Deep Secrets - Alles von mir für dich - Lisa Renee Jones - E-Book

Deep Secrets - Alles von mir für dich E-Book

Lisa Renee Jones

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Beschreibung

Eine weitere Begleitnovella zur DEEP-SECRETS-Reihe!


Seit dem Augenblick, als Chris und Sara sich zum ersten Mal gegenüberstanden, ist die Leidenschaft zwischen ihnen überwältigender als alles, was sie je zuvor erlebt haben. Doch seit ihrer ersten Begegnung ist viel geschehen, und jetzt gilt es, die Dämonen der Vergangenheit ein für alle Mal zu besiegen. Denn nur wenn nichts mehr zwischen ihnen steht und sie sich dem anderen mit jeder Faser ihres Seins hingeben können, wird ihre Liebe überdauern können.


Die DEEP-SECRETS-Reihe:

1. Berührung (Sara und Chris)
2. Enthüllung (Sara und Chris)
3. Hingabe (Sara und Chris)
4. Sein Geheimnis (E-Book-Novella, Chris‘ Sicht)
5. Rebeccas Tagebücher (E-Book-Bonus-Storys)
6. Geheime Sehnsucht (E-Book-Novella, Marks Sicht)
7. Verbotene Träume (E-Book-Novella, Marks Sicht)
8. Geheimes Begehren (Sara und Chris)
9. Tiefe Leidenschaft (E-Book-Novella, Marks und Crystals Sicht)
10. Dunkle Liebe (Roman, Marks und Crystals Sicht)
11. Alles von mir für dich (E-Book-Novella)

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Seitenzahl: 229

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Teil 1 – Der Meine

Teil 2 – Der Ihre

Teil 3 – Die Seine

Teil 4 – Akzeptanz

Teil 5 – Das Geschenk

Teil 6 – Regeln werden gemacht, um sie zu brechen

Teil 7 – Eine Tür schließt sich, eine andere öffnet sich

Teil 8 – Ella

Teil 9 – Entscheidende Augenblicke

Teil 10 – Tot, aber nicht vergessen

Teil 11 – Rosen aus Wildblumen machen

Teil 12 – Nur du und ich

Teil 13 – Der Grund, warum ich atme

Danksagung

Die Autorin

Lisa Renee Jones bei LYX

Impressum

LISA RENEE JONES

Deep Secrets

Alles von mir für dich

Ins Deutsche übertragen von

Michaela Link

Zu diesem Buch

Seit dem Augenblick, als Chris und Sara sich zum ersten Mal gegenüberstanden, ist die Leidenschaft zwischen ihnen überwältigender als alles, was sie je zuvor erlebt haben. Doch seit ihrer ersten Begegnung ist viel geschehen, und jetzt gilt es, die Dämonen der Vergangenheit ein für alle Mal zu besiegen. Denn nur wenn nichts mehr zwischen ihnen steht und sie sich dem anderen mit jeder Faser ihres Seins hingeben können, wird ihre Liebe überdauern können.

20. Juli …

Es ist Samstagnachmittag, und ich plane einen Abend allein zu Hause. Er wird wahrscheinlich mit jemand anderem im Klub sein. Nicht dass ich bei solchen Dingen ein Mitspracherecht hätte; ich habe mich dafür entschieden, zu gehen und mich selbst wiederzufinden. Allein zu sein. Mittlerweile verabscheue ich dieses Wort, obwohl ich einst geradezu euphorisch darüber war, wie stark es mich gemacht hat. Es ist komisch: Wenn man jemanden in sein Leben lässt, vergisst man einfach … man selbst zu sein. Man wird zu einem »Wir« und hofft, dass beide es so sehen. Das Problem ist, er schien niemals ein »Wir« in uns zu sehen, abgesehen von Meister und Sub. Jetzt versuche ich, mich wiederzufinden. Mein brillanter Plan schließt eine große Käsepizza und ein Snickers ein. Wahrscheinlich nicht gerade der beste Weg, um mich morgen gut zu fühlen, aber heute Abend ist es genau das Richtige. Hey … immer eine Nacht nach der anderen. Das ist mein Motto, und daran halte ich mich. Zumindest heute.

