Dem Erfolg auf der Spur - Uli Funke - E-Book

Dem Erfolg auf der Spur E-Book

Uli Funke

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Beschreibung

Erfolg fällt nicht vom Himmel. Erfolg muss man sich erarbeiten, manchmal erkämpfen. Erfolg hat für jeden Menschen eine andere Bedeutung. ...Und doch scheint es klare Regeln für Erfolg zu geben. Uli Funke begibt sich auf die Suche nach den Gesetzmäßigkeiten des Erfolgs und interviewt Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise mit Erfolg zu tun haben. Wieviel Glück ist im Spiel? Oder ist Erfolg planbar? Sind Geld, Macht und Status Ausdruck wirklichen Erfolgs? Oder sind es andere Dinge, die uns als erfolgreiche Menschen ausmachen? In diesem Buch finden Sie offene, ehrliche und zum Teil sehr persönliche Antworten auf die Frage nach allgemeingültigen Erfolgsgeheimnissen. Folgende Persönlichkeiten hat Uli Funke interviewt: Hermann Scherer (Topspeaker, Bestsellerautor, Motivation), René Borbonus (Rhetoriktrainer und Speaker), Karsten Brocke (Fairkaufstrainer, Kundenaktivator), Eva Schulte-Austum (Vertrauens-Expertin, Buchautorin, Coach), Dr. Brigitte Mohn (Vorstandsmitglied Bertelsmann Stiftung), Julien Backhaus (Verleger Erfolg Magazin, Medienunternehmer), Lasse Rheingans (New Work Pioneer, Medienwissenschaftler, Autor), Michael Silberberger (Serial Entrepreneur u.A. semigator.de und Go Ahead), Oliver Flaskämper (Seriengründer u.A. geizkragen.de und bitcoin.de), Mirco Welsing (#GermanAngstBesieger, Herzblut Marketer, Agenturchef), Hans-Jörg Pelikan (Kampfkunst-/Fitnesstrainer, Motivation-/Mentalcoach).

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Für alle Suchenden!

Ich danke

meinen Gesprächspartnern für ihr Vertrauen, ihre Unterstützung und ihre Offenheit,

meiner Frau Heike, dass Sie mir stets die Freiheit gibt, meinen Leidenschaften folgen zu können,

meinem Sohn Florian, dass er sich auf das Abenteuer „Familienunternehmen“ eingelassen hat und sich dadurch neue Welten für mich öffnen,

meinem Sohn Paul, einfach nur, dafür, dass er da ist,

meinem Deutschlehrer Diethard Rekate, der an mein sprachliches Talent geglaubt hat, aber leider nicht mehr erleben kann, dass ich tatsächlich ein Buch veröffentliche

und allen, die mich bei diesem Buchprojekt unterstützt haben.

ULI FUNKE

DEM ERFOLG AUF DER SPUR

Die Erfolgsgeheimnisse von Experten, Unternehmern und anderen Persönlichkeiten

In diesem Buch wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

© 2019 Uli Funke

Umschlag, Illustration: Uli Funke

Lektorat, Korrektorat: Konstantin Muffert

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback

ISBN: 978-3-7497-3688-1

Hardcover

ISBN: 978-3-7497-3689-8

e-Book

ISBN: 978-3-7497-3690-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Vorwort

Karsten Brocke

Erfolg ist die fortschreitende Verwirklichung eines lohnenswerten Ziels

René Borbonus:

Worte bringen gute Ziele zum Sieg

Oliver Flaskämper:

Erfolg ist das was folgt, wenn man seinen Leidenschaften folgt

Hans-Jörg Pelikan:

Erfolg bedeutet, ausgeglichen glücklich zu sein in Gesundheit, Beziehung, Beruf(ung) und Finanzen

Hermann Scherer:

Erfolg ist nicht das Ziel

Julien Backhaus:

Erfolg ist, glücklich zu sein, bei dem, was man tut

Eva Schulte-Austum:

Vertrauen ist die Währung der Zukunft

Lasse Rheingans:

Erfolg ist, Menschen und Unternehmen beim Wachsen zu unterstützen.

Michael Silberberger:

Erfolg bedeutet, erst sähen, dann ernten. Nicht umgekehrt.

