenn dem wirklich so war, dann hast du es gut geheim gehalten.“
Dave konnte nicht anders, er musste ebenfalls lächeln. „Es ist nicht, dass ich nicht mit hochkommen will. Das musst du mir glauben. Aber …“ Er stockte.
„Ich weiß … wir haben uns vorhin vorgenommen, es langsam angehen zu lassen“, vervollständigte Jessie seinen Satz verständnisvoll. „Es war ja sogar meine Bitte. Aber fällt da ein Kaffee auch drunter?“ Er konnte spüren, wie Dave ihn erneut einatmete. Wie jedes Mal wurde seine Erektion, die er in Daves Anwesenheit in letzter Zeit immer hatte, dabei nur noch stärker.
„Nein. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich dir garantieren kann, dass es dabei bleibt. Ich bin nicht gerade ein Meister, was Selbstbeherrschung betrifft. Das ist Jasons Ding.“
„Es gehören immer zwei dazu, oder?“ Jessies Stimme war weich wie Samt.
Dave spürte seinen Widerstand, der eigentlich gar keiner war, schmelzen als wäre er Schnee in der Maisonne. Wie zum Teufel sollte er diesem Kerl widerstehen?
Ausgerechnet jetzt zog Jessie ihn mit seiner freien Hand an der Jacke noch dichter zu sich. Mit der anderen hielt er die Krücken.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich in den kommenden zehn Jahren überhaupt jemanden hierherbringe!“
Jessie spürte Daves Atem, als der seine Stirn an seine legte. Er war so nah und roch so gut. Ihm ging es da keinen Deut anders.
„Dann kann ich dich nur drum bitten, mir eine zu knallen, wenn ich zu weit gehe!“, murmelte Dave und dann konnte er sich offenbar nicht mehr halten.
Jessie spürte seine weichen Barthaare noch bevor Daves Lippen seine trafen. Er konnte nicht anders und seufzte lautlos in ihren ersten Kuss.
Daves Lippen waren weich und sie berührten Jessies nur hauchzart.
„Soll ich geh’n?“
„Nein! Bitte bleib!“, murmelte Jessie.
Es war, als würde der Blitz ihn treffen, als Dave endlich ernst machte und ihn richtig küsste. Prompt wäre dabei sein Kopf beinahe unsanft gegen die Wand geknallt. Dann öffnete er seine Lippen und Daves Zunge zeigte ihm, was er wirklich dachte.
Jessie entglitten die Krücken, als sich seine Hand in Daves Jacke krallte, aber nicht etwa, um ihn wegzuschieben, sondern um ihn festzuhalten. Doch selbst das Poltern der fallenden Krücken konnte sie nicht dazu bringen, diesen Kuss zu unterbrechen.
Dann besann sich Dave. Schwer atmend sah er Jessie in die Augen, dessen Pupillen lustvoll geweitet waren.
„Sorry“, flüsterte er. Er war sich sicher, dass er es jetzt vermasselt hatte. Kein Mensch, der denken konnte, würde ihn nun noch mit nach oben nehmen.
Jessie lächelte. „Könnte es sein, dass dein Mittelname … Leidenschaft ist?“
Er grinste schief. „Er ist jedenfalls nicht Susie!“
Jessie musste lachen. „Gott sei Dank, denn dann, und nur dann, hätten wir ein Problem!“
„Also hab ich noch mal Glück gehabt, wie? Sorry, noch mal! Hm … Jason meint immer, dass man mir noch meine kleinen oder größeren Ungehobeltheiten austreiben müsste. Bislang hat sich noch keiner freiwillig gemeldet.“
„Ah, verstehe! Ich liebe Herausforderungen!“, sagte er amüsiert. „Ich werde es Project Dave nennen.“
Jetzt lachte Dave. „Schlagfertig bist du, das muss man dir lassen!“
„Ich glaube, sonst hat man gegen dich auch nicht wirklich eine Chance, oder?“ Jessie sah auf seine Krücken. Bücken konnte er sich immer noch nicht besonders gut. Na ja, vielleicht auf einem Bein.
Dave hob sie auf und reichte sie ihm.
„Danke. Das war sehr nett und nicht, äh … ungehobelt“, lobte er ihn augenzwinkernd, fischte seinen Schlüssel aus der Jackentasche, drehte sich um und sperrte auf.
Ein Blick über seine Schulter zeigte ihm, dass Dave nachkam.
Sie traten in einen Gang.
„Kein Lift?“, fragte Dave.
