Der Dessous-Fetischist - Herwig Riepl - E-Book

Der Dessous-Fetischist E-Book

Herwig Riepl

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Die Handlung spielt in Fürstenfeldbruck. Der neue Hauptkommissar aus Dänemark bringt Schwung und Lockerheit in die Mordkommission und macht deutlich, dass man auch über Erotik frei sprechen kann. Außerdem erzählt der Kommissar von Reiseerlebnissen aus der Südsee, welche ich als Autor selbst erlebt habe.

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Seitenzahl: 433

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für meine liebe Frau

Herwig Riepl

Der Dessous-Fetischist

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© 2023 Herwig Riepl

Umschlag, Illustration: Herwig Riepl

Lektorat, Korrektorat: Herwig Riepl

Übersetzung: Herwig Riepl

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Personen, Namen und Handlungen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen oder Personen wäre rein zufällig.

Ausnahmen sind die privaten Erzählungen des Hauptkommissars Erik Ingvardsen, welche der Autor selbst erlebt hat.

Herwig Riepl wurde 1964 in Villach, Österreich geboren und absolvierte erfolgreich die HTL – Fachschule für Tischlerei und Raumgestaltung. Mit 23 Jahren ist er nach Dänemark ausgewandert und hat dort etwa 10 Jahre gelebt. Als dänischer Staatsbürger wohnte er danach 10 Jahre in Deutschland, bevor er mit seiner Frau 2009 nach Uruguay ausgewandert ist. 79 Länder hat er weltweit bereist und dadurch viel gesehen. Jetzt lebt er eher zurückgezogen und genießt es, seinem Hobby, Insekten und Vögel zu fotografieren, nachzukommen.

Herwig Anton Ingvardsen Riepl, wie er mit vollem Namen heißt, wird fast überall Erik genannt und hat noch nie ein Mobil-Telefon besessen. Er zählt sich selbst zu den zehn glücklichsten Menschen der Erde und würde jede Entscheidung seines Lebens wieder so treffen.

Der Autor bemühte sich, in seinem Buch eine interessante Mischung aus Kriminalfall, Erotik und wahren Erlebnissen seiner Reisen darzustellen.

Inhalt

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Eine hübsche Dessous-Leiche

Ein heikler Geschäftsbesuch

Vorsicht mit Kreditkarten

Schamhaar-Toupets

Tomaten sind Obst

Ein erotisches Hitzegewitter

Gibt es dafür noch Buchstaben

Die große Geburtstagsparty

Am FKK-Strand

Trauer und Wut

Verbundene Augen

Viele Befragungen

Vanillekuppeln mit Kirschen

Es werden immer weniger Verdächtige

Die Observierer

Erik´s Dreimäderlhaus

Weltmeisterlich geflucht

Vor- oder Nachspeise?

Der Dessous-Fetischist

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Eine hübsche Dessous-Leiche

Vor- oder Nachspeise?

Der Dessous-Fetischist

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Eine hübsche Dessous-Leiche

Vorsichtig gleitet der Nassrasierer auf der linken Schamlippe hinunter, um kurz darauf genauso konzentriert die rechte Seite wieder hochzufahren. Auch am Schamhügel wird von drei Seiten gegen den Haarwuchs angekämpft, bis schließlich ein messerscharf ausrasiertes Dreieck übrig bleibt. Die Frau blickt sich im großen Badezimmerspiegel an und ist mit ihrem Werk zufrieden. Es ist Sonntagfrüh, Andrea Steiner hat sich heute etwas ganz Besonderes für ihren Freund ausgedacht. Sechs Monate kennt sie nun Peter Leiner und seit ein paar Wochen wohnen sie auf Probe bei ihr in Fürstenfeldbruck in der Schöngeisinger Straße zusammen. Peter hat eine Wohnung in Olching, die er zwar täglich kurz aufsucht, aber abgesehen von ein paar Arbeitseinsätzen innerhalb Deutschlands hat er die letzten drei Wochen bei Andrea übernachtet. Nur leider waren genau diese Wochen die Unspektakulärsten. Zuvor hatten sie sich einfach verabredet, tolle Sachen unternommen, waren Rad fahren, haben Konzerte besucht, sind in den Bergen gewandert und haben wilden Sex erlebt. Seit sie zusammen wohnen gibt es nur noch wenig Zeit füreinander. Peter arbeitet für eine Zeitfirma am Bau und ist dadurch oftmals auf Montage.

Andrea ist Polizeihauptkommissarin in der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck und Leiterin der Mordkommission. Auch sie hatte in letzter Zeit viel zu tun. Darum will sie heute ihren noch schlafenden Freund einmal so richtig frech und erotisch überraschen. Vor ein paar Tagen bekam sie von ihm ein Geschenk mit der Anmerkung, es erst dann zu öffnen, wenn sie die Sachen auch für ihn anziehen will. Mehrmals hat sie schon hübsche Dessous getragen, welche aus ihrer eigenen Kollektion stammen. Die Hauptkommissarin zieht an der Schleife, öffnet die Schachtel und betrachtet ganz gespannt und interessiert den Inhalt. Schmunzelnd hält sie eine äußerst reizvolle, rotschwarze Büstenhebe in der Hand. Dazu gibt es einen offenen Schmetterlingsstring, breiten Strumpfhalter, Strümpfe und lange Handschuhe, genauso im selben rotschwarzen Spitzen-Set gehalten. Es dauert eine ganze Weile bis alles sitzt und passt, dafür ist das Ergebnis ein wahrer Augenschmaus.

›Ganz schön frivol‹, denkt sie und lächelt.

Andrea sieht mit ihrem gut durchtrainierten Körper von 38 Jahren und der pikant sitzenden Reizwäsche wie eine Straps-Lady aus. Kaum Fältchen im Gesicht, eine gute Handvoll fester Busen von 85B, der Bauch flach, stramme Oberschenkel und hübsche Beine, die 170 cm ihrer Körpergröße herzeigen. Ihr feuerrotes Haar reicht lockig bis weit über die Schultern, dazu rot lackierte Fingernägel sowie ein dunkelroter Lippenstift, der ihre Haarfarbe unterstreicht. Zur Feier des Tages gibt es ein kräftig geschminktes Gesicht mit dunkelblau bis in schwarz überlaufenden Lidschatten, welcher bis an die Brauen hoch reicht und ihre braunen Augen umrahmt. Dazu ein Mascara, um die langen Wimpern richtig zu betonen und ein Eyeliner, welcher das ganze Farbenpaket auffällig umrahmt. Sie ist mehr als zufrieden und ihr ist auch klar, der Sonntag wird sich wohl hauptsächlich im Bett abspielen. Zum Abschluss hüllt sie ihren Körper noch in einen dezenten Parfumduft. Ein letzter Blick auf den sehr frech verpackten Körper, der eigentlich mehr zeigt, als er verdeckt, sagt ihr plötzlich, dass sie vielleicht noch zu einer besonderen Überraschung greifen soll. Schon ein paar Mal hat sie ihr Freund nach einer Komplettrasur gefragt. Seit knapp 20 Jahren rasiert sie sich da unten, einmal mehr, einmal weniger, aber ganz nackt war sie noch nie. Die letzten Wochen waren etwas schwierig, darum will sie heute mit einem Sonderbonus aufwarten.

›Egal‹, denkt sie. ›Haare wachsen wieder nach, also weg mit dem verbliebenen Dreieck.‹ Sie nimmt den Lady-Shaver aus dem Wasserglas, in dem noch ihre zuvor rasierten Haare schwimmen, gleitet dreimal hin und her, bis sie sich komplett glatt im Spiegel sehen kann. Zum Schluss steckt sie ihre lockigen roten Haare an einer Seite hoch, was sie wahrlich zu einem brodelnden Vulkan macht.

