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Charles Elliot und Laura Smith, klinische Psychologen mit langjähriger Erfahrung, beschreiben leicht verständlich und einfühlsam die verschiedenen Formen von Depressionen. Sie zeigen Ihnen mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Selbsttests und Übungen, was Sie tun können, um Ihre dunklen Gedanken zu überwinden und die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Außerdem geben sie Tipps, wie kleine Änderungen im Alltag Ihre Symptome lindern und Ihnen Lebensfreude zurückbringen. Sie erfahren auch, wie die traditionelle oder alternative Medizin Sie auf diesem Weg unterstützen kann und wo Sie professionelle Hilfe finden.
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Seitenzahl: 618
Depressionen für Dummies
Depressionen äußern sich auf unterschiedliche Weise. Mit der nachfolgenden Checkliste können Sie herausfinden, ob Sie vielleicht an einer Depression leiden. Kreuzen Sie alle Punkte an, die auf Sie zutreffen.
Ich fühle mich wertlos.Mein Appetit hat sich verändert.Ich mag keine anderen Menschen sehen.Ich habe weniger Energie als sonst.Ich freue mich auf nichts.Ich habe in letzter Zeit mehr Schmerzen.Ich kann mich schlecht konzentrieren.Ich fühle mich oft schuldig.Ich habe an nichts Interesse.Ich fühle mich hoffnungslos.Ich fühle mich traurig und leer.Ich schlafe in letzter Zeit sehr schlecht.Ich denke in letzter Zeit viel an den Tod.Ich kann keine Entscheidungen treffen.Jedes dieser Symptome deutet darauf hin, dass etwas mit Ihnen nicht stimmt. Wenn Sie nur ein oder zwei Punkte angekreuzt haben, bedeutet das noch nicht, dass Sie depressiv sind. Doch je mehr Aussagen auf Sie zutreffen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression.
Jeder kann einmal für kurze Zeit solche Gefühle haben. Erst wenn dieser Zustand länger als eine oder zwei Wochen anhält, besteht Grund zur Sorge. Wenn Sie jedoch Selbstmordgedanken haben, benötigen Sie sofort Hilfe. Eine Depression kann tödliche Folgen haben. In Kapitel 2 erfahren Sie mehr zu den Symptomen der Depression.
Verzweifeln Sie nicht, wenn Sie glauben, dass Sie eine Depression haben. Es gibt viele Möglichkeiten, Hilfe zu erhalten. Einige davon sind:
Ihr Hausarzt: Lassen Sie sich gründlich untersuchen. Manchmal werden Depressionen von anderen Krankheiten verursacht.Psychotherapeuten: Wenn andere Ursachen für Ihr Stimmungstief ausgeschlossen wurden, können Sie einen Psychotherapeuten aufsuchen. Er oder sie kann die Depression diagnostizieren und behandeln.Psychiater: Diese Ärzte sind darauf spezialisiert, Depressionen und andere Gemütserkrankungen zu behandeln. Meistens liegt ihr Schwerpunkt auf der medikamentösen Therapie.Das Internet: Wir empfehlen im Anhang dieses Buches einige Adressen besonders informativer und nützlicher Webseiten zum Thema Depression. Das Internet kann professionelle Hilfe allerdings nicht ersetzen.Bücher über Depressionen: Beginnen Sie mit diesem Buch und gehen Sie dann in eine Bibliothek. Sie können gar nicht genug zu diesem Thema lesen.Depressionen überwinden für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
3. Auflage 2022
© 2022 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition Depression For Dummies 2nd edition © 2021 John Wiley & Sons, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Depression For Dummies 2nd edition © 2021 John Wiley & Sons, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-71870-2ePub ISBN: 978-3-527-83440-2
Coverfoto: © Photocreo Bednarek /stock.adobe.comKorrektur: Frauke Wilkens, MünchenLektorat und Projektmanagement: Gabriele Kalmbach, Köln
Laura L. Smith, PhD, arbeitet als klinische Psychologin bei der Presbyterian Medical Group in der ambulanten Klinik für Verhaltensmedizin in Albuquerque, New Mexico. Sie ist auf die Untersuchung und Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit Depressionen und anderen psychischen Störungen spezialisiert. Außerdem hat sie sowohl national als auch international neue Behandlungsstrategien in der kognitiven Therapie vorgestellt. Sie ist Koautorin von Angstfrei leben für Dummies.
Charles H. Elliott, PhD, ist klinischer Psychologe und Mitglied des Fielding Graduate Institute. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Akademie für kognitive Therapie, einer international anerkannten Organisation, die Therapeuten zertifiziert, die Depressionen, Angstzustände und andere psychische Störungen behandeln. Er hat viele Artikel und Buchbeiträge zur kognitiven Verhaltenstherapie veröffentlicht. Sowohl national als auch international hat er zahlreiche neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden für psychische Störungen vorgestellt. Er ist Koautor von Angstfrei leben für Dummies.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Einführung
Ein Hinweis an unsere Leserinnen und Leser, die an einer Depression leiden
Konventionen in diesem Buch
Über dieses Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Die Depression erkennen und einen Behandlungsplan erstellen
Kapitel 1: Die Depression besiegen
Trübsal blasen oder Depression?
Die unterschiedlichen Gesichter der Depression
Depressionen haben ihren Preis
Sich wieder gut fühlen
Sich wieder besser als gut fühlen
Traurigkeit gehört zum Leben
Kapitel 2: Die Depression erkennen
Die Auswirkungen der Depression erkennen
Die sieben Gesichter der Depression
Major Depression nach großer Freude
Kann eine Depression überhaupt normal sein?
Die Ursachen der Depression
Bipolare Störung: Ein Auf und Ab
Auf die Stimmung achten
Kapitel 3: Wenn schlimme Dinge geschehen
Verlust und Depression während einer Pandemie
Finanzielle Stressfaktoren
Diskriminierung und Depression
Häusliche Gewalt und Depression
Katastrophen und Depression
Kapitel 4: Hürden überwinden
Die Angst vor Veränderung überwinden
Nicht sich selbst im Weg stehen
Teil II: Das Denken umkrempeln: Die kognitive Therapie
Kapitel 5: Hilfe finden
Über die Lösung stolpern
Die Psychotherapie
Fachleute, mit denen man über eine medikamentöse Behandlung sprechen kann
Hilfe zur Selbsthilfe
Kapitel 6: Die Wechselwirkung zwischen Gedanken und Gefühlen verstehen
Gefühle verstehen
Gedanken interpretieren
Gefühlsbestimmtes Verhalten aufspüren
Kapitel 7: Verzerrtes Denken bekämpfen
Verzerrtes Denken erkennen
Fehlurteile fällen
Kapitel 8: Die dunklen Wolken der Depression auflösen
Einen Gedanken-, Gefühle- und Ereignisleser entwickeln
Anpassungsfähige Ersatzgedanken finden
Mehr Möglichkeiten, die Gedanken zu verändern
Kapitel 9: Der Depression mit Achtsamkeit begegnen
Vermeiden meiden
Die Grenze zwischen Ihnen und Ihrem Verstand
Achtsam leben
Kapitel 10: Die letzte aller Türen: Suizid
Warnzeichen für Suizid bei Erwachsenen
Warnzeichen bei Kindern erkennen
Leben wollen und Hilfe holen
Teil III: Etwas gegen die Depression unternehmen
Kapitel 11: Endlich aus dem Bett kommen
In Aktion treten
Ein Schritt nach dem anderen: Das Aktivitätsprotokoll
Das »Ich kann nicht« besiegen
Kapitel 12: Sport lindert die Depression
Warum Sport?
Die Trägheit besiegen
Kapitel 13: Wiederentdeckung der Freude
Die Freude ernst nehmen
Die Spielverderber bekämpfen
Kapitel 14: Probleme aus der Welt schaffen
Das Problemlösungskonzept
Die Problemsituation beurteilen
Nach Möglichkeiten suchen
Die Konsequenzen abwägen
Eine Auswahl treffen
Es versuchen und bewerten
Teil IV: Beziehungen erneuern
Kapitel 15: Kummer, Trauer und Verlust bearbeiten
Etwas Wichtiges verlieren
Die Trauer überstehen
Kapitel 16: Zwischenmenschliche Beziehungen verbessern
Der Zusammenhang von Depression und Zurückweisung
Die Abwehrhaltung aufgeben
Die Botschaft übermitteln
Teil V: Den Feind auch physisch bekämpfen: biologische Therapien
Kapitel 17: Lebensfreude auf Rezept
Die Depression besiegen: Die richtige Therapie wählen
Der Mythos des chemischen Ungleichgewichts
Die Welt der Placebos
Medikamente gegen die Depression
Kapitel 18: Alternative Behandlungsmöglichkeiten der Depression
Hype, Hilfe oder vage Hoffnung?
