Möchtegern-Sheriffs - Herwig Riepl - E-Book

Möchtegern-Sheriffs E-Book

Herwig Riepl

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Die Handlung meiner Krimis ist immer abgeschlossen und spielt in Fürstenfeldbruck. Meine Krimiserie ergänzt sich mit wahren Reiseerlebnissen und erotischen Freuden zwischen den Kommissaren. Diese Geschichte führt durch alle Bücher.

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Seitenzahl: 482

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Das Team der Mordkommission

Andrea Steiner, Hauptkommissarin und Chefin

Erik Ingvardsen, Hauptkommissar aus Dänemark

Lena Müller, Polizeikommissarin in roten High Heels

Miriam Mösenegger, Fallanalytikerin

Josef Meier, Polizeimeister, genannt 1er

Josef Meier, Polizeimeister, genannt 2er

Michael (Mike) Dober, Polizeiobermeister, nur im Büro

Erika Schmidinger, Polizeihauptmeisterin, nur im Büro

Sabrina Rollig, Bürokraft und Freundin vom Gerichtsmediziner

Josef Moser, Polizeipräsident

Herwig Huber, Gerichtsmediziner aus Klagenfurt

Gabi, Chefin der kriminaltechnischen Untersuchung

Isabella Fröhlich, Staatsanwältin

Helmut Geil, Hausmeister und Lebensgefährte der Staatsanwältin

Günther Landner, Journalist und Freund der Fallanalytikerin

Stefan Rammler, Ehemann vom 1er

Sabine Saar, Freundin vom 2er

Herwig Riepl

Möchtegern-Sheriffs

Impressum

© 2024 Herwig Riepl

Umschlag, Illustration: Herwig Riepl

Lektorat, Korrektorat: Andrea Hoppe, Isabella Essler

Übersetzung: Herwig Riepl

Bilder: Herwig Riepl

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Auf nach Kärnten

Merkwürdige Mieter

Der 2er verletzt sich gleich mehrfach

Im Ruderboot auf dem Ammersee

Ist das jetzt Viktringisch?

Sonntag geht die Welt unter

Umweltaktivistin und Nutte?

Erika bringt alle Kollegen zum Staunen

Heiße Bräute und hübsche Jungs

Der Weltuntergang naht

Haben wir heute blauen Montag?

Abführmittel im Ruderverein

Erik wird aufgefordert, eine Lüge zu korrigieren

Bringt ein Fingerabdruck Licht ins Dunkel?

Die Trinkflaschen werden zum Albtraum

Wenn Hexen schießen

Andrea erlebt eine unerwartete Überraschung

Es gibt immer mehr Theorien

Erik verwirrt die Befragte mit Strümpfen

Die Fallanalytikerin hat eine Eingebung

Wie man Männer aus dem Gleichgewicht bringt

Andrea stimmt Erik´s Zeitplan zu

Danksagung

Möchtegern-Sheriffs

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Titelblatt

Urheberrechte

Auf nach Kärnten

Danksagung

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Fotos: Herwig Riepl

Burg Landskron – Villach – Österreich

Ganges – Varanasi - Indien

Muscheln und Korallen – Südsee

Elefanten – Madikwe – Südafrika

Kloster Andechs – Bayern - Deutschland

Auf nach Kärnten

Der Mann mit der Pistole steht direkt hinter der hübschen Frau und hat sie fest im Griff. Gleichzeitig blickt er düster auf den dänischen Hauptkommissar Erik Ingvardsen und schreit ihn aggressiv an.

»Leg sofort die Knarre ganz langsam und vorsichtig auf den Boden, sonst schieße ich der dummen, blonden Nutte ein Loch in den Arsch.«

Erik, der ebenfalls seine Waffe gezogen und auf ihn gerichtet hat, ist nicht sicher was er jetzt machen soll. Ein Schuss aus seiner Pistole könnte bei der Entfernung die Kollegin treffen oder aber ihr Peiniger ist schneller und erschießt sie wirklich. Leider gibt es nur zwei Möglichkeiten. Sich ergeben und sanft auf den Killer einreden oder es doch versuchen, ihn zu überwältigen, was natürlich das Leben der Oberkommissarin in allerhöchste Gefahr bringen würde. Er weiß natürlich auch, ewig kann er über diese Entscheidung nicht nachdenken, da der Kriminelle vor ihm sehr hitzig, aber auch nervös und angespannt wirkt und somit unberechenbar wird.

Lena Müller nimmt dem Hauptkommissar die Entscheidung ab und droht fauchend und recht säuerlich: »He du blöder Fettsack, gehfs noch?! Benimm dich und wähle deine Worte etwas überlegter, sonst verpasse ich dir mit dem Stahlabsatz meines Stöckels ein zweites Loch in deinem Arsch und drück mit meinem Knie deine Eier zu Brei.«

»Aus, aus, aus!«, ruft der Leiter des Einsatztrainings total genervt. »So geht das aber wirklich nicht! Benehmen Sie sich alle, werden Sie nicht ausfällig und konzentrieren Sie sich gefälligst, das hier ist kein Spiel, sondern soll uns alle lehren, wie man sich richtig in einer gefährlichen Situation verhält.«

»Meine Drohung ist ganz sicher auch kein Spiel. So schnell kannst du Arschloch gar nicht schauen, da habe ich dir zwei Ausgänge zum Scheißen verpasst«, meint die blonde Kommissarin der Mordkommission recht derb und knallhart zu dem Kollegen der Abteilung Diebstahl und Einbruch.

»Blöde Zicken-Schlampe, kommst dir wohl gut vor? Halte dich zurück«, raunzt der Polizist geladen zurück.

»Wir könnten wirklich alle ein bisschen taktvoller miteinander umgehen«, mischt sich die Chefin der Mordkommission ein. Andrea Steiner weiß natürlich, Lena lässt sich nicht blöd von den Kollegen der anderen Abteilungen anreden, kann auch dementsprechend austeilen und versteht in dem Fall keinen Spaß.

»Die Mordkommission glaubt wohl, sie sind was Besonderes in Fürstenfeldbruck«, raunzt er hämisch.

»Mit anderen Worten versteht es dieser Hohlkopf doch nicht!«, rechtfertigt sich die Blondine für ihre rüde und verbale Meldung.

»Sie müssen unbedingt besonnen reagieren«, erklärt der Polizeipsychologe die Situation dem dänischen Hauptkommissar, um von der privaten Wortschlacht abzulenken.

Erik rümpft nur die Nase und denkt: ›Ja ja, der hat leicht reden und sitzt hinter seinem Schreibtisch. Theorie und Realität sind leider nicht immer gleich.‹

Der 2er Meier grinst und meint. »Was heißt hier besonnen reagieren? Diese durchgeknallten Idioten da draußen, die so weit gehen und jemanden mit einer Waffe bedrohen, haben doch alle irgendwo ein Rad ab. Da denkt jeder anders und es gibt keine Garantie, dass die Situation gut endet. Aber immer nur nachgeben … dann brauchen wir doch gar nicht losfahren, um anschließend vor so einem Halbstarken die eigene Pistole auf den Boden zu legen. Würden Sie kneifen, wenn es um Ihre eigene Frau geht?«

»Sie sollen ja auch auf den Attentäter beruhigend einwirken und ihn zur Aufgabe überreden«, erklärt der bereits jetzt schon mehr als schwitzende Polizeipsychologe, der auf die Frage vom 2er lieber nicht eingeht und zusätzlich noch schockiert von Lena´s kurzem Wutausbruch ist. »Mit einem überlegten und ruhigen Gespräch kann man viel bewirken. Versuchen Sie einmal die Situation bestmöglich zu meistern«, schlägt er dem 2er vor.

Entschlossen stellen sich alle wieder genauso auf wie zuvor, um die Szene erneut darzustellen und durchzuspielen. Einzig Lena´s Blick wirkt jetzt wesentlich grimmiger als bei der ersten Szene und sie warnt erneut ihrem Peiniger: »Denk an deine Eier!«

Der Ganove spielende Polizist murrt etwas grimmig und will anschließend die gleichen Wörter wie zuvor sagen: »Leg sofort ganz langsam die Waffe auf den … he, was soll das du Arsch? Jetzt hast du mich erschossen! Du kannst doch nicht einfach losballern! Das ist gegen die Vorschrift. Du musst mich mindestens warnen. Schau den roten Fleck auf meinem Hemd an. Wer wäscht mir das aus?«, raunzt er verärgert und beklagt sich lautstark beim Einsatzleiter.