Mirco Welsing:

#GermanAngstBesieger

Dr. Brigitte Mohn:

Erfolg ist, den Weg zu sich selber zu finden

Uli Funke:

Erfolg liegt zwischen den Ohren©

Nachwort von

Uli Funke

Nachwort von

Dr. Michael Brinkmeier Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Vorwort

 

Es war im September 2016. Mein Sohn musste nach Kalifornien auf eine Convention und hatte die Idee, mich als Fahrer für das Team mitzunehmen. Schließlich war keiner von ihnen 21 oder älter, also hätten sie in L.A. keinen Leihwagen mieten können.

Der Tapetenwechsel kam mir recht, denn ich hatte in den Monaten davor einige berufliche Niederlagen hinnehmen müssen. Ein Großkunde meiner damaligen Agentur hatte gerade ohne Vorankündigung nahezu das komplette Marketing eingestellt und ich deshalb mein großes Fotostudio aufgeben müssen. Das Finanzamt wollte sehr langwierig davon überzeugt werden, dass ich viele Jahre zuvor bei einer Firmenumwandlung keine Steuern hinterzogen hatte. Was am Ende auch gelang. Und von einer schweren Gallen-OP hatte ich mich gerade erst wieder erholt. Ich war also zu dem Zeitpunkt in einer Phase der beruflichen Neuorientierung und betrieb aktives „Down-Sizing“.

Während die Jungunternehmer im Congress-Center Anaheim netzwerkten, war ich mit dem extra für die „jungen Wilden“ geliehenen Mustang Cabrio auf den Straßen und an den Stränden L.A.s unterwegs und machte Fotos von Surfern, Bodybuildern und anderen Sehenswürdigkeiten. Was für viele vielleicht einer der schönsten Momente ihres Lebens wäre, war für mich einer der schwärzesten.

Als ich gerade im Stadtteil Santa Monica unterwegs war, bekam ich auf einmal Beklemmungen und Atemnot. Es war plötzlich, als ob sich eine große schwarze Decke über mich legt und mich einschnürt. Jeder, der schon einmal eine echte Panikattacke erlebt hat, wird das Gefühl kennen. Ich kann bis heute nicht sagen, was der Auslöser war. Vielleicht der krasse Widerspruch zwischen dem „Schicky-Micky L.A.“ und meiner eigenen angespannten finanziellen Lage? Sicherlich auch. Es war ein plötzliches Gefühl von Unwirklichkeit, irgendwie nicht wirklich gerade hier zu sein und vielleicht auch gar nicht hierhin zu gehören. Ein Gefühl von absoluter Sinnlosigkeit meines Lebens und die vermeintliche Erkenntnis, auf ganzer Linie gescheitert zu sein.

Wie in Trance bin ich orientierungslos weitergefahren und habe tatsächlich in einem Moment den packenden Wunsch verspürt, einfach laut loszuschreien und möglichst schnell vor den nächsten Baum zu rasen. Da gab es allerdings nur Palmen und ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich getan hätte, wären da dicke Eichen gewesen.

Irgendwie habe ich es ins Hotel geschafft. Ich habe die Fenster verdunkelt, mich aufs Bett geschmissen und die Decke angestarrt. So habe ich mehrere Stunden einfach nur da gelegen. Fast regungslos. Ich habe mein ganzes bisheriges Leben an mir vorbeiziehen lassen und kam zu der Erkenntnis, dass ich eigentlich gute 30 Jahre lang immer Glück und Erfolg gehabt hatte.

Schon in jungen Jahren einen spannenden Job als freier Text- und Bildredakteur für ein Wochenblatt der WAZ-Gruppe. Ohne jegliche mir ersichtliche Qualifikation habe ich eine Volontärsstelle bei Radio Bielefeld bekommen. Als Kulturredakteur hatte ich bemerkenswerte Persönlichkeiten vor dem Mikrofon, von Herbert Grönemeyer über die Ärzte bis hin zu Bob Geldof.

Kurz darauf wurde ich mit 27 Jahren der jüngste Chefredakteur einer deutschen Radiostation, Radio Herford. Gemeinsam mit meinem Team habe ich den Sender vor der Pleite gerettet und zum Marktführer gemacht. Danach habe ich viele Jahre eine Werbeagentur geleitet. Als Werbe- und Modefotograf hatte ich Shootings mit internationalen Models und habe von Malta bis Island an den schönsten Plätzen der Erde fotografieren dürfen.