Mitternacht, ein neuer Tag, der sich anfühlt wie dieselbe endlose einsame Nacht …

Ich habe mir sechs Episoden von Sex and the City reingezogen und frage mich, ob mein ehemaliger Meister mein Mr Big ist. Wird er sich zu guter Letzt als der Seelengefährte erweisen, den ich in ihm gesehen habe? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich wollte immer, dass Carrie und Mr Big zueinanderfinden, aber nachdem ich mir die Serie wieder angesehen habe, überlege ich, ob Mr Big einfach alt geworden ist und zu beständig für Carrie und sie vom Gegenteil überzeugt hat. Ich will nicht mit irgendjemandem um der Beständigkeit willen zusammen sein. Ich will jemanden, der alles für mich tun würde, so wie Leonardo DiCaprio es in Titanic für Kate Winslet getan hat – alles, außer sterben. Ich will jemanden, der mich rettet und den ich retten kann. Jemanden, der mit mir zusammen auf dem Floß sein wird.

Ich will nicht länger allein sein, aber ich will auch nicht um der Beständigkeit willen mit Mr Big zusammen sein. Ich vermute, ich bin eine Romantikerin. Ich will echte Liebe. Eine Liebe, die die Seele berührt und einen zu neuem Leben erweckt. Eine Liebe, die alles Schlechte ein wenig kleiner und alles Große noch ein bisschen größer erscheinen lässt. Und das ist der Grund, warum ich meinen Meister verlassen habe. Er ist mein Mr Big, und ich will ihn ganz und gar. Nur dann werde ich mich ihm vollkommen hingeben.

Rebecca Mason

TEIL 1:

Der Meine

Paris vor sechs Wochen

Es sind erst vierundzwanzig Stunden vergangen, seit Chris und ich in Paris angekommen sind, und wir stehen vor den Dämonen seiner Vergangenheit. Er hält mit seinem silbernen Porsche 911 vor The Script, dem Tattoo-Studio, das er Amber und ihrem Freund Tristan finanziert hat.

Als er das gedämpfte Licht und das Geschlossen-Schild sieht, flucht er. »Es ist zehn vor acht. Eigentlich sollte der Laden erst um acht schließen.«

»Tristan könnte frühzeitig Schluss gemacht haben«, meine ich und versuche, die düstere Stimmung, in die er seit unserer Ankunft gestern verfallen ist, ein wenig aufzuhellen. Er kämpft gegen die Peitsche, gegen das tiefe böse Verlangen, sich selbst zu bestrafen und das Aufplatzen seiner Haut unter den Schlägen zu spüren.

»Oder«, antwortet Chris, »er geht mir aus dem Weg, so wie er meinen Anrufen aus dem Weg gegangen ist. Ich kann den Widerschein eines Lichts im hinteren Raum sehen. Wir fahren zum Hintereingang.« Er braust los.

Ich schlinge die Arme um den Leib. »Wird die Hintertür nicht verschlossen sein? Was ist, wenn er dich nicht hereinlässt?«

Er fährt die Gasse hinter dem Haus entlang. »Ich muss es versuchen, Sara. Du weißt, dass ich es versuchen muss.«

»Ja«, flüstere ich. Ich weiß, dass er glaubt, er müsse Tristan sehen. Er ist geradezu getrieben von dem Bedürfnis, mit dem Mann ins Reine zu kommen, weil er das Gefühl hat, er habe ihm irgendwie unrecht getan. Aber tief im Innern, so fürchte ich, sehnt er sich nach jemandem, der ihm die Schuld an Ambers Tod gibt, da ich mich geweigert habe, das zu tun.

Wir fahren in eine Parklücke. »Vielleicht hat er einfach vergessen, das Licht auszuschalten?«, sage ich.

Chris würgt den Motor ab. »Wenn das Licht an ist, ist er hier.«

Selbst in der Dunkelheit kann ich sehen, wie verkrampft er ist: das Handgelenk angespannt auf dem Lenkrad, den Blick starr auf den Ort gerichtet, der mehr mit Amber als mit Tristan verbunden ist. Hierherzukommen öffnet aufs Neue Wunden, die nach Jahren der Schuldgefühle und Selbstvorwürfe immer noch schwären.

Es juckt mich in den Fingern, mich vorzubeugen und über das blonde Haar zu streichen, das seinen Nacken umspielt, aber ich widerstehe der Versuchung. Er ist zu nervös. Er summt wie eine Hochspannungsleitung, und er mag nicht berührt werden, wenn er in dieser Stimmung ist. Nicht einmal von mir.

