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Am 23. September 2009 detoniert auf dem Dach des Stockholmer Banknotendepots ein Sprengstoffpaket. Es reißt ein Loch in die Betondecke und öffnet den Weg zu 39 Millionen Kronen. Der Plan sieht vor, mit einem Helicopter zu fliehen und die Beute an einem sicheren Ort zu verstecken. Mehr als acht Monate haben Niklas Nordgren, Michel Malouf, Sami Farhan und Zoran Petrovic in die minutiöse Vorbereitung investiert. Und in dem spektakulärsten Raubüberfall der schwedischen Geschichte gelingt es ihnen, mit dem Helicopter vom Dach des Depots abzuheben. Doch damit ist die Beute noch nicht in Sicherheit ... - Bis heute haben die vier Räuber nie über ihre Tat gesprochen, in deren atemberaubendem Verlauf es der Polizei nicht gelang, sie aufzuhalten. So ist der 23. September 2009 zu einem schwedischen Mythos geworden, die Täter zu nationalen Helden. Nun erzählt Jonas Bonnier ihre rasante Geschichte und beweist, dass die Realität spannender ist als jede Fiktion.
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Übersetzung aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
ISBN 978-3-492-99097-4
Deutsche Erstausgabe
© Jonas Bonnier 2017
Published by agreement with Salomonsson Agency
Titel der schwedischen Originalausgabe: »Helikopterrånet« bei Albert Bonniers Förlag, Stockholm, 2017
Deutschsprachige Ausgabe:
© Piper Verlag GmbH, München 2018
Covergestaltung: zero-media.net, München nach einem Entwurf von Clas Vingård, Hummingbirds
Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell
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Dezember 2008
1 – Auf seinen Spazierstock ...
Februar – Mai 2009
2 – Michel Maloof unternahm ...
3 – Sami Farhan band ...
4 – »Hier ist es«, ...
5 – Sami Farhan bog ...
6 – Hier würde es ...
7 – Um zehn Uhr ...
8 – Michel Maloof stand ...
9 – »Ich denke, es ...
10 – Michel Maloof hatte ...
11 – Am 2. April ...
12 – Die erste moderne ...
13 – Jack Kluger saß ...
14 – Michel Maloof war ...
15 – Das sah alles ...
Juni – Juli
16 – Zoran Petrovic, der ...
17 – »Niklas, schließt du ...
18 – »Was ... also ... was ...
19 – Es war Blut ...
20 – Zoran Petrovic lief ...
21 – Der Funkmast auf ...
22 – Gegen neun Uhr ...
August
23 – Eines Montags Anfang ...
24 – Es war halb ...
25 – Die Hauptstadt Montenegros ...
26 – Gegen halb elf ...
27 – Durch die halb ...
28 – Früh am Morgen ...
29 – Michel Maloof bog ...
30 – »Hast du etwa ...
31 – Um fünf Uhr ...
32 – Auf dem Karlavägen, ...
33 – Als Maloof am ...
September
34 – »Das klingt, als ...
35 – Am Morgen des ...
36 – Zoran Petrovic saß ...
37 – »Alles okay ...
38 – Jack Kluger parkte ...
39 – Die Chefin der ...
40 – Im fünften Stock ...
41 – Caroline Thurn gehörte ...
42 – Der Chef der ...
43 – Niklas Nordgren fiel ...
44 – Der Stadtteil Hjorthagen, ...
45 – Staatsanwalt Lars Hertz ...
46 – »Irgendwie fühle ich ...
47 – Zur selben Zeit, ...
48 – Sami Farhan wartete ...
22. – 23. September
49 – Es ist kurz ...
50 – Mit dem Klingeln ...
51 – Der ältere Herr ...
52 – Es klingelt ...
53 – Gegen Mittag hat ...
54 – Sie kriegt eine ...
55 – Niklas Nordgren spürt ...
56 – Die Mutter von ...
57 – Ganz oben in ...
58 – Ezra Ray sitzt ...
59 – Das Telefon klingelt ...
60 – Michel Maloof sieht ...
61 – Im hintersten Raum ...
62 – Es ist eine ...
63 – In der Wohnung ...
64 – Sami nimmt einen ...
65 – Team 3 besteht ...
66 – Als Michel Maloof, ...
67 – Der dunkle BMW ...
68 – Es ist nicht ...
69 – Zoran Petrovic biegt ...
70 – Sie kommen von ...
71 – Bisher ist die ...
72 – Der Helikopter steht ...
73 – »Sei so gut ...
74 – Es ist gerade ...
75 – Das Brummen des ...
76 – Es geht besser, ...
77 – Die Uhr zeigt ...
78 – Sie haben alles ...
79 – »Was war das, ...
80 – Das Loch im ...
81 – Die zweite Explosion ...
82 – Wenn sie um ...
83 – Tavernier eilt zur ...
84 – Diesmal dauert es ...
85 – Einsatzgruppenleiterin Caroline Thurn ...
86 – Die Mannschaftswagen des ...
87 – Jack Klugers Atmung ...
88 – Jakob Walker ist ...
89 – »Sind Sie in ...
90 – Nordgren klettert die ...
91 – Wenn die Täter ...
92 – Tor Stenson gähnt ...
93 – Die Tankanzeige blinkt. ...
94 – Kriminalkommissarin Caroline Thurn ...
95 – Kluger hält einen ...
96 – Knapp zwei Minuten ...
23. – 25. September
97 – Eine Stunde, nachdem ...
98 – Die amerikanischen Fluglinien ...
99 – Das große Besprechungszimmer, ...
100 – Mats Berggren war ...
101 – »Wie war die ...
102 – Thurn nahm den ...
103 – Am Donnerstag wurde ...
104 – Michel Maloof hatte ...
105 – Im Stockholmer Schärengarten ...
Danksagung
Auf seinen Spazierstock gestützt und in gebeugter Haltung kam der alte Mann aus dem Wald. Der Weg bestand nur aus ein paar zugewucherten Reifenspuren. Der Mann trug schwarze Gummistiefel, die er vor einigen Wochen beim Coop in einem Vorort Stockholms gekauft hatte, sowie einen dunkelbraunen Regenmantel aus dem Supermarkt im Einkaufszentrum Fältöversten in der Innenstadt.
Für Kleidung interessierte er sich nicht. Hatte er noch nie.
Es lag kein Schnee, aber der Frost hielt Bäume und Büsche in seinem eisigen Griff. Endlich mal ein richtig kalter Tag! Vielleicht würde es am Abend ja schneien.
Aus dem Wald, wo die dunkelgrünen Tannennadeln die stärkste Farbe auf der ansonsten grau-braunen Palette waren, tauchte jetzt etwa zehn Meter hinter ihm ein schwarzer Hund auf. Ein Labrador Retriever. Das Tier schaute zu seinem Herrn, senkte die Nase auf den Boden und lief weiter. Kurz darauf kamen drei weitere schwarze Hunde angelaufen, alle von derselben Rasse und gleich groß. Sie überquerten den Weg und verschwanden im Gebüsch auf der anderen Seite. Der alte Mann folgte ihnen. Hinter sich hörte er den Rest des Rudels, drei Hündinnen und einen Rüden, die kreuz und quer über gefrorenes Blaubeerreisig, Schlingpflanzen und Farnkraut schnürten.
Sie waren auf dem Nachhauseweg.
Der alte Mann wohnte in einer dunkelroten Hütte südlich von Landfjärden, ungefähr auf der halben Strecke zwischen Nynäshamn und Stockholm. Obwohl der Wald vor seinem Küchenfenster dicht stand, konnte er im Winter bis zur Insel Muskö hinübersehen. Vom Gartenzaun bis zur Uferlinie waren es nur ein paar Hundert Meter, und dort gab es zahlreiche Stellen, an denen seine Hunde im Frühjahr und im Sommer baden konnten. Der Labrador ist eine Hunderasse, die darauf ausgerichtet ist, aus dem Wasser zu apportieren. Man könnte meinen, die Tiere hätten Schwimmhäute zwischen den Zehen.
Die acht großen Hunde wohnten zusammen mit dem Mann in der Hütte, die beiden Schuppen nebenan benutzte er für die Welpen. Seit bald zwanzig Jahren züchtete er Labradore, und die Hunde waren ihm lieber als die Menschen. Deshalb wohnte er auch hier im Wald. Es gab in der Gegend weder eine Wasserleitung noch zuverlässige Elektrizität, und die nächste von der Stadt angelegte Siedlung begann ungefähr zwanzig Kilometer weiter südlich. Die Nachbarn hielten Abstand.
In den ersten Jahren hatte der Mann noch selbst mit den Hundekäufern gesprochen, doch er bekam schlechte Laune, wenn die fetten Tanten fragten, ob die Hunde viel Bewegung bräuchten, oder wenn verwöhnte Kinder die Welpen an den Ohren zogen. Und wenn er schlechte Laune bekam, dann erhob er die Stimme und gab den Kindern eins auf ihre Rotzfinger.
Er war kein guter Verkäufer, deshalb ließ er sich inzwischen helfen. Leute von anderen Zuchthöfen stellten seine Welpen und Junghunde aus und kümmerten sich sogar um die Finanzen. Dafür heimsten sie auch das Lob und die Ehre ein, aber darauf legte der Alte sowieso keinen Wert.