»Die verruchte Straps-Lady ist messerscharf und bereit für ein Abenteuer«, sagt sie zu ihrem Spiegelbild und schmunzelt dabei. Plötzlich beginnt ihr Mobiltelefon in der Bademanteltasche zu brummen.

›Bitte, bitte, bitte nicht!‹, fleht sie innerlich. ›Lass es meine Mutter sein oder sonst jemanden, den ich schnell abwimmeln kann, bloß nicht das Kommissariat.‹

Sie hat heute Bereitschaft, aber meistens ist es ruhig. Fürstenfeldbruck ist nicht Chicago. Als sie aber auf die Anzeige blickt, fallen ihr die Mundwinkel nach unten. Grußlos nimmt sie ab, sagt nur: »Ja, ja, gut, ich komme« und legt enttäuscht mit bereits sich bildenden Tränen auf. ›Warum? Warum jetzt? Warum heute? Darf ich nicht auch einmal Spaß haben?‹, zischt sie sich im Spiegel an. Doch alles Fluchen hilft jetzt nicht. Sie muss schnell sein und kann sich nicht lange hier aufhalten. Runter mit den Spitzenhandschuhen, die Jeans hochgezogen, dazu ein dünner Pulli, damit schon mal die Dessous verdeckt sind. Ein Taschentuch wird auf die Lippen gepresst, um diese etwas blasser aussehen zu lassen. Nur mit den Augen ist es schwierig. Komplett abschminken dauert zu lange, aber die mehreren Farben, welche sie so großzügig aufgetragen hat, kann man auch nicht einfach wegradieren. Zu groß ist die Gefahr, dass die Farben verwischen und ihr ganzes Gesicht, verschmiert aussieht. Die Kommissarin seufzt verärgert, als sie in den Spiegel schaut und fragt sich, ob sie sich jetzt von der gewünschten Edel-Prostituierten-Aufmachung zur billigen Straßennutte macht. Einen einzigen Versuch hat sie und drückt einmal kräftig ein Taschentuch daran, um etwas blasser ihre Bemalung erscheinen zu lassen.

›Was soll`s?‹, denkt sie sich. ›Ein bisschen dezenter, leider trotzdem gut zu erkennen, besser geht`s aber nicht.‹ Dann nimmt sie trotz Hitze ihre leichte Sommerjacke, Ausweis und Autoschlüssel, blickt kurz ins Schlafzimmer, wo Peter immer noch schläft, schlüpft, statt in sexy High Heels, in ihre flachen Schuhe und verlässt die Wohnung. Auf der Anzeige des Mobil-Telefons findet sie die Adresse, welche zum Glück nicht weit entfernt, mitten in Fürstenfeldbruck ist. Zehn Minuten später sieht sie bereits vor einem Wohnblock die Polizeilichter blinken. Ein letzter Blick in den Rückspiegel, worauf sie schnell ihre Spange der hochgesteckten Haare löst, dann ist sie bereit für ihre neue Aufgabe.

Natürlich kennt sie alle Polizisten, manche nicken nur. »Frau Kommissarin, 2.Stock links«, mehr gibt es zu dieser morgendlichen Sonntagsstunde auch nicht zu sagen. Oben angekommen, empfängt sie ihr neuer Kollege, mit dem sie jetzt 4 Wochen zusammen arbeitet. Hauptkommissar Erik Ingvardsen aus Kopenhagen ist zu ihrer Gruppe gestoßen. Sie selbst ist ja auch nicht aus Bayern, sondern vor Jahren aus Dresden als Sachsen-Mädel nach Fürstenfeldbruck gekommen.

»Guten Morgen, tut mir Leid, Ihren Sonntag zu stören, aber es sieht leider nach Mord aus«, informiert er nur kurz seine Chefin. »Monika Baumeister, 21 Jahre, Studentin, lebte alleine in dieser Wohnung. Mehr haben wir noch nicht.«

»Auch guten Morgen, na dann schauen wir mal, was uns in der Wohnung erwartet.«

Eine junge Frau liegt nackt im Wohnzimmer auf dem Sofa. Der Gerichtsmediziner hockt daneben und die Spurensicherung sammelt gerade zwei Gläser und eine Sektflasche ein. Alles nicht ganz ungewöhnlich für die Kommissarin, aber was sie hier sieht, dreht ihr trotzdem fast den Magen um. Die junge Frau ist mit dem haargenau selben Dessous-Set, wie sie es jetzt selbst trägt, bekleidet. Außerdem ist sie ebenfalls stark geschminkt und im Intimbereich rasiert. Auf dem Schamhügel liegt noch der Rasierer.

»Bisschen viel am frühen Morgen«, meint ihr Kollege, der gemerkt hat, dass es seiner Kollegin nicht gut geht. »Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?«

»Geht schon«, sagt sie etwas bleich. Trotzdem kommt er mit einem Wasserglas, welches sie auch sofort austrinkt. Erst danach schafft sie ein, »Guten Morgen Doktor«, zu sagen.

»Ich hatte schon bessere Morgen, und was hattest Du heute bereits vor?«, fragt er und blickt auf ihre geschminkte Augenpartie.

»Ah, ein Opernbesuch war geplant!«

»So früh?«, fragt der Arzt verwundert.

»In Salzburg, wir wollten früher anreisen!«

»Vielleicht schafft ihr es doch noch, dann fangen wir einfach schnell an! Die Frau wurde mit einer dünnen Schnur, so etwas wie eine Nylonschnur erdrosselt. Das Tatwerkzeug wurde leider noch nicht gefunden.«

»Wurde sie vergewaltigt?«, fragt die Hauptkommissarin.

»Kann ich nicht sagen, dafür muss ich sie erst auf dem Tisch haben. Aber ich habe etwas anderes für euch. Kommt mal ein bisschen näher ran!«

Dabei zeigt der Gerichtsmediziner auf ihr Kinn, die Wangen und Lippen. »Könnt ihr das sehen? Das ist Sperma und ergibt eine schöne DNA.«

»Ich befürchte leider, wer so unvorsichtig ist, weiß, dass wir in der Datenbank nichts finden werden«, meint Erik.

»Das musst du schon selbst rausfinden, Danish Dynamite«, sagt der Gerichtsmediziner ganz lässig.

›Klugscheißer blöder!‹, denkt sich Andrea. ›Sollen wir doch froh sein, überhaupt eine DNA zu bekommen.‹ Gleichzeitig blickt sie auf die hübsche Halbschale an der Frauenbrust und wird an ihre eigene Unterwäsche erinnert. Schnell steht sie auf und bedankt sich bei Doktor Herbert Steger.

Der Gerichtsmediziner nimmt seine Tasche und sagt: »Sicher nicht vor morgen Mittag«, dann ist er schon zur Türe raus. Auch die Spurensicherung ist bereits fertig, hat Computer und Mobil-Telefon der Toten gesichert, dazu ihre Fingerabdrücke, um sie mit anderen auszuschließen. Diese Daten werden vor morgen Nachmittag nicht fertig sein. Die Hauptkommissare ziehen sich Handschuhe über und beginnen ihre Arbeit.

»Was hat wohl der Rasierer am Schamhügel zu bedeuten?«, fragt Andrea einfach laut vor sich hin.

»Vielleicht ein Symbol, eine Überraschung für den Freund«, meint ihr Kollege dazu.

»Und warum bringt man eine so hübsche Frau um, die sich in reizende Dessous kleidet, schminkt und scheinbar einen Liebhaber erwartet und erotisch verwöhnen will?«

»Vielleicht, weil der Liebhaber genau das nicht mag oder erwartet hat und sie dafür bestraft«, erklärt ihr Kollege.

»Was soll der Quatsch? Sie haben wohl für alles eine Erklärung«, sagt die Ermittlerin recht schnippisch und wartet gar keine Antwort ab.

Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung findet man weder Bilderalben noch Tagebücher oder sonstige private Informationen. So gesehen, kann man nur hoffen, dass der Computer und das Mobil-Telefon mehr liefern. Danach gehen die Kommissare zur Nachbarin, welche die Tote gefunden hat.

