Der Baum ist schief! - Mark Spörrle - E-Book

Der Baum ist schief! E-Book

Mark Spörrle

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Beschreibung

Oh, Tannengrauen, Oh, Tannengrauen … Das Leben könnte so schön sein. Wäre da nicht Weihnachten mit all den quälenden Fragen: Wie heuchelt man Freude bei der Bescherung? Warum sind alle Weihnachtsbaumverkäufer Lügner? Und wo, um Himmels willen, kriegt man eine vegane Gans her? In urkomischen Geschichten erzählt Bestsellerautor Mark Spörrle von eskalierenden Plätzchenback-Wettbewerben, misslungenen Flötenkonzerten und traumatischen Begegnungen zwischen Christkind und Weihnachtsmann. Einziger Trost: Bald ist der Weihnachtswahnsinn wieder vorbei. Zumindest für dieses Jahr...

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Seitenzahl: 89

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Mark Spörrle

Der Baum ist schief!

Oh Wahnsinn bringende Weihnachtszeit ...

Mit Illustrationen von Isabel Große Holtforth

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Oh, Tannengrauen, Oh, Tannengrauen …

 

Das Leben könnte so schön sein. Wäre da nicht Weihnachten mit all den quälenden Fragen: Wie heuchelt man Freude bei der Bescherung? Warum sind alle Weihnachtsbaumverkäufer Lügner? Und wo, um Himmels willen, kriegt man eine vegane Gans her?

Über Mark Spörrle

Inhaltsübersicht

Für alle, die ...Alles auf eine KarteBackclub der Teufelinnen«Ich hasse Flöte!»Der Baum ist schief!Ein beinahe tödliches Geschenk. Oder: Jesus lebt15.12.16.12.22.12.24.12.Reiß! Es! Auf!Die vegane GansFegefeuer im TreppenhausDer AutorDie Illustratorin

Für alle, die Weihnachten an mir und meinen Recherchen für dieses Buch gelitten haben.

Und natürlich für meine Liebste und meine liebste Tochter.

Aber ganz ausdrücklich nicht für die vegane Gans!

Alles auf eine Karte

«Sag mal», sagte die Liebste, als wir im Spätsommer an die Weihnachtsvorbereitungen gingen, «wie machen wir es dieses Jahr mit Weihnachtskarten?»

Ich sah sie erschrocken an.

Sie prustete los.

Ich lachte erleichtert mit.

Wir sind aufgeklärte Menschen. Wir haben keine Lust auf den immergleichen Schweinezyklus, auf die ewige Haderei, wen man mit welcher Karte bedenken soll, auf die durchgeschriebenen Nächte vor Weihnachten. Und auf das schlechte Gewissen, wenn einem nach dem Fest scheinheilig genau die Leute schreiben, die man vergessen hat. Woraufhin man ihnen ebenfalls schreiben muss, und zwar unbedingt vor Neujahr. Am Ende ist man dann völlig hysterisch.

Wie gut, dass wir uns diesen Stress nicht mehr antaten. Seit letztem Jahr war unsere Vorweihnachtszeit deutlich entspannter. Und wir hatten uns geschworen, auch diesmal weder Weihnachtskarten zu kaufen noch sie zu versenden, keine einzige, so wahr Gott uns helfe.

«Und selbst wenn einer von uns aus Versehen doch auf die Idee käme, eine Karte zu schreiben», sagte die Liebste Monate später im Plauderton, es war kurz nach Mitternacht, wir saßen im Arbeitszimmer und tippten auf unseren Laptops, «wir hätten überhaupt keine Zeit dafür.»

«Stimmt», sagte ich. «Früher, als man noch Karten schrieb, mussten die Menschen weniger arbeiten. Erst recht vor Weihnachten. Wahrscheinlich war ihnen so langweilig, dass sie nach einem Ausgleich suchten …»

«Mir fallen zwei, drei Geschäftspartner ein, bei denen es heute sicher immer noch so ist», sagte die Liebste nach einer Pause. «Vielleicht wäre es, aus rein beruflichen Gründen, ganz geschickt, ihnen – und nur ihnen – doch frohe Weihnachten zu wünschen.»

«Es gibt wunderbare Vorlagen für Sammel-Mails», sagte ich. «Mit tanzenden oder hüpfenden Christkindern, mit grünen Weihnachtsmännern, mit gestreiften Weihnachtshasen, je nachdem, an was man glaubt. Ich schicke dir mal einen Link …»

«Eine Sammelmail: Bist du sicher, das ist das Richtige?», fragte die Liebste.

«Für besonders wichtige Geschäftsfreunde kannst du auch eine Sammel-SMS nehmen», sagte ich, «das ist persönlicher.»

Die Liebste nickte.