Und während ich so dalag, machte sich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit breit, für all das, was ich bis dahin schon erreicht hatte. Man kann doch sagen, ich war wirklich erfolgreich. Aber wie kann es dann sein, dass es mich trotzdem schlagartig emotional so aus der Bahn geworfen hat?

Und plötzlich war sie wieder da, meine Neugierde, die mich all die Jahre zuvor auch schon angetrieben hatte. Als ich mich aus dem Bett wieder aufgerichtet hatte, hatte ich ein neues Ziel gefunden. Ich wollte herausfinden, was Erfolg wirklich bedeutet. Warum uns Menschen manche Form von Erfolg scheinbar nicht nachhaltig zufrieden und glücklich macht und ob es so etwas wie Erfolgsgeheimnisse oder -regeln gibt.

Mir wurde klar, dass ich mit der Frage anfangen musste, wie wir Menschen eigentlich „funktionieren“, was unsere Entscheidungen und unser Verhalten bestimmt. Das daraus resultieren letztendlich auch unserer Gefühle. Oder ist es vielleicht umgekehrt?

So begann vor ziemlich genau drei Jahren die Suche nach Antworten auf meine Fragen. Mittlerweile habe ich viele gefunden. Zum einen in der Neurowissenschaft, zum anderen in vielen fesselnden Gesprächen mit den faszinierenden Menschen, die mir in den letzten Jahren begegnet sind.

Einige dieser Gespräche finden Sie in diesem Buch. Manche Anworten fand ich überraschend. Und jedes dieser Gespräche hat mir geholfen, mir selber darüber klarer zu werden, was Erfolg für mich persönlich bedeutet, was mich wirklich antreibt und erfüllt und von welchen Denkmustern wir uns einfach verabschieden sollten.

Viel Freude beim Lesen.

Uli Funke, September 2019

Karsten Brocke

Erfolg ist die fortschreitende Verwirklichung eines lohnenswerten Ziels

 

Karsten Brocke ist seit Jahren einer der gefragtesten Speaker und Verhaltens-Trainer im Themenfeld des beratenden Verkaufes, der Neukunden-Gewinnung und der Kaufpsychologie. Sein Schwerpunkt liegt in der AKTIVIERUNG von Menschen. Dazu nutzt er die konsequente Umsetzung der „Verhaltensökonomie“.

Er zählt zu den zehn erfolgreichsten Rednern Deutschlands. Mehr als 320.000 Zuhörer seiner Vorträge und Seminare sind bereits begeistert. Inhalt und Bestreben seiner Vorträge ist es, Verkäuferwissen, Berater-Know-How, methodische Kernkompetenzen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Hirnforschung im Verkaufs-Prozess (besser: Kaufprozess) zu einer echten Einheit zu verschmelzen.

Uli Funke:

„Erfolg heißt, stets neugierig bleiben und immer weitermachen.“ Das hängt über deinem Arbeitsplatz hier in Berlin. Warum beschäftigt dich die Frage so sehr, wie man erfolgreich verkauft?

Karsten Brocke:

Ich habe mein Leben lang gelernt, wie man verkauft. Ich war selber Verkäufer, habe also Kundengespräche geführt, tausende und abertausende. Und seit 20 Jahren habe ich mich im Rahmen meiner Akademie damit beschäftigt, wieso Verkaufen funktioniert - und wieso so oft Verkaufen nicht funktioniert.

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass es letztlich gar keinen Verkauf gibt, wenn nicht ein anderer Mensch vorab kaufen will. Und deshalb gibt es seit einigen Jahren einen Querdenker und der heißt Karsten Brocke. Und der sagt: Hört auf zu verkaufen und werdet Kaufanreger, das ist besser.

 Hört auf zu verkaufen und werdet Kaufanreger, das ist besser.

Uli Funke:

Also erfolgreich nicht verkaufen, erfolgreich Umsätze machen, erfolgreich Kunden gewinnen!

Was ist deine persönliche Definition von Erfolg in diesem Zusammenhang?