»Ist ja wohl klar! Während du deine blöde Fresse aufmachst und unsinniges Zeug schwafelst, schieße ich dich über den Haufen. Wir sind hier in der Realität und nicht bei diesen bescheuerten FernsehKrimis, wo die Kommissare am Ende des Films die Waffe auf den Boden legen und mit erhobenen Händen auf einen Durchgeknallten zugehen. Dabei natürlich niemand mehr schießt sondern aufgibt, weil sie ja alle soooo mitfühlend sind und der Film gut enden soll. Ich hänge an meinem Leben und werde das niemals machen. Klartext: Bei mir hat eine Person mit einer Waffe Pech und wird von mir getroffen, ohne Vorwarnung«, meint der 2er ganz locker. »Und für dein Hemd können wir ja im Präsidium eine Handvoll Waschpulver sammeln«, lacht er hämisch.

»Das war aber sehr riskant und knapp!«, meint der Polizeipsychologe zu dem unerwartet schnellen Ende und dem abgegebenen Schuss. »Sie sollten zuerst …«

»Ich weiß was ich kann. Darum machen wir ja auch laufend ein Schusstraining. Jetzt wäre der Attentäter tot und der Staat könnte sich viel Geld sparen. Ich hätte ihn auch mitten ins Gesicht schießen können, dann würde die rote Farbe an seiner Fresse kleben«, meint der 2er recht selbstsicher. »Was ich zuerst mache ist alleine meine Entscheidung. Oder übernehmen Sie die Verantwortung, wenn ich die Waffe auf den Boden lege, versuche den Schwachkopf zur Aufgabe zu überreden und ich oder meine Kollegin wird dabei erschossen? Gehen Sie dann zu meiner Freundin und erklären ihr das? Nennt man das Verantwortung Ihrerseits?«

Der Psychologe sagt lieber nichts dazu und schluckt schwer. Der Leiter des Einsatztrainings schaut nur bekümmert und nicht sehr glücklich drein. Er weiß, dass dies die letzte aller Möglichkeiten wäre und es nicht im Sinne der Polizei sein kann, sofort zu schießen. Er weiß aber auch, dass er mit seinen Argumenten bei genau dieser Person auf Granit beißt. Alleine schon aus dem Grund, weil Josef Meier, genannt der 2er von der Mordkommission zu den besten Schützen des Präsidiums zählt und sogar bayernweit an vorderster Front mit seiner Schussgenauigkeit platziert ist. Sein Gegenargument, die Waffe niederzulegen und mit dem Attentäter zu reden, um Leib und Leben zu schonen, schmettert der 2er immer wieder ab. Alleine, weil es natürlich keine Garantie gibt, dass die vorhandene Situation gut und ohne Blut vergießen endet. Außerdem könnte er diese Übung auch zehnmal durchspielen lassen, er weiß, der 2er würde zehnmal genau treffen.

»Machen wir jetzt vielleicht lieber mit den anderen weiter«, seufzt der Einsatzleiter, worauf die Rollen erneut getauscht werden.

Nachdem die Übungen beendet sind, gehen alle zurück in ihre Abteilungen. Die Mordkommission trifft sich noch kurz im Besprechungsraum.

»Wenigstens haben wir diese Übung jetzt wieder hinter uns«, sagt Andrea ziemlich erleichtert.

»Immer das gleiche Theater«, meint Lena. »Wenn es darauf ankommt, muss sowieso jeder selbst entscheiden. Da helfen die klugen Kommentare der Sesselfurzer auch nicht«, wozu mehrere Kollegen lachen müssen. »Aber ich muss schon sagen, unser 2er … Respekt! Erneut treffsicher wie eh und je, dass einem die Augen flackern.«

»Und das aus deinem Munde!«, meint der 2er lobend, da sich die beiden nicht immer einig sind und öfters recht hart verbal beleidigen.

»Hast ja nicht nur schlechte Seiten. Außerdem, seit du mit Sabine aus der Kantine zusammen bist, bist du auch zahmer geworden. Na ja, zumindest ein bisschen. So ein regelmäßiger Fick wirkt halt Wunder«, kichert die Blondine.

»Die ist auch eine ganz Liebe. Da muss ich mich fast bei Erik bedanken, dass er ihr diesen Job besorgt hat und ich sie dadurch kennenlernen konnte«, antwortet er sehr freundlich. »Übrigens, Miriam mit ihrem Ablenkungsmanöver hat mir bei der Übung gut gefallen. Da hat der Schwachkopf schön geschaut. Wie er plötzlich entwaffnet war. Sag mal, wie geht es eigentlich deinem Schreihals?«

»Mein Schreihals schreit zum Glück kaum. Außerdem wäre es dann eine Schreihälsin. Aber vorerst ist Lisa sehr ruhig und brav. Übrigens ist sie heute drei Monate alt«, sagt die glückliche Mutter und Fallanalytikerin stolz.

Als alle wieder beim Thema Arbeit sind meint Mike, der eigentlich recht zurückhaltend ist: »Die kommen sich aber auch alle so wichtig vor. Manche Abteilungen sind hier ein Albtraum. Da bin ich doch froh, in der Mordkommission zu arbeiten. Lena verwendet ja nicht immer die nettesten Worte, aber bei solchen Kommentaren, die du zu hören bekommst, würde ich wohl nicht viel anders reagieren.«

Lena klimpert dankend mit ihren heute blau bemalten langen Wimpern und Augenlidern.

»Wenigstens ist diese Übungseinheit vom Tisch und wir haben jetzt wieder eine Weile Ruhe davor. Wie sieht der restliche Aufgabenbereich aktuell aus?«, fragt Andrea und blickt gleichzeitig auf die Uhr.

»Sicher nicht so schön wie bei dir. Es ist Donnerstag, noch nicht einmal Mittag und du bist gedanklich mit Erik bereits am Wörthersee. So schön möchte ich es einmal haben«, meint Lena leicht vorwurfsvoll, die sich auch über ein langes Wochenende mit dem Dänen freuen würde. »Aber gut, ich will nicht so sein. Du feierst am Samstag deinen 40. Geburtstag. Da soll er nur dir gehören und ihr dürft es euch richtig gut gehen lassen! Na ja und eine Woche später heiratet ihr. Ich kann es fast nicht glauben, wie schnell dieses Datum näher gekommen ist«, seufzt die Blondine merklich, da sie befürchtet, mit diesem Augenblick bei Erik nicht mehr so einfach landen zu können.

»Ich glaube nicht, dass du mit deinem Urlaub zu kurz kommst. Du hast auch deine Freiheiten oder nimmst sie dir einfach«, schmunzelt die Chefin. »Aber ja, ich gebe zu, ich freue mich jetzt auf die drei Tage in Kärnten. Außerdem … ihr wisst ja, die Geburtstagsfeier wird natürlich demnächst mit euch allen nachgeholt. Eine Schifffahrt auf dem Ammersee mit anschließendem Besuch im Benediktiner-Kloster Andechs. Wir können uns auf ein gutes Essen und Getränke aus deren eigener Brauerei freuen. Ja … und an diesem Vormittag gibt es noch so nebenbei unsere Hochzeit«, sagt sie strahlend und blickt freudevoll zu Erik. »Wenigstens ist es endlich mal etwas ruhiger bei uns und wir müssen keinen Mörder suchen. Ich glaube also nicht, dass sich hier jemand in den nächsten Tagen überarbeiten wird!«

»Ob Mörder oder nicht, ist aber auch noch nicht sicher. Der Autolenker, der nach dem Unfall mit Todesfolge, Fahrerflucht begangen hat, könnte es auch absichtlich gemeint haben. Die zwei Personen haben sich gekannt, so viel ist bereits bewiesen, vergiss das nicht«, meint die Fallanalytikerin.

»Das ist richtig. Aber dafür habe ich doch meine tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese noch unklare Sache sicher schnellstmöglich alleine lösen werden«, meint Andrea mit einem überzeugten Lächeln.

»Immerhin haben wir den Fluchtfahrer durch Zeugen ermitteln können«, weist der 1er darauf hin. »Den kochen wir schon noch weich. Ich bin mir sicher, wir bekommen die Wahrheit baldmöglichst aus ihm raus. Na ja und dann gibt es auch die Geschichte mit den falschen Polizisten. Die zwei Männer wurden trotz mehreren Anzeigen noch immer nicht gefunden«, sagt der 1er erinnernd.

»Was heißt hier Polizisten? Wir suchen doch wohl eher zwei Verrückte oder Durchgeknallte, die sich als Polizisten ausgeben und unsere Uniformen tragen. Das ist ein gewaltiger Unterschied!«, korrigiert ihn der 2er etwas vorwurfsvoll, da die Meier´s als einzige der Mordkommission auf Grund ihrer Rangordnung als Polizeimeister Uniformen tragen müssen und natürlich auch im Streifendienst tätig sind, sofern sie nicht von den Hauptkommissaren gebraucht werden. »Außerdem hat mich so ein beklopfter Dödel bei der letzten Verkehrskontrolle mit Cola angeschüttet, nur weil er gedacht hat, dass ich einer der falschen Polizisten bin. Diese Vollidioten machen sich schon über alle Uniformierten lustig, weil die Kasblätter von nichts anderem mehr schreiben«, raunzt er vorwurfsvoll.