»Eigentlich war es das laute Klopfen des Handballtrainers, das mich wachgerüttelt hat«, erklärt die Frau von der gegenüberliegenden Wohnung ganz aufgeregt. Dieser sagte ihr, dass Monika immer pünktlich zu den Spielen kommt und sich nach mehreren Anrufen noch immer nicht gemeldet hat. Da heute Fürstenfeldbruck ein Heimspiel bestreitet, willigte die Nachbarin ein, die Türe mit dem Ersatzschlüssel, welche sie vom Opfer bekommen hat, zu öffnen. Als die beiden Personen die Tote sahen, lief die Nachbarin gleich zurück in ihre Wohnung, um Rettung und Polizei zu verständigen. Nach dem Eintreffen der Polizei hat sich der Trainer verabschiedet, weil er seine Mannschaft betreuen muss. Die Kommissare wollen wissen, wie Monika war, was sie gemacht hat, welchen Besuch sie bekommen hat oder ob sie einen Freund hatte.

Lieb und nett war sie, höflich, zurückhaltend, eher schüchtern. Die Eltern sind bei einem Verkehrsunfall gestorben. Studiert hat sie hier in Bruck, Handball hat sie gespielt und von einem Freund wusste sie nichts, fällt der Nachbarin dazu ein. Mehr war leider nicht zu erfahren. Auch von den anderen Wohnungen hat heute niemand etwas gehört oder gesehen.

»Herr Ingvardsen, rufen Sie die Kollegen an, in einer Stunde machen wir eine Besprechung im Kommissariat.« Darauf gehen beide nochmals in die Wohnung zurück.

»Was für eine hübsche junge Frau«, seufzt Erik. »Eigentlich müsste der Täter bei so einer Aufmachung hoffen, dass sie ewig lebt.

Erstmals ist die Kollegin seiner Meinung! »Ich fahre kurz nach Hause, wir sehen uns in einer knappen Stunde. Bleiben Sie hier, bis die Spurensicherung fertig ist und die Bestatter die Leiche abtransportiert haben. Versiegeln Sie anschließend unbedingt die Wohnung.«

»Farvel«, hört sie noch und muss über das dänische Wort und seine Verabschiedung schmunzeln. Sofort fährt sie zurück in ihre Wohnung, um sich eiligst umzuziehen und auch endlich abzuschminken. Auf dem Küchentisch findet sie einen Zettel: Bin beim Fußball.

›Oje, Sonntagnachmittag spielt wohl Bayern München zu Hause. Das habe ich total vergessen.‹ Fußball ist kein Grund für sie, daran denken zu müssen. ›Das heißt, ich sehe Peter heute nicht mehr. Wenn Bayern gewinnt, wird danach gefeiert, wenn sie verlieren, gibt es das klassische Frust-Saufen mit den Bemerkungen: Wir waren ja besser‹, denkt Andrea etwas verärgert.

Dann zieht sie sich aus. Raus aus den Dessous, runter mit der Farbe, dabei sieht sie sich nackt im Spiegel und seufzt: ›Den Auftritt mit meiner ersten Komplettrasur habe ich mir auch ein bisschen aufregender vorgestellt!‹

Bevor sie aber losfährt, gönnt sie sich noch eine Zigarette. So viel Zeit muss sein. Die Hauptkommissarin raucht nicht viel, aber manchmal greift sie schon gerne zu einer Beruhigungszigarette. Und in letzter Zeit werden es immer mehr. Kurz darauf steuert sie fast gemeinsam mit ihrem Kollegen auf den Parkplatz der Polizeiinspektion rein.

»Hej« sagt er. »Haben Sie Salzburg abgesagt?« und blickt dabei auf ihre Augenlider.

»Den Opernauftritt gibt es ein anderes Mal«, antwortet sie schnell und zuckt dabei mit den Schultern.

Im Besprechungsraum der Mordkommission Fürstenfeldbruck hat sich, wenn auch nicht sehr erfreut, das ganze Team um Andrea Steiner eingefunden.

Das wären Polizeiobermeister Michael Dober, 54 Jahre alt, der Vollbartträger, den alle nur Almöhi Mike nennen, benannt nach dem Großvater aus dem Schweizer Zeichentrickfilm Heidi. Er ist hauptsächlich im Innendienst für Recherchen im Internet zuständig.

Denselben Aufgabenbereich hat auch Polizeihauptmeisterin Erika Schmidinger, eine 57-Jährige, bereits leicht ergraute, eher konservative Frau, die aber erstaunlicherweise die besten Ideen hat, wenn es darum geht, etwas im Internet zu finden.

Des Weiteren die 28-Jährige Polizeikommissarin Lena Müller. Ein heißer, blonder Feger, fast immer in engsten Röhrenjeans und roten Pumps zu sehen. Die Frau ist für alles, was anfällt und keiner richtig machen will, zuständig.

Dann gibt es noch die zwei Polizeimeister, 34 Jahre alt, manchmal noch nicht aus der Pubertät herausgewachsen und etwas übereifrig. Beide heißen Meier Josef, sind aber nicht miteinander verwandt. Da die Namensführung zu Komplikationen führen könnte, werden sie seit Jahren Meier 1 und Meier 2 genannt.

Schließlich arbeitet seit einem Monat der Däne Erik Ingvardsen, 40 Jahre, mit nicht allzu vielen Haaren auf dem Kopf, witzig und lustig, mit frischem Wind und Charme als Polizeihauptkommissar im Team. Er hat die gleiche Amtsbezeichnung wie seine Kollegin Andrea Steiner. Allerdings wurde sie vor kurzem nochmals befördert, darf einen silbernen Stern mehr für sich verbuchen und ist damit das Oberhaupt und die Leiterin der Mordkommission.

»Guten Morgen oder besser gesagt, guten Vormittag«, beginnt die Chefin zu sprechen. »Es tut mir Leid, auch ich bin nicht erfreut, den Sonntag hier zu sitzen. Aber ein Mord in Fürstenfeldbruck kommt nicht so oft vor. Viel wissen wir noch nicht und viel werden wir auch heute leider nicht erreichen. Monika Baumeister, 21 aus FFB, Studentin. Die Schule hat zu, das heißt, morgen gehen die zwei Meier`s in ihre Klasse, um Schüler und Dozenten zu befragen. Mike, du kümmerst dich um die persönlichen Sachen; Familie, Erbe, Wohnung. Erika sucht nach den Freundeskreis, Lena schaut, dass die Spusi mit Ergebnissen kommt. Den Bericht der Gerichtsmedizin bekommen wir nicht vor morgen Mittag. Herr Ingvardsen und ich fahren jetzt noch zum Trainer und den Handballkolleginnen, da sie gerade ein Heimspiel austragen. Wir sehen uns also morgen Früh wieder.«

»Erik, Sie können ihr Auto hier stehen lassen, wir fahren mit meinem«, sagt die Chefin am Parkplatz.

Der FC Fürstenfeldbruck spielt in der Wittelsbacherhalle, welche ja nicht weit entfernt ist. Das Spiel ist noch im Gange, darum setzen sich die beiden Kommissare in die oberste Reihe und warten auf das Spielende.

»Das geschminkte Gesicht hat Ihnen sehr gut gepasst!«, sagt der Kollege plötzlich.

Andrea wird fast rot im Gesicht, so viel Direktheit hat sie nicht erwartet und befürchtet gar, dass er ihr wahres Vorhaben durchschauen könnte, darum wechselt sie schnell das Thema. »Und Sie haben in Kopenhagen gelebt?«

»In Nørrebro, das ist ein nördlicher Stadtteil von København oder Kopenhagen, wie es auf Deutsch heißt. Dort bin ich Polizist geworden, später war ich als Kommissar in Århus, das ist die größte Stadt am Festland von Dänemark in Jylland.«

»Arhus kenne ich vom Namen her«, meint Andrea schnell, um zu zeigen, das Dänemark kein Fremdwort für sie ist.

