Glaub nicht alles, was du denkst E-Book

Stephan Dettmeyer

• Herausgeber: Books on Demand
• Kategorie: Gesellschafts- und Liebesromane
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2019

Seitenzahl: 159

Beschreibung

Über zweiundzwanzig Jahre habe ich jede Woche eine Kolumne für eine regionale Zeitung in Sachsen geschrieben. Ohne Unterbrechung! Bis 2016 schrieb ich sie in sächsischer Mundart unter dem Pseudonym "Eduard Sachsenmeyer". Aber irgendwann kam bei mir der Verdacht auf, dass die Sachsen ihren Dialekt nicht so sehr mögen. Außerdem schienen viele zu faul zu sein, meine in Sächsisch geschriebenen Kolumnen zu entschlüsseln. Und immer wieder gab es auch Streit, ob man denn so, wie ich schrieb, wirklich reden würde? Deshalb gab ich es nach vielen Jahren auf, in sächsischer Mundart zu schreiben. Schade! Die sächsische Denkart aber, die lebt weiter!

Leseprobe

Autor

...studierte Geophysik, Literatur und Philosophie / freiberuflich seit 1984 als Kolumnist, Fotograf, Kabarettist und Schriftsteller

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Reichersein

Autos ohne Fahrer

Bau Haus!

Mode ist für Frauen

Suchen und finden

Wasserkopf

Muttertag

Leidkultur

Verkehrte Welt

Nett bis internett

Friede seiner Asche

Ehe für alle

Protestverhalten

Immer die falsche Kasse

Praktische Erfindung

Dreck macht fett

Fahrradunfall - 1.Teil

Fahrradunfall - 2.Teil

Fahrradunfall - 3.tqil

Womöglich AfD?

Mittelmeer

Lftpumpen

Digi-dalli-sierung

Prima Klima

Sex is mus

Stilles Wassewr

Gute Vorsätze

Freude spenden

Rüstung

Er lebt noch

Kindertag

Hitzekoller

Schulanfang

Land ohne Lächeln

Keine Kreuze

Modeworte

Gruseln lernen

Das Verhalten zeugungsunfähiger Paar im lauwarmen Wasser

Die anderen Leute

Anputz

Glück

Frauentag

Experten

Schulschwänzer

Fasten

Organspender

Wann wir schreiten...

Wahlwerbung

Sexismus im Supermarkt

Volk geht flöten

Zirkeltag

Vorwort:

Über zweiundzwanzig Jahre habe ich jede Woche eine Kolumne für eine regionale Zeitung in Sachsen geschrieben. Ohne Unterbrechung!

Bis 2016 schrieb ich sie in sächsischer Mundart unter dem Pseudonym "Eduard Sachsenmeyer".

Aber irgendwann kam bei mir der Verdacht auf, dass die Sachsen ihren Dialekt nicht so sehr mögen. Außerdem schienen viele zu faul zu sein, meine in Sächsisch geschriebenen Kolumnen zu entschlüsseln. Und immer wieder gab es auch Streit, ob man denn so, wie ich schrieb, wirklich reden würde?

Deshalb gab ich es nach vielen Jahren auf, in sächsischer Mundart zu schreiben. Schade!

Die sächsische Denkart aber, die lebt weiter!

Viel Spaß!

Reichersein

Alles dreht sich heutzutage um das Scheißgeld! Ist doch wahr!

Alle wollen irgendwie reich werden! Egal wie! Lotto, Fußball, Börse, Karriere, Erbschaft, Fernsehstar... ja, so bestimmte Künstler, die nicht sehr viel Wert legen auf den Nobelpreis oder auf den Ruhm der Nachwelt... - Comedians, Krimischreiber, Liebesromanistinnen, Sexualneurotiker, Pornostars... - die, die so die niederen Bedürfnisse befriedigen... Motto: Wichtig sind die Einschaltquoten, es gibt überall Idioten!

Nein, ich will nicht reich werden!

Ich will bloß reicher werden, als wie SIE!

Beziehungsweise - wenn Sie mein Freund sind, oder aus der Verwandtschaft, oder ein Kollege - dann möchte ich reicher werden, als wie DU!