»Lass unseren Anwalt den Papierkram mit der Eigentumsurkunde erledigen«, schlage ich vor.

Er dreht sich zu mir um, und es ist zu dunkel, um in seinen grünen Augen lesen zu können. »Es geht um mehr als um den Papierkram.« Seine Stimme ist leise, rau, auf eine Weise, die nur von Verzweiflung herrühren kann. »Ich muss wissen, dass man sich am Ende um sie gekümmert hat. Ihr Testament hat mir die Möglichkeit dazu verwehrt.«

»Und du meinst, Tristan wird es dir erzählen?«

»Ich muss ihn fragen.« Er öffnet seine Tür und steigt aus.

Mein Magen krampft sich zusammen, als ich die Tür auf meiner Seite aufdrücke. Ich lasse meinen Mantel zurück und trete hinaus in die kühle Novembernacht. Der Wind zerzaust mir mein braunes Haar. Ein von Chris Merit entworfenes Louvre-T-Shirt trägt kaum dazu bei, mich zu wärmen, aber zumindest waren meine kniehohen schwarzen Stiefel eine kluge Wahl.

Chris tritt vor den Wagen, und ich eile an seine Seite. Die sternenlose Nacht ist düster, die Stimmung noch düsterer. Er legt mir den Arm um die Schulter und zieht mich an sich, beschützt mich mit seinem großen Körper und sagt mir so, dass ich, was immer auch in ihm vorgeht, nach wie vor zu ihm gehöre. Er schließt mich nicht aus. Er muss dies tun, also werden wir es tun – genauso, wie wir den Sturm abwettern werden, der unweigerlich folgen wird.

Ich spüre, wie es ihn vorwärtsdrängt, und einmütig setzen wir uns in Bewegung. So eingestimmt bin ich auf diesen Mann. Wir können einer die Gedanken des anderen lesen, und es ist so, wie ich es niemals mit einem anderen menschlichen Wesen für möglich gehalten hätte. Deswegen weiß ich auch, dass schon das Eintreten in das Tattoo-Studio ihn hart ankommen wird, aber er hat seine Entscheidung getroffen. Ich werde ihn nicht daran hindern.

Wir bleiben am Hintereingang von The Script stehen, und Chris greift nach dem Türknauf. Ich bin mir sicher, dass die Tür verschlossen ist, aber ich irre mich. Die Tür lässt sich aufschieben, und Chris bedeutet mir voranzugehen. Alles in mir will die Arme um ihn schlingen und ihn wegzerren, aber ich verstehe, warum er dies tun muss. Vernunft kämpft hier gegen inneren Drang, und es ist unmöglich, gegen diesen Drang anzukommen. Es ist so ähnlich, wie wenn Menschen nicht umhinkönnen, bei einem Unfall zu gaffen, obwohl sie wissen, dass der Anblick ihnen ein Trauma verpassen wird. Das Verlangen, zu wissen, verzehrt uns, und gerade jetzt verzehrt es ihn. Und was Chris verzehrt, vernichtet ihn. Ich glaube, er weiß das. Ich glaube, er versucht zu verhindern, dass es dazu kommt, und ich muss ihm dabei helfen.

Ich trete in das warme Gebäude. Es ist stickig, als sei die Heizung einige Grad zu hoch eingestellt worden.

Chris folgt mir in den schmalen Flur und schließt leise die Tür. Er ergreift meine Hand und beugt sich vor, bis sein Mund neben meinem Ohr ist. »Bleib hinter mir. Ich will nicht, dass du seinen Zorn abbekommst.«

Ich nicke, und er geht schnell vor mir her und um die Ecke in das Studio, wo ich ihn einhole. Ich blinzele in dem dämmrigen Licht des Hauptraums, der mit Kunstwerken dekoriert ist, die größtenteils Amber entworfen hat. Erinnerungen stürmen auf mich ein, und ich denke daran, wie ich Amber gegenüber an einem der Beratungstische gesessen und ihr Handgelenk ergriffen habe, um sie nach den Peitschenstriemen auf ihrem Arm zu fragen. Gott, es tut weh, zu wissen, dass sie tot ist, und dabei habe ich nicht annähernd die gemeinsame Geschichte mit ihr wie Chris.

Er geht zu der Tür hinter den Tischen. Sie steht einen Spaltbreit offen, aus dem sich Licht in den Ladenraum ergießt.