Erik lächelt: »Nicht Arhus, Århus, sagen Sie mal Å. Århus. Die Lippen rund formen, dann geht es fast von selbst.«

Als sie den erneuten Versuch startet, blickt er genau auf ihre rundgeformten, leicht Lippenstift bemalten Konturen, dass sie sich schnell weg dreht.

»Na ja, der deutschen Sprache fehlt genau dieser Buchstabe. Dabei kommt exakt dieser Laut im Bayrischen und Österreichischen sehr oft vor. O und Å klingen einfach nicht gleich. Es ist ein großer Unterschied, ob ich Hose sage oder håst mi, wås håst gsågt«, gibt Erik erklärend und überzeugt von sich.

»Vielleicht fangen wir lieber mit etwas leichterem an«, schmunzelt Andrea, um die Lippenform zu verdrängen.

»Kein Problem, es gibt auch Wörter mit nur einem oder zwei Buchstaben. Ø zum Beispiel, heißt Insel. Und das Å alleine heißt Fluss.«

Die Kommissarin ist erstaunt, ein Buchstabe ergibt ein ganzes Wort, das hätte sie nicht gedacht. Als der Däne schließlich noch die Lippen zwischen dem Ø und Å hin und her bewegt, muss sie sogar lachen und meint: »So machen ja Fische.«

Der Kommissar nimmt’s mit Humor: »Was glauben Sie heißt das dänische Øl auf Deutsch?«, fragt er.

»Öl bleibt Öl«, sagt die Kollegin überzeugt.

»Ganz so ist es nicht, Øl heißt Bier, also ein wichtiges dänisches Wort. Das deutsche Öl heißt in Dänemark Olie.«

Der Schlusspfiff ertönt und die dänische Lehrstunde wird abrupt beendet. Leider gibt es für die Mannschaft eine Niederlage. Die Mädels waren wohl mit den Gedanken bei ihrer Kollegin, was auch nicht verwunderlich ist. Kurz darauf klopfen die Hauptkommissare an die Zimmertüre des Trainers und stellen sich vor.

»Ich habe Sie schon erwartet, Ernst Felder, Handballtrainer der Damen, setzen Sie sich und danke, dass Sie bis jetzt mit der Befragung gewartet haben.«

»Herr Felder, können Sie uns sagen, was sich heute Früh ereignet hat«, beginnt Andrea sofort zu fragen.

»Wir haben soeben ein Heimspiel bestritten. Dafür kommen wir immer mindestens zwei Stunden früher zusammen. Monika war nicht anwesend und hat auch auf mehrere Telefonate nicht reagiert. Das war sehr seltsam, sie war immer extrem pünktlich und gewissenhaft. Darauf bin ich zu ihr gefahren und habe laut geklopft. Die Nachbarin hat schließlich die Türe geöffnet und«……..er schluckt kurz ……»da lag sie tot auf dem Sofa.«

»Haben Sie sie angefasst?«

»Nein, oder doch?« Er überlegt: »Ich habe am Hals ihren Puls gefühlt, während die Nachbarin zurück in ihre Wohnung gelaufen ist um die Polizei und Rettung anzurufen. Als die Polizei gekommen ist, habe ich meine Personalien abgegeben und bin danach sofort wieder hierher gefahren.«

»Wie war Monika, was können Sie über sie sagen?«, fragt Andrea weiter.

»Monika, ja«, ……der Trainer atmet lange aus. »Ich kann es noch nicht glauben. Unser Verein wurde erst vor zwei Jahren gegründet, da es offenbar viele gute Handballerinnen in Fürstenfeldbruck gibt. Das heißt, ich habe als Trainer dazu beigetragen, dass FFB jetzt zwei Vereine in der Liga hat. Den TuS und unseren FC. Sie war unsere beste Spielerin, sie war unsere Torschützenkönigin, sie hatte eine sportliche Zukunft vor sich und wäre sicher bald von einem Spitzenverein gekauft worden. Sie war höflich, sympathisch, wenn auch etwas schüchtern und zurückhaltend. Sie war eine Teamspielerin, oft hat sie sogar vor dem Tor in aussichtsreicher Schuss-Position abgegeben und noch einer Mitspielerin die Gelegenheit auf ein Tor ermöglicht.«

»War Sie auch Kapitäninnen oder wie heißt das jetzt richtig auf Deutsch?«, fragt der Däne.

Der Trainer lächelt: »In der Tat, bei der heutigen deutschen Sprache und deren ständigen Rechtschreibreformen, weiß man bald wirklich nicht mehr, wie man etwas richtig schreibt und benennt. Aber nein, das war sie nicht, das hat nicht zu ihr gepasst, sie hatte nicht das Zeug zu einer Chefin. Dafür war sie viel zu« … er überlegt und sucht nach den richtigen Worten. »Zu nett, zu höflich zu ruhig. Für diesen Posten braucht man, genauso wie der Chef in einem Betrieb ein anderes Temperament. Wild, aufbrausend, energisch, kaltblütig, hart. Alles was sie nicht hatte. Unsere Torfrau Tina ist so eine Person und darum auch Kapitänin. Die kann kreischen, fluchen wie ein Waschweib, auch ihre eigenen Leute anschreien und zusammenstauchen. Monika war das Gegenteil, sie hätte sich solche Sachen nicht getraut.«

»Wurde sie von Freunden abgeholt, wie war sie privat?«, fragt Andrea weiter.

»Ich habe niemals gesehen, dass sie abgeholt wurde. Privat war sie wohl sehr zurückhaltend. Sie war selten dabei, wenn die anderen Mädels um die Häuser zogen und einen Sieg feierten. Es war schon ein Glück, wenn sie zu den wenigen Festen kam, die wir gemeinsam veranstaltet haben. Saisonende, Weihnachten, solche Sachen eben. Sie war sicherlich keine Stimmungskanone bei einer Party, aber sie wurde von allen gemocht und so akzeptiert wie sie war. Ich denke, ihre Kolleginnen können mehr dazu sagen, wenn Sie sie jetzt anschließend befragen.«

In dem Moment klopft es, eine Spielerfrau tritt ein und gibt Bescheid, dass alle Spielerinnen im Aufenthaltsraum sind, um der Polizei Fragen zu beantworten.

»Alles klar«, sagt Andrea. »Ich glaube es gibt auch keine Fragen mehr an Sie, wir kommen.«

»Eine Frage habe ich noch«, meldet sich Erik. »Wir kommen in zwei Minuten zu euch«, gibt er der jungen Frau Bescheid, welche die Türe sofort wieder schließt. »Herr Felder, Sie haben die Tote gefunden. Hat die Nachbarin sie auch gesehen?«

»Nein, ich habe sie zuerst gesehen und die Frau gleich hinaus geschickt, um Hilfe zu holen.«

»Wie nahe kamen Sie ihr?«, fragt er weiter.

»Na ja, ich habe ihren Puls gefühlt, also kam ich ihr zwangsweise ganz nahe. Aber die Polizei war schnell vor Ort, das hat wirklich nicht lange gedauert.«

»Was haben Sie in der Zeit gedacht, als Sie gewartet haben?«

»Warum Monika, warum sie, was ist nur passiert?«

»Nein, ich meine, so wie Sie sie vorgefunden haben, nackt in diesen Dessous?«, will der Kommissar wissen.