Karsten Brocke:

Ach, das ist relativ einfach. Erfolg ist für mich die fortschreitende Verwirklichung eines wirklich lohnenswerten Zieles. Die meisten glauben ja, dass Erfolg dann eintritt, wenn sie irgendein Ziel erreicht haben, aber das ist natürlich völliger Quatsch. Dann müssten sie ja vor Zielerreichung immer Misserfolg haben. Macht ja keinen Sinn. Ich mache das gerne an einem Bild fest: Wir haben ja alle mal Laufen gelernt. Und wann haben wir den größten Beifall und die größte Liebe bekommen? Als wir laufen konnten oder als wir es gelernt haben?

Wir sind hingefallen und dann haben die Eltern gesagt: „Hey, ich bin stolz auf dich!“ Dann sind wir aufgestanden, wieder hingefallen. Trotzdem hieß es: „Hey, ich bin stolz auf dich!“ Wir hatten also ein wirklich sich lohnenswertes Ziel und während des Weges zu diesem lohnenswerten Ziel wurden wir gelobt und haben Anerkennung unserer Eltern bekommen. Und das hat uns so motiviert, dass wir immer wieder aufgestanden sind. Also wir können de facto nur aus einem einzigen Grund laufen: Weil wir während des Prozesses, auf dem Weg schon Anerkennung und Lob bekommen haben. Und das sollten viele Erwachsene auch wieder tun. Sie sollten Erfolg neu definieren, nämlich als einen Weg, auf dem es sich lohnt, neue Ziele zu erreichen. Und während ich diesen Weg gehe, habe ich andauernd kleine Erfolge und die sollte ich feiern. Und nicht erst, wenn ich es erreicht habe.

 Wenn ich morgens aufstehe und bin wach, hatte ich schon Erfolg.

Uli Funke:

Also ist Erfolg für dich eine Art Netzwerk von vielen kleineren Ereignissen.

Karsten Brocke:

Genau. Wenn ich morgens aufstehe und bin wach, hatte ich schon Erfolg. Denn die, die morgens nicht mehr aufstehen, die haben auch keinen Erfolg mehr. Wenn du morgens aufstehst und es ist hell, weißt du, dass du lebst. Damit kannst du was aus diesem Tag machen. Ist doch schon mal erfolgreich, oder nicht? Wenn ich 500 Gramm abgenommen habe, Mensch, dann bin ich stolz auf mich, habe schon wieder ein bisschen Erfolg.

Ich glaube, dass die meisten Erfolg über ein erreichtes Ziel definieren, auch im Vetrieb, ist völliger Quatsch. Wir haben so oft Erfolg am Tag. Wir sind in die richtige Straße abgebogen, wir haben den richtigen Partner, den wir lieben, wir haben möglicherweise tolle Kinder großgezogen, wir haben fünf Mal telefoniert, fünf Mal in die Fresse bekommen und haben trotzdem sechs Mal telefoniert, wir haben nicht aufgegeben, hatten wir schon wieder Erfolg.

Also die meisten Menschen sind eben leider Misserfolgsvermeider, das heißt, sie versuchen alles zu machen, um Misserfolge zu vermeiden. Und Erfolgsbringer wissen, das gehört einfach dazu. Und dann können sie sich auch an diesen ganzen, vielen kleinen und großen Schritten erfreuen. Wir können es ja auf einen Nenner bringen: Letztlich werden diese kleinen Erfolge, die wir alle haben, dazu führen, dass unser Selbstwertgefühl steigt und unser Selbstbewusstsein sowieso, weil uns ja so bewusst wird, dass wir ganz viele Erfolge haben. Und dann geht es uns besser. Also dieser Quatsch mit „Hey, wenn du dein Ziel erreicht hast, hast du Erfolg.“, ist völliger Blödsinn. Im Übrigen, da kennst du dich ja auch gut aus, auch nicht gehirngerecht.

Uli Funke:

Genau, wir müssen unsere Wahrnehmung umstellen, im Gehirn „umprogrammieren“, so dass wir unsere Aufmerksam auf die kleinen Erfolge lenken und nicht auf drohende Misserfolge. Wir wissen aus der Neurobiologie: Die Erwartung steuert unsere Wahrnehmung.

Karsten Brocke:

Ja, du hast ja nur ein Leben. Also, ich bin begrenzt auf dieses Leben, also diese Lebenszeit auf diesem Planeten. Jeder lebst ja in seiner Welt, aber wir leben alle auf einem Planeten. Diese Lebenszeit auf diesem Planeten hat ja eine Endlichkeit. Und jetzt ist ja die Frage, was mache ich zwischendurch?