Als er vom Morgenspaziergang zurückkam, war es kurz vor neun Uhr. Die Hütte bestand aus drei Zimmern und einer Küche. Weil die Hunde regelmäßig den halben Wald mit in die Stube brachten und der alte Mann es seit ein paar Jahren im Rücken hatte, machte es nicht viel Sinn zu putzen. Aber in die Küche durften die Tiere nicht, und so war das der einzige Raum, in dem einigermaßen Ordnung herrschte. Der Mann setzte Kaffee auf.
Er erwartete Besuch.
Er kannte die beiden gut genug, um sicher sein zu können, dass sie auch kommen würden, wenn er sie rief. Wahrscheinlich hatten sie Angst vor ihm, und da waren sie nicht die Einzigen.
Sami Farhan war der Erste.
Der alte Mann sah ihn den Pfad von der Landstraße her kommen. Der Bus von Västerhaninge Richtung Nynäs hielt oben an der 73, und die Hütte lag von dort knapp zehn Minuten in den Wald hinein.
Obwohl es viele Jahre her war, seit Sami im Ring gestanden hatte, bewegte er sich immer noch wie ein Boxer. Die Füße schnell und leicht, der Körper schwer und behäbig. Weniger als eine Minute brauchte er, um vom Gartentor zum Haus zu kommen. Er trug einen kurzen grauen Wollmantel, der besser zu einem warmen Frühlingstag in der Stadt gepasst hätte, an den Füßen hatte er weiße Turnschuhe.
Der Mann ließ ihn hinein. Die acht schwarzen Hunde warfen den Boxer fast um, so freuten sie sich über den unerwarteten Besuch. Weil sich der andere Gast des Mannes offenbar nicht in demselben Bus befunden hatte, würden sie nun fünfunddreißig Minuten warten müssen. Der Alte nahm den Schlüssel zum Schuppen vom Haken bei der Tür, und sie gingen zusammen auf den Hof hinaus.
»Wie geht es eigentlich deinen Brüdern, Sami?«, fragte der Alte freundlich.
»Wieso?«
»Deinen großen Bruder Ali habe ich kürzlich mal getroffen, aber deinen kleinen Bruder habe ich lange nicht gesehen. Adli heißt er doch, oder?«
»Ja, so heißt er.«
»Alles in Ordnung mit ihm?«
»Lad ihn doch ein und frag ihn, wenn es dich interessiert.«
Der Mann nickte amüsiert und sah zu Boden. Was seine Brüder anging, war Sami unverändert stur.
Zwischen den beiden Schuppen gab es unter einem Klippenvorsprung einen Erdkeller aus den Fünfzigerjahren. Jemand hatte auf traditionelle Weise Steine übereinandergefügt, und auf dem Dach wuchs Moos, weshalb der Hügel inzwischen aussah, als wäre er genauso alt wie der Wald ringsumher.
Dicht gefolgt von den acht Hunden gingen der Alte und Sami hinüber, um Futter für die Welpen zu holen, das dort zusammen mit allem anderen, was in der Speisekammer des großen Hauses keinen Platz fand, verwahrt wurde. Ganz hinten in der Dunkelheit des geräumigen Kellers, für den Besucher nicht zu erkennen, waren an die fünfzig Kartons aufeinandergestapelt, sämtlich voller Bargeld, in Plastiktüten sortiert. Es waren Scheine der unterschiedlichsten Währungen, insgesamt mehr als dreihundert Millionen Kronen.
Wahrscheinlich war das Geld auf dem besten Wege, in der Feuchtigkeit und Kälte zu verschimmeln.
Der alte Mann machte sich deswegen aber keine Sorgen. Es gab ohnehin nichts Besonderes, was er sich von dem Geld hätte kaufen wollen.
Er bat Sami, das Hundefutter zu tragen, und sie gingen schweigend zum Schuppen, um es den hungrigen Welpen zu bringen.
Als sie wieder in die Hütte kamen, verschwand der Alte nach oben ins Schlafzimmer, und Sami blieb derweil in der Küche und starrte zehn lange Minuten auf den Kaffeefilter, durch den das Wasser tröpfelte. Es war ihm schon immer schwergefallen, still zu sitzen, und ohne es selbst zu bemerken, wippte er so ungeduldig mit der rechten Ferse, dass sein ganzes Bein wackelte. Er starrte aus dem Fenster, und da endlich sah er Michel Maloof durch den Wald kommen. Und schon hörte er auch Schritte auf der Treppe: Der Alte war wieder auf dem Weg nach unten.
Maloof war kleiner als Sami. Er ging mit leicht hochgezogenen Schultern, bewegte sich aber ebenfalls behände und zielgerichtet. Seine Stiefel schienen einigermaßen für den Wald zu taugen, wenngleich er offensichtlich fror. Als der alte Mann die Tür aufmachte, legte Maloof sein charakteristisches Grinsen auf, das zwei Zahnreihen entblößte, die in seinem schwarzen, gut gepflegten Bart weiß strahlten.
»Hallo, hallo«, sagte er.
Er streckte die Hand aus, hatte aber vergessen, dass der alte Mann niemals jemandem die Hand gab. Doch in dem Chaos, das die Hunde anstellten, konnte die Situation gar nicht erst peinlich werden.
»Sami ist schon da«, erklärte der Alte.
»Sami?«, echote Maloof. »Der Sami?«
In der Frage schwang eine kaum merkbare Schärfe mit, wobei unmöglich zu erraten war, was Maloof zu dieser Reaktion veranlasste. Seine Fähigkeit, zu verbergen, was in ihm vorging, war legendär: Niemand hätte aus freien Stücken mit Maloof Poker gespielt. Sein freundliches Lächeln schien unabhängig von dem, was um ihn herum geschah.
Er strich sich über den Bart, und da tauchte Sami in der Küchentür auf.
»Das ist aber eine Überraschung«, sagte der Boxer.
Michel Maloof stammte aus einem christlichen Zuhause im Libanon, Sami Farhan aus einer muslimischen Familie im Irak. Beide waren als Kinder mit ihren Familien nach Schweden gekommen und in Stockholms südlichen Vororten zur Schule gegangen. Der alte Mann hatte sie zu verschiedenen Gelegenheiten und in unterschiedlichen Zusammenhängen kennengelernt, und beide hatten ihn gleichermaßen beeindruckt. Im Laufe der Jahre hatten sie sich als professionell und verlässlich erwiesen, was zum Teil darauf beruhte, dass sie keine Drogen anrührten, weder zum eigenen Konsum noch geschäftlich. Wollte man mit Michel Maloof oder Sami Farhan arbeiten, dann konnte man nicht gleichzeitig mit Drogen rummachen, das wussten alle.
Trotzdem hatten sich Maloofs und Samis Wege bis zu diesem Tag nur flüchtig gekreuzt.
Sie setzten sich um den abgenutzten Küchentisch. Sami und Maloof hielten die Hände um ihre heißen Kaffeetassen. Wie konnte der Mann so kalt wohnen? Einer der Hunde draußen in der Stube begann zu bellen, woraufhin mehrere seiner sieben Verwandten und Freunde einstimmten, bis der alte Mann sie mit einem kurzen, leisen Kommando zum Schweigen brachte.
Sami Farhan und Michel Maloof sahen sich an.
Sie hatten ebenso viel Respekt vor dem Alten wie die Hunde, wenn sie ihn auch nicht wirklich kannten oder mochten. Er war kein Mensch, für den man Sympathie empfand. Wenn er allerdings von sich hören ließ, dann kamen sie, warum auch nicht? Oft genug hatte er interessante Ideen.
»Ihr zieht einfach zu wenig an«, erwiderte er auf Samis Frage, ob man es in dem Haus nicht wärmer machen könnte.
»Ich habe einen Vorschlag«, fuhr der Alte fort. »Oder, besser gesagt, eine Frage.«
Sami und Maloof hörten zu. Wenn sie so nebeneinandersaßen, waren die Unterschiede zwischen ihnen besonders deutlich. Samis Blick war offen und fordernd, er wartete gespannt auf den nächsten Satz, war engagiert. Maloof saß mit abgewandtem Gesicht da, entspannt und scheinbar desinteressiert, in sich selbst versunken. Als er flüchtig dem Blick des Alten begegnete, geschah es mit der abwartenden Neugier des Beobachters.
»Es gibt in Västberga ein Gebäude«, begann der Alte, »von dem ich weiß, dass ihr beide es kennt. Ein Haus, in dem große Summen von Bargeld lagern. Und da hat sich jetzt eine Möglichkeit ergeben ...«
Die Hunde knurrten und begannen zu spielen, und kurz klang es, als würden sie nebenan die Möbel umwerfen. Es kehrte wenig später von selbst wieder Ruhe ein, ohne dass der Alte seine Stimme erheben musste.
»Es gibt eine Frau«, fuhr er fort, »von der ich glaube, dass sie ... eine Hilfe sein könnte. Sie sucht, nun, Gesellschaft und ist auf diesen Seiten angemeldet. Ihr wisst schon, wo man sich zum Ausgehen verabredet?«
Sami und Maloof nickten. Hätte es sich um jemand anderen gehandelt, hätten sie sicher über den Ausdruck »zum Ausgehen verabredet« Witze gemacht. Aber über den Alten scherzte man nicht. Man hielt die Schnauze und hörte zu.
Sie tranken von dem Kaffee, der stark und wie Teer war, und warteten, dass er weitersprach.