Nur ein paar Tage später, wir hatten so gut wie sämtliche Weihnachtsvorbereitungen abgeschlossen, jedenfalls dachte ich das, sah ich zufälligerweise, wie sie ihre Tasche auspackte. Und einen kleinen Stapel Karten, auf denen sich ein grüner Baum mit Schnee befand. «Du willst doch nicht etwa rückfällig werden?» Ich griff nach einer Schere.

Hastig riss die Liebste die Karten an sich. «Stopp! Es ist nicht, wie du denkst. Ich habe schon eine Sammelmail vorbereitet und eine Sammel-SMS. Ich dachte nur, die fünf, sechs allerwichtigsten Geschäftsfreunde würden sich möglicherweise doch freuen, wenn sie etwas ganz Besonderes bekämen. Guck mal, wir haben in den letzten Tagen ja auch ein paar Karten gekriegt …»

Das hatten wir tatsächlich. Von unserer Bank, die auf die fälligen Kreditraten hoffte. Und von einem Hotel an der Ostsee, in dem wir vor acht Jahren durch Zufall einmal übernachtet hatten. Und dann mit Absicht nie wieder.

Sonst aber: Kein Vergleich zu der Kartenflut vom letzten Jahr. Unglaublich, wie einfach doch der Mensch ist, um nicht zu sagen: primitiv. Man muss ihm nur einmal nicht zu Weihnachten schreiben, und schon ist er eingeschnappt und schreibt einem auch nicht mehr. Ich war froh, dass diese Heuchelei ein Ende hatte.

«Wie gesagt, es geht um ein paar wirklich wichtige Geschäftsfreunde», sagte die Liebste. «Sie könnten es falsch verstehen, wenn ich ihnen keine Karte schreibe, sie aber sehr wohl Karten von anderen Leuten bekommen. Am Ende könnten sie denken, ich wolle nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten. Verstehst du?»

Ich nickte.

«Und eigentlich wollte ich ja vorgedruckte Karten nehmen. Aber die waren leider schon aus. Ich muss sie mit der Hand schreiben. Aber keine Sorge, ich mache das ganz kurz, extrem kurz …»

«Drei Sätze reichen völlig», sagte ich. «Nein, einer: Frohe Weihnachten und guten Rutsch!»

Die Liebste nickte. «Kannst du schon mal Luise ins Bett bringen? Ich erledige das sofort …»

Das Ins-Bett-Bringen dauerte länger, unsere Tochter fragte, ob sie nicht auch Weihnachtskarten verschicken könne, und ließ sich nicht auf Anhieb davon überzeugen, dass das eine völlig unzeitgemäße und abwegige Idee war. Als sie endlich schlief und ich zur Liebsten zurückkehrte, schrieb die immer noch. Deutlich mehr als drei Sätze.

«Ich musste etwas länger werden», erklärte sie. «Es ist auch Herr Shakitanza aus Japan dabei, der mit dem Großprojekt in Tokio, das wichtigste, das ich bisher hatte. Du weißt, Japaner legen sehr viel Wert auf Umgangsformen und Höflichkeitsfloskeln, das macht alleine schon die halbe Textmenge aus. Und wenn ich ihm deshalb etwas mehr schreibe, darf es bei den anderen wichtigen Geschäftspartnern auch nicht viel kürzer werden. Nicht, dass sie sich zufälligerweise einmal treffen …»

«… sicher», sagte ich, «und dann kommen sie ins Gespräch, und ebenso zufälligerweise haben alle deine Weihnachtskarten dabei. Also holen sie sie heraus und zählen ab, wem du die meisten Zeilen geschrieben hast, wer also für dich der wichtigere Klient ist …»

Die Liebste kicherte. Aber sie schrieb weiter.

«Sag mal», sagte sie, als wir später im Bett lagen. «Ich habe noch zwei Karten übrig …»

«Heb sie einfach für nächstes Jahr auf.»

«Ich könnte eine aber auch ausnahmsweise meiner Tante Martha schicken. Die sehen wir zu Weihnachten nicht, und ihr geht es gerade nicht besonders gut. Und die andere vielleicht meinem Cousin Timo.»

«Moment», sagte ich. «Erinnerst du dich? Wir haben ausgemacht, dass wir keine Weihnachtskarten verschicken!»

«Doch, natürlich! Ich dachte ja nur: Wenn man auswählen müsste, wer eine Ausnahme verdient hat, dann wären das Martha und Timo …»

«Haben die uns jemals eine Karte geschrieben?», fragte ich.

«Doch, letztes Jahr», überlegte die Liebste. «Und vorletztes …»

«Die Armen.»

«Sei nicht so hartherzig», sagte sie. «Gerade Leuten wie Tante Martha bedeutet das Kartenschreiben noch etwas. Sie macht das seit 70 Jahren. Sie kann doch nicht wissen, dass wir absichtlich damit aufgehört haben.»

