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Harka hat nun den Kriegernamen Tokei-ihto angenommen und ist Kriegshäuptling der Bärenbande. Er weiß, dass er seine Anerkennung im Stamm täglich neu erkämpfen muss, dass er keinen Augenblick in seiner Kraft und seiner Aufmerksamkeit nachlassen darf. Der Aufstand der Dakota weitet sich aus. Im Vertrauen auf das Wort der Militärs geht Tokei-ihto als Unterhändler ins Fort am Niobrara. Trotz des Versprechens wird er gefangengenommen. Ein Befreiungsversuch misslingt, und sein Stamm hält ihn für tot.
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Seitenzahl: 495
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Liselotte Welskopf-Henrich
Der junge Häuptling
Die Söhne der Großen Bärin V
Roman
Palisander
eBook-Ausgabe
© 2015 by Palisander Verlag, Chemnitz
Erstmals erschienen 1951/1966 im Altberliner Verlag, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Covergestaltung: Anja Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von Karl Fischer
Lektorat: Palisander Verlag
Redaktion & Layout: Palisander Verlag
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-957840-08-0 (e-pub)
www.palisander-verlag.de
Die Söhne der Großen Bärin
1. Band: Harka
2. Band: Der Weg in die Verbannung
3. Band: Die Höhle in den schwarzen Bergen
4. Band: Heimkehr zu den Dakota
5. Band: Der junge Häuptling
6. Band: Über den Missouri
Liselotte Welskopf-Henrich (1901 - 1979) war eine deutsche Schriftstellerin und Wissenschaftlerin. In den Jahren der Naziherrschaft war sie am antifaschistischen Widerstandskampf beteiligt. Ihre Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem »tausendjährigen Reich« verarbeitete sie in ihren Romanen »Zwei Freunde« und »Jan und Jutta«. 1951 erschien die Urfassung ihres Indianerromans »Die Söhne der Großen Bärin«, den sie später zu einem sechsteiligen Werk erweiterte. 1966 erschien »Nacht über der Prärie«, der weltweit erste Gesellschaftsroman über die Reservationsindianer im 20. Jahrhundert. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod, entwickelte sie diese Thematik in vier weiteren Bänden weiter. Darüber hinaus war sie seit 1960 Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität und seit 1962 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Schriftstellerin fand sie internationale Anerkennung. Die Stammesgruppe der Oglala verlieh ihr für ihre tatkräftige Unterstützung des Freiheitskampfes der nordamerikanischen Indianer den Ehren-Stammesnamen Lakota-Tashina, »Schutzdecke der Lakota«.
Cover
Titel
Impressum
Über die Autorin
Jack, der Ponka
Cate in der Prärie
Rauhreiter Adams
»Meine Augen sehen gelbe Büffel …«
Die Waffenschmuggler
Der junge Häuptling
Uinonah
Weitere Bücher
Fußnoten
Der Südweststurm fegte Sand und Schnee über die Prärien nördlich des Niobrara. Es war erst Nachmittag, aber der von treibenden Schneewolken verhangene Himmel ließ das Sonnenlicht kaum durch, und es dunkelte früh. Die Sicht war behindert.
Meter um Meter kämpfte sich die Gruppe der drei Dragoner mit ihrem geländekundigen Führer vorwärts. Die Schneekristalle setzten sich an die Haut, der Sand drang in die Augen. Der Sturm drohte zum Orkan zu werden und jedes Weiterkommen zu verhindern. Eine heftige Bö brachte die Gruppe zum Halten.
»Mord und Verdammnis!« Der eine der Dragoner schrie es hinaus, um sich beim Heulen und Fauchen des Sturmes dem Führer überhaupt verständlich zu machen. »Wir müssten schon da sein!«
Der Scout brüllte zurück. »Keine hundert Meter sind wir von der Furt, ihr hinkenden Buntröcke mit euren stelzbeinigen Schindmähren! Vorwärts, sage ich!« Er gab dem eigenen Tier die Sporen und trieb es weiter südwestwärts gegen Sturm, Flockenwirbel und Sandwehen. Die drei Uniformierten folgten, nur halb ermutigt. Ihre Pferde schwitzten trotz der Kälte. Sie waren erschöpft von tagelanger Anstrengung.