»Ja, weiß ich doch. Mach dir nicht ins Hemd «, grinst der 1er ein bisschen schadenfroh, weil er bei dieser Aktion keine Cola abbekommen hat.

»Du hast leicht reden Schwuli! Hältst dich ja bei den Kontrollen lieber immer schön brav im Hintergrund. Wie halt die Schwulis sind. Der Angriff kommt immer von hinten«, grinst er.

»2er!«, mahnt Andrea streng. »Du bist vorhin gerade von Lena gelobt worden. Also halte dich mit diesen unsinnigen Bemerkungen auch zurück! Jeder ist wie er ist!«

»Und ich bin mit einem Mann glücklich verheiratet«, meint der 1er Meier ganz stolz. »Ob du das jemals schaffst, bezweifle ich doch sehr auch wenn du erstmals nach Ewigkeiten eine Freundin hast und deine jahrelangen Striemen an der rechten Hand langsam heilen!«

»Was für Striemen? … und ich habe auch nicht vor, einen Mann zu heiraten«, wundert sich der Kollege, wozu alle wieder leicht die Köpfe schütteln, weil es der Chaot in der Mordkommission nicht verstehen will, wie das gemeint war.

»Mittlerweile sind 62 Anzeigen zu den beiden verkleideten Polizisten eingegangen«, erklärt die Bürogehilfin Sabrina. »Die Dunkelziffer wird sicher höher sein, da bestimmt nicht jeder gezahlt hat oder die betroffenen Personen den Schwindel erkannt haben und einfach losgefahren sind.«

»Der Beschreibung nach handelt es sich dabei um zwei etwa 30 jährige Männer. Sie sind groß, kräftig und sollen Einheimische sein, da sie vom Dialekt her aus der näheren Umgebung kommen müssten. Ihr Aussehen ändern sie immer wieder. So wurden sie mit Vollbart, Kinnbart, Schnauzer aber auch glatt rasiert gesehen. Auch scheinen sie Perücken zu verwenden. Sie stoppen vorrangig Autos auf diversen Landstraßen rund um Fürstenfeldbruck, wo nicht viel Verkehr ist und sie sich sicher fühlen. Meist geht es um kleine Delikte wie zu schnell fahren oder dem Überfahren der durchzogenen Mittellinie sowie Kontrollen von Erste-Hilfe-Kästen, wo sie auf den Inhalt mit abgelaufenem Datum achten. Sie haben offenbar gefälschte Ausweise bei sich und tragen ganz normale Polizeiuniformen«, ergänzt Mike. »Es gibt sogar Personen, die sich ihren Namen gemerkt haben, Huber und Schuster sowie deren Vornamen, aber wir sind uns sicher, auch die Namen sind gefälscht. Jedenfalls verdienen sie sich ein sattes Taschengeld dazu.«

»Gibt es bestimmte Tage oder eine bevorzugte Uhrzeit, wann sie zuschlagen?«, fragt der Hauptkommissar.

»Weder noch. So wie sich die Standorte ändern, wechseln sie auch die Wochentage hin und her. Außerdem hat man sie schon um 8 Uhr morgens gesehen, aber auch spät am Abend.«

»Vielleicht sollte die Streife mehr Zivilfahrten in der Umgebung fahren, dann erhöht sich zumindest die Chance, sie auf frischer Tat zu ertappen und zu verhaften«, meint Andrea und nickt Erik zu. »Wir machen jetzt auch eine zivile Fahrt, nämlich in den Süden. Wollen wir doch einmal sehen, was uns unser Klagenfurter Rechtsmediziner Herwig Huber für ein Hotel vorgeschlagen und gebucht hat.«

»Bestimmt das Schloss am Wörthersee«, meint Erika schmunzelnd, da diese Fernsehserie natürlich auch in Bayern oft zu sehen war.

»Nein und auch kein bekanntes Hotel in den ebenso bekannten Gemeinden«, erklärt Erik. »Ich habe keine Lust auf die High Society mit den großen Anlagen. Ich will lieber in einem kleinen Hotel oder in einer gemütlichen Pension wohnen. Der Ort jedenfalls heißt Reifnitz und liegt an der Süduferstraße des Sees. So … und jetzt müssen wir wirklich los, damit wir auch zügig auf die Autobahn nach Kärnten kommen.«

»Ein Wienerschnitzel kann man auch hier essen, dafür muss man nicht so weit fahren«, lacht der 2er über seinen Scherz. »Aber wenigstens soll dort die Sonne scheinen, die bei uns seit Tagen ein Fremdwort ist«, seufzt er.

»Wienerschnitzel klingt aber eher nach Wien. In Kärnten isst man … na ja, keine Ahnung, wir lassen uns überraschen«, meint der Däne. »Außerdem, das Schnitzel oder Wiener Schnitzel, wie es so schön heißt, ist das nicht geklaut und eine Erfindung, die aus Mailand kommt? Das hat doch der Feldmarschall Radetzky 1857 aus Italien nach Wien mitgebracht?«

»Das ist angeblich nur eine Legende und nicht bewiesen«, du Klugscheißer«, wird er von mehreren Kollegen zurechtgewiesen, wozu er nur schmunzeln muss, da er gerne mal ein bisschen stichelt, obwohl, auch Legenden könnten wahr sein.

Nach der Verabschiedung fahren die beiden Hauptkommissare bald darauf auf der Autobahn Richtung Salzburg. Das regnerische Wetter begleitet sie bis zum Tauerntunnel und als sie auf der anderen Seite nach Kärnten kommen, strahlt tatsächlich die Sonne.

»Ist es nicht unglaublich, was die hohen Berge für eine Trennlinie bilden und damit die Wolken zurückhalten!«, staunt Andrea erfreut und strahlt natürlich vor sich hin, während sie die dritte Zigarette bereits verqualmt. Da Erik nur nickt meint sie weiter: »Eure zwei dänischen Hügel halten maximal eine hohe Welle ab.«

»Ich schaue lieber weit hinaus in die Ferne als in eine Bergwand, die fast den ganzen Tag Schatten wirft. Aber gut, ich gebe zu, es sieht schön aus.«

Am späteren Nachmittag kommen die Ermittler in Reifnitz an und beziehen sofort ihr gebuchtes Zimmer. Das Gästehaus liegt nicht weit vom Ufer des Sees entfernt. Genau genommen liegt hier nichts weit vom See entfernt, da der Ort relativ klein und übersichtlich ist und trifft somit genau den Geschmack des Dänen. Die Autofahrt und der Vormittag im Präsidium waren etwas ermüdend, darum wollen sie den restlichen Tag nur noch ausspannen, genießen und mit einem köstlichen Abendessen gemütlich beenden. Trotzdem finden die beiden nach einem Früchteeisbecher Interesse, den nahen Aussichtsturm auf dem 850 Meter hohen Pyramidenkogel zu besuchen. Bis vor einigen Jahren bestand der Turm noch aus Stahlbeton, heute ist er mit fast einhundert Metern sogar doppelt so hoch und da er aus Holz gebaut wurde, somit der angeblich höchste Holz-Aussichtsturm der Erde. Durch die langen Tage zu dieser Jahreszeit ist es auch schön, mit der langsam untergehenden Sonne sich einen Rundblick zu verschaffen. Dabei ist der komplette Wörthersee zu sehen. Ganz links der bekannte Ort Velden, dann kommt Pörtschach, Krumpendorf und schließlich am anderen Ende des Sees die Hauptstadt von Kärnten, Klagenfurt. Außerdem sind in allen Richtungen viele Berge zu erkennen, die vom Flachland-Dänen immerhin besonderes Augenmerk bekommen. Dreht man sich einmal auf der Aussichtsplattform um, werden die Berge nicht weniger. Neben diversen kleineren Seen sieht man Richtung Süden vor allem den Keutschacher See.

»Von dort unten kommt er her, unser Leichenfledderer«, sagt Andrea und zeigt Richtung Strandbad Klagenfurt.

»Dort gehen wir morgen einmal durch die Innenstadt. Aber er ist etwas außerhalb aufgewachsen. Wie heißt noch der Stadtteil?«, fragt der Kommissar.