»Deshalb habe ich euch hergebeten«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Ich glaube, das könnte was für euch sein. Würdet ihr das Mädel nicht gern mal treffen? Sie ist in eurem Alter. Geht mit ihr essen. Ihr könnt ja sagen, dass ihre Adresse in einer der Kontaktanzeigen stand.«
Maloof und Sami sahen einander an. Keiner von beiden litt generell an Frauenmangel.
»Ich glaube, ich komme da leider nicht infrage«, sagte Sami schließlich. »Du weißt doch, dass wir noch einmal ein Kind erwarten, oder?«
»Das weiß ich«, sagte der Alte mit einem Nicken. »Das ging flott, oder? Dein Sohn ist doch noch nicht mal ein Jahr. Wie heißt er noch? John? Ist er denn schon getauft?«
»Ich kann kein Date mit einem Mädchen ausmachen«, erwiderte Sami, ohne auf die Fragen einzugehen. Er trat mit den Füßen auf, um sich warm zu halten, und erklärte: »Ich kann nicht mal so tun, als ob. Ich habe jetzt eine Familie. Außerdem drehe ich keine Dinger mehr. Ich hab jetzt was anderes am Laufen. Verstehste?«
Der Mann nickte, doch sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, als hätte er Samis Einwände nicht gehört.
»Und was sagst du, Michel?«, fragte er.
»Ja, also«, erwiderte Maloof, »ich kann daten, wen ich will. Aber ... zweihundert Meter von diesem Haus in Västberga entfernt befindet sich ein Polizeirevier. Daran wird auch das Mädel nicht viel ändern, oder?«
Der alte Mann antwortete nicht.
»Und ...«, fuhr Maloof fort, der dem Alten nicht widersprechen, aber trotzdem seine Zweifel anbringen wollte, »in dem Haus, also, die haben rund um die Uhr den Empfang besetzt. Hunderte von Überwachungskameras. Die Hütte gehört definitiv zu den sichersten in Nordeuropa.«
Der Mann sah nicht so aus, als würde er die Skepsis der beiden überhaupt wahrnehmen.
»Trefft euch mit ihr«, wiederholte er und wandte sich an Sami. »Hör ihr einfach zu. Vielleicht sagt sie zufällig etwas, das interessant klingt.«
Sami zerrte am Halsausschnitt seines Pullovers, als bräuchte er Luft.
»Schon, aber das ist wirklich nichts für mich«, antwortete er höflich, als wäre er eingeladen worden, sich noch ein Stück Kuchen zu nehmen.
Der Mann starrte ihn ausdruckslos an und wandte sich dann Maloof zu.
»Michel?«
»Ich weiß irgendwie nicht«, sagte er.
»Wenn du sie zum Essen einlädst, bezahle ich die Rechnung«, sagte der Alte. »Wenn es irgendwohin führt, kann ich mir auch vorstellen, finanziell bei der Durchführung der Sache zu helfen.«
»Absolut, absolut«, nickte Maloof. »Nein.«
»Nein?«
Maloof machte eine Handbewegung, die so vage war, dass man sie unmöglich interpretieren konnte. Er wollte nicht ablehnend wirken. Er sah zu Sami, der fast unmerklich den Kopf schüttelte, während er seine Hände rieb, um sie zu wärmen. Sie hatten beide größten Respekt vor dem Mann mit den Hunden, doch diesmal schien seine Idee einfach zu weit hergeholt.
»Das enttäuscht mich«, sagte der Alte und stand vom Tisch auf. »Das enttäuscht mich sehr.«
Über die Küche senkte sich ein bleiernes Schweigen, und die beiden Besucher fühlten sich unwohl.
Der Mann zog ein Papier aus der Hosentasche und gab es Maloof.
»Nimm trotzdem das hier mit. Das sind die Personalien des Mädchens. Und ihre Mailadresse. Für den Fall, dass du es dir anders überlegst.«
»Danke«, sagte Maloof, nahm das Papier und schob es in die Jackentasche. »Man weiß ja nie.«
»Ich glaube, dass ihr zwei, du und Sami, etwas richtig Interessantes zustande bringen könntet, wenn ihr zusammenarbeiten würdet«, erwiderte der Mann.
Michel Maloof unternahm einen Spaziergang entlang der Uferpromenade Hornsbergstrand mit ihren neu gebauten Wohntürmen. Über seinem dunklen Anzug trug er einen dünnen schwarzen Mantel. Die glatten Sohlen der Anzugschuhe waren für den eisigen Untergrund nicht geeignet, immer wieder schlidderte er über den Weg, wobei die schwarze Aktentasche, die er in der Hand hielt, als eine Art Gegengewicht fungierte. Er bog auf der anderen Seite der Ekelundsbron vom Weg ab, um runter zum Kanal zu gehen.
Er war früh dran. Die Besprechung würde erst in zwanzig Minuten beginnen. Sein Auto hatte er direkt vor dem Eingang der G4S-Niederlassung geparkt. Der hellgraue Seat Ibiza war das unauffälligste Auto, das er je gefahren hatte. Wenn es auf einem großen Parkplatz stand, kam es vor, dass er selbst daran vorbeiging. Für Maloof war es nicht selten wichtig, keine Aufmerksamkeit zu erregen, und der Seat schien zu ebendiesem Zweck entworfen worden zu sein.
Aber in dem Auto zu hocken und fast eine halbe Stunde zu warten, bis er reingehen konnte, dazu hatte er keine Ruhe gehabt.
So nah war er noch nie dran gewesen. Nervös war er nicht, aber aufgeregt, und dieser kurze Spaziergang sollte ihn ein wenig beruhigen.
Nach einem warmen Januar war die Kälte jetzt zurückgekehrt, trotzdem war kein Eis auf dem schmalen Kanal. Vielleicht sorgte die Stadt ja auch dafür, dass die Fahrrinne frei blieb. Maloof wusste nichts über die Gegend hier, das war nicht sein Kiez.
Michel Maloof war im Libanon geboren, doch als er sechs Jahre alt war, floh die Familie vor dem blutigen Bürgerkrieg. Sein Vater hatte immer nur ein Ziel: Sie würden nach Skandinavien gehen, dem Paradies auf Erden. Der junge Michel wusste nicht, wie sein Vater auf die Idee gekommen war, dass der Norden die Lösung aller Probleme wäre, er war allerdings nicht dazu erzogen worden, die Entscheidungen seines Vaters infrage zu stellen. Also ging es nach Norden, und die warmen Winter des Libanons wurden gegen die kalte, nordische Wirklichkeit getauscht. Maloof erinnerte sich vor allem daran, wie er gefroren hatte. Rund um die Uhr.
Nach dem ersten Jahr in einem kleinen Ort auf halber Strecke zwischen Östersund und Arvidsjaur war sogar Maloofs Vater die Stille, die Dunkelheit und den Wald am Polarkreis leid. Die Familie packte ihre wenigen Sachen und ließ sich in dem Stockholmer Vorort Fittja nieder. Das war eine Umgebung, die von den Einheimischen mit Kriminalität, Armut und Krawallen in Verbindung gebracht wurde, die Familie jedoch fand dort die Geborgenheit, die sie gesucht hatte. Die Vorteile der Gegend waren groß genug, dass man die Augen vor den Nachteilen verschließen konnte, und sie lebten immer noch dort.
Am Brückenpfeiler des Essingeleden machte Maloof kehrt und ging zurück. Das Gras zu beiden Seiten des Weges war mit einer feinen Schicht Pulverschnee bedeckt, was den grauen Nebel ein wenig heller machte.
Von allen Stadtteilen Stockholms trat das versteckte Stadshagen am wenigsten ins Rampenlicht. Seit den Fünfzigerjahren war das Viertel ein Industriegebiet gewesen, wo billige Quadratmeterpreise und der Zugang zu den Ladekais geboten wurden. Erst in den letzten Jahren hatten Politiker und Stadtplaner erkannt, dass die Lage eigentlich viel zu gut war, um dort lediglich eine Fabrikwüste zu kultivieren. Jetzt war man im Begriff, die Gegend in ein attraktives Wohngebiet umzuwandeln.
Als Maloof auf die Promenade zurückkehrte und die Baustellen sah, die wegen der Kälte vorübergehend stillstanden, empfand er Erleichterung darüber, nicht innerhalb der Stadtgrenzen Stockholms wohnen zu müssen.
Ihm gefiel es draußen in Fittja, und er sehnte sich nie nach der Stadt, sondern wollte schnell wieder weg, wenn er einmal dort war.
Er sah auf die Uhr. Zehn vor zwei.
Maloof holte tief Luft.
Am Empfang saß eine ältere Frau mit schwarzem Brillengestell und blonder Föhnwelle. An der Wand hinter ihr leuchtete das G4S-Logo, als wäre es eine Ikone, vor der die Angestellten sich auf dem Weg ins Büro verbeugen sollten.
Die Frau blickte Maloof streng an, als er die Treppen im Eingangsbereich hinaufkam.
Unbewusst rückte er seinen Schlips zurecht, strich sich eilig das lange Haar hinter die Ohren und fuhr sich mit der Hand über den gepflegten Bart. Dann legte er ein breites Lächeln auf.
»Ich habe um zwei Uhr einen Termin mit Anders Mild.«
Die Frau war nicht empfänglich für seinen Charme. Sie nickte widerwillig und bat ihn, sich rechts vom Empfang niederzulassen, während sie Anders Milds Sekretärin anrufen würde.
