Der gefesselte Prometheus - Aischylos - E-Book

Der gefesselte Prometheus E-Book

Aischylos

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Um seine Herrschaft zu sichern, führt Zeus ein tyrannisches Regiment. An Prometheus lässt er ein grausames Urteil vollstrecken: Er wird im Kaukasus an einen Felsen geschmiedet. Sein Vergehen: Er hatte das Feuer gestohlen, um die Menschen zu retten, die Zeus vernichten wollte. Doch Prometheus besitzt die Gabe, in die Zukunft sehen zu können. Er weiß, wer ihn erlösen wird, wer Zeus stürzen kann und mit welchen Mitteln dies verhindert werden könnte. Dieses Geheimnis will ihm Zeus unter Androhung brutalster Strafen entreißen. Täglich soll ein Adler ihm Stücke aus der Leber hacken. Trotzdem weigert sich Prometheus, sein Wissen preiszugeben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 62

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Aischylos

Der gefesselte Prometheus

Aus dem Altgriechischen von Johann Gustav Droysen

Fischer e-books

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Der gefesselte Prometheus

Personen

KRATOS UND BIA (KRAFT UND GEWALT), RIESENGESTALTEN

HEPHAISTOS

PROMETHEUS

CHOR DER OKEANIDEN

OKEANOS

IO, INACHOS’ TOCHTER

HERMES

 

 

KRATOS

Wir stehn am fernsten Saum der Welt, dem skythischen

Gelände jetzt, in unbetretner Einsamkeit.

Hephaistos, du wirst eingedenk jetzt sein des Amts,

Das dir der Vater übertrug, den Frevler hier

In diamantner Fesseln unlösbarem Netz

Hoch anzuschmieden auf den gipfelsteilen Fels.

Denn deines Kleinods, wunderkünstlichen Feuers, stahl

Er einen Funken, gab ihn preis den Sterblichen.

Den Frevel soll er büßen jetzt den Ewigen,

Auf daß er lerne, sich Kronions Herrentum

Zu fügen, seiner Menschengunst Einhalt zu tun.

HEPHAISTOS

Gewalt und Kraft, euch beiden hat jetzt Zeus’ Gebot

Sein Ziel und Ende, weitres bleibt euch nichts zu tun.

Ich aber selbst, ich zittre, den verwandten Gott

Mit Gewalt zu schmieden an ein unwirtbar Geklüft;

Und dennoch zwingt Notwendigkeit mich, so zu tun;

Des Vater Wort mißachten ist die schwerste Schuld.

Hochsinnger Sohn der rateskundgen Themis, dich

Gezwungnen muß gezwungen ich in Ketten jetzt

Unlösbar schmieden an den menschenöden Fels,

Wo nie Gestalt, nie Stimme eines Menschen dir

Sich naht, vom glühnden Strahl der Sonne dir versengt

Der Glieder blühnde Kraft dahinwelkt, bis ersehnt

Dir dann den Tag einhüllt die buntgewandge Nacht,

Dann fort den Frühreif wieder schmilzt der Sonne Blick.

So stets von jedem Elend, jeder Gegenwart

Wirst du gequält; da ist niemand, der helfen kann.

Den Dank gewinnt dir deine Menschenfreundlichkeit,

Da, Gott du, unbekümmert um der Götter Zorn,

Den Menschen Ehre gönntest mehr, als du gesollt.

Drum wirst du Hüter dieses öden Felsens sein,

Schlaflos, emporgefesselt, ungebeugt das Knie,

Wirst viele Jammerklage, vieles Weh und Ach

Vergebens schrein; denn unerbittlich zürnet Zeus;

’s ist hart ein jeder, der in neuer Macht sich sieht.

KRATOS

Auf, auf! Was säumst du und bedauerst ihn umsonst?

Wie, hassest du nicht diesen gottverhaßten Gott,

Der doch den Menschen frevelnd dein Kleinod verriet?

HEPHAISTOS

Verwandter Ursprung, lange Freundschaft binden stark.

KRATOS

Ich glaub’s; doch unfolgsam des Vaters Worten sein,

Wie ist es möglich? Scheust du es nicht um vieles mehr?

HEPHAISTOS

Stets ohn Erbarmen bist du und voll wildem Trotz!

KRATOS

Es hilft ja doch nichts, Tränen ihm zu weinen; drum

Müh dich umsonst nicht mit so ganz Vergeblichem!

HEPHAISTOS

O dieser Hände hundertfach verhaßt Gewerb!

KRATOS

Warum verhaßt dir? Denn mit einem Wort: des Grams,

Der jetzt dich drückt, trägt deine Kunst dir keine Schuld.

HEPHAISTOS

Und doch, o hätte jeder andre sie erlost!

KRATOS

Es ward den Göttern alles, nur nicht Herr zu sein;

Denn frei und Selbstherr nennst du niemand außer Zeus.

HEPHAISTOS

Ich seh’s; entgegen dem zu sprechen hab ich nichts!

KRATOS

Und eilst dich doch nicht, gleich mit Fesseln ihn zu umfahn,

Damit dich säumig nicht der Vater möge sehn?

HEPHAISTOS

Nun, mir zu Händen sind die Ketten ja schon zu sehn!

KRATOS

Um die Hände leg sie, schmiede sie ihm aus aller Kraft

Mit deinem Hammer, nagle fest sie an den Fels!

HEPHAISTOS

Schon faßt es; nicht ist meiner Arbeit Werk umsonst!

KRATOS

Schlag’s mehr, noch mehr ein! Keil es fest! Laß nirgend nach!

Der weiß sich Rat zu finden, wo’s unmöglich scheint.

HEPHAISTOS

’s ist unerlösbar jetzt geschlossen dieser Arm.