»Viktring. Das solltest du dir eigentlich merken«, schmunzelt sie und zwinkert ihm zu. »Aber mit V geschrieben.«

Der Früchteeisbecher kurz nach der Ankunft hat den Kommissar so gesättigt, dass er sich am Abend nur noch für eine Kleinigkeit entscheiden kann. Nach Meinung des Kochs sind Kärntner Kasnudeln der Klassiker des Bundeslandes und ein Muss für jeden Besucher. Man geht davon aus, dass diese Spezialität erstmals 1753 in Spittal an der Drau aus der Herrschaft Porcia urkundlich bekannt wurde, welche vorrangig an fleischfreien Freitagen serviert wurde. Aber bereits 1485 berichtete Paolo Santonino dem Sekretär des Patriarchen von Aquilea, von seinen Reisen durch Oberkärnten und den Teigwerken mit dem schmackhaften Inhalt.

»Die Kasnudel wird bei uns immer in Einzahl gesprochen. Genau genommen handelt es sich weder um eine Nudel noch eine Käsefüllung. Die Teigwaren sind mit Brösel, Topfen, einer Erdäpfelmasse und Minze gefüllt«, erklärt der Koch. »Serviert werden sie mit übergossener, zerlassener Butter.«

»Brösel ist grobes Paniermehl, der Topfen ist Quark aber wesentlich trockener und die Erdäpfel sind Kartoffeln. Håst mi?, würde jetzt der 2er sicher sagen«, lacht Andrea bei ihrer Übersetzung trotz der klaren Aussprache des Kochs.

Erik ist jedenfalls richtig begeistert, auch wenn er sich nicht alles genau gemerkt hat. Gemerkt hat er sich aber von Herwig Huber dem Rechtsmediziner, dass er einmal ein Hirter Bier probieren muss. Damit kann der Kellner leider nicht dienen, bringt stattdessen ein Gösser Bier und erklärt aber bereitwillig, wo es Erik´s Wunschbier gibt.

Der Freitag beginnt nach dem Frühstück mit einem Spaziergang durch die Klagenfurter Altstadt, wobei den Kommissaren die Sage zu dem Lindwurm, dem Wahrzeichen der Stadt, genauestens erzählt wird. Die Geschichte geht weit zurück, als zwischen dem Wörthersee und der Drau nur feuchtes Moos war, wo dieses gefräßige Ungeheuer lebte. Herzog Karast von der Karnburg gelang es, mittels verlockender Versprechungen von Reichtum, eine Schar von Knechten zu überreden, sich dem Kampf zu stellen und das Ungetüm zu töten. Genau an dieser Stelle entstand ein kleines Dorf, aus welchem sich später Klagenfurt entwickelte.

Auch eine Fahrt mit dem Schiff einmal um den Wörthersee ist an diesem Tag dabei, um die Landschaft vom Wasser aus zu beobachten.

Schließlich kommt es zum Wochenende, der Samstag, welcher mit einem innigen Kuss und Geburtstagswünschen von Erik beginnt. Außerdem legt er ihr ein Flugticket und eine Pralinenschachtel hin.

Andrea schluckt aufgeregt: »Achtzehn Tage Urlaub im Dezember? Aber … weiß das unser Präsident?«, fragt sie gleich skeptisch.

»Das ist bereits alles geregelt und ich habe seine feste Zusage. Außerdem kann Lena mittlerweile ganz gut unser Team leiten«, beruhigt sie der Däne.

»Wahnsinn, Brasilien! Ein Hotel direkt an der Copacabana in Rió de Janeiro … für ein paar Tage schwimmen im warmen Meerwasser. Außerdem, Patagonien. Eisberge und Gletscher sowie eine Garantie um Pinguine zu sehen. Ich bin begeistert. Danke Schokobär«, sagt sie mit einer innigen Umarmung erfreut.

»Übrigens, einen Bikini für dich kaufen wir vor Ort. So kleine Teile gibt es hier nicht, das habe ich in Rió schon selbst gesehen«, lächelt der Kommissar verschmitzt.

Während des gemeinsamen Frühstücks treffen schon zahlreiche Geburtstagswünsche in Form von SMS-Nachrichten ein. Natürlich haben nicht nur die Kollegen geschrieben, auch von der kriminaltechnischen Untersuchung oder dem Gerichtsmediziner sind Wünsche dabei. Eine Nachricht hebt sich natürlich recht deutlich ab. Trotzdem muss Andrea schmunzeln.

»Hör zu was Lena schreibt: ›Alles Gute und ganz viel Gesundheit zu deinem 40er. Lass dich nicht vom Alter beeinflussen. Du siehst noch immer toll aus! Ich küsse dich! Aber lass noch etwas von Erik übrig und verwende lieber manchmal mein summendes Geschenk. Bussi, Lena‹ … dieses Luder!«

Dann packt sie ihr vor der Abreise bekommenes Geschenk aus und vergewissert sich, ob der Vibrator auch Batterien hat. Erik blickt nur etwas bedauernd, sagt aber lieber nichts.

»Als du damals nach Fürstenfeldbruck gekommen bist, hätte es genauso gut umgekehrt laufen können. Wäre Lena damals schneller gewesen und ich hinterher gelaufen, ich würde mich wahrscheinlich auch nicht zurückhalten«, ist ihre ehrliche Antwort. »Ich weiß, auch die Hochzeit wird nicht viel ändern oder anders gesagt, wir hätten damit auch bis kurz vor dem Umzug warten können, denn dann ist es für und mit Lena vorbei. Wenn ich mich heute deshalb schlecht fühlen würde, ändert das auch nichts. Also denke ich gar nicht daran. Und trotzdem hoffe ich, dass du mir noch ein bisschen Zeit hier gibst bevor es losgeht!«

»Das mache ich, darüber haben wir auch schon genug gesprochen. Aber jedes Jahr um ein weiteres Jahr den Umzug nach Südamerika zu verschieben, mache ich sicher nicht mit. Auf das Wetter hier habe ich einfach keine Lust mehr.«

»Ja, ja, ich weiß. ›Grau, kalt, neblig, feucht, mit ewig langen Wintern. Nie wieder eiskratzen und schneeschieben!‹ Ich kenne deine Worte nur zu gut«, sagt sie, weiß aber auch, dass er damit recht hat und sie ebenfalls liebend gerne auf diese Sorte Winter verzichten kann.

Der Geburtstagsausflug führt zuerst zum historischen Wahrzeichen von Kärnten. In Sankt Georgen am Längsee steht die beeindruckende, über eintausend Jahre alte und sehr gut erhaltene Burg Hochosterwitz. Der Kommissar erkennt sofort einen steilen Schrägaufzug, um die etwa 175 Höhenmeter relativ rasch zu überwinden. Doch Andrea hält dagegen, da sie schon vorher sich informiert und über die Burg gelesen hat und gerne langsam hochgehen möchte. Den teilweise steilen Aufstieg über diese Felsenburg quittiert Erik gleich mit einem Seufzer. Doch mit jedem Höhenmeter und den diversen Informationstafeln sowie den 14 Toren mit Zugbrücken wird sein Interesse größer. Sogar eine Burgkirche und einen Blumengarten gibt es auf dem Weg nach oben zu sehen. Nebenbei immer wieder herrliche Blicke in alle Richtungen. Als sie ganz oben ankommen, öffnet sich der schmale steile Weg zu einem großen, kastanienbewachsenen Hof mit einem Restaurant. Nach einem Erfrischungsgetränk wird auch das Burgmuseum besucht. Erik lässt sich sogar breitschlagen, den Rückweg ebenfalls zu Fuß zu gehen.

Am Nachmittag werden die Orte auf der Nordseite des Wörthersees besucht. Zuvor gibt es aber im Gasthaus auf dem Magdalensberg ein köstlich zubereitetes Mittagsessen. In Velden genießen anschließend die Kommissare bei direktem Seeblick eine süße Nachspeise. Strudel wird bestellt. Eine Spezialität aus Österreich, auch wenn sie ursprünglich aus Ungarn stammt. Darüber wird Puderzucker, der hier Staubzucker heißt, gestreut.

Nach wenigen Minuten kommt bereits der Ober sehr galant angerauscht: »Bitte sehr, bitte gleich. Zwei Verlängerte für die Herrschaften. Einmal Topfenstrudel für die reizende Dame und Apfelstrudel für den Herrn Gemahl«, erklingt ein Singsang an Dialekt des höflichen und adrett gekleideten Kellners.

Andrea schmunzelt über die Bezeichnung Gemahl und die nette Bewirtung während Erik belustigt meint: »Hier wird man ja sehr höflich angesprochen und bedient. Nicht lange her, da war ich bei uns essen und wurde gefragt: Wås wülst?«, kichert er.

Am Nebentisch sitzt ein junger Mann mit offensichtlich seiner Mutter und bestellt Sachertorte mit Schlag, während sich Erik von seiner Kollegin erklären lässt, was genau ein ›Verlängerter‹ sein soll. Auf jeden Fall schmeckt dem Dänen alles zur vollsten Zufriedenheit. In dem Moment, als Erik zahlt, fällt am Nachbartisch dem Mann sein Gesicht in die halb gegessene Torte.