Das streng wirkende Designersofa war sogar noch unbequemer, als es aussah. Als Maloof sich setzte, wurde er daran erinnert, wie wenig er Anzüge mochte. Das modisch auf Taille geschnittene Jackett spannte über den Schultern. Tags zuvor hatte er einen dunkelroten Schlips erstanden und zwanzig Minuten gebraucht, um sich einen anständigen Knoten zu binden. Sein Kopf war rot vom Zorn gewesen. Wie sollte man mit so einer Strippe um den Hals jemals selbstbewusst auftreten?
Er beugte sich vor und sah verstohlen zu den Fluren, von denen die Büros abgingen. Der Mann, auf den er wartete, Anders Mild, war Geschäftsführer und Chef der G4S in Schweden. Ohne die Hilfe von Zoran Petrovic hätte Maloof niemals diesen Termin bekommen, und als Milds Sekretärin jetzt den Flur herunterkam, wurde ihm auch klar, wie Petrovic das hingekriegt hatte.
Die Sekretärin war sehr jung und sehr süß.
Maloof erhob sich und schüttelte dem Mädchen die Hand. Dabei hielt er den Griff der schwarzen Aktenmappe zu fest umklammert.
»Kann ich Ihnen etwas bringen?«, fragte sie, während sie ihn in einen großen Besprechungsraum mit Blick über die Dächer der umstehenden Gebäude führte. »Wasser? Kaffee?«
»Genau, ja klar«, erwiderte Maloof und stellte seine Aktentasche auf einem Stuhl ab. »Vielen Dank, ja.«
»Benötigen Sie den Beamer?«, fragte das Mädchen, das immer noch nicht wusste, ob er Kaffee oder Wasser wollte.
Erst begriff er nicht, was sie meinte.
»Für Ihre Präsentation«, erklärte sie. »Sie werden Anders doch etwas vorführen, oder?«
Maloof schüttelte den Kopf.
»Exakt, genau. Ja. Nein, kein Beamer, heute nicht«, sagte er und klopfte mit einem breiten Lächeln auf seine schwarze Aktentasche. »Das hier ist meine Präsentation.«
Sie nickte, ohne sich weiter darum zu kümmern, was er meinte, und ließ ihn mit offen stehender Tür allein, um ihren Chef zu holen.
Maloof war zu aufgeregt, um sich setzen zu können.
Zusammen mit Zoran Petrovic hatte Maloof alles sorgfältig recherchiert. G4S war das größte Sicherheitsunternehmen der Welt. Mit einer Präsenz in einhundertfünf Ländern und mehr als sechshunderttausend Angestellten war es zudem einer der größten privaten Arbeitgeber. Den eher unspektakulären Ursprung des Unternehmens konnte man bis Kopenhagen zurückverfolgen, wo etwa zeitgleich mit dem Begrüßungsfeuerwerk für das 20. Jahrhundert eine Firma gegründet worden war, die Nachtwächter vermietete.
Zu Anfang des 21. Jahrhunderts fiel das Augenmerk der Risikokapitalisten auf die Sicherheitsbranche. Sie öffneten ihre Geldschleusen, schwangen ihre Peitschen, änderten den Namen des Unternehmens in Group 4 Securicor und gingen im großen Stil einkaufen – in Schweden fiel etwa das einstmals staatliche Unternehmen ABAB der Expansion des Konzerns zum Opfer.
Group 4 Securicor oder G4S wuchs an der Londoner Börse. Man organisierte sich in zwei Geschäftsbereiche: die G4S Secure Solutions, die mit Bewachung zu tun hatte, und die G4S Cash Solutions, die zuständig war für das Aufgabengebiet Werttransporte.
Anders Mild war für G4S Cash Solutions in Schweden verantwortlich, und er ließ Michel Maloof nicht länger als ein paar Minuten im Besprechungsraum warten. Mild, mittelgroß, mit blauen Augen und einem derart schmalen Nacken, dass er den Kopf kaum halten konnte, trug einen glänzenden grauen Anzug, dazu ein exklusives hellblaues Hemd, dessen oberer Knopf offen stand. Mit energischen Schritten ging er um den Konferenztisch herum, schüttelte Maloofs Hand und nickte dem älteren Mann zu, der wenige Schritte hinter ihm hereinkam, dann jedoch auf der anderen Seite des Tisches stehen blieb.
»Michel, das hier ist Rick Almanza«, stellte Anders Mild seinen Kollegen vor. »Rick zeichnet für unsere europäischen Unternehmen verantwortlich. Er ist also sozusagen mein Chef. Ich habe ihm von unserem Treffen erzählt, und er fand die Sache so spannend, dass er aus London hergekommen ist, um dabei zu sein. Ist es okay, wenn wir das Ganze auf Englisch machen?«
Maloof lächelte und nickte.
Konnte das angehen? Was hatte Zoran Petrovic eigentlich erzählt? Anders Mild wusste nichts über Maloof, der bei der Vereinbarung des Termins nicht einmal seinen richtigen Nachnamen benutzt hatte. Er wollte nicht, dass Mild über Google die falschen Dinge herausfand. Flogen Leute wirklich auf eine vage Andeutung hin aus London ein? Hatte man ihm eine Falle gestellt?
Diese Skepsis war genau, was er brauchte. Er merkte, wie sein Puls sich verlangsamte, seine Nervosität sich in Tatkraft verwandelte und die neue Herausforderung sein Konzentrationsvermögen schärfte. Das war, wie Maloof funktionierte.
Er war nur nervös, wenn ihm eine Aufgabe bevorstand, niemals, während er sie löste. Also nickte er zustimmend und ergriff mit Schwung über den Tisch hinweg Rick Almanzas Hand.
»Englisch. Kein Problem. I’m truly honored.«
Anders Mild kehrte zufrieden auf die andere Seite des Tisches zurück und ließ sich neben seinem Chef nieder.
Maloof erwog kurz, sich vor das Whiteboard am Kopfende des Tisches zu stellen, ließ es aber bleiben. Er hatte nichts, was er auf ein Whiteboard hätte schreiben können.
Verstohlen betrachtete er die kleine Nadel mit dem G4S-Logo auf Milds Jackettrevers. Seit seinen frühen Teenagerjahren hatte Michel Maloof Geldtransporte mit ebendiesem Logo ausgeraubt. Wussten die beiden Geschäftsführer, dass sie einen der bekanntesten Räuber Schwedens in die Schaltzentrale des größten Sicherheitsunternehmens der Welt eingeladen hatten?
Sami Farhan band sich die Schuhe draußen im Flur, zog die dicke dunkelgrüne Daunenjacke über das Poloshirt und wollte gerade ins Treppenhaus hinaus, da hörte er, wie John aufwachte.
Er hielt auf der Schwelle inne, trommelte lautlos mit den Fingern auf die Türklinke und horchte angespannt. Das Gitterbettchen stand im Schlafzimmer vor dem Fenster. Er hatte die Tür zugeschoben, um Karin und den Jungen nicht zu wecken, schließlich war es erst sechs Uhr morgens. Das Geplapper verstummte für einen Augenblick, dann war wieder ein abwartendes Gurgeln zu hören, das allmählich lauter wurde.
Kein Zweifel, das Kind würde jeden Moment wach werden.
Vorsichtig machte Sami die Haustür wieder zu und kehrte noch in Daunenjacke ins Schlafzimmer zurück. Karin schlief, aber sie wälzte sich unruhig im großen Doppelbett herum. Zwei- oder dreimal war sie in der Nacht auf gewesen, er wusste es nicht ganz genau. Jetzt hob er den Kleinen aus dem Bettchen und legte ihn an die weiche Jacke, um ihn zu wiegen und zu beruhigen. Aber er hatte keine Chance. John war hungrig, da half auf lange Sicht kein Wiegen.
»Wie spät ist es?«, murmelte Karin ins Kissen.
Vorsichtig legte Sami den Jungen neben sie ins Bett. Der Geruch von Muttermilch ließ John wimmern, und Karin zog sich die Decke herunter und enthüllte den dicken Schwangerschaftsbauch, während sie die Brust zurechtlegte.
»Was hast du denn schon vor?«, fragte sie, obwohl er ihre Frage nach der Uhrzeit noch gar nicht beantwortet hatte.
Sami schwitzte in den dicken Kleidern. Etwas unsicher blieb er im Schlafzimmer stehen und wippte vor und zurück, als würde er immer noch das Kind beruhigen wollen. Es war so schwer, sich von diesem Anblick loszureißen: die stillende schwangere Frau und das kleine Kind. Seine Familie. Es roch nach Mensch im Zimmer, nach Haut und Nähe.
»Musst du zur Schule?«, murmelte sie.
Er knurrte etwas, das als ein Ja gedeutet werden konnte, ohne wirklich eines zu sein.
»Wie spät ist es denn?«
Wenn Karin die Augen aufmachte und den Kopf herumdrehte, würde sie die Digitaluhr auf dem Nachttisch sehen. Also sagte er lieber gleich, wie es war.
»Fünf nach sechs.«
»Fangen die jetzt schon im Morgengrauen mit dem Unterricht an?«
Sie lächelte, hatte die Augen aber immer noch geschlossen. Das Kind schmatzte.