Schwere Depressionen behandeln
Teil VI: Nach der Depression
Kapitel 19: Das Rückfallrisiko senken
Einen Rückfall riskieren
Einen Vorbeugungsplan vorbereiten
Wohlbefinden erreichen
Kapitel 20: Das Gedächtnis reparieren
Das Gedächtnis
Depressionsbedingte Gedächtnisstörungen
Angst vor dem Vergessen
Das Gedächtnis ankurbeln
Kapitel 21: Glücklich durch Positive Psychologie
Das unerreichbare Glück
Der richtige Weg zum wahren Glück
Teil VII: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 22: Zehn Wege aus dem Stimmungstief
Schokolade futtern
Sich etwas Gutes tun
Sport hebt die Stimmung
Sich in eine bessere Stimmung singen
Einen alten Freund anrufen
Die schlechte Stimmung wegtanzen
Ein Stimmungstief einfach wegspülen
Sich in eine bessere Stimmung streicheln
In der Natur wandern
Heiter durch Achtsamkeit
Kapitel 23: Zehn Möglichkeiten, Kindern mit einer Depression zu helfen
Spaß finden
Disziplin ist wichtig
Reagieren
Jeden Berg bezwingen
Verantwortung übertragen
Reden und Zuhören
Eine Depression erkennen
Ursachen erforschen
Hilfe suchen
Bedingungslose Liebe
Kapitel 24: Zehn Möglichkeiten, einem Freund oder Partner zu helfen
Die Depression erkennen
Anhang A: Noch mehr Informationen
Selbsthilfebücher
Hilfe im Internet
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 2
Tabelle 2.1: Medikamente, die depressive Symptome verursachen können
Tabelle 2.2: Auszug aus einem Stimmungstagebuch
Kapitel 4
Tabelle 4.1: Roberts Analyse der Vor- und Nachteile
Tabelle 4.2: Konrads Selbstbegrenzungstagebuch
Kapitel 7
Tabelle 7.1: Omars Realitätsverdreher-Protokoll
Tabelle 7.2: Übung zu Realitätsverdrehern
Tabelle 7.3: Umetikettierungs-Strategie
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Der »Gedankenleser« von Luis
Tabelle 8.2: Der »Gedankenleser« von Ole
Tabelle 8.3: Oles Tabelle »Gedanken vor Gericht«
Tabelle 8.4: Karls »Gedankenleser«
Tabelle 8.5: Karls Aufstellung »Gedanken vor Gericht«
Kapitel 11
Tabelle 11.1: Aktivitätsprotokoll
Tabelle 11.2: Negative Vorhersagen verneinen
Kapitel 12
Tabelle 12.1: Demotivierende Gedanken bekämpfen
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Den gestörten Prognostiker feuern
Kapitel 14
Tabelle 14.1: Lösungshemmnisse und Alternativen dazu
Tabelle 14.2: Wahrscheinliche Folgen von Adeles Lösungsvorschlägen
Kapitel 16
Tabelle 16.1: Die wunden Punkte in einer Beziehung
Tabelle 16.2: Die Technik der »Ich-Botschaften«
Kapitel 19
Tabelle 19.1: Rückfall-Quiz
Tabelle 19.2: Davids Übung »Zufriedenheit finden«
Tabelle 19.3: Amelies »Zufriedenheitsstörer«
Kapitel 4
Abbildung 4.1: Der normale Verlauf Ihrer Fortschritte bei der Therapie einer Depr...
Kapitel 14
Abbildung 14.1: Adeles Flussdiagramm
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Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Inhaltsverzeichnis
Einführung
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Anhang A: Noch mehr Informationen
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Luxus, neueste Technologien und verblüffende neue Erkenntnisse überfluten uns und beflügeln unsere Fantasie. Was vor weniger als einer Generation nur in Science-Fiction-Romanen vorkam, steht heute in jedem Wohnzimmer. Kabelgesellschaften senden die neuesten Filme in ultradünne Fernsehgeräte, die an der Wand hängen. Sie müssen nur ein paar Knöpfe auf der Fernbedienung drücken und Ihr Wohnzimmer wird zum Kino. Und mit wenigen Mausklicks können Sie online eine Pizza bestellen, die pünktlich zum Filmbeginn geliefert wird.
In der Medizin versprechen neueste Erkenntnisse über das Immunsystem neue Krebstherapien, mit denen die Krankheitsursache behandelt werden kann. Die Nanotechnologie könnte unfassbar kleine Maschinen ermöglichen, die verstopfte Arterien wieder durchgängig machen. Und die Entschlüsselung der menschlichen Gene erlaubt es, die Geheimnisse zahlloser Erbkrankheiten zu lüften.
Es ist tatsächlich so, das Leben war noch nie so gut und wunderbar wie heute. Was für eine fantastische Zeit, um auf der Welt zu sein. Sicherlich gibt es noch immer viele Probleme auf dieser Erde, aber für viele sind die Lösungen in greifbarer Nähe.
Dennoch zeichnet die WHO ein weit weniger optimistisches Bild. Sie schätzt, dass an jedem Tag auf dieser Erde 350 Millionen Menschen unter Depressionen leiden. Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts litten in Deutschland im Jahr 2012 etwa sechs Prozent der Männer und etwa zehn Prozent der Frauen an einer Depression. Die Krankenkassenzahlen der depressiv erkrankten Menschen scheinen über die Jahre stetig anzusteigen, wohingegen die epidemiologischen Zahlen, die in Studien erhoben wurden, über die Jahre gleichbleibend sind. Dieser Anstieg der Krankenkassenzahlen ist vermutlich dadurch bedingt, dass Depressionen durch spezielle Diagnoseinstrumente heute besser festgestellt werden können und Menschen heutzutage auch häufiger ärztliche und therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
Es gibt viele Theorien über die Gründe dieser alarmierenden Zunahme der Depressionen. Doch unabhängig davon raubt diese Erkrankung den Betroffenen Glück, Freude und die Fähigkeit, Liebe zu geben und zu empfangen.
Es ist allerdings eine gute Nachricht, dass es heutzutage mehr Möglichkeiten als jemals zuvor gibt, eine Depression zu behandeln. Im Bereich der Psychologie und Medizin wurden neue psychotherapeutische Methoden entwickelt, mit denen Depressionen effektiv behandelt und die Rückfälle verhindert werden können. Außerdem beginnt die Wissenschaft, den Zusammenhang zwischen der Gemütsverfassung und biochemischen Vorgängen im Gehirn zu verstehen. Spezielle Medikamente stellen eine zusätzliche Möglichkeit dar, um die Depression zu lindern. Die Mehrheit der Betroffenen muss heutzutage nicht mehr unter einer anhaltenden, hartnäckigen Depression leiden.
Wir sind uns der Schmerzen und tiefen Hoffnungslosigkeit, die Sie möglicherweise empfinden, bewusst. Vielleicht haben Sie im Augenblick keinen Sinn für Humor. In diesem Buch möchten wir ein ernstes Thema mit ein wenig Humor auflockern. Mancher von Ihnen könnte daran vielleicht Anstoß nehmen oder sich nicht ernst genommen fühlen. Diese Reaktion können wir verstehen. Gleichzeitig sollte es jedoch auch Ihr Ziel sein, das Lachen wiederzufinden. Deshalb hoffen wir, dass Sie unsere gelegentlichen Späße so verstehen, wie wir sie gemeint haben – als einen weiteren Weg, Ihnen dabei zu helfen, sich aus dem Nebel der Depression zu befreien.
Uns ist natürlich auch bewusst, dass sich manche durch den Titel Depressionen überwinden für Dummies möglicherweise angegriffen fühlen. Depressive Menschen neigen dazu, Dinge negativ zu sehen und persönlich zu nehmen. (Lesen Sie mehr dazu in Teil II.) Wir versichern Ihnen, dass dieses Buch genauso ernsthaft und fundiert ist wie andere Bücher zu diesem Thema. Das Dummies-Format ermöglicht es uns, Ihnen dieses umfassende Wissen in leicht verdaulichen Häppchen zu servieren. Wir überlassen Ihnen die Entscheidung darüber, ob uns das geglückt ist.
Wir versuchen in diesem Buch, Fachbegriffe so weit wie möglich zu vermeiden. Sollte es gelegentlich notwendig sein, einen Fachbegriff zu verwenden, werden wir ihn erklären.