»Der Schlag war wohl etwas zu heftig«, schmunzelt Erik leise zum Kellner.

»Manche Piefke vertragen unseren Schlag nicht«, bedankt sich der kassierende Kellner flüsternd, der anhand des Akzents erkannt hat, dass er keinen Deutschen vor sich hat.

Als der Mann aber plötzlich auch noch zusammensackt und auf den Boden fällt, erkennen alle, dass es kein Spaß ist und versuchen sofort Hilfe zu leisten. Die Frau schreit aufgeregt, während Erik leider feststellen muss, dass der Mann keinen Puls mehr hat. Ein Arzt kommt von der anderen Seite gelaufen und gemeinsam versuchen sie den Betroffenen zu reanimieren. Noch bevor die Rettung eintrifft, schüttelt der helfende Arzt bereits resignierend den Kopf. Wenig später gibt der Notarzt die Bestätigung, dass der Mann verstorben ist.

»Herzinfarkt?«, fragt Erik naserümpfend, als er den Arzt hört. »In dem Alter? Ich will mich ja nicht in die Arbeiten der österreichischen Mediziner einmischen, aber einmal Blut abnehmen, damit würde man zumindest die Todesursache genauer bestimmen können.«

Der helfende Arzt gibt Erik recht und so wird immerhin einmal eine Blutabnahme verordnet.

»Der Mann heißt Gustav Schwaab, ist 28 Jahre, deutscher Urlauber und wohnte bei uns in Fürstenfeldbruck«, kommt Andrea mit der Information von der Frau zurück.

Kurz darauf wird der Leichnam abgeholt und der Gastbetrieb im Restaurant geht wieder weiter. Auch die zwei Ermittler vergessen den traurigen Vorfall relativ schnell. Sie sind durch ihren Beruf solche tragische Momente gewohnt, haben aber auch gelernt, schnell abzuschalten und ins eigene Privatleben zurückzukehren.

Am nahen Bootsverleih mieten sie ein Ruderboot und rudern damit weit auf den See hinaus. Die Sonne strahlt von einem fast wolkenfreien Himmel, es ist angenehm warm und Andrea zeigt ihren neuen Bikini.

»Wow, mit dem hübschen Bikini an deinem attraktiven Körper und deinen feurig roten und schulterlangen Haaren wirst du den Mädels an der Copacabana bestimmt mächtig Konkurrenz machen«, schwärmt Erik, der mittlerweile auch nur noch in Badehose das Holzruder schwingt. »Was ich dir aber dort kaufe, hat fast nur noch Bänder«, kichert er.

Mitten auf dem See lassen sie sich nur noch treiben. Andrea verschiebt den Stoff des Bikinis um wenige Zentimeter, was Erik´s Augen sofort größer und leuchtender werden lässt. Auch in seiner Badehose tut sich was und wird größer und unruhiger. Darum zieht auch er den Stoff der Badehose zur Seite und lässt sein steifes Teil baumeln.

»Hübsch, wie ihr zwei mich so interessiert anschaut«, sagt Andrea und um Erik noch mehr zu begeistern, beginnt sie mit den Fingern zwischen ihren gespreizten Beinen sich zu streicheln.

»Vielleicht hätten wir uns für ein gemütlicheres Boot mit Matratze entscheiden sollen«, bedauert der Däne, der jetzt am Liebsten über seine Chefin und zukünftige Braut herfallen würde.

»Ich gebe zu, ein bisschen schwierig ist das schon. Aber ich habe eine Idee, wie wir uns abkühlen können«, antwortet sie, worauf seine Augen bereits lüstern leuchten, doch sie zu seiner Enttäuschung einfach ins Wasser springt. »Na komm! Als Däne musst du doch solche Temperaturen gewöhnt sein.«

»Knapp 22 Grad nenne ich Eiswasser. Däne hin oder her, ich war sehr oft in der Südsee und bevorzuge Wassertemperaturen um die knapp 30 Grad.«

Trotzdem geht er ins Wasser, wenn auch nur sehr langsam und zaghaft, da ihm klar ist, Andrea wird darauf drängen und nicht locker lassen bis er eingetaucht ist. Ein paar Runden schwimmen sie ums Boot, dann langt es dem Kommissar mit der Erfrischung, während sie noch eine Weile im Wasser verbleibt.

Als sie ins Boot zurück klettert, muss er schmunzeln. »Immerhin hat das kalte Wasser deine Brustwarzen erheblich vergrößert. Die sind ja zum Anbeißen! Wie Vanillekuppeln!«

»Mhm … dafür hat sich bei dir so gar nichts vergrößert. Ganz im Gegenteil!«, kichert sie boshaft zurück.

Trotzdem erkennen beide recht schnell, dass das Wasser ihre innere Hitze nicht abgekühlt hat.

»Ich glaube, es wird Zeit, dass wir zurückkehren und aufs Zimmer kommen. Die Vanillekuppeln wollen liebkost werden«, sagt sie einladend, worauf der Däne kräftig die Ruder schwingt.

Beide blicken sich wortlos und verführerisch an und wissen, so einen schönen Tag wollen sie auch mit einem aufregenden körperlichen Höhepunkt feiern. Darum kann es plötzlich gar nicht schnell genug gehen. Das Boot wird zurückgebracht und die Strecke von Velden nach Reifnitz im erlaubten Höchsttempo gefahren. Als Erik aus der Dusche kommt, liegt Andrea bereits geschminkt, in einer zarten Parfumwolke und verführerisch nur in Strümpfen bekleidet auf dem Bett. Sie hat gerade ihre Pralinenschachtel geöffnet und steckt sich ein Trüffelstück in den Mund, während dem Dänen die Männlichkeit in die Höhe schnellt.

»Die schmecken sehr gut. Magst du Nougat probieren, mein Schokobär?«, fragt sie verführerisch.

»Und ob ich will!«, meint er, legt sich über sie, versucht dabei in sie einzudringen und öffnet gleichzeitig seinen Mund in Erwartung einer Praline.

»Wenn du das jetzt machst, brauchst du aber ganz lange Finger um die Praline wieder zu finden oder kannst es gleich sein lassen, weil sie ziemlich sicher zerronnen ist«, kichert Andrea, womit Erik bewusst wird, wo sie sein Schokoladenstück für ihn versteckt hat.

Mit einem Schmunzeln und gleichzeitig etwas erstaunt küsst er ihre Lippen, dann den Hals, Kavalergang, begrüßt leckend die harten Nippel, den Bauch, Nabel und glatten Schamhügel. Dann beginnt seine Zunge mit der Suche nach der Köstlichkeit, findet sie und leckt so lange daran, bis absolut keine Schokoladenspuren mehr zu sehen sind. Die Gründlichkeit, mit der Erik dabei vorgeht, bedeutet natürlich auch, dass keine Stelle unberührt bleibt, Andrea himmelhochjauchzend kommt und ihn anschließend vor Freude fest an sich zieht.

»Das war herrlich … nein, großartig! Komm, lass uns zum Fenster gehen und die Aussicht genießen«, sagt Andrea begeistert und zieht Erik mit sich.

Der Blick auf die Halbinsel von Maria Wörth und den See hinaus, ist sehr schön und wird kurz darauf für Erik, als sich Andrea vor ihn hockt, mit ihrem Mund noch verschönert. Als sie zufrieden mit dem glänzenden und steifen Teil ist, welches sie so hingebungsvoll geformt hat, steht sie auf, lehnt sich über den Fenstersims und wackelt frech und einladend mit ihrem Hinterteil. »Heute warst du ja sehr nett. Du bist mir zu Liebe die Burg rauf und runter gegangen, hast sofort erste Hilfe geleistet, auch wenn es nicht zum Erfolg geführt hat und hast mich über den See gerudert. Vom Geburtstagsgeschenk will ich gar nicht sprechen. Jetzt will ich dich belohnen und du darfst machen, nach was es dich gelüstet«, meint sie und reicht ihm eine Gleitcreme. Erik lächelt erfreut, geht es ganz langsam an um alles auszukosten, bis auch der Däne den schönen Tag mit einem ganz besonderen Höhepunkt krönt.

Andrea keucht und meint kichernd: »Lena`s Geschenk haben wir gar nicht gebraucht aber ich glaube, jetzt habe ich mir die Zigarette danach verdient«, wozu sie nach der Schachtel greift, in ihrer lustvollen Stellung verharrt gleich eine anzündet und einmal kräftig inhaliert.

»Ist hier im Zimmer nicht Rauchverbot?«, fragt Erik.

»Die Zigarette ist ja nicht im Zimmer. Wenn du genau schaust siehst du meine Hand zehn Zentimeter draußen im Freien. Außerdem … so wie dein Glücksbringer jetzt in mir geraucht hat, brauchst du solche Frage gar nicht stellen«, schmunzelt sie.