Als er durch die Tür tritt, folge ich ihm und schnappe nach Luft. Denn wir blicken auf Tristans nackten Hintern sowie ein Paar tätowierter Frauenbeine, die um seine Hüften geschlungen sind. Die Füße der Frau stecken in schwarzen, zehn Zentimeter hohen High Heels.

Tristan schaut über seine Schulter und grunzt, bevor er einige Worte auf Französisch sagt, die ganz sicher nicht nett sind. Trotz ihrer Proteste lässt er von der Frau ab und zieht seine Hose hoch, während ihr Blick auf meinen trifft und sie aus dem Nebel ihrer Lust auftaucht. Sofort kommt Bewegung in sie, und sie beeilt sich, ihr Jeanskleid herunterzuziehen.

Ich kann nicht anders, ich starre sie an; ich bin verblüfft darüber, wie ihre tätowierte weiße Haut, der schlanke kurvige Körper und das lange blonde Haar mich an Amber erinnern. Plötzlich ist mir übel bei dem Gedanken, dass das genau der Grund ist, warum Tristan mit ihr zusammen ist. Er kann Amber nicht loslassen, und mein einziger Trost ist, dass der Anblick von Chris Tristan vielleicht dazu zwingen wird, mit einem Verlust fertigzuwerden, dem er sich noch nicht gestellt hat.

»Ich nehme an, wir wissen jetzt, wie du mit deinem Schmerz umgehst«, sagt Chris trocken. »Nämlich gar nicht. Weiß sie, dass sie wie deine tote Freundin aussieht?«

Ich winde mich innerlich, aber ich bin froh, dass er weder Tristan erlauben wird, sich zu verstellen, noch zulässt, dass die Frau verletzt wird, weil sie sich vielleicht einbildet, sie bedeute Tristan etwas.

»Halt dein verdammtes Maul, Chris«, knurrt Tristan und fährt sich mit einer Hand durch sein langes Haar, das er sich schwarz mit einigen blonden Strähnchen gefärbt hat. Er stellt sich vor die Frau, und seine tätowierten muskulösen Bizepse wölben sich unter seinem weißen T-Shirt, als er die Hände in seine schlanken Hüften stemmt. »Sie ist Amerikanerin. Sie spricht Englisch.«

»Gut«, erwidert Chris kühl. »Sie muss wissen, dass du sie benutzt.«

Tristan taumelt vorwärts, als habe er vor, auf Chris loszugehen, und sein verkrampftes Kinn sagt mir, dass er gegen den Drang ankämpft. »Verdammt noch mal, wer bist du, dass du glaubst, mich verurteilen zu können?« Seine Stimme ist leise, angespannt. »Du, der du einen Lederriemen benutzt.«

»Besser eine Peitsche als eine Person.«

»Ich sehe aus wie seine tote Freundin?«, fragt die Frau scharf und trifft direkt ins Schwarze, genau wie es Chris beabsichtigt hat.

»Welche tote Freundin, verdammt noch mal?«

Chris antwortet: »Die, der dieser Salon gehört hat und die genauso ausgesehen hat wie Sie.«

Tristan zischt Chris etwas auf Französisch zu. Als die Frau nach seinem Arm greift, wirbelt er zu ihr herum, ergreift ihr Handgelenk und befiehlt mit einem leisen, vernichtenden Ton: »Geh nach Hause. Auf der Stelle.«

»Was?«, stößt sie hervor. »Ich …«

»Geh. Sofort.«

Ihr Gesicht wird rot, und sie dreht sich auf dem Absatz um und stürmt auf uns zu. Chris und ich treten schnell zur Seite, um sie zwischen uns hindurchzulassen, bevor wir automatisch wieder zueinanderfinden. Wir sind zusammen, selbst in schlimmen Zeiten wie diesen. Chris wendet sich nicht der Peitsche zu, sondern mir, und es macht mich wütend, dass Tristan ihn mit seinem Verlangen nach dieser Flucht verhöhnt hat. Es wirft in mir außerdem die Frage auf, ob es Tristans Schmerz ist, der da aus ihm spricht, oder ob er Amber das Gleiche angetan hat. Vielleicht hat er ihre Sucht niemals wirklich akzeptiert oder versucht, sie zu verstehen.