Jetzt wird der Trainer leicht verlegen, räuspert sich, atmet schnell und beginnt schließlich weiterzureden. »Die Person die ich vor mir liegen sah, war nicht die Monika, die ich kenne. Überhaupt nicht!«

»Warum dachten Sie das?«

»Weil ich zumindest Monika so gut kenne, dass nichts von der Aufmachung zu ihr passte. Diese unmögliche Reizwäsche, dass extrem geschminkte Gesicht und alles noch kurz vor dem Spiel? Nein, das konnte nicht Monika sein! Ich dachte ich träume und bin in einem falschen Film. Irgendetwas war hier vollkommen unlogisch. Hätten Sie mich das gestern gefragt, hätte ich sicher geantwortet: Fünfzig Prozent der Mannschaftsfrauen würde ich zutrauen, dass sie ihren Freund in Strapsen und Strümpfen an der Wohnungstüre empfangen, die restlichen Frauen, … vielleicht, aber Monika, niemals! Darauf hätte ich sogar ganz viel Geld gewettet!«

»Danke«, sagt der Hauptkommissar worauf sich die drei Personen anschließend in den Aufenthaltsraum begeben.

»Guten Morgen. Erik Ingvardsen und das ist meine Kollegin, Hauptkommissarin Andrea Steiner. Wir haben ein paar Fragen im Zusammenhang mit Monika Baumeister.«

»Erik Ingvardsen klingt nach Skandinavien, sehen dort alle Polizisten so gut aus?«, wird er sofort unterbrochen.

Der Ermittler lächelt amüsiert: »Gut aussehen ist relativ, aber macht doch einmal einen Ausflug nach Dänemark, dann könnt ihr euch selbst überzeugen und entscheiden. Außerdem freuen sich auch die Dänen über hübsche Frauen aus Bayern, wie ich sie hier sehen kann.«

Pfeifen und klatschen ist zu hören, sogar ein, zwei Miniröcke gleiten in dem Moment ein paar Zentimeter höher. Der Trainer flüstert Andrea leise ins Ohr: »Das ist genau der Unterschied zu Monika, welchen ich vorhin erwähnte.«

Wahrscheinlich wäre die Stimmung noch ausgelassener geworden, wenn es sich nicht um so einen traurigen Anlass handeln würde.

»Mein Beileid und meine Bitte an euch, uns zu helfen, dieses Verbrechen an eurer Mitspielerin aufzuklären«, beginnt Erik jetzt wesentlich ernster. »Dafür brauchen wir alle Informationen zu Monika, egal wie belanglos sie für euch erscheinen mögen.«

Die Torfrau und Kapitänin stellt sich als Tina vor und beginnt gleich zu erzählen: »Sie woar ane da Bestn, a Spitzenspuatlarin, a Teamspielarin, die nie eignsinnig ghåndlt håt, Torschützenkenigin, net nur von unsan Club, sondan da gånzn Liga. Alan dafir werdn wir sie scho sehr vamissn. Privat woar sie sehr zruckhåltend und eha schüchtan. Es woar scho a Kunst, sie auf ane da wenign Feste, wo sie dabei woar, zu an oder går zwa Glesa Wein zu übaredn oder sie dazua zu bewegn, amål bis zum Ende des Fests zu bleibm.«

»Freunde?«, fragt Erik und schluckt, da er leider nicht allzu viel verstanden hat.

»Wenn du an festn Typen manst, no way«, sagt Tina recht klar und überzeugt. »Nie is sie von an Månn åbgholt woadn. Sie håt a niemåls mit an Månn in unsam Beisein am Hendy gsprochn. Ich glab, sie woar noch Jungfrau!«

»Vielleicht hatte sie ja lesbische Ambitionen?, fragt der Kommissar weiter.«

»Håt sie?«, schaut Tina fragend in die Mädchenrunde. Als alle den Kopf schütteln, fährt sie fort: »Na, i glab eha net, also mir håt sie zumindest nie an de Tuttln griffn!«

»Tina!!«, ruft der Trainer verärgert und zieht die Augenbrauen dabei hoch.

»Na, jedenfålls glab i dås net? Sie is jå selbst in da Dusch gschamig rumglafn. Dabei håt sie schene Tuttalan ghåbt und« … »Tina!!!«, hört man den Trainer erneut unterbrechen, während Erik nicht sicher ist, was für eine Bedeutung der erneute Kraftausdruck der Torfrau bedeutet.

»I man jå nur, dås schen woar!«, sagt die sie erklärend und lächelt den Kommissar an. »Des håst jetzt nit vaståndn, oda? Mollies? Melonen? Möpse?, wås imma ma in Denemak für a deitsches Wuat für unsre Hupen lernt?«

»Tinaaaaa, jetzt laaaangt es!!!«, seufzt ihr Trainer sauer.

»Sie war also deiner Meinung nach sexuell nicht aktiv und hatte keinen Freund?«, fragt Erik nochmals nach und muss innerlich über die Erklärung und den Dialekt der Torfrau schmunzeln.

Jetzt lächelt die Kapitänin ihrem Gegenüber an und beugt sich vor, dass der Blusenausschnitt noch mehr ihrer BH-freien Oberweite zeigt.

»Formuliert ma des bei eich in Denemak so, Herr Kommissar? Bei uns würd ma sågn, sie håt also net rumgveglt?!«

Ernst Felder stöhnt hörbar laut auf. Ihren Namen erwähnt er gar nicht mehr: »Du bist unmöglich, lass es endlich gut sein!«

»Gibt es sonst etwas, das uns weiter helfen könnte?«, fragt jetzt die Hauptkommissarin etwas energischer nach.

Tina blickt sich fragend um, aber außer Kopf schütteln, sieht man nicht viel.

»Wie ist die Weihnachtsfeier oder Saisonfeier mit ihr abgelaufen?«

»Sie hat ein Glas Sekt getrunken, mit Glück auch zwei, sie hat sich nicht versteckt oder ist in einer Ecke stumm dagesessen. Monika hat mit allen geredet, aber sie war auch nicht die Stimmungskanone«, meint eine andere Spielerin. »Damals, wie Tina den Striptease auf der Tanzfläche gemacht hat, so etwas wäre ihr natürlich peinlich gewesen.«

»Dabei woar sie richtig hübsch und schlånk und het sicha a guate Figur bei an Strip åbgebn!«, ist sich Tina sicher. »I bin jå eha leicht mollig, åba des megn a vül Menna. Dafüa steh i jå a im Tor und lås hinten kan rein! Des gült åba nur beim Sport!«, sagt die Kapitänin und zwinkert den Hauptkommissar unmissverständlich an.

»Aber sie hat sich in letzter Zeit schon auch geändert«, erklärt eine weitere Spielerin. »Denkt mal, wie es am Anfang war? Nach dem Spiel oder Training, in der Dusche! Wenn wir über Männer geredet haben, na ja, wir sind alle Single. Da werden schon mal Männer ausprobiert und Vergleiche angestellt. Ob sie`s wirklich bringen oder nur Seifenblasen sind!«

»Danke Martha für diese Information!«, ruft Ernst Felder dazwischen.

»War sie jemals bei einer Feier geschminkt?«, will der Kommissar wissen.

»Nein, sie ist immer ganz natürlich erschienen«, erzählt eine weitere Spielerin. »Nicht mal ein blasser Lippenstift hat es zu ihrem Mund geschafft. Ich glaube, einen Labello oder eine Feuchtigkeitscreme wäre das Maximum, was Sie bei ihr an Kosmetik finden würden.«

»Eine letzte Frage an euch«, sagt Erik. »Und bitte, beantwortet sie mir so klar wie möglich! Wurde sie jemals von jemanden von euch gemobbt?!«

Allgemeines Kopfschütteln und ›Niemals‹ erklingt es im Chor, bis sich natürlich Tina extra dazu meldet. »Die Fråge is hålt, wås ma unta Mobbing genau vasteht? Wenn i jemåndn nit måg, is des noch lång nit mobbing, a wen i des demjenign såg! Åba, wir håbn die Moni megn, sie woar unsa Glück, sonst warn wir nit so weit kuman! Si woar hoit anfoch schüchtan, wenn wia gredet håm von die schnellspritza Buam oda vom fic« … »Haalooo Tinaaaaaaa!!!!«, unterbricht der Trainer energisch. »Ich glaube, die Kommissare haben bereits einen guten Eindruck von dir bekommen. Jetzt langt es mir wirklich!«

»Des hof i doch, das er an guatn Eindruck griagt håt!« sagt sie, blickt zu Erik, streckt sich und beugt sich dabei weit zurück, dass man Angst haben muss, ihre recht große Oberweite könnte gleich sämtliche Knöpfe inklusive den dünnen weißen Blusenstoff sprengen.