Dabei müsste der Reichtumsvorsprung gar nicht so üppig sein. Nein, ich will da durchaus auf dem Boden bleiben.

Also, wenn DU einen PORSCHE fahren würdest, dann würde mir ein FERRARI durchaus genügen. Oder wenn DU einen OPEL fahren würdest, reicht mir ein BMW!

Hauptsache ist doch, dass DU dich grämst. Aber an Deinem Gram müsstest DU ja noch nicht verzweifeln. Kurz abkotzen und einfach weiter Geld machen!

Außerdem hast DU ja noch das Eigenheim. Wobei - mein Eigenheim könnte dann - meinetwegen - Deinem Eigenheim fast gleichen wie ein Ei dem anderen. Nur eben, Dein Eigenheim hat keine Sauna!

Und der Pool ist drei Quadratmeter kleiner. Drei Quadratmeter, die Dir dann zu Deinem Glück fehlen!

Dabei hätte ich eigentlich gern einen Pool am Eigenheim, der mindestens doppelt so groß, ist wie Deiner. Aber die drei Quadratmeter genügen mir immerhin, um mich Dir gegenüber doch privilegiert zu fühlen.

Was mich etwas ratlos machen würde, wenn DU Deine Urlaubsreisen mit Familie bis zum Mond ausufern lassen würdest. Nicht mehr nur Hawai oder Grönland, nicht mehr nur Kreuzfahrtschiffe oder Zeppelin, sondern Spaceshuttle zum Mond. Bungalow auf der Rückseite!

Nein, nur weil DU denkst, dass ich Dich übertrumpfen will mit meinen Wohlstandsattacken, deswegen werde ich Dir nicht den Gefallen tun und zum Mars fliegen!

Nein, mein Wille zum Reichsein hat Grenzen.

Auch was Deine Frau betrifft... - der gönne ich doch glatt die vierzig Kilo, die sie mehr hat als meine Frau. Wie sagt schon der Araber - du kannst nicht alles haben - dicke Frau und Platz im Bett!

Eigentlich gönne ich Dir wirklich fast alles - Deine Kinder, Deine Verwanden, Deine Krankheiten, Deine Kurzsichtigkeit...!

Solange ich mich in der Summe aller Dinge ein Krümelchen reicher fühlen kann, als wie DU, bin ich glücklich. Aber je reicher DU bist, desto schwerer wird es für mich. Deswegen wäre es mir eigentlich lieber, wenn DU nicht so verdammt reich wärst.

Oder hast DU etwas gegen mich? Willst DU mich fertigmachen? Willst DU, dass ich mich an Deinem Reichtum seelisch entzünde und am Ende vor die Hunde gehe?

Ich will doch bloß ein bisschen reicher sein, als wie DU.

So fürs Wohlbefinden! Ach, sei doch nicht so!

Autos ohne Fahrer

Nee, Autos ohne Fahrer - das ist eine totale Furzidee! Auto ohne Fahrer ist wie eine Brille, ohne dass sich einer draufsetzt! Oder ohne Durchgucker!

Ein Auto ist doch ohne Fahrer völlig sinnlos! Es muss jemand da sein, der das Auto benutzt. Und bloß im Auto drin sitzen und zugucken, was das Auto macht… - nee, da wirst du doch wahnsinnig!

Nämlich - so ein volldigitalisiertes Auto, was eigentlich mehr ein Computer auf Rädern ist, das fährt doch voll nach Vorschrift! Dem sind ja alle Paragraphen der Straßenverkehrsordnung eingetrichtert worden. Und auch alle Regeln von Höflichkeit und Nachsicht!

Das Computerauto hält auch in der dreißiger Zone die

Geschwindigkeit von dreißig KaEmHa ein! Ja!

Oder auf der Autobahn… - immer nach Vorschrift! Von wegen mal rechts überholen, wenn links irgendein Blödmann nicht Platz macht… - hast du gedacht! So ein durchprogrammiertes Computerauto fährt dem Blödmann hinterher! Und dazu noch mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand! Und den Stinkefinger zeigt es auch nicht.

Gut, das wäre dann eine verbleibende Aufgabe für den mitfahrenden Autobenutzer.