Außerdem erzählen wir zahlreiche Geschichten, um Ihnen vieles besser zu veranschaulichen. Die Personen, von denen Sie lesen, gibt es nicht wirklich. Doch sie stellen eine Mischung aus vielen wundervollen Menschen dar, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt und mit denen wir gearbeitet haben. Der Name jedes Charakters wird fett gedruckt, wenn er zum ersten Mal vorkommt. Das soll Sie darauf hinweisen, dass wir eine Geschichte erzählen.
Wenn Sie dieses Buch lesen, weil Sie Ihre eigene Depression bekämpfen möchten, empfehlen wir Ihnen, sich ein Notizbuch zu besorgen. Benutzen Sie es, um sich beim Lesen Notizen zu machen und sich die Übungen, die wir im Laufe dieses Buches erläutern, zu notieren. Wir nennen diese Übungen Antidepressionsprogramm und markieren sie durch ein eigenes Symbol. Nutzen Sie häufig Ihr Notizbuch und lesen Sie von Zeit zu Zeit, was Sie geschrieben haben.
In diesem Buch verfolgen wir hauptsächlich zwei Ziele. Zuerst möchten wir, dass Sie das Wesen einer Depression verstehen lernen. Dadurch wird es leichter, mit dieser Erkrankung umzugehen. Außerdem bieten wir Ihnen das, was Sie vermutlich am meisten interessiert – wir sagen Ihnen, wie Sie eine Depression überwinden oder wie Sie einem geliebten Menschen, der an einer Depression leidet, helfen können.
Wir werden in unserem Bestreben, Ihnen Wege aus der Depression zu zeigen, nichts unversucht lassen. Wir beschreiben medizinische und psychotherapeutische Behandlungsstrategien. Wir berichten über die neuesten Möglichkeiten, eine Depression mit Medikamenten zu behandeln. Wir zeigen Ihnen, wie sich Sport und eine gesunde Ernährung für Ihre gesamte Gesundheit auszahlen. Und wir haben einige Elemente psychotherapeutischer Behandlungsmethoden für Sie ausgewählt, die nachweislich besonders effektiv bei der Behandlung der Depression sind und auch in Form von Selbsthilfeübungen und -strategien von Ihnen alleine oder zusätzlich zu einer Psychotherapie angewendet werden können. Zu diesen Methoden gehören:
Die kognitive Therapie
Die Verhaltenstherapie
Die Akzeptanz-und-Commitment-Therapie
Die interpersonelle Therapie
Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter. Um Ihnen Wege aufzuzeigen, wie Sie sich nicht nur wieder gut, sondern sogar noch besser fühlen können, wenden wir uns dem Gebiet der Positiven Psychologie zu. Wir möchten, dass Sie Ihr Leben sinnvoll und voller Freude gestalten können.
Die Empfehlungen in Depressionen überwinden für Dummies basieren auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Wir sind uns sicher, dass Sie sich besser fühlen werden, wenn Sie die verschiedenen Techniken und Methoden, die in diesem Buch beschrieben werden, anwenden. Für Betroffene mit einer leichten Depression wird das Buch möglicherweise ausreichen, um ihre Depression zu behandeln. Viele Studien haben bewiesen, dass Selbsthilfe funktioniert.
Trotzdem benötigt eine Depression häufig mehr Behandlung und Aufmerksamkeit, als Sie durch Selbsthilfe leisten können. Wenn Sie die Depression erheblich in Ihrem Leben einschränkt, benötigen Sie professionelle Hilfe. Kein Buch kann eine Therapie vollständig ersetzen. Beginnen Sie damit, sich bei Ihrem Hausarzt vorzustellen. Dieser wird Ihnen weiterhelfen, mit qualifizierten Therapeuten in Kontakt zu treten. Wenn Sie sich in therapeutische Behandlung begeben, kann Depressionen überwinden für Dummies die Behandlung ergänzen. Besprechen Sie diese Möglichkeit mit Ihrem Therapeuten. Sie können die Depression besiegen – geben Sie nicht auf.
Wer möchte überhaupt dieses Buch lesen? Wir nehmen, vielleicht törichterweise, an, dass Sie oder jemand, der Ihnen nahesteht, an einer Depression leiden. Wir denken, dass Sie die Depression aus Ihrem Leben verbannen möchten. Außerdem glauben wir, dass es Sie interessiert, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, die zu Ihrem Leben und Ihrer Persönlichkeit passen. Wenn diese Annahmen zutreffen, ist das Buch genau das Richtige für Sie. Leserinnen und Leser haben uns zu den vorhergehenden Auflagen von Depressionen überwinden für Dummies mitgeteilt, dass es in zweifacher Hinsicht hilfreich für sie war – sowohl bei der Überwindung der Depression wie auch beim Verständnis der begleitenden Therapie.
Wir haben Depressionen überwinden für Dummies in sieben Teile und 24 Kapitel gegliedert. Wir werden Ihnen an dieser Stelle zu jedem Teil ein wenig erzählen.
In Kapitel 1 werden die Belastungen durch eine Depression auf ökonomischer, sozialer und emotionaler Ebene erläutert. Wir beschreiben, wie unterschiedlich sich eine Depression bei verschiedenen Menschen äußern kann. Außerdem geben wir einen Überblick über die besten Therapiemöglichkeiten. In Kapitel 2 beschreiben wir die Ursachen und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen der Depression. Außerdem erklären wir den Unterschied zwischen Trauer und Depression. Kapitel 3 zeigt Ihnen, wie Stress, Diskriminierung, Pandemien oder andere globale Ereignisse und Depression miteinander zusammenhängen können. In Kapitel 4 erfahren Sie, wie Sie sich motivieren können, den Kampf gegen Ihre Depression in Angriff zu nehmen und wie Sie dabei professionelle Hilfe bekommen.
Immer mehr Studien bekräftigen den Wert der kognitiven Therapie bei der Behandlung einer Depression. Teil II zeigt Ihnen, wie bestimmte gewohnte Denkmuster zu einer Depression beitragen können. Einige Kapitel geben Ihnen das Werkzeug an die Hand, diese düsteren, verzerrten Gedanken in eine realistische Einschätzung Ihrer Persönlichkeit, Ihrer Umwelt und Ihrer Zukunft zu verwandeln. Sie werden sehen, dass diese Veränderungen nicht auf Rationalisierung, Täuschung oder Selbstbetrug beruhen. Des Weiteren werden Sie erfahren, wie Sie Ihre Gedanken einer Überprüfung unterziehen können, die auf Logik und Beweisen beruht. Und Sie erfahren, wie man der Depression mit Achtsamkeit begegnen kann.
Wenn die Depression Sie im Griff hat, werden Sie sich selbst immer mehr vom alltäglichen Leben isolieren. Sie beginnen, immer weniger zu tun, und schieben auch die einfachsten, unliebsamen Aufgaben auf. Von noch größerer Bedeutung ist es, dass Ihnen Dinge, die Ihnen immer Spaß bereitet haben, jetzt langweilig und uninteressant erscheinen. Teil III zeigt Ihnen Möglichkeiten, wie Sie dieses Nichtstun durchbrechen und langsam Freude und Zuversicht wiedererlangen. Wir geben Ihnen einen mentalen Anstoß, wieder in Bewegung zu kommen und die Freude am Leben neu zu entdecken.
Klinische Studien haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Auswirkungen der Depression auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zu beachten. Die Depression kann die Beziehungen zu Freunden, zur Familie, zum Partner und zu anderen nahestehenden Personen zerstören. Diese Beziehungsprobleme können ihrerseits die Depression verschlimmern. In Teil IV werden wichtige Elemente der interpersonellen Therapie aufgegriffen und zusätzliche Möglichkeiten für den Umgang mit Verlust oder Beziehungsproblemen dargestellt. Wir zeigen Ihnen Methoden, wie Sie Ihre Kommunikation verbessern und mit Verlust und Kummer umgehen können.
Pharmaunternehmen haben Milliarden ausgegeben, um eine Vielzahl von Antidepressiva zu entwickeln. Wir geben Ihnen in diesem Teil einen Überblick über verschreibungspflichtige Medikamente und informieren Sie über deren Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Außerdem bieten wir Ihnen Entscheidungshilfen, ob Medikamente für die Behandlung Ihrer Depression sinnvoll sind oder nicht. Wir schildern ebenfalls die Rolle von pflanzlichen Medikamenten, Nahrungsergänzungen und einer gesunden Ernährung und geben einen Überblick über einige alternative Behandlungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Lichttherapie.