»Lass mich raten, warum du hier bist«, sagt Tristan gedehnt, als die Hintertür zuschlägt. Sein französischer Akzent tritt stärker hervor als gewöhnlich. »Du lässt mich zwangsräumen.«

Seine Annahme, dass Chris so gefühllos sein könnte, trifft einen Nerv, der bereits blank liegt von seiner Anspielung auf die Peitsche, und ich kann mich nicht zurückhalten. »Chris würde Ihnen niemals so etwas antun oder sonst jemandem – und wenn Sie ihm das unterstellen, sagt das mehr über Sie aus als über ihn. Er hat immer nur versucht, Amber zu helfen. Das macht ihn nicht zu einem Scheusal.«

Der Blick, den Tristan auf mich richtet, ist eisig. »Und wir sehen alle, wie erfolgreich er damit war, nicht wahr?«

Der Drang, ihn zur Vernunft zu rütteln, ist übermächtig, und ich stürme auf ihn los. Chris hält meinen Arm fest und zieht mich zurück. »Sara. Nicht.«

Ich sehe Tristan unverwandt an. »Er ist hierhergekommen, um Ihnen das Tattoo-Studio zu schenken.«

»Was ich wollte, war Amber«, knurrt Tristan und ballt die Fäuste. Sein Blick richtet sich anklagend auf Chris. »Er hat sie mir weggenommen.«

»Das hat er nicht …«, setze ich an, aber Chris zieht mich zu sich herum und legt mir die Hände auf die Schultern. »Er hat recht. Und Verantwortung für das zu übernehmen, was man im Leben gemacht hat, gehört dazu, wenn man mit sich ins Reine kommen will.« Er dreht mich um, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stehe, und dann legt er seinen Arm um meine Schultern.

»Du hast recht«, wiederholt er an Tristan gewandt. »Ich bedauere den Tag, an dem ich in ihr Leben getreten bin, und ich bedauere noch unendlich viel mehr, wie ich aus ihrem Leben verschwunden bin. Aber ich kann nichts von alldem rückgängig machen. Ich kann nur noch tun, wovon ich denke, dass sie es von mir gewollt hätte.«

»Was sie von dir wollte, war, dass du dich nach ihrem Tod aus ihren Angelegenheiten heraushältst.«

»Wir wissen beide, dass sie voller Schmerz um sich geschlagen hat«, antwortet Chris kühl. »Ich glaube, dass sie in ihrem Herzen gewollt hätte, dass ich mich um die Zukunft von The Script kümmere.«

»Du hast einen Scheißdreck darüber gewusst, was sie in ihrem Herzen gewollt hat.«

»Dich«, sagt Chris. »Du warst in ihrem Herzen. Ich weiß, es hat nicht immer danach ausgesehen. Ich weiß, dass ich dir nicht immer den Raum gegeben habe, um ihr wahrer Held zu sein – aber das warst du.«

Tristan wendet sich ab, und sein Schmerz ist so übermächtig, dass er keinen Raum für irgendetwas anderes zu lassen scheint, so als würde er alle Luft aus dem Zimmer saugen. Tristan blutet innerlich, und ich blute mit ihm und bin erleichtert, dass ich ihn nicht angegriffen habe, um Chris zu schützen. Ich umklammere Chris’ Arm und warte, was als Nächstes kommen wird, davon überzeugt, dass es ein Schlag sein wird.

Sekunden verrinnen, und als Tristan sich immer noch nicht umdreht, drängt Chris ihn zu einer Reaktion und fragt: »Ist nach Ambers Letztem Willen alles geregelt?«

Tristan wirbelt zu uns herum, und seine Augen lodern. »Natürlich ist alles geregelt«, blafft er. »Ich habe es geregelt. Ich habe mich um Amber gekümmert.«

Wenn Tristans Andeutung, dass Chris darin gescheitert ist, Amber zu beschützen, Chris zu schaffen macht, so lässt er es sich nicht anmerken. »Ich weiß, dass du das getan hast, aber die Kosten …«

»Trage ich. Ich brauche dein verdammtes Geld nicht. Ich habe dein verdammtes Geld satt, Mr Berühmter Künstler mit einem berühmten Musiker als Vater und einer riesigen Kosmetikfirma als Erbe.«

Chris ignoriert ihn und fragt kühl: »Wo hat Amber ihre letzte Ruhe gefunden?«

Tristans Augen werden schmal, und er funkelt Chris hasserfüllt an. »Sie wollte nicht, dass du das weißt.«

»Tristan«, flehe ich.