Und zwischendurch kann ich ja zum Beispiel sagen, ich möchte ein schönes Leben führen. Ist ja meine Entscheidung.

Und jetzt reden wir mal wieder über Erfolg. Erfolg wollen ja deshalb die Menschen, weil sie das mit Anerkennung verbinden. Mit Lob, mit Anerkennung, vielleicht auch mit Geld, keine Ahnung. Wenn ich mir also jetzt ganz viele Momente bewusst mache, wo ich ja de facto erfolgreich war, dann gebe ich mir andauernd Anerkennung. Anerkennung ist übrigens begründetes Lob. Wenn ich mir also Anerkennung gebe, was steigt dann in jedem Fall? Na, mein Selbstwertgefühl. Wessen Leben ist denn dann jetzt besser?

Uli Funke:

Meins.

Karsten Brocke:

So ist das. Und das machen Misserfolgsvermeider nicht. Die suchen andauernd nach irgendwelchen Gründen, die Erfolg verhindern. Und finden natürlich dann auch die Fehler. Vielleicht müssen wir dazu sagen: Dafür können die Menschen nichts, das ist nicht angeboren, das ist anerzogen. Wir waren alle in der Schule und wenn man dann hunderte von Arbeiten geschrieben hat, stand unter den Arbeiten nie drunter: „Ich bin stolz auf dich, du hast 97% richtig“, sondern es stand immer drunter: „Du hattest drei Fehler.“ Das heißt, wir haben hunderttausende Male erlernt, dass wir, wenn wir etwas gut machen, trotzdem die Leute nach Fehlern schauen. Und jetzt versuchen wir natürlich diese Fehler und Misserfolge zu vermeiden. Und deshalb werden die meisten Menschen nach Fehlern suchen.

 Die meisten Leute gucken nach ihren Fehlern, anstatt nach ihren Stärken.

Deine Fehler sind unwichtig, wenn deine Stärken groß sind. Dann kann man mit diesen Fehlern wunderbar leben. Und die meisten Leute gucken nach ihren Fehlern, anstatt nach ihren Stärken.

Es ist tatsächlich eine unglaubliche Schwäche von mir, dass ich als Berliner nicht Hochdeutsch sprechen kann, aber mir ist das wirklich egal, weil meine Stärke ist so groß und mein Wissen so gigantisch und meine Fähigkeiten so außergewöhnlich sind, (lacht) – und Sie merken schon, ich brauchte wohl wieder ein bisschen Anerkennung – dass es mir gut geht, auch mit diesen Sprachmustern. Wäre ich in Hannover groß geworden, wäre es anders gewesen. Pech gehabt, bin Berliner.

Uli Funke:

Wenn es in deinem Leben nicht um das finale Erreichen von Zielen ging, war für dich dann der Antrieb?

Karsten Brocke:

Dale Carnegie hat ein tolles Buch geschrieben: „Sorge dich nicht – lebe!“ Und in diesem Buch gibt es einen einzigen Satz, der tatsächlich meinen Lebenslauf verändert hat und dieser Satz lautet: „Wer sich Sorgen macht, gibt Sorgen Macht.“ Und ich hatte nicht immer ein sehr erfolgreiches Leben, das heißt, ich habe mir in meinem Leben sehr oft und sehr viel Sorgen gemacht. Und Sorgen blockieren, Sorgen bringen neue Sorgen, Sorgen sorgen dafür, dass man unkreativ wird und im schlimmsten Fall ängstlich und damit sein Selbstwertgefühl verliert. Und da gibt es nur ein Mittel: Mach dir keine Sorgen, fang an, dir Gedanken zu machen. Und genau das habe ich daraus gelernt.

 Konsequenz schließt Misserfolg aus.