Sami besuchte die Kochschule in Kristineberg, er war im zweiten Semester. Er hatte schon immer gut gekocht, und jetzt wollte er das Handwerk von der Pike auf lernen. Das hatte er ihr versprochen. Als sie zum ersten Mal schwanger wurde, hatte sie ihm ein Ultimatum gestellt. Wie es ihre Art war, hatte sie deutlich erklärt, dass, wenn der Vater ihres Kindes riskierte, ins Gefängnis zu kommen, sie sich einen Vater suchen würde, der seinen Ehrgeiz im Leben auf andere Dinge verlegte. Entweder hörte Sami auf, den lieben langen Tag einen fantastischen Überfall oder Einbruch nach dem anderen zu planen, oder er sollte besser gleich abhauen, ehe sich das Baby an ihn gewöhnte. Und umgekehrt.
Für Sami war das keine Frage gewesen. Für Karin tat er alles. Deshalb hatte er sich an der Kochschule beworben. Er hatte beschlossen, sich endlich einen richtigen Job zu suchen.
»Heute fährt die ganze Klasse zum Freihafen raus, um die Schiffe anzusehen, die mit den Krabben und so reinkommen«, antwortete er und orientierte sich damit zumindest grob an der Wahrheit.
So wie immer sprach er mit Händen und Füßen. Er zeigte Richtung Freihafen, beschrieb, wie die Schiffe einlaufen würden, machte eine Geste, die eine Krabbe darstellen konnte.
»Geh schon«, flüsterte Karin mit einem Grinsen. »Hau ab. Vielleicht schlafen wir noch mal ein ...«
Er nickte. Er wippte mit dem Fuß, als würde er einen Techno-Song im doppelten Tempo begleiten. Er konnte nicht gehen. John schmatzte. Karin spürte sein Zögern. Sie machte die Augen auf und sah ihn an, wie er da voll angezogen im Schlafzimmer stand.
»Du bist so verdammt süß«, sagte sie mit einem Lächeln. »Jetzt steh nicht da rum und sei so verdammt süß, hau ab.«
Er lächelte ein bisschen schief, nickte wieder und befreite sich von dem Zauber, indem er auf dem Absatz kehrtmachte und in den Flur zurückging. Dann sprintete er – gut trainiert durch Tausende von Stunden im Boxring – die unebenen Treppen in dem alten Haus hinunter.
Als er in die kalte Februarluft trat, gönnte er sich ein Gefühl des Stolzes. Während der vielen Treffen und Diskussionen im vergangenen Herbst hatte er dieses Gefühl in sich unterdrückt. Da hatte es so viel gegeben, das erst noch zusammenpassen musste, er hatte einfach nichts vorwegnehmen wollen. Aber jetzt wagte er endlich zu glauben, dass der Plan Wirklichkeit werden würde.
Sami rannte fast die Straße hinunter. Der Schnee, der während der Nacht gefallen war, würde im Laufe des Tages weggeweht werden. Die nackten Bäume im Garten um die Katarinakirche malten schwarze Silhouetten an den dunkelgrauen Himmel. Es war noch einige Stunden hin, bis es hell wurde.
Gegen Mittag würde er zurück nach Hause kommen, und vorher, das hatte er sich lange ausgemalt, würde er eine Magnumflasche Moët kaufen, um mit Karin anzustoßen.
Beim Auto angekommen, ließ er sich mit einem Lächeln hinters Steuer fallen. Ohne Karin und John wäre er niemals so weit gekommen, das würde er nie vergessen. Ohne sie hätte er es wahrscheinlich nicht einmal versucht.
Unwillkürlich musste er an all die Warnungen denken, die er im Laufe der Jahre erhalten hatte. Verbitterte ehemalige Junggesellen, die ihr sorgloses Leben vermissten und nun klagten, ein Baby bedeute, dass man erst keinen Schlaf und dann keinen Sex und irgendwann kein Leben mehr hätte. Ein Stück weit musste er ihnen recht geben: Er schlief schlecht, und der Sex war nichts, womit Karin und er einen Preis hätten gewinnen können.
Aber John war ein Wunder, das machte alles wett.
Jede Veränderung brachte Probleme mit sich. Manche Leute blieben nur deshalb jahrein, jahraus im selben Job, weil sie sich nichts anderes zutrauten. Man umgab sich mit Jugendfreunden, die einen eigentlich längst nicht mehr interessierten, weil das leichter war, als sich neue Freunde zu suchen. Samis Kindheit war eine lange Entdeckungsreise durch die südlichen Vororte von Stockholm gewesen. Am Ende hatten sie an zwanzig oder vierzig verschiedenen Adressen gewohnt, er wusste es nicht mehr genau. Er hatte gelernt, mit allen zurechtzukommen, es war ihm immer schon leichtgefallen zu reden, und er konnte sich mit finnischen Gastarbeitern ebenso anfreunden wie mit afrikanischen Flüchtlingen. Er war zu einem Chamäleon geworden, gezwungen, sich schnell neuen Bedingungen anzupassen.
Schon oft hatte er gedacht, dass ihm das jetzt zugutekam. Für Karin und die Kinder – das Geborene und das Ungeborene – würde er das Leben als Krimineller hinter sich lassen. Er würde sich häuten.
Es war nicht leicht, aber er würde auf seine Art zurechtkommen.
Sami Farhan nahm den Weg über Skeppsbron und Blasieholmen. Es war Dienstagmorgen, in der City war immer noch wenig Verkehr. Auf der anderen Seite des Strömmen lag die Chapman, das Segelschiff, aus dem sie eine Jugendherberge gemacht hatten. Ihr beleuchteter weißer Rumpf ruhte im Wasser, das schwarz wie Tinte war.
Er war gut in der Zeit. Für andere kam seine Pünktlichkeit wahrscheinlich einem Kontrollzwang gleich, für ihn selbst war es Teil seiner Gründlichkeit.
Er war, genau wie er Karin erzählt hatte, auf dem Weg zum Freihafen, allerdings auf eigene Faust und nicht mit der Kochklasse. Was ihn betraf, war das Schulbankdrücken vorbei, keine weiteren Kochlektionen, danke. Er würde seiner Familie niemals das Leben bieten können, das sie verdiente, wenn er an einem Tresen stand und Gurken schnippelte oder Sahnesoße über Elchbuletten verteilte.
Dies war der erste Morgen seines neuen Lebens. Wie immer war es der Zufall gewesen, der ihm diese Chance eröffnet hatte. Allerdings war es nicht leicht gewesen, das Geld ranzuschaffen. Er war mit allem reingegangen, was er lockermachen konnte, außerdem hatte er noch weitere Geldgeber von dem Projekt überzeugen können. Zunächst einmal seine Brüder. Sie hatten über ihn gelacht, gezweifelt und ihn den »Krabben-Ede« genannt. Aber sie hatten Geld investiert, so wie viele andere seiner Freunde und Bekannten, darunter sogar Karins Onkel – ohne dass sie davon erfahren hatte. Hier wurde ausschließlich sauberes Geld in ein anständiges Unternehmen investiert.
Um den Nybroplan herum merkte man, wie die Stadt langsam erwachte. Auf den Straßen waren jetzt Leute unterwegs. Hier in den schicken Stadtteilen von Stockholm, in Strandvägen, Hamngatan und Östermalm, hatte es Sami nie gefallen. Er lebte mit Karin auf Söder, dem ehemaligen Arbeiterviertel, wo sie in der Nähe vom Nytorget aufgewachsen war. Die Schulen da gehörten zu den besten in der Stadt, und ihre Kinder sollten auch auf Söder groß werden.
Sami liebte Karin, seit er denken konnte. Auf jeden Menschen wartet eine große Liebe im Leben. Er hatte das Glück gehabt, seine bereits als Jugendlicher zu treffen.
Als sie vom unnahbaren Jugendschwarm zu seiner Geliebten wurde, vertiefte sich die Liebe auf eine Weise, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Diffuse Träume wurden zu physischer Wirklichkeit. Klar, falsch gequetschte Zahnpastatuben, ungespülte Teller und zusammengeringelte Unterhosen auf dem Badezimmerfußboden waren Ärgernisse, die in der Fantasie nie vorkamen. Aber er hätte sich auch nie träumen lassen, wie die Haut auf ihrem Bauch am Morgen duftete, wie ihr Blick sprühte, wenn sie ihn ansah, oder wie sie seine herumflatternden Hände einfing, wenn er eine Geschichte erzählte, sie festhielt und tief in seine Seele schaute, wo sie Dinge enthüllte, von denen er nicht einmal selbst gewusst hatte.
Als sie in die nächste Rolle wechselte und die Mutter seiner Kinder wurde, durchlief die Liebe eine weitere Transformation. Am deutlichsten merkte er das, wenn er sich vorstellte, wie es wäre, sie zu verlieren. Ein Leben ohne Karin konnte er sich nicht mehr vorstellen. Schon der Gedanke war zu schmerzhaft.
Deshalb saß Sami Farhan an diesem frühen, dunklen Morgen im Februar im Auto und fuhr Richtung Freihafen in sein neues Leben.
»Hier ist es«, sagte Michel Maloof auf Englisch und hob die schwarze Aktentasche auf den Tisch.
CEO Anders Mild und der Vorstandsvorsitzende Rick Almanza sahen ihn misstrauisch an.
»Ihre Aktenmappe?«, fragte Mild. »Aber ... da habe ich wohl etwas falsch verstanden. Ich dachte, wir sprechen hier über die Optimierung unserer schwedischen Geldtransporte.«
»Ganz genau«, sagte Maloof und zeigte den Herren wieder sein Lächeln. »Man könnte es nicht besser ausdrücken. Optimierung. Auch in Schweden.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Mild.
