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Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Seminararbeit untersucht Aufbruchs- und Erneuerungsversuchen in Walter Hasenclevers "Der Sohn" und Georg Kaisers "Von morgens bis mitternachts". Der literarische Expressionismus wird in vielerlei Hinsicht, seiner Undefinierbarkeit zum Trotz, als eine Epoche der Revolution angesehen. Im Gegensatz zum Impressionismus, in dem Subjekt und Allgemeinheit ein geschlossener Kosmos zu sein schienen, wird im Expressionismus die freudeberaubte Welt vom wiederentdeckten Ich abgetrennt und gleichermaßen übermannt. Weil zuvor jede Bewegung des Ichs in seiner entmenschlichten Umgebung einen analytischen und von Traditionen abhängigen Charakter hatte, flüchteten sich zahlreiche Autoren in eine literarische Welt, in welcher sich der gefesselte Mensch eigenständig befreit und aus sich selbst einen neuen, von seiner ursprünglichen Natur bestimmten Menschen erschafft. So sollte sich das menschliche Individuum in seiner menschlichen Substanz wiederfinden und seiner automatisierten Lebensbewältigung entsagen, um wieder Bestandteil des gemeinschaftlichen Menschheitskollektivs zu werden. Die Befähigung zum neuen Menschen durch die Loslösung aus gesellschaftlichen Konstrukten ist auch in den Werken "Der Sohn" von Walter Hasenclever und "Von morgens bis mitternachts" von Georg Kaiser zentral. Zur Erläuterung der Aufbruchs- und Erneuerungsversuche in den genannten Dramen soll zunächst die problematische soziale Ausgangssituation der Protagonisten untersucht werden. Hierbei unterscheiden sich die Arten der Entmachtung im Sinne einer entweder innerfamiliären Kastration in Hasenclevers "Der Sohn" oder einer durch Gesetz und Gesellschaft induzierten Machtlosigkeit in Kaisers "Von morgens bis mitternachts". Die daraus resultierenden Aufbruchs- und Erneuerungsversuche unterscheiden sich demnach ebenfalls je nach Ausmaß des Freiheitsdranges der Protagonisten. Während durch den innerfamiliären Druck in "Der Sohn" eine fast natürlich anmutende Sehnsucht nach Freiheit zu Tage tritt, welche durch extreme Aktionen erkämpft werden soll, erweist sich der Ausbruch des Kassierers in "Von morgens bis mitternachts" als gesteigerte und gesellschaftsübergreifende Variante der Befreiung von einer kontrollierenden, patriarchalischen Instanz. Beide Auf- und Ausbruchsversuche gehen einher mit dem Versuch zur Selbstformung zu einem neuen Menschen, was ambivalente bis hin zu apokalyptische Folgen für die Protagonisten hat.
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