Ich habe irgendwann angefangen, mir darüber Gedanken zu machen, was denn erfolgreiche Menschen machen, was andere nicht tun? Da ist zum Beispiel der Satz entstanden: „Konsequenz schließt Misserfolg aus.“ Also, da musst du durch das Tal durch, dann musst du wieder neue Kunden anrufen, dann musst du auf die Straße, dann musst du raus, dann musst du deine Ängste besiegen…

Und ich habe etwas ganz tolles über Hirnforschung gelernt. Dass, wenn man richtig viel Sorgen hat, es ein ganz tolles Tool gibt, dass die Sorgen vertreibt, und das ist Arbeit. Wenn du also viel zu tun hast, hast du einfach keine Zeit für Sorgen. Also arbeite. Und je mehr du arbeitest, je mehr du dich da reinsteigerst, desto schneller gehen deine Sorgen weg. Und übrigens: Beim Arbeiten entstehen Lösungen. Und wenn Lösungen entstehen, entstehen Chancen und mit einmal gehen die Sorgen ganz alleine weg. Das ist die größte Erkenntnis aus Carnegie und deshalb bin ich der geworden, der ich heute bin.

Uli Funke:

Das Thema „Unabhängigkeit“ spielt für dich auch eine große Rolle.

Karsten Brocke:

Ja, das ist die Triebfeder meines Handelns. Ich hatte früher immer ein Bild im Kopf, dass ich selber entscheiden kann, was ich möchte. Und dann war es nicht schwer festzustellen, dass diese Entscheidung, solange es Tauschmittel gibt, irgendwie mit Tauschmitteln zu tun haben muss. Und die Tauschmittel heißen zurzeit Euro. Die hießen damals Mark und die heißen heute Euro. Die heißen vielleicht später wieder anders. Salz gab es ja auch schon mal als Tauschmittel.

Das heißt, es geht also nicht darum, Umsatz zu machen, sondern Gewinn. Je mehr Gewinn ich habe, je mehr Freiheit entsteht für eigene Entscheidungen. Und das heißt, unabhängig sein zu können. Und das war und ist die größte Triebfeder meines Handelns. Wenn ich also eine Entscheidung treffen kann - nicht muss, sondern kann - dann hat das mit Tauschmitteln zu tun. Und je mehr ich davon habe, desto freie ist meine Entscheidungsfähigkeit.

Es hat nicht damit zu tun, dass man sich jetzt Luxus leisten kann, das ist übrigens ja nicht zwingend erforderlich, ist aber eine Möglichkeit. Viel entscheidender ist, zu sagen, erfolgreiche Menschen haben die Macht, nein sagen zu können. Das können erfolglose nicht. Erfolglose müssen immer irgendwie ja sagen. „Ja mach ich, ja muss ich noch…“ Erfolgreiche Menschen können sagen: „Nein mach ich nicht.“ Und genau das ist eines der großen Grundmotive auch meiner über 20-jährigen Tätigkeit, eben auch nein sagen zu können. Und das kannst du, wenn du erfolglos bist, leider nicht.

Uli Funke:

Lässt das für dich den Umkehrschluss zu, dass ich erfolgreicher werde, wenn ich vielleicht öfter mal nein sage?

Karsten Brocke:

Ja, absolut. Erstmal gibt‘s ja im menschlichen Gehirn kein nein, das weißt du aber selbst. Du bist ja auch Mitglied der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement. Das nein heißt ja eigentlich trotzdem ja. Also ja, ich will oder ja, ich mache das nicht.

Dieses nein sagen ist nicht weit verbreitet. In Gallup-Studien liest man ja, dass 87% der Menschen in Unternehmen unglücklich sind, mehr oder weniger. Sie könnten ja nein sagen und wechseln. Das Doofe ist, sie würden natürlich bei den anderen Unternehmen die anderen 87% kennenlernen, also es wäre jetzt kein wirklicher Entwicklungssprung. Aber sie könnten sich vielleicht in ihrem Selbstwertgefühl überlegen: „Was könnte ich aus meinem Leben machen?“

Uli Funke:

Das hat dann aber auch was mit Loslassen können zu tun. In meiner Rolle als Führungsperson, damals Chefredakteur oder später als Inhaber einer Marketingagentur, habe ich festgestellt, dass viele merken: „Ich bin hier nicht an der richtigen Stelle, ich bin hier nicht glücklich.“ Aber sie halten trotzdem fest.

Karsten Brocke:

Aber an wem halten sie denn am meisten fest? Loslassen heißt ja nicht immer trennen. Loslassen könnte ja auch bedeuten: verbinden. Lass dich doch mal raus, sei doch mal frei. Alle reden immer über: „Verlasse die Box. Geh aus der Box raus.“ Das ist der größte Schwachsinn der Welt. Man kann aus keiner Box, in der man ist. Man kann Boxen erweitern, man kann seinen Horizont erweitern. Aber deine Grundstruktur, dein Wesen, deine Charaktereigenschaften, deine Glaubenssätze, die wandern ja immer mit, die sind ja nicht weg. Ich kann ja nicht aus der Box rausgehen und sagen: „Hey, ich bin ab morgen Uli Funke.“ Was ist denn das für ein Blödsinn?