»Mobbing gabs net! Trotz den wüldn Hoarbuschn, den sie kåbt håt und der ihr wohl unangenehm uns gegenüber woar. Dåmåls håt sie noch nach uns duscht. Erst späta håt sie akzeptiert, das des uns egal woar. Wir håm se deshålb nit gmobbt! De mastn von uns sind hålt mehr oder weniga rasiert, Bikini shave oder glei gånz und sie håt hålt an dichtn Buschn kåbt. I zum Beispiel håb« …»Danke Tina, ich glaube nicht, dass der Hauptkommissar noch mehr von dem Unsinn wissen will«, unterbricht der Ernst Felder jetzt recht scharf.

»Dån ehm net!«

»In der Tat, wir haben vorerst keine weiteren Fragen mehr«, sagt Erik und blickt zu seiner Kollegin, die dies nickend bestätigt. »Sollte euch aber noch etwas einfallen, was hier nicht besprochen wurde, ich lasse meine Karte mit Telefonnummer hier, damit ihr euch melden könnt.«

»A wenn`s nit zum Fåll ghört«, fragt Tina und will bereits nach der Karte greifen. Doch der Trainer ist schneller: »Ich hänge die Karte bei mir ins Zimmer«, stellt er klar.

Schließlich erheben sich alle und verlassen den Raum. Die Torfrau schafft es aber nochmals den Kommissar zu sprechen. Erst nach ein paar Minuten kommt Erik zum Auto zurück, in dem seine Kollegin schon sitzt und wartet.

»Na, hat sie noch um die private Nummer gefragt?«, will die Kollegin wissen.

»Nein, sie wollte wissen, ob ich verheiratet bin und hat gesagt, sie ist sehr an erfahrenen Männern interessiert und ich dürfe sie gerne einmal privat besuchen. Ich habe sie dann noch gefragt, ob Monika immer unrasiert war, auch letzte Woche? Das hat sie bestätigt und auch noch angefügt, auf ihrem Schamhügel ist aktuell, als Mini-Haar-Deko, ein Blitz-Bolzen frei rasiert. Ein Hinweis, wie explosiv sie zurzeit ist!«

Andrea seufzt: »Da haben Sie einen verdammt guten Eindruck bei den jungen Mädels gemacht, so gesprächig und freizügig wie dieser Haufen Weiber war! Sagen Sie, ist es Ihnen eigentlich egal, wenn Sie mit DU angesprochen werden, so wie es diese Tina gemacht hat?«

Erik schmunzelt: »In Deutschland legt man sicher wesentlich mehr Wert auf eine Höflichkeitsform mit dem Wort SIE. In Dänemark geht man damit lockerer um, was aber nicht bedeutet, dass man deshalb weniger Respekt füreinander zeigt. Außerdem bekommt man bei einer Befragung oftmals mehr zu hören, wenn es wie jetzt abläuft. Übrigens, ich muss zugeben, bei diesem schwierigen Dialekt von der Torfrau habe ich nicht immer alles verstanden. Da müssen Sie mir noch helfen, aber jedenfalls haben wir ein völlig anderes Bild erhalten, als der Anblick von heute Morgen es hergegeben hat.«

Darauf startet die Kommissarin das Auto und fährt zurück ins Präsidium. Die wenigen Minuten der Fahrt verlaufen relativ wortlos. Jeder ist in Gedanken und fragt sich, was dem Mordopfer wirklich passiert ist? Am Parkplatz verabschiedet sich der Kollege.

»Farvel og mange tak, wir sehen uns morgen um 8 Uhr« und geht zu seinem kleinen gelben Auto.

Zurück in der Wohnung, blickt sich Andrea zuerst etwas ratlos um. Dann entscheidet sie ein Wannenbad zu nehmen, öffnet den Wasserhahn und schüttet eine Ladung Schaumbad hinein. Anschließend schaltet sie das Radio ein, geht in die Küche, wo noch immer der Zettel von Peter liegt, öffnet den Kühlschrank und nimmt sich ein kühles Bier. Zurück im Bad sieht sie ihre Dessous im Wäschekorb und denkt etwa traurig. ›Euer Auftritt ist leider auf unbestimmte Zeit verschoben.‹ Darauf versenkt sie ihren Körper im Schaumbad.

»Trinke ich halt ein Øl und rauche eine Zigarette dazu«, sagt sie leicht frustriert zu sich und setzt die Bierflasche an. In dem Moment kommen im Radio die Ergebnisse der Sonntagsspiele. Bayern München hat knapp verloren. Andrea wundert sich nur.

›Zweiundzwanzig Personen laufen einem Ball hinterher und haben dabei noch unzählige Zuseher, die dafür zahlen. Wie sonderbar ist doch das menschliche Wesen! Besonders die Männer. Also gibt es heute Abend das sogenannte Frust-Saufen bei Peter. Na dann skål‹, das einzige dänische Wort, das sie kannte, bevor sie ihren neuen Kollegen kennen gelernt hat.

Ein heikler Geschäftsbesuch

Es ist Montag, 13. Juli. Sieben Uhr, die Nachrichten des Bayrischen Rundfunks. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 hat letzte Nacht … Andrea knallt die Hand auf das Radio. Sie hat keine Lust mit negativen und traurigen Nachrichten geweckt zu werden. Dann streckt sie sich, blickt zur Seite und wundert sich, dass Peter nicht im Bett ist.

›Hat das Frust-Saufen so lange gedauert, dass du lieber in deiner Olchinger Wohnung übernachtet hast?‹, fragt sie sich. Die Hauptkommissarin steht auf, stellt die Kaffeemaschine an und findet eine neue Nachricht auf dem Küchentisch.

Hallo Andrea. Gestern ist es sehr spät geworden, darum wollte ich dich nicht mehr wecken. Bin heute schon um sechs Uhr losgefahren, habe eine plötzliche Montage in Hannover bekommen, bis Samstag. Grüße Peter. PS: Bitte nimm die Post aus dem Briefkasten und gieß meine paar Blumen.

›Toller Wochenbeginn! Außerdem strotzt deine Nachricht nur so vor Verliebtheit‹, denkt sie sich leicht verärgert und wirft lustlos das Blatt Papier wieder auf den Tisch zurück. Nach einer Dusche und einem Kaffee geht sie zu ihrem Auto. Draußen gibt es gerade ein Gewitter, es blitzt und donnert, ist schwülwarm und schüttet ohne Ende.

›Der Montag wird ja immer besser!‹, stellt sie verärgert fest und holt einen Regenschirm. Pünktlich um 7 Uhr 50 sitzt sie in ihrem Auto. Doch beim Starten stottert ihre alte Kiste nur noch vor sich hin. Dies wird auch nicht besser, im Gegenteil! Mit jedem neuen Versuch würgt der Motor gequälte Geräusche hervor, bis sie schließlich komplett verstummen.

›Der Tag entwickelt sich ja zum Albtraum, was kommt noch alles auf mich zu?‹, seufzt die Kommissarin, zieht ihr Mobil-Telefon hervor und wählt die Nummer des Kollegen. »Guten Morgen Erik, sind Sie schon in der Polizeiinspektion?«

»Fast, ich habe aber noch zwei Minuten bis acht Uhr … nach deutscher Pünktlichkeit«, klärt er die Kollegin auf.