»Das geht Sie nichts an, Sara«, faucht er, »obwohl ich verdammt noch mal hoffe, dass Sie Verstand annehmen und Chris verlassen, bevor er Sie ebenfalls auf dem Gewissen hat.«

Mein Mitgefühl für Tristan schwindet, und ich öffne den Mund, um ihn anzugreifen, aber Chris dreht mich zu sich um und umfasst mit beiden Händen mein Gesicht, während er mir schnell zunickt und mir damit zu verstehen gibt, dass ich Tristan einfach reden lassen soll. Ich zittere beinahe, so sehr brenne ich darauf, Chris zu beschützen, aber irgendwie reiße ich mich zusammen und nicke zustimmend.

Er wendet sich wieder Tristan zu, greift in seine Jackentasche und legt einen Umschlag auf einen kleinen Tisch direkt neben der Tür. »Ich habe für den Laden gebürgt. Dies sind meine Entlassung aus der Bürgschaft und fünfzigtausend Euro, die du brauchen wirst, um über die Runden zu kommen, weil sie dir hier im Laden fehlt.«

Tristan gibt einen angewiderten Laut von sich. »Na klar, eine vornehme Lösung, die nichts wiedergutmacht. Ich will dein beschissenes Geld nicht. Ich habe ein Darlehen beantragt. Ich werde dir diesen Salon abkaufen.«

»Du brauchst ihn nicht zu kaufen«, gibt Chris zurück. »Er hat Amber gehört. Sie hätte gewollt, dass du ihn bekommst.«

»Ich habe gesagt«, stößt er hervor, »ich will dein verdammtes Geld n…«

»Dann soll dein Anwalt meinen Anwalt anrufen.« Chris greift nach meiner Hand. »Seine Kontaktdaten findest du in dem Umschlag. Es ist deine Entscheidung, Tristan, aber ich würde dir raten, lange und gründlich darüber nachzudenken, bevor du sie triffst.« Er führt mich zur Tür.

»Chris«, ruft Tristan.

Als Chris stehen bleibt, speit Tristan einige zornige Worte auf Französisch aus, und ich brauche sie nicht zu verstehen, um zu wissen, dass er Chris zu einer Reaktion aufstachelt. Chris’ Finger spannen sich um meine, ein Zeichen, dass er verärgert ist, aber er hütet sich, seinen Zorn zu entfesseln. Er setzt sich wieder in Bewegung, und seine langen schnellen Schritte zwingen mich zu rennen, um mithalten zu können. Sein fluchtartiger Gang sagt mir, dass Tristan ihm mächtig zusetzt.

Als wir in die kalte dunkle Nacht hinaustreten, lässt er die Verriegelung des 911er aufspringen, dann zieht er meine Tür auf. Besorgt um seine Gemütsverfassung drehe ich mich zu ihm um, und als das Mondlicht einen Moment auf den harten Linien seines Gesichtes schimmert, bin ich mir über eines im Klaren: Dies ist nicht der Zeitpunkt, Fragen zu stellen. Er will weg von hier, und zwar so schnell wie möglich.

Ich lasse mich auf den Beifahrersitz gleiten. Chris geht um den Wagen herum und steigt ebenfalls ein. Er jagt sofort den Motor hoch, schießt aus der Parklücke und biegt wenig später auf die Champs-Élysées ein; die Art, wie er den Wagen lenkt, fühlt sich zu präzise an, zu kontrolliert. Ich habe den Eindruck, dass er den Sturm, der in ihm tobt, damit kompensiert. Es erstaunt mich, dass er nach außen hin so kontrolliert wirken kann, denn ich weiß, dass er in seinem Inneren einen Kampf gegen Dämonen führt.

Nur wenige Minuten später fahren wir vor dem Tor unseres Hauses auf der Avenue Foch vor, und Chris kurbelt das Fenster auf seiner Seite herunter und tippt den Zugangscode ein.

Unser Zuhause. Ich werde dieser Worte niemals überdrüssig werden, und ich fange endlich an, mich daran zu gewöhnen, sie zu benutzen. Aber was mir in diesem Moment wirklich klar wird, ist dies: Ganz gleich, wie verrückt vor Trauer und Schuldgefühlen er auch sein mag, ich fühle mich nicht verunsichert. Ich glaube nicht, dass er in irgendeiner Weise beabsichtigt, mich auszuschließen, wie er es in der Vergangenheit bei tragischen Ereignissen getan hat. Ganz gleich, was wir ertragen müssen, ganz gleich, wie schwer das Leben werden mag, mein Platz wird immer an Chris’ Seite sein. Und er braucht diese Sicherheit ebenso sehr wie ich. Er muss wissen, dass ich, wie schlimm die Dinge auch werden mögen, ihn niemals verlassen werde.

