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Die Gedichte und Aphorismen sind alle vor der Wende entstanden und fanden damals nicht sehr viel Anerkennung. In Gegenteil! Kritik, Ironie und Satire waren nur in sehr geringen Dosen erlaubt. Die klare Sprache, der heitere Grundton und die eindeutigen Aussagen der Verse bereiten aber bis heute großes Vergnügen, was sich besonders bei Lesungen immer wieder beweist.
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Seitenzahl: 34
Autor
...studierte Geophysik, Literatur und Philosophie / freiberuflich seit 1984 als Kolumnist, Fotograf, Kabarettist und Schriftsteller
Aphorismen
(ungeheu)ehrlich
(staatsbürg)ehrlich
(schlag)ehrlich
(funktiona)ehrlich
ehr(freu)lich
(bäu)ehrlich
(jüngf)ehrlich
(mütt)ehrlich
(televisiona)ehrlich
(karri)ehrlich
(wein)ehrlich
(somm)ehrlich
(beg)ehrlich
(beschw)ehrlich
(säu)ehrlich
(partn)ehrlich
(bedau)ehrlich
Aphorismen
(un)ehr(bitt)lich
(elt)ehrlich
ehr(götz)lich
(un)ehr(schwing)lich
(verwund)ehrlich
(unentb)ehrlich
(v)ehr(derb)lich
(bel)ehrlich
(spieß)ehrlich
Aphorismen
(gefa)ehrlich
(erkla)ehrlich
(fei)ehrlich
Aphorismus
ehr(sicht)lich
(v)ehr(mut)lich
(zuv)ehr(sicht)lich
ehr(kennt)lich
(z)ehr(brech)lich
ehr(bau)lich
Aphorismen
(legenda)ehrlich
Die Vignetten stammen vom Autor.
Erst kommt der Kahlschlag, dann die Schonung.
Gäbe es doch auch für Wahrheiten einen FKK-Strand.
Für das Selbstbewusstsein gibt es keine Prothesen. Zahn um Zahn wird man zahmer.
Wehe dem Mönch, der heiliger als sein Abt ist.
Weniger das Fliegen, die Landung ist das
Problematische. Auch bei Freudensprüngen.
Im Allgemeinen bin ich fast normal.
Natürlich nicht wie dieser oder der -
doch insgesamt, so ganz pauschal
gefalle ich mir ziemlich sehr.
Weshalb nur, gingst du fort von mir?
Ich kann das einfach nicht verstehn.
Beinahe hass ich dich dafür -
siehst du denn nicht, ich bin doch schön!
Du solltest mich im Spiegel sehn.
Schmidt, von links schräg gegenüber, wählt,
was zu seinen Rechten zählt.
Aufrecht entert er den Raum,
strahlend wie ein Weihnachtsbaum.
Eins zwei Zettel man ihm reicht,
er nun andachtsvoll erbleicht -
liest bedächtig jeden Namen,
murmelt innerlich ein "Amen",
steckt sie in die Urne rein:
Friede möge ewig sein!
Schlägt ein Kreuz vorm Ulbrichtbild -
Sozialistenpflicht erfüllt!
Wiedersehn zur nächsten Wahl!
Doch bis dahin...
könnt ihr mich mal.
(nach "Ein kleines Lied" von Marie von Ebner-Eschenbach)
Ein Schlagerlied, wie geht's nur an,
dass man es nicht erhören kann?
Was liegt darin? Erzähle!
Es liegt darin Tantiemenklang,
viel Studiotechnik, kaum Gesang
und für zwei Sexer Seele.
Ei, du schäumst!
Auf Sturm stehn alle deine wilden Locken.
Du bist verzweifelt, weil nicht klappt,
was klar ist in der Theorie -
mal mangle es an Schuhen, mal an Socken...
und Egoismus sei verkappt
als Wettbewerb... es werde niemals nie...
Reg dich ab!
Dein Blick ist eng, du siehst nur die Ekzeme.
Du muss die große Linie sehn
und nicht voran im Weg das Loch.
Wir kennen selber unsere Probleme,
die manchmal heute noch bestehn.
Betonung liegt auf "heute noch"!
Setz dich her!
Lass uns parteilich in die Zukunft schweifen,
in jene schöne Welt entschweben,
in der der Mensch sein Ziel erreicht.
Das Heute muss am Morgen reifen,
alle Wege sind am Ende eben,
und nichts an Größe unsrer Sache gleicht!
Sapperlot!
Was zweifelst du? Die Sache nehme Schaden?
Am schlechten Weg zerbricht das Rad...
Ein jeder Fehler wiege schwer...
Solln wir die Fehler öffentlich beraten?
Trotz dass der Klassenfeind sich naht?
Aus dir wird nie ein Funktionär,
geschweige denn,
bedaure sehr,
wie ich - ein echter Revolutionär!
Wenn du an meiner Seite liegst,
dein Köpfchen an mein Brustbein schmiegst,
kommt mir die Frage in den Sinn,
weshalb grad ich dein Kissen bin?
Was macht mich dir der Ehre wert?
Gut - sicher - ich bin nicht verkehrt,
doch wär ich du und hätt die Wahl...
ich fände bessre - hundertmal!
Dies denkend bin ich sehr verzagt,
ich spür wie Eifersucht mich plagt
und finde lange keine Ruh -
ob ich dich frage: Wie denkst du?
Dann fühl ich, wie du bei mir liegst,
dein Köpfchen an mein Brustbein schmiegst,
und ich erkenne plötzlich klar,
mein Zweifel auch der deine war.
Bin drauf sehr stolz, weil es so ist,
und freu mich, dass du bei mir bist.
Im Dorfsaal fünfzig Bienen,
dazu einhundert Kerle.
Dem Wirt ging's ums Verdienen -
ich trank nur Apfelperle.
Die Kerls warn bald besoffen.
Der Sänger sang im Liegen.
Ich konnte langsam hoffen,
ein Bienchen abzukriegen.
Ich war schon auf dem Wege -
mich zog die kleine Kesse.
Der Wirt verdiente rege.
Ich krieg eins in die Fresse.
Und war umringt von Kerlen.