Sonne, Sex, schöne Ausflüge, ein herzhaftes Mittagessen mit Fleisch und Knödel, tolle Aussichten auf die Berge und Seen genauso wie die Bootsfahrt auf dem Wörthersee. Der Tag hätte für den Kommissar nicht besser sein können. Sogar der steile Aufstieg zur Burg war die Mühe wert. Dafür ist beim Abendessen der Hunger kaum mehr vorhanden. Der Kellner schlägt vor, eine Kleinigkeit zu probieren und erzählt von Kletzennudeln. Kletzen sind getrocknete Birnen, die mit Zimt, Zucker und manchmal auch Nelkenpulver zu einer Paste verarbeitet werden.

»So wie Kasnudeln, nur mit Birnenfüllung?«, fragt Erik und bekommt sofort den hochgestreckten Daumen des Kellners zu sehen. Der Däne ist total begeistert und findet diese Variante sogar noch etwas köstlicher. Fast ärgert er sich, dass er keinen Hunger mehr hat, sonst hätte er liebend gerne noch eine Portion bestellt. Dafür bekommt er sein Hirter Bier zu probieren, wofür sie die spezielle Gaststätte aufgesucht haben. Andrea hat sich für Kaiserschmarren entschieden, der natürlich auch typisch Österreich ist, auch wenn niemand wirklich weiß, wer ihn wirklich erfunden hat und wann das gewesen ist. Dass es zu einer Zeit eines Kaisers war, ist anzunehmen.

Am Sonntag wird nach einem wunderbaren und ausgiebigen Frühstück ausgecheckt und die Rückfahrt nach Deutschland angetreten. In Villach, der zweitgrößten Stadt von Kärnten, halten sie an und spazieren einmal über die Draubrücke und den Hauptplatz bis zur Stadtpfarrkirche hoch. Bevor es wieder zurück auf die Autobahn geht, sehen sie noch eine Burg die gar nicht weit entfernt ist. Da sie genug Zeit haben, machen sie den Abstecher und befinden sich bald darauf auf der Burgruine Landskron. Der Ausblick bei einem gleichzeitigen Kaffee ist fantastisch. Ein hilfsbereiter, älterer Herr erzählt, was die Augen der Hauptkommissare zu sehen bekommen.

»Hier an der rechten Seite sieht man einen Teil des Ossiacher Sees, der Berg dahinter nennt sich Gerlitzen und der Ort dort unten heißt Annenheim.«

»Du meine Güte«, unterbricht Erik plötzlich und schaut Andrea an. »Von hier kommt doch die Gerichtsmedizinerin her. Das war mein zweiter Fall in Bayern.« Dann entschuldigt er sich und bittet den Mann fortzufahren.

»Gegenüber hier liegt der Oswaldiberg, dort wo man die Kirche ganz oben sehen kann. Unten erkennt man die Autobahneinfahrt in den Tunnel, die euch dann nach Deutschland bringt. Links davon sieht man den Kumitzberg und weiter links die Stadt Villach. Die Bergkette dahinter sind die Karawanken und bilden die Grenze zu Italien und Slowenien. Der eine hohe Berg der dort herausblickt befindet sich in den julischen Alpen, nennt sich Mangart und liegt bereits in Italien an der Grenze zu Slowenien. Und hier vorne unten der Stadtteil heißt Landskron wie die Burg auf der wir uns gerade befinden.«

Die beiden Ermittler nicken dankend und sehr erfreut, über die unerwarteten Informationen und blicken sich begeistert um. Als der Mann sieht, wie Andrea mit ihrer Kleinbildkamera fotografiert meint er ganz nebenbei.

»In Landskron gibt es den besten Fotografen weit und breit. Er heißt Franz, ein sehr sympathischer Mann, mit seiner sehr fröhlichen Frau Elisabeth und einer lieben Tochter, der Lena. Er entwickelt mir heute noch die Filmrollen von meiner analogen Kamera, weil ich meinen alten Fotoapparat noch immer nicht weggeben will. Foto Laimböck nennt sich das Geschäft, falls ihr einmal richtig schöne Bilder haben wollt. Unter www.laimboeck.net findet ihr ihn. Übrigens, in Deutschland, südlich von Mainz gibt es auch eine Burg Landskron. Genauso in Frankreich, in Leyen, direkt an der Schweizer Grenze. Alle drei schreiben sich gleich. Und in Görlitz gibt es sogar einen Brauerei Landskron die verschiedene Landskroner Biere herstellt.«

»Oh, Görlitz! Das ist die östlichste Stadt von Deutschland und liegt in Sachsen. Aus diesem Bundesland komme ich her«, erzählt Andrea ganz schnell. »Aus Sachsen, wo die hübschen Mädchen wachsen!«

»Das kann ich bestätigen«, schmunzelt Erik. »Interessant!«, sagt der Kommissar und bedankt sich herzlich bei dem Mann für seine hilfsbereiten Informationen. »Ich kannte bisher nur ein Landskrona. Das liegt gegenüber von Kopenhagen auf der schwedischen Seite.«

Als später die Ermittler im Auto sitzen und den Rückweg bestreiten, fragt Erik. »Sag mal, sind in Österreich alle so heilig oder wie kommt es, dass es so viele Orte mit Sankt oder Maria gibt? Wir sind durch Maria Saal, Maria Rain, Maria Gail und Maria Wörth gefahren.«

Andrea schmunzelt und schaut gleich im Internet nach. Als sie die unendlich lange Reihe der Ortsnamen mit Maria und Sankt sieht, ist sie selbst erstaunt und zuckt mit den Schultern. »Gute Frage, das können wir ja unseren Mediziner aus Viktring fragen«, wozu beide lachen müssen.

Merkwürdige Mieter

Bevor die tägliche Morgenbesprechung in der Mordkommission an diesem Montag, dem 6. Juni beginnt, gibt es für die Chefin eine ganze Menge herzlicher Umarmungen und Geburtstags-Glückwünsche. Auch Geschenke sind dabei und es dauert eine Weile, bis sich alle gesetzt haben und sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren.

Trotzdem ist die Arbeit für manche eher zweitrangig. 2er seine erste Bemerkung zur Chefin ist: »Sag mal, hast du in letzter Zeit zugenommen? Und jetzt in Kärnten noch einmal etwas darauf gepackt? Aber der weinrote Hosenanzug passt dir!«

»Danke für dein Kompliment! Nur als Information. Ich bin jetzt 40 und ja, auch bei mir wird das Gewicht nicht weniger, sondern eher mehr. Ich glaube, das ist auch an dir nicht zu übersehen! Doch ich mach mir darum keine Sorgen, selbst wenn ich mit Lena´s Knackarsch vielleicht nicht ganz mithalten kann. Warten wir ab, wie es bei ihr in elf Jahren aussieht und ob dann nicht bei unserer Blondie ein hängendes Hinterteil zu sehen gibt«, kichert sie. »Außerdem, Erik mag es, wenn eine Frau fraulich aussieht und etwas auf den Hüften präsentieren kann«, antwortet die Chefin ganz locker und entspannt.

»Macht euch um meinen Arsch keine Gedanken«, hält Lena gleich dagegen, die heute im roten Hosenanzug mit ihren passenden hohen Stöckelschuhen zu sehen ist. »Außerdem kommt es nicht nur darauf an, wie der Arsch aussieht, sondern was man damit macht«, grinst sie erklärend, wozu der 2er wenig begeistert die Nase rümpft.

Da es ja keinen dringenden Fall gibt, müssen die beiden Kommissare aber zuvor, zumindest im Schnelldurchgang, ihren Kurzurlaub in Kärnten am Wörthersee beschreiben und werden dabei ein paar Mal ein bisschen beneidet. Alleine schon des Wetters wegen. Auch der traurige Zwischenfall bei Apfel- und Topfenstrudel sowie Sacher Torte wird erwähnt.

»Ganz eine andere Frage«, meint aber plötzlich der 2er interessiert. »Wer von euch ändert eigentlich mit der Hochzeit am Samstag den Familiennamen? Wird die Frau Steiner jetzt zu einer dänischen Ingvardsen?«, lacht er.

»Nein, wir behalten beide unsere Namen und ändern nichts. Das ist mittlerweile auch in Deutschland erlaubt. Andrea bleibt die Frau Steiner und ich der Herr Ingvardsen«, erklärt Erik. »Somit muss niemand von uns irgendwelche Dokumente ändern.«

»Und wen habt ihr jetzt als Trauzeugen gewählt?«, will Sabrina wissen.