Wir sind uns sicher, dass Sie die Informationen der vorhergehenden fünf Teile, vielleicht in Kombination mit professioneller Hilfe, aus Ihrer Depression herausführen konnten. Doch was kommt dann? Im Teil VI erfahren Sie, wie Sie mit möglichen Rückfällen umgehen und wie Sie sie verhindern können. Ein eigenes Thema ist die Vergesslichkeit und was Sie tun können, um Ihr Gedächtnis zu verbessern.
Danach wendet sich Teil VI der Positiven Psychologie zu. Es werden Möglichkeiten geschildert, wie Sie Ihre Lebensqualität weiter verbessern können. Wir möchten, dass es Ihnen nicht nur gut, sondern deutlich besser geht. Deshalb stellen wir Strategien vor, wie Sie Ihr Empfinden für das eigene Wohlbefinden schärfen können.
Hier finden Sie schnell Informationen dazu, wie man mit einer schlechten Stimmung umgeht. Außerdem beschreiben wir zehn Wege, um Ihren Kindern zu helfen, wenn diese unter einer Depression leiden. Und wir zeigen Ihnen zehn Möglichkeiten, einen Freund oder Partner dabei zu unterstützen, seine oder ihre Depression zu überwinden.
Um unterschiedliche Informationen für Sie hervorzuheben, benutzen wir in diesem Buch folgende verschiedene Symbole:
Dieses Symbol markiert Informationen, die Sie nicht vergessen sollten.
Hinter diesem Symbol finden Sie praktische Tipps.
Dieses Symbol wird verwendet, wenn besondere Vorsicht geboten ist oder wenn Sie besser professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten.
Textstellen, die mit diesem Symbol markiert sind, könnten Sie interessieren. Sie nicht zu lesen, wird Sie in Ihrem Kampf gegen die Depression jedoch nicht behindern.
Die meisten Bücher müssen Sie von der ersten bis zur letzten Seite durchlesen. Depressionen überwinden für Dummies ist jedoch so aufgebaut, dass Sie im ausführlichen Inhaltsverzeichnis auswählen können, was Sie persönlich interessiert. Lesen Sie die Kapitel, die Ihre spezielle Situation betreffen. Wir sind allerdings der Meinung, dass Sie auf jeden Fall Teil I lesen sollten, da er eine Reihe interessanter grundlegender Informationen enthält. Außerdem erhalten Sie Hinweise dazu, wie Sie Ihren Kampf gegen die Depression am besten beginnen.
Je schwerer Ihre Depression ist, umso mehr möchten wir Ihnen ans Herz legen, mit Kapitel 5 zu beginnen und mit Teil III fortzufahren. Diese Kapitel enthalten Hilfestellungen, wie Betroffene die starke Trägheit überwinden, die viele davon abhält, etwas gegen ihre Depression zu unternehmen. Wenn Sie diese Kapitel durchgearbeitet haben, können Sie weiterlesen, wo immer Sie möchten.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Erkennen Sie die Symptome einer Depression und stellen Sie fest, ob Sie – oder jemand, der Ihnen nahesteht – an einer Depression leiden. Wir zeigen Ihnen, dass die Depression eine weltweit häufig anzutreffende Erkrankung ist. Außerdem erklären wir die verschiedenen Depressionsarten und in welchen Situationen Menschen in Depressionen abgleiten.
Bei der Behandlung einer Depression müssen einige Hindernisse überwunden werden. Wir informieren Sie, welche Hürden das sind und wie Sie mit ihnen umgehen können.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Was ist eine Depression?Depressionen haben ihren PreisDie Depression behandelnWas kommt nach einer Depression?Die Depression ist eine Erkrankung, die die Betroffenen isoliert. Einsam, ängstlich und kraftlos ziehen sie sich zurück. Hoffnung, Vertrauen, zwischenmenschliche Beziehungen, Arbeit oder Vergnügen scheinen bedeutungslos. Die Depression sperrt Körper, Geist und Seele in ein Gefängnis.
Doch wir verfügen über einige Schlüssel, die diese Gefängnistüren wieder öffnen können. Vielleicht funktioniert schon der erste Schlüssel, den Sie ausprobieren. Doch mitunter benötigen Sie eine Kombination verschiedener Schlüssel. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Ihnen zu helfen, und wir haben einen großen Schlüsselbund dabei. Und wir unterstützen Sie bei der Wahl eines Schlüsseldiensts (eines Spezialisten für die psychische Gesundheit), wenn Sie den richtigen Schlüssel nicht finden sollten.
In diesem Kapitel erläutern wir den Unterschied zwischen Traurigkeit und Depression. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie sich Depressionen äußern. Wir beschreiben auch, welchen Preis Depressionen für Ihre Gesundheit, Ihre Produktivität und Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen haben können. Wir stellen Behandlungsmöglichkeiten vor und werfen zum Schluss einen kurzen Blick auf das Leben nach einer Depression.
Tod, Trennung, Krankheit, Unglücksfälle, Blamagen und Verzweiflung gehören zum Leben. Das ist unvermeidlich. Ein Leben ohne Traurigkeit, Verzweiflung oder Trauer ist unrealistisch. Wie könnten Sie ohne Zeiten voller Kummer das Positive im Leben schätzen? Unglück und Verlust müssen nicht zwingend zu einer Depression führen. Aber was sind die Unterschiede? Traurigkeit und Trauer werden mit der Zeit immer schwächer. (Lesen Sie mehr zu Trauer und den verschiedenen Arten der Depression in Kapitel 2.) Sie werden zu Beginn von diesen Gefühlen überwältigt sein. Doch die Zeit wird die Wunden heilen (wenn sich die Traurigkeit nicht zur Depression entwickelt).
Im Gegensatz zu Phasen der Verzweiflung treten bei Depressionen zusätzlich Schuldgefühle auf. Die Betroffenen haben ihr Selbstwertgefühl verloren. Depressive Menschen sind ohne Hoffnung, hilflos und können sich selbst nicht verzeihen. Die Depression beeinträchtigt übrigens auch den Körper. Sie wirkt sich häufig auf den Schlaf, den Appetit, die Konzentration, die Energie und das Sexualleben aus. Depressionen schwächen die Fähigkeit zu lieben, zu lachen, zu arbeiten und sich mit angenehmen Tätigkeiten zu beschäftigen.
Die Depression ist eine Störung der Stimmung, bei der sich der Betroffene sehr traurig und mutlos fühlt und unfähig ist, Freude zu empfinden. Es gibt unterschiedliche Arten von Depressionen, die sich in einigen Symptomen unterscheiden. Diese verschiedenen Depressionsarten beschreiben wir in Kapitel 2. Alle haben jedoch die niedergeschlagene Stimmung gemeinsam oder die verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden.
Die Depression macht keine Unterschiede. Sie kann jeden befallen, egal welcher Hautfarbe, sozialer Herkunft oder welcher Kultur. Die typischen Symptome wie Traurigkeit, Kraftlosigkeit und Desinteresse, geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, veränderter Appetit und Schlaf treffen Männer, Frauen, Kinder und ältere Menschen gleichermaßen. Trotzdem wird sich die Depression bei einem Kindergartenkind nicht genauso wie bei einem Achtzigjährigen äußern.
In Kapitel 2 analysieren wir die verschiedenen Arten der Depression. In diesem Kapitel beschreiben wir, wie sich die Depression bei Menschen unterschiedlicher Altersklassen äußert. Die Fallbeispiele, die wir in diesem Buch beschreiben, handeln nicht von realen Personen. Sie sind in Anlehnung an die Menschen, mit denen wir in unserer Arbeit zu tun haben, frei erzählt.
Depressionen können zwar bei Kindern jeden Alters vorkommen, Experten sind jedoch der Meinung, dass die Zahl der Depressionen im Vorschulalter recht niedrig ist, in den Jahren darauf ansteigt, und dass bei Jugendlichen Depressionen sogar recht häufig auftreten.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Häufigkeit von Depressionen bei Kindern unterschätzt wird, da die Erkrankung oft unerkannt bleibt. Selten berichten Kinder spontan über ihre Depression. Sie können ihre Gefühle, die zu Veränderungen im Verhalten, des Appetits und des Schlafs führen, nicht einschätzen und sind abhängig von ihrem Umfeld.
Julias Mutter überraschte ihre Tochter, indem sie ihr an ihrem achten Geburtstag einen Kuchen in die Schule brachte. Die Klasse sang »Happy Birthday« für sie, doch Julia lächelte kaum. Nachdem sie den Kuchen verputzt hatten, rannten die Kinder in die Pause. Nur Julia trottete langsam hinterher.