»Ich meine, dass ... wenn wir schon Englisch sprechen ... dass das hier einen größeren Bereich betreffen kann als nur Schweden.«
Maloof war unsicher, ob der Brite wirklich war, wofür er sich ausgab. Es kam ihm höchst unwahrscheinlich vor, dass der Vorstandsvorsitzende seinetwegen aus London gekommen sein sollte.
Doch der ältere Herr blieb stumm, und Maloof fühlte sich weniger infrage gestellt als aufmerksam beobachtet.
»Ich werde Ihnen ... von meiner Aktenmappe erzählen«, fuhr Maloof fort. »Gestern auf dem Flug hierher habe ich sie unter meinen Sitz gelegt. Und als ich heute zu Ihnen fuhr, hatte ich sie neben mir im Auto. Und ... ja ... was meinen Sie, wie viele Menschen diese Tasche bemerkt haben?«
Eine rhetorische Frage. Die schwarze Aktentasche, die auf dem Tisch stand, war ebenso anonym wie der Konferenzraum, in dem sie saßen. Sie sah weder teuer noch billig aus und ließ jedes Design vermissen. Aus der Entfernung wirkte die Tasche, als wäre sie aus Leder, doch aus der Nähe wurde deutlich, dass sie aus Hartplastik bestand.
»Wollen Sie behaupten, dass ...«, begann der Brite, der begriff, worauf Maloof hinauswollte.
»Absolut, ja«, erwiderte Maloof und sein Lächeln wurde noch breiter. »Diese Aktentasche ist nicht nur ebenso sicher, sie ist sogar sicherer als die Werttransporttaschen von heute. Und es passt sehr viel mehr hinein.«
Maloof war selbst von der Tasche, die vor ihm auf dem Tisch stand, völlig fasziniert und musste sich jetzt anstrengen, den Stolz nicht in Selbstherrlichkeit umschlagen zu lassen.
In diesem Moment schien Anders Mild aufzugehen, worum es bei diesem Treffen ging und was Maloof bei ihnen suchte. Der Geschäftsführer wand sich nervös auf dem Stuhl und ließ einen kurzen Seufzer hören.
Viele Leute wollten G4S neue Sicherheitstaschen verkaufen. Ein schwedisches Unternehmen in Norrland, die SQS in Skellefteå, war in der Entwicklung weit gekommen und hatte bereits einige Kunden auf dem Kontinent. Maloof war sicher, dass die Leute von SQS ebenso wie alle anderen versucht hatten, an ein Treffen mit dem Geschäftsführer zu kommen, doch ohne einen Zoran Petrovic, der mit der Sekretärin des Chefs ausging, blieben die Türen verschlossen.
Jetzt aber war es zu spät für Mild, das Treffen noch abzusagen. Maloofs Tasche stand bereits auf dem Tisch.
»Ist es wirklich möglich«, begann Mild in skeptischem Tonfall, »dass das Innere so viel größer ist?«
Ohne länger zu zögern und mit ansteckender Begeisterung begann Maloof eine detaillierte Demonstration des Innern der Aktentasche.
G4S benutzte seit Langem blaue Sicherheitstransporttaschen, die in Süddeutschland hergestellt wurden. Einer von Zoran Petrovics serbischen Kontakten war in der Top-Secret-Firma dort gewesen, und danach war die Idee geboren, neue Taschen zu entwerfen. Die deutschen Taschen waren schwer und unförmig, die Wachleute mussten sie auf kleinen Karren transportieren, und es war unmöglich, Bargeld zu holen oder zu liefern, ohne auf sich aufmerksam zu machen.
Petrovic hatte festgestellt, dass der größte Vorteil der Taschen ihr Sicherheitsverschluss war. Diesen aufzubrechen war nicht nur mit normalem Gerät unmöglich, auch Schraubenzieher, Brecheisen oder rohe Gewalt bewirkten nichts. Ein paar unerfahrene Jugendliche oder ein Gelegenheitsdieb würden das Schloss niemals aufbekommen. Und auch der professionelle Räuber, der die blaue Tasche mit in seine Werkstatt nahm und sie mit anständigem Werkzeug bearbeitete, hätte keinen Erfolg. Wurde die Tasche unsachgemäß geöffnet, dann explodierten einige Farbampullen und ruinierten das Geld und die Kleidung des Räubers.
Die schwarze Tasche, die Michel Maloof an diesem Dienstagnachmittag im Februar in Stockholm dem europäischen Vorstand der G4S demonstrierte, wies alle Funktionen auf, die auch die blaue Tasche besaß – die Farbampullen, außerdem einen GPS-Tracker. Da das Unternehmen aus Skellefteå noch kein Patent auf seine Neuerungen hatte, waren für Maloofs Tasche zudem eine Reihe weiterer Funktionen entliehen worden.
Doch darüber hinaus gab es zwei entscheidende Verbesserungen. Zum einen war die schwarze Aktentasche von Maloof geräumiger als die blauen Taschen. Sicherheit und Technik waren komprimiert in Schloss und Boden untergebracht worden, was mehr Platz für die zu transportierenden Werte ließ. Das Ergebnis war eine im Vergleich zum aktuellen blauen Monster leichte und diskrete Tasche.
»Unglaublich«, sagte Mild, als er sich schließlich hatte überzeugen lassen.
»Ganz genau«, stimmte Maloof ihm zu. »Wir ... also ... die Produktion erfolgt in Slowenien. Das ist der Grund für ... den Preis.«
Er sah den beiden Männern direkt in die Augen. Sie hatten noch nicht über Geld gesprochen. Die Chefs des Sicherheitsunternehmens hatten nicht nachgefragt, und Maloof hatte sie nicht drängen wollen, solange er nicht sicher gewesen war, sie überzeugt zu haben. Nach ihrem intensiven Nicken während der Vorstellung war er nun vorsichtig optimistisch. Der Brite war schwerer einzuschätzen, doch am Ende hatte auch er ein Lächeln gezeigt.
Nun räusperte sich der Ältere und sprach Anders Mild direkt an.
»Das ist eine Überraschung«, sagte er. »Wirklich.«
Das Englisch von Rick Almanza war von der Sorte, mit der Maloof Ende der Siebzigerjahre aufgewachsen war, als die Fernsehserien auf Herrensitzen in der britischen Countryside spielten, wo Männer in grünen Tweedanzügen wochenends Füchse jagten und eine Menge Bedienstete hielten.
Der Brite wandte sich an Maloof.
»Ich war auf einer Konferenz in Schweden, und mein Rückflug geht erst heute Abend«, erklärte er, »Anders hat gefragt, ob ich Lust hätte, bei diesem Treffen dabei zu sein, und ich habe hauptsächlich zugestimmt, weil ich nichts Besseres zu tun hatte. Darüber bin ich jetzt froh.«
Maloof versuchte, sein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken, allerdings gelang ihm das nur halb. Er strich sich über den Bart und sah stolz auf seine schwarze Wertguttasche, als hätte sie sich besonders gut benommen.
»Es sind natürlich noch eine Menge Fragen offen«, fuhr Almanza fort. »Unter anderem die der Sicherheit in den slowenischen Fabriken.«
»Selbstverständlich«, antwortete Maloof.
»Und wie steht es um die Exklusivität?«
Maloof nickte.
»Exklusivität. Wenn G4S eine Bestellung aufgibt, wird keiner Ihrer Konkurrenten unser Produkt kaufen dürfen.«
Er lächelte breit. Der Brite nickte zufrieden. Maloof konstatierte für sich, dass der Preis in diesem Zusammenhang offenbar ein weniger wichtiges Detail war. Sie hatten immer noch nicht danach gefragt. Er war mit der Vorstellung in das Treffen gegangen, zwanzigtausend Kronen pro Tasche zu verlangen, begriff nun aber, dass er auch dreißigtausend nehmen konnte. Das würde keine Rolle spielen. Er wagte kaum auszurechnen, wie viel Geld allein für den schwedischen Markt zusammenkommen würde – und wenn es dann vielleicht um ganz Europa ging?
Laut Zoran Petrovic betrugen die Herstellungskosten fünftausend pro Tasche. Auf dem schwedischen Markt waren circa zehntausend Werttransporttaschen in Gebrauch.
Ein schwindelerregender Betrag.
»Da wird natürlich eine Reihe von Gesprächen in London nötig werden«, sagte Almanza trocken, »aber ich bin ziemlich sicher, dass die Kollegen dort meine Begeisterung teilen werden.«
Er zog selbstsicher eine Augenbraue hoch, um deutlich zu machen, dass der Rest Formalien seien, und Anders Mild nickte zustimmend.
»Sie könnten ja bestimmt nach London kommen und diese Präsentation noch einmal wiederholen, nicht wahr?«
Maloof lächelte und setzte sich.
»Absolut, natürlich. Geben Sie mir ein paar Stunden ... und schon bin ich da.«
Almanza sah zufrieden aus.