Die Tore öffnen sich, und wir fahren um das massive graue Steingebäude herum. So reich Chris auch ist, er ist ohne Allüren, ohne die Selbstgerechtigkeit, die so viele extrem wohlhabende Menschen auszeichnet. Er ist einfach … Chris. Und obwohl er für mich einfach nur vollkommen ist, weiß ich, dass er sich heute, nach Ambers Tod, gänzlich unvollkommen fühlt.

Das Tor öffnet sich, und Chris fährt den Porsche in die Garage. Das Licht geht automatisch an. Schnell stößt er die Fahrertür auf, geht zum Hauseingang und lässt mich zurück. Mein Magen krampft sich zusammen.

Ich folge ihm und betrete das kleine, mit Teppich ausgelegte Foyer, das zu dem Aufzug führt, der in jede Etage unseres Domizils fährt. Sobald ich das Haus betreten habe, schließt Chris die Tür und schlüpft aus seinem Jackett, sein braunes Van-Halen-T-Shirt spannt sich über seiner beeindruckenden Brust. »Zieh dich aus«, befiehlt er und wirft sein Jackett auf den Boden.

Meine Augen weiten sich. »Hier?«

»Ja, hier und jetzt, Sara.«

Seine Stimme ist hart, sein Kinn verkrampft. Er greift nach seinem T-Shirt und wirft es beiseite, wobei er sich kräuselnde Muskeln unter seinem Drachentattoo entblößt – eine Kreation aus Rot, Gelb und Blau, die Amber entworfen hat. Ich schlucke hörbar und bin mir bewusst, dass Chris sich nicht einfach vom erotischen Sog des Sex mitreißen lässt und die Beherrschung verliert, genauso wenig wie ich selbst. Und ich weiß, dass er in diesem Moment nach der Peitsche suchen würde, wäre ich nicht bei ihm. Ich weiß, dass er in einen Abgrund fallen würde. Aber er fällt nicht, und ich werde ihn nicht fallen lassen, jetzt nicht und überhaupt niemals wieder.

Ich reiße mir die Bluse vom Leib und greife nach meinem BH, ziehe ihn in Sekundenschnelle aus. Chris bückt sich nach seinen Stiefeln, und sein heißer Blick schweift über meine Brüste und meine Nippel. Ich fühle mich äußerlich warm und innerlich bitterkalt, als ich meine Stiefel ebenfalls ausziehe, und dann bewegen wir uns synchron, schieben beide unsere Jeans und unsere Unterwäsche herunter.

Er kommt in dem Moment auf mich, in dem ich mich von meinem Slip befreie, und sein kräftiger Körper drängt mich gegen die Wand. Sein erigierter Penis presst sich gegen meine Hüfte. Er schiebt seine Finger in mein Haar und zieht meinen Mund an seinen. »Du bist mein«, erklärt er. »Um dich zu beschützen«, fügt er hinzu. »Und um dich zu nehmen.«

»Ja«, flüstere ich, und er schluckt das Wort hinunter. Sein Mund senkt sich auf meinen, hart und heiß, und seine Zunge leckt zwischen meine Lippen.

Ich schmecke seinen Hunger. Ich schmecke seinen Schmerz. Und ich schmecke Angst; Angst, die von Schuldgefühlen herrührt. Ich sehne mich schmerzlich danach, ihn zu trösten, aber während seine Zunge wieder über meine streicht, betäubt der Sog des Verlangens meinen Geist und bringt meinen Körper zum Erwachen. Jetzt sehne ich mich auf diese bittersüße Weise, die immer und ewig anhalten möge. Ich spüre das Sehnen in der Schwere meiner Brüste, dem Brennen meiner Brustwarzen, der feuchten Hitze meines Geschlechts.

Seine Hand liebkost meine Hüfte, und er verlagert unsere Position, hebt mein Bein an seine Taille, während er sich zwischen meine Schenkel schmiegt. Der schwere Puls seines Penis drückt sich in die feuchte Hitze meines Körpers, und er lässt mein Haar los, streicht über meine Brust und bohrt die Finger in eine empfindliche geschwollene Brustwarze.