Julias Lehrer sprach mit der Mutter: »Ich mache mir Sorgen um Julia. Sie ist sehr ruhig und interessiert sich weniger für ihre schulischen Leistungen. Ich sehe sie oft ganz allein auf dem Spielplatz. Sie meldet sich im Unterricht nicht mehr so häufig, wie sie das einmal getan hat. Ist etwas nicht in Ordnung?«
Wenn Kinder depressiv sind, verlieren sie das Interesse an Dingen, die ihnen normalerweise sehr viel Spaß bereitet haben. Wenn man sie fragt, ob sie traurig sind, können sie ihre Gefühle nicht mit Worten beschreiben. Sie werden unterschiedliche Anzeichen für eine Depression wie mangelnde Energie, veränderten Appetit, Reizbarkeit und ein geringes Selbstwertgefühl aufweisen.
Beobachten Sie Ihr Kind beim Spielen, um Anzeichen einer Depression zu erkennen. Depressive Kinder lassen häufig Themen wie Tod und Verlust in ihr Spiel einfließen. Natürlich tun das alle Kinder hin und wieder, doch bei Kindern mit Depressionen kommen solche düsteren Themen häufiger vor. Sie müssen Ihr Kind über einen gewissen Zeitraum beobachten, denn die Stimmung von Kindern ist veränderlich. Sie wirken nicht so dauerhaft depressiv, wie das bei Erwachsenen der Fall ist. Bei Kindern schwankt die Stimmung im Laufe eines Tages. Wenn Sie Zweifel haben, sollten Sie eine Fachperson konsultieren.
In einer Studie, die in der angesehenen Fachzeitschrift Pediatrics erschien, waren über 9.000 Jugendliche auf einen Zusammenhang zwischen Depression und Übergewicht hin untersucht worden. Die Wissenschaftler ließen die Kinder einen Fragebogen ausfüllen, mit dessen Hilfe der Body-Mass-Index bestimmt wurde und eingeschätzt werden konnte, ob der Betreffende an einer Depression leidet. Ein Jahr später wurden dieselben Kinder wieder untersucht. Übergewicht zum ersten Messzeitpunkt erhöhte zwar nicht das Risiko für eine Depression zum zweiten Zeitpunkt, aber bei den Kindern, die bei der ersten Untersuchung depressiv und übergewichtig waren, hatte das Übergewicht weiter zugenommen. Kinder, die nur depressiv, aber nicht übergewichtig waren, hatten ein doppelt so hohes Risiko, nach einem Jahr übergewichtig zu sein.
Zu der Problematik, inwieweit eine Depression das Risiko, übergewichtig zu werden, erhöht, müssen noch einige Fragen geklärt werden. Doch auch diese Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit, die Depression zu behandeln.
Für einige Menschen ist der Gedanke an ein hohes Alter an sich schon deprimierend. Sie glauben, dass ab einem bestimmten Alter das Leben an Qualität verliert. Das ist sicherlich nicht völlig verkehrt, denn das Alter bringt Krankheiten mit sich, man verliert Freunde, Familienangehörige und soziale Kontakte. Deshalb kann man schon ein wenig Traurigkeit erwarten.
Trotzdem ist eine Depression keine unvermeidliche Erscheinung des Alters. Die meisten Symptome einer Depression bei älteren Menschen gleichen denen aller anderen Altersgruppen. Ältere Menschen konzentrieren sich vielleicht etwas mehr auf ihre Schmerzen. Außerdem empfinden sie häufiger Bedauern oder haben ein schlechtes Gewissen wegen Dingen, die in ihrem Leben passiert sind.
Depressionen haben Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen. Wenn Sie bei Ihren Großeltern zunehmende Gedächtnisprobleme feststellen, kann das im schlimmsten Fall bedeuten, dass sie an Demenz oder Alzheimer leiden. Doch solche Gedächtnisprobleme treten auch als Folge einer Depression auf. Depressionen können bei älteren Menschen dazu führen, dass sie eher sterben. Wenn man ältere Menschen fragt, ob sie depressiv sind, erntet man häufig nur Ablehnung. Doch wenn die Depression geleugnet wird, kann sie nicht behandelt werden.
Ältere Männer haben – allgemein betrachtet – ein etwas höheres Suizidrisiko als andere Altersgruppen (egal welchen Geschlechts). Wenn Sie Gedanken an Selbstmord haben, lassen Sie sich ärztlich oder psychotherapeutisch untersuchen, ob Sie an einer Depression leiden.
Die meisten Studien haben gezeigt, dass Männer nur halb so oft von Depressionen betroffen sind wie Frauen. Doch Männer neigen dazu, ihre Depression zu verbergen. Sie sprechen nur widerwillig über Schwächen und Verwundbarkeit. Warum? Viele Männer glauben, dass es unmännlich sei, emotionale Probleme zuzugeben. Diese Männer haben von frühester Kindheit an gelernt, negative Gefühle zu verbergen.
Rainer stand kurz vor seiner Pensionierung als Marketingchef. Er konnte es kaum erwarten, endlich zu reisen und seinen Hobbys nachzugehen. Drei Monate, nachdem er in Rente gegangen war, reichte seine Frau nach zwanzigjähriger Ehe die Scheidung ein. Geschockt, doch ohne große Emotionen, sagte er zu Familie und Freunden: »Das Leben geht weiter.« Rainer begann zu trinken. Er betrieb Extremsport, ging beim Klettern, Drachenfliegen und Skifahren auf abgelegenen Pisten an seine Grenzen. Er distanzierte sich von Familie und Freunden. Seine Stimmung wandelte sich. Doch er verleugnete seine Depression gegenüber Personen, die ihm nahestanden.
Männer können sich häufig ihre Gefühle nicht eingestehen. Sie neigen bei dem Versuch, eine Depression zu bewältigen, eher dazu, zu Alkohol und Tabletten zu greifen. Einige Männer können ein Gefühl wie Ärger besser zum Ausdruck bringen als Traurigkeit. Andere bekommen körperliche Symptome einer Depression. Sie sind antriebslos, schlafen schlecht, haben keinen Appetit und leiden an Schmerzen.
Doch sie behaupten hartnäckig, nicht depressiv zu sein. Die Folge dieser nicht ausgedrückten Gefühle und der dadurch verpassten Hilfe ist eine vierfach höhere Selbstmordrate unter depressiven Männern im Vergleich zu depressiven Frauen.
Warum erkranken Frauen weltweit doppelt so häufig wie Männer an einer Depression? Dabei spielen sicherlich biologische Faktoren eine Rolle. Die Depressionsraten während der Schwangerschaft, nach einer Entbindung und vor der Menopause sind höher als zu jeder anderen Zeit im Leben einer Frau. Sicherlich tragen bei Frauen auch kulturelle und soziale Faktoren zur Depression bei. Frauen, die sexuell missbraucht oder geschlagen wurden, leiden häufiger unter Depressionen als Männer mit vergleichbaren Erlebnissen. Außerdem kommen bestimmte Risikofaktorenwie ein niedriges Einkommen, Stress und die Kombination aus verschiedensten Verpflichtungen wie Haushalt, Kindererziehung und Berufstätigkeit bei Frauen häufiger vor als bei Männern.
Karla legt ihr Baby sanft in das Gitterbettchen. Schließlich ist es eingeschlafen. Von einem langen, anstrengenden Arbeitstag erschöpft möchte sie auch zu Bett gehen. Doch die Wäsche muss noch gemacht, Rechnungen müssen bezahlt werden und die Wohnung ist ein einziges Chaos. Vor sechs Monaten wurde ihr Mann beruflich mit einem Auslandseinsatz beauftragt. Seitdem ist das Leben nicht mehr, wie es einst war. Karla erkennt, dass ihre andauernde Erschöpfung und ihre Appetitlosigkeit Symptome einer beginnenden Depression sind.
Bei jedem zeigt sich die Depression auf individuelle Weise. Verallgemeinerungen, die lediglich auf der Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungsgruppen basieren, führen schnell zu Missverständnissen. Doch zu den Risikofaktoren einer Depression zählen auch Diskriminierung, soziale Ausgrenzung, Armut oder der Verlust des Arbeitsplatzes oder eines geliebten Menschen. Bedauerlicherweise treten diese Risikofaktoren innerhalb einiger Gruppen häufiger auf. Das können Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung, körperlichen Veränderungen oder kulturellen Unterschieden sein. Zusätzlich zu diesen Risikofaktoren haben einige dieser Personen noch mit weiteren Hindernissen zu kämpfen. Es ist für sie oft problematisch, medizinische Hilfe zu bekommen, da sie eine andere Sprache sprechen, weil es ihnen unangenehm ist, um Hilfe zu bitten, oder weil in ihrer Nähe keine geeigneten Hilfsangebote bestehen.