Aber sonst…

Wenn es anfängt zu regnen, dann fährt die Karre bloß noch achtzig, um Aquaplaning vorzubeugen. Und wenn jemand auf der Fahrbahn herumspaziert oder aus der Nebenstraße vorschießt… - das Auto bremst auch für Fahrradfahrer!

So ein Käse!

Ein Auto hat das zu machen, was der Fahrer will!

Und wenn ich eben von der Fahrbahn runter und in den nächsten Waldweg einbiegen will, weil ich mal pinkeln muss, dann hat das Auto das zu machen!

Nee, das volldigitalisierte Auto ist Schwachsinn! Das muss ja auch nicht pinkeln!

Auch wenn es zum Beispiel als Taxi eingesetzt werden wird. Mit wem sollst du dich denn unterhalten, wenn kein Fahrer da ist? Und wer hievt dir den Koffer in den Kofferraum? Wer hievt ihn wieder raus und wünscht dir eine gute Reise? Wer kriegt das Trinkgeld?

Das ist alles noch nicht bis zu Ende gedacht!

Zum Beispiel auch gestern - ich bin schon im Kreisverkehr drin, da kommt einer in der nächsten Einfahrt in den Kreisel reingeschossen, ohne mich zu beachten! Wenn ich nicht gebremst hätte, wäre es ein schöner Kaltverformungstest geworden.

Was macht denn da ein Computerauto? Das weiß ja, dass es Vorfahrt hat und, dass das Objekt, was von der Seite reinschießt, das nicht darf. Bremst das Computerauto dann wirklich?

Oder berechnet das Computerauto in Bruchteilen von Sekunden, was günstiger ist. Rein von der Gefährdung in Abwägung gegen die Versicherungsleistungen, die der Unfallverursacher zu leisten hat. Verhindert das Computerauto einen Unfall nur noch dann, wenn dir die Erhöhung des Versicherungsbeitrages droht? Ansonsten - einfach drauf?!

Du, als lebendiger Fahrer fluchst und hupst und bremst - der Computer schweigt, rechnet und fährt womöglich mit genau der Geschwindigkeit auf das gegnerische Auto auf, dass nur Blechschaden entsteht und den Insassen schlimmstenfalls der Airbag um die Ohren fliegt.

Das traue ich den Computerautos jedenfalls zu! Zumindest den aufgemotzten. Mit dreifacher Festplatte und so!

Und was eigentlich, wenn so ein Computerfreak dein Computerauto hackt? Ja, dann fährst du dorthin, wo der Hacker das will. Vielleicht an den Baum, wenn er was gegen dich hat.

Ja, eine neue Methode, jemand um die Ecke zu bringen! Nicht mehr Bremsleitungen durchschneiden, keine Fernzündbomben… - einfach hacken und umprogrammieren!

Und nochmal ganz grundsätzlich - ein Auto ist und bleibt ein Hilfsmittel zur Überdeckung deiner persönlichen psychischen und physischen Mängel. Ob Penislänge, Körbchengröße oder Kleinwüchsigkeit - hinter dem richtigen Lenkrad lässt sich da viel kaschieren!

Und mit dem Auto kannst du deinen Charakter auf die Straße bringen und den anderen beweisen, wer du bist! Du bist du und dein Auto! Basta!

Bau Haus!

Nein, das hätte ich nicht erwartet! Und ich nehme das meiner Gutsten auch echt übel! Irgendwie hat die mich tief in meinem Inneren getroffen. Heimtückisch dazu!

Dabei ging das ganz harmlos los. Wir hatten einen Ausflug gemacht… mit unserm Auto… in die Nähe von Leipzig. Wo die doch jetzt dort die vielen Seen haben!

Das wollten wir uns eben mal angucken. Und das war dann auch alles ganz interessant und alles neu… - und am Ufer vom dem See war ein niegelnagelneues Eigenheimgebiet. Die Hälfte von den Eigenheimen war schon bezogen. Das hat man gesehen, weil da eben Tische und Stühle auf der Terrasse gestanden haben… oder ein Auto vor der Garage… oder ein Grill auf der Wiese… oder ein Hund… - die Leute waren nicht zu sehn!