Andrea schmunzelt: »Wir haben lange überlegt, weil Lena eine verrückte Idee hatte. Meistens wählt ja die Braut eine Freundin und der Bräutigam einen Freund aus. Unsere Blondine behauptet, um das Brautpaar wirklich in den Stand der Ehe ziehen zu lassen und zu wissen, ob sie den Partner glücklich machen können, müssen die Trauzeugen sich selbst davon überzeugt haben. Das geht nur, wenn sie mit ihnen schon einmal im Bett waren.«

Die Kollegen kichern, weil das natürlich wieder einmal typisch nach der frechen Lena klingt.

»Ihr lacht, aber diesmal meine ich das wirklich ernst!«, sagt die Blondine. »Wer im Bett eine Schlaftablette ist, wird später Probleme in der Ehe vorfinden. Da bin ich mir sehr sicher. Ein Mann muss es verstehen und wissen, wie man eine Frau zufriedenstellend befriedigt und darf nicht nur an seinen vollen Sack denken. Aber …«, dabei wird sie bei ihrer Erklärung vom 2er unterbrochen weil er beim vollen Sack laut aufbrüllen muss. »2er, ich kann nur für deine neue Freundin hoffen, dass du nicht so bist und hoffentlich weißt, dass eine Frau direkt neben dem Geburtskanal auch eine Klitoris hat, die ebenfalls verwöhnt werden will«, sagt sie ganz locker in seine Richtung, wozu die Chefin hörbar laut schnauft, weil die Blondine immer so direkt ist und selbst in der Arbeit über Sachen spricht, die bei anderen nicht mal in engsten Freundeskreisen erwähnt werden. »Aber um den Satz von vorhin zu Ende zu bringen. Umgekehrt soll natürlich auch eine Frau genau wissen, wie man einen Mann verführt und nicht einfach nur die Beine breit macht. Vor allem soll ihr nicht die Fantasie ausgehen, wenn es mal einen Zeitpunkt gibt, wo es vielleicht im Bett einzuschlafen droht. Wie auch immer, darum war das meine Idee mit den Trauzeugen.«

»Danke für die ausführliche Erklärung. Was würden wir nur ohne unsere Plaudertasche Lena machen? Jetzt wissen wir und der 2er sogar, wo sich die Klitoris einer Frau befindet«, sagt Andrea und blickt schulterzuckend in die Runde. »Ich muss zugeben, ich finde die Idee lustig, trotzdem habe ich nicht zugestimmt, weil ich schon vor langer Zeit, sollte ich jemals heiraten, einer alten Freundin diesen Part versprochen habe. Steffi aus Emmering, die Treue-Testerin aus einem alten Fall, sollten sich manche noch daran erinnern, wird meine Trauzeugin sein. Lena wird Erik´s Trauzeugin sein. Aber Lena … es gibt einen Mann im Präsidium, der auch beim Geburtstagsausflug und bei der Hochzeit dabei sein wird, der deine Sorge bestätigen könnte«, wozu bei dieser Bekanntgabe von Andrea ein paar staunende Gesichter zu sehen sind, da niemand weiß, um wem es sich handeln könnte, während Lena´s erotische Nähe zum Hauptkommissar allgemein bekannt ist.

»Bist du dann in der Hochzeitsnacht auch dabei?«, fragt der 2er die Kollegin interessiert.

»Soll nicht an mir liegen aber ich denke, die wollen sie lieber alleine schieben … ich meine verbringen. Außerdem läuft in der Hochzeitsnacht selten was, weil die beteiligten oftmals betrunken sind«, glaubt die Blondine zu wissen.

»Sag mal, wie war das damals bei dir Erika?«, fragt die Fallanalytikerin die 60-jährige Polizeihauptmeisterin, weil sie wissen will, ob das stimmt und sie es auch so sieht.

»Äh … das ist sehr lange her. Ich wurde damals als Braut entführt, es gab viel zu trinken und das hat so lange gedauert bis wir gefunden wurden, wir hatten gar keine Hochzeitsnacht erlebt.«

»Ich muss trotzdem kurz erwähnen, dass der Termin noch nicht bestätigt ist. Ich war ja schon einmal in Dänemark verheiratet. Darum will Deutschland meine Scheidungspapiere haben und diese müssen auch übersetzt werden. Da gibt es offenbar Probleme, weil es sprachliche Differenzen gibt, was die Übersetzung betrifft. Im Klartext. Die wörtliche Übersetzung ergibt ein anderes Ergebnis als die sinngemäße Übersetzung«, erklärt der Hauptkommissar leicht ächzend. »Ich habe leider nicht gewusst, dass Deutschland für die Ausrichtung einer Hochzeit einen Staatsakt daraus macht. In Dänemark braucht man lediglich einen Pass dafür.«

»Hoffen wir das Beste, sonst bist du gar mit zwei Frauen verheiratet! Und was gibt es hier neues?«, fragt Andrea, um endlich auf die Arbeit zurück zu kommen.

»Der Unfallfahrer ist weiterhin nicht geständig, absichtlich den Zusammenstoß herbeigeführt zu haben Aber es hat sich immerhin ein weiterer Zeuge gemeldet, der den Unfall und die Situation vollkommen anders beschreibt. Das muss wohl der Richter letztendlich entscheiden«, erzählt Mike.

»Aufgrund von vermehrten Zivilfahrten der Polizei im Umkreis von Fürstenfeldbruck, sind die beiden falschen Polizisten vorerst einmal nicht weiter in Erscheinung getreten«, informiert der 1er die Kollegen.

»Es sind auch keine weiteren Anzeigen gegen die beiden eingegangen«, ergänzt Erika.

»Vielleicht haben sie in der Zwischenzeit den Standort gewechselt? Oder sind auch in Urlaub gefahren. Ihr habt doch gesagt, der Tote am Wörthersee kommt aus Fürstenfeldbruck. Vielleicht war er es«, kichert der 2er.

»Seine Begleitung war aber nicht, wie ihr beschrieben habt, ein gleichaltriger Mann, sondern eher seine Mutter«, wird er von Andrea aufgeklärt. »Er heißt Gustav Schwaab, war 28 Jahre alt und sollte in der Landsberger Straße wohnen. Mehr habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Sabrina, schau bitte einmal nach, ob vielleicht eine Zeitung über seinen Tod berichtet hat. Miriam, du könntest Günther dazu fragen. Es würde mich interessieren, ob es genauere Informationen zu seinem plötzlichen Tod gibt.«

Sabrina beginnt sofort im Internet zu suchen, während die Kollegen weiter über die kleineren Delikte, die eingegangen sind, diskutieren. Plötzlich läutet bei Erik das Telefon.

»Nå, seit´s wieda guat zruck kuman oda håbt´s eich ins Kärntner-Lånd valiabt und wollt´s durt bleibn?«, beginnt der Gerichtsmediziner zu fragen.

»Hallo Herwig. Oder soll ich sagen, Viktringer? Ja, es war wirklich schön. Essen kann man auch sehr gut, aber mir wären dort zu viele Touristen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das im Hochsommer aussieht. Oder bei Schnee und Wintersportler ohne Ende! Da muss ich dich enttäuschen, es ist für mich kein Land zum Leben. Dafür hast du für uns eine gemütliche Übernachtung gebucht.«

»Freut mich für euch! Warum ich jetzt anrufe, ich habe hier eine Leiche liegen«, meint er informierend und wieder besser sprachlich verständlich für den Dänen.

»Das ist sicher nicht ungewöhnlich in der Pathologie«, sagt Erik etwas verwundert.

»Du schlauer Fuchs! Aber ich habe eine Leiche aus Österreich vor mir liegen. Genau genommen aus Velden am Wörthersee. Mit einer Blutprobe, die vor Ort vorgenommen wurde. Auf Anraten eines vor Ort helfenden Arztes und eines dänischen Klugscheißers und Hauptkommissars«, grinst der Mediziner. »Offiziell ist es ein Herzinfarkt. Da die Person von hier kommt, haben die Kärntner Kollegen gleich die Arbeit weiter geleitet, was bedeutet, ich darf die Obduktion, falls ich es für notwendig halte, machen. Ich habe damit noch nicht begonnen, aber das Blut zeigt mehrere Werte, die völlig unnatürlich sind. Wenn ihr nicht in Arbeit erstickt, kommt doch vorbei, dann kann ich euch das genauer erklären«, beendet Dr. Herwig Huber das Gespräch.

»Ich glaube, wir haben einen Fall. Sabrina, du brauchst gar nicht weiter zu suchen. Die Person liegt als Leiche bei deinem Freund«, sagt Erik informierend.

Der Däne und sein Dreimäderlhaus gehen sofort in die Rechtsmedizin und wollen natürlich mehr über den Toten erfahren. Der Mediziner staunt, dass die Mordkommission gleich zu viert erscheint.