Menschen, die wiederholt belastende oder traumatisierende Erlebnisse erleiden, haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen. Beispielsweise spielt die soziale Isolation während des Lockdowns in Pandemiezeiten eine Rolle. Auch ständige finanzielle Sorgen können das Gefühl von Ausweglosigkeit verstärken und in einer Depression münden. Und Menschen, die in Regionen leben, die durch Extremwetter wie Stürme, Überschwemmungen oder Waldbrände gefährdet sind, unterliegen einem höheren Risiko für eine Depression.
Depressionen scheinen in den letzten Jahrzehnten zuzunehmen (bedingt auch durch die bessere Diagnostik und die zunehmende Akzeptanz von psychischen Erkrankungen). Für alle, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, ist das Risiko gestiegen, an einer Depression zu erkranken. Die Angaben variieren zwar beträchtlich, doch heute erleiden mindestens 15 bis 20 Prozent der Menschen im Lauf ihres Lebens mindestens einmal eine Depression. Diese Zahl ist erschreckend hoch.
Zahlen zur Häufigkeit von Depressionen sind nur grobe Schätzungen. Viele depressive Menschen lassen sich nicht behandeln. Andere erkennen nicht einmal, dass sie an einer Depression leiden. Wie auch immer die genauen Zahlen lauten, eins ist sicher: Sehr viele Menschen sind einmal in ihrem Leben von einer Depression oder einer depressiven Episode betroffen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Projekt ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe die ökonomische globale Krankheitsbelastung gemessen werden kann. Depressionen zählen in dieser Statistik zu den fünf größten Kostenverursachern. In den westlichen industrialisierten Ländern stehen psychische Erkrankungen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar auf dem zweiten Platz, da hier die weltweit kostenträchtigsten Erkrankungen wie Aids oder Tuberkulose eine geringere Rolle spielen. Die Kosten, die durch Depressionen verursacht werden, sind enorm. In Deutschland belaufen sich allein die direkten Kosten, die unmittelbar durch die Behandlung entstehen, auf mehrere Milliarden Euro, wobei von wesentlich höheren indirekten Kosten auszugehen ist, wenn man alle Belastungen und Beeinträchtigungen durch Depressionen einbeziehen würde wie zum Beispiel Krankheitstage oder Erwerbsminderung.
Wie entstehen diese indirekten Kosten? Menschen mit Depressionen sind häufiger krankgeschrieben und leisten nicht so viel wie andere, wenn sie arbeiten. Eltern depressiver Kinder können oft nicht ihrer Arbeit nachgehen, weil sie ihre Kinder zu Therapien begleiten müssen. Und nicht zuletzt dürfen die verlorenen Lebensjahre durch Suizide, die im Rahmen von Depressionen verübt werden, nicht vergessen werden. Natürlich verursacht auch die Therapie Kosten. Doch man darf nicht vergessen, dass eine erfolgreiche Therapie die Produktivität des Betroffenen wieder erhöht und die Fehltage reduziert.
Die Zahlen und Fakten zu den gesellschaftlichen Kosten, die eine Depression verursacht, sagen nur wenig über den Preis aus, den die betroffenen Menschen selbst zu zahlen haben. Das Leid, das eine Depression mit sich bringt, betrifft sowohl den Kranken als auch die ihm nahestehenden Personen. Worte können folgende Situationen nur unzureichend beschreiben:
den Kummer, den Familien erleiden müssen, wenn ein geliebtes Familienmitglied Selbstmord begangen hat,
den Schmerz, den ein depressiver Mensch ertragen muss,
die verschlechterte Lebensqualität für die Betroffenen sowie für ihre Angehörigen,
die bei vielen Betroffenen auch beeinträchtigte körperliche Gesundheit,
den Verlust von Lebenszielen und Werten,
den Verlust der Lebensfreude.
Die Depression übt ihre zerstörerische Wirkung auch auf den Körper der Betroffenen aus. Immer wieder entdecken Wissenschaftler neue Zusammenhänge zwischen psychischer und körperlicher Gesundheit. Heute wissen wir, dass Depressionen zum Beispiel folgende Auswirkungen auf den Körper haben:
Immunsystem
–
Der Körper verfügt über ein komplexes System, um Infektionen und Krankheiten abzuwehren. Studien haben ergeben, dass Depressionen die Reaktion des Immunsystems verändern. Sie schwächen es und machen damit die Betroffenen anfälliger für Krankheiten.
Bewegungsapparat
– Bleibt eine Depression unbehandelt, steigt das Risiko, eine Osteoporose
zu bekommen. Ursächlich hierfür scheinen die schlechtere Ernährung, der Bewegungsmangel sowie die erhöhte Cortisolausschüttung depressiver Menschen zu sein.
Herz
– Zwischen der Depression und der Gesundheit Ihres Herz-Kreislauf-Systems
gibt es einen engen Zusammenhang.
Der Verlauf vieler körperlicher Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes ist bei Depressiven im Durchschnitt schwerwiegender, was unter anderem mit einem ungünstigeren Gesundheitsverhalten bei den Betroffenen zu tun haben kann.
In einer Studie beobachteten Wissenschaftler 4.000 ältere Menschen. Zu Beginn der Untersuchung hatten sie keine Herzerkrankung. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Personen mit einer Depression ein um 40 Prozent höheres Risiko hatten, eine Herzerkrankung zu bekommen, und ein um 60 Prozent höheres Risiko, daran zu sterben. Sie entdeckten außerdem, dass unter denjenigen mit einem höheren Schweregrad der Depression auch das Risiko einer Herzerkrankung stieg. Dieses Risiko ist vergleichbar den Risiken, die durch Rauchen, hohe Cholesterinwerte oder das Alter selbst hervorgerufen werden.
Psyche – Ohnehin kann eine Depression wegen des schlechten Gedächtnisses und der mangelnden Konzentration einer Demenz ähneln, doch zudem erhöht die Depression zusätzlich das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Die Ursachen dafür sind noch unklar.
Bleibt eine Depression unbehandelt, beschädigt und zerstört sie möglicherweise wichtige Verbindungen im Gehirn und führt dann dazu, dass Gehirnzellen absterben.
Schmerzempfinden
–
Eine Depression beeinflusst Ihr körperliches Schmerzempfinden. Wenn Sie unter chronischen Schmerzen wie Arthritis oder Rückenschmerzen leiden, kann die Depression Ihre Schmerzen verschlimmern. Die Wissenschaftler sind sich noch nicht vollkommen sicher, wie es dazu kommt. Wahrscheinlich wird dieser Effekt zum einen durch eine Störung im Neurotransmittersystem, das an der Schmerzempfindung beteiligt ist, verursacht. Zum anderen spielen auch Wahrnehmungsprozesse und ein ungünstiges Krankheitsverhalten wie zum Beispiel ein zu ausgeprägtes Schonverhalten eine Rolle. Viele Menschen mit Depressionen erkennen ihre Erkrankung nicht, sondern nehmen nur ihre unterschiedlichen körperlichen Symptome wahr.
Eine Depression beeinflusst sehr viele Körperfunktionen. Der veränderte Appetit kann zu Übergewicht, aber auch zu Mangelernährung mit extremem Gewichtsverlust führen. Außerdem können das Hormongleichgewicht und viele andere empfindliche Körperfunktionen gestört werden. Depressionen schädigen also Körper, Geist und Seele.
Lassen Sie sich von diesen beängstigenden Auswirkungen einer Depression nicht entmutigen. Die hier berichteten Probleme treten bei Depressiven auch nur im Durchschnitt häufiger auf, aber nicht bei jedem. Und: Wenn Sie depressiv sind, können Sie sich bald besser fühlen – wir werden Ihnen mit diesem Buch dabei helfen. Es gibt auch wirksame Behandlungsmethoden für diejenigen, bei denen Selbsthilfe wie die Arbeit mit diesem Buch nicht ausreicht.
Depressionen sind behandelbar. Mithilfe einer qualifizierten Diagnose und Therapie wird es den meisten bald wieder besser gehen, und für diejenigen, die von wiederkehrenden depressiven Episoden geplagt werden, gibt es Möglichkeiten, diese Episoden wenigstens besser zu bewältigen und auch die Gesamtzeit, die mit Depressionen verbracht wird, zu verkürzen. Wenn Sie sich also kraftlos fühlen, keine Freude empfinden können und ein geringes Selbstwertgefühl oder unerklärliche Schmerzen haben, könnten Sie an einer Depression leiden. Bitte holen Sie sich Hilfe. (Über Behandlungsmöglichkeiten und wie Sie geeignete Hilfe finden, lesen Sie in Kapitel 5.)
