Der Heilige von Hummelsbüttel - Norbert Klugmann - E-Book
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Der Heilige von Hummelsbüttel E-Book

Norbert Klugmann

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Beschreibung

Dass die eigenen Verfehlungen noch zu Lebzeiten Vergebung finden, bleibt für die meisten Menschen ein frommer Wunsch. Der todkranke Polizist Topper aber macht daraus eine bedingungslose Mission. »Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte der Wachtmeister zu Hanny. In einer Geste mädchenhafter Koketterie legte sie eine Hand an die Wange. »Das ist nett von Ihnen«, sagte sie. »Ich meine, was haben Sie davon, wenn Sie das zugeben?« Er trat auf Hanny zu und schloss sie in seine Arme. Es war nur eine kurze Geste, aber als er abends Britta davon erzählte, fühlte er wieder das Zittern, das den Körper der Hausmeisterin durchrieselt hatte. Im Angesicht des Todes zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Aber auch daran, wie er mit der noch verbleibenden Zeit umgeht. Topper wird bald sterben, daran gibt es keine Zweifel. Im Verlauf seiner Karriere jedoch gab es einige Ermittlungen, die berechtigte Zweifel am Vorgehen der Beamten hinterlassen haben. Um in Frieden ruhen zu können, sucht er deshalb Vergebung bei den Opfern und stößt dabei auf einen Fall, der ihn am Ende weit mehr kosten wird als sein Leben ... »Der Heilige von Hummelsbüttel« ist der einunddreißigste Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – die Hoffnung stirbt zuletzt!

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Norbert Klugmann

Der Heilige von Hummelsbüttel

Copyright der eBook-Ausgabe © 2014 bei Hey Publishing GmbH, München

Originalausgabe © 2002 by Hamburger Abendblatt in der Reihe Schwarze Hefte erschienen, herausgegeben von Volker Albers

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © privat

ISBN: 978-3-95607-077-8

Der Heilige von Hummelsbüttel ist der einunddreißigste Band der Krimireihe hey! shorties. Jede Folge ist in sich abgeschlossen. Eine Auflistung der bereits erschienenen Titel befindet sich am Ende dieses eBooks (bitte hier klicken).

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Der Heilige von Hummelsbüttel

Dass die eigenen Verfehlungen noch zu Lebzeiten Vergebung finden, bleibt für die meisten Menschen ein frommer Wunsch. Der todkranke Polizist Topper aber macht daraus eine bedingungslose Mission.

»Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte der Wachtmeister zu Hanny.

In einer Geste mädchenhafter Koketterie legte sie eine Hand an die Wange.

»Das ist nett von Ihnen«, sagte sie. »Ich meine, was haben Sie davon, wenn Sie das zugeben?«

Er trat auf Hanny zu und schloss sie in seine Arme. Es war nur eine kurze Geste, aber als er abends Britta davon erzählte, fühlte er wieder das Zittern, das den Körper der Hausmeisterin durchrieselt hatte.

Im Angesicht des Todes zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Aber auch daran, wie er mit der noch verbleibenden Zeit umgeht. Topper wird bald sterben, daran gibt es keine Zweifel. Im Verlauf seiner Karriere jedoch gab es einige Ermittlungen, die berechtigte Zweifel am Vorgehen der Beamten hinterlassen haben. Um in Frieden ruhen zu können, sucht er deshalb Vergebung bei den Opfern und stößt dabei auf einen Fall, der ihn am Ende weit mehr kosten wird als sein Leben …

»Der Heilige von Hummelsbüttel« ist der einunddreißigste Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties

Der Doktor blickte ihn nicht an. In dem Moment wusste Topper, was die Stunde geschlagen hatte. Weitschweifig redete der Medizinmann über das Wetter und fragte seinen Patienten, ob er das letzte Wochenende bei diesen wunderbaren Temperaturen auch an der frischen Luft verbracht habe. Topper dachte: Du bist auch nur ein armes Schwein.

Dann fragte er: »Ist es so schlimm?«

Der Internist nickte.

»Krebs?«

»Bauchspeicheldrüse. Wie wir vermutet haben. Das Karzinom, das wir immer zu spät entdecken.«

»Wie lange noch?«

Vor der Antwort musste der Medizinmann erst sein Wissen loswerden. Versteckte Lage im Bauchraum, Fehlen von Symptomen im Anfangsstadium …

»Wie lange noch?«

»Ein viertel Jahr sicher. Sechs Monate würden mich nicht wundern. Wenn wir Glück haben …«

»Er sagt, ich habe mir das beschissenste Organ ausgesucht«, sagte er, während Britta sein Hemd durchnässte. Er hielt es bereits für einen Fehler, es ihr gesagt zu haben. Während sie mit seinem Ärmel ihre Tränen wischte, stellte sie einen Schlachtplan auf. Neuer Arzt, neues Krankenhaus, Herumfragen bei allen Freunden und Bekannten. Jemand würde jemand kennen, der jemand kennen würde, der …

Er tätschelte ihren Rücken und sagte: »Du meinst es gut.«

Topper war nicht der Typ für lange Spaziergänge, nie gewesen. Wenn es mehr als tausend Meter bis zur nächsten Einkehr waren, wurde er nervös. Am liebsten mochte er Rundwege. Da konnte er Kilometer fressen und blieb doch immer in der Nähe. Der Wagen fand seinen Parkplatz von allein.