Als Michel Maloof mit seiner Familie vor bald dreißig Jahren auf dem Stockholmer Flughafen Arlanda angekommen war, hatte er vor der Grenzkontrolle seinen libanesischen Pass zerrissen und die Toilette hinuntergespült. So machte man das damals, und das war auch der Rat gewesen, den sie von Verwandten bekommen hatten, die sich bereits in Schweden aufhielten. Flüchtlinge ohne Pass wurden als staatenlos registriert, was das Risiko, zurückgeschickt zu werden, verringerte. Wohin sollten sie denn zurückgeschickt werden? Trotzdem hatte Maloof diesen frühen Morgen auf einer Flughafentoilette in den folgenden Jahren oft bereut. Zwar durften er und seine Familie in Schweden bleiben, doch es stellte sich heraus, dass es fast unmöglich war, einen schwedischen Pass zu bekommen, wenn man keinen ausländischen besaß, gegen den man ihn tauschen konnte. Und als Maloof lange genug gewartet hatte, da wanderte er zum ersten Mal ins Gefängnis, was bedeutete, dass er sich wieder ganz hinten in der Schlange der Bewerber anstellen musste. Das wiederholte sich mehrmals. Heute war Michel Maloof dreißig Jahre alt, besaß aber immer noch keinen Pass, weder einen libanesischen noch einen schwedischen. Deshalb war Großbritannien, das kein Schengen-Mitglied war, außerhalb seiner Reichweite. Er würde jemand anders schicken müssen. Petrovic würde fahren. Kein Problem.
Rick Almanza erhob sich und Mild mit ihm.
»Ganz herzlichen Dank, Michel«, sagte der Brite. »Es wird eine Freude sein, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«
Auch Maloof erhob sich. Verwirrt und erstaunt schüttelte er den beiden Männern über den Tisch hinweg die Hände.
Er hatte gerade mehr Geld verdient, als er sich jemals hätte träumen lassen. Millionen. Zig Millionen.
»Ich danke Ihnen. Und was Preise ... und Stückzahlen ... und Lieferzeiten angeht ...«
Almanza lachte.
»Das hat gar keine Eile«, sagte der ältere Mann. »Der Vertrag über unsere derzeitigen Sicherheitstaschen läuft im Jahr 2024 aus. Wir haben also noch fünfzehn Jahre Zeit zu verhandeln.«
Maloofs Lächeln erstarb. Hatte er richtig gehört? Oder lag ein Missverständnis vor?
»Wie Sie wahrscheinlich verstehen werden«, verdeutlichte Anders Mild auf Schwedisch, »können wir nicht viel tun, solange wir an unsere gegenwärtigen Absprachen gebunden sind. Aber bei G4S arbeiten wir vorausschauend, und ich hoffe, dass Sie das ebenso tun.«
2024?
Machten die Witze?
Sami Farhan bog im Freihafen nach links ab und fuhr dann in Richtung der Lager und Bürogebäude. Es war halb sieben Uhr, immer noch dunkel, und er trommelte erwartungsfroh mit seinen Fingern aufs Lenkrad.
Im Unterschied zur verschlafenen Innenstadt ging es im Hafen schon rund. Trucks und Zugmaschinen fuhren im Schein der grellen Scheinwerfer auf und ab, die hier draußen die Straßenlaternen ersetzten. Kräne hoben die Container von den Schiffen, und der Gedanke daran, dass eine ebensolche Blechkiste den Start für sein neues Leben bedeuten würde, erfüllte Sami mit freudiger Erregung.
Hassan Kayas Büro lag im Magazin 6, und Sami parkte am Lastkai.
In einer knappen halben Stunde würde das Schiff hereinkommen.
Er wollte es sich nicht nehmen lassen, hier zu stehen und es mit eigenen Augen zu sehen. Deshalb hatte er sich mit Ibrahim Bulut, der ihn ursprünglich mit in das Projekt gebracht hatte, am Kai verabredet. Das würde einen wirklich epischen Moment geben.
Vor vier Monaten war Sami zum ersten Mal in dem engen und vollgestopften Büro von Hassan gewesen, das in der zweiten Etage von einem schmalen, fensterlosen Flur abging.
Mit Ibrahim Bulut hatte Sami in seiner Jugend zusammen geboxt. Nicht mehr als ein paar Monate waren das gewesen, aber es hatte gereicht, um eine Freundschaft entstehen zu lassen. Im Laufe der Jahre hatten sie sich immer mal wieder getroffen und Anfang der Zweitausender auch etliche Dinger zusammen gedreht. Dann hatte der Türke Erfolg gehabt, und zwar mit dem, was Sami jetzt auch anfangen würde. Er hatte umgesattelt, die kriminelle Laufbahn an den Nagel gehängt und betrieb heute einen prosperierenden Blumenimport in Årsta. Durch den Importbetrieb war Bulut im Herbst mit Hassan Kaya in Kontakt gekommen, und zwar gerade, als dieser dabei war, ein neues Unternehmen zu gründen. Dass Sami das Angebot erhalten hatte, mitzumachen, lag daran, dass er zu dem Zeitpunkt, als Kaya anrief und von seinen Plänen berichtete, zufällig bei Bulut im Auto saß.
Ein paar Tage später hatten sie sich oben im Büro von Kaya im Magazin 6 getroffen. Das Zimmer hatte nach Schimmel gestunken und war voller Aktenordner und Papierstapel gewesen. Sami hatte auf einem Holzstuhl gesessen und zugehört, während Kaya seine Idee erläuterte.
Er sei schon lange in der Branche, erklärte dieser, er importiere seit Mitte der Neunzigerjahre frische und tiefgefrorene Schalentiere. Jetzt wolle er sein Unternehmen neu ausrichten und den Kampf gegen die Monopolisten von ICA und Axfood endgültig aufgeben. Er suche nach neuen Partnern. Die meisten, die Krabben und Muscheln fischten, täten das in der Nordsee. Wenn man aber weiter raus ins Eismeer fahre, dann verbessere sich die Qualität der Schalentiere erheblich. Das täten aber nur wenige, weil die Reise zurück nach Schweden in der oft schweren See zu lang werde. Hassan Kaya habe nach langer Suche einen Kapitän gefunden, der die Tiere auf dem Schiff froste und die Ware in bester Qualität und zu einem erschwinglichen Preis liefere. Mit der Marge, die man als Grossist draufschlagen könne, sei das Geschäft eine wahre Goldgrube.
Auf einer Papierserviette, die er unter einer Takeaway-Schachtel vom Chinesen rauszog, schrieb Kaya auf, was er sich zusammengerechnet hatte. Sami durfte die Zahlen mitnehmen, damit er zu Hause überprüfen könnte, was man in der Importbranche so verdiente.
»Wir gründen ein Unternehmen«, erkläre Kaya. »Du und ich und Ibrahim. Mein Kapitän muss bessere Tiefkühltruhen an Bord installieren, und das braucht Kapital. Ibrahim hat versprochen, mit zehn Millionen reinzugehen, und ich bringe genauso viel. Was hattest du vor zu investieren?«
Nach dem Treffen war Sami hin- und hergerissen. So viel Geld hatte er nicht. Nachdem er seine eigenen Konten abgeräumt hatte und seine Brüder widerwillig den größeren Teil ihrer Ersparnisse beigesteuert hatten, war es Sami gelungen, noch eine Reihe von Freunden und schließlich Karins Onkel zum Mitmachen zu überreden. Insgesamt brachte er es auf fünf Millionen. Das reichte für zwanzig Prozent des neu gegründeten Importunternehmens.
Zwar hatte er Karin von dem Projekt erzählt, war aber nicht ins Detail gegangen, wie viel er tatsächlich investiert hatte.
Aber er war es gewohnt, mit Risiken zu leben.
Als Sami Farhan an diesem kalten Morgen im Februar die zwei Treppen zum Magazin 6 hinauflief, um ein paar Worte mit Hassan Kaya zu wechseln, war er nicht sonderlich erstaunt, dass die Tür zu dem unscheinbaren Büro verschlossen war. Kaya hatte Sami davon abgeraten, rauszufahren und das Schiff in Empfang zu nehmen. Klar, für einen, der das schon tausend Mal gemacht hatte, war es kein sonderlich spektakuläres Ereignis, einen Container mit tiefgefrorenen Krabben zu löschen, aber für Sami war das alles neu.
So schnell er konnte, eilte er die Treppen wieder hinunter und lief aus dem Haus. Die Ostsee war immer noch ein paar Grad wärmer als die kalte Morgenluft, weshalb über der Bucht und den Kais der Nebel hing und Samis Gesicht ganz feucht wurde, als er die Straße überquerte. Es war zehn vor sieben, und er grinste, als er den weißen Mercedes von Ibrahim Bulut weit draußen am Poller stehen sah.
Der erfolgreiche Blumengrossist stieg aus dem Auto, und sie begrüßten einander.
»Jetzt werden wir Kohle machen, verdammt noch mal«, sagte Bulut mit einem heiseren Lachen.
Aus seinem Mund kam eine Wolke Dampf, als würde er in eine Sprechblase lachen.
»Wo ist das Schiff?«, fragte er und sah sich um.
Sami schüttelte den Kopf und zeigte aufs Geratewohl zur Hafeneinfahrt.
»Du kennst dich hier doch aus. Ich hab keine Ahnung. Sind Schiffe wie Flugzeuge, die zur festgesetzten Zeit kommen, oder wie geht das?«
»Wann ist das letzte Mal ein Flugzeug zur festgesetzten Zeit gelandet?«, fragte Bulut zurück. »Hast du den Lastwagen gesehen?«
Hassan Kaya hatte ihnen Zeichnungen von Lastwagen gezeigt, auf die das Logo des Unternehmens aufgedruckt war. Eigentlich hätten die Wagen jetzt hier sein sollen, um die Ladung entgegenzunehmen, es war jedoch nichts zu sehen. Sami hüpfte auf der Stelle auf und ab, wie ein Kind, dass schnell Antworten auf seine Fragen wollte.