Also wenn Sie hören: „Verlasse deine Box“, stehen Sie auf und sagen: „Scharlatan.“ Wenn der sagt: „Erweitern Sie-ihre Box“, dann ist das in Ordnung. Und da lassen die Menschen nicht los, sondern halten lieber in ihrer Box sich selbst fest und bleiben da wo sie sind, weil „man kann ja nix ändern, es ist nun mal gottgegeben“. Und das stimmt eben nicht. Sie sind nicht bereit, den Preis zu bezahlen, das ist alles. Und den musst du bezahlen.

Uli Funke:

Du hast eben schon gesagt: „Wir werden sehr früh in unserem Leben bewertet.“ Wie wir beide aus der Neurobiologie wissen, entsteht die erste Grundlage für unsere Persönlichkeit schon bereits vor der Geburt bei uns im Gehirn.

Das was ich festgestellt habe ist, dass bei uns in der Gesellschaft das Thema „Misserfolg“, wie auch immer man das jetzt definieren mag, ein Tabuthema ist. Misserfolge haben scheinbar erfolgreiche Menschen nicht. Was ja Blödsinn ist, eher im Gegenteil, oder?

Karsten Brocke:

Wenn du nicht jetzt reich geboren wurdest, kenne ich keinen einzigen erfolgreichen Menschen – und glaube mir, ich kenne wirklich viele sehr erfolgreiche Menschen – kenne nicht einen einzigen, der nicht auch dramatisch gescheitert ist. Ich bin es übrigens auch. Ich war auch finanziell ruiniert. Das müssen Sie sich mal vorstellen, wenn sie so eine Bankkarte in einen Schlitz stecken und die kommt nicht wieder raus, die fällt hinten rein - das Geräusch vergessen Sie nie. Also auch das kenne ich. Ich kenne tatsächlich mittellos, ich kenne keinen Cent mehr, ich kenne Vorschuss, ich kenne Minus, ich kenne das alles. Die Frage ist, wie gehe ich damit um.

Aber gehen wir noch mal kurz zu dieser Prägung zurück. Die einzige Zeit, wo Sie wirklich ernsthaft authentisch waren und wo Sie alle geliebt haben, da haben Sie in die Hose geschissen und haben gebrüllt. Also Sie haben alle tyrannisiert und trotzdem wurden Sie am meisten geliebt, das waren Sie nämlich als Baby. Da konnten Sie übrigens auch brechen und den Müll wegschmeißen und den Becher umhauen. Niemand hat sie ausgemeckert, die haben gesagt: „Hey, hast du schön gemacht, schön in die Hose geschissen.“ Machen Sie das mal als Erwachsener.

 Solange man nicht über Sie redet, sind Sie auch nichts.

Was wir heute machen ist, dass wir uns alle gegenseitig bewerten. Und diese Bewertung, auch die deutsche Kultur der Bewertung ist nun mal so, dass Misserfolg in diesem Land definitiv negativ besetzt ist. Das ist in anderen Kulturen tatsächlich anders. In Italien ist ja auch Pünktlichkeit anders als hier, also jede Kultur hat so seine Eigenarten. Ich glaube, dass wir eben auch als Deutsche mit Misserfolg nicht gut zurechtkommen. Was aber nicht schlimm ist, denn Sie können sich ja von dem durchschnitt unterscheiden. „Ausnahmen bestätigen die Regel“ ist der Satz, also dann werden Sie doch zur Ausnahme, ist ja nicht weiter schlimm. Sie haben ja auch nur ein Leben, also können Sie auch zur Ausnahme werden. Und wenn Sie angefeindet werden, weil Sie erfolgreich sind, das passiert sowieso, wenn Leute Neider werden, wenn Leute Sie möglicherweise kopieren oder auch nachmachen oder dann auch schlecht über Sie reden, dann haben Sie alles richtig gemacht, weil Sie es dann geschafft haben. Solange man nicht über Sie redet, sind Sie auch nichts.