»Können Sie mich abholen, mein Auto will mich heute leider nicht und ich stehe jetzt vor meiner Wohnung? Kennen Sie meine Adresse?«

»Ich bin in zehn Minuten dort, Schöngeisingerstraße, die finde ich auch ohne Navigationsgerät, bis gleich«, gibt er recht fröhlich von sich.

›Wenigstens einer der gute Laune hat‹, denkt sich Andrea und schmunzelt über den Zungenbrecher. Erik spricht ein gutes Deutsch, aber manche langen Wörter wie ihre Straße, sind für einen Dänen sicher nicht ganz einfach und klingen aus seinem Mund umso lustiger. In der Zwischenzeit schaut sie im Internet nach, was mange tak heißt. So hat sich Erik gestern zumindest verabschiedet. ›Vielen Dank‹ steht da. ›Hätte ich mir denken können, na dann, wieder etwas gelernt‹, sagt sie sich. Bald darauf sieht sie auch schon das kleine gelbe Auto auf sich zukommen.

»Guten Morgen und mange tak fürs Abholen!«

»Go`morgen, kein Problem!«, erwidert Erik erfreut und etwas erstaunt.

»Wie kommt es eigentlich, dass Sie als Hauptkommissar in einem so kleinen, noch dazu knallig gelben Auto umherfahren?«, will die Kollegin wissen.

Der Däne lacht: »Für mich ist ein Auto eine Kiste auf vier Rädern, die mich von A nach B bringt. Mir sind Farbe, Aussehen und Fabrikat völlig egal. Aber laufen muss es! Außerdem, im Stau steht jeder, völlig egal, wie stark der Motor ist. Ich habe auch nicht diesen Lustbedarf wie viele Männer hier, die ich jedes Wochenende beobachte, wie sie das Auto waschen, polieren und streicheln, was sich vielleicht deren Frauen von ihren Ehemännern wünschen würden.«

»Interessante Einstellung! Gibt es in Deutschland auch nicht so oft! Da müssen viele Männer schon zeigen was sie haben!«, sagt Andrea, zustimmend.

Wenige Minuten verspätet treffen aber endlich auch die zwei Hauptkommissare im Besprechungszimmer ein. Nach einer kurzen Begrüßung erzählt Andrea erst einmal, was man gestern vom Trainer und der Handballmannschaft erfahren hat.

Lena hält ein paar Blätter in der Hand und hat bereits die Auswertung vom Computer und Mobiltelefon erhalten. Alle schauen erstaunt, eigentlich sind die Spurensicherung und manche Kollegen an Sonntagen nicht so aktiv. Der Grund ist aber auch, dass man nicht sehr viel darauf gefunden hat. Die Polizeikommissarin erzählt von einer Freundin, Sabine Gruber, mit der hatte sie wohl engeren Kontakt. Sie war ihre Laufpartnerin, wenn sie täglich joggen gegangen sind. Dann gibt es noch ein paar SMS, was die Hochschule betrifft. Eine Nachricht kam von der Fürstenfeldbrucker Misswahl. Auf ihrem Computer hat sie im Internet Seiten von Blumen besucht, auch Bücher hat sie gesucht. Die neuesten bekannten Bayern-Krimis wurden in den letzten Tagen bestellt. Mehr gibt es ansonsten leider nicht.

»Alles klar, danke Lena! Wie sieht es bei Mike und Erika aus?«, fragt die Chefin.

Erika überlässt ihrem Kollegen die Ergebnisse verkünden. »Die Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Dadurch hat das Opfer die Wohnung geerbt, welche komplett bezahlt ist. Es ist auch noch relativ viel Geld vom Erbe vorhanden. Monika hatte keine finanziellen Probleme und konnte sich dadurch ein Studium leisten. Verwandte haben wir bisher nicht gefunden, wir sind aber in der Richtung noch nicht durch.«

»Meier 1 und 2 sind bereits in der Hochschule, um sich bei Dozenten und Studenten umzuhören«, fügt Lena noch schnell bei. »Und die Gerichtsmedizin wird sicher noch bis Mittag brauchen bis es Ergebnisse gibt.«

»Also, wenn mich mein Gefühl nicht trügt, stimmt irgendetwas mit der ganzen Aufmachung von Monika nicht«, ist Erik überzeugt. »Setzen wir also da an! Mike, du versuchst rauszufinden, wo man in Fürstenfeldbruck und Umgebung diese Dessous kaufen kann und lass es uns bitte gleich wissen! Erika, Sie bohren weiter nach Verwandten und Bekannten! Lena, du befragst die Jogging-Partnerin. Solltest du sie beim Laufen antreffen, … vielleicht versuchst du es ja mit anderen Schuhen, wie Laufschuhe«, zwinkert er. »Frau Hauptkommissarin Steiner und ich fahren noch einmal in die Wohnung der Toten.«

Wenig später gehen alle wieder ihre Wege. »Was versprechen Sie sich von einer erneuten Wohnungsbesichtigung?«, will die Kommissarin während der Fahrt wissen.

Der Hauptkommissar versucht es mit einer Entschuldigung: »Es ist zwar nicht meine Art, dem Gerichtsmediziner vorzugreifen, aber bis Mittag wollen wir auch nicht untätig sein. Ich bin mir sehr sicher, weder Schminkutensilien noch Reizwäsche in den Schränken zu finden. Das Mordopfer wurde ziemlich sicher so hergerichtet, vor oder nach dem Mord. Niemals hätte die junge Frau kurz vor dem Spiel Sex gehabt und so ausgesehen. Für mich ist es eine Inszenierung des Mörders, wobei ich keine Ahnung habe, was er … ich nehme an es handelt sich um einen Täter, was er uns damit sagen will. Ich möchte einfach sicher sein und nochmals die Zimmer genauer durchsehen!«

Andrea nickt und gibt zu: »Da haben Sie wohl recht.«

Kurz darauf sind sie auch schon in der Wohnung angekommen. Im Badezimmer findet man nur einen einzigen blassrosa Lippenstift, kein Lidschatten, kein Eyeliner, Make up, nichts was man auf ihrem Gesicht gesehen hat. Auch kein weiterer Lady-Shaver ist zu sehen. In den Schränken im Schlafzimmer gibt es hauptsächlich weiße und geblümte Baumwollunterwäsche, aber nichts, was ihrer Aufmachung nur ansatzweise nahe kommen könnte. Die Mädels vom Handballverein haben offenbar Recht. In der Küche befinden sich weder Alkohol noch leere Flaschen. Es könnte also sein, die Sektflasche, die Dessous und den Rasierer hat der Mörder mitgebracht.

Die beiden Meier`s sind am Morgen gleich in die staatliche Hochschule gefahren, um dort mit Studenten und Dozenten zu reden. Die Nachricht vom Tod Monika Baumeisters ist natürlich für alle ein Schock. Manche Kommilitoninnen haben Tränen in den Augen, andere sind bleich im Gesicht. Man sieht ganz deutlich, die Nachricht berührt alle.

»Polizeimeister Meier und Meier«, sagt der 1er. »Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen. Gibt es etwas, was uns bei der Aufklärung des Falles helfen kann?«

Da alle nur den Kopf schütteln, meldet sich gleich der 2er Meier und das wesentlich energischer: »Hört`s zu, hier geht es um Mord, da wollen wir alles wissen und wenn wir den Verdacht haben, jemand sagt nicht die Wahrheit, dann nehmen wir ihn mit aufs Revier. Ist das verstanden worden!«

Die Meier`s sind bekannt für ihre Ungeduld, vor allem der 2er möchte am liebsten jeden Fall innerhalb eines Tages lösen.

Eine Freundin meldet sich schließlich und erzählt, was für eine gute Studentin sie war, wie sehr sie sich für andere eingesetzt hat und dass sie von allen gemocht wurde.

»Hat sie einen Freund gehabt?«, fragt der 1er.

Wieder schütteln alle wie auf Kommando den Kopf.