»Erik und seine Schnecken. Heute sogar alle drei in hübschen Hosenanzügen. Weinrot, dunkelblau und knallrot. Habt ihr euch abgesprochen? Sie halten dir wohl noch immer die Treue? Aber mit der Hochzeit zerfällt bald endgültig dein Trio. Miriam ist ja bereits vergeben. Übrigens, ich dachte, du bist noch in Mutterschutz? Was macht dein Schreihals?«, fragt Herwig ganz ohne Dialekt.

»Wieso glauben alle, ich habe einen Schreihals? Gehst du dabei von dir aus, wie du als Baby warst? Das mit dem Vergeben sein ist auch so eine Sache. Ich gehöre nur mir alleine! Und um deine letzte Frage zu beantworten, ich habe vor ein paar Tagen wieder zu arbeiten begonnen. Noch nicht Vollzeit, aber auch nicht viel weniger«, klärt ihn die Fallanalytikerin auf.

»Und ja, wir halten unserem Dansk Mand die Treue und folgen ihm als seine schleimigen Schnecken, die an ihm kleben«, legt Lena kichernd noch einen drauf.

»Jetzt wollen wir aber nicht über irgendwelche Beziehungen sprechen, sondern viel lieber hören, was du uns zu erzählen hast«, sagt Andrea bestimmt.

»Also gut. Gustaf Schwaab, 28 Jahre. Tod durch Kreislaufversagen. Blei, Quecksilber und Arsen sind wohl die Hauptgründe, die zu seinem Tod geführt haben. Zumindest habe ich diese drei Elemente in seinem Blut feststellen können. Aber nicht in einer sehr hoch dosierten Menge, die zum schnellen Tod geführt hat. Er muss sehr langsam und somit über einen längeren Zeitraum vergiftet worden sein.«

»Wie wirkt sich das aus?«, fragt Erik.

»Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, innere Blutungen, Koliken, Nieren- und Kreislaufversagen. Wenn man langsam vergiftet wird, wirkt es sehr schleichend und man denkt natürlich nicht an eine Vergiftung. Jeder Mensch reagiert zwar etwas anders aber viele Menschen würden bei Kleinigkeiten an eine Magen- und Darmgrippe denken und möglicherweise versuchen, sich vielleicht selbst zu helfen. Auch der Hausarzt würde es nicht gleich merken, außer er nimmt dem Patienten Blut ab und lässt es genau analysieren.«

»Also wurde er ermordet?«, will Andrea genau wissen.

»So ist es. Und wenn er nur ein paar Tage in Kärnten auf Urlaub war, dann wurde er sicher nicht dort, sondern hier vergiftet und der Mörder ist in der Umgebung zu suchen und zu finden. Ich sehe mir die Leiche noch genauer an und werde versuchen, auszurechnen, seit wann er vergiftet wurde. Vorausgesetzt … die Dosis war immer gleich hoch. Das heißt, absolute Garantie kann ich leider keine abgeben«, beendet der Mediziner seinen Vortrag.

»Oder die Mörderin, du weißt ja, Gift ist Frauensache«, schmunzelt Lena.

»Eh klår, Blondie. Das ist deine Arbeit und du darfst es gerne rausfinden. Und ihr zwei, wie war´s? Habt ihr auch etwas aus meiner Heimat mitgebracht? Wenigstens schönes Wetter aus Kärnten ist ja jetzt hier angekommen«, fragt er die beiden Urlauber.

»Das erzählen wir dir alles auf dem Schiff, wenn wir die Rundreise machen«, meint Andrea, die natürlich jetzt Interesse hat, den Mord ganz schnell aufzuklären.

»Dafür wissen wir jetzt, wo du wirklich her kommst. Aus Klagenfurt-Viktring«, sagt Erik, wozu Lena gleich überrascht herzlich lachen muss.

»Was echt? Aus Ficking?«, meint sie und wird von Herwig sprachtechnisch sofort korrigiert.

»Jedenfalls habe ich Punschkrapfen, Rumkugeln und einen hochprozentigen Stroh-Rum gekauft«, lässt Erik ihn wissen.

Der Mediziner lacht verwundert: »Alles mit Rum!? Du bist ja gar kein Dansk Mand, wir müssten dich ja ›Rum-Men‹ nennen. Oder Rumkugel, wenn ich deinen fortgeschrittenen Bauch sehe«, wozu er nicht sehr nette Blicke der vier Ermittler zu sehen bekommt.

Zurück in der Mordkommission beginnt die Chefin sofort mit der Einteilung der Arbeitsaufgaben. Sabrina, Erika und Mike sollen sich um die Angehörigen kümmern und feststellen, wo er gearbeitet hat. Außerdem muss bei seiner Bank nachgefragt werden, wie seine finanzielle Situation aussieht.

»Meier´s! Ihr befragt, sobald wir den Arbeitgeber kennen, seinen Chef und die Arbeitskollegen. Die Frau, die Erik und ich zusammen mit ihm in Österreich gesehen haben, müsste seine Mutter sein. Leider habe ich keinen Namen von ihr erfahren«, bedauert Andrea. »Laut Meldeamt wohnt er in der Landsberger Straße, in die wir vier jetzt fahren. Lena und Miriam, ihr könnt ja beginnen, die Nachbarn zu befragen, falls jemand um diese Uhrzeit zu Hause ist. Erik und ich kümmern uns zuerst um seine Wohnung.«

Damit ist die kurze Besprechung schon wieder beendet. Als die Ermittler zu dem Mietshaus kommen, ist gerade der Briefträger dort und sortiert seine Post in die unten befindenden Postkästen.

»Polizei Fürstenfeldbruck. Ich habe eine Frage. Gibt es hier einen Hausmeister?«, will Andrea wissen.

»Nein, nicht das ich wüsste. Hier gibt es nur acht Wohnungen. Ich glaube, das würde sich nicht rechnen«, meint er und füllt die Briefkästen vorrangig mit seiner Reklame voll.

»Kennen Sie einen Gustav Schwaab?«

»Wohnt ganz oben links. Aber kennen … nein. Ich habe ihn ein paar Mal gesehen. Hier unten bei den Müllcontainern oder wenn ich einen eingeschriebenen Brief hatte. Das ist ein ehrenwertes Haus, wo sich alle lieb haben!«, lacht er und verabschiedet sich.

»Wie meinen Sie das?«, fragt Andrea schnell.

»Das finden Sie sicher schnell raus, wenn Sie mit den Leuten gesprochen haben!«, ruft er zurück und tritt gleichzeitig in die Pedale seines Fahrrads.

»War das jetzt ernst gemeint oder sarkastisch?«, fragt Andrea die Kollegen.

»Oje, ich befürchte, das war eher negativ gemeint«, sagt Miriam nicht ganz begeistert.

Das Haus ist alt und hat natürlich keinen Lift. Aber jemand hat unten gekonnt und sehr kunstvoll zwischen den beiden Wohnungen eine Tür an die Wand gemalt, die optisch in einen Liftaufzug führt. Man muss wirklich genau hinschauen, um diese Sinnestäuschung zu erkennen. Der Treppenaufgang dagegen wirkt genauso alt wie das Gebäude selbst. Die Farbe blättert von den Wänden und es ist schon lange nichts mehr erneuert worden. Da es keinen Hausmeister gibt, bleibt der Hauptkommissarin nichts anderes übrig, als den Schlüsseldienst zu informieren, um in die Wohnung zu gelangen. In der Zwischenzeit versuchen es Lena und die Fallanalytikerin im Hochparterre an der ersten Wohnungstür. Sie haben Glück, ein Fernseher ist zu hören und jemand ist in der Wohnung. Es dauert aber eine halbe Ewigkeit, bis nach mehrmaligen läuten und heftigen klopfen die Tür geöffnet wird.

»Frau … Hantsch?«, fragt Lena, als sie nochmals schnell auf das Namensschild schaut. »Wir sind von der Polizei und haben ein paar Fragen an Sie.«

»Was wollen´s?«, schreit sie.

»Wir sind von der Polizei und haben ein paar Fragen an Sie«, sagt Miriam wesentlich lauter, da sie feststellt, wie laut der Fernseher bei der Frau läuft.

Die 78-jährige, etwas betagte Frau Waltraud Hantsch lässt sich nicht nur die beiden Ausweise zeigen, sie studiert sie auch ganz genau. Dann dürfen die beiden Kommissarinnen in die Wohnung eintreten. Lena zuckt zusammen, als gleich mehrere Katzen aufgeregt fauchen und in den anderen Zimmern verschwinden.

»Ich besitze acht Katzen und einen Hund«, erzählt sie voller Stolz, während gleichzeitig auch noch zwei Wellensittiche lautstark auf sich aufmerksam machen.

»Können Sie bitte kurz den Fernseher ausschalten?«, fragt Miriam, da es bei dem Krach kaum möglich ist, ein normales Gespräch zu führen.