Mit der Bilanz war er schnell fertig, noch auf der ersten Runde. Zweiundfünfzig Jahre, Streifenpolizist seit vierundzwanzig Jahren. Ein Sohn. Paul, zu einem Zeitpunkt, als noch niemand sein Kind so nannte. War den Mormonen in die Hände gefallen und studierte in Salt Lake City Vielweiberei und Biochemie. Wofür brauchten die Brüder Biochemie, wenn sie an Gott glaubten? Das hatte Topper nie begriffen. Paul schrieb regelmäßig, im Gegensatz zu früher versuchte er nicht mehr, seine Eltern zu bekehren.

Topper kickte den Zweig vom Weg in die Botanik. Mietwohnung in Hummelsbüttel. Vier Zimmer im ersten Stock eines Zweifamilienhauses. Unten wohnten die Schwerins. Alter Seemannsadel.

achtundneunzig Quadratmeter, tausendvierhundert Euro warm. Dafür bekam man heute in der Gegend maximal zwei Zimmer. Seit fünf Jahren waren Toppers mit Bank und Bausparkasse einig, vierhundertfünfzigtausend Euronen für den Kauf einer Eigentumswohnung waren besprochen und bewilligt. Sie träumten auch immer noch davon, aber so günstig wie derzeit würden sie es nie mehr bekommen. Lieber jeden Monat tausendvierhundert Euro für die Sippe im Erdgeschoss abdrücken, als tausend Euro mehr der Bank in den Rachen zu schieben.

Es tat ihm gut, sich über andere Leute aufzuregen. Umso länger brauchte er sich nicht über das andere Thema Gedanken zu machen. Mit zweiundfünfzig Jahren musste man nicht sterben, auch nicht als Polizist. Mit neunzehn war er auf seiner alten NSU unter den Bus gerutscht; vor zehn Jahren hatten sie ihn erwischt. Steckschuss im Oberschenkel, acht Wochen krankgeschrieben. Topper war fast verrückt geworden, Britta hatte die Stunden gezählt, bis er wieder zur Arbeit gegangen war.

Er blieb stehen, bis das Paar mit dem Hund kaum noch zu sehen war. Gesund hatten sie ausgesehen, alle drei. Sie hatten mehr als ein halbes Leben hinter sich und noch einige Jährchen vor sich. Wie alt wurde man heutzutage? Siebzig? Achtzig?

Er stand am Moor, auf dessen Kultivierung die Stadt so stolz war, dass sie es mit Schildern zugepflastert hatte. Er sah nichts, er las nichts, ihn störte nichts. In der Woche waren kaum Menschen unterwegs. Sonntags war das anders, da überrannten sie den Brook. Wie viele Sonntage würden ihm noch bleiben? Zehn? Zwanzig? Sein Gehirn funktionierte. Aber jemand stand auf dem Kabel zum Bewusstsein. Bei Topper kam kein Gefühl an.

Als er in den Wagen stieg, durchzuckte ihn der Schreck, spitz und eisig: Er hatte nicht abgeschlossen, das war ihm noch nie passiert. Daran erkannte Topper, dass die Lage ernst war.

»Toppi, was willst du hier? Hast du heute nicht frei?«

Der Wachhabende ließ den Bürger stehen und kam zu Topper. Der log, dass er Spätdienst haben würde. Der Einsatzplan sagte etwas anderes, aber Afanasjew hatte sich übers Wochenende den Hintern in Büsum verkühlt und lag flach.

»Können nichts ab, diese Kasachen«, sagte der Wachhabende verächtlich.

»Das liegt nicht an der Kälte«, sagte Topper. »Der hat sich wieder an Krabben überfressen.«

Er fuhr mit Pöppel. Pöppel aus Poppenbüttel. Der Name als Schicksal. Letztes Jahr mit der Ausbildung zu Ende, nervte er alle Kollegen seitdem mit seiner Bereitschaft, dazuzulernen.

»Ich habe gar nicht gewusst, dass man auch geil darauf sein kann, dazu zu lernen«, hatte Groth gesagt. Groth war frei von Gelüsten in dieser Richtung. Kein Wunder, er war Revierleiter. Er hatte die oberste Sprosse der Leiter erreicht.

Pöppel saß am Lenkrad und glühte vor Eifer. Ständig forderte er Topper auf, ihm sofort mitzuteilen, wenn er etwas falsch machte.

Als sie ins Einkaufszentrum mussten, um den Ladendieb einzukassieren, überließ Topper dem Frischling die Arbeit. Pöppel kugelte dem Spitzbuben vor Übereifer fast den Arm aus. Dabei war der Dieb zwanzig Jahre älter als Topper und berief sich auf seinen Greisen-Bonus. »Ich bin gaga, ich kann nicht mehr bestraft werden«, quakte er und versuchte, mit seinem klappernden Gebiss Mitleid zu erregen.

Bis zweiundzwanzig Uhr holten sie einen Betrunkenen von den Gleisen der S-Bahn, suchten im Keller einer Grundschule vergeblich nach der Quelle verdächtiger Geräusche und informierten einen BMW-Besitzer, dass Marder traditionell seine Marke bevorzugen würden. Der Mann wollte wissen, wo man einen Waffenschein beantragen könne. Pöppel sagte: »Machen Sie keine Dummheiten.«

Topper ging um den Dreier herum, strich versonnen über den Lack und dachte: So einen wirst du jetzt auch nicht mehr fahren.