Jessie schüttelte den Kopf. „Bin ja noch jung. Ist nur bis zum dritten Stock. Mehr Stockwerke gibt’s eh nicht.“
Dave blieb hinter ihm zurück und der Anblick von Jessies wohlgeformter Kehrseite machte die Umsetzung seiner guten Vorsätze nicht gerade einfacher. Er musste hier unbedingt die Kurve bekommen!
Oben angekommen gab es nur eine Tür.
Jessie wollte die Krücken wieder in eine Hand nehmen, um aufzusperren, doch Dave hielt ihn zurück.
„Warte!“ Er drehte Jessie mit dem Rücken zur Wand. „Zwei Dinge!“ Er sah auf die Uhr. Es war halb Zwölf durch. „Maximal zwei Stunden, okay?“
Jessie nickte.
„Und egal was passiert: Die Klamotten bleiben an! Bei beiden!“
Jessie erwiderte seinen Blick mit einem äußerst unschuldigen Ausdruck. Sekundenlang. Dann seufzte er.
Dave konnte ihn inzwischen bei jedem Atemzug riechen, so dicht stand er vor ihm. „Was?“, murmelte er.
„Nichts.“ Jessie grinste und wollte sich gerade wieder zur Tür drehen, doch Dave hinderte ihn erneut daran.
„Was?“
Jessie sah ihn an und wollte antworten, doch dann tat Dave es erneut: Er atmete ihn tief und hörbar ein.
Jessie schloss die Augen. „Wenn du das noch ein-, zweimal machst, dann …“ Er schluckte.
„Dann was?“
„Dann komm ich in meiner Jeans!“, stieß er atemlos hervor.
„Reizvoll!“ Dave trat noch näher an ihn heran. „Lass deine Hände an den Krücken!“, befahl er und stützte sich mit den Händen links und rechts von ihm an der Wand ab.
Jessies Herz setzte aus. Dave würde doch nicht etwa?
„Schließ die Augen!“
„Oh Gott!“, murmelte er, lehnte den Kopf an die Wand und spürte Daves Goatee an seinem Kinn.
Dave brachte seine Nase dicht an seinen Hals und atmete ein. Es war ein unglaubliches Gefühl und Jessie konnte es auf seiner Haut spüren.
Seine Hose wurde augenblicklich noch enger. Sein Schwanz schmiegte sich an die endlosen, feuchten Spuren im Stoff.
Er spürte wie Dave ausatmete, nur um ihn im nächsten Moment erneut wieder mit hörbarem Genuss einzuatmen. Sein steifer Schwanz zuckte. Es war das Erotischste, was er je im komplett angezogenen Zustand erlebt hatte.
Daves Gesicht glitt hauchzart über seine Wange und sein Ohr.
„Lass deine Hände, wo sie sind!“, murmelte er und Jessie erschauerte. Der sanfte Befehlston machte es nur noch schlimmer. „Du machst mich wahnsinnig!“, flüsterte Dave und beim nächsten tiefen Atemzug passierte es.
Jessie konnte nichts dagegen tun. „Fuck!“ Er krümmte sich nach vorne und seine Stirn landete auf Daves Schulter, während es ihm siedend heiß in die Hose ging.
Er stöhnte und Dave hörte das absolute Erstaunen in diesem Laut. Verdammt, was würde er dafür geben, Jessies Erguss auf seiner Haut zu spüren, oder es zumindest zu sehen. Geschweige denn, ihn zu berühren oder gar zu schmecken.
Nach Atem ringend richtete sich Jessie wieder auf und lehnte seinen Kopf an die Wand. Dave beobachtete, wie er mühsam versuchte die Augen zu öffnen, sie wieder zusammenkniff und schließlich erneut öffnete. Erst beim zweiten Mal schien er einen Fokus zu finden.
Dave blickte amüsiert und fasziniert zugleich in Jessies Gesicht, in dem sich nichts als Fassungslosigkeit spiegelte.
„Oh Gott!“, murmelte Jessie erneut.
„Nenn mich ruhig Dave!“, witzelte er.
„Was zum Teufel machst du mit mir?“
„Ich bring dich ohne eine Berührung zum Abspritzen.“
„Ja, als wäre ich ein verdammter Teenager!“, knurrte Jessie kopfschüttelnd.
„Na, wenn ich überlege, wie oft ich in den letzten Nächten wegen dir im Schlaf gekommen bin, glaub ich das unbesehen!“
„Oh … du willst es sehen?“, fragte ihn Jessie erneut mit einem unschuldigen Blick.
„Untersteh dich!“, knurrte Dave.
„Greif in meine rechte Tasche!“
„Vergiss es!“
„In meine Jackentasche …“
„Wozu?“