Für Menschen mit Depressionen gibt es viele Hilfsangebote. Dieses Buch ist eines davon. Es fällt unter die Kategorie Hilfe zur Selbsthilfe. Selbsthilfe ist nicht für jeden ausreichend, kann aber eine Therapie wirksam unterstützen. In den folgenden Abschnitten erläutern wir unterschiedliche Hilfsangebote, die möglicherweise nützlich für Sie sind.
Sie können sich für mehrere Behandlungsmöglichkeiten entscheiden und sie miteinander kombinieren. Vielen Betroffenen mit schweren Depressionen hilft eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie. Die Kombination verschiedener psychotherapeutischer Methoden hat sich ebenfalls als wirksam erwiesen.
Wenn sich Ihre Depression mit der Zeit nicht bessert oder Sie Selbstmordgedanken haben, benötigen Sie umgehend professionelle Hilfe.
Kognitive Therapie beruht auf der Tatsache, dass unser Denken die Art, wie wir fühlen, stark beeinflusst. Dr. Aaron T. Beck, der diese psychotherapeutische Methode entwickelte, erkannte, dass depressive Menschen
eine verzerrte Selbstwahrnehmung mit überwiegend negativer Tendenz besitzen,
ein düsteres Bild von der Welt besitzen,
mit Trauer und Furcht vor ihrem Schicksal in die Zukunft blicken.
Durch die Depression glauben die Betroffenen, dass ihr Blick auf die Dinge der Realität entspricht. Die kognitive Therapie kann dabei helfen, dieses verschobene Denken wieder zurechtzurücken. Sie können in Teil II dieses Buches mehr zu dieser Therapiemethode erfahren. Wir möchten Sie dazu ermutigen, die kognitive Therapie auszuprobieren. Zumal die kognitive Therapie Sie auch vor späteren Rückfällen schützen kann. Sind Sie noch skeptisch? Versuchen Sie es dennoch!
Eine andere erprobte Methode zur Behandlung einer Depression ist die Verhaltenstherapie. Sie basiert darauf, dass Veränderungen im Verhalten eine Änderung der Stimmung zur Folge haben. Das Problem besteht darin, dass Sie in einer Depression sehr antriebslos sind. In Teil III helfen wir Ihnen dabei, zu erkennen, wie Sie in kleinen Schritten diese geistige Hürde mithilfe der Verhaltenstherapie überwinden können. Außerdem erfahren Sie, wie
Sie mit Sport Ihren Kampf gegen die Depression beginnen können,
Sie wieder Freude in Ihr Leben bringen können,
Ihnen Problemlösungsstrategien helfen können.
Kognitive Therapie und Verhaltenstherapie gehen übrigens oft Hand in Hand, so dass häufig auch von kognitiver Verhaltenstherapie gesprochen wird.
Depressionen entstehen häufig nach dem Verlust einer wichtigen Beziehung. Oft handelt es sich um den Tod oder die Trennung von einem geliebten Menschen. Doch auch andere Umstände, wie der Verlust des Arbeitsplatzes oder andere große Veränderungen im Leben, können eine Depression auslösen. In Kapitel 15 möchten wir Ihnen helfen, Verlust und Veränderung zu bewältigen.
Depressionen belasten häufig Ihre Beziehung zu anderen. In Kapitel 16 möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern und dadurch Ihre Depression lindern können.
Vielleicht sind Sie der Meinung, dass Sie in der Apotheke oder durch alternative pflanzliche Präparate am einfachsten Hilfe gegen Ihre Depression finden werden. Sie brauen sich nur den richtigen Trank zusammen und schon sind Sie gesund! Wenn das nur so einfach wäre!
In Kapitel 17 geben wir Ihnen einen Überblick über die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten der Depression. Wir wollen Ihnen auch bei der schweren Entscheidung behilflich sein, ob Antidepressiva oder alternative Behandlungsmethoden das Richtige für Sie sind.
In Kapitel 18 beschäftigen wir uns mit den sogenannten natürlichen Behandlungsmöglichkeiten. Wir informieren Sie auch über die sogenannte Elektrokrampftherapie und andere, weniger bekannte Therapiemethoden.
Wenn Sie Ihre Depression überstanden haben, werden Sie sich sehr viel besser fühlen. Diesen Zustand möchten Sie sicherlich erhalten. Nun hat die Depression genauso wie eine Erkältung die unangenehme Eigenschaft, immer wieder aufzutreten. Doch dem können Sie vorbeugen. Wie Sie erneute Depressionsphasen vermeiden, erfahren Sie in Kapitel 19. Sollte sie doch wieder auftreten, zeigen wir Ihnen, wie Sie die Symptome abmildern und schneller wieder gesund werden können.
Es geht Ihnen besser. Sie fühlen sich gut. Doch damit müssen Sie sich nicht zufriedengeben. Wir möchten, dass Sie sich besser als nur okay fühlen, wenn Sie Ihre Depression überstanden haben. Das hört sich möglicherweise zu gut an, um wahr zu sein. In
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Symptome der DepressionVielgestaltige Arten der DepressionUrsachen der DepressionDie Gemütsverfassung beobachtenDie Depression hat viele Erscheinungsformen, ganz unauffällige und sehr offensichtliche. Manchmal ergreift sie ganz langsam von Geist und Seele Besitz, stellt den Alltag immer mehr infrage. Doch sie kann ihre Opfer auch plötzlich überfallen und sie aller Freude berauben. Manche Menschen bemerken nicht, dass sie unter einer Depression leiden, andere sind sich der Erkrankung voll bewusst. Oft sind für die Depression keine konkreten Anzeichen erkennbar. Manchmal versteckt sie sich hinter körperlichen Beschwerden wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Ess- oder Verdauungsstörungen. Die Depression ist eine Erkrankung der Extreme. Sie kann zum Verlust des Appetits führen, aber auch zu unstillbarem Hunger. Betroffene können unter Schlaflosigkeit leiden oder sie sind ständig müde und liegen tagelang im Bett. Sie können ruhelos umherlaufen oder zusammenbrechen und sich kaum noch bewegen. Manchmal schlägt die Depression Wurzeln und dauert Monate oder auch Jahre. In anderen Fällen ist sie in Windeseile vorüber.
In diesem Kapitel möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie erkennen können, ob Sie oder jemand, der Ihnen nahesteht, an einer Depression leiden. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Formen und Symptome der Depression. Außerdem untersuchen wir den Zusammenhang zwischen körperlichen Krankheiten und Depression und beleuchten die Verbindung zwischen Kummer und Depression. Zusätzlich gehen wir auf die Ursachen dieser Erkrankung ein. Zum Schluss zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Gemütsverfassung beobachten können, wenn Sie glauben, dass Sie an einer Depression leiden.
Jeder kann ab und zu ein wenig niedergeschlagen sein. Der Aktienmarkt ist abgestürzt, es gibt gesundheitliche Probleme, Sie haben einen Freund verloren, sind von Naturkatastrophen, Scheidung oder einer Pandemie betroffen oder Sie haben bei Ihrer Arbeit das Quartalsziel nicht erreicht. Ereignisse wie diese machen jeden traurig. Doch eine Depression ist mehr als eine normale Reaktion auf ein unangenehmes Ereignis und mehr als normale Traurigkeit. Sie zerstört den Körper und den Geist und kann manchmal sogar tödliche Folgen haben.
Depressionen beeinflussen alle Lebensbereiche. Es gibt verschiedene Arten der Depression (siehe den Abschnitt Die sechs Gesichter der Depression weiter hinten in diesem Kapitel).
Auch wenn jeder auf eine andere Art betroffen sein kann, wirken alle Depressionen in vier verschiedenen Bereichen. Depressionen beeinträchtigen
das Denken und Fühlen,
das Verhalten,
die zwischenmenschlichen Beziehungen,
den Körper.
Im folgenden Abschnitt erläutern wir die einzelnen Bereiche, auf die sich eine Depression auswirkt.
Wenn Sie depressiv sind, verändert sich Ihr Blick auf Ihre Umwelt. Die Sonne scheint nicht mehr so hell, der Himmel verdunkelt sich, Ihre Mitmenschen wirken auf Sie kühl und distanziert und für die Zukunft sehen Sie schwarz. Sie fühlen sich wertlos, verabscheuen sich selbst und denken vielleicht sogar an den Tod. Depressive Menschen haben oft eine Konzentrationsschwäche, ein schlechtes Erinnerungsvermögen und sind kaum in der Lage, Entscheidungen zu treffen.