Die Eigenheime waren alle nach dem gleichen Stil gebaut. So quadratische und rechteckige Bauklötzer… ohne Dach… mit riesigen Fenstern in manchen Mauern… dafür in andern Mauern keine Fenster, sondern bloß ein Bullauge oder so ähnlich. Alles in Weiß oder Beton.

Meine Gutste hat nach einer Weile zu mir gesagt: "Bauhaus!"

Da war meine Gutste allerdings gerade an den richtigen geraden. Ich hatte mir nämlich gerade überlegt, dass die, die solche Eigenheime kaufen, keinen eignen Handschlag am Haus tun. Die lassen bauen!

Von wegen "bau Haus!"

Also habe ich meiner Gutsten entgegengehalten: "Kauf Haus!"

Dann hat mir meine Gutste erklärt, dass der Stil, in dem die Häuser gebaut sind, "Bauhaus" heißt.

Gut, wenn meine Gutste so was sagt, dann glaub ich das. Meine Gutste weiß so was!

Ich hab mir dann die Bauhäuser nochmal genauer angeguckt und fand die ja eigentlich auch nicht schlecht.

Ich hab dann gesagt: "Naja, ich könnte mir auch vorstellen, in sowas zu wohnen!"

Da hat meine Gutste geantwortet: "Die da drin wohnen, die müssen monatlich mehr verdienen, als du im ganzen Jahr!"

Es hat eigentlich bloß gefehlt, dass sie noch nachgesetzt hätte: "Versager!"

Nee, den "Versager" hat die sich verkniffen. Aber ich habe ihn rausgehört - den "Versager"! - und war bedient!

"Ich würde ja gerne mehr verdienen," hab ich dann gesagt, "aber wie soll ich das denn machen?"

Da hat meine Gutste abgewinkt und hat gesagt: "Da hättest du früher aufstehen müssen!"

"Blödsinn!" - hab ich gekontert: "Und wenn ich noch so früh aufgestanden wäre, soviel hätte ich nie verdienen können!"

"Und wie haben die das gemacht, die sich die Häuser gekauft haben?"

Ja, die Frage bohrt bei mir bis heute. Dass die einfach bloß früher aufgestanden sind, halte ic für unwahrscheinlich.

Bei dem Spaziergang habe ich jedenfalls den dämlichen Bauhäusern keinen Blick mehr geschenkt. Und gegen meine Gutste habe ich auf der ganzen Rückfahrt im Auto hartnäckig geschwiegen.

Aber die Frage hat trotzdem gebohrt: Wie kann sich jemand leisten, sich so ein Bauhaus zu kaufen?

Gut, die Frage hätte ich mir schon vor vielen Jahren stellen können. Es gibt ja nicht bloß jetzt und in der Nähe von Leipzig solche Eigenheime, wo dir die Spucke wegbleibt. Aber irgendwie ist bei mir die Frage eben erst jetzt mit Nachdruck hochgekommen, weil mich meine Gutste so provoziert hat.

Woher haben manche so viel Geld?

Gut, da gibt es alle die Glückskinder, die was erben! Oder die eben zu den reichen Familien gehören. Die haben sich das ja auch nicht so direkt aussuchen können. Die sind eben reich von Geburt.

Dann die, die im Lotto gewinnen. Aber das sind nicht viele. Das Glück ist bekanntlich ein Rindvieh und sucht seinesgleichen!

Und dann muss es aber in Deutschland auch wirklich jede Menge Leute geben, die mit irgendeiner Art von Tätigkeit einen Haufen Geld verdienen. Warum gehöre ich nicht zu denen?

Ob die wirklich so viel früher aufstehen, als wie ich?

Vielleicht sind die schlauer? Vielleicht doofer?

Nee, wenn ich damals gewusst hätte, dass heutzutage Rechtsanwälte und Ärzte so viel Geld verdienen… oder sogar Lehrer… oder Handwerker… - das heißt, Handwerker haben schon dazumals nicht schlecht verdient. Aber ich Dämlack…- nee, lassen wir das!

Ist eh zu spät! Da hätte ich, wie meine Gutste gesagt hat, früher aufstehen müssen. Und wo die Recht hat, hat die Recht.