Ich stöhne, und er antwortet mir mit einem Kuss, während er seinen Schwanz gegen mein Geschlecht presst. Er dringt in mich ein, tief und hart, und verweilt mehrere Sekunden dort, seinen Körper an meinen geschmiegt. Ich keuche von der Erwartung dessen, was als Nächstes kommen wird, und er beweist, dass es hierbei nicht darum geht, zu reizen oder anzustacheln. Hierbei geht es nicht um Verweilen oder Liebemachen. Es geht um Ficken und das Adrenalin und den Rausch der Ekstase, der einen vergessen lässt, irgendetwas anderes als das zu empfinden.

Er umfasst meinen Hintern und stößt heftig in mich. Und immer noch ist es nicht genug, und er will mehr. Ich spüre es an seiner Körperspannung, an der Art, wie seine Hände meinen Rücken hinaufwandern und mich an ihn drücken. Ich klammere mich an ihn, vergrabe das Gesicht an seiner Schulter und atme seinen köstlich wilden, maskulinen Duft ein, berühre ihn, bewege mich mit ihm. Stoßend, gleitend, reibend, und noch immer spüre ich, dass er etwas braucht, was ich ihm nicht gebe. Ich werde wilder und bewege mich schneller, und er nährt sich von mir. Ich fühle seine Energie, seinen wachsenden Hunger, und ich weiß es, als er endlich da angekommen ist, wo er sein muss, wo nur das ungezügelte Brennen zwischen uns ist. Ich spüre, dass mich die Erlösung gleich überkommen wird – und ihn auch.

»Chris«, flüstere ich, aber vielleicht kommt sein Name auch gar nicht über meine Lippen. Mein Geschlecht verkrampft sich, und ich kann nicht anders, als mich dem Gefühl hinzugeben, das mich durchschüttelt. Er packt mich fester, und ein leises Knurren entringt sich ihm. Ich komme erst wieder zu mir, als er mich gegen die Wand lehnt.

Ich löse die Beine von seinen Hüften und gleite an seinem Körper hinab. Chris beugt sich vor, schnappt sich sein T-Shirt, zieht sich aus mir zurück und drückt es mir zwischen die Beine, einen Arm an der Wand über meinem Kopf.

Ich lege die Hand auf sein Kinn und spüre dabei seine Bartstoppeln unter meinen Fingern. »Was hat Tristan zu dir gesagt, bevor wir gegangen sind?«, frage ich, davon überzeugt, dass es das war, was ihn heute Abend so außer sich gebracht hat.

»Dass ich Amber getötet habe und auch dich töten werde.«

Mein Herz schnürt sich zusammen. »Du weißt …«

»Ich weiß, dass du mich gerettet hast – so wie ich wünschte, dass ich sie hätte retten können.«

»Du hast es versucht, Chris. Du hast es versucht.«

»Nicht genug.«

»Hat Tristan das gesagt?«

»Das sage ich.«

»Ich wusste, dass wir heute Abend nicht dorthin hätten fahren sollen.«

»Es geht nicht weg, wenn ich mich davor verstecke.« Er hebt mich hoch und geht zur Aufzugtür, lässt unsere Kleider einfach zurück. Ich sage nichts. Ich bin einfach froh, dass er sich nicht vor mir versteckt.

TEIL 2:

Der Ihre

Chris und ich werden früh von Regen geweckt, der gegen die Schlafzimmerfenster prasselt. Da wir beide den Jetlag spüren, beschließen wir, dass es genau das Richtige ist, wieder einzuschlafen. Es ist Mittag, als wir endlich richtig aufwachen, und es regnet immer noch. Es ist dämmrig im Raum.

»Ich habe noch nie irgendwo gelebt, wo es so viel geregnet hat wie hier«, murmele ich und schmiege mich an Chris, während er geistesabwesend meine Schulter streichelt.

»Es ist November. Warte erst bis zur Regenzeit im Januar.«

Ich drehe mich um, um ihn anzusehen, halb auf einen Ellbogen und halb auf seine Brust gestützt. »Das bedeutet, dass wir zu Thanksgiving hier sein werden.«

»Ein amerikanischer Festtag, der hier nicht gefeiert wird. Aber wir können uns etwas überlegen, wie wir den Tag zu etwas Besonderem machen können.«

»Was machst du normalerweise?«