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In Carlo Goldonis 'Der Diener zweier Herren' wird die Geschichte des Dieners Truffaldino erzählt, der versucht, gleichzeitig zwei Herren zu dienen, was zu komischen Verwicklungen und Missverständnissen führt. Das Stück ist ein klassisches Beispiel für die Commedia dell'arte und zeichnet sich durch seinen lebhaften Dialog und seine schnelle Handlung aus. Goldoni schafft es, die Charaktere mit Tiefe und Humor zu zeichnen, was das Stück zu einem zeitlosen Meisterwerk macht. 'Der Diener zweier Herren' ist ein Paradebeispiel für Goldonis Talent als Dramatiker und seine Fähigkeit, das Publikum zu unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen.
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Seitenzahl: 59
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Books
Pandolfo, ein Kaufmann.
Rosaura, seine Tochter.
Doktor Lombardi.
Silvio, sein Sohn.
Beatrice, unter dem Namen Federigo Rasponi.
Florindo Aretusi.
Tebaldo, Wirt.
Blandina, Rosaurens Mädchen.
Truffaldino, ein Bedienter.
Zwei Aufwärter im Gasthofe.
Zwei Träger.
Ort der Handlung: Venedig.
Zimmer in Pandolfos Hause.
Inhaltsverzeichnis
Pandolfo, Doktor Lombardi, Tebaldo.
DOKTOR. Hier haben sie meine Hand – es bleibt dabei.
Sie schlagen ein.
PANDOLFO. Es bleibt dabei. – Heute Verlobung und morgen Hochzeit. Unser junges Volk ist so ineinander verliebt, daß sie uns gern die weitläufigen Vorbereitungen und Zeremonien schenken werden. – Sie sollen Zeuge sein, alter Krugvater!
TEBALDO. Viel Ehre!
PANDOLFO. Man kann wohl sagen, hier hat der Himmel seine Hand im Spiele gehabt. Ohne den plötzlichen Tod des jungen Rasponi wären wir wohl nie Schwäger geworden.
DOKTOR. Accidit in puncto – TEBALDO. Was? der junge Rasponi ist tot?
PANDOLFO. Tot! – Er ist ermordet worden – in einer Gesellschaft wilder junger Leute – der Liebhaber seiner Schwester, den er nicht leiden konnte, war auch dabei. – Ich weiß die eigentliche Geschichte nicht; aber tot ist er.
TEBALDO. Der arme brave junge Mensch!
PANDOLFO. Haben Sie ihn gekannt?
TEBALDO. Wie das Mutterfäßchen in meinem Keller. Ich habe vier Jahre in Turin gewirtschaftet, und er war mein täglicher Gast. Ich hab’ auch seine Schwester gekannt, ein prächtiges Mädchen! nur zu männlich erzogen. Sie trieb alle Übungen ihres Bruders. – Wer hätte das denken sollen!
PANDOLFO. Sie wird sich wohl trösten; des Bruders Tod macht sie zu einem sehr reichen, unabhängigen Mädchen. Aber daß wir nicht vergessen, warum ich Sie herbitten ließ. – Wir wollen das Hochzeitsmahl bei Ihnen einnehmen. Treffen Sie Anstalten! Nicht prächtig, aber gut.
TEBALDO. Lassen Sie mich machen! Der erste Gang soll so substantiös sein als der Bräutigam, und der zweite so delikat als die Braut. Der dritte wird –
Vorige, Blandina.
BLANDINA. Draußen ist der Bediente eines Fremden.
PANDOLFO. Was will er?
BLANDINA. Er will es Ihnen durchaus selbst sagen. Es ist ein netter, spaßhafter Mensch.
PANDOLFO. Nun, so laß den netten, spaßhaften Menschen hereinkommen.
BLANDINA geht ab.
PANDOLFO. Wahrscheinlich ein Reisender, der an mich adressiert ist.
TEBALDO. Bitte, mein Haus zu rekommandieren.
Vorige, Truffaldino, Blandina.
TRUFFALDINO. Übrigens hab’ ich die Ehre, mit aller Hochachtung zu sein: Euer Wohledeln ergebenster Diener und Freund!
DOKTOR. Der Mensch beginnt seine Rede mit dem Schlusse eines Briefes.
PANDOLFO. Was will Er?
TRUFFALDINO. Kann ich vorher die Ehre haben, Sie um etwas zu fragen?
PANDOLFO. O ja.
TRUFFALDINO. Wer ist das artige, wohlerzogene, gutgenährte, rotbäckige, freundliche Mamsellchen?
PANDOLFO. Was geht Ihn das an? Es ist meiner Tochter Mädchen.
TRUFFALDINO. Ich wünsche Euer Wohledeln viel Freude an ihr! Zu Blandina. Und schätze mich glücklich, Sie kennen zu lernen.
PANDOLFO. Ist der Mensch ein Narr! – Komm’ Er zur Sache, Freund! Was will Er? wer ist Er? wer schickt Ihn?