Die Stimmung hob sich, als die vier Reiter den Ausblick auf ein breites, sandiges Flussbett gewannen. Sie befanden sich am Nordufer. Jenseits des Flusses, am Südufer, waren zwischen Sand- und Schneeverwehungen die Umrisse von Holzbauten zu erkennen.
»… Teufel! Sind wir da?«
»Jaa– aa!« Der Führer im Lederanzug jauchzte die Antwort hinaus. Er hatte mehr Angst gehabt, als er den Dragonern hatte eingestehen wollen. »Der Niobrara und das Fort! Wir sind da!«
Die Sporen wurden wieder gebraucht, und die Reitpeitschen klatschten. Die Pferde stapften dem Sturm entgegen quer über die Sandbänke. Sie wateten durch das schnellfließende Wasser und kletterten den Hang am Südufer des Flusses hinauf bis zu den Palisaden. Ein Wachturm und die Giebel zweier Blockhäuser ragten über den Palisadenring auf. Vom Turm erklang ein scharfer Pfiff, mit dem der Posten die Herankommenden anmeldete.
Die Reitergruppe erreichte das Tor, das in die Westseite des Palisadenrings eingelassen war. Schon knarrten die Flügel in den Angeln. Die Ankömmlinge ritten ein und machten im Hof der vorgeschobenen Grenzstation halt. Die Dragoner und ihr Scout stiegen ab. Drei Männer in Lederkleidung kamen herbei, barhäuptig, mit faltigen, mageren Gesichtern. Auch in den Hof innerhalb der Palisaden stäubten Sand und Schnee, so dass alle die Augen zukniffen und einander im dämmrigen Licht nur undeutlich erkennen konnten. Die Ankömmlinge und diejenigen, die sie zunächst in Empfang nahmen, versicherten einander einleitend, dass alles verdammt sei: die Gegend, der Sturm, der Sand, der Schnee sowie die gesamte Situation, in der man sich befinde. Als festgestellt war, dass hierüber volle Einigkeit herrschte, wurden die Pferde in eine Koppel innerhalb der Palisaden gegeben. Den Scout und die Dragoner brachte man zu dem größeren der beiden Blockhäuser. Es war ein alter langgestreckter, niedriger Bau, ohne Fenster, nur mit Schießscharten versehen. Die schwere Eichentür befand sich an der östlichen Breitseite. Die Balken waren geteert, das Haus wirkte dadurch noch dunkler. Im Innern dieses Hauses vereinte sich alles, was die an Zahl geringe Besatzung der Grenzstation benötigte: Essvorräte, Decken, Holztische, Wandbänke und ein steinerner Herd, auf dem ein Feuer flackerte. Pitt, der Scout, löste den Riemen und nahm den breitkrempigen Hut vom Kopf.
Die drei Dragoner meldeten sich bei der Truppe der Blockhausstation, für die die Bezeichnung Fort recht hochtrabend wirkte. Pitt begab sich zu seinesgleichen, zu den Rauhreitern, die für Sold an der Grenze dienten. Von einem dieser Männer wurde er sofort erkannt und laut begrüßt: »Pitt mit der Stummelnase! Mann! Was suchst du bei uns in der Wildnis? Warst du nicht am gelobten Missouri auf Fort Randall?!«
Pitt stampfte, um die Füße zu erwärmen, spuckte aus, wischte mit dem Handrücken wässrigen Schleim von den Nasenlöchern und ließ sich auf die Wandbank an der linken Schmalseite des Hauses fallen. »Wo hast du den Brandy, Bill, du alter Knabe?«
Ein lautes spöttisches Gelächter war die Antwort.
»Was? Nicht einmal Brandy? Ich zahle!« Pitt war kein Säufer, aber doch ein kleiner Verschwender, wenn es um Branntwein ging. Er fingerte aus einer seiner vielen Taschen ein Geldstück heraus.
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