Linda bekam ein Jahr nach ihrer Scheidung eine Depression. Sie war der Meinung, dass sie nie wieder einen Partner finden würde. Linda war eine sehr attraktive Frau, doch wenn sie sich im Spiegel betrachtete, sah sie nur ihre ersten Fältchen und kleine Schönheitsfehler. Deshalb glaubte sie, dass jedes Gegenüber vor ihrem Äußeren zurückschrecken würde. Linda war sehr angespannt, bei der Arbeit unkonzentriert und sie machte Flüchtigkeitsfehler. Ihr Chef hatte Verständnis dafür, doch sie selbst empfand ihre Fehler als Beweis der eigenen Unfähigkeit. Sie fühlte sich in einer Sackgasse und sah keine Möglichkeit, irgendetwas besser zu machen. Sie begann sich zu wundern, wieso sie sich überhaupt noch die Mühe machte, jeden Tag zur Arbeit zu gehen.
Verweilen Sie bei negativen Gedanken? Wenn das so ist, könnten Sie an einer Depression leiden. Die nachfolgende Aufstellung enthält einige typische Beispiele. Kreuzen Sie die Aussagen an, die auf Sie zutreffen.
Alles wird für mich immer schlimmer.Ich fühle mich wertlos.Niemand würde mich vermissen, wenn ich tot wäre.Ich bin vergesslich.Ich mache zu viele Fehler.Im Großen und Ganzen bin ich ein Versager.In letzter Zeit ist es für mich unmöglich, Entscheidungen zu treffen.Ich kann mich auf nichts freuen.Die Welt wäre besser ohne mich.Ich bin sehr pessimistisch.Ich kann an nichts denken, was interessant oder erfreulich für mich wäre.In meinem Leben ist vieles schiefgegangen.Ich kann mich in letzter Zeit nicht konzentrieren und vergesse, was ich gelesen habe.Ich glaube nicht, dass mein Leben wieder besser wird.Ich schäme mich für mich selbst.Im Gegensatz zu Selbsttests, die Sie vielleicht aus Zeitschriften oder Büchern kennen, gibt es in unserem Test keinen speziellen Punktewert, der Ihnen sagt, ob Sie an einer Depression leiden. Alle genannten Aussagen sind typisch für depressive Menschen. Wenn Sie nur ein oder zwei Punkte angekreuzt haben, heißt das nicht zwangsläufig, dass Sie an einer Depression leiden.
Lassen Sie sich von Ihren düsteren Gedanken nicht niederdrücken. Eine Depression lässt sich behandeln. Wenn Sie vielen Punkten der vorstehenden Aufzählung zustimmen, raten wir Ihnen dringend, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen, wo eine Diagnose erstellt und Sie gegebenenfalls weiter überwiesen werden können.
Je mehr Punkte auf Sie zutreffen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression. Wenn Sie allerdings auch die Aussagen, in denen es um den Tod geht, angekreuzt haben, ist das wirklich ein Grund zur Besorgnis.
Bei wiederkehrenden Selbstmordgedanken oder gar Plänen hierfür müssen Sie sich umgehend untersuchen und behandeln lassen. Gehen Sie sofort in eine Notaufnahme, wenn Sie bereits einen konkreten Selbstmordplan haben. Dort gibt es Spezialisten, die Ihnen helfen können. Sollten Sie selbst nicht in der Lage sein, eine Klinik aufzusuchen, rufen Sie einen Notarzt.
In Teil II dieses Buches lesen Sie mehr über depressive Gedanken und Sie erfahren, was Sie dagegen tun können.
Depressive Menschen verhalten sich sehr unterschiedlich. Einige sind völlig überdreht, andere werden sehr träge. Einige haben nur noch das Bedürfnis zu schlafen, während andere über schrecklichen Schlafmangel klagen.
Markus schleppte sich am Morgen mühsam aus dem Bett. Auch nach zehn Stunden Schlaf fühlte er sich völlig erschöpft. Er kam immer öfter zu spät zur Arbeit. Er konnte sich nicht motivieren, zum Sport zu gehen, obwohl ihm das früher immer sehr viel Spaß gemacht hatte. Seine Freunde erkundigten sich nach ihm, weil er nicht mehr viel Zeit mit ihnen verbrachte. Er sagte, er wisse nicht, was los sei. Er sei nur sehr müde.
Monika bekam dagegen nicht mehr als dreieinhalb Stunden Schlaf pro Nacht. Sie wachte immer gegen drei Uhr morgens auf und ihre Gedanken strömten auf sie ein. Wenn sie aufgestanden war, fühlte sie sich ständig unter Druck und war kaum in der Lage, stillzusitzen. Ihren Kollegen und Freunden gegenüber war sie reizbar und launisch. Weil sie nachts nicht schlafen konnte, begann sie, zu viel zu trinken. Manchmal musste sie grundlos weinen.
Auch wenn jeder ein wenig anders ist, gibt es doch Verhaltensweisen, die typischerweise mit einer Depression einhergehen. Menschen mit einer Depression fühlen sich entweder so, als müssten sie durch einen dicken Brei waten, oder so, als würden sie bei vollem Tempo auf einem Laufband rennen. Sind Sie beunruhigt? Das folgende »Quiz« kann Ihnen Aufschluss darüber geben, ob Ihr Verhalten auffällig ist. Kreuzen Sie alle zutreffenden Aussagen an:
Ich muss aus unerklärlichen Gründen weinen.Die seltenen Ausflüge, zu denen ich mich zwinge, machen mir keinen Spaß.Ich schaffe es nicht, so wie früher Sport zu treiben.Ich gehe nicht annähernd so viel nach draußen wie gewöhnlich.Ich habe in letzter Zeit viel Arbeit liegen lassen.Selbst bei besonders wichtigen Dingen schaffe ich es nicht, viel davon zu erledigen.In letzter Zeit bin ich sehr unruhig und kann nicht stillsitzen.Ich bewege mich viel langsamer, als ich das sonst tue. Dafür gibt es keine erkennbare Ursache.Ich habe keine Freude an Dingen, die mir normalerweise Spaß machen.Wenn andere lachen, kann ich nicht mitlachen.Mein Alltag, meine Arbeit und meine Wohnung bekomme ich nicht mehr in den Griff.Ich fange Dinge an, die ich nicht beende.Morgens fällt es mir schwer, überhaupt aufzustehen.Alle genannten Punkte sind typisch für das Verhalten von depressiven Menschen. Allerdings kann auch ein anderes gesundheitliches Problem dafür verantwortlich sein. An einem schlechten Tag kann sicherlich jeder einen oder mehrere der oben genannten Punkte bejahen. Doch je mehr Aussagen auf Sie zutreffen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas nicht in Ordnung ist. Das gilt besonders dann, wenn die Probleme schon länger als einige Wochen bestehen.
In Teil III erhalten Sie mehr Informationen zu diesem Thema und erfahren, was Sie tun können, um wieder gesund zu werden.
Die Depression schadet auch Ihren Beziehungen zu anderen Menschen. Rückzug und Vermeidungsstrategien gehören zu den häufigsten Reaktionen auf eine Depression. Manchmal reagieren depressive Personen gerade denen gegenüber, die ihnen nahestehen, sehr reizbar.
Lukas stolpert über ein Spielzeug auf dem Wohnzimmerboden und fährt daraufhin wütend seine Frau Sylvia an: »Kannst du nicht einmal dafür sorgen, dass die Kinder ihr verdammtes Spielzeug wegräumen?« Überrascht und verletzt durch diese Worte entschuldigt sich seine Frau. Ihr Mann dreht sich einfach um und geht. Sylvia hebt schnell das Spielzeug auf und wundert sich über das Verhalten ihres Mannes. Er spricht sehr wenig mit ihr und sie kann sich kaum noch daran erinnern, wann sie das letzte Mal Sex miteinander hatten. Sylvia befürchtet, dass er eine Affäre hat.
Reagieren Sie in mindestens einer Ihrer Beziehungen anders als sonst? Die folgenden Aussagen beschreiben verschiedene Möglichkeiten, wie sich eine Depression auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken kann. Kreuzen Sie diejenigen an, die auf Sie zutreffen:
Ich meide Menschen, auch Freunde und Familie.Ich habe mehr Schwierigkeiten als sonst, über meine Probleme zu sprechen.Ich bin anderen gegenüber ungewöhnlich reizbar.Ich fühle mich einsam.Ich habe das Gefühl, dass sich niemand um mich sorgt oder mich versteht.Ich habe nicht das Bedürfnis nach körperlicher Nähe.