KRATOS

So schmiede sicher auch den andern an, damit

Er lernt, vor Zeus sei seine Schlauheit eitel Nichts.

HEPHAISTOS

Der einzig tadelt, keiner sonst mich noch mit Recht,

KRATOS

Des diamantnen Keiles schonungslosen Zahn,

Hier durch die Brust hin treib ihm den mit aller Kraft!

HEPHAISTOS

Weh dir, Prometheus! Ach, ich seufz um deinen Schmerz!

KRATOS

Du zögerst nochmals, seufzest um den Feind des Zeus?

Daß nur du selbst nicht um dich selbst einst jammern mußt!

HEPHAISTOS

Du siehst ein Schauspiel, nicht mit Augen anzuschaun!

KRATOS

Des wohlverdienten Lohns beschieden seh ich ihn.

Auf! Um die Seiten leg ihm an den Eisengurt!

HEPHAISTOS

Ich muß es tun; befiehl es nicht zum Überdruß!

KRATOS

Jawohl befehlen, an dich treiben obendrein!

Steig nieder, gürte jetzt den Schenkel eisern ein!

HEPHAISTOS

Und schon geschehn ist’s also sonder viele Müh!

KRATOS

Jetzt schlage tüchtig ihm der Kette Stift in den Fuß,

Denn deiner Arbeit Richter ist, du weißt es, streng!

HEPHAISTOS

Dein Mund, er lärmt, wie’s würdig deines Riesenleibs!

KRATOS

Sei du ein Weichling, aber meinen Eigensinn

Und meines Zornes Härte mach mir nicht zur Schuld!

HEPHAISTOS

So laß uns gehn; fest liegt um ihn das Eisennetz.

KRATOS

Hier trotz und frevle, hier entwend den Göttern ihr

Kleinod und bring es deinen Tagesmenschen! Wie

Vermögen sie dir auszuschöpfen deine Qual?

Falsch heißt Prometheus du der Vorbedächtige

Den Göttern; selbst bedurftest du des Vorbedachts,

Mit welcher Wendung du dich entwändest diesem Netz.

 

Kratos, Bia und Hephaistos ab

PROMETHEUS an der Höhe des Felsens angeschmiedet

O heilger Äther! Schnellbeschwingter Windeshauch!

Ihr Stromesquellen! Du im Wellenspiel der See

Unzählges Lachen! Erde, Allgebärerin!

Du allesschauend Sonnenaug, euch ruf ich an!

Seht her, was ich von Göttern dulden muß, ein Gott.

 

Seht her auf mich, wie in Schmach, wie in Qual,

Wie erniedriget ich Jahrtausende hier

Abhärmen mich soll. Und das hat mir

Der Unsterblichen neuer Gebieter erdacht,

Mir Ketten und Schmach.

Weh! weh! Um das Jetzt, um der Zukunft Qual

Wehklag ich umsonst! Wann wird jemals

Mir der Mühsal Ende sich zeigen!

 

Und doch, was sag ich? Klar im voraus weiß ich ja

All meine Zukunft; nimmer unerwartet naht

Mir jede Trübsal; mein Verhängnis muß ich dann,

So leicht ich kann, ertragen, im Bewußtsein, daß

Die Gewalt des Schicksals ewig unbezwinglich ist.

Und doch, verschweigen mein Geschick, verschweigen nicht,

Unmöglich ist mir beides. Weil den Menschen ich

Heil brachte, darum trag ich qualvoll dieses Joch.

Im Ferulstabe glimmend, stahl ich ja des Lichts

Verstohlnen Urquell, der ein Lehrer aller Kunst

Den Menschen wurde, alles Lebens großer Hort.

Und diese Strafen büß ich jetzt für meine Schuld,

In Ketten angeschmiedet hoch in freier Luft!

 

Horch! wehe!

Weh! welch Geräusch, welcher Duft weht mir zu, fremd, gestaltlos?

Von den Ewigen, von den Sterblichen, oder beiden?

Naheten gar sich zu dem fernen Geklüft

Neugierge meines Leides? Oder wozu sonst?

So seht gefesselt mich, den unglückselgen Gott,

Mich, Zeus’ Abscheu, mich verfeindeten Feind

Der unsterblichen Götter zumal, soviel

Eingehn in des Zeus goldleuchtenden Saal,

Weil zuviel Lieb ich den Menschen gehegt!

Weh mir! Aufs neu tönt her das Geschwirr

Wie von Vögeln der Wildnis; es flüstert die Luft

Von der Fittiche leis hinschwebendem Schlag!

Was naht, mir naht es zum Grausen!

 

Auf geflügeltem Wagen schweben die Okeaniden vor dem Felsen des Prometheus auf und ab und singen im abwechselnden Chorlied

Erste Strophe

CHOR

Du fürchte nichts; freundlichen Sinns ist unsre Schar wechselgeschwinden Flügelschlags diesem Geländ

Eilig genaht; sobald ich

Des Vaters Herz endlich erweicht, trugen mich her die geschwinden Lüfte.

Des Hammers weithallender Schlag durchdrang der Meergrotte Gemach, er scheuchte mir

Scheuen die blöde Scham fort;

Schuhlos in geflügeltem Wagen kam ich.

PROMETHEUS

Weh! weh!

Ihr, Tethys’ Kinder, der kindreichen,

Ihr Töchter des rings um die Welt sein Meer

Schlaflos hinströmenden Okeanos,

Seht, Mädchen, mich an, o schauet empor,

Wie gefesselt ich hier, wie mit Ketten beschwert

Ich am Felsengestad, am zerrißnen Geklüft

Unbeneidete Wacht muß dulden.

Erste Gegenstrophe

CHOR