Mode ist für Frauen

Nein, ich bin nicht direkt modebewusst! Meine Gutste sagt sogar, dass ich altmodisch bin. Dabei habe ich bloß einfach mit Mode nichts am Hut! Mode juckt mich nicht! Mode ist Frauensache!

Es gab in meinem Leben schon so viele Moden, die irgendwie ohne Spuren zu hinterlassen an mir vorübergerauscht sind. Eine Mode jagt ja bekanntlich die nächste. Ich bin da nie mitgehetzt.

Nur ganz selten, dass ich – kurz bevor so eine Mode am Abnibbeln war – dass ich da die Mode noch ein bisschen mitgemacht habe. Unbewusst. Einfach, weil ich gar nicht gemerkt hatte, dass es noch Mode ist.

Zum Beispiel war das so mit den Schlaghosen. Als die Mode vorbei war und hautenge Hosen plötzlich Mode geworden sind, da habe ich gemerkt, dass meine Lieblingshose, die ich hatte, eine Schlaghose war. Das war mir vorher nicht aufgefallen!

Auch die langen Haare… damals, wo ich jung war. Die Beatles hatten damit angefangen. Dann sind die Haare immer länger geworden. Bubikopf, Pagenfrisur, Dauerwelle, Zottelmähne…

Wo ich kürzlich mal so alte Fotos von mir in den Fingern hatte, musste ich feststellen, dass meine Haare zwar nicht so lang warn, wie es damals Mode war, aber sie waren immerhin so lang, dass sie mir über die Ohren gingen.

Frauen kann das nicht passieren! Die werden durch die Bunten Zeitungen immer rechtzeitig erinnert, wenn eine neue Mode da ist.

Brüllen könnte ich ja über die Typen in meinem Alter, die den Schuss überhaupt nicht gehört haben, dass die eine Mode, die die mal mitgemacht haben, vorbei ist. Die haben heute immer noch die langen Haare, wenn auch längst grau und zersplissen, bis auf die Schulter hängen. Die Klamotten sind meistens auf dem entsprechenden Level. Für die Altkleidersammlung nicht mehr verwendbar!

Besonders hübsch, wenn die langen Haare wie ein Duschvorhang rings um die Hinterkopfkniescheibe herabfallen.

Über Männer mit Pferdeschwänzchen könnte ich mich kringeln. Ich denke immer, die müssen hinten zubinden, damit das letzte bisschen Grips, was verblieben ist, nicht rausrutscht.

Bei Glatzköpfen weiß man allerdings nicht genau, ob es irgendeine Mode ist oder einfach genetisch bedingter Haarausfall

Nee, hinsichtlich Mode bin ich nicht gefährdet. Gottseidank!

Eine doofe Mode ist ja jetzt, dass die Hosen ausgewaschen und total zerfetzt sein müssen. Aber auch die Mode wird wieder vorbei gehn. Das ist nicht so schlimm.

Aber was tun mir die armen Leute leid… also, auch die armen Leutinnen! … die sich heutzutage, weil es Mode ist, ihren Körper verhunzen und verschandeln lassen. Ja, genau – mit den Tätowierungen!

Das bleibt für immer! Bei Männern und bei Frauen!

Wobei, so ein kleines Tattoo auf dem Arm… ein Anker… oder eine Schlange oder irgend so ein Bildchen… wegen mir auch am Fuß… das geht ja noch! Aber manche sehn doch mit den Tätowierungen mittlerweile aus, wie gehäutet und anschließend mit Ornamententapete tapeziert.

Schlichte Karos und Streifen sind nicht so Mode.

Ich geh übrigens in letzter Zeit wirklich gerne und mit wachsender Begeisterung so ins Freibad... oder Hallenbad... oder noch schöner - FKK! Egal!

Viel gerner als früher!

So ein Besuch im Bad wird mehr und mehr zu so was, wie ein Besuch in einer Kunstgalerie! Kunstgenuss pur! Ja, jede Menge Gemälde, bloß eben nicht an den Wänden. Du brauchst nicht rumlaufen. Nee, die Gemälde laufen an dir vorbei. Oder sie hocken auf der Decke. Oder spielen Volleyball, oder Federball...

Wenn du dir eine günstige Stelle aussuchst, zum Beispiel neben der Eisbude oder im Whirlpool... da kommen im Lauf der Zeit fast alle mal vorbei.