Es wurde sieben Uhr, und die beiden Freunde unterhielten sich über den Großmarkt von Årsta und wie viel Geld sie mit den tiefgefrorenen Schalentieren verdienen würden. Sami sah die ganze Zeit zum Meer hinaus, wo er das Schiff zu erspähen hoffte.
Aber kein Schiff kam und auch kein Lastwagen.
Um halb acht vermochte Sami seine Frustration nicht länger zurückzuhalten. Er bat Bulut, am Mercedes zu warten, während er rüberging, um mit ein paar Typen zu reden, die Ladung löschten.
Sami Farhan war niemand, der die Dinge dem Zufall überließ. Während der zwei Monate, die das Projekt bisher gelaufen war, hatte er Hassan Kaya ungefähr tausend Fragen gestellt, und Kaya hatte sie geduldig alle beantwortet. Deshalb wusste Sami nicht nur, dass das Fischerboot, auf das sie warteten, unter estnischer Flagge fuhr, sondern auch, wie es hieß und wo es anlegen würde.
Doch keiner von denen, die an diesem Morgen im Hafen arbeiteten, konnte ihnen auch nur den kleinsten Hinweis darauf geben, was passiert sein könnte.
Um Viertel vor acht rief Sami bei Hassan Kaya an. Es klingelte, aber niemand ging ran, seltsamerweise meldete sich nicht einmal die Mailbox.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Sami, als er zu Buluts Auto zurückkam. »Verstehste? Das fühlt sich nicht gut an.«
Er schlug sich mit der Hand an der Stelle auf die Daunenjacke, wo sein Herz saß.
»Du bist einfach paranoid«, erwiderte Bulut lächelnd. Er stand an den Mercedes gelehnt und rauchte eine Zigarette. »Wie immer.«
»Hier geht es nicht nur um mein Geld. Verstehste? Ich habe Schulden. So ziemlich bei jedem.«
»Du erwähntest es bereits«, erklärte Bulut, »so an die hundert Mal.«
Sami trommelte sich mit der Hand auf seinen Oberschenkel und schüttelte den Kopf.
»Sollen wir uns hinsetzen und warten?«, schlug Bulut vor, den das Verhalten seines Freundes langsam nervös machte.
Sie setzten sich in den Mercedes, und Bulut startete den Motor, um die Heizung in Gang zu bringen. Schweigend starrten sie zur Hafeneinfahrt hinaus. Sami trommelte weiter. Auf den Oberschenkel, auf das Armaturenbrett, an die Autotür. Nach ein paar Minuten hielt er es nicht länger aus.
»Ich gehe rauf zum Büro und sehe nach, ob er inzwischen gekommen ist.«
Ibrahim Bulut nickte.
Als Sami wieder im Magazin 6 stand, waren immer noch die meisten Türen geschlossen. Er klopfte bei Kaya an, erst vorsichtig, dann etwas fester. Nichts geschah.
Also zog er sein Handy aus der Tasche und unternahm einen weiteren Versuch mit der Nummer, auf der er den Schalentierimporteur bisher erreicht hatte. Es klingelte, auch diesmal meldete sich nicht einmal eine Mailbox.
Mit dem Telefon am Ohr betrachtete Sami die geschlossene Tür. Manche Büros im Flur hatten Metalltüren, diese hier war aus Holz. Er schob das Handy zurück in die Tasche und drückte versuchsweise mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab nach. Nicht viel, aber genug, dass klar war, ein weiterer Versuch würde sich lohnen.
Beim fünften Anlauf brach die Türfüllung mit einem Krachen auseinander, und Sami stolperte in das kleine Büro, in dem er schon so viele Male zuvor gewesen war.
Doch jetzt war es leer, nicht einmal ein Schreibtisch stand da noch.
In seinen Schläfen pochte es.
Es würde kein Schiff kommen. Und auch kein Lastwagen.
Wie ein Tiger in einem zu engen Käfig kreiste Sami durch das Zimmer. Dieser Teufel hatte sie reingelegt.
Im Auto saß Ibrahim Bulut und wartete. Sami riss die Tür auf.
»Er ist weg. Verstehste? Weg. Das Büro ist leer. Das Handy ist ausgeschaltet. Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Jetzt fahren wir zu dem kleinen Arschloch nach Hause und reden mal ein paar Takte mit ihm.«
»Was sagst du da, verdammt?«
Bulut war kreidebleich.
»Wir sind reingelegt worden. Es kommt kein bescheuertes Schiff. Wir fahren hin und holen uns unser Geld zurück.«
»Aber ...«, begann Bulut, »ich weiß nicht, wo er wohnt ...«
»Du weißt nicht, wo er wohnt? Was zum Teufel erzählst du da?«
Sami konnte es nicht glauben.
»Ich glaube, irgendwo in Göteborg«, meinte Bulut. »Oder in Landskrona oder irgendwo an der verdammten Westküste.«
»Du hast doch gesagt, du würdest ihn kennen!«
»Ja, Mann, ich kenne ihn. Wir haben schließlich zusammen gearbeitet. Aber nicht so, dass ich weiß, wo er wohnt, verdammt! Er wohnt irgendwo mit seinen beschissenen Krabben, das ist alles, was ich weiß.«
Sami dachte an das Geld. Er dachte an Karin, an ihren riesigen Bauch und den kleinen John an ihrer Brust. Er dachte an seinen großen Bruder, der ihn Krabben-Ede genannt und heiser gelacht hatte.
Er dachte daran, wie er sich innerhalb von wenigen Augenblicken von einem erfolgreichen Geschäftsmann in der Importbranche in einen verschuldeten Kochlehrling mit krimineller Vergangenheit verwandelt hatte.
»Scheiße!«, schrie er und schlug die Hände auf das gediegene Armaturenbrett des deutschen Wagens. »Verdammte Scheiße!«
Hier würde es ganz sicher nicht passieren.
Die Musik wummerte aus unsichtbaren Lautsprechern, so laut, dass sie ihre eigenen keuchenden Atemzüge nicht hörte.
You’re hot then you’re cold, sang Katy Perry. You’re yes then you’re no.
Warum nur, fragte sich Alexandra Svensson, während sie die energiegeladenen Sprünge ihrer Trainerin imitierte, warum eigentlich ließ sich ihr Leben in einem drei Minuten langen Popsong zusammenfassen? Sie wollte nicht vorhersehbar sein. You’re in then you’re out. Aber das alles war nicht ihre Schuld, das durfte sie nicht vergessen. Diesmal war es ausnahmsweise nicht ihre Schuld. Es war richtig gewesen, ihm ein Ultimatum zu stellen. Er konnte den Kuchen nicht essen und ihn gleichzeitig aufbewahren.
Im Fitness-Studio »Friskis & Svettis« trainierten an diesem Donnerstagnachmittag an die zwanzig Personen. Alexandra war direkt nach der Arbeit hingegangen, und um diese Uhrzeit waren nur zwei Männer im Saal. Der eine war schwul. Der andere verzweifelt. Beide schieden als Kandidaten aus.
Knie hoch.
Die Arme kreisen lassen.
Zweimal die Woche besuchte Alexandra Svensson das Fitness-Studio, aber niemals würde sie hier den Mann fürs Leben kennenlernen.
Schräg rechts von ihr stand Lena Hall.
Alexandra betrachtete ihre Freundin in der Spiegelwand. Lena hatte eine Figur wie eine Sanduhr. Jedes Mal, wenn sie hinterher noch einen Kaffee tranken, bestellte sich Lena einen Kuchen und aß ihn in ein paar gedankenlosen Bissen auf, ohne dass es etwas Besonderes für sie wäre. Und trotzdem kriegte sie die Knie höher als die Trainerin und schien nie dabei zu schwitzen.
Das Leben war zutiefst ungerecht, und Lena Hall war der wandelnde Beweis dafür.
Lena und Alexandra waren ungleiche Freundinnen. Sie kannten einander noch nicht sonderlich lange, aber Lena war die Sorte Mensch, zu der man sich gleich bei der ersten Begegnung hingezogen fühlte. Wenn die Frauen sich nach dem Training ins Espresso House setzten, um den üblichen Kaffee – und das Stück Kuchen – zu sich zu nehmen, redete Alexandra für gewöhnlich von der Arbeit und Lena von Kleidern. Das waren die Rollen, die sie einander in ihrer Freundschaft zugeteilt hatten. Alexandra erzählte eine neue Geschichte von ihrem Chef, und Lena verwandte eine Viertelstunde darauf, von einem Mantel zu erzählen, den sie im Internet gesehen hatte und den sie vermutlich kaufen würde, auch wenn er zu teuer war.
»Eigentlich sollte ich das bleiben lassen, oder?«, fragte sie.
»Ich kaufe nicht so oft was Neues zum Anziehen«, erwiderte Alexandra.
Sie schielte in regelmäßigen Abständen auf ihr Handy, um die Uhrzeit zu sehen. Eigentlich hatte sie es nicht sonderlich eilig, nach Hause in die Wohnung in Hammarby sjöstad zu kommen. Das Einzige, was sie noch vorhatte, war, im Supermarkt vorbeizugehen und sich etwas zum Abendessen zu kaufen. Alexandra blickte sehnsuchtsvoll auf Lenas Kuchen und beschloss, dass sie sich eine Tafel dunkle Pfefferminzschokolade von Lindt gönnen würde. Als Trostpflaster am Abend vorm Fernseher.