TRUFFALDINO. Gemach, mein Herr, gemach! Drei Fragen auf einmal, das ist zu viel für einen armen Teufel, wie ich bin.
PANDOLFO zum Doktor. Was ist das für ein Mensch? – gewiß keiner von den klügsten.
DOKTOR. Auch wohl nicht von den ehrlichsten.
TRUFFALDINO zu Blandina. Sind Sie eine Braut?
BLANDINA. Ach nein.
PANDOLFO. Will Er bald sagen, wer Er ist; oder will Er seiner Wege gehen?
TRUFFALDINO. Wenn Sie nichts anderes wissen wollen, als wer ich bin, so bin ich mit zwei Worten fertig. Ich bin der Diener meines Herrn. Zu Blandina. Wir wollen wieder auf unsere Sache kommen.
PANDOLFO wendet ihn zu sich. Wer zum Henker ist denn Sein Herr?
TRUFFALDINO. Ein Fremder, der Sie besuchen will. Zu Blandina. Ich bin auch kein Bräutigam.
PANDOLFO wendet ihn zu sich. Will Er bald antworten? Wer ist Sein Herr? wie nennt er sich? was will er von mir?
TRUFFALDINO. Nur sachte, Ihro Wohledeln. Es ist der Herr Federigo Rasponi aus Turin. Er läßt Sie grüßen. Er ist mit der Post gekommen. Er ist unten. Er hat mich zu Ihnen geschickt. Er will Ihnen seine Aufwartung machen. Er erwartet mich mit der Antwort. – Sind Sie nun zufrieden? Wollen Sie noch mehr wissen? Zu Blandina. Wir wollen wieder auf unsere Sache kommen.
PANDOLFO wendet ihn. Ist Er von Sinnen? Mensch! was schwatzt Er?
TRUFFALDINO. Und wenn Sie wissen wollen, wer ich bin? – mein Name ist Truffaldino Battacchio aus Bergamo. Zu Blandina. Wir wollen vom Heiraten sprechen.
PANDOLFO wendet ihn. Wer Er ist, weiß ich – Er ist ein Narr. – Aber noch einmal – wer ist Sein Herr? ich fürchte, unrecht verstanden zu haben.
TRUFFALDINO für sich. Der arme Mann hört nicht gut. Schreiend. Mein Patron ist der Herr Rasponi von Turin.
PANDOLFO. Er ist toll oder besoffen. Herr Rasponi ist tot.
TRUFFALDINO. Er ist tot?
PANDOLFO. Ja, tot.
DOKTOR. Tot, tot.
TRUFFALDINO für sich. Was, mein Herr soll tot sein, und ich hab’ ihn doch unten lebendig verlassen. Laut. Mit Erlaubnis – PANDOLFO. Will Er sonst nichts?
TRUFFALDINO. Wenn er tot ist, so ist nichts mehr nötig. Beiseite. Ich muß sehen, ob es wahr ist. Geht ab.
PANDOLFO. Wofür soll man den Menschen halten? Für einen Spitzbuben oder Narren?
DOKTOR. Für einen Spitzbuben.
TEBALDO. Für etwas von beiden.
BLANDINA. Und ich sage, es ist ein netter Spaßvogel. Aber ich muß doch dem jungen Brautpaare die Neuigkeit melden.
Läuft ab.
PANDOLFO. Wenn’s wahr wäre, daß er lebte!
Vorige, Truffaldino kommt zurück.
TRUFFALDINO. Ich wundere mich über Sie, meine Herren! so geht man nicht mit armen Leuten um! so muß man nicht Fremde zum besten haben! Das vergeb’ ich Ihnen in acht Tagen nicht.
PANDOLFO. Nun, Erznarr, was hat man Ihm denn getan?
TRUFFALDINO. Mir zu sagen, daß Herr Rasponi tot sei!
PANDOLFO. Und wieso?
TRUFFALDINO. Und wieso? Er ist unten, gesund, lustig und munter. Er will Sie besuchen, wenn Sie’s erlauben wollen.
PANDOLFO. Der Herr Federigo?
TRUFFALDINO. Der Herr Federigo.
PANDOLFO. Rasponi?
TRUFFALDINO. Rasponi.
PANDOLFO. Von Turin?
TRUFFALDINO. Von Turin.
PANDOLFO. Ins Tollhaus mit Ihm! marsch!
TRUFFALDINO. Potz Henker! soll ich mich einen Narren schelten lassen. Er ist da, und ist lebendig, und ist kein Geist, das kann der Rippenstoß bezeugen, den er mir eben gab.
DOKTOR. So laßt ihn doch heraufkommen, diesen vom Tode Erstandenen.
TRUFFALDINO. Daß er tot gewesen und wieder auferstanden ist, das kann sein. Aber jetzt lebt er, Sie sollen ihn mit Ihren Augen sehen. Ich will ihm gleich sagen, daß er kommen soll. Und hernach werden Sie sich schämen, daß Sie so mit einem ehrlichen Manne aus Bergamo umgegangen sind. Geht ab.
DOKTOR. Dahinter steckt ein Betrug!