Wenn die kommen, dann siehst du die Gemälde von vorne. Wenn die gehen, dann siehst du, die Rückseite. Meistens sind es so botanische Motive: Ranken, Blätter, Efeu, Dschungelpflanzen... - oder aus der Fauna: Tigerköpfe, Brillenschlangen, Warzenschweine…, aber oft vermischt mit Porträts und Symbolen aus der menschlichen Traum- und Phantasy-Welt. Überhaupt wirkt alles sehr naturalistisch und realistisch. Wenig Abstraktes. Vielleicht ist es ja so ein Wiederaufkeimen des sozialistischen Realismus. Eine Art Gegenreformation.

Oder ein bisschen wie surrealistischer Jugendstil. Wobei die meisten Gemäldeträger auch wirklich "Jugend" sind. Weil sie jung sind. Surreal sowieso!

Ja, jetzt sind die jung! Aber die werden doch auch immer älter! Und die Gemälde werden zwangsläufig mit älter!

Nein, das ist ja nicht einfach so wie bei Bodypainting! Bei Bodypainting geht die Farbe ja hinterher wieder ab. Einfach unter der Dusche - erledigt!

Nein, die Tattoogemälde, die ich jetzt meine, die sind echt. Waschecht! Ja, ich meine die Tattoos! Du bist fürs Leben gezeichnet! Lebenslänglich gestraft!

Ein Mann war kürzlich bei seinem Arzt und hat den gefragt, was er machen soll - seine Frau habe sich die Gesichter ihrer beiden Ex-Ehemänner auf die Brüste tätowieren lassen. Den einen Ex auf die rechte Brust, den anderen Ex auf die linke Brust. Was er denn dagegen machen könne, wollte der Mann wissen. Vielleicht operieren? Amputieren?

Der Arzt riet von solchen drastischen Maßnahmen ab. Er empfahl dem Mann, einfach abzuwarten und immer daran zu denken, was die beiden Ex-Ehemänner im Lauf der Jahre für lange Gesichter bekommen werden. Ja, die Haut, die als Malgrund dient, die bleibt ja nicht jung. Da kommen Falten und Cellulitis und Krampfadern und Altersflecken... - am Ende kannst du die Gemälde nicht mehr der Öffentlichkeit präsentieren, ohne Ärgernis zu erregen.

Aber soweit denken junge Menschen eben nicht. Die machen die Mode mit und denken dabei, dass die Mode für immer gilt.

Den Künstlern, die die Tattoos erschaffen, denen ist das egal.

Ja, da sind die Tattookünstler nicht anders, als andere Maler. Zum Beispiel der Neo Rauch - ein ganz berühmter Maler. Der malt aber auf Leinwand und in Öl. Dem ist allerdings auch egal, was Mode ist. Der malt für die Ewigkeit. Und wenn er Glück hat, werden seine Gemälde in allen Galerien der Welt ausgestellt. Auf dem Kunstmarkt werfen die schon jetzt Millionen ab.

Man darf sich gar nicht ausdenken, wenn ein Tattookünstler so berühmt wird, wie der Neo Rauch. Na, dann müssen die Kunstwerke zwangsläufig auch auf den Kunstmarkt und in die Museen.

Also, entweder die Tattooträger werden dann gehäutet, oder sie müssen sich leibhaftig als Exponate ausstellen und begaffen lassen. Immer solange, solange das jeweilige Museum geöffnet hat. An Feiertagen haben die dann natürlich frei und können sich was drüberziehen. Aber wenn sie irgendwann sterben... - dann bleibt nur Häutung! Das übrige geht dann an Gunther von Hagens "Körperwelten". Im Himmel werden nur komplette Exemplare angenommen - glaube ich.

Wobei – in der Kunst werden ja immer nur wenige Werke von wenigen Künstlern richtig berühmt. Wenn du bloß eines von den unbedeutenden Kunstobjekten bist und auf den Flohmärkten verramscht wirst, wie alte Fahrräder oder Suppenteller… - tja, dann ist auch Schluss mit lustig.

Dann landest du irgendwann auf der Müllhalde!

Suchen und finden

Ostern ist vorbei. Aber noch nicht ganz!