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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,3, Universität Potsdam (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Einführung in die Sprachgeschichte und Sprachgeschichtsforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: In dem Gedicht „Die deutsche Muse“ schreibt Schiller die Zeilen: „[...] Sie entfaltete die Blume/ nicht am Strahl der Fürstengunst. /[...] Höher darf das Herz ihm[dem Deutschen, Anm. d. A.] schlagen/ Selbst erschuf er sich den Wert.“ Zweifellos verweist er damit auf den – im Unterschied zu anderen europäischen Ländern – in Deutschland relativ autonomen Charakter der Literatur, im Guten wie im Schlechten. Wenn er jedoch fortfährt: „Darum strömt in vollern Wogen/ Deutscher Barden Hochgesang;/ Und in eigner Fülle schwellend/ Und aus Herzens Tiefe quellend,/ Spottet er der Regeln Zwang.“, die allumfassende Freiheit deutscher Autoren preisend, übersieht er die nahe liegendste Gebundenheit – die seiner Sprache. Scheinbar unwissend gibt er sich als Erbe des deutschen Pietismus zu erkennen, denn „schwellend“, „quellend“ und „strömt“ entstammen der im Pietismus geförderten Wassermetaphorik und auch die Wörter „Fülle“ und „Herzens Tiefe“ gehören zu ihren Lieblingswörtern. Zweifelsfrei wohnt jeder deutschen literarischen Strömung ein Neuanfang inne, vielleicht auch radikaler, als in anderen Ländern. Das gilt auch sprachlich, so dass Heinz Schlaffer – diesem Gedanken folgend – notiert, dass deutsche Dichter „immer aufs neue eine neue Sprache erfinden“ müssen. Dennoch lässt sich gerade an der religiösen Sprache – und hier vor allem am Pietismus – eine Entwicklung deutlich machen, die vor allen anderen Bereichen einen großen Einfluss auf die deutsche Literatursprache hatte. Viele Einzelstränge dieser Entwicklung laufen im Pietismus zusammen, der – ohne selbst übermäßig sprachlich kreativ gewesen zu sein – einen sprachhistorischen Knotenpunkt darstellt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese Einzelströmungen und ihr Zusammenkommen im pietistischen Sprachgut vor dem Hintergrund ihrer sozialhistorischen Begleitumstände zu skizzieren und die sprachlichen Konsequenzen an den Beispieltexten in Auszügen nachzuweisen. Ein besonderes Augenmerk soll auf die unlösbare Verbindung von sozialer, geistiger, kultureller und sprachlicher Entwicklungen gelegt werden, ihre Verknüpfung wird in die theoretischen Überlegungen und die Untersuchungen Eingang finden. Die abschließende Zusammenfassung wird versuchen, aus den gewonnenen Erkenntnissen heraus eine vorsichtige Antwort auf die Frage zu geben, warum die deutsche Literatur ihren größten sprachlichen Höhepunkt – nach Meinung vieler Literaturgeschichten – nach der Säkularisation erreicht.
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