»Zwölf Buam sehe ich, wer hat keine Freundin?«, will der 2er plötzlich wissen.

Da sich niemand meldet, sagt er recht ernst: »So, so, alle haben eine Freundin. Dann schreibt`s mir deren Namen und Adressen auf. Ich prüfe das nach! Wer lügt, wird von mir persönlich mit Blaulicht abgeholt! Wie war das Verhältnis zu den Lehrern oder wie die sich bei euch immer nennen?«

»Gut, sehr gut sogar, was bei ihr nicht schwierig war, da sie die Klassenbeste war«, bekommen sie von mehreren Kommilitonen zu hören.

»Was studiert`s ihr überhaupt?«, fragt der 2er hämisch.

»Gesundheitswesen, Gesundheitsökonomie, solche Sachen«, erfahren die Polizisten von der Klassensprecherin.

»Gibt es Lehrer, die ein Auge auf Monika geworfen haben, ihr wisst schon was ich meine oder auf die sie scharf war?«

»Auf keinen Fall!«, sagt erneut ihre Freundin. »So etwas gibt es hier nicht!« und weist den Unterton der Frage entschieden zurück.

»Haltet`s mich nicht für blöd, ich bin auch mal in die Schule gegangen. In jeder Schule und in fast jeder Klasse gibt es so etwas! Bei euch klingt das ja wie in der Kirche, wo jeder Pfarrer ganz lieb zu seinen Schäfchen ist. Wer es nämlich darauf anlegt und gut ausschaut, kann sich auch hoch vögeln, um es deutlich für euch auszudrücken! Also, wer Informationen zurückhält, macht sich strafbar! Das könnte sich aufs Studium auswirken! Ich höre!«

»Unser Sportlehrer wurde von München hierher versetzt, weil er einmal etwas mit einer Studentin hatte. Außerdem hat der Sozialwesen-Fritz meiner Meinung nach auch große Augen für sie gehabt«, weiß ein anderer Kollege zu erzählen.

»Das sagst du nur, weil du ihn nicht leiden kannst und selbst schlecht bei ihm bist«, gibt die Freundin sauer zurück.

»Da hat aber der Joe schon recht, dem stimme ich zu«, hört man den nächsten Kommentar.

»Ihr seid ja nur neidig, weil er gut aussieht und ihr keine Chancen habt!«

»Natürlich, wir haben ja auch keine Pussies und kurzen Röcke, um den Fritz zu guten Noten zu bewegen!«

Die zwei Meier`s hören amüsiert zu. Sie wissen genau, bei solchen Auseinandersetzungen sollte man sich nicht einmischen und die Beteiligten einfach reden lassen, da man dabei doch recht viel erfahren kann.

»Wie war das letzte Jahr, als Christine mit den schlechten Noten trotzdem zum Schluss alles wunderbar geschafft hat?«, hört man einen weiteren Kommentar.

»Ich habe einfach intensiv gelernt! «, antwortet besagte Christine sehr feurig.

»Du meinst, du hast wohl mit deinen Oberweiten-Naturalien bei ihm gelernt? «

»Ihr seid einfach nur Deppen, dumme 21-jährige Jungs, die sich noch immer in der Pubertät befinden!«, gibt sie scharf zurück!

»Ihr habt aber keinen konkreten Beweis, dass sie sich heimlich getroffen haben oder wirklich etwas gelaufen ist? «, fragt der 1er jetzt wieder nach.

Die Klasse bleibt stumm, damit haben die Polizisten leider gerechnet.

»Wo finden wir den Fritz?«, will der 2er wissen.

»Professor Fritz, der müsste gerade im Lehrerzimmer sein.«

»Oh Prof. Fritz, da brauchen wir ja Samthandschuhe«, gibt der 2er etwa abfällig von sich.

»Wenn Ihnen noch etwas einfällt, meldet euch?«, sagt Meier 1 und legt seine Karte auf den Tisch. »Sie wollen doch auch, dass der Mörder von Monika gefasst wird.

Darauf gehen sie auch gleich in das Lehrerzimmer weiter.

»Professor Fritz?. Polizei Fürstenfeldbruck, wir haben ein paar Fragen an Sie. Wie gut kannten Sie Monika Baumeister?«

»Wer fragt das?«

»Polizei Fürstenfeldbruck, habe ich mich schlecht ausgedrückt?«

»Das kann jeder sagen, haben Sie einen Ausweis?«

Die Meier`s zeigen leicht zerknirscht ihre Polizeidienstmarken. So etwas mögen sie überhaupt nicht.

»Und?«, erklingt es schnippisch im Duett.

»Wie man eine Studentin eben kennt.«

»Und wie kennt man eine Studentin?«, fragt der 2er schon fast drohend.

»Anhand der Arbeiten, der Mitarbeit in der Klasse, der Schulnoten, der Aufmerksamkeit.«

»Kennt man auch die Farbe des Slips, falls die Studentinnen überhaupt einen tragen?«

»Ich verbiete mir so eine Frage« … »jetzt hören Sie mir mal gut zu!«, unterbricht der Polizeimeister. »Wollen Sie mir allen Ernstes sagen, dass für eine gute Bewertung keine Studentin jemals einen Mini ohne Slip getragen hat oder eine Bluse ohne BH weit offen stand?!«

»In der Tat, so etwas kommt schon vor, sehr selten, aber ja, so etwas gibt es«, gibt der Professor ärgerlich zu. »Aber nicht die Monika. Sie hat auch nie einen Minirock getragen!«

»Schon interessant, an was Sie sich alles erinnern«, lächelt der 2er Meier ihn an. »Waren Sie jemals bei Monika Baumeister zu Hause oder sie bei Ihnen?«

»Was soll diese Frage? Bin ich jetzt verdächtigt?«, wird der Professor sauer. »Ich habe eine Frau und Kinder. Auf solche Fragen antworte ich gar nicht, ich lass mir von Ihnen doch nicht den Ruf schädigen!«

»Familienväter sind bekanntlich die Schlimmsten! Wenn Sie jetzt nicht darauf antworten, nehmen wir Sie mit«, verkündet der 2er Meier sehr überzeugt.

»Zum Mitschreiben, ich war nie bei ihr und sie auch nicht bei mir!«

»Alles klar, wir melden uns wieder, sollten wir noch Fragen an Sie haben und wir werden mit Sicherheit noch Fragen haben!« stellt der 1er klar. Grußlos gehen sie zurück zum Auto.

»Ah darum bist du kein Familienvater«, sagt der 1er grinsend zu seinem Spiegelbild. Dabei müssen beide herzlich lachen.

Die Hauptkommissare sind gerade beim Versiegeln der Wohnung des Opfers, als Erik eine Nachricht von Mike erhält. Er liest laut vor: »Es gibt zwei Erotik-Geschäfte in Fürstenfeldbruck. Ein Geschäft mit dem Namen Erdbeermund verkauft genau dieses Dessous-Set, welches den Namen Hitzegewitter hat. Es liegt in der Straße«, dabei zeigt er seiner Kollegin das Mobil-Telefon. »Eure Straßennamen klingen manchmal schon sehr merkwürdig!«

»Ich kenne das Geschäft … äh ich meine, die Straße. Bin dort schon oft vorbei gefahren«, sagt sie noch schnell und erkennt einen schelmischen Blick bei ihrem Kollegen.

Bald darauf stehen sie am Parkplatz und erkennen trotz starkem Regen bereits von weitem das blinkende Logo mit dem roten Schmollmund. Als sie aussteigen, sehen sie auch das Angebot in der Auslage. Neu und Hitzegewitter steht auf einer bekleideten Schaufensterpuppe.

›Wie die sich täuschen können!‹, denkt Andrea bedrückt. ›Bei mir gab es kein Gewitter, nicht einmal Nieselregen war zu spüren!‹

»Alles okay?«, fragt Erik, als die Hauptkommissarin kurz zögert, die Tür zu öffnen.