«Schreib ihr eine nette SMS!», schlug ich vor.

«Tante Martha weiß gar nicht, was das ist!»

«Dann eine E-Mail!»

«Denkst du, sie hat einen Computer?»

«Schick ihr ein Telegramm!»

«Meinst du, das gibt es noch …?»

«Kannst du sie nicht einfach anrufen?»

«Das mache ich doch sowieso!»

Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, und beschloss, mich schlafend zu stellen.

Die Liebste nahm mir das nicht ab. «Weißt du, ich kann es gut verstehen, dass Tante Martha gerne Karten bekommt. Dann weiß man immerhin, dass die Leute an einen denken und einen nicht vergessen haben …»

Seufzend schlug ich die Augen wieder auf.

«Wenn es danach geht», sagte ich, «hat uns in den letzten Tagen nur das Rote Kreuz nicht vergessen. Beziehungsweise unsere Spende …»

«Eigentlich schade, oder?», fragte die Liebste. «Wenn ich da an früher denke … Hast du schon viele Weihnachts-Sammelmails bekommen?»

«Ein paar.» Das war falsch. Ich hatte keine einzige erhalten.

«Ich nicht eine», seufzte sie. «SMS?»

«Noch nicht. Aber dafür ist es zu früh.»

Die Liebste schwieg.

«Wenn ich noch mal an Tante Martha denke», sagte sie. «Sie tut mir leid, sie ist alt und krank …»

«Okay!» Ich warf die Bettdecke zurück. «Du hast gewonnen. Wir machen es. Wir schreiben deiner Tante Martha eine Karte, okay? Aber nur diese eine …»

«Und Timo?»

«Der ist auch alt und krank?»

«Nein, aber ab und zu leicht depressiv …»

«Okay», sagte ich, «wir schreiben auch dem depressiven Timo eine Karte. Zufrieden?»

Die Liebste nickte.

«Was ist ?», fragte sie dann. «Du guckst so.»

«Ich muss gerade an meine Tante Hildegard denken. Sie sitzt im Rollstuhl. Aber was, wenn sie deine Tante Martha trifft, zufälligerweise, auf irgendeinem Flughafen, und erfährt, dass Tante Martha, anders als sie, von uns sehr wohl eine Karte bekommen hat? Ist das nicht ungerecht?»

«Doch!», sagte die Liebste. «Aber wir können ihr einfach auch eine schreiben. Mir fällt gerade ein: Ich habe nicht zwei Weihnachtskarten übrig, sondern drei.»

«Schade», entgegnete ich, «dann haben wir keine für meine Cousine Claudia mehr. Weißt du, ich habe seit Jahren nichts mehr von ihr gehört. Das ist merkwürdig. Nicht, dass ich bei unserem letzten Treffen etwas Dummes zu ihr gesagt habe und sie jetzt eingeschnappt ist. Da wäre ein kleines, verbindliches Signal vielleicht ganz gut. Ach, wo wir gerade darüber reden: Ich habe eine Karte. Sogar mehrere. Ich habe gestern aus purem Zufall in der Strumpfschublade noch ein paar von letztem Jahr gefunden …»

«Das ist gut!», rief die Liebste. «Ich könnte dann meiner Nichte Evelyn noch eine schicken. Und ihrer Mutter natürlich … Na ja, wenn ich drüber nachdenke, müsste ich der gesamten engeren Familie schreiben. Habe ich schon erwähnt, dass im Wohnzimmerschrank hinter den Gläsern ein kleiner Stapel ganz reizender Karten liegt? Die waren im Sonderangebot, die musste ich einfach mitnehmen.»

Ich setzte mich auf. «Gut. Wir schreiben aber nur an die engsten Verwandten. Und nur ein bestimmtes Kontingent. Sagen wir: jeder zehn.»

«Zwanzig», erwiderte die Liebste.

«Fünfzehn.»

«Na gut, achtzehn», sagte sie. «Und dazu noch ein paar an ausgewählte Freunde.»

«Fang bitte nicht damit an!», stöhnte ich.

«Nur an Freunde im Ausland, die wir selten sehen!»

«Ich weiß nicht», zögerte ich, «es gibt im Inland auch viele Freunde, die wir selten sehen …»

«Das stimmt natürlich. Dann schreiben wir jeweils fünf Karten an Freunde im In- und Ausland. Vor allem an Freunde, die uns auch immer schreiben. Oder die uns zumindest früher immer geschrieben haben.»

«Dann brauchen wir jeweils zehn», sagte ich, «mindestens … Denk an Meyers, Pongarts, Emma Brohsius …»

«… die Eickens, Mike und